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Und alles ohne Liebe?

Begonnen von Coppelia, 17. August 2006, 12:47:28

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Coppelia

Hallo allerseits,

ich mache mir Gedanken um einige meiner Romane, in denen keine Liebesgeschichte vorkommt. In manchen ist Liebe unwichtig, und in einigen kommt einfach gar kein Pärchen vor - weder ein Mann-Frau-Pärchen noch ein gleichgeschlechtliches. Es kommen zwar Leute vor, aber niemand von ihnen ist in einen anderen verliebt. Die Thematik ist in diesen Romanen ganz anders, z. B. geht es um Freundschaft und nicht um Liebe. 

Die Frage ist: Geht das?

Interessiert das jemanden oder bestehen die Leser bei Fantasy auf schnulzige oder tragische Lovestories? Oder erwarten sie, wenn zwei Männer die Hauptfiguren sind, dass aus diesen Männern ein Pärchen gemacht wird? In Geschichten mag ich es nicht so gern, dass häufig auf Teufel komm raus aus zwei Männern ein Paar gemacht wird.

Was meint ihr, haben Romane ohne Liebe eine Zukunft?

Kalderon

Ich finde, man muss nicht zwanghaft versuchen, Liebesgeschichten mit einzubauen, wenn sie nicht vorgesehen sind.

Und wenn zwei Männer die Hauptpersonen sind kann man auch ganz prima eine Freundschaft darstellen, die ebenfalls emotional sehr tief gehen kann. Ich denke, das möchte der Leser vor allem. Emotionale Tiefe.

Moni

Also, ich verzichte weitgehend auf eine Lovestory, denn ich finde es nicht sehr fair für dieselbe, wenn sie nur am Rande abgehakt wird... 
Aber wie wir alle wissen "Sex sells", ein wenig eingestreuter Liebesschmalz und ein bißchen Lakengewälze und schwupps verkaufen sich auch Titel, die ansonsten wenig zu bieten haben.

Ich mag keinem allgemeinen Trend folgen, darum werde ich ganz sicher nicht auf Teufel komm raus irgendwelches Liebesgeflüster o.Ä. einbauen. Auch wenn einer meiner Betaleser bereits nach dem ersten Kapitel, allerdings eher scherzhaft, fragte: Und? Wann kommt die Liebesgeschichte? Wo bleibt der Sex? ... solche Erwartungshaltungen zu bedienen, überlasse ich dann Autorinnen wie Diana Gabaldon, die Pseudofantasy mit Beißerelementen mixen und so die Bedürfnisse ihrer Leserschaft befriedigen.

Lg
Moni
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Linda

#3
Zitat von: Coppelia am 17. August 2006, 12:47:28
Hallo allerseits,

ich mache mir Gedanken um einige meiner Romane, in denen keine Liebesgeschichte vorkommt. In manchen ist Liebe unwichtig, und in einigen kommt einfach gar kein Pärchen vor - weder ein Mann-Frau-Pärchen noch ein gleichgeschlechtliches. Es kommen zwar Leute vor, aber niemand von ihnen ist in einen anderen verliebt. Die Thematik ist in diesen Romanen ganz anders, z. B. geht es um Freundschaft und nicht um Liebe. 

Die Frage ist: Geht das?



Ja  - In einem Jugendroman ... :rofl:

Aber mal wieder ernst.

Ich denke, die Fantasy ist noch kein so großes Genre, dass alle Regeln des Mainstream für einen erfolgreichen Roman anzuwenden sind. Und selbst da gibt es Ausreißer.
Ich persönlich vermisse bei einem Roman eine Love Story nicht. Wenn es sich auf glaubwürdige und nachvollziehbare Weise entwickelt, habe ich jedoch auch nichts dagegen.

Im "Goldenen Wolf" gibt es keine Love Story (von ein oder zwei hormonellen Aufwallungen mal abgesehen). Der Held ist verheiratet und Punkt. Die Heldin hängt immer noch an ihrem verstorbenen Liebsten...
Außerdem passen sie charakterlich nicht so besonders gut zusammen.  Das passiert doch ständig im Alltag, warum also nicht auch in Geschichten.

Die Frage ist auch, muss es immer das jugendliche Heldenpaar sein, das sich verliebt? Hier würde ich mir mal ein paar Variationen wünschen.

Und warum geht die Liebe eigentlich immer gleich von zwei Beteiligten aus?  Klassisches Umwerben und Balzen, Kennenlernen und langsam Anfreunden, oder auch nur einseitige, hoffnungslose Liebe sind viel zu selten zwischen zwei Buchdeckeln vertreten, kommen aber im täglichen Leben mitunter recht häufig vor.

Gruß,

Linda

Rei

Hmm, in "Hoffnung der Menschheit" wollte ich keine Liebesbeziehung. Das ist Science-Fiction, dachte ich mir, da will ich keine LIebe haben. Elijah und Mao-Ling sollten einfach nur beste Freunde sein, basta. Und dann kam dieser dämliche Moment im Serverraum, wo Elijah plötzlich austickt und Mao-Ling küßt... *grr* Jetzt hab ich eben doch ein Liebespaar, was mir am Ende von Teil zwei ganz gelegen kommt, wie ich gestehen muß.

In der Seelen-Trilogie kommt der erste Teil auch ohne Liebesgeschichte aus, obwohl in einer Rückblende von einem Liebesbeweiß erzählt wird (das zählt aber nicht  :P). Im zweiten Teil bin ich mir noch nicht sicher, ob Megha dort schon ihren Zukünftigen kennen lernen soll, im dritten Teil aber hat sie auf jeden Fall jemanden, da es für den Plot wichtig ist, daß sie schwanger wird. Und ohne Partner geht das bekanntlich nicht...  :engel:

Also, wenn es in die Geschichte paßt, immer gerne. Aber wenn nicht, dann sollte man die Geschichte nicht in eine Richtung zwingen, die ihr gar nicht steht...

Kalderon

Zitat von: Rei am 17. August 2006, 15:38:12
Das ist Science-Fiction, dachte ich mir, da will ich keine LIebe haben.

??? Was ist das denn für eine Begründung? Gibt es in der Zukunft keine Liebe mehr? Traurige Zukunft.

Zitat von: Rei am 17. August 2006, 15:38:12
Und dann kam dieser dämliche Moment im Serverraum, wo Elijah plötzlich austickt und Mao-Ling küßt... *grr* Jetzt hab ich eben doch ein Liebespaar, was mir am Ende von Teil zwei ganz gelegen kommt, wie ich gestehen muß.

Ist doch klasse. Es kam aus der Situatuion heraus und von den charakterlichen Bedürfnissen. Wunderbar. Besser als irgendetwas Gezwungenes, was meist der Fall ist.



Rei

Zitat von: Kalderon am 17. August 2006, 15:49:01
Zitat von: Rei am 17. August 2006, 15:38:12
Das ist Science-Fiction, dachte ich mir, da will ich keine LIebe haben.

??? Was ist das denn für eine Begründung? Gibt es in der Zukunft keine Liebe mehr? Traurige Zukunft.
Das war der Aufhänger für mich, keine Begründung. Ich wollte in dieser Geschichte keine Liebesgeschichte haben. *schulterzuck* Es hatte, als ich den Plot gemacht habe, nicht gepaßt. Aber daß es im Endeffekt sogar so gut paßt, daß ich den zweiten Teil mit einem Happy End abschließen konnte, hätte ich wirklich nicht gedacht... *freu* Wie Du schon sagtest, es kam aus Elijah heraus, aus seinen Bedürfnissen... Ist schon erschreckend, wenn die Charaktere besser wissen, was in die Geschichte paßt...  ;)

Riesar

Liebe in Fantasy-Büchern gefällt mir ganz und gar nicht.  :no: Schließlich handelt es sich (je nach dem) um einen Fantasy- und nicht um einen Liebesroman.
Beispielsweise fällt auch oft in Action-Filmen auf, dass eine schnöde und kitschige Liebesschnulze mit eingebaut wird, nur um mehr 'liebeskranke' Zuschauer ins Kino zu locken. Und das ist doch nun mehr als erzwungen und unschön.  :hand:
Wenn schon Liebe, dann nachvollziehbar und nicht hollta-di-polter...
Liebe entwickelt sich; solche Gefühle entstehen bekanntermaßen nicht von einem Tag auf den anderen. Umgekehrt wäre es dann wohl eher eine Schwärmerei.
Ich persönlich finde es super-interessant, wenn nicht genau geschildert wird, ob zwei Charas sich nur mögen, oder vielleicht doch noch mehr laufen könnte; sie sich letztendlich aber doch dagegen entscheiden. Auch ein einseitiges Gefühl von Schmetterlingen im Bauch ist mehr als spannend.  :D
Mir gefällt zum Beispiel die Beziehung von Bowen und Kara im Film 'Dragon Heart' sehr gut.
Natürlich kann man die Beziehung von Liebenden in seinen Roman einbauen, es sollte aber auf keinen Fall kitschig und übertrieben wirken.  :engel:

Silvia

Ich find es - je nachdem - langweilig bis furchtbar, wenn in einem Fantasyroman unbedingt eine Liebesschnulze eingestrickt werden muß. Wenn es zur Geschichte paßt und gut geschrieben ist - ok, meinetwegen. Aber zu oft hab ich den Eindruck, es MUSS unbedingt rein. Und selbst in einem Jugendbuch sind mir allzu oft die Helden ein Junge und ein Mädchen, die irgendwann anfangen, miteinander anzubandeln, und komischerweise auch meistens Erfolg damit haben.
Ich warte langsam schon wieder sehnsüchtig auf Geschichte von 2 Jungs/Männern oder 2 Mädchen/Frauen, die einfach nur Freunde sind/werden und zusammen Abenteuer erleben oder meinetwegen auch die Welt retten, wenn das mal wieder an der Tagesordung ist und kein anderer darauf Bock hat  ;)

Weil ich auf sowas keinen Bock hab, sind meine beiden jugendlichen Haupthelden Geschwister. Problem gelöst. Und noch hat kein anderer Chara Bedarf an Liebesdingen bei mir angemeldet ... ich hoffe, das bleibt auch so.

Riesar

Zitat von: Silvia am 17. August 2006, 19:26:49

Weil ich auf sowas keinen Bock hab, sind meine beiden jugendlichen Haupthelden Geschwister. Problem gelöst. Und noch hat kein anderer Chara Bedarf an Liebesdingen bei mir angemeldet ... ich hoffe, das bleibt auch so.

Das kommt mir irgendwie bekannt vor...  ;)

Schelmin

Es kommt auch auf die Zielgruppe an. Ein Jugendbuch hat das natürlich oft zum Thema, weil Liebe in der Altersgruppe das Thema schlechthin ist.

Wenn man Themen mischt, kann man eben verschiedene Zielgruppen ansprechen. Da überliest dann einer die Kampfszenen und freut sich über die Beziehungskisten, oder umgekehrt. Beide lesen bzw kaufen das Buch. Wenn man nur Gemetztel oder nur eine zarte Elfenliebe hat, gibt es dafür sicher auch Abnehmer, aber nicht so viele.

Wenn irgendwas zwangsweise eingestrickt werden muß, geht es meistens ins Auge. Ich finde, eine Geschichte muß eben in die Richtung konzipiert werden, in die sie auch inspiriert wurde. Ich finde, es ist genauso falsch, Liebe grundsätzlich aus Prinzip rauszulassen, wie ich es falsch finde, auf Teufel komm raus irgendwo eine Liebesgeschichte einzubauen, wo sie nichts zu suchen hat.
Es kommt auf die Geschichte an und die Charaktere. Sherlock Holmes und Dr. Watson hatten ja auch nix miteinander, soweit ich weiß.
Schelmin

Coppelia

Na, eure Antworten sind doch schon etwas beruhigend. ;)

Ich schreibe gern Geschichten über Leute, die sich anfreunden. Natürlich haben meine Charaktere sich auch schon verliebt, aber nur in den seltensten Fällen wird etwas daraus. Von Romantik kann schon erst recht nicht die Rede sein. Auch die einseitige Liebe gibt es bei mir. Ich habe eigentlich nur eine Geschichte, wo es gegen Ende noch ein Pärchen gibt, und die hab ich drangegeben, wenn auch nicht deswegen.

Romantik ist nichts für meine Geschichten.

Was mir aber widerfahren ist: Immer, wenn bei mir zwei Charaktere mit einander herumhängen, heißt es von seiten der Leser: "Sind sie ein Paar?" Vor allem bei zwei männlichen Charakteren. Die brauchen nicht mal befreundet zu sein, nein, sie brauchen sich nicht einmal leiden zu können, sie werden trotzdem gleich für ein Paar gehalten. Und das sehe ich überhaupt nicht ein!
Und da frage ich mich halt, ob es den Erwartungen der Leser so sehr widerspricht, wenn sie nun mal kein Paar sind. Und wenn euch das noch nicht passiert ist, ist es ja schön. ;)

ZitatSherlock Holmes und Dr. Watson hatten ja auch nix miteinander, soweit ich weiß.
Da kenne ich auch andere Theorien ... und es ist definitiv einer von den Fällen, die mir nicht einleuchten, warum zwei Personen ein Paar sein sollen!

Rei

Hmm, also ich gehe nicht davon aus, daß die Paarung m/m oder f/f automatisch eine Liebeskiste bedeutet... Vielleicht bin ich da zu arglos...? Mir sind schwule Fantasyhelden bisher nur bei Maja und Manja untergekommen, ansonsten nicht... Daran wirds wohl liegen... Und lesbische schon dreimal nicht...

Ich les wohl die falschen Bücher...  ;)

Silvia

Nein, die Yaoi-Gemeinde ist aus mir unverständlichen Gründen einfach ziemlich groß geworden und ich befürchte, die KÖNNEN gar nicht meh "normal denken", wenn sie zwei Männer auf einem Haufen zu sehen kriegen.  :d'oh:

sorry an alle Yaoi-Freunde hier, mir drängt sich der Gedanke nur immer öfter auf, wenn ich auf fanfiktion.de stöbere  :wums:

Rei

Das kann natürlich auch sein...  8)