Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Handwerkliches => Workshop => Thema gestartet von: Coppelia am 17. August 2006, 12:47:28

Titel: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Coppelia am 17. August 2006, 12:47:28
Hallo allerseits,

ich mache mir Gedanken um einige meiner Romane, in denen keine Liebesgeschichte vorkommt. In manchen ist Liebe unwichtig, und in einigen kommt einfach gar kein Pärchen vor - weder ein Mann-Frau-Pärchen noch ein gleichgeschlechtliches. Es kommen zwar Leute vor, aber niemand von ihnen ist in einen anderen verliebt. Die Thematik ist in diesen Romanen ganz anders, z. B. geht es um Freundschaft und nicht um Liebe. 

Die Frage ist: Geht das?

Interessiert das jemanden oder bestehen die Leser bei Fantasy auf schnulzige oder tragische Lovestories? Oder erwarten sie, wenn zwei Männer die Hauptfiguren sind, dass aus diesen Männern ein Pärchen gemacht wird? In Geschichten mag ich es nicht so gern, dass häufig auf Teufel komm raus aus zwei Männern ein Paar gemacht wird.

Was meint ihr, haben Romane ohne Liebe eine Zukunft?
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Kalderon am 17. August 2006, 12:58:09
Ich finde, man muss nicht zwanghaft versuchen, Liebesgeschichten mit einzubauen, wenn sie nicht vorgesehen sind.

Und wenn zwei Männer die Hauptpersonen sind kann man auch ganz prima eine Freundschaft darstellen, die ebenfalls emotional sehr tief gehen kann. Ich denke, das möchte der Leser vor allem. Emotionale Tiefe.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Moni am 17. August 2006, 13:03:56
Also, ich verzichte weitgehend auf eine Lovestory, denn ich finde es nicht sehr fair für dieselbe, wenn sie nur am Rande abgehakt wird... 
Aber wie wir alle wissen "Sex sells", ein wenig eingestreuter Liebesschmalz und ein bißchen Lakengewälze und schwupps verkaufen sich auch Titel, die ansonsten wenig zu bieten haben.

Ich mag keinem allgemeinen Trend folgen, darum werde ich ganz sicher nicht auf Teufel komm raus irgendwelches Liebesgeflüster o.Ä. einbauen. Auch wenn einer meiner Betaleser bereits nach dem ersten Kapitel, allerdings eher scherzhaft, fragte: Und? Wann kommt die Liebesgeschichte? Wo bleibt der Sex? ... solche Erwartungshaltungen zu bedienen, überlasse ich dann Autorinnen wie Diana Gabaldon, die Pseudofantasy mit Beißerelementen mixen und so die Bedürfnisse ihrer Leserschaft befriedigen.

Lg
Moni
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Linda am 17. August 2006, 13:04:18
Zitat von: Coppelia am 17. August 2006, 12:47:28
Hallo allerseits,

ich mache mir Gedanken um einige meiner Romane, in denen keine Liebesgeschichte vorkommt. In manchen ist Liebe unwichtig, und in einigen kommt einfach gar kein Pärchen vor - weder ein Mann-Frau-Pärchen noch ein gleichgeschlechtliches. Es kommen zwar Leute vor, aber niemand von ihnen ist in einen anderen verliebt. Die Thematik ist in diesen Romanen ganz anders, z. B. geht es um Freundschaft und nicht um Liebe. 

Die Frage ist: Geht das?



Ja  - In einem Jugendroman ... :rofl:

Aber mal wieder ernst.

Ich denke, die Fantasy ist noch kein so großes Genre, dass alle Regeln des Mainstream für einen erfolgreichen Roman anzuwenden sind. Und selbst da gibt es Ausreißer.
Ich persönlich vermisse bei einem Roman eine Love Story nicht. Wenn es sich auf glaubwürdige und nachvollziehbare Weise entwickelt, habe ich jedoch auch nichts dagegen.

Im "Goldenen Wolf" gibt es keine Love Story (von ein oder zwei hormonellen Aufwallungen mal abgesehen). Der Held ist verheiratet und Punkt. Die Heldin hängt immer noch an ihrem verstorbenen Liebsten...
Außerdem passen sie charakterlich nicht so besonders gut zusammen.  Das passiert doch ständig im Alltag, warum also nicht auch in Geschichten.

Die Frage ist auch, muss es immer das jugendliche Heldenpaar sein, das sich verliebt? Hier würde ich mir mal ein paar Variationen wünschen.

Und warum geht die Liebe eigentlich immer gleich von zwei Beteiligten aus?  Klassisches Umwerben und Balzen, Kennenlernen und langsam Anfreunden, oder auch nur einseitige, hoffnungslose Liebe sind viel zu selten zwischen zwei Buchdeckeln vertreten, kommen aber im täglichen Leben mitunter recht häufig vor.

Gruß,

Linda
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Rei am 17. August 2006, 15:38:12
Hmm, in "Hoffnung der Menschheit" wollte ich keine Liebesbeziehung. Das ist Science-Fiction, dachte ich mir, da will ich keine LIebe haben. Elijah und Mao-Ling sollten einfach nur beste Freunde sein, basta. Und dann kam dieser dämliche Moment im Serverraum, wo Elijah plötzlich austickt und Mao-Ling küßt... *grr* Jetzt hab ich eben doch ein Liebespaar, was mir am Ende von Teil zwei ganz gelegen kommt, wie ich gestehen muß.

In der Seelen-Trilogie kommt der erste Teil auch ohne Liebesgeschichte aus, obwohl in einer Rückblende von einem Liebesbeweiß erzählt wird (das zählt aber nicht  :P). Im zweiten Teil bin ich mir noch nicht sicher, ob Megha dort schon ihren Zukünftigen kennen lernen soll, im dritten Teil aber hat sie auf jeden Fall jemanden, da es für den Plot wichtig ist, daß sie schwanger wird. Und ohne Partner geht das bekanntlich nicht...  :engel:

Also, wenn es in die Geschichte paßt, immer gerne. Aber wenn nicht, dann sollte man die Geschichte nicht in eine Richtung zwingen, die ihr gar nicht steht...
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Kalderon am 17. August 2006, 15:49:01
Zitat von: Rei am 17. August 2006, 15:38:12
Das ist Science-Fiction, dachte ich mir, da will ich keine LIebe haben.

??? Was ist das denn für eine Begründung? Gibt es in der Zukunft keine Liebe mehr? Traurige Zukunft.

Zitat von: Rei am 17. August 2006, 15:38:12
Und dann kam dieser dämliche Moment im Serverraum, wo Elijah plötzlich austickt und Mao-Ling küßt... *grr* Jetzt hab ich eben doch ein Liebespaar, was mir am Ende von Teil zwei ganz gelegen kommt, wie ich gestehen muß.

Ist doch klasse. Es kam aus der Situatuion heraus und von den charakterlichen Bedürfnissen. Wunderbar. Besser als irgendetwas Gezwungenes, was meist der Fall ist.


Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Rei am 17. August 2006, 16:28:51
Zitat von: Kalderon am 17. August 2006, 15:49:01
Zitat von: Rei am 17. August 2006, 15:38:12
Das ist Science-Fiction, dachte ich mir, da will ich keine LIebe haben.

??? Was ist das denn für eine Begründung? Gibt es in der Zukunft keine Liebe mehr? Traurige Zukunft.
Das war der Aufhänger für mich, keine Begründung. Ich wollte in dieser Geschichte keine Liebesgeschichte haben. *schulterzuck* Es hatte, als ich den Plot gemacht habe, nicht gepaßt. Aber daß es im Endeffekt sogar so gut paßt, daß ich den zweiten Teil mit einem Happy End abschließen konnte, hätte ich wirklich nicht gedacht... *freu* Wie Du schon sagtest, es kam aus Elijah heraus, aus seinen Bedürfnissen... Ist schon erschreckend, wenn die Charaktere besser wissen, was in die Geschichte paßt...  ;)
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Riesar am 17. August 2006, 16:55:05
Liebe in Fantasy-Büchern gefällt mir ganz und gar nicht.  :no: Schließlich handelt es sich (je nach dem) um einen Fantasy- und nicht um einen Liebesroman.
Beispielsweise fällt auch oft in Action-Filmen auf, dass eine schnöde und kitschige Liebesschnulze mit eingebaut wird, nur um mehr 'liebeskranke' Zuschauer ins Kino zu locken. Und das ist doch nun mehr als erzwungen und unschön.  :hand:
Wenn schon Liebe, dann nachvollziehbar und nicht hollta-di-polter...
Liebe entwickelt sich; solche Gefühle entstehen bekanntermaßen nicht von einem Tag auf den anderen. Umgekehrt wäre es dann wohl eher eine Schwärmerei.
Ich persönlich finde es super-interessant, wenn nicht genau geschildert wird, ob zwei Charas sich nur mögen, oder vielleicht doch noch mehr laufen könnte; sie sich letztendlich aber doch dagegen entscheiden. Auch ein einseitiges Gefühl von Schmetterlingen im Bauch ist mehr als spannend.  :D
Mir gefällt zum Beispiel die Beziehung von Bowen und Kara im Film 'Dragon Heart' sehr gut.
Natürlich kann man die Beziehung von Liebenden in seinen Roman einbauen, es sollte aber auf keinen Fall kitschig und übertrieben wirken.  :engel:
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Silvia am 17. August 2006, 19:26:49
Ich find es - je nachdem - langweilig bis furchtbar, wenn in einem Fantasyroman unbedingt eine Liebesschnulze eingestrickt werden muß. Wenn es zur Geschichte paßt und gut geschrieben ist - ok, meinetwegen. Aber zu oft hab ich den Eindruck, es MUSS unbedingt rein. Und selbst in einem Jugendbuch sind mir allzu oft die Helden ein Junge und ein Mädchen, die irgendwann anfangen, miteinander anzubandeln, und komischerweise auch meistens Erfolg damit haben.
Ich warte langsam schon wieder sehnsüchtig auf Geschichte von 2 Jungs/Männern oder 2 Mädchen/Frauen, die einfach nur Freunde sind/werden und zusammen Abenteuer erleben oder meinetwegen auch die Welt retten, wenn das mal wieder an der Tagesordung ist und kein anderer darauf Bock hat  ;)

Weil ich auf sowas keinen Bock hab, sind meine beiden jugendlichen Haupthelden Geschwister. Problem gelöst. Und noch hat kein anderer Chara Bedarf an Liebesdingen bei mir angemeldet ... ich hoffe, das bleibt auch so.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Riesar am 17. August 2006, 19:38:45
Zitat von: Silvia am 17. August 2006, 19:26:49

Weil ich auf sowas keinen Bock hab, sind meine beiden jugendlichen Haupthelden Geschwister. Problem gelöst. Und noch hat kein anderer Chara Bedarf an Liebesdingen bei mir angemeldet ... ich hoffe, das bleibt auch so.

Das kommt mir irgendwie bekannt vor...  ;)
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Schelmin am 17. August 2006, 20:04:53
Es kommt auch auf die Zielgruppe an. Ein Jugendbuch hat das natürlich oft zum Thema, weil Liebe in der Altersgruppe das Thema schlechthin ist.

Wenn man Themen mischt, kann man eben verschiedene Zielgruppen ansprechen. Da überliest dann einer die Kampfszenen und freut sich über die Beziehungskisten, oder umgekehrt. Beide lesen bzw kaufen das Buch. Wenn man nur Gemetztel oder nur eine zarte Elfenliebe hat, gibt es dafür sicher auch Abnehmer, aber nicht so viele.

Wenn irgendwas zwangsweise eingestrickt werden muß, geht es meistens ins Auge. Ich finde, eine Geschichte muß eben in die Richtung konzipiert werden, in die sie auch inspiriert wurde. Ich finde, es ist genauso falsch, Liebe grundsätzlich aus Prinzip rauszulassen, wie ich es falsch finde, auf Teufel komm raus irgendwo eine Liebesgeschichte einzubauen, wo sie nichts zu suchen hat.
Es kommt auf die Geschichte an und die Charaktere. Sherlock Holmes und Dr. Watson hatten ja auch nix miteinander, soweit ich weiß.
Schelmin
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Coppelia am 17. August 2006, 20:05:29
Na, eure Antworten sind doch schon etwas beruhigend. ;)

Ich schreibe gern Geschichten über Leute, die sich anfreunden. Natürlich haben meine Charaktere sich auch schon verliebt, aber nur in den seltensten Fällen wird etwas daraus. Von Romantik kann schon erst recht nicht die Rede sein. Auch die einseitige Liebe gibt es bei mir. Ich habe eigentlich nur eine Geschichte, wo es gegen Ende noch ein Pärchen gibt, und die hab ich drangegeben, wenn auch nicht deswegen.

Romantik ist nichts für meine Geschichten.

Was mir aber widerfahren ist: Immer, wenn bei mir zwei Charaktere mit einander herumhängen, heißt es von seiten der Leser: "Sind sie ein Paar?" Vor allem bei zwei männlichen Charakteren. Die brauchen nicht mal befreundet zu sein, nein, sie brauchen sich nicht einmal leiden zu können, sie werden trotzdem gleich für ein Paar gehalten. Und das sehe ich überhaupt nicht ein!
Und da frage ich mich halt, ob es den Erwartungen der Leser so sehr widerspricht, wenn sie nun mal kein Paar sind. Und wenn euch das noch nicht passiert ist, ist es ja schön. ;)

ZitatSherlock Holmes und Dr. Watson hatten ja auch nix miteinander, soweit ich weiß.
Da kenne ich auch andere Theorien ... und es ist definitiv einer von den Fällen, die mir nicht einleuchten, warum zwei Personen ein Paar sein sollen!
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Rei am 17. August 2006, 21:00:47
Hmm, also ich gehe nicht davon aus, daß die Paarung m/m oder f/f automatisch eine Liebeskiste bedeutet... Vielleicht bin ich da zu arglos...? Mir sind schwule Fantasyhelden bisher nur bei Maja und Manja untergekommen, ansonsten nicht... Daran wirds wohl liegen... Und lesbische schon dreimal nicht...

Ich les wohl die falschen Bücher...  ;)
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Silvia am 18. August 2006, 00:02:58
Nein, die Yaoi-Gemeinde ist aus mir unverständlichen Gründen einfach ziemlich groß geworden und ich befürchte, die KÖNNEN gar nicht meh "normal denken", wenn sie zwei Männer auf einem Haufen zu sehen kriegen.  :d'oh:

sorry an alle Yaoi-Freunde hier, mir drängt sich der Gedanke nur immer öfter auf, wenn ich auf fanfiktion.de stöbere  :wums:
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Rei am 18. August 2006, 08:06:47
Das kann natürlich auch sein...  8)
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Steffi am 18. August 2006, 09:23:07
Zitat von: Silvia am 18. August 2006, 00:02:58
Nein, die Yaoi-Gemeinde ist aus mir unverständlichen Gründen einfach ziemlich groß geworden und ich befürchte, die KÖNNEN gar nicht meh "normal denken", wenn sie zwei Männer auf einem Haufen zu sehen kriegen.  :d'oh:

sorry an alle Yaoi-Freunde hier, mir drängt sich der Gedanke nur immer öfter auf, wenn ich auf fanfiktion.de stöbere  :wums:


Ist mir auch schon passiert - ich habe eine Harry Potter Fanfic geschrieben, und bekam dann solche emails wie "Sind Remus und Sirius zusammen?" - worüber ich ziemlich verwirrt war, weil ich in der gesamten Geschichte keine, wirklich keine einzige Andeutung gemacht hatte. Mir war es überhaupt nicht in den Sinn gekommen, dass man das so interpretieren könnte.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: MarkOh am 18. August 2006, 10:52:49
Nun ja, ich gebe ehrlich zu, dass in "Devian & Corvina" natürlich auch etwas Liebesschmalz ( ohne detailliertes Bettgeflüster ) zugegeben wurde. Ebenso gut hätte man daraus aber auch eine super Freundsxchaft machen können. Glaube, das hätte der Geschichte an sich auch keinen Abbruch getan.
Mal sehen, in meinem neuen Roman "Rouhan" ist sowas eigentlich nicht vorgesehen, und wenn dann nur als Randerscheinung mit tragischem Ausmaß. So ein bisserl feile ich ja noch an der Rahmenhandlung...

:wums:
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: MarkOh am 18. August 2006, 12:47:07
Ausschnitt von Schelmin
ZitatIch stelle mir gerade einen Aragorn vor, der plötzlich sagt: Arwen, tut mir ja leid, aber irgendwie finde ich deinen Vater plötzlich schärfer. Ich glaube, man fühlt sich als Leser ziemlich vor den Kopf getoßen, wenn sowas ganz und gar überraschend kommt, und dann auch überhaupt nicht mehr in die Vorstellung paßt, die man sich von Figuren gemacht hat.

Ähh, pfui, würg, röchel... Ich, der ich "Herr der Ringe" fast schon für das Maß aller Dinge im Fantasyhimmel ansehe, würde wohl die Bücher verbrennen, die DVD's vernichten, und zukünftig nur noch Sachbücher zumThema "Sprungkraft grüner Aschefässer" verfassen.
:happs:

Nee, mal im ernst. Glaube, mir würde eine solche Wendung die ganze Geschichte ruinieren. Auch wenn es ja hauptsächlich um Frodo und den Ring als solches geht, stellen Aragorn und Arwen einen nicht unwichtigen Bezugspunkt in der Geschichte dar. Und ein bisserl Liebesgeschneusel muss auch sein in solch einem Meisterwerk.

Lieben Gruß
MarkOh

( Mal nebenbei verdient Peter Jackson wohl auch deshalb nur etwa 228 Euro pro Minute, und Spielberg gerade mal 497 Euro pro Minute. Ein homosexuell angehauchter Aragorn hätte ihn wohl einige Eutros gekostet...  )
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Rei am 18. August 2006, 14:39:22
Nee, also solange es keine deutlichen Anzeichen gibt, sehe ich auch niemanden als Paar an, egal, welche Geschlechter sich da tummeln.

Wieso soll ich mir als Leser Gedanken darüber machen, was der Autor eventuell gemeint haben könnte? *schulterzuck* Ich will mich unterhalten lassen, nicht interpretieren. Das hat mir in der Schule schon keinen Spaß gemacht.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Hyndara am 21. August 2006, 03:22:36
Wenn ich jetzt mal aus meiner Schreiberfahrung sprechen darf:

Wenn eine Liebesbeziehung für den Plot notwendig ist, wird sie eingebaut, sind mehrere notwendig, werden sie eingebaut. Allerdings mach ich meist den berühmten Ausblender, bevor es zu heiß her geht.

Was ich interessant an den ganzen Beziehungen und den Gefühlen zueinander finde, sind die unterschiedlichen Arten, wie Liebe sich äußern kann.

In meinem jetzigen Manuskript (äh, Teil 3 von einem Zyklus) kommt die Hauptfigur mit einer Elfe zusammen. Für beide ist es die erste Liebe, beide putertieren noch ein wenig und liegen sich am Anfang kräftig in den Haaren. Dann kriegen sie aber doch die Kurve. Aber so richtig Schmatz-und-Knuddel-ab-ins-Bett ist das zwischen den beiden nicht, eher eine Freundschaft, die vertrauter geworden ist. Sie wollen zwar heiraten, sie lieben sich und können sich keine Beziehung mit irgendjemand anderem vorstellen, aber turteln tun Hyndara und Maskot eigentlich gar nicht.

Jetzt, im 4. Teil ist es Jewaria, Vetter der Hauptfigur und bester Freund, der sich verliebt hat. Da geht es völlig anders zu. Er und Doran turteln viel, Jewaria mutiert plötzlich zum rächenden Ritter, schmachtet seine Angebetete an. Da kommen ziemlich viel Klischees zusammen. Finde ich aber auch gut, immerhin hat Jewaria einen anderen Charakter als Maskot, da darf er sich auch anders benehmen (und Doran zieht schließlich mit und findet es schön, so umschmeichelt zu werden).

Drittes Beispiel zieht sich bisher durch alle Teile: Ein Junge aus Maskots Volk hat sich in seiner Jugend in seinen Prinzen verknallt, weiß aber auch von Anfang an, daß er kaum eine Chance hat, an ihn heranzukommen. Die Liebe aber besteht weiter, verfolgt ihn bewußt und unbewußt sein ganzes Leben bisher. Das geht soweit, daß Elion sich nur Partner sucht, die Maskot irgendwie ähnlich sehen, zumindest in seinen Augen. Diese unerfüllte Liebe finde ich irgendwie interessant, obwohl sie am Anfang gar nicht wirklich geplant war (Elion outete sich selbst als schwul, damit hatte ich nichts zu tun).

Nächstes Beispiel: Dog Mannem
Dog hat ihren Sidekick Wu Cheng. Immer wieder werde ich auf die Beziehung zwischen den beiden angesprochen, tatsächlich sind sie aber nur ... naja, sehr ungleiche Partner, zumindest meistens. Wu ist zwar fasziniert von Dog, aber nicht sexuell, sondern aufgrund ihrer Fähigkeiten, Dog ihrerseits nimmt ihr Faktotum erst wahr, als ich ihn mal aus einem Teil herausgeschrieben habe und ihr einen anderen Begleiter zugedacht habe. Aber wenn überhaupt, ist Wu für sie ihr persönlicher Kofferträger, der sie anstaunen darf, Ende.

Letztes Beispiel: Die Feuerhexe
Wenn sich aus einer Zweckgemeinschaft allmählich eine Freundschaft entwickelt, kann sich daraus auch Liebe entwickeln. Scooter und Xana sind dafür Beispiele. Xana kommt zu Anfang, um Scooter zu schützen, später heilt sie ihn und richtet ihn wieder auf. Erst beim Höhepunkt habe ich kapiert, daß zwischen den beiden was läuft, als Xana plötzlich Amok lief, weil Scooter verwundet wurde. Sie metzelte die Gegenspielerin nieder, obwohl das eigentlich Scooters Job gewesen wäre. Der war aber dummerweise gerade damit beschäftigt, auf dem Boden zu liegen und zu verbluten oder an dem Gift zu sterben, je nachdem, was schneller gewesen wäre. Als es dann um den Wiederaufbau Feuerlands ging, hieß es erst, Scooter würde zurückkehren in seine Heimat, dann aber blieb er doch (obwohl Xana nicht gefragt hat.).

Ich denke, es kommt darauf an, ob die Beziehung zwischen den einzelnen Paaren nachvollziehbar ist oder nicht. Wenn es für den Plot notwendig ist, dann gibt es das Liebespaar, wenn nicht, dann nicht.  Außerdem kann auch unerfüllte Liebe ein Antrieb sein, nicht mal ein schlechter, der sich zum Bösen verkehren muß. Präker wird es höchstens, wenn guter Held sich in bösen Schurken verknallt. Könnte etwas problematisch werden, andererseits ... irgendwie reizvoll.

Was meinen Lesegeschmack betrifft: Üblicherweise blättere ich genervt über die Seiten hinweg, zumindest bei so manchem Pseudo-Fantasy-Roman für die unausgefüllten jungen Mütter (keine Negativwertung, bitte nicht falsch verstehen). An anderer Stelle dagegen finde ich eine Beziehung wieder interessant für die Handlung. Mh, Beispiel ... Ramayana (wenn auch kein gutes Beispiel) von Banker oder in den ersten Chroniken von Fitz dem Weitseher von Robin Hobb. Die Beziehungen sind interessante Konstellationen im Hinblick auf die Geschichte und verraten auch viel über die Figuren (im Fall von Hobb).
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Möchtegernautorin am 21. August 2006, 18:45:30
Zitat von: LindaIm "Goldenen Wolf" gibt es keine Love Story (von ein oder zwei hormonellen Aufwallungen mal abgesehen). Der Held ist verheiratet und Punkt. Die Heldin hängt immer noch an ihrem verstorbenen Liebsten...

Wow, das hört sich für mein befinden wirklich klasse an :) Ich habe zwar nichts gegenliebesgeschichten einzuwenden. Eher im Gegenteil, ich fabriziere sie ja selbst zu genüge. Aber nach meinem Empfinden ist es kein muss. Es gibt auf der Welt wirklich genügend Freunde und demnach muss es wohl kaum in einer Fantasywelt unbedingt anders sein.
Da muss ich eigentlich nur an einen meiner liebsten Charas denken. Deren bester Freund ist ein waschechter Weiberheld, aber die beiden werden sicherlich nie über eine Freundschaft hinauskommen. Das würde einfach nicht passen.

Bei mir tauchen zwar auch immer wieder Beziehungen und dergleichen auf, aber mir schwirrt auch so einiges im Kopf herum, bei dem es einfach unpassend wäre. Da sehe ich es auch nicht ein etwas aufzuzwingen.
Bei allem steht jedoch eines fest: Ohne eindeutige Andeutungen auf irgendwelche Liebesanwandlungen komme ich ohne nicht auf die Idee, das irgend etwas läuft. Von Knall auf Fall halte ich da absolut nichts, weil es dann völlig unverständlich wirkrt.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Elena am 21. August 2006, 19:00:00
Ich finde Liebesgeschichte sogar eher störend, es sei denn, sie sind 100%ig realistisch. Ich mag bodenständige Liebesgeschichten, etwas, wo sich eine Liebe entwickelt und dann eher selbstverständlich wird, ohne, dass man Worte darüber  verlieren muss. Am Besten sind Liebesgeschichten, in denen "Ich liebe dich" nicht gesagt werden muss. Sowohl in Büchern, wie auch im wahren Leben.

Auf Teufel-komm-raus eine reinzuzwingen, bringt nichts. Natürlich sind Liebesgeschichten schön, aber wenn sie sich nicht aus den Charakteren heraus beim Schreiben entwickeln, sind sie nicht natürlich. Und wenn sie nicht natürlich sind, sind sie - in meinen Augen - überflüssig.

Liebe Grüße,

Elena
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Linda am 21. August 2006, 20:20:11
Zitat von: Drachenelfe am 21. August 2006, 18:45:30
Zitat von: LindaIm "Goldenen Wolf" gibt es keine Love Story (von ein oder zwei hormonellen Aufwallungen mal abgesehen). Der Held ist verheiratet und Punkt. Die Heldin hängt immer noch an ihrem verstorbenen Liebsten...

Wow, das hört sich für mein befinden wirklich klasse an :) Ich habe zwar nichts gegenliebesgeschichten einzuwenden. Eher im Gegenteil, ich fabriziere sie ja selbst zu genüge. Aber nach meinem Empfinden ist es kein muss. Es gibt auf der Welt wirklich genügend Freunde und demnach muss es wohl kaum in einer Fantasywelt unbedingt anders sein.

eben. :-) Die Figuren kommen aus einer Gesellschaft, die in einer unbarmherzigen Umwelt lebt. Da kann jeder Jagdausflug der letzte sein. Zumal es bei den Nivesen etwas sittenstreng zugeht und außereheliche Beziehungen nicht so toleriert werden.
Ergo - heiratet man dort relativ früh, denn zum einen gibt es diesen sozialen Druck, zum anderen muss eine solche Gruppe schlichtweg zeitig genug dafür sorgen, dass sie nicht ausstirbt. Es sterben auch viele Kinder.
Und natürlich gibt es immer auch Singles, freiheitsliebende (oder schüchterne) Hagestolze, einsame Jungfern oder beispielsweise Schamanen, die sich aus religiösen Gründen nicht unbedingt in eine feste Bindung begeben wollen (es gibt kein Zölibat, aber ich vermute, dass gewisse Jobs einfach so fordernd sind, dass für ein Familienleben kein Raum mehr bleibt).
Es gibt eine ganze Menge Organisationsformen menschlichen Zusammenlebens und emotionale Beziehungsgeflechte. Da muss es auch nicht immer die Standard-Keimzelle Liebespaar sein aus der die Standard-Kernfamilie (Mutter Vater Kind/er) hervorgeht... Nur weil wir kulturmäßig ziemlichvorbelastet sind, bedeutet das ja keinesfalls, dass es in unseren Fantasywelten ähnlich zugehen muss.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Coppelia am 22. August 2006, 12:47:39
Ich habe Bücher schon weggelegt, wenn ich mit schnulzigen Liebesgeschichten zu tun bekam, sogar, wenn sie sonst gar nicht schlecht waren.

Der Yaoi-Trip nervt mich persönlich sehr. Allerdings mehr auf dem Gebiet von Fanfiction. D. h.: Wenn männliche Figuren, die es schon gibt, sich ineinander verlieben, weil es irgend ein Fan so beschließt. Wenn die Figuren es von sich aus tun, finde ich dagegen ja nichts zu sagen.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Rei am 22. August 2006, 13:44:15
Hmm, das denke ich auch. Es gibt so viele gute Fan-Fictions, aber warum müssen sie um alles in der Welt um yaoi oder yuri erweitert werden?
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Arielen am 22. August 2006, 16:15:07
Zitat von: Rei am 22. August 2006, 13:44:15
Hmm, das denke ich auch. Es gibt so viele gute Fan-Fictions, aber warum müssen sie um alles in der Welt um yaoi oder yuri erweitert werden?

Weil es IN ist und Hetero langweilig?
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Arielen am 22. August 2006, 16:22:19
Zitat von: Coppelia am 17. August 2006, 12:47:28
Interessiert das jemanden oder bestehen die Leser bei Fantasy auf schnulzige oder tragische Lovestories? Oder erwarten sie, wenn zwei Männer die Hauptfiguren sind, dass aus diesen Männern ein Pärchen gemacht wird? In Geschichten mag ich es nicht so gern, dass häufig auf Teufel komm raus aus zwei Männern ein Paar gemacht wird.
Was meint ihr, haben Romane ohne Liebe eine Zukunft?

Ich denke, die meisten Leser(innen) erwarten eine erfüllte Liebesgeschichte, aber es gibt durchaus auch Romane, in denen sie nicht im Vordergrund steht oder auch nicht die Rolle spielt. Wenn sich Liebe und/oder Freundschaft aus der Geschichte heraus entwickelt, dann bleibt es den Lesern mehr im Gedächtnis, als wenn es den - erzwungenen - o8/15 Weg läuft.

Mein "Katzenspuren" etwa bezieht einen Teil seine Spannung aus den gegensätzlichen Charakteren - zölibatärer Stadtwachenkommandant und lebenslustige Diebin - UND diie deutlich spürbare sexuelle Spannung zwischen den beiden. Es knistert in einem fort, und gerade weil am Ende dann doch nichts passiert, erinnern sich die Leute später dran.

In "Das magische Erbe" waren die Helden in ihrem ersten Leben ein klassisches Liebe-auf-den-Ersten-Blick-Paar, Ritter und Edeldame, was ich aber auch umgedreht habe in der Gegenwart. In ihrem zweiten Leben ist die Frau älter als der Mann, und mehr als eine gewisse Zuneigung entwickelt sich nicht. Auch hier stelle ich dem Leser frei zu überlegen ob die beiden zusammen bleiben oder eben nicht. Sagen tue ich es nicht.

Und auch sonst entscheide ich letztendlich, ob es zur Gescichte paasst, und meist sind es die Paare die erst nicht geplant sind, die die intensivsten Beziehungen haben.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Kalderon am 22. August 2006, 16:55:09
Zitat von: Arielen am 22. August 2006, 16:15:07
Zitat von: Rei am 22. August 2006, 13:44:15
Hmm, das denke ich auch. Es gibt so viele gute Fan-Fictions, aber warum müssen sie um alles in der Welt um yaoi oder yuri erweitert werden?

Weil es IN ist und Hetero langweilig?

Ich hoffe, es ist nicht irgendwann IN, eine Frau zu sein. Ich habe keine Lust auf eine Geschlechtsumwandlung.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Rei am 22. August 2006, 16:59:16
Zitat von: Kalderon am 22. August 2006, 16:55:09
Zitat von: Arielen am 22. August 2006, 16:15:07
Zitat von: Rei am 22. August 2006, 13:44:15
Hmm, das denke ich auch. Es gibt so viele gute Fan-Fictions, aber warum müssen sie um alles in der Welt um yaoi oder yuri erweitert werden?

Weil es IN ist und Hetero langweilig?

Ich hoffe, es ist nicht irgendwann IN, eine Frau zu sein. Ich habe keine Lust auf eine Geschlechtsumwandlung.

Hihi, stell Dir das mal vor... Da hast Du Dich gerade umgewandelt, dann sind Frauen plötzlich vollkommen out...

Wieso ist hetero langweilig? *schulterzuck* Ich hab nix gegen andere Paarungen wie m/f, aber man muß ja nicht auf Teufel komm raus... oder...?
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Schelmin am 22. August 2006, 20:52:31
Da gibt es doch diese coole Werbung, was war das doch gleich, ein Auto?
Jedenfalls irgendwas, was man drei Tage testen kann, im Gegensatz zum neuen Geschlecht, nach der OP.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Arielen am 25. August 2006, 06:47:55
Zitat von: Rei am 22. August 2006, 16:59:16
Zitat von: Kalderon am 22. August 2006, 16:55:09
Zitat von: Arielen am 22. August 2006, 16:15:07
Zitat von: Rei am 22. August 2006, 13:44:15
Hmm, das denke ich auch. Es gibt so viele gute Fan-Fictions, aber warum müssen sie um alles in der Welt um yaoi oder yuri erweitert werden?

Weil es IN ist und Hetero langweilig?

Ich hoffe, es ist nicht irgendwann IN, eine Frau zu sein. Ich habe keine Lust auf eine Geschlechtsumwandlung.

Hihi, stell Dir das mal vor... Da hast Du Dich gerade umgewandelt, dann sind Frauen plötzlich vollkommen out...

Wieso ist hetero langweilig? *schulterzuck* Ich hab nix gegen andere Paarungen wie m/f, aber man muß ja nicht auf Teufel komm raus... oder...?

Na ja, für die Harten Yaoi-Fans ist "Hetero" wohl ausgelutscht und gibt nicht mehr den Kick. Aber wenn man auch zu viel Yaoi hat, dann wird es plötzlich langweilig und man kommt ganz schnell wieder auf das "Normale" zurück oder spart es sich ganz.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Lana am 18. Oktober 2006, 13:16:10
Ich bin auch dafür, dass man nicht über all Liebe und S** reinbringen muss. Warum muss dass denn immer sein.
Ihr habt sicher alle Matrix gesehen. Mir hat der erste Film so gut gefallen. Klar, er und Trinity verlieben sich, aber sie machen nichts, was Pärchen dann so machen. Wenn das passiert wäre hätten auch alle blöd geguckt.
Dann bin ich ganz euphorisch in den 2. Teil gegangen (Kino) und war so enttäuscht dass die schon am Anfang meinen sie müssten "Liebe machen". Ich wäre am liebsten raus gegangen. Für den Verlauf der Geschichte ist es uninteressant. Wenn man uns mitteilen wollte, dass sie noch zusammen sind, hätte man sie sich auch küssen sehen können, nein, immer gleich volles Programm...  :nöö:

Na gut. Lange Rede, kurzer Sinn. Ich würde mir keine Gedanken machen, wenn mal keine Liebe im Spiel ist, egal in welcher Hinsicht. Ich denke, dass man ab und an auch einfach mal ein Abenteuer erleben kann, ohne das Held und Gerettete oder sonst wär immer gleich ein Paar werden.

LG Lana  :D
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Arielen am 26. Oktober 2006, 01:03:47
Ich habe gemerkt, daß die schönsten Liebesgeschichten diejenigen sind, in denen sich eine Liebe unerwartet - auch für den Autor unerwartet - entwickelt, weil die Chemie zwischen den Charakteren stimmt. Wenn man auch als Leser das Gefühl hat, daß sich da langsam und zart was entwickelt, dann hat man auch viel mehr Spaß, die Liebe mitzuverfolgen, als wenn gleich mit dem Holzhammer zugeschlagen wird.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Manja_Bindig am 26. Oktober 2006, 09:08:12
ZitatNein, die Yaoi-Gemeinde ist aus mir unverständlichen Gründen einfach ziemlich groß geworden und ich befürchte, die KÖNNEN gar nicht meh "normal denken", wenn sie zwei Männer auf einem Haufen zu sehen kriegen. 

@Silvia: :pfanne: :)

(kann ich noch normal denken, wenn ich zwei Männer auf einmal sehe? Ja - sonst hätte die halbe Uni Angst vor mir. Ich eingeschlossen)


Was meinen Liebesschmalz betrifft:
Elfenblut - ja, da hab ich schön tief reingegriffen in den Schmalzpott... und NEIN es ist NICHT meine Schuld, dass Rinyl eine extrem männliche Frau abgeben würde... der wollte sich kein Kleid anziehen lassen, basta(andererseits hat sich Vyren auch noch nie beschwert...)

Seelenuche... hm... da hatt ich eher eine einseitige Liebe geplant - zwischen meiner süßen, kleinen Malenka und Vyren(der ja aus ganz anderen Gründen an ihr interessiert ist, als sie es in der Ur-Fassung gerne hätt). Aber ehe es so weit kam, taucht ein Elf namens Lasgylen auf, er und MAlenka sehen sich und... BAUZ. Projekt "Einseitige Liebe" erlitt Schiffsbruch und zwischen MAlenka und Lasgylen begann etwas Zartes zu keimen... das fand ich im Nachhinein aber so niedlich, dass ich es gelassen hab. Malenka starb also nciht, wie geplant, sondern wird glücklich.
Vyren... ich weiß immer noch nicht, ob ich ihn sterben, in seiner Einsamkeit(weil: Rinyl tot) versumpfen oder ihn was ganz anderes machen lassen soll... ARGH...
ach ja, und ich lasse eine "Teenager-Liebe" auseinanderbrechen.
"Seelensuche" bietet also das vole Programm - und das ist sogar in die Handlung integriert. Wahooo!

Spiegelbilder.
35 Kapitel lange Charakteristik von zwei ehemaligen Nebencharas. Inzwischen bin ich bereit, es als "Roman" zu bezeichnen.
Die Charas sind Zwillinge. MÄNNLICHE Zwillinge. Da ich nix gegen yaoi und nur bedingt was gegen Inzest, aber dafür etwas gewaltiges gegen yaoi-Inzest habe, kann sich der yaoi-Extrem-Fan die Hoffnung allerdings sparen. Die beiden hängen extrem aneinander, die zu trennen wäre ihr Tod, aber das liegt daran, dass sie eben nur sich haben. Bis auf ein paar (weibliche) Affären haben sie auch nich wirklich was mit Frauen.
Dafür hab ich an anderer Stelle ein Karusssell von unerfüllter Liebe eingebaut - und damit mindestens vier Charas unglücklich gemacht(bin ich gut oder bin ich gut? )

In der "Verlorene Worte"-Sache liegt der Fall wieder anders. Ich hab wieder ein Paar(? ) bei dem ich mir aber nicht sicher bin, ob ich mir da nicht nur was einbilde.  Wenn ich mir nix einbilde und die beiden haben wirklich was am Laufen, spielt das in der Handlung eine sehr untergeordnete Rolle. Genauso wie Janas Beziehung, die irgendwan im fünften Kapitel in die Brüche geht und erst der Auslöser für ihre Schreibblockade ist.

Und "Flügelzyklus"... äh... ja... meine Shia - MEschenhasserin sondersgleichen - verliebt sich in einen MEnschen - der sie töten soll und der für sie allenfalls Mitleid empfindet. Auch nicht das wahre.


Ich habs irgendwie nciht so damit, Paare glücklich werden zu lassen, scheint mir... auch wenn in jedem meiner Romane etwas Beziehungshickhack drin ist.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Ary am 26. Oktober 2006, 17:24:25
Hi!

Mal sehen, ob ich es in Wüstenfeuer so schön subtil hinbekomme, wie Arielen es beschrieben hat. Ich weiß ja schon, wer sich in wen verlieben soll, und das wird auch klappen. Und ja - es IST shonen ai (um den begriff yaoi zu rechtfertigen, müßten die geplanten Liebesszenen deutlich expliziter beschrieben werden, als ich es vorhabe). *duck*
Allerdings soll die Beziehung sich langsam entwickeln, auch wenn schon früh angedeutet wird, daß mein lieber Prinz Jhamal von einem etwas anderen Ufer ist als der Rest der Menschheit. :)

LG,
Aryana (bekennender shonen ai-Fan)
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Manja_Bindig am 30. Oktober 2006, 11:58:03
*Ary die Hand reich*

Wobei mir aufgefallen ist - wie ich mir Elfenblut gedacht habe, hat es schon gepasst. Die beiden mussten im Ersten Band zusammenkommen, sonst hätte der zweite nciht so recht geklappt.
Sie sind zusammengekommen. Ein bischen BAUZ BAUZ, aber sie sind zusammen. Und ich hab das vage gefühl, dass es halbwegs passt(ich meine, ich hab ihnen ein paar hübsche Eifersüchteleien verpasst - hach wie süß...)
Aber wirklich ernst wurde es eben erst im zweiten Band mit den beiden. Im ersten hatten sie sich quasi auf Freundschaft + Sex + mehr oder minder gegenseitige "Besitz"ansprüche geeinigt. Lustigerweise kam die richtige Liebe aber erst später.

:)

@Rei: Die sind nicht schwul. Die sind BI! Das is ganz was anderes! *quengel*
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Serenitatis am 31. Oktober 2006, 18:19:09
Zwei Fragen... meiner Meinung nach eine Antwort: Ja.

Als Nichtautor und Leser ist mir eine Geschichte, die eine Freundschaft beinhaltet, sehr lieb.
Als Leser nimmt mich es mich gefangen, wofür ich auch im realen Leben und meinen Träumen
Interesse habe... und ich lasse mich gerne überraschen.
Also nicht nur, womit ich täglich zu tun habe, wie Liebe und Leid, oder was ich mir erträume, wie
Action und Helden zum Beispiel.
Ich suche es mir doch aus, was ich lese. Den Zufall lasse ich mal aussen vor.
Will ich geheimnissvolle Liebe, lese ich einen alten Gaslichtroman, will ich einen Helden (mit aussichtsloser
Liebe), warum nicht ins Genre Western, ein alter Lassiter.   ;)
Ich lese so gerne Fantasy, je dicker das Buch, um so besser... und die Charaktere entwickeln sich, meine
Phantasie wird angeregt, ich kann vom Alltag abschalten. Ich fange bei Seite 1 an, ich weiss nicht, was
der letzte Satz ist.
Da muss keine Liebe drin sein. Ich bin der Leser, ich entscheide, ob ich eine Geschichte interessant finde.
Sie nimmt mich gefangen, ich denke nach Ende des Buches nicht "da war ja keine Liebe dabei,
doofes Buch"...
Ich denke, man muss sich als Autor nicht an ein Schema halten, nur weil es Erfolg verspicht, andere
Erfolg mit dem Schema hatten.
Wenn ich schreibe, ob mails oder Briefe, sehe ich immer wieder an den Reaktionen, egal ob ich fröhlich
schreibe oder mal nicht so, mein "Geschreibsel" wird geliebt. Mit Kindern kann ich Geschichten erfinden,
wo sich dann alle "Erwachsenen" wundern, wo wir bleiben.
Ich hoffe, meine Erklärung für mein doppeltes Ja ist nicht zu umfangreich ausgefallen und hilft ein wenig,
diese beiden Fragen mit einer Antwort mal aus der anderen Perspektive zu sehen. :)

Mit liebem Gruss
Serenitatis
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Sphinx am 31. Oktober 2006, 18:50:47
Da kann ich nur zustimmem. Es kommt auf das gesammte Buch an, und nicht etwa darauf eine Checkliste abzuarbeiten. Solange da alles stimmig ist, braucht auch am Gefühlsrädchen nicht herumgedreht zu werden.

So nach dem Motto:

Liebe? - Habe ich.
Herzschmerz? - Jep
Ein gefühlsbelastetes Chaos voller Banalitäten und hochtrabendem Geschwülstel? - Aber Logo!

Liebesschnulzen sind auf Dauer einfach nur langweilig, insbesondere wenn man dem ganzen zu viel Wichtigkeit (und Seitenplatz) beimisst, darum halte ich sie aus meinen Geschichten auch konsequent heraus. Sex ist da schon etwas anderes. Solche Stellen sind nicht nur beim Leser beliebt (und das wesentlich mehr als der Gefühlsrausch mit rosaroter Brille), sondern machen auch beim Schreiben riesig Spaß ... *Händereib*
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Felsenkatze am 31. Oktober 2006, 18:54:58
ZitatSex ist da schon etwas anderes. Solche Stellen sind nicht nur beim Leser beliebt (und das wesentlich mehr als der Gefühlsrausch mit rosaroter Brille), sondern machen auch beim Schreiben riesig Spaß ...

Hmmm... also in den meisten Büchern, die ich gelesen habe, empfand ich die ewig ausgewalzten Sexszenen als langweilig und irrelevant, meistens waren sie völlig übertrieben. Gerade bei Fantasy, aber auch in historischen Romanen habe ich das Gefühl, der Autor meine, unbedingt Sex unterbringen zu müssen, auf Teufel-komm-raus. Und wenn das unmotiviert ist, finde ich es genauso schlecht wie unmotivierte Liebe.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Sphinx am 31. Oktober 2006, 19:06:04
Ja, das ist vermutlich etwas dran. Es gibt immer Autoren, die zu heftig würzen, wo sie doch eigentlich sparsam sein sollten ... Alles in Maßen eben.

Vielleicht kommt es aber auch auf die Lesergemeinde an. Schreibt man nun für eine hauptsächlich männliche oder weibliche Zielgruppe?
Ein großer Fehler dürfte es sein, beide mit den entsprechenden Schlüsselreißen ansprechen zu wollen, wenn die eigenen Vorlieben in eine völlig andere Richtung gehen. Ich habe den Eindruck, dass es vielen Autoren nicht leicht fällt, sich selbst treu zu bleibe, insbesondere wenn sie mit einem Auge stets darauf achten, was sich denn nun verkaufen lässt, und was nicht so gut. Manch einer baut eine Liebesszene ein, schlicht und einfach weil er glaubt, dass es so sein muss oder weil der Verlag es so haben will. Das ist schon irgendwie traurig ...
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Hr. Kürbis am 31. Oktober 2006, 20:31:53
Liebe? Nö, muß nicht sein... In meinem geplanten "Mammutwerk" kommt die zwar auch vor, aber ich stehe auf einseitige Lieben, die sich nicht erfüllen. Nur unerfüllte Liebe kann sich nicht abnutzen und in Banalitäten abgleiten, deswegen habe ich es lieber tragisch :d'oh:. So wie in "Was vom Tage übrig blieb"...

Sex? Nö, muß auch nicht sein, schon gar nicht als Mittel zum Zweck. Ich finde, das ist eine Sache zwischen den Charkteren und da bleibe ich als "Elternteil" lieber vor der Tür stehen. Sollen sie Spaß haben, aber so lange wie es der Geschichte nicht dient kommt es nicht auf die leere Seite... obwohl ich bestimmt so richtig schweinisch werden könnte! :hmhm?:
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Manja_Bindig am 31. Oktober 2006, 23:45:04
Was den Sex betrifft steh ich ja sowohl als LEser als auch als Autor auf ein hübsches andeuten und dezentes ausblenden - ich habe bei solchen Szenen einfach zu viele Hemmungen. Es ist einfach zu privat.
Da rege ich lieber die Fantasie an, beschreibe, wie sich die Beteiligten näher und näher kommen, lasse vielleicht ein Oberteil fallen und dann - SCHNITT.

Voila.

Sex reingebracht und doch nciht reingebracht.
(wobei ich mich bei Bettgeschichten eh zurückhalte schreibtechnisch)
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Kalderon am 01. November 2006, 00:02:08
Zitat von: Manja am 31. Oktober 2006, 23:45:04
Da rege ich lieber die Fantasie an, beschreibe, wie sich die Beteiligten näher und näher kommen, lasse vielleicht ein Oberteil fallen und dann - SCHNITT.

Und dafür bin ich dir sehr dankbar. Alles andere ist echt aufdringlich. :nöö:
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Arielen am 01. November 2006, 07:27:07
Zitat von: Manja am 31. Oktober 2006, 23:45:04
Was den Sex betrifft steh ich ja sowohl als LEser als auch als Autor auf ein hübsches andeuten und dezentes ausblenden - ich habe bei solchen Szenen einfach zu viele Hemmungen. Es ist einfach zu privat.
Da rege ich lieber die Fantasie an, beschreibe, wie sich die Beteiligten näher und näher kommen, lasse vielleicht ein Oberteil fallen und dann - SCHNITT.
Voila.
Sex reingebracht und doch nciht reingebracht.
(wobei ich mich bei Bettgeschichten eh zurückhalte schreibtechnisch)

Es kommt darauf an, was ich schreibe, bei erotischen Geschichten gibt es entsprechende Sex-Szenen, die auch schon mal etwas expliziter ausfallen, aber meistens führe ich die entsprechenden Szenen nicht unbedingt weiter aus, es sei denn, es passiert in ihnen etwas Handlungsrelevantes. Interessanterweise kommt das auch in Phasen. Vor zehn Jahren waren solche szenen höchst interessant, heute stehen wie wieder im Hintergrund.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Manja_Bindig am 01. November 2006, 10:04:40
Keine Ahnung, ob das bei mir mal so wird... ;) vielleicht liegts am eigenen Männermangel, dass ich mich bei Matzratzensport zrückhalte. ;)

Aber andererseits - ich schreie solche Szenen wirklich nicht gern. Zum einen meine Hemmschwelle - zum anderen die Tatsache, dass es sich schwer schreibt und ich genau weiß, dass ich das nicht kann(hab mich vor kurzem wieder rangewagt - und diese Szene ersatzlos aus der Fanfiction gestrichen, weil sie einfach nur miserabel war)

Gekonnt andeuten ist mindestens genauso schwer. Das ganze Umeinanderherumtanzen darf ja nicht im Kitsch ausarten(noch so eine Angewohnheit von mir - sie fallen nie wirklich überraschend übereinander her.) . Grässlich zu schreiben. Aber ich hab bei solchen Szenen weniger Hemmungen und kann auch meistns vom Endergebnis sagen, dass es gut ist. (am besten sind noch solche "Andeut-Ausblend"-Szenen, wo ein ungesagtes "ich liebe dich" in der Luft hängt - an solchen Szenen sitz ich gut und gern eine Woche - ohne was anderes laufen zu haben)
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Serenitatis am 02. November 2006, 12:53:37
Zwischenmenschliche positive Gefühle lassen sich sicher schwerlich in Worte fassen.
Mir fällt es auf, wenn ich über Zuneigung, Liebe, Sex in einer Geschichte lese, wenn die Ausdrucksweise
nicht stereotyp ist. Dann bekommen die Charaktere für mich mehr Tiefe. So solche Szenerie vorkommt.

Ich schreibe sehr viel für mich, Gedanken, Gefühle... um sie in meinem Kopf besser sortieren zu können
und mir über meine Empfindungwelt klar zu werden. Kein Tagebuch. Dabei fällt mir auf, wie oft ich ins
prosaische, lyrische rutsche. Was sich dann eher wie uralte Lebensweisheiten liest. <herzlich lach>
Ich verstehe euch gut, das es nicht leicht ist, Gefühle zu beschreiben.

Geschichten entwickeln sich, meine ich. Ich lese mich mitten in eine Handlung und komme manchmal
spontan in die Realität zurück, weil es mir so erscheint, ich weiss, was der Autor in diesem Moment
dachte oder erlebte. Oder ich bekomme den Eindruck, das ist hineinkonstruiert.

Also ich stehe zu meiner Meinung, das Liebe und Sex nicht in einer Geschichte vorkommen müssen.  :)
Ausser die Charaktere wünschen es anders...  ;)

Lieber Gruss
Serenitatis
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Felsenkatze am 02. November 2006, 18:41:30
Ich sehe das ähnlich wie Manja. Gekonnt andeuten klingt leider oft auch wie "der Autor will das nicht schreiben und das merkt man". Bis jetzt hab ich meistens einfach den vorhang fallen lassen. Oder in irgendeinem Halbsatz erwähnt, dass X un Y jetzt in einem Zimmer schlafen.

Einmal musste ich für eine Geschichte eine Sexszene schreiben. Es war wirklich ausnahmsweise essentiell für die Handlung. Ich glaube, ich habe es geschafft, selbst die ziemlich zu umschiffen.

Was mich immer aufregt, sind so Beziehungen oder Sex, die einfach nicht zu den Charakteren passen, und die sich nicht entwickelt haben. Nur, weil da ein Mann und eine Frau vorkommen, müssen die halt miteinander ins Bett, weil "der Leser erwartet das ja".  Ich kenne nur ganz wenige Bücher, wo mich das nicht aufgeregt hat.

Ich selber schreibe gerne Geschichten, in denen auch so was wie Liebe/eine Beziehung vorkommt. Aber es muss sich aus der Handlung und den Charakteren begründen, sonst ist es doof. Und ich hab auch schon welche ohne Liebe erschaffen.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Manja_Bindig am 02. November 2006, 18:42:32
Schönes Beispiel von neulich.
Vyren denkt über seinen toten Lebenspartner und ihre Beziehung nach.
Dieser asatz war vielleicht 20 Zeilen lang.
Ich habe es geschafft, 3 Zeilen draus zu machen. *stolz ist* Manchmal muss man eben erst lang und breit schwadronieren, um es zusammenfassen zu können
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Elena am 02. November 2006, 20:43:10
Was mich gefreut hat, dass die nicht vorhandene Sexszene in "Morgendorffer Haus" meinen Testlesern so gut gefallen hat. Da hat es wohl durchaus etwas gebracht, das ganze sanft zu umgehen.

Ich würde niemals Sexszenen schreiben, das mag ich auch nicht lesen, ich gebe zu: das ist mir einfach zu intim, wenn ich eine gewisse Bindung zu den Figuren aufgebaut habe. Ich will andere Leute nicht beim Sex beobachten...  :no:
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Kalderon am 02. November 2006, 23:46:25
Ich finde, ohne wieder beim Thema Sex zu landen, Tad Williams hat das Thema Liebe in der Osten Ard Saga ganz gut rübergebracht. Ich fand es schön zu lesen. Kein Sex, kein Geschnulze - einfach nur Menschen, die eben mehr für einander empfinden.
Ich mag das. :innocent:
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Elena am 03. November 2006, 20:09:51
So gefällt es mir auch besser - ich mag Liebesgeschichten, in denen die Wörter "Ich liebe dich" nicht vorkommen, ganz einfach, weil sie überflüssig sind. Im wahren wie im "falschen" Leben übrigens auch. :)
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Coppelia am 03. November 2006, 23:37:33
Also wo ich schon mal von "ohne Liebe" angefangen habe - gerade Sexszenen zu schreiben oder anzudeuten, kann man gut benutzen, um Charaktere zu kritisieren, die gerade nicht verliebt sind - finde ich jedenfalls. Damit meine ich halt, man stellt dar, wie ein Charakter erotische Erfahrungen sucht, ohne verliebt zu sein, und sich trotz allem einsam fühlt.

Mit Erotik hat das aber nicht viel zu tun. Es dient der Charakterisierung.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Kalderon am 03. November 2006, 23:57:55
Zitat von: Coppelia am 03. November 2006, 23:37:33
Mit Erotik hat das aber nicht viel zu tun. Es dient der Charakterisierung.

Klar. Das funktioniert aber mit allen Möglichen Dingen.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Termoniaelfe am 04. November 2006, 14:50:57
ZitatManja schreib: ich schreie solche Szenen wirklich nicht gern.

:rofl:

Sorry Manja, der musste sein.

Ich habe noch nie eine Sexszene geschrieben, was aber auch daran liegt, dass ich für Kinder und Jugendliche schreibe. Aber so ganz ohne Liebe und etwas Kribbeln im Bauch geht es auch nicht. Was ich sehr schwer fand zu beschreiben, war eine Szene am Ende meines Roman. Kathy hat sich in Termonia in Finn verguckt. Sie kann dieses komische Gefühl, welches sie immer wieder überkommt, wenn er in ihrer Nähe ist nicht so einordnen und es macht sie sehr nervös. Sie mag auch nicht mit ihrem Onkel oder Großeltern darüber sprechen, weil es ihr echt peinlich ist. (Kathy ist zarte 15 und hat noch keinerlei Erfahrung auf diesem Gebiet) Am Ende des Romans kommt es dann, in der Abschiedsszene zum ersten Kuß. guckst du hier:

,,Dem Himmel sei Dank. Ich dachte schon, ich würde dich nie wieder sehen.", sagte er und blickte ihr in die Augen.
,,Weist du Kathy, ich habe noch nie ein Mädchen wie dich getroffen. Du weißt was ich damit sagen will.", versuchte er zu erklären.
,,In den letzten Stunden, da bist du mir ein richtiger Freund geworden."
Kathy schaute jetzt etwas enttäuscht in ihre Tasse.
> Freund?< 
Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie stand auf und ging zu dem Brunnen. Die kleine Fontäne sprudelte wie eh und je.
,,Hab ich was falsches gesagt?", fragte Finn und ging verwundert hinter ihr her.
,,Nein, hast du nicht", antwortete sie knapp.
,,Und warum bist du dann so komisch?"
Sie schaute auf ihre Schuhe. ,,Ich..., ich dachte..., du.", stotterte sie. ,,...ach vergiss es."
Behutsam hob er ihren Kopf und blickte ihr in die Augen.
,,Ich mag dich Kathy, sehr sogar", sagte er leise und dann küsste er sie.


Ich bin nicht sicher, ob ich diese Szene so lassen werde. Aber ganz so schlecht find ich sie nicht. Irgendwie geht mir richtig das Herz auf, wenn ich sie lese.

LG
Termi
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Kalderon am 04. November 2006, 15:05:13
Hallo Termi,

Ich mag die Szene auch. Was dagegen, wenn ich dir ne PN schicke mit ner kleinen Röstung? *Röstgeschädigt bin* :vibes:

Liebe Grüße: Kalderon
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Termoniaelfe am 04. November 2006, 15:42:04
Musst du nicht Rösten, wird eh noch überarbeitet. Dauert aber noch, da diese Szene sich auf Seite 336 befindet und bis dahin muss ich mich mindestens noch drei Wochen durchackern.

LG
Termi
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Serenitatis am 04. November 2006, 17:16:53
Dazu habe ich mal eine Frage bitte, muss Liebe denn gleich mit Sex zu tun haben?
Für mich gibt es da eine Trennung. Eins mag das andere beinhalten, doch jedes für sich kann auch ohne das andere auskommen.
Ich liebe meine Freunde, muss mit ihnen nicht in die Kissen hopsen.
Ich stimme Termi zu, und der beschriebene Ausschnitt ist gut, und schön.
Gerade für Jugendliche... irgendwo habe ich mal so was in der Art gelesen: Wer sagt denn, das die Jugendzeit eine so herrliche, sorglose Zeit ist... sie ist eine Zeit voller Probleme, Dornen und Ranken...
Liebe will entdeckt werden und ist wie eine zarte Pflanze. Sex ist wundervoll, doch mag auch gepflegt werden.
Beides hat letztendlich zu tun mit Vertrauen... selbst ein One-Night. Wenn Charaktere in einer Geschichte Vertrauen zueinander fassen, egal welches Alter sie ab der Jugendzeit haben, eine Geschichte, die anfängt, sie zusammenzuschweissen, dann kann daraus etwas entstehen... liegt wohl an jedem selbst, ob es nun Liebe oder Sex wird. Oder beides. Oder nichts.

Lieber Gruss
Serenitatis
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Hr. Kürbis am 04. November 2006, 18:56:44
Also ich finde die Szene gut. Sie ist sehr sachlich und nüchtern geschildert, aber nicht im negativen Sinne.

Behutsam hob er ihren Kopf und blickte ihr in die Augen.
,,Ich mag dich Kathy, sehr sogar", sagte er leise und dann küsste er sie.

Das ist schlicht, ohne große Gefühlsduselei und trifft, denn Kathy ist in dem Moment wahrscheinlich auch erstmal baff. Das muß gar nicht weiter ausgeführt werden...
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Termoniaelfe am 04. November 2006, 20:48:39
ZitatDas muß gar nicht weiter ausgeführt werden...

Wird es auch vorerst nicht ;) Danke Kürbis.

LG
Termi
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Manja_Bindig am 06. November 2006, 18:00:17
Genau.
Sehr niedlich, sehr zart angedeutet... passt in ein Jugendbuch und passt zu einem Mädchen, das zum ersten mal verliebt ist.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Judith am 13. Januar 2007, 00:43:36
Ich frage mich gerade, ob ich mir sämtliche Leser vergraule, wenn ich in meinem Roman zwei sich anbahnende Liebesgeschichten habe und beide schlecht ausgehen.
Sie stehen zwar nicht im Vordergrund der Handlung, sind aber zumindest für die betreffenden Charaktere durchaus wichtig. Dazu muss ich sagen, dass es sich in dem einen Fall um eine unerwiderte Liebe handelt und im zweiten um eine Beziehung, die durch äußere Umstände und das Pflichtbewusstsein der Verliebten zerstört wird.
Ist das zu frustrierend?  :-[
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Kalderon am 13. Januar 2007, 01:33:00
Zitat von: Judith am 13. Januar 2007, 00:43:36
Ist das zu frustrierend?  :-[

Hm... was soll ich sagen: JA!!!

Aber hey: Alles, was gut und plausibel geschrieben ist, finde ich in Ordnung, auch wenn es bedeutet, dass man durch die Geschichte depremiert wird.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: THDuana am 13. Januar 2007, 10:55:44
Hallo Judith,

naja, das eine ist eine unwerwiderte Liebe - da kann ja nichts gehen.
Und das andere ist eine Beziehung, die eben durch andere Sachen zu Bruch geht - kann ich auch verstehen.
Ich als Leser würde mich da nicht vergrault fühlen, es ist ja alles logisch.
Klar, ich könnte mir schöneres für die Charaktere vorstellen, aber wünschen tue ich mir als Leser nicht immer für alle ein Happy End. Ich bin eher der Leser, der froh ist, wenn es nicht so gut ausgeht.
Kommt aber immer auf den Leser drauf an.


THDuana
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Judith am 13. Januar 2007, 22:24:21
Hm, gut, das beruhigt mich jetzt schon mal ein bisschen. Dann werd ich mich einfach weiterhin bemühen, gut und plausibel zu schreiben *husthust* und deprimiere dann meine Leser wenigstens nicht durch meinen Stil. *hoff*  ;D
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Hr. Kürbis am 13. Januar 2007, 22:27:44
Mich würde das nicht verschrecken, finde es im Gegenteil eher erfrischend, natürlich nicht besonders angenehm für die Charaktere, aber egal...
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: THDuana am 13. Januar 2007, 22:29:50
Wo du das gerade so sagst, Hr. Kürbis, fällt mir was ein:
Wenn die Charaktere eine zerbrechende Liebe miterleben, kann der Leser auch mitfühlen, die Charaktere kommen mir als Leser vielleicht näher.
Also ein Vorteil, würde ich mal behaupten.
Oder?
Ob Happy End oder langer Leidensweg - Ich als Leser kann mitfühlen, und das zählt, oder?


THDuana
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Kelpie am 14. Januar 2007, 15:51:18
Ich habe in meinem aktuellen Romanprojekt keine wirklich klassische Liebesgeschichte drin, es gibt zwar Sex und eine relativ obsessive Beziehung zwischen zwei Nebencharakteren, aber die Haupthandlung kommt komplett ohne Liebe aus. In meinem abgebrochenem Erstlingswerk war dagegen eine Liebesbeziehung der wichtigste Handlungsstrang und Träger des Plots-

Ich hab prinzipiell nichts gegen Liebesgeschichten, solange sie a) nicht zu kitschig/romantisch sind (ich bin einfach keine große Romantikerin) und b) nicht komplett ohne Bezug zum Plot stehen. Diese typischen, künstlich hineingequetschen Love-Interests in Hollywoodfilmen sind zum Beispiel das absolute Beispiel wie man es nicht machen sollte: Warum braucht man in einem Film der z.B. davon handelt wie ein Typ einen Flugzeugabsturz verhindern will noch eine Affaire zwischen dem Helden und der Fluglotsin? Da müsste die Haupthandlung doch locker reichen um die Story spannend und interessant zu gestalten.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: THDuana am 14. Januar 2007, 15:55:57
Naja, aber irgendwie kommt es in Fantasyromanen selten vor, dass keine Liebesgeschichte beschrieben wird, wenn auch nur am Rande.
Zumindest kenne ich keinen Fantasyroman, der keine Liebesgeschichte beinhaltet und an den ich mich jetzt nach längeren Nachdenken und aufmerksamer Suche im Bücherregal erinnern könnte.

Ich denke, die Liebe zweier Charaktere muss nicht zwingend etwas mit dem Plot zu tun haben, um nicht störend zu wirken.
Liebe ist ja etwas Höheres, als Freundschaft, und du würdest ja auch nicht auf die Idee kommen, in einem Fantasyroman deine Hauptfigur gänzlich ohne Freunde da stehen zu lassen, oder?


THDuana
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Dinlanthir am 14. Januar 2007, 18:18:13
In meinem Roman gibt es auch zwei Verliebte, doch der eine wird später verrückt und die Andere wird die Frau des Königs wider willen. Aber wenigstens haben die beiden ein Kind, von dem man auch glaubt der König hätte es gezeugt. Eigentlich ist da alles fehlgelaufen, aber im Endeffekt ist es doch besser so.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Mr. Morden am 14. Januar 2007, 22:44:33
Args, Liebe. Davor graut es mir jetzt schon, auch wenn ich mich darum wohl nicht herummanövrieren kann ... OK, die meisten Beziehungen sind bei meiner Geschichte eher sexuell motiviert, aber zwei mal echte Liebe muß ich später doch noch unterbringen: eine unerfüllte zwischen zwei der "Bösen" und eine halb erfüllte bei den "Guten", wobei ich da einen Dreier mache (nix phöser p0rn, sondern ein Pärchen und dazu ein Geschlechtsloser mir platonischer Liebe zu der Frau).

Irgendwie ist es als Mann deutlich schwerer über Liebe (nicht Sex) zu schreiben als eine Frau (jedenfalls wenn ich so herumschaue), oder täusche ich mich da?  ::)
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Elena am 14. Januar 2007, 23:54:42
Weiß ich ehrlich gesagt nicht, ich war noch nie ein Mann.  ;D
Ich denke, das ist auch eine Charaktersache. Ich schreibe auch nicht gerne über Liebe, da ich ... na ja, es einfach in vielen Geschichten überflüssig finde.
Ich mag unabhängige Charaktere, und Leute zu lieben hält einen unabhängigen Charakter oft nur auf - beziehungsweise ergibt es sich dann einfach nicht.
Ansonsten lasse ich es gerne offen, treibe mein Charaktere recht nah zusammen, wobei ein tieferes Gefühl zwischen ihnen entstehen mag, das aber nie ausgesprochen und nicht notwendigerweise ausgelebt wird. Ich halte nichts von Romanen, die die Liebe zelebrieren, vielleicht, weil ich selbst nicht so viel damit anfangen kann.

Liebe Grüße,

Elena
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Manja_Bindig am 15. Januar 2007, 10:29:35
Argh.
Meine Charas sind doof!

Shia weigert sich, sich in Tym zu verlieben, vielleicht weiß sie ja, dass da kein Segen draufliegt...
Tym hingegen hat soeben seiner Isdea den Antrag gemacht(ganz romantisch in der Seitengasse: "Ich glaub, wir sollten heiraten, um alle Unklarheiten zu beseitigen") - und krieg Shia nicht aus dem Kopf.

Was ist nur mit meinen Charas los?!
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Judith am 15. Januar 2007, 13:31:45
Ach ja, wenns um Gefühle geht, dann sind Charaktere gerne mal unkooperativ - das kenn ich auch.  ::)

ZitatIch halte nichts von Romanen, die die Liebe zelebrieren, vielleicht, weil ich selbst nicht so viel damit anfangen kann.
Liebe zelebrieren... hm, nein, das muss nicht unbedingt sein.  ;D
Grundsätzlich stört mich aber auch in Fantasy eine Liebesgeschichte nicht, das einzige, was mich so richtig nervt ist, wenn vom Anfang bis zum Ende die Frage "Kriegen sie sich?" dominiert. *schüttel*
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Hr. Kürbis am 15. Januar 2007, 22:52:39
Ein Grund, warum ich im Kino romantische Komödien grundsätzlich meide! Furchtbar, weil doch eh am Anfang schon feststeht, das sie sich allen Widrigkeiten zum Trotz am Ende bekommen...

Einzige Ausnahme: Besser gehts nicht! Der Film ist einfach schön... :d'oh:
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Elena am 16. Januar 2007, 00:02:57
Oder Harold und Maude. Aber das ist schon wieder ein Klassiker ... :)
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Manja_Bindig am 16. Januar 2007, 13:50:31
"Solange du da bist".
Der war so herrlich...

Tym ist seit der letzten Schlüsselszene noch schlimmer...
argh, typisch Mann, beim Sex von ner anderen Frau zu reden.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Arielen am 16. Januar 2007, 14:47:47
Tja, so ist das mit der Liebe. Ist sie zu aufdringlich finden es die Leute kirschig, sind die Hinweise zu dezent, dann schreien sie danach.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: THDuana am 16. Januar 2007, 21:03:15
ZitatTja, so ist das mit der Liebe. Ist sie zu aufdringlich finden es die Leute kirschig, sind die Hinweise zu dezent, dann schreien sie danach.
Dass stimmt allerdings! Obwohl ich keine solche Leserin bin, sehe ich es doch bei Bekannten und Freunden, die meinen "Da war aber wenig Liebe drin, ich hätte gedacht, dass..."
Dass der und die zusammen kommen.
Ich bin mal ganz froh, wenn ich ein Buch lese, in dem der Autor dem Leser einen Strich durch die Rechnung macht, wenn dieser von Anfang an denkt "Hey, die kommen sicher zusammen!"
;)
Solange diese Sache die Rolle behält, die sie haben sollte - nämlich eine Nebenrolle - finde ich es nicht allzu schlimm.
Wenn eine Liebe schlecht ausgeht auch nicht.
Ich bin die Art Leser, die sich die Geschichte erzählen lassen will und nicht nach der letzten Seite schreit:
Das geht doch nicht! Das muss ganz anders!

Wobei, bei machen Dinge vielleicht schon, aber nie in Sachen Liebe... ;D


THDuana
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Tesla am 17. Januar 2007, 09:21:55
Ich mag die meisten Liebesgeschichten nicht. Die rutschen immer so nah am Herz Schmerz rum und so was mag ich gar nicht.

Gut das könnte jetzt auch an meiner etwas pragmatischen Art liegen, aber naja.
Allerding muss ich sagen das Manja es jetzt schon geschafft hat mich hin und wieder mal zu "bekehren". Zwar kann ich säuselde Liebspärchen immer noch nicht wirklich leiden, aber wenn nicht all zu viele Liebesschwüre vor kummen ist das schon erträglich.

Und von wegen es Kommt aus das Publikum an, muss ich sagen scheind eine breite Masse nicht meiner Meinung zu sein wie würden sich sonst die hohen Verkaufszahlen das "Rosamunde Pilchert" Fraktion erklären...
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Pandorah am 30. März 2007, 10:27:47
*grab den Thread aus der Versenkung*

Nachdem mehr oder weniger jeder der hier Schreibenden sich gegen (zu viel) Liebe ausgesprochen hat, möchte ich jetzt gerne mal die andere Seite vertreten. *wedelt mit einem Herz-Schmerz-Kitsch-Fähnchen* Ich liebe Liebesgeschichten. Ich liebe Liebesgeschichten mit viel Gefühl. Ich stehe auch auf gehauchte Liebesschwüre, und ich muss mich schwer zusammenreißen, um damit nicht zu übertreiben.

Wenn ich Threads wie diesen hier lese, bin ich froh zu wissen, dass meine Geschichten trotzdem oder auch gerade deswegen gelesen werden. :D Denn bei so viel Gegenmeinungen kann man doch mal ins Zweifeln kommen.

Fast alle meiner Romane enthalten Liebespärchen. Und diese gehören genauso zum Plot wie der Rest der Handlung auch. Ohne die Beziehung oder die sich entwickelnde Beziehung würde sich die Handlung anders entwickeln, aber da die beiden Charaktere füreinander empfinden, passieren Dinge so, wie sie eben passieren.

Ich gehöre ebenso zu der Fraktion, die gerne mal Bettszenen lesen. Das witzige ist, dass ich beim ersten Lesen eines Buches diese Szenen auch genüsslich verfolge - oft beim zweiten oder dritten (oder in Aylas Fall 7 Millionensten Mal) Mal jedoch überspringe. Deswegen finde ich trotzdem gut, dass sie geschrieben sind. Ich muss sie ja nicht noch mal lesen, aber ich könnte, wenn ich wollte.

Ich schreibe auch Sex-Szenen, aber die finde ich zumeist nicht sonderlich genüsslich, sondern harte Arbeit, auch wenn sie mir irgendwo Spaß machen, sonst würde ich das nicht tun. Ich schreibe aus Freude.

Dennoch habe selbst ich Rosa-Rote-Herzchen-Verfechterin zwei Bücher, die ein wenig 'anders' sind. Einen Roman, der den passenden Arbeitstitel "Die andere Seite" trägt - hier war ein Liebespaar geplant, dass aber partout nicht eingesehen hat, mehr als Freundschaft füreinander zu empfinden. Okay, dann nicht. Ich stecke niemanden zusammen, wenn die beiden garantiert nicht wollen.

Das andere ist ein schon seit Urzeiten als Plot existierender Jugendroman. Da habe ich in wachem Zustand (und 15 Jahre später) von bestimmt 5 Pärchen rigoros 3 gestrichen. Eines bleibt, aber ohne Sex natürlich, eines ist "vertagt" und eher tragisch, und ich weiß noch nicht, wie es im Endeffekt ausgehen wird.

Aber ob man es glaubt oder nicht - selbst ich halte es nicht für zwangsläufig notwendig, dass ein guter Roman eine Liebesgeschichte beinhalten muss. Und es gibt auch Liebespaare, die mich eher nerven und denen ich nicht abnehme, dass es ein Paar ist, weil die Erotik in etwa so prickelnd ist wie meine Schnürsenkel.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: ArcAlatus am 31. März 2007, 20:14:30
Ohje -- ganz neu im Forum und gleich über diesen Thread gestolpert.

Also, prinzipiell mag ich Liebesgeschichten in Romanen (ich gehöre zu der Sorte, die am Anfang des ersten Bandes weiß, wer am Ende des zehnten zusammen kommt), aber ich finde es ätzend, wenn die Liebesgeschichte den gesamten Roman definiert (ich finde, es ist schwierig, Liebesgeschichten realistisch hinzu bekommen). Und ich finde es blöd, wenn ein Buch der Liebesgeschichte wegen geschrieben wird -- und nicht des Plotes weges und die Handlung fällt weg. :hmmm:

Es gibt so ein paar ... *grusel*, also echt ...

Die Klassiker unter den Liebesgeschichten sind allerdings super ...  :vibes:

Joah. Grüssle, Arc.

PS. Aber ich finde, wenn man's richtig anstellt, ist Liebe in einem Buch a) ein guter Motivationsträger und b) wenn man's richtig anstellt, für die eine oder andere Überraschung gut.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Grey am 05. April 2007, 13:16:37
So, ich gebe jetzt ganz ehrlich zu, NICHT den ganzen Thread gelesen zu haben... aber meine Meinung sage ich trotzdem und hoffe einfach, dass ich da niemanden wiederhole.

Also, ich bin ja so ein großer Freund der Charakterentwicklung. Das geht mir über alles, meine Geschichten begründen sich maßgeblich darauf, das Ziel einer Geschichte ist immer die Entwicklung der Figuren. Daher bin ich FÜR Liebesgeschichten, wenn sie eben dazu etwas beitragen. Und da da so tiefgreifende Emotionen eine Rolle spielen, eignet sich so eine Romanze nunmal sehr gut für sowas, muss aber nicht zwingend sein.

ABER! Ich h a s s e Kitsch!!!!!!! Da stellen sich bei mir alle Härchen auf, ich kann kitschige Liebesbeziehungen nicht ertragen, bin höchst allergisch. Eine Liebesbeziehung nur weil da eine Lovestory reinsoll? Keinesfalls. Dann lieber gar keine...
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: THDuana am 05. April 2007, 14:11:30
@Grey
Zitat von: Grey am 05. April 2007, 13:16:37
ABER! Ich h a s s e Kitsch!!!!!!! Da stellen sich bei mir alle Härchen auf, ich kann kitschige Liebesbeziehungen nicht ertragen, bin höchst allergisch. Eine Liebesbeziehung nur weil da eine Lovestory reinsoll? Keinesfalls. Dann lieber gar keine...
Naja, aber ich finde, das viele Autoren ein bisschen in den Kitsch rutschen und oft ist Liebe auch ein bisschen Kitsch, oder nicht?
Allerdings kann Ktisch auch den Charakter weiterentwickeln. Blind und taub vor Liebe durch die Welt watscheln, herausfinden, dass alles nur gelogen ist und dann - Charakterentwicklung. Soetwas kann eine Figur schon sehr weit bringen, auch wenn es kaum zu ertragen ist, wenn der Protagonist eine rosa Brille auf hat ;)

Wenn die Liebe aber nichts verändert (was sie in den allerwenigsten Fällen tut) ist sie sehr überflüssig.
Ich bin ja kein Freund von Liebesgeschichten, aber manche Leser gehen einfach mit der Vorstellung an bestimmte Gernes und Bücher, dass da Liebe drin sein muss. Ob sie den Charakter nun weiter bringt, oder nicht.


Duana
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Immortal am 05. April 2007, 14:33:38
Ich halte das zum Beispiel so:

In meinen Roman verliebt sich die Heldin in ihren Feind. Der nutzt das schamlos aus und bringt sie um.

Ich habe mich bemüht Kitsch auszulassen, aber manchmal ist schon das ein oder andere schleimig, kitschige drin. Vor allem da sich alle Protagonisten in den jenigen verlieben, der einen anderen liebt. Niemand wird also erhört. Das ist herrlich  :rofl:
(bin ein bisschen Sadist)

Ich selbst lese von Liebe in Büchern eigentlich gern, soweit es nicht überrtrieben wird.
Es ist wie das Salz in der Suppe: Eine Brise macht es schmackhaft, zu viel versalzt sie.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Manja_Bindig am 05. April 2007, 17:00:12
Naja... ich hab in letzter Zeit festgestellt, dass ich schon beim ersten Schreiben von "Seelensuche" den Grundstein für ein ziemliches Beziehungshickhack gelegt habe. Nur, dass das nie weiter ausgebaut wurde, obwohl sich die Charaktere so entwickeln, als wäre es weiter ausgebaut gewesen. Irgendwie hat die ganze Zeit was gefehlt...
Entsprechend: Das Hickhack wurde ausgebaut. Ich hatte Spaß dabei, meine Charaktere eifersüchteln, lieben, streiten, verkrachen und was weiß ich nicht alles zu lassen - und im Nachhinein sind einige Aktionen im Hauptplot nun doch wieder um etliches plausibler.

Wenn man bedenkt, dass ich den hickhack damals aus angst vor zu viel bewusst runtergeschraubt habe... es kommt eben doch am Ende alles, wie es für die Geschichte am besten ist. :)
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Dinlanthir am 05. April 2007, 17:38:56
ich finde in einer Geschichte sollte doch schon etwas Liebe drin vorkommen, doch die Story sollte noch immer das Wichtigste bleiben. In meiner Geschichte finden sich zwar auch zwei, doch da er besessen ist wird zum Schluss doch nix drauß.
Aber so ist das halt mit der Liebe und ich hoffe ich bin damit nicht zu sadistisch.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Cailin am 05. April 2007, 18:03:41
Also für mich gehört ein bisschen Romantik auch in eine Geschichte - Wohlgemerkt: Romatik! Kein Geschnulze!

Und vor allem: Man kann die Protas so schön leiden lassen und dazu bringen genau das zu tun, was man von ihnen will, wenn man ihr herzallerliebstes Gegenstück  .... hm,. sagen wir ein bisschen unter Druck setzt? :snicker:
Und mit der Liebe lässt sich ziemlich viel erklären, was anders absolut an den Haaren herbeigezogen wäre.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Lisande am 05. April 2007, 21:15:15
Zitat von: Cailin am 05. April 2007, 18:03:41

Und mit der Liebe lässt sich ziemlich viel erklären, was anders absolut an den Haaren herbeigezogen wäre.

Stimmt, ein verliebter Charakter kann völlig unlogisch - und auch für ihn untypisch - handeln, ohne dass es aufgesetzt wirkt.
Und @ Dinlanthir: Kann man zu seinen Charakteren zu sadistisch sein? Nööö...   :darth:
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Grey am 06. April 2007, 00:24:47
Zitat von: Dinlanthir am 05. April 2007, 17:38:56
ich finde in einer Geschichte sollte doch schon etwas Liebe drin vorkommen, doch die Story sollte noch immer das Wichtigste bleiben.

Nein nein n e i n!
Eben nicht! Die Liebe muss ein ELEMENT der Story sein, nicht etwas, das zusätzlich zur Story noch passiert, nur weil man halt gerade drin hätte! Das ist mein Punkt...
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Cailin am 06. April 2007, 09:12:26
Ich muss Grey recht geben. Sobald die Liebe kein wirkliches Element der Story ist - und man sie damit auch einfach weglassen könnte - wird sie zum überflüssigen Ballast, der nur aufgesetzt wirkt (und im allerschlimmsten Falle nervt). Dann sollte man - meiner Meinung nach - wirklich darauf verzichten. Entweder sie gehört dazu und bringt die Story oder die Entwicklung der Protas weiter, ansonsten: RAUS DAMIT!

Anderersseits kommt es antürlich auch drauf an, was man schreibt. Wenn es eine Romanze ist, dann IST die Liebe die Story. Dann steht sie im Vordergrund und alle anderen Geschehnisse, Abenteuer etc. dienen nur dazu, die Entwicklung dieser Liebe vorwärtszubringen. Aber ich glaube, bisher gemeint war der umgekehrte Fall und die Liebe war nur ein Nebenelement, oder?

Uahhh ... Hör sich einer Frau Schulmeisterin Cailin an.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Grey am 07. April 2007, 14:56:54
Cailin: Danke!!! Du sprichst mir aus der Seele! Da verzeih ich dir doch gern die Schulmeisterlichkeit... ;)
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Steffi am 07. April 2007, 20:15:42
Ich bin eigentlich ein vehementer Anti-Liebesgeschichten-Mensch. Ich verdrehe beim Lesen und beim Frnsehschauen sofort angenervt die Augen, wenn eine potentielle Liebesgeschichte eingeführt wird.

Bei mir gibt es nie Liebesgeschichten, es sei denn, die Geschichte funktioniert wirklich ohne nicht. Auch das ist bei mir schon vorgekommen :)
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Pandorah am 08. April 2007, 08:04:32
Was ich echt interessant finde, ist, dass sich bei solchen Gesprächen und Diskussionen sehr viele bis die meisten Schreiber gegen Liebesgeschichten aussprechen, die meisten Geschichten hingegen jedoch dennoch Liebesgeschichten beinhalten, seien die nun zuckrig, tragisch, als Haupt- oder Nebenhandlung oder sonstwie vorhanden.

Trauen sich die Liebesschreiber eher selten zuzugeben, dass sie es mögen? Schreibt der  eine oder andere Anti-Liebesautor heimlich doch gerne Liebesszenen? Schreiben die Anti-Liebesschreiber Liebesgeschichten, weil es gerne gelesen wird und werden sich damit untreu?

Oder ist das alles nur meine persönliche Wahrnehmung: sowohl, dass prozentual mehr Autoren sagen, sie würden Liebe in Geschichten nicht mögen, wie auch die Überzahl der Geschichten mit Liebesgeturtel hier und da?
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Hr. Kürbis am 08. April 2007, 09:07:09
Also mir machen Liebesszenen nichts aus, es sein denn sie sind plump geschrieben und machen für die Handlung keinen Sinn.
Allerdings schreibe ich auch selbst auch u.a. eine Liebesgeschichte, die partout nicht in die Puschen kommen will. Irgendwie haben die Charaktere keine Lust auf Liebe, ob sie wohl schon wissen, das es mit ihnen kein gutes Ende nimmt?
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Pandorah am 08. April 2007, 09:13:34
Wenn es zu gequält ist, liest sich dieser Teil der Geschichte vermutlich auch nicht gut. Ich - als bekennender und begeisterter Liebesgeschichtenschreiberling - habe in einer Geschichte die Romanze gestrichen, weil die Charaktere sich "nur" gut befreundet haben, aber partout keine romantische Anziehungskraft entwickeln konnten. Liebe um jeden Preis muss also nicht sein, aber ich liebe sie dennoch sehr. Funktioniert denn deine Geschichte auch ohne die Liebesgeschichte? Dann würde ich sie streichen.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Hr. Kürbis am 08. April 2007, 09:19:42
Nein, sie funktioniert nicht ohne die Liebe, ist immerhin eine "Liebesgeschichte". Ein historischer Gegenwartsroman würde auch nicht viel Sinn machen! :rofl: :rofl: :rofl:

Ne, mal im Ernst. Die Sache ruht bei mir erstmal, die Charaktere sitzen sich im Café gegenüber und harren der Dinge, die da kommen. Vielleicht lernen sie sich in der Zwischenzeit ja etwas besser kennen und schätzen. :omn:
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Pandorah am 08. April 2007, 09:28:25
Okay... *g* Eine Liebesgeschichte ohne Liebe ist nicht... wirklich... hm. Thema verfehlt. *g*

Wenn ich so darüber nachdenke, ist die Geschichte mit der gestrichenen Liebe wohl auch das einzige meiner Werke, das ohne auskommt. Sonst ist die Liebe zu sehr in den Plot verwickelt. Vielleicht hat sie deswegen nicht funktioniert. Der Folgeroman enthält nämlich wieder Liebe - zwar zwischen anderen Charakteren, aber doch vorhanden - die lässt sich auch nicht löschen. Die Figuren turteln jetzt schon in meinem Kopf herum.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: THDuana am 08. April 2007, 10:11:17
@ Pandorah
Ich weiß auch nicht genau, warum "Anti-Liebesgeschichten"-Schreiber auch Geschichten mit Liebe schreiben. Ich glaube einfach, weil man nie aufhören sollte zu lernen, weil man sich immer weiter bilden sollte und auch etwas schreiben sollte, das man nicht unbedingt über alles schätzt.
Ich habe auch schon einige Dinge geschrieben, die ich früher noch mochte, aber einfach lernen wollte.

Dass sie sich da "untreu" werden, glaube ich nicht. Sie stopfen ja nicht alles mit Liebe voll. Ich denke einfach, dass da das Lernen im Vordergrund steht.

Oder, weil man die Charaktere herrlich mit Liebe quälen kann :darth:


Duana
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Grey am 08. April 2007, 11:42:44
Strikt Anti zu sein hat eh noch niemanden weitergebracht... ich persönlich mag Liebesgeschichten, so lange sie sich stimmig in den plot einfügen, die handlung voranbringen und keine coolen charas zu sülzbacken werden lassen.  :jau:
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Rumpelstilzchen am 08. April 2007, 16:29:08
Zitat von: Pandorah am 08. April 2007, 08:04:32
Trauen sich die Liebesschreiber eher selten zuzugeben, dass sie es mögen?

Ich mag Liebesgeschichten und ich stehe dazu. In jeder meiner Geschichten gar es eine Liebesgeschichte, wie mir aufgefallen ist, allerdings ohne irgendwelchen Kitsch, denn den mag ich nicht sonderlich, aber es muss nicht in jedem Roman eine Liebesgeschichte geben.

Freundschaft zum Beispiel ist auch ein sehr schönes Thema über da man schrieben kann, solange es eine Hintergrundgeschichte gibt, kann man nichts verkehrt machen, nur ohne wird ein Roman gefühlsleer und langweilig.

Mit strikter Antihaltung behält man einen einseitigen Blick und das ist fürs Schreiben tödlich. Wer keine Liebesgeschichten leiden kann, muss ja nicht gleich eine schreiben, sondern sich mal eine zum Lesen vornehmen, so was kann nie schaden. Und vielleicht entdeckt man, dass die eine oder andere gar nicht schlecht ist. Ich habe festgestellt, dass sogar Kitschromane gut sein können.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Steffi am 08. April 2007, 19:37:43
Zitat von: Duana am 08. April 2007, 10:11:17
@ Pandorah
Ich weiß auch nicht genau, warum "Anti-Liebesgeschichten"-Schreiber auch Geschichten mit Liebe schreiben.

Bei mir war es so: ich entwarf ein sehr cooles (wie ich finde  ;D ) Setting für eine Geschichte, das auf einer strikten Gesellschaftsordnung basierte. Den Konflikt "musste" ich dann durch eine Liebesgeschichte entstehen lassen, anders hätte es nicht funktioniert - und glaubt mir, ich habe lange darüber nachgedacht und mich dann doch zu der Liebesbeziehung entschieden.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Ryuhi am 09. Mai 2007, 16:27:37
Ob Fantasy- Geschichten ohne Romanze auskommen?
Ich würde sagen, auf jeden Fall.
"Der Hobbit" ist ein gutes Beispiel für eine völlig unromantische Geschichte dieses Genres und auch der Herr der Ringe kommt fast gänzlich ohne aus, wenn man bedenkt, dass Arwen öfter erwähnt wird, als dass sie selbst auftritt und Eowin ihren Auftritt erst recht spät hat.
Und auch dies sind beides eher schwach ausgeprägte Elemente des Werkes...
Auch ansonsten gibt es noch einige solcher unromantischen Fantasy Geschichten, auch aus modernerer Zeit (Der Sohn der Drachen, Die Schwerter der Prophezeiung, um ein paar kontemporäre Bücher aus unserem Sprachbereich zu nennen, oder zum Beispiel die meisten Geschichten von Eoin Colfer).

Dementgegen steht allerdings der gängige Trend, auch bei Jugend- oder auch Kinderbüchern, sich auf das "Ein Junge und ein Mädchen"- Konzept zu verlegen...
Geschlechterdualismus, Rollenklischees, Heterozentrismus, latente Homophobie...
Neben dem Junge- Mädchen Paar, der ménage à trois (oder auch mehr...) und den sich daraus ableitenden Beziehungen werden andere Konstellationen bei den Protagonisten, besonders zwei (oder mehrere) Jungen eher selten.
Und diese gängigen gegengeschlechtlichen Paarungen sind dann meistens romantisch involviert, was sich langsam schon zu einer Erwartungshaltung entwickelt...

Oder würdet ihr bestreiten, das ein männlicher und ein weiblicher Hauptcharakter, so kein Hindernis in Form von extremer Altersdifferenz, fester und stabiler Beziehung oder sonstigem vorhanden ist, fast schon unweigerlich die Vermutung einer romantischen Beziehung in euch weckt?

Vielleicht ist es mein ausgeprägter Widerspruchsgeist, vielleicht auch die Tatsache, dass ich persönlich eben nicht heterosexuell bin, aber ich finde die ständigen Wiederholungen des immer gleichen Settings einfach furchtbar öde.  ^.-

Wenigstens haben da die immer noch extrem raren gleichgeschlechtlichen Paare den Vorzug der Originalität, oder? ^.~
Nun, für mich persönlich gibt es eigentlich in fast jeder meiner Geschichten ein Paar, allerdings überlasse ich es, von yaoi- fanfictions u.ä. einmal abgesehen, meistens zumindest zu einem gewissen Grad dem Leser, ob er die Charaktere nun als potentielles Paar oder nur als gute Freunde sehen will.
Da ich schließlich es umgekehrt ja selbst nicht all zu sehr mag, detaillierte Beschreibungen gegengeschlechtlicher romantischer Gefühle, oder mehr, aufgedrängt zu bekommen, wenn es der Plot oder die Charakterentwicklung nicht verlangt, möchte ich es auf der anderen Seite ja nicht selbst genauso machen.
Bedenken sollte man hierbei allerdings, das zu anderen Zeiten und in anderen Kulturen sich der Grad an "normaler" Zuneigung zwischen gleichgeschlechtlichen Freunden auch von unsere "Norm" unterscheidet- es ist hier ja schon allein ein ziemlich großer Unterschied zwischen Männern und Frauen erkennbar...
Auf der anderen Seite gilt das allerdings auch für den Umgang mit Homosexualität; bei einer Geschichte mit einem griechisch- antiken Hintergrund, oder einer, die im feudalen Japan spielt, wäre ein völliges Fehlen eigentlich befremdlich...

Aber gerade was sexuelle Dinge oder auch schon sexuelle Anziehung betrifft, solange sie nicht wirklich gebraucht werden, also für die Entwicklung des Plots oder der Charaktere wichtig sind, würde ich sie eher weglassen; und selbst wenn sie gebraucht werden mit Fingerspitzengefühl, dezenter Distanz und vielleicht einem Augenzwinkern umschreiben.
Sexualität ist eine recht persönliche und auch individuelle Sache und gerade hiermit stößt man unweigerlich gewisse Zielgruppen ab und nicht zuletzt, gerade hiermit werden gerne inhaltliche Mängel geflickt...

Nun, das wäre zumindest meine Ansicht zu dem Thema.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Hr. Kürbis am 10. Mai 2007, 09:54:35
Obwohl auch ich auf der anderen Uferseite stehe, mag ich gleichgeschlechtliche Paare unter diesem Yaoi-Blickwinkel ÜBERHAUPT nicht (mehr).

Dieses "Ach wie süß, zwei Kerle!" geht mir sowas von auf die Nerven, das ist für mich noch ausgelutschter als eine Hetero Beziehung. Einfach weil sie nicht als etwas völlig "Normales" geschildert sondern meist als Eyecatcher missbraucht wird.
Dabei muss eine gleichgeschlechtliche Beziehung nichts besonderes sein, sondern beruht im Idealfall auf dem selben Grundprinzip wie eine gegengeschlechtliche Beziehung: LIEBE!

Da trenne ich dann aber auch "Popp-Literatur" und Love-Storys, sind für mich immer noch zwei paar Schuhe, wobei ich sagen muss, dass die "Popp-Literatur" mit gleichgeschlechtlichen Paarungen ehrlicher umgeht. Nicht weil die Klischee-Geilheit von Homos hier im Vordergrund steht, sondern weil sie gleichberechtigt(er) geschildert wird.

Gerade im Fantasy-Bereich hat man die Möglichkeit, Liebe zwischen und unter den Geschlechtern gleichberechtigt dazustellen, immerhin haben die eigenen Welten doch das Glück, nicht unter schwachsinnigen Idealen, verkorkster Moral und missbrauchten Religionen zu leiden. Deswegen wird es in meinen Texten nie einen besonders hohen Stellenwert haben, ob der Prinz mit dem Stallburschen durchbrennt und die Prinzessin sich lieber von einer Amazone aus den Klauen des Drachen befreien lassen möchte... hört sich komisch an, ist aber so!
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Tasman am 10. Mai 2007, 10:27:43
Also, das mit "in Fantasy kann man ja alles machen" würde ich so direkt nicht unterschreiben. Zumindest nicht, wenn die Fantasy in einer mittelalterlich angehauchten Welt spielt. Da gibt es nämlich ein Element, das da unbedingt reingehört und auch viel Potential bereithält: Die "ständische Gesellschaft".
Das mit dem Verlieben und Kinder kriegen und so ist in so einer Gesellschaft keine reine Privatangelegenheit mehr, sondern da mischen eine Reihe von Leuten und Interessen mit.
Das macht das ganze meiner Meinung nach aber so spannend, weil - geschickt gebaut - ist die Liebesgeschichte gleichzeitig eine dramatische, mit handfesten Konflikten, die über das Nebenbuhler Ding hinaus gehen.
Aber auch die zarten, angedeuteten Romanzen verdienen, selbst in den härtesten Schlachtepen, genauere Beachtung. Gefühlte Gefahr und Leid setzt nur da ein, wo es etwas zu verlieren gibt. Und könnte es einen größeren Verlust geben als die verlorene Liebe?

Kurzum, wer einen Roman schreibt ohne mit der Liebe zu spielen, verschenkt dramaturgisches Potential und das gilt insbesondere bei Fantasy.  :omn:
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Antigone am 10. Mai 2007, 11:19:29
Zitat von: Tasman am 10. Mai 2007, 10:27:43
Also, das mit "in Fantasy kann man ja alles machen" würde ich so direkt nicht unterschreiben. Zumindest nicht, wenn die Fantasy in einer mittelalterlich angehauchten Welt spielt. Da gibt es nämlich ein Element, das da unbedingt reingehört und auch viel Potential bereithält: Die "ständische Gesellschaft".
Zitat

Und doch kann man bei Fantasy machen, was man will. Das ist ja das schöne daran! Daher ist es auch überhaupt kein Problem, die Leute zwar im mittelalterlicher Gewandung herumlaufen und mit Schwertern kämpfen zu lassen  - jetzt vereinfacht ausgedrückt - und Dinge wie Stände einfach wegzulassen. GEnau dafür schreiben wir ja Fantasy und keine Historischen Romane.  Ich kann, aber ich muss nicht.

Zum Thema Liebe stimme ich dir aber voll zu.  Auf was für ein unglaubliches Potential man verzichten würde, würde man die Liebe mit all ihren Verwicklungen weglassen....

Lg, A.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Grey am 10. Mai 2007, 11:48:23
Naja, aber nichtsdestotrotz gibt es ja auch noch genug andere Verwicklungen, die mindestens ebenso viel dramaturgisches Potential haben können... Ich bin prinzipiell kein Gegner von Liebesgeschichten, egal ob homo oder hetero, aber man sollte sich halt nicht darauf versteifen. Geschichten ohne Liebe können m.E. nach genau so verwickelt und spannend und vielschichtig sein wie Geschichten mit Liebe. Je nachdem wie mans anfängt...
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Niniel am 10. Mai 2007, 14:50:01
Nunja, in meinen beiden bisherigen Bücher war Liebe dabei. aber nicht in diesem Sinne, dass es um Liebende ging. Beim einen haben sich die beiden kennen gelernt und es war bislang nur Freundschaft (Teil zwei wirds dann mehr :D) und im anderen sind die beiden schon verheiratet. Ich bin auch der Meinung, man sollte sich nicht darauf versteifen oder es zu dramatisch gestallten, wenn es nicht unbedingt sein muss/soll.
Klar gehört das dazu, aber es soll ja nicht nur darum gehen und vorallem müssen sich die Leute ja nicht immer verlieben. Sie können ja schon lange zusammen sein ^.^
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Hr. Kürbis am 10. Mai 2007, 16:10:42
Man darf ja auch nicht vergessen, das die Liebe als treibende Kraft für eine Geschichte unheimlich beliebt und verbreitet ist. Denn theoretisch kann ja jeder eine Motivation solcher Art einfach nachvollziehen und das ganze ist nicht so abstrakt wie "die Welt retten"! ;)

Wenn ich es mir recht überlege, dann machen eigentlich alle meine Charaktere ihre "Arbeit" aus Liebe jeglicher Art, auch Hass wird ja oft durch Liebe bedingt/ausgelöst und ist somit eigentlich die selbe Antriebsfeder.

Ui, das wird ganz schön tiefgründig hier...  :omn:
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: gbwolf am 10. Mai 2007, 16:22:58
Ryuhi schreibt über die Erwartungshaltung des Lesers. Ich habe mich auch oft geärgert, wenn ich zu Beginn einer Geschichte wusste, dass die sträubende und zickende Maga und der Krieger irgendwann in der Kiste landen oder sich unsterblich verlieben.
Die erhöhte Wahrscheinlichkeit für Liebe finde ich aber auch psychologisch plausibel. In den Abenteuern durchleben die Helden Stresssituationen, Gefahren etc. Das kettet aneinander, das verbindet, das schafft Vertrauen. Man sieht den zukünftigen Partner in intimsten Momenten (damit meine ich auch, dass er sein wahres Gesicht zeigen muss, wenn es hart auf hart kommt).
Es ist psychologisch erwiesen, dass Menschen, die Extremsituationen (Wetterkatastrophe, Terroranschlag, Unfall) zusammen meistern, sich mit einer guten Wahrscheinlichkeit verlieben und eine dauerhafte Beziehung auf den Erlebnissen aufbauen können.

Persönlich bin ich natürlich so unromantisch, meine Protagonisten in andere Konflikte zu stützen, weil mich die Tändeleien zu sehr von meinem lot ablenken  :omn:
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Antigone am 11. Mai 2007, 10:36:47
Ich mag es ja besonders gerne, wenn die Liebe unter besonders unromantischen Umständen entsteht. Zb. dass Held und Heldin im Vollrausch miteinander in der Kiste (oder im Heu, oder im Gebüsch) landen und sich am nächsten Tag fürchterlich dafür genieren. Aber letztendlich kommt dann doch die Romantikerin in mir durch und sie verlieben sich doch....*seufz*

Lg, A.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Manja_Bindig am 11. Mai 2007, 11:08:44
Ich bin moentan wirklich überaus gespannt, wie sich Rinyl und Vyren im neuen ersten Teil von elfenblut anstellen(den schreib ich ja neu...)
Ein kleiner Giftpilz und ein Giftmischer mit Hang zum Unsensiblen... na Prost.
Wird sicher SEHR romantisch. *ironiemodus wieder ausschalt*
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Ryuhi am 11. Mai 2007, 22:57:41
So, zur etwas überfälligen Antwort... ^^ ()

ZitatObwohl auch ich auf der anderen Uferseite stehe, mag ich gleichgeschlechtliche Paare unter diesem Yaoi-Blickwinkel ÜBERHAUPT nicht (mehr).

Dieses "Ach wie süß, zwei Kerle!" geht mir sowas von auf die Nerven, das ist für mich noch ausgelutschter als eine Hetero Beziehung. Einfach weil sie nicht als etwas völlig "Normales" geschildert sondern meist als Eyecatcher missbraucht wird.
Dabei muss eine gleichgeschlechtliche Beziehung nichts besonderes sein, sondern beruht im Idealfall auf dem selben Grundprinzip wie eine gegengeschlechtliche Beziehung: LIEBE!

Hmh, tja, "yaoi", das ist so eine Sache... ^^ ()
Für mich persönlich waren Manga, allerdings eher klassischere shonen ai Werke, so ziemlich das erste Mal, dass ich überhaupt Homosexualität in einer Geschichte erlebt habe, was in einer Phase des Entdeckens doch ehrlich gesagt recht aufbauend sein kann, gerade wenn man ansonsten ausschließlich "einen Jungen und ein Mädchen"  auf ihren Abenteuern begleiten darf...
Zudem waren die ersten Eindrücke dank Werken wie Tokyo Babylon, Demon Diary, Fake, Banana Fish und ähnlichen ziemlich positiv.
Erst die unangenehmen späteren Kontakte, wie zum Beispiel Gorgeous Carat, Lumen Luna, u.ä. und natürlich auch das Lesen von yaoi- fanfictions haben die Beziehung zum Genre für mich zu einer Art Hassliebe werden lassen...

Und ich gebe Dir Recht, dass in vielen BL, shonen ai oder yaoi Manga die Beziehungsdynamik abgedroschener und klischeehafter ist als in den meisten "Ein Junge und ein Mädchen"- Geschichten...

Allerdings, für den westlichen Markt, auf den ich mich ja auch mit meinen Aussagen bezogen habe, denke ich, dass ein etwas offenerer Umgang mit dem Thema nicht schaden kann...
Zumindest rein statistisch betrachtet sind wir schlicht unterrepräsentiert. ^.~

Nun, was die Darstellung betrifft, ich persönlich finde, dass man schon ein wenig damit spielen kann, dass es eben nicht das "Norm" in der Gesellschaft ist, nicht einmal in den toleranten, die ja auch, gerade in Adelskreisen, einen gewissen Verpflichtungsdruck mit sich bringen, gerade wenn es um die Erbfolge und das Fortsetzen der Blutlinie geht. Ich finde zwar auch, dass es einfach schon genug tragische Liebesgeschichten zu dem Thema gibt, aber daraus, dass der Prinz vor der arrangierten Ehe davonläuft, indem er eben mit dem Stallburschen durchbrennt, oder dass die Prinzessin einen heldenmütigen Rittersmann einfach "im Regen stehen lässt", kann man durchaus einige nette kleine Verstrickungen kreieren.
Hmh, aber ich würde doch ehrlich einmal gerne sehen, wie Du das so schreibst. ^^

Zum Satz in der Mitte, was genau meinst Du in diesem Sinne eigentlich mit Populär- Literatur? Mainstream? Ehrlich gesagt kenne ich aus solchen Werken allerhöchstens einmal Klischee- Homosexuelle (meintest du das mit Klischee- Geilheit?), von denen ich allerdings eher selten den Eindruck habe, dass sie wirklich so gleichberechtigt dargestellt werden...
Äh, und wieso Schreibst du Pop jedes Mal mit zwei P?

@gbwolf: Endlich einmal jemand, der auch die lateinischen Bezeichnungen benutzt und dann auch noch korrekt!^^
Mir sträubt es sich jedes Mal innerlich, wenn ich solche Sachen wie "die Magistrix" oder "eine Magus" höre...

Was die zusammenschweißende Wirkung von Extremsituationen betrifft, das stimmt durchaus, aber es kann auch genauso gut einfach zu einer engen, platonischen Freundschaft führen (nebenbei ist es eigentlich lustigg zu bemerken, dass platonisch ursprünglich nur für gleichgeschlechtliche Beziehungen zwischen Männern benutzt wurde.^^).
In einem Roman ist es allerdings mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eine Romanze... ^^ ()
Es ist eben einfach zu häufig, dass macht es schlicht uninteressant, schlimmer noch, extrem voraussehbar...


Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Hr. Kürbis am 12. Mai 2007, 08:30:52
@Ryuhi
"Popp-Literatur" ist mehr so die Verballhornung von "poppen" und "Literatur".  ::) Hätte natürlich auch Popolär-Literatur schreiben können, aber das wäre dann noch uneindeutiger gewesen, oder?
Das in der Pop-Literatur das Thema nicht ohne Wertung vorkommt, ist mir klar. Aber im Segment der "Einhandliteratur" (soll ich das auch erklären? Ein Hand hält das Buch, die andere, naja, wird selten zum umblättern benutzt :-X!) ist das ganze schon etwas wertfreier. Das wäre ja sonst in etwa so, als würde man sich einen Porno ansehen, in dem die ganze Zeit gesagt wird: "Ok, du stehst drauf. Aber eigentlich bist du krank! Pfui!"  :pfanne:
Übrigens kann man nach dem "Genuss(???)" solcher Einhandliteratur echt nicht mehr sagen, das Fantasy ein flaches Genre wäre. Ich hab mal eins gelesen und das ist wirklich nicht besser als so ein Wir-bringen-die-Charaktere-in-unmöglich-Situation-und-lassen-sie-poppen Filmchen. Wobei da von Charakteren zu sprechen ist schon etwas hoch gegriffen...

Und zu Mangas mit der Thematik haben wir in etwa das selbe Verhältnis, sind eben von Heteros für Heteros und haben nur bedingt was mit der Realität gemein. Aber so als "Einstieg" sind sie schon ok, nur hatte ich den schon früher und daher kamen die ersten "Shonen-Ai" Mangas für mich schon "zu spät"...
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Guddy am 29. März 2014, 14:04:06
Mein neuer Threadausgrab-Rekord doch als angehende Archäologin darf ich mir das ja wohl erlauben!


Zitat von: Pandorah am 08. April 2007, 08:04:32
Was ich echt interessant finde, ist, dass sich bei solchen Gesprächen und Diskussionen sehr viele bis die meisten Schreiber gegen Liebesgeschichten aussprechen, die meisten Geschichten hingegen jedoch dennoch Liebesgeschichten beinhalten, seien die nun zuckrig, tragisch, als Haupt- oder Nebenhandlung oder sonstwie vorhanden.

Trauen sich die Liebesschreiber eher selten zuzugeben, dass sie es mögen? Schreibt der  eine oder andere Anti-Liebesautor heimlich doch gerne Liebesszenen? Schreiben die Anti-Liebesschreiber Liebesgeschichten, weil es gerne gelesen wird und werden sich damit untreu?


Ich habe grundsätzlich kein Problem damit, es zuzugeben. Das Ding ist einfach, dass ich einfach überrascht war, dass mein erstes schriftstellerisches Projekt überhaupt von mir als Nichtromantikerin ausgerechnet von einer Liebesgeschichte handelt.
Allerdings: Ich mag die Liebe an sich und sie gehört, ebenso wie Gewalt, Sex und sonstige Dinge, eindeutig zum Leben dazu, sie aus jeglichen Romanen auszuschließen würde ich als unrealistisch empfinden .
Dabei muss es nicht immer tragisch oder zuckersüß sein, nicht nach Schema F ablaufen. Es gibt so viele Arten, sich zu verlieben. Von jetzt auf gleich etwa, es kann sich auch langsam aufbauen oder aus Hass entstehen etc.etc.. Diese Vielseitigkeit der Liebe macht es doch überhaupt so interessant.
Naja, mein neues Projekt geht absolut nicht um Liebe, sie kommt nur am Rande vor, als kleiner Teil einer Lebensgeschichte.

Meiner Meinung nach sollte man es einfach nicht so verbissen sehen. Gedanken wie "Verdammt! Da muss noch eine Liebesgeschichte rein!!!1" oder "Uah! Es bahnt sich eine Liebesgeschichte an! Schnell einen der Chars erschießen!" finde ich persönlich eher doof ;) Letztlich kommt es natürlich auf die persönlichen Präferenzen und meinetwegen auch auf die Ketten des Verlags an, ich selber bevorzuge einfach eine gewisse Flexibilität :)

Edit: Das heißt nun nicht, dass ich Geschichten, die komplett ohne Lovestory auskommen, schlecht oder unrealistisch finde :) In manchen ist einfach kein Raum dafür vorhanden, der Fokus liegt woanders, die Charaktere finden sich nicht scharf oder oder, die Gründe für einen Roman ohne Liebesgeschichte sind ebenso mannigfaltig wie die Gründe für einen Roman mit Liebesgeschichte. *schulterzuck*
Mir ist es grundsätzlich egal, ob nun eine vorkommt, oder nicht.
Ich lehne nur den künstlich auferlegten Zwang in die ein oder andere Richtung ab, den man nicht selten beim Lesen auch merkt.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Mogylein am 29. März 2014, 16:08:43
Ach, ich bin ein großer Freund von Geschichten ohne (bedeutende) Liebesgeschichte, ehrlich gesagt wird mir ein Buch immer, wenn im Klappentext Romantik angedeutet wird (und es sich nicht um einen Liebesroman handelt), sofort unsympathisch. Ich bin übersättigt an Liebesgeschichten, bei denen eine Partei nach dem Kennenlernen all ihre Eigenständigkeit verliert, übersättigt an mag-er-mich-mag-er-mich-nicht-Spielchen, übersättigt an mysteriösen Arschlöchern, die dann doch eigentlich total zärtlich und tiefsinnig sind.
Ich würde mich wirklich freuen, mal Liebesgeschichten zu lesen, wo die beiden einander komplementieren und das Beste aus sich rausbringen, anstatt dass sie das Gefühl haben, nur mit Partner ein Ganzes zu sein. Ich würde mich über Liebesgeschichten freuen, die in die Brüche gehen, weil es einfach nicht realisierbar ist (z.B. unterschiedliche Lebensplanung) und die beiden friedlich, aber traurig auseinandergehen und sie dann nicht am Ende doch wieder zusammenkommen. Ich würde mich über Liebesgeschichten freuen, die echt sind - was eben heißt, dass es Aspekte am Partner gibt, die man fürchterlich findet und die man auch mit der Zeit nicht lieben lernt, aber die einen nicht zur Trennung bringen, weil man den Menschen als Ganzes wirklich schätzt. Und über Liebesgeschichten, in denen ich wirklich sehen kann, dass die beiden Chemie zwischen sich haben und nicht sich verlieben, weil der Plot das so bestimmt. Und natürlich würde ich mich über lesbische, schwule, bisexuelle Liebesgeschichten (auch mit Spielraum im Bett, ohne, dass es ein Erotikroman sein muss - warum kann man im Nicht-Erotik-Roman ruhig mal eine Szene mit üblichem Vaginalverkehr und vielleicht kurzer oraler Künste schreiben, aber nie eine Rollenspielszene oder Analverkehr?) freuen.
Aber da meine bisherigen Erfahrungen mit Liebesgeschichten (explizit ausserhalb von Liebesromanen selbst) alle sehr enttäuschend waren, meide ich große Romanzen woimmer es geht.


Dafür schreibe ich trotzdem gerne Liebesszenen. Am liebsten sogar. Es sind die Szenen, die mir am leichtesten von der Hand fallen, und die, die mich meinen Charakteren am nächsten sein lassen. Ich versuche auch, dadurch ein bisschen meine Enttäuschung mit dem Buchmarkt zu kompensieren ;) Aber für mich ist einfach wichtig, dass wenn ich einen Fantasy-Roman schreibe, es nicht eigentlich ein verkappter Liebesroman mit Fantasysetting ist, sondern der eigentliche Plot im Vordergrund steht und die Liebesgeschichte als Subplot nicht mehr Raum einnimmt als andere Subplots.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Guddy am 29. März 2014, 16:18:38
Zitat von: Mogylein am 29. März 2014, 16:08:43

Aber da meine bisherigen Erfahrungen mit Liebesgeschichten (explizit ausserhalb von Liebesromanen selbst) alle sehr enttäuschend waren, meide ich große Romanzen woimmer es geht.
Merkt man gaaaar nicht ;)

Schade, dass das so ist, denn dadurch vorverurteilst du Romane, die trotz ihrer Liebesgeschichte gut sind  - weil sie eben nicht die von dir erwähnten Klischees bedienen. Und davon gibt es genug. Die Wolfwalker-Reihe von Tara K.Harper etwa würde ich dazu zählen. Außerhalb der klassischen Romantasy mit eindeutigem Titelbild (halbnackter Mann mit schöner Frau im Arm zB.) - was ich im übrigen meide -  ist mir das von dir erwähnte Klischee allerdings auch noch nie begegnet, daher verstehe ich das krass Negative, das deinen Beitrag bestimmt, auch nicht so wirklich.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Mogylein am 29. März 2014, 16:42:24
@Guddy:
Ach, wenn ich keine Bücher mit Liebesgeschichten lesen würde, würde ich ja praktisch gar nichts mehr lesen (zumindest wenig Mainstream). ;) Ich weiß sehr gut, dass es auch tolle Liebesgeschichten in normalen Romanen gibt, aber ich finde sie einfach nur sehr selten. Und deshalb bin ich derzeit einfach sehr genervt von dieser Art Klischéeliebe, die mir so oft begegnet.
Dir ist sie noch nicht so oft begegnet? Ich nenne jetzt nur mal ein paar berühmte Titel, bei denen ich die Liebesgeschichten sehr anstrengend, unrealistisch, ungesund oder erzwungen empfunden habe (unabhängig davon, ob ich das Buch an sich gut oder schlecht fand): Wie Monde so silber (Cinder) von Marissa Meyer, Daughter of Smoke and Bone von Laini Taylor, Mythos Academy 1: Frostkuss von Jennifer Estep, Eragon von Christopher Paolini. Und das sind nur Fantasy-Bücher, die ich gerade beim drüberschauen in meiner Goodreads-Bibliothek gesehen habe. ;)
Gegenbeispiele mit guten Liebesgeschichten habe ich aber auch: Die zweite Weitseher-Chronik von Robin Hobb, Aquas Die dunkle Seite des Weiß, Das Lied der Dunkelheit von Peter V. Brett.

Ich werde ein Buch mit vielversprechendem Setting nicht ignorieren, weil im Klappentext eine Liebesgeschichte erwähnt wird. Aber wenn ich mich zwischen zwei Büchern entscheiden muss, dann ist so etwas durchaus ein Kriterium, das die Entscheidung ausmacht.


(Und wie gesagt, ich berufe mich ausschließlich auf Genre-Romane, die die Liebesgeschichte nicht zum Hauptthema haben. Ich liebe frische Frauenromane zum Thema Liebe wie z.B. von Cecilia Ahern, aber wenn ich mich für ein solches Buch entscheide, dann weiß ich eben ganz genau, auf was ich mich einlasse und erwarte nicht, dass stattdessen Völkerschlachten, Piratenschätze oder Weltraumabenteuer im Vordergrund stehen.)
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Guddy am 29. März 2014, 16:54:20
"Nicht so oft"? Ehrlich gesagt kann ich mich nicht erinnern, dass es mir jemals begegnet wäre *g* Aber ich lese auch nicht viele Romane und wähle die vorher nach sehr harten Kriterien aus (und habe wohl auch einfach Glück diesbezüglich gehabt)
Die von dir genannten Negativbeispiele kenne ich nicht. Dafür jedoch das Lied der Dunkelheit.

Ok, dein vorherigen Beitrag klang wesentlich negativer und absoluter für mich als deine Erläuterung jetzt :)
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Ryadne am 29. März 2014, 17:02:39
Ich kann Mogylein verstehen, mir geht es oft ähnlich. Ich habe nichts dagegen, wenn Liebesgeschichten irgendwie mitauftauchen - sonst wären meine Lesemöglichkeiten auch ziemlich eingeschränkt (hat sich mit Mogyleins Post überschnitten). Teenager-Romantasy kann ich mir manchmal auch noch durchlesen, z.B. mochte ich "Alica" ganz gerne. Habe ich bei Fantasy (oder sonstigen Romanen), die sich an Erwachsene richtet das Gefühl, dass die Liebesgeschichte zu viel Platz einnimmt, werde ich das betreffende Buch aber in den meisten Fällen meiden. Es geht dabei nicht um Vorverurteilung, sondern darum, dass ich so etwas einfach nicht gerne lese, weil mir in 90% der Fälle die Nachvollziehbarkeit fehlt. Ich will solchen Romanen keineswegs die Daseinsberechtigung absprechen, ich stelle ja auch fest, dass andere deutlich weniger Empathie- oder Nachvollziehbarkeits-Probleme bei Liebesgeschichten haben. Aber ich bin da meist nur von befremdet. Richtig übel finde ich es, wenn man eine Heldentruppe mit Quoten-Weibchen hat, bei der das Weibchen natürlich auf Teufel komm raus eine Beziehung mit irgendwem eingehen muss. Muss da gerade an "Midwinter" von Matthew Sturges denken.  ::)
Freundschaftliche oder familiäre Beziehungen sind mir deutlich näher, deshalb lese und schreibe ich auch lieber über sie, auch wenn irgendwo am Rande schon auch Liebes-Liebesbeziehungen auftauchen dürfen; ich stimme zu, dass so etwas irgendwie zum Menschsein dazu gehört und die völlige Abstinenz von Pärchen daher unrealistisch oder zumindest irritierend wirken kann, obwohl ich sowas gleichzeitig auch immer interessant finde. Man erwartet irgendwie schon so sehr, dass eine Liebesgeschichte vorkommt - soweit ich weiß, wollen die meisten Verlage auch eine drin haben, egal, ob's passt oder nicht -, da ist es schon bemerkenswert, wenn sich dem mal jemand verweigert. Das klingt jetzt so ein bisschen nach erzwungener Sehnsucht nach dem Alternativen, und ich will gar nicht mal absprechen, dass das eine Rolle spielen mag. In den letzten Jahren habe ich mich oft von Liebesbeziehungen in Romanen übersättigt gefühlt, egal, ob sie nun eine große oder kleine Rolle eingenommen haben.
Wobei ich in meinen Geschichten Liebe als solche trotzdem oft thematisiere, auch an prominenter Stelle, wenn es denn in die Handlung passt. Aber dann nicht in dem Sinne, dass es eine Liebesbeziehung gäbe, bei der A und B sich lieb haben und in ihrer Beziehung aufgehen (oder zu ihr hinfinden). Ich hab wohl eher einen Hang zu den negativen, beängstigenden Seiten der Liebe, warum auch immer.

Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Kati am 29. März 2014, 18:10:40
Ich kann mich Mogylein und Ryadne nur anschließen. Mit dem berühmten Motiv der Star Cross'd Lovers, das man fast in jedem Romantasyroman findet, kann ich überhaupt nichts anfangen. Das geht mir nicht nah, ich fühle dabei nichts, im schlimmsten Falle kommt es mir kitschig oder zu übertrieben vor, wenn sich die beiden einmal sehen, sich ewige Treue schwören und niemals auseinander gehen wollen. Besonders in Jugendromanen: Hier wird das Motiv wirklich sehr oft angewandt und die erste Liebe überhaupt ist dann die große Liebe, die keine neue Liebe jemals übertreffen können wird. Ich weiß, dass es Leute gibt, denen es so geht, aber ich finde Liebesgeschichten einfach viel zu gradlinig und einseitig. Und ich bin ein großer Fan von Liebesgeschichten. Aber es ist einfach immer dasselbe und ich finde es kitschig, unrealistisch und es geht mir genau wie Ryadne einfach nicht nahe.

Ich finde nicht, dass solche Romanzen keine Daseinsberechtigung haben, aber wieso gibt es nur das? Wo sind die freundschaftlichen Beziehungen, wo die asexuellen, bi- und homosexuellen Liebesgeschichten, die weder Erotik- noch Nischenroman sind, wo sind die Romane, in denen ein Beziehungsende nicht das Ende der Welt bedeutet, wo Partner sich nicht füreinander aufgeben, sich ihren Freiraum lassen und sich nicht in jeder getrennten Minute wünschen, der andere wäre da? Es wurde ja schon gesagt, Liebe ist sehr vielfältig. Aber im Großen und Ganzen fehlt diese Vielfalt, nicht nur an sich in der Fantasy, auch in der Romantasy. Als könnte nur eine ganz bestimmte Form von Liebe romantisch sein. Es ist sehr schwer geworden, Romantasy zu finden, die mich nicht nach ein paar Seiten langweilt oder irritiert. Nicht, weil ich keine Liebesgeschichten mag, sondern, weil ich diesen einen Typ Liebesgeschichte nicht mag, der überall vorkommt. Ich lese sehr gern Jugendbücher, aber ich habe in letzter Zeit mehrere abgebrochen, weil es einfach dieselbe Geschichte war: Jemand sieht jemanden zum ersten Mal, gleich fällt ihr oder ihm die außergewöhnliche Schönheit auf, man ist unsterblich verliebt, kann aber aus Gründen nicht zusammen sein, am Ende wird alles gut und man verbringt die Ewigkeit miteinander.

Ich wünschte, Liebesgeschichten, die nicht nach diesem Schema ablaufen, würden eine größere Chance bekommen. Ich möchte endlich mehr echte Liebesgeschichten sehen und nicht nur diese dramatischen Romanzen nach Art Romeo und Julia.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Guddy am 29. März 2014, 18:21:39
Ich fühle mich dezent missverstanden... *g* Aber passt schon. Ich stimme euch ja grundsätzlich zu, das reicht ja.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Vibulanius am 29. März 2014, 23:14:23
Bin da in einer nicht unähnlichen Position. Wenn es für mich auch nicht sooo ein entscheidendes Kriterium bei der Auswahl des Buches ist (es sei denn, es ist von vorneherein klar, dass es beinahe ausschließlich um die Liebesgeschichte geht; das kommt dann garantiert nicht mit). Im Grunde ist es so, dass mich diese standardisierte teeny Wunschfantasie unheimlich langweilt, nicht aufstößt, sondern lagweilt. Bei den Meißen Büchern kann ich sie ignorieren und für mich selbst in den Hintergrund schieben und mich auf die für mich interessanten Aspekte konzentrieren. Was mich vielmehr kratzt ist der Fokus dieser Liebesgeschichten. Es geht immer um das Zusammenkommen, möglichst noch mit dem ersten heiß entflammten Blick, nachdem alles klar ist. Öde. Selbst wenn weniger subtil gebracht. Und letztendlich sind sie immer glücklich zusammen bis in alle Ewigkeit, zumindest wird das oft impliziert. Dabei verpassen die Leute hier meiner Meinung nach, was wirklich herausfordernd und interessant zu schreiben und zu leben ist. Nämlich die Streitereien, der Schmerz, die unendlichen Mühen, die mit Liebe (nicht zwangsläufig Zusammensein) verbunden sind, dass man sein Verhältnisse zu einander ständig neu schaffen muss, um bei all dem den Lebensumständen drumherum Rechnung zu tragen ... was auch in diesen Liebesgeschichten anscheinend vergessen wird: Es gibt noch ein Leben drumherum. Liebe bis in die Ewigkeit oder auch nur für die halbe Ewigkeit von fünf Jahre kann ein Kampf sein. Realistisch betrachtet kann ich mir nicht vorstellen, das sie etwas anderes als ein Kampf sein kann. Aber kaum eine Geschichte zeigt, warum jemand diesen Kampf auch noch nach fünf, nach zehn, oder bei Vampiren und anderen Unsterblichen nach hundert oder tausend Jahren führt und warum jemand nicht die Kraft verliert, diesen Kampf zu führen. Zusammenkommen ist meist der kleinere und schmerzlosere Teil, was danach kommt ist was wirklich zählt und jede Liebe, ob fiktional oder nicht, misst sich für mich daran wie stark jemand bereit ist diesen immer und immer wieder zu führen. Aber versteht mich nicht falsch. Auch das mag ich eigentlich nicht als Hauptplot einer Geschichte sehen - will sagen, mag ich nicht lesen in so prominenter Position (aber ich werde auch niemanden verurteilen, der hierauf oder auf diese klischeeigste Romanze aller Zeiten steht). Mich würden ja vielmehr (Neben-)Geschichten reizen - und an denen mangelt es mir auch - die von den anderen Arten der Liebe erzählen: Der Liebe die nicht sein darf (und nicht auf wundersame Weise plötzlich doch sein darf); die Liebe die, die Figuren zerstört, obwohl sie erst dachten, sie wäre die große Erfüllung, aber die sich trotzdem nicht trennen; die Liebe von Freunden füreinander und vor allem einmal eine Geschichte wo ein Freund, der, wie es im Englischen so schön heißt, significant other ist, obwohl auch eine "Große Liebe" existiert.

Soviel zu meinen Mini-Ausbruch am Samstagabend.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Sternsaphir am 30. März 2014, 17:45:14
Ich finde, dass Geschichten auch ohne Liebe auskommen können. Ich mache das immer abhängig von der Story.
Aber ich würde ein Buch nicht allein wegen der Liebesgeschichte darin kaufen.
Es muss nicht immer Liebe sein. Man kann auch - wie hier schon erwähnt - auch einfache freundschaftliche Bande knüpfen und die können mindestens genauso spannend sein als irgendwelches Schmachten.
Vielleicht kann man Liebe als eine Art Gewürz ansehen. Es macht das Essen interessanter, aber es passt nicht zu jeder Speise.
Ich hab früher auch Geschichten ganz ohne Liebesgeplänkel geschrieben. Da ging es um Abenteuer und Freundschaften, für Liebe war da einfach kein Platz und sie hätte wahrscheinlich sogar nur die Atmosphäre zerstört.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Exilfranke am 30. März 2014, 23:37:12
Zitat von: Coppelia am 17. August 2006, 12:47:28
Hallo allerseits,

ich mache mir Gedanken um einige meiner Romane, in denen keine Liebesgeschichte vorkommt. In manchen ist Liebe unwichtig, und in einigen kommt einfach gar kein Pärchen vor - weder ein Mann-Frau-Pärchen noch ein gleichgeschlechtliches. Es kommen zwar Leute vor, aber niemand von ihnen ist in einen anderen verliebt. Die Thematik ist in diesen Romanen ganz anders, z. B. geht es um Freundschaft und nicht um Liebe. 

Die Frage ist: Geht das?

Interessiert das jemanden oder bestehen die Leser bei Fantasy auf schnulzige oder tragische Lovestories? Oder erwarten sie, wenn zwei Männer die Hauptfiguren sind, dass aus diesen Männern ein Pärchen gemacht wird? In Geschichten mag ich es nicht so gern, dass häufig auf Teufel komm raus aus zwei Männern ein Paar gemacht wird.

Was meint ihr, haben Romane ohne Liebe eine Zukunft?

Eine spannende Frage, die ich mir so noch nicht gestellt habe. Ich denke, dass das sehr stark von der Leserschaft abhängt, und dass die Präferenzen und Erwartungen von Männlein und Weiblein hier teilweise auseinander gehen. Ich persönlich brauche keine Liebesbeziehungen in Fantasy-Romanen, sie stören mich aber auch nicht, wenn sie gut geschrieben sind und mich nicht glauben lassen, ich lese den hundertsten Twillight-Mary Sue-verliebt-sich-in-übersinnlichen-gutaussehenden-Jungen-eigentlich-wollte-ich-Fanfiction-schreiben-Aufguss. Wobei, es scheint ja eine Zielgruppe für sowas zu geben. Für die Spielart von Fantasy die ich konsumiere und bediene, spielt Romantik aber eine untergeordnete Rolle. Bis auf wenige weibliche Helden, ist die Rollenverteilung bei Sword&Sorcery relativ eindeutig und von einem patriarchalisch-ausgerichteten Sexismus geprägt: Männer sind Eroberer und Frauen Eroberungsobjekte. Weibliche Helden sind Ausnahmen und bestätigen die Regel. 
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Fianna am 30. März 2014, 23:50:23
Zitat von: Exilfranke am 30. März 2014, 23:37:12
Für die Spielart von Fantasy die ich konsumiere und bediene, spielt Romantik aber eine untergeordnete Rolle. Bis auf wenige weibliche Helden, ist die Rollenverteilung bei Sword&Sorcery relativ eindeutig und von einem patriarchalisch-ausgerichteten Sexismus geprägt: Männer sind Eroberer und Frauen Eroberungsobjekte. Weibliche Helden sind Ausnahmen und bestätigen die Regel.
Wichtig hierbei ist, dass der Exilfranke immer über Sword & Sorcery zu seiner Blütezeit spricht  ;) Zehn bis zwanzig Jahre später gab es durchaus starke, weibliche Heldinnen, und heute proklamieren so viele Autoren für sich, sie würden S&S schreiben (oder es wird ihnen als Genre aufgebappt), dass die vermeintliche "New Wave of Sword and Sorcery" etwas schwammig ist, weil leider kaum einer noch an diesem Genre Interesse hat.
(Jedenfalls sind keine berühmten Autoren interessiert, die dem Genre eine oder mehrere klare Linien vorgeben könnten.)
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Exilfranke am 30. März 2014, 23:53:37
Ja, aber wenn die Barbaren anfangen in der Sonne zu glitzern, dann häng ich die Schriftstellerei an den Nagel! :d'oh:
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Alana am 31. März 2014, 00:21:12
Ich glaube schon, dass es eine Zielgruppe für Fantasy ohne Liebesgeschichte gibt. Ich persönlich würde wohl nicht dazu gehören, aber ich lese immer wieder Beiträge von Leuten, die sich so etwas wünschen.
Ich lese natürlich auch Bücher, in denen es keine Liebesgeschichte gibt, aber generell lese ich am liebsten Romance aller Art. Und genau das schreibe ich auch. Ein Buch ohne zentrale Liebesgeschichte zu schreiben, käme mir ( im Moment) nicht in den Sinn. Liebesplots sind Charakterplots mit durchaus sehr ernsten Themen und das hab ich einfach am liebsten. Rosarote Liebesgeschichten lese ich dagegen nicht so gern.
Trotzdem glaube ich, dass es auch ganz ohne geht. Das kommt aber sicher aufs Genre und auf die Zielgruppe an. Bei Jugendfantasy wird es wahrscheinlich tatsächlich schwierig, denke ich.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Exilfranke am 31. März 2014, 08:44:32
Wenn sich ein Fantasybuch an eine Altergruppe 14 - 18 Jahren richtet, dann dürfte eine Liebesgeschichte von der Leserschaft vermutlich recht einseitig rezipiert werden, vorausgesetzt, das Buch richtet sich an Jungen wie Mädchen gleichermaßen. Die doch recht süßlich-schwärmerische Teenager-Liebeleien in der Fantasy-Literatur gingen mir schon damals auf die Nerven und tuen es heute umso mehr. Es gibt glücklicherweise gestern wie heute genug Fantasy, in der der Protagonist a) nicht jugendlich und b) kein schmalziger Liebesplot um des Liebesplots willen integriert ist. Im Grunde wäre das ganze Thema vielleicht spannend, betrachte man es im Kontext der Gender Studies.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: chaosqueen am 13. April 2014, 10:59:32
Ich gehöre vermutlich zu der Minderheit hier, die schmalzige und völlig unrealistische Liebesromane durchaus gerne liest. ;D Trotzdem weiß ich, dass das selten der Realität entspricht, aber genau das macht letztlich auch den Reiz aus: Ich will nicht lesen, wie jemand seinen Alltag bestreitet mit Wäsche waschen, Putzen, Kochen und langweiliger Arbeit. Das habe ich selber und gähne mich zu Tode, wenn ich darüber auch noch lesen muss.
Ich lese, um in eine andere Welt einzutauchen, eine spannendere, romantischere, aufregendere. Wobei nicht immer alles gegeben sein muss. Ich lese auch Bücher sehr gerne, die ohne jede Liebe auskommen, ich zweifle durchaus die schmalzigen Liebesgeschichten an, und gerade wenn es zu einer Entwicklung der Figuren und der Beziehung kam, in der sie gereift sind und sich differenziert betrachtet haben, bin ich ggf. über ein Happy End sogar enttäuscht. Wer die Hunger Games noch nicht gelesen habe, möge bitte nicht klicken:
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.


Ich komme in meinen Geschichten nicht ohne (zentrale) Liebesgeschichte aus. Es geht einfach nicht. Vielleicht ist es einfach mein Thema, ich weiß es nicht. Wobei ich Mogy sehr gut verstehe: Ich finde die "wir sehen uns und alles ist gut"-Beziehungen auch extrem langweilig. Ich mag herausfinden, was nach der ersten Liebe passiert, wie die Menschen die Liebe aufrecht erhalten, und ich mag durchaus auch unkonventionelle Beziehungsmodelle beleuchten. Auch das ist etwas, das mir derzeit im Kopf herumspukt und demnächst ggf. umgesetzt wird.
Und ich glaube, während ich das hier schreibe, habe ich den Twist für meinen unfertigen NaNo-2012-Roman gefunden. :darth:

Guddy, ich glaube, ich habe Dich noch nicht so ganz verstanden, aber das mag auch daran liegen, dass jeder anders definiert, was für ihn eine klischeehafte Geschichte ist.
Twilight ist eine klassische "starker Mann, schwache Frau"-Romanze, wie sie mit einem dezent anderen Setting auch in den 60ern hätte geschrieben werden können. Eine Entwicklung der weiblichen Hauptfigur zu einer eigenständigen, vom Mann unabhöngigen Figur? Fehlenzeige.
Genauso Shades of Grey, was ja letztlich Fanfinction für Twilight ist. Sämtliche Bücher von Nalini Singh drehen sich um die eine, große Liebe, die am Ende alles verzehrt und bei der die Paare für immer glücklich miteinander sind. Zu den Hunger Games hab ich mich weiter oben ja schon geäußert.

Ich habe all diese Bücher gerne gelesen (okay, bei SoG bin ich im dritten Band wegen gähnender Langeweile ausgestiegen), aber ich sehe sie als das, was sie sind: Unrealistische Unterhaltungsromane, die mit der Realität nicht viel zu tun haben. In einem anderen Thread sind wir mal darauf eingegangen, dass das Frauenbild, was in dieser Art von Romanen vermittelt wird, alles andere als emanzipiert ist, und dass es bedenklich ist, wenn Mädchen diese Bücher allzu unreflektiert lesen.

Unterm Strich finde ich, dass Romane auch ohne jede Romanze auskommen können, aber da es im echten Leben auch immer sexuelle Spannungen gibt, fände ich es eher unnatürlich, einen Roman zu lesen, in dem nicht wenigstens mal ein Blick, ein schnelles Schäferstündchen ohne Folgen oder eine geistige Verwirrung aufgrund von Hormoneinschuss stattfindet. Es muss aber definitiv nicht immer gleich der tragende Plot sein, im Gegenteil.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Guddy am 13. April 2014, 12:44:17
Zitat von: chaosqueen am 13. April 2014, 10:59:32

Guddy, ich glaube, ich habe Dich noch nicht so ganz verstanden, aber das mag auch daran liegen, dass jeder anders definiert, was für ihn eine klischeehafte Geschichte ist.

Äh, entschuldige, ich weiß gerade nicht, worauf du dich beziehst? Kannst du die betreffende Stelle vielleicht zitieren? :) Habe gerade selber gesucht, aber es dann wohl übersehen. Weiß sonst nicht, wie ich darauf antworten soll, da es auf den Kontext ankommt *g*

Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: moonjunkie am 25. April 2014, 16:19:22
Irgendwie passt meine Frage glaube ich hier gut mit rein. Wie viel Liebe darf in einem Kinderbuch ab 10 vorkommen? Meine Protagonistin ist 13, in dem Alter ist man ja durchaus schon mal verknallt, hat vielleicht auch schon den ersten Freund. Mit 10 allerdings noch nicht. Die letzten Bücher, die ich für dieses Alter gelesen habe, hatten auch keine Liebesgeschichte mit dabei, nur so ein diffuses Gefühl. Witzigerweise waren aber in beiden Büchern die Hauptfiguren Jungs und man hört ja immer wieder, dass es bei Jungs einfach später anfängt mit dem Verknalltsein und dem Interesse an Mädchen.

Wie seht ihr das? Ich will auch gar keine ausführliche Liebesgeschichte in den Roman einbauen, aber so ganz am Rande schon. Sind schon Flirts und das Reden über Jungs zu viel? Geküsst wird erst am Ende und auch nur ganz dezent, aber ich frage mich gerade, wie viel Liebe ist in einem Kinderbuch für Zehnjährige zu viel?
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Tanrien am 25. April 2014, 16:23:00
Sind Die Wilden Hühner nicht genau für diese Altersgruppe gewesen (ich kenn da auch nichts aktuelles)? Ich würde es reinbringen, halt über Reden, etc. Kinder am Ende der Grundschule haben ja manchmal schon "Freunde/Freundinnen", wo dann Händchen gehalten wird und vielleicht mal ganz verlegen als Mutprobe geküsst. Sowas eben. :)
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Guddy am 25. April 2014, 16:23:46
Mir fällt da sofort "Ben liebt Anna" von Peter Härtling (http://de.wikipedia.org/wiki/Ben_liebt_Anna) ein. Liebe innerhalb eines Kinderbuches funktioniert also durchaus, selbst aus Sicht eines Jungen und sogar als Hauptthema.
(mehr kann ich dazu aber wirklich nicht sagen, ich kann nicht gut mit Kindern und kenne mich zudem auch noch überhaupt nicht aus)
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Lothen am 25. April 2014, 16:28:54
Ich denke, Moonjunkie, dass das davon abhängt, was du kommunizieren willst.

Knutschende 10- oder 11-jährige sind heutzutage keine Seltenheit mehr.  Die Mädels kommen immer früher in die Pubertät, sie machen ihre sexuellen Erfahrungen früher... klingt jetzt ein wenig nach "früher war alles besser", ist aber tatsächlich viel mehr eine Feststellung :D

Laut Bzga hatte jeder zehnte Teenie mit 14 Jahren schon GV und mit 11 Jahren ist jedes dritte Mädchen schon mal auf den Mund geküsst worden.

Insofern würde ich sagen: Unrealistisch ist eine Liebesbeziehung mit 10 oder 11 Jahren durchaus nicht, die Frage ist, ob du das auch so transportieren möchtest oder ob du den Teenies lieber noch etwas Zeit "gönnen" willst :) Reden über Jungs, Knutschen und so weiter ist aber, meiner Ansicht nach, auf jeden Fall drin - die einschlägigen Zeitschriften (Mädchen, Bravo usw.) sind ja auch für diese Zielgruppe gedacht.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Mondfräulein am 25. April 2014, 16:48:24
Ich muss sagen, dass ich meine ganze Jugend über (und auch jetzt noch) immer genervt von knutschenden Kindern war. Natürlich lesen viele Kinder in dem Alter auch gerne Liebesgeschichten, ich überhaupt nicht ausgenommen, aber... nun gut, vielleicht war es auch die Art und Weise. Ich war unglaublich aufgeregt, als Harry Potter damals Cho Chang nach einem Date für den Ball gefragt hat, das fand ich super, aber als dann zwei Zwölfjährige in einem anderen Film geheiratet haben, dachte ich mir nur, was das denn jetzt soll, das ist doch total unrealistisch (und ich war ungefähr im selben Alter wie die Kinder im Film).

Ich glaube, viele Erwachsene haben das Bedürfnis, so eine Kinderliebe dann als vollkommen rein und unschuldig, aber auch wahrhaftig und vollkommen sowie naiv und endgültig darzustellen. Und sorry, ich kenne wirklich niemanden, der mit zwölf in einer improvisierten Zeremonie geheiratet hat und bis zum Ende seines Lebens mit diesem Partner zusammen geblieben ist. Ich kenne überhaupt nur eine Hand voll Menschen, die noch mit demjenigen zusammen sind, mit dem sie so mit 16 oder 17 zusammen waren. Solche Filme haben immer etwas von "Oh wie süß, die kleinen Kinder spielen Hochzeit" und das ist ziemlich von oben herab, so sehr, dass es mich damals echt gestört hat. Das hatte auch nichts von knutschenden 10jährigen, wie man sie heute oft sieht, das war eher "Wir lieben uns, weil wir so gute Freunde sind und da ist ja auch kein Unterschied, vielleicht gibt es ein Küsschen auf die Wange und dann lachen alle Erwachsenen, weil das ja so niedlich ist".

Liebe kann in Büchern für 10jährige durchaus vorkommen, in diesem Alter lesen das viele gerne. Aber bitte nicht so vollkommen unrealistisch wie in dem Beispiel oben (ich weiß leider nicht mehr, wie der Film hieß) oder Kokowääh 2 am Ende (das hat mich echt aufgeregt, aber der Film war sowieso schlecht). Ich bin jetzt nicht davon ausgegangen, dass du so einen Mist schreiben willst, aber ich wollte es nur mal gesagt haben. Verliebtheiten, Flirts und alles sind realistisch und okay, aber man sollte nicht auf Teufel komm raus immer überall Pärchen einbauen, die sich dann nach Vorbild einer Erwachsenenserie ständig trennen und dann dramatisch wieder zusammen finden, denn als ich in dem Alter war, hat es mich selbst gestört, wie unrealistisch das doch eigentlich ist. Freche Mädchen, Freche Bücher habe ich zum Beispiel damals echt gerne gelesen (und viele, viele andere auch), aber da war das immer einigermaßen realistisch geschildert, wenn auch nicht immer gut und nicht immer unproblematisch, aber es hat niemand geheiratet und manchmal hat sich auch jemand getrennt und eingesehen, dass die erste Liebe mit 14 nicht die letzte Liebe sein muss.

Also alles in allem: Lass Liebe weg, wenn du willst! Schreib Liebe, wenn du willst! Aber bitte, bitte nicht so, wie man eine Beziehung zwischen Erwachsenen schreiben würde (und damit meine ich nicht nur den Sex). Es kommt nicht unbedingt darauf an, wie viel Liebe drin ist (obwohl man das im Rahmen halten sollte, wenn es nicht nur darum gehen soll) sondern wie sie geschrieben ist, finde ich.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: traumfängerin am 25. April 2014, 20:42:24
Mit zehn war ich definitiv schon in irgendwelche Jungs verliebt, wobei das meist nicht nur einer war, sondern mehrere, der Typ im Bus, den ich angeschwärmt habe, der coole Typ aus der Klasse, der nette Typ aus der Klasse usw. Und meine Schwester hat mit zwölf einen Jungen auf dem Spielplatz geküsst, das kommt also durchaus vor.

Wobei Mondfräulein recht hat, und es eben alles noch ein wenig kindlicher ist. Nicht die eine große Liebe, sondern mehrere potentielle Kandidaten, verstohlenes Händchenhalten, und auch das spielerische Ich-nehme-dir-dein-Mäppchen-weg-und-du-verfolgst-mich-bis-du-es-wiederbekommen-hast. Die Freundinnen, die einen damit aufziehen, das schamhafte Leugnen irgendwelcher Gefühle, ... aber ja, Liebe ist auch in diesem Alter schon ein Thema - und ein weit wichtigeres, als die meisten Eltern glauben wollen!
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: moonjunkie am 25. April 2014, 21:15:45
Vielen Dank an Euch, das hilft mir doch schon weiter!  :vibes:
Ja, ich erinnere mich auf jeden Fall daran, dass ich mit 11 schon verknallt war (genau, in mehrere Jungs). Mit 10 bin ich mir nicht ganz sicher, aber ich habe auch schon mitbekommen, dass sich sechsjährige Mädchen schon ein bisschen verlieben. Das sieht natürlich ganz anders aus als das Verlieben mit 13 oder älter. Gut, ich glaube dann ist es so, wie ich es vor habe, ganz okay.
Wichtig ist das Thema mit sechs auch schon, mit zehn auf jeden Fall, das ist klar. Ich wusste nur nicht genau, wie weit ich das reinbringen kann. Vor allem, da mir eine Betaleserin gesagt hat, dass es für die Altersgruppe etwas weniger sein sollte.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Moni am 28. April 2014, 16:57:58
Also, wenn ich mich an meine Zeit als Zehnjährige zurückerinnere (und das ist ja schon einige Jährchen her :innocent:), dann kann ich nur sagen, mich haben Jungs damals nur aus einem Grund interessiert: man konnte sich mit ihnen besser prügeln, als mit Mädchen. Ansonsten war mein Verhältnis zu Jungs eher desinteressiert. Ich glaube, das erste Mal verknallt war ich mit dreizehn oder vierzehn und bis zum ersten Kuss sollten dann nochmal weitere zehn Jahre vergehen.  Aber wie gesagt, es ist bei mir schon einiges her und ich war auch eher ein Spätzünder. Wenn ich mich aber richtig erinnere, kamen die ersten Gespräche über Verknalltsein und Jungs, als ich in der 7. oder 8. Klasse war.

Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: canis lupus niger am 28. April 2014, 19:11:31
Solche Gefühle zwischen Noch-Kindern, wie Traumfängerin und Mondfräulein sie beschreiben,  haben vermutlich mehr mit Liebe (Herzpumpern, Rotwerden, wenn man an denjenigen denkt, ihm/ihr eine Freude machen wollen, etc.) zu tun, als so manche heiße Sex-Aktion, die eher unter Spiel, Sport und Freizeit eingeordnet werden könnte.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Vic am 27. August 2014, 21:44:00
Ich wollte diesen Thread beinah selbst neu eröffnen, als ich gesehen habe, den gibt es hier ja schon.

Meine Frage ist folgende: Ich finde nun selbst - sowohl als Autor, wie auch als Leser - intime Beziehungen sehr, sehr wichtig. Aber ehrlich gesagt finde ich viele romantische Beziehunge oder klassische Liebesbeziehungen sehr langweilig, abgenudelt und irgendwie auch nicht immer so interessant. Natürlich hängt das auch von der Art ab wie man etwas schreibt und es gibt auch Ausnahmen, aber halt in der Regel.
Aber persönliche interessieren mich z.b. intime Freundschaften, persönliche Rivalitäten, komplizierte Geschwisterkisten, Familien, Teams, Partnerschaften etc. viel mehr als die klassische romantische Liebesgeschichte. (Oh ich wäre durchaus auch für ne schöne Poly-Romanze zu haben oder ne asexuelle Kiste, das findet man aber leider gar nicht.)
Ich lese gerade eine Urban Fantasy Reihe wo die Hauptbeziehung zwischen zwei Brüdern ist, was ich unglaublich toll und mal ne sehr angenehme Abwechlung fand. Einer von beiden hat sogar eine Freundin (die auch total super ist), der andere ab und zu random Sexkisten, aber am allerwichtigsten ist ihnen halt immer der jeweils andere. Sowas find ich toll und das gibt es leider viel zu selten ...

Bin ich da die einzige, der es so geht? Oder gibt es hier auch noch andere, die durchaus Interesse an intensiven, komplexen Beziehungen haben - aber halt nicht primär und ausschließlich an Liebespaaren? Nur mal so aus Neugierde.  :hmmm:
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Churke am 27. August 2014, 22:12:21
Wenn der POV aus irgendwelchen Gründen das Mädchen nicht kriegt, finde ich das eigentlich interessanter. Man hat auch mehr Möglichkeiten, die Beziehungen der Figuren zu gestalten. Zauberer Otto zum Beispiel gehört zu den Leuten, bei denen einfach nicht vorgesehen ist, dass sie das Glück finden. Dann hätten wir noch den überzeugten Grundsicherungsempfänger Jarod, der für Sex bezahlen muss, aber leider kein Geld hat. Oder den Ordensritter Baldered, der der schändlichen Teodenantha als Sklave dienen muss. Und schließlich Konteradmiral Tadeusz Asanovski, der Sex mit einer überirdisch schönen Invitro ablehnt, weil es seine Autorität untergraben würde.

Wir leben heute in einer egomanischen Gesellschaft, in der die Befriedigung von Wünschen und Begierden als der Sinn des Lebens angesehen/dargestellt wird. Es spricht aber für Willens- und Charakterstärke, sich solchen Dingen zu verschließen und im Interesse einer höheren Sache nein zu sagen. Das ist wie beim Padishah in "Dune", der eine verführerische Sklavin nicht anrührt, um dem Hofstaat seine Willensstärke zu beweisen.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Fynja am 27. August 2014, 22:13:28
Da bist du mit Sicherheit nicht die Einzige, Vic! Mir geht es genau so wie dir, ich mag Zwischenmenschliches jeder Art, ab und zu sicher auch mal eine Liebesgeschichte, aber inzwischen hat man eigentlich schon so viele Liebesgeschichten gesehen, dass die anderen Beziehungen interessanter werden. Vielleicht hat das auch mit meiner persönlichen Entwicklung zu tun, vor 4-8 Jahren, mitten in meiner Teenie-Zeit, habe ich selbst die ersten Erfahrungen gemacht und alles, was Liebesbeziehungen anging, war neu und aufregend und spannend, ich wollte sowohl darüber lesen wie auch darüber schreiben, und jetzt ist das Ganze mehr zur "Nebensache" geworden (nicht falsch verstehen, mein Freund ist mir sehr, sehr wichtig, aber Liebesangelegenheiten beschäftigen mich eben viel weniger als noch vor einigen Jahren) und ich finde es auch erfrischend, mal Bücher zu lesen, in denen andere Relationen im Vordergrund stehen.

Bei meinen eigenen Werken ist Liebe zurzeit auch eher eine Randerscheinung, manche Protas haben Partner oder Love Interests, aber ich habe irgendwie keine Lust darauf, das weiter zu thematisieren. Ich hoffe, das rächt sich nicht bei zukünftigen Lesern, weil sie vielleicht erwarten, dass ich das, was ich andeute, weiter entwickle... Aber es nun mal nicht immer weiter geht.  :hmmm:
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Vic am 27. August 2014, 22:19:39
@Churke: das ist nicht ganz das was ich meine. ;) Ich finde es schon in Ordnung, wenn mein Prota jemanden abkriegt - aber ich finde halt, das muss nicht immer die wichtigste, zentralste Beziehung seines Lebens sein. Ich finde es sehr schön, wenn die wichtigste, intensivste Beziehung, die sehr zentral im Plot ist vielleicht mal NICHT die romantische Beziehung sondern eben der Lieblingsrivale ist oder die kleine Schwester oder der Partner (also beruflicher Partner) oder die Kampfgefährtin oder der beste Freund.
Also durchaus in gewisser Weise eine Liebesgeschichte, aber halt eben eine platonische Art von Liebe.

Zitat von: Fynja am 27. August 2014, 22:13:28
Bei meinen eigenen Werken ist Liebe zurzeit auch eher eine Randerscheinung, manche Protas haben Partner oder Love Interests, aber ich habe irgendwie keine Lust darauf, das weiter zu thematisieren. Ich hoffe, das rächt sich nicht bei zukünftigen Lesern, weil sie vielleicht erwarten, dass ich das, was ich andeute, weiter entwickle... Aber es nun mal nicht immer weiter geht.  :hmmm:

Schön zu wissen, dass ich nicht die einzige bin.   :knuddel:
Mir gehts auch so wie dir. Ich finde es als Randerscheinung total in Ordnung wenn meine Protas Partner oder Love Interests haben, aber ich finde eben ganz oft andere Beziehungen meines Protas interessanter auszuleuchten.
Es gibt einfach so viele verschiedene Arten von zwischenmenschlichen Beziehungen im realen Leben und leider ist es in gefühlten 90% der Bücher oder Filme so, dass die zentrale, die wichtigste Beziehung eben eine romantische Liebesgeschichte ist....

Ich wünsche mir da einfach manchmal mehr Abwechslung.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Ryadne am 27. August 2014, 23:00:24
Ich setze das Augenmerk auch lieber auf andere als klassische Liebesbeziehungen. Oft nehmen bei mir die Geschwisterbeziehungen eine prominente Rolle ein, weil sie für mich persönlicher auch viel wichtiger sind und ich deshalb das Gefühl habe, über sie besser schreiben zu können. Ich lese auch lieber über sie, obwohl solche Geschichten irgendwie meist sehr tragisch enden und ich dann immer sauer auf das betreffende Buch bin. ;) Pärchenliebesziehungen sind mir in den meisten Medien auch viel zu sexuell konnotiert. Klar gehört das für die meisten dazu, aber der Umgang damit trifft meistens nicht meinen Geschmack. Um ein Nicht-Fantasy-Beispiel zu nennen: Ich gucke gerne "How I met your mother", mag die Figuren und an für sich auch ihr Liebesgeplänkel (eigentlich besteht die Serie ja auch aus nichts anderem). Aber mich nervt es, wie da in jeder Folge der dauerwillige Mensch praktisch als gängige Normalperson hingestellt wird (auch außerhalb der absichtlich übertriebenen Figur von Barney ;)).

@Vic Wie heißt der Roman, von dem du schreibst? Klingt spannend.  ;D
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Vic am 27. August 2014, 23:23:53
Zitat von: Ryadne am 27. August 2014, 23:00:24
Ich setze das Augenmerk auch lieber auf andere als klassische Liebesbeziehungen. Oft nehmen bei mir die Geschwisterbeziehungen eine prominente Rolle ein, weil sie für mich persönlicher auch viel wichtiger sind und ich deshalb das Gefühl habe, über sie besser schreiben zu können. Ich lese auch lieber über sie, obwohl solche Geschichten irgendwie meist sehr tragisch enden und ich dann immer sauer auf das betreffende Buch bin. ;) Pärchenliebesziehungen sind mir in den meisten Medien auch viel zu sexuell konnotiert. Klar gehört das für die meisten dazu, aber der Umgang damit trifft meistens nicht meinen Geschmack. Um ein Nicht-Fantasy-Beispiel zu nennen: Ich gucke gerne "How I met your mother", mag die Figuren und an für sich auch ihr Liebesgeplänkel (eigentlich besteht die Serie ja auch aus nichts anderem). Aber mich nervt es, wie da in jeder Folge der dauerwillige Mensch praktisch als gängige Normalperson hingestellt wird (auch außerhalb der absichtlich übertriebenen Figur von Barney ;)).

@Vic Wie heißt der Roman, von dem du schreibst? Klingt spannend.  ;D

Hach Gott sei Dank bin ich offenbar nicht die einzige. XD
Mir geht die klassische boy meets girl oder boy meets boy Formel total auf den Kranz inzwischen und ich freu mich echt immer wenn mal andere Beziehungen im Vordergrund stehen. Oder auch mal andere Spielarten von romantischen Beziehungen. Man hat selten schon bestehende Beziehungen wo es nicht mehr großartig um das Zusammen kommen geht. Oder wie oben schon erwähnt sowas wie Poly oder asexuelle Beziehungen. Ey es gibt so viel mehr als die klassische Liebesgeschichte, aber irgendwie scheinen die meisten Autoren auch nicht ohne zu können.

Ich wünschte ich hätte einen Arbeitstitel, aber daran knabber ich noch. ;) Hilfe - tun sich alle mit Titeln so schwer wie ich?
Es ist zeitgenössische Fantasy, spielt also im hier und heute, aber es gibt Magie, bzw Menschen mit magischen Fähigkeiten. Die Magie ist aller sehr begrenzt durch vieles (körperliches, umweltbedingtes, etc.) weswegen sie bisher keine allzu große Gefahr dargestellt hat.
Meine Protagonisten sind zwei Stiefbrüder, die mehr oder weniger widerwillig (der eine williger, der andere weniger *g*) in ein Komplott verwickelt werden, wo es darum geht alle Grenzen aufzuheben - wodurch Magier dann relativ allmächtig sein würden.   
Der eine ist schwul,  der andere hetero und sie haben beide durchaus was am Laufen und es gibt potentielle Love Interests, aber die zentrale Beziehung ist tatsächlich ihre Beziehung zueinander.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Kati am 27. August 2014, 23:26:50
Ryadne, das kommt mir sehr bekannt vor. Dieses Herunterbrechen von Beziehungen auf Sex ist etwas, das mich auch immer wieder stört. Ich lese sehr gern auch klassische Liebesgeschichten zwischen zwei Menschen, aber dieses Validieren der Beziehungen durch Sex geht mir auf die Nerven. Ich würde gern mehr Romanzen lesen, die bloß auf romantischer oder platonischer Ebene funktionieren, nicht auf sexueller, denn Sex gehört nicht für alle Menschen zur Liebe dazu. Genauso würde ich sehr gern viel mehr über Geschwister-, oder an sich familiäre Beziehungen lesen oder Freundschaften oder auch Rivalitäten als Mittelpunkt einer Geschichte. Wie gesagt, ich mag Liebesgeschichten sehr und ich schreibe sie auch gern, aber für mich muss nicht in jedem Roman eine dabei sein.

Dazu kommt, dass Liebesgeschichten oft nach einer Art Patentrezept geschrieben werden, obwohl es zahlreiche Wege gibt, wie Romanzen verlaufen können und wie man sich ineinander verlieben kann. Besonders bei Jugendbüchern würde ich gern mal was anderes lesen, als die große Liebe auf den ersten Blick, die natürlich für immer hält und meist die erste Liebe der Hauptfigur ist. Figuren, die schon zehn Beziehungen hatten wären mal nett, oder einfach Schwärmereien, die am Ende vom Buch vielleicht auch wieder vorbei sind oder so. An sich fehlen mir realistische Beziehungen irgendwie. Märchenbeziehungen und ewige Liebe sind ja auch ganz nett, aber der Kontrast fehlt einfach total.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Vic am 27. August 2014, 23:32:13
Zitat von: Kati am 27. August 2014, 23:26:50
Dazu kommt, dass Liebesgeschichten oft nach einer Art Patentrezept geschrieben werden, obwohl es zahlreiche Wege gibt, wie Romanzen verlaufen können und wie man sich ineinander verlieben kann. Besonders bei Jugendbüchern würde ich gern mal was anderes lesen, als die große Liebe auf den ersten Blick, die natürlich für immer hält und meist die erste Liebe der Hauptfigur ist. Figuren, die schon zehn Beziehungen hatten wären mal nett, oder einfach Schwärmereien, die am Ende vom Buch vielleicht auch wieder vorbei sind oder so. An sich fehlen mir realistische Beziehungen irgendwie. Märchenbeziehungen und ewige Liebe sind ja auch ganz nett, aber der Kontrast fehlt einfach total.

Mir geht das ganz genauso.
Liebe auf den ersten Blick finde ich sehr unglaubwürdig und auch sehr "billig" - ich finde es viel schöner wenn ich als Leser wirklich langsam erfahre was zwei Charaktere miteinander verbindet/zueinander hinzieht und ich hasse es wenn einfach nur geschrieben wird, es macht halt Peng und dann ist es Liebe. ;)
Und platonische Liebe wird mMn total unterschätzt in der Literatur ...
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Churke am 27. August 2014, 23:56:00
Zitat von: Vic am 27. August 2014, 22:19:39
@Churke: das ist nicht ganz das was ich meine. ;) Ich finde es schon in Ordnung, wenn mein Prota jemanden abkriegt - aber ich finde halt, das muss nicht immer die wichtigste, zentralste Beziehung seines Lebens sein.

Vielleicht habe ich mich ungeschickt ausgedrückt. Wenn von Anfang an feststeht, dass Figur A bei Figur B niemals landen kann, stellt das die Beziehung auf eine ganz andere Stufe. Man muss zum Beispiel die Frage klären, weshalb die beiden miteinander abhängen. Das Verhältnis kann auch unharmonisch oder gar feindselig sein.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Vic am 28. August 2014, 00:03:56
Zitat von: Churke am 27. August 2014, 23:56:00
Vielleicht habe ich mich ungeschickt ausgedrückt. Wenn von Anfang an feststeht, dass Figur A bei Figur B niemals landen kann, stellt das die Beziehung auf eine ganz andere Stufe. Man muss zum Beispiel die Frage klären, weshalb die beiden miteinander abhängen. Das Verhältnis kann auch unharmonisch oder gar feindselig sein.

Das stimmt natürlich! :)
Das ist wirklich genau das was ich meine, ich habe das Gefühl, wenn eine Beziehung nicht romantisch ist, dann muss man sich viel mehr Gedanken um Dynamiken machen und sich überlegen, wieso hängen die beiden zusammen rum, haben  sie vielleicht einfach nur ein gemeinsames Ziel, haben sie eine gemeinsame Vergangenheit, können sie sich leiden aber vertrauen sich nicht, usw usw.
Und ja eindeutig. Es gibt auch sehr, sehr spannende, intensive Feindschaften oder Rivalitäten, die sehr persönlich sein können und auch sehr interessant.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Siara am 28. August 2014, 00:51:43
Danke für's Aufwerfen der Frage, Vic! :)

Bisher habe ich darüber nicht einmal nachgedacht, weil sich Beziehungen bei mir in der Regel einfach entwickeln, ohne dass ich plane, Liebes- oder Freundschaftsbeziehung daraus zu machen. Aber jetzt, wo du's sagst, erkenne ich auch, dass ich mit der klassischen Liebesgeschichte nicht viel anfangen kann. Auch wenn es natürlich immer aufs Projekt ankommt.

Mein aktuelles Projekt beruht hauptsächlich auf 3 Zweierbeziehungen, die sich ein wenig beeinflussen.

Ein Falschspieler und eine Taschendiebin, die der "klassischen" Liebesgeschichte vermutlich am nächsten kommen. Allerdings sind die beiden unglaublich unromantisch, haben bis zum Ende kein Vertrauen zu einander und das auch zurecht. Von Liebe ist da jedenfalls nicht zu sprechen.

Außerdem ein junger Mönch und der Hohepriester, was in die Sparte zwischenmenschliche Beziehung anderer Art fällt. Die beiden schwanken mehr zwischen Vater-Sohn und Freundschaft.

Und meine beiden "Heiligen", eine Beziehung, die mich persönlich sehr fasziniert. Sie ähneln eineiigen Zwillingen, sind zusammen aufgewachsen, wenn auch nicht verwand. Sie haben sehr wohl ein Sexualleben, aber mit einer Paarbeziehung hat das Ganze dennoch wenig zu tun.

Das ganze Kennenlernen, Anhimmeln, Verlieben, Kuss, drüber Sprechen, Sex, Beziehung (so oder in ähnlicher Reihenfolge), finde ich reizlos, weil es selten etwas Überraschendes bringt. Meistens ist der LI im ersten Moment zu erkennen und es ist auch klar, dass die beiden sich am Ende kriegen - selbst wenn die Liebesgeschichte nur zweitrangig ist, spielt oft keine Rolle, wie die Haupthandlung verläuft. Das Liebespaar findet irgendwie zusammen. Natürlich gibt es da Ausnahmen, aber das ist, warum ich die klassische Liebesgeschichte nicht mehr gerne lesen mag.

Zitat von: Vic am 27. August 2014, 23:23:53
Hilfe - tun sich alle mit Titeln so schwer wie ich?
Wenn auch OT: Du bist nicht allein. ;D
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Vic am 28. August 2014, 11:20:40
Zitat von: Siara am 28. August 2014, 00:51:43
Das ganze Kennenlernen, Anhimmeln, Verlieben, Kuss, drüber Sprechen, Sex, Beziehung (so oder in ähnlicher Reihenfolge), finde ich reizlos, weil es selten etwas Überraschendes bringt. Meistens ist der LI im ersten Moment zu erkennen und es ist auch klar, dass die beiden sich am Ende kriegen - selbst wenn die Liebesgeschichte nur zweitrangig ist, spielt oft keine Rolle, wie die Haupthandlung verläuft. Das Liebespaar findet irgendwie zusammen. Natürlich gibt es da Ausnahmen, aber das ist, warum ich die klassische Liebesgeschichte nicht mehr gerne lesen mag.
Wenn auch OT: Du bist nicht allein. ;D

Deine 3 Zweierbeziehungen klingen sehr gut.
Mit etwas ungewöhnlichen Liebesbeziehungen kann man mich durchaus reizen, aber genau wie du es da oben so schön schilderst, dieser ganze "Mag er mich, wann ruft sie an, ist es Liebe oder was" Kram interessiert mich wirklich recht wenig. Vielleicht früher mal und ich vielleicht bin ich auch schon zu alt dafür. ;) Aber ich finde es tatsächlich romantischer wenn sich entweder zwei Leute ganz sicher sind und sich vertrauen (ohne den ganzen "will er/sie auch"-Kram) oder wenn sie sich eben bis zum Ende nicht wirklich trauen und vielleicht nicht einmal leiden können, aber einfach auch nicht ohneeinander können.
Aber das ganze "Liebe auf den ersten Blick"-Ding reizt mich leider gar nicht und das ist einfach sehr häufig...

Und unabhängig von ungewöhnlichen Liebesgeschichten, ich bin eben auch einfach ein großer Fan platonischer Kisten jeder Art.
Eine englischsprachige Freundin von mir bezeichnete die Beziehung von zwei ihrer Charas mal als "intense platonic lusting", was ich wunderschön fand und was auch sehr gut passte, weil es eben um zwei Rivalen ging, die irrsinnig voneinander fasziniert waren und völlig verliebt in die Fähigkeiten des anderen und es eigentlich auch keine wichtigere Beziehung in ihrem Leben gab als diese - aber es hatte eben keine wirklich sexuelle Komponente, es ging nie darum miteinander ins Bett zu gehen, sondern die höchste Art der Befriedigung war immer ein gelungenes Duel mit dem Rivalen gehabt zu haben. Sie haben das auch sehr persönlich genommen, wenn jemand anderes ihren Rivalen herausgefordert oder sogar besiegt hat - sie waren da sehr besitzergreifend beieinander und fertig machen durften sie sich sowieso nur gegenseitig. 
Sowas finde ich ganz fantastisch.

Ich mag auch gerne Beziehungen a'la "Soldaten an der Front" - einfach zwei Leute die unglaublich viel zusammen durchgemacht haben und dem anderen 100%  Vertrauen und beide schon bereit gewesen sind füreinander zu sterben, und die auch ohne sich umzudrehen wissen, dass der andere ihnen den Rücken freihält.

Und ich liebe verkorkste Familienkisten, wo man sich gleichermaßen liebt und ganz viele Issues miteinander hat.

Also es gibt einfach so viele verschiedene Spielarten sehr intensiver Beziehungen und so viele verschiedene Arten von Liebe außerhalb der klassischen Romanze, dass ich es einfach immer schade finde, dass das die einzige Art ist die immer dargestellt wird. Oder überwiegend.

Und schön zu wissen, dass ich mit Titeln nicht allein bin - die sind eine Qual.  :d'oh:
Schon allein der Arbeitstitel macht mich fertig, auch wenn ich weiß, dass ich den wieder ändern kann...
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Waldkatze am 31. August 2014, 17:07:17
Zitat von: Kati am 27. August 2014, 23:26:50
Besonders bei Jugendbüchern würde ich gern mal was anderes lesen, als die große Liebe auf den ersten Blick, die natürlich für immer hält und meist die erste Liebe der Hauptfigur ist.

Du sprichst mir aus der Seele!  :wums:
Aus diesem Grund lese ich momentan alles außer Fantasy. Was mir aber auch nicht ganz zusagt. Es ist zum Verzweifeln  :brüll:

@Vic
Dank deiner Frage habe ich eben erst gemerkt, dass bei meinen beiden Projekten (so verschieden sie sonst auch sind) dieselbe Problematik in Bezug auf Liebe+Beziehung vorkommt.

Der Ausgang ist beides mal eine tiefe Freundschaft, bei der irgendwann zum Gewissenskonflikt kommt, ob das, was sie miteinander haben, eigentlich über platonische Liebe hinausgehen kann / darf / soll.

Beim ersten Buch geht es für die Prota vor allem um die Frage, ob sie ihren besten Freund überhaupt lieben darf, da er als Kommandant der berjast auch schon Unschuldige getötet bzw. ihren Tod befohlen hat.

Beim zweiten Buch liegt das Problem darin, dass sich die beiden besten Freunde in dasselbe Mädchen verlieben und das Mädchen sich in sie.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Cailyn am 19. September 2014, 15:38:47
Meiner Meinung nach darf die Liebe auf keinen Fall fehlen, die Beziehung aber schon. Ein Buch, in welchem sich die Protagonisten und Figuren nicht aufeinander beziehen oder sie auch sonst keine Gefühle gegenüber etwas haben - im positiven wie auch im negativen Sinne - ist nur langweilig. Nur Action, Gerede ohne persönlichen Bezug... geht gar nicht. Aber es stimmt für mich durchaus, wenn in einem Buch keine Liebesgeschichte drin vorkommt.

Was ich als wichtig erachte, ist das Gefühl der Liebe, das in jeder Geschichte mitschwingen muss. Ein Prota liebt seine Berufung, ein anderer sich selbst, ein dritter hadert mit einer Behinderung (liebt sich selbst nicht) oder jemand hasst alle, die er kennt. Oder auch schon nur die Liebe zu seinem Volk, zu ihrer Welt reichen aus, um eine Figur nah und echt zu zeigen. Insofern sollten die Motive zu einer Tat oder einer Entscheidung des Protas oft aus der Liebe zu etwas geschehen. Weil dieser jemanden nicht enttäuschen will, weil er um Anerkennung hungert, sich etwas beweisen will, von etwas besessen ist, in inneres Dilemma von zwei Möglichkeiten, die ihm lieb sind, in sich trägt. Das meine ich mit Liebe.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Vic am 28. September 2014, 21:34:18
Zitat von: Cailyn am 19. September 2014, 15:38:47
Meiner Meinung nach darf die Liebe auf keinen Fall fehlen, die Beziehung aber schon.

Dem stimme ich absolut zu. :)
Mir sind Gefühle und Beziehungen der Charas untereinander auch sehr, sehr wichtig, um nicht zu sagen essentiell. Aber es muss eben nicht immer die klassische Liebesgeschichte sein.
Auf die könnte ich gut und gerne viel häufiger verzichten, wenn man mir dafür nur mehr tolle Teams, interessante Freundschaften, komplizierte Familiendynamiken oder intensive Rivalitäten liefern würde. ;)

Ganz problematisch finde ich diesem Zusammenhang auch die romantische Heldin, die keine andere Beziehung außer ihrem Lover hat. Wo sind die besten Freundinnen, die Schwestern, die Mütter, die Mentorinnen, die Lieblingsfeindinnen, die Partnerin, die Kampfgefährtin?
Interessante Beziehungen zwischen zwei Frauen gibt es mir generell viel zu wenig und dass viele Autoren ihre Heldin nur mit Männern agieren lassen, nervt mich unglaublich. 
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Guddy am 18. Oktober 2014, 13:26:27
Och, das klingt wirklich immer so negativ Liebesbeziehungen gegenüber ;) Dabei ist die Liebe ein essentieller Bestandteil im Leben eines Menschen - sei sie erfüllt oder unerfüllt.
Starke Bindungen zwischen Geschwistern ist ja auch schon klassisch und gerne gesehen (Hach. Die Winchester-Brüder...), was ich auch nicht verkehrt finde. Nicht alles, was oft vorkommt, ist per se schlecht, deshalb finde ich Beschreibungen wie "abgenudelt" etwas fehl am Platz, sorry.
Wie bei allem anderen auch, kommt es darauf an, wie es beschrieben wird. Die kitschigste Liebesgeschichte kann wunderbar fesseln, wohingegen die mutmaßlich spannendste Beziehung zwischen Nicht-Liebespärchen gähnend langweilig sein kann.

Aber ja: Ich finde Nicht-Liebespaare auch interessant :) Ich fände es schade, wenn in Romanen so etwas fehlen würde. Starke Bindungen zwischen Freunden, Hassbeziehungen zu alten "Widersachern"... diese Diversität in Sachen Beziehungsgeflechte macht ja auch den Reiz am Charakterspiel aus. Für mich ist die Liebe in meinem aktuellen Projekt essentiell, in meinem Nebenprojekt allerdings im Grunde gar nicht(wenn man von einer Trennung zu Beginn absieht).

Ich mag in dem Bereich einfach viel (allerdings keine reinen Liebesplots, aber das ist Geschmacksache.) und bin froh, dass man nicht nur auf eines beschränkt ist und dass der Buchmarkt da vielfältig genug ist, dass es mich als Leser nicht langweilt.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Vic am 24. Oktober 2014, 11:43:58
Zitat von: Guddy am 18. Oktober 2014, 13:26:27
Och, das klingt wirklich immer so negativ Liebesbeziehungen gegenüber ;) Dabei ist die Liebe ein essentieller Bestandteil im Leben eines Menschen - sei sie erfüllt oder unerfüllt.

Das stimmt. ;-)
So ist es auch gar nicht gemeint gewesen. Ich bin ein sehr romantischer Mensch und ich mag Liebesgeschichten.
Aber mich stört es total, wenn dabei (wie es leider häufig der Fall ist) alle anderen Beziehungen zu kurz kommen. Ich habe auch nichts gegen schöne Liebesgeschichten, aber a.) muss das ja nicht immer die zentrale Beziehung sein und b.) sogar wenn sie das ist, haben beide ja sicher auch noch andere sehr intensive Beziehungen - seien das nun Freundschaften, Feindschaften oder Familienisten.
Siehe Disney's Frozen. Ich fand es sehr schön, dass Anna durchaus einen netten Typen kennenlernt, aber die zentrale Beziehung des Films ist eben die zu ihrer Schwester und deren Liebe zueinander bricht ja am Ende auch den Fluch.
Sowas dürfte es wegen mir sehr viel häufiger geben...
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: jainoh am 23. November 2014, 13:03:27
Zitat von: Coppelia am 17. August 2006, 12:47:28
Hallo allerseits,
ich mache mir Gedanken um einige meiner Romane, in denen keine Liebesgeschichte vorkommt. In manchen ist Liebe unwichtig, und in einigen kommt einfach gar kein Pärchen vor - weder ein Mann-Frau-Pärchen noch ein gleichgeschlechtliches. Es kommen zwar Leute vor, aber niemand von ihnen ist in einen anderen verliebt. Die Thematik ist in diesen Romanen ganz anders, z. B. geht es um Freundschaft und nicht um Liebe. 
Die Frage ist: Geht das?
Interessiert das jemanden oder bestehen die Leser bei Fantasy auf schnulzige oder tragische Lovestories? Oder erwarten sie, wenn zwei Männer die Hauptfiguren sind, dass aus diesen Männern ein Pärchen gemacht wird? In Geschichten mag ich es nicht so gern, dass häufig auf Teufel komm raus aus zwei Männern ein Paar gemacht wird.
Was meint ihr, haben Romane ohne Liebe eine Zukunft?

In Kürze: Ja. Das geht.
Nein, ich bestehe bei Fantasy nicht auf romantische Elemente, auch wenn sie mir meist gefallen.
Wenn zwei Männer Hauptfiguren sind, finde ich nicht, dass sie sofort eine Liebesbeziehung miteinander haben müssen. Genausowenig wie ich das finde, wenn die beiden Hauptfiguren unterschiedlichen Geschlechts sind. Wenn es sich ergibt, dass die Hauptfiguren etwas miteinander anfangen und es passt gut, dann freu ich mich allerdings auch darüber, dabei spielt für mich das Geschlecht der Figuren keine Rolle.
Romane ohne Liebe haben meiner Meinung nach die gleiche Zukunft wie Vergangenheit. Es gibt sie reichlich und so sollte es bleiben.

In Länge, weil ich mich ungern nur knapp ausdrücke und der thread schon älter ist, so dass ich länger gelesen hab und mir viel eingefallen ist:
Es sind ja mehrere Fragen in einer verpackt. Einmal stellt sich die Frage, ob ein Roman nicht Liebe sondern andere Gefühl oder Inhalte in den Vordergrund stellen darf. Ich finde, dass es keine Frage sein sollte. Natürlich darf und sollte man das tun. Gefühle sind wichtig und Liebe ist nur eines davon. Ein großes, eines mit vielen Gesichtern, aber all die anderen Gefühle dürfen auch Hauptrollen spielen und dennoch ist ein Buch, in dem Protagonisten hassen, ehrgeizig sind, getrieben, enttäuscht, deprimiert, oder in denen sie hoffnungsvoll sind genau so spannend für mich. Glück, Friede, Hass, Sehnsucht, Wut, Angst, Freude... sind genau so interessante Gefühle. Mir ist eher wichtig, dass mir die Figuren wichtig sind, so dass mir ihre Gefühle etwas bedeuten, als dass diese Gefühle unbedingt romantischer Natur sind. Geschichten, in denen es nur um die Handlung geht und die Figuren nicht fühlen, weil dergleichen eingespart wurde, finde ich nicht so ansprechend. Es nimmt mir immer eine Möglichkeit, mit den Figuren in Verbindung zu sein. Wenn man in einer Szene ekel fühlt und die Figur, die sich darin befindet z.B. neutral um sich schaut, ist es mir zu weit weg, dann komm ich an die Figur nicht heran. Das gleiche gilt auch für die anderen Gefühle. Und besonders für Liebe. Wenn eine Figur sich verliebt und das nur so am Rande beschrieben wird, anstelle dem Gefühl ein wenig nachzugehen, ist mir das in der Regel zu entfernt.
Aber ich finde Bücher, in denen die Liebe vorkommt, immer sehr schön. Ich mag romantische Szenen. Ich lese sie gern. Allerdings mag ich klassische Schnulzen nicht so gern. Teenager-Romanzen sind bei mir eher für Fremdschämen gut.
Die Liebe ist wichtig, hat ihre Berechtigung in jeder ihrer Ausprägungen. Sie ist ein Gefühl, auf das Menschen wenig Einfluss haben, um das sie sich daher natürlich um so mehr sorgen. Und die Kraft des Gefühls hat sich ja auch in der Vergangenheit schon als beträchtlich gezeigt. Somit finde ich es schon nicht unwichtig, der Liebe Raum in einer Geschichte einzuräumen.
Dann gibt es aber noch zu bedenken, dass es so viele Nuancen der Liebe gibt und so viele verschiedene Erscheinungsformen, denen in der Regel nicht Rechnung getragen wird. Die allermeisten, die gleich geschrieben haben, dass sie Liebesgeschnulze nicht mögen, haben nur einen sehr kleinen Anteil beschrieben und ihre Abneigung dagegen erwähnt (und das kommt wegen Teil zwei der Frage). Das ist eine (in meinen Augen) unreife Form der Liebe, die sofort befriedigt werden möchte, die das Denken verwirrt und dazu führt, dass die Protagonisten nur noch daran denken können, wie sie ihr Objekt allein und willenlos bekommen. Diese Form findet ihr Zuhause in den gern auch kitschigen Liebesromanen, die meist zum Inhalt haben, wie zwei sich finden, durch Irrungen und Wirrungen (gern konstruierter Natur) voneinander abgehalten werden, um dann endlich doch zueinander zu finden. Dieses Finden wird gern durch Sex akzentuiert.
Aber was ist mit all den anderen Nuancen? Sachtes Verlieben, Mögen und vielleicht dann allmähliches Gernhaben und Verlieben? Gewohntes Verliebt-Sein in einer Beziehung, heimliche Liebe oder gar unheimliche Besessenheit und eifersüchtige Liebe?
Liebe muss sich auch nicht auf einen perfekten Partner im ähnlichen Alter richten. Ich glaube z.B., dass Liebe ein Gefühl ist, das sich auch gern auf eine Arbeit richten kann, die dem Protagonisten wichtiger ist als alles andere. Z.B. nehmen wir eine Magierin oder einen Krieger, denen die Perfektion in ihrem Feld mehr bedeuten als Zwischenmenschliches. Das ist eine tiefe Liebe zu etwas, das einem Erfüllung bringt. Diese Liebe ist nicht einmal an eine Person gebunden.
Oder die Liebe zum Tier, das einem treuer Begleiter ist. Das ist mehr als nur Freundschaft oder Gewohnheit. Die Liebe zu einem Ort, einem Haus, einem Garten, einem Strandabschnitt.
Und dann finde ich, dass auch romantisch nicht verbändelte Protagonisten Liebe für ihre Eltern und ihre Geschwister, ihre Freundinnen und Freunde empfinden dürfen. Gerade bei diesen Beziehungen ist Liebe mit reichlich Konflikten und Strömungen durchsetzt, was sie sehr interessant macht. Die Trennung von Liebe zur Freundschaft ist dünn, ab wann ist es eine freundschaftliche Liebe? Das finde ich sehr spannend und ich finde es nicht überflüssig, darüber zu schreiben. Im Gegenteil ist es dann ein wichtiger Teil der Figur und auch ein Teil der Begründung für die Handlung. Es beschreibt den Charakter, wenn eine Figur ein inniges Verhältnis zu anderen hat. Immerhin ist so eine Beziehung dann wichtig für spätere Entscheidungen.
Es gibt ja auch Liebesbeziehungen, die sich natürlich in eine Geschichte einfügen, die eine Figur voran bringen, reifen lassen. Wenn es über das bloße 'Kennenlernen und ab in die Kiste' hinaus geht. Eine Beziehung, die längere Zeit überdauert, oder durch die Probleme und Hindernisse überwunden werden. Das 'Gemeinsam schaffen wir es'-Gefühl. Das findet sich nicht so oft in Liebesromanen, aber in einem Fantasyroman, in dem ein Held oder eine Heldin sowieso durch viele Erlebnisse eine Entwicklung durchmacht, finde ich diese Art Liebe durchaus angebracht.

Teil zwei der Frage war allerdings, ob Leser eine irgendwie geartete Lovestory erwarten, z.B. auch wenn die Hauptfiguren beide männlich sind. Da ich sehr viele Geschichten schreibe, in denen sich Beziehung zwischen Männern ergeben, kann ich schwerlich sagen, dass mich so eine Beziehung in einer Geschichte stört. Aber mir ist immer wichtig, dass sich diese Beziehung sinnvoll in das Plot einfügt. Ich finde es dabei wichtig, dass die Beziehung nicht in das Setting hinein konstruiert wird, sondern natürlich wirkt. Bei Geschichten, in denen die romantische Beziehung im Vordergrund steht, sollte sie nicht den einzigen Inhalt der Geschichte bilden, sonst langweilt mich die Beziehung.
Slash, bei dem man diese Art der Beziehung auf irgendwelche bereits bestehende Figuren aufsetzt und das 'Universum' anpasst, damit die Geschichte möglich wird, lese ich z.B. gar nicht und hab sie auch nie geschrieben. Wird aber alles gern unter der Rubrik 'yaoi' über einen Kamm geschoren. 

Dritter Teil der Frage, die im Verlauf des thread aufgekommen ist: sollen die Figuren dann Sex haben, um den Teil der Liebe zu erfüllen? Ich finde nicht, dass es notwendig ist, auch wenn ich eine gut geschriebene erotische Szene gern lese. Was erotisch ist, entscheidet ja jeder für sich. Was einige romantisch oder erotisch finden, empfinden andere als Trigger für akutes Fremdschämen, von daher kann man darüber kaum streiten.
Hat man eine Figur, die im Verlauf der Geschichte recht viele der natürlichen Bedürfnisse erfüllt, was unter Umständen auch in der Geschichte vorkommen darf, dann stört eine Sexszene nicht und muss auch nicht zu Fremdschämen führen. Sie wäre dann Teil des Lebens. Hat man eine Figur, deren meisten Handlungen aber auf das Plot gerichtet sind, die kaum mal isst, trinkt, schläft, lacht, weint oder dergleichen, dann ist Sex mit einer vielleicht gar nur für diesen Zweck hineingeschriebenen Figur eher störend.
Vermutlich ist es so, dass diese ganzen Gedanken, ob man mehr Sex braucht, auch wenn es einem nicht liegt, auch dadurch aufgekommen, dass Geschichten mit erotischem Inhalt kaum noch heimlich hier und dort mal gelesen werden, sondern eben in jedem Bahnhof auf dem Angebotstisch rumliegen, überall besprochen und empfohlen und dann auch noch verfilmt werden. Das macht sie in meinen Augen kaum besser.
Romane, gänzlich ohne Liebe haben immer ihre Berechtigung und werden auch immer gelesen werden. Es gibt so viele mögliche Beziehungen von Figuren untereinander, da muss nicht immer gleich Liebe entstehen. Im Gegenteil ist es auch interessant zu lesen, wie die Figuren noch füreinander fühlen können. Haben Figuren keinerlei Gefühle, sind sie mir aber in der Regel zu steril. 
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: LinaFranken am 18. Januar 2016, 21:31:41
*Staubsauger raushol: wrum, wrum*

Mir war jetzt nach ein bisschen Liebe  ;D Oder nö, eigentlich nicht...

Zitat von: Kati am 27. August 2014, 23:26:50
Besonders bei Jugendbüchern würde ich gern mal was anderes lesen, als die große Liebe auf den ersten Blick, die natürlich für immer hält und meist die erste Liebe der Hauptfigur ist.

Amen! Ich mag das auch nicht. Vielleicht haben mich meine eigenen Erfahrungen zu ner Zynikerin werden lassen, aber Romantik ertrage ich nur in kleinen Portiönchen und gut geschüttelt und gerührt mit anderen Themen. Weshalb ich mit reinen Liebes-Romanen nie etwas anfangen könnte.
Von Liebe auf den ersten Blick halte ich noch weniger... Ich bin da zu zynisch um das "Liebe" zu nennen. Ich würde dem ganzen eher den Aufkleber "Begehren basierend auf Äußerlichkeiten" verpassen. Was in meine Augen bei weitem ehrlicher und gradliniger ist.

So führt das ganze dazu, das ich grundsätzlich entweder einen Karnickelstall oder Drama habe. Ichhab mal grob überschlagen und musste feststellen... Von den ca 20 wichtigsten Protas ist irgendwie für keinen ein Happy End geplant, was Liebesdinge angeht  :o Macht, Ruhm, Ehre, Erfolg, Reichtum... können sie alles haben, kein Problem. Aber eine glückliche Liebe? -Nö! War dabei gar nicht bewusst geplant. Mein zynischer Kopf hat ein Liebes-Happy-End als Plotwendung völlig ausgeblendet. Dabei bekommen ein paar meiner Protas sogar Kinder! Aber eben auch ohne Liebe. Da würde sich ein Psychiater jetzt so seinen Teil denken...

Andererseits kann ich es nicht lassen meine 20 Protas Reise nach Jerusalem spielen zu lassen (wahlweise auch Twister), wenn ihr versteht, was ich meine  ;) Anfangs wollte ich mit dieser promiskuitiven Einstellung bei zwei/drei Protas nur den Zeitgeist wiederspiegeln, aber irgendwie hat sich das verselbständigt und keiner wird mehr glücklich...

Habt ihr auch Beziehungen/Liebschaften mit dem Verfallsdatum vom stinkenden Fisch?
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Slenderella am 18. Januar 2016, 21:54:39
Ich habe immer einen Funken Liebe drin - allerdings ... ob man das Liebe bezeichnen kann.
In War Chant ist die Anziehung (ich nenne das mal nicht Liebe, weil der männliche Hauptcharakter eine sehr perverse Form von Liebe hat) der Extremsituation geschuldet und dem Kerl ist auch völlig klar, dass sie ihn unter normalen Umständen niemals auch nur ansatzweise an sich heranlassen würde. Da die beiden in einer Extremsituation sind, geht ihre Liebschaft aber klar. Nur eben nie auf Dauer.

Bei Hourglass Wars sind meine Protagonisten (ich wollte dieses dumme FF Klischee mal mit in einen Roman nehmen, weil mir kein Grund eingefallen ist, warum ausgerechnet diese beiden sich lieben müssen) miteinander durch Magie verbunden und müssen sich notgedrungen lieben. Das gibt kein Happy End :D Zumal der eine den anderen mitnimmt, wenn er stirbt. Und weil beide super egoistisch sind, kann das nicht gutgehen.

Puh ... anonsten - in Fine Line, ja da gibt es Liebe. Aber eine stinknormale. Und ein paar Charaktere die verdammt komische Ansichten von Beziehungen und Liebe haben. Aber da ist das Hauptaugenmerk so gar nicht auf den Beziehungen untereinander, die sind nur dafür da, um ihnen alles andere zu erschweren.

Liebe ... puh ... also die hab ich echt nur in All Agern - aber eben nie als "Liebesroman". Da muss ich dann auch hin und wieder mal ein Happy End schreiben, aber da beide All Ager Trilogien sind, muss ich mich damit erst am Schluss befassen (und ein bisschen Zucker drüberkotzen :D).
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Asterya am 19. Januar 2016, 00:21:11
Fantasy braucht für mich nicht zwingend eine Liebesgeschichte. Ich habe zwar auch nichts dagegen, wenn eine vorkommt, ich les auch gerne Romantasy, aber bevor die Liebesgeschichte einfach nur reingequetscht wird, weil man ja eben unbedingt eine Liebesgeschichte haben will, ist es besser, die wegzulassen.
Allerdings sind ja die meisten Figuren Menschen (oder zumindest Wesen mit menschenähnlichen Zügen) und sehr viele Menschen verlieben sich nunmal im Laufe ihres Lebens irgendwann und bei nicht wenigen ist das ein prägendes Ereignis. Liebe kann ein toller Motivator sein, oder eine Figur zerstören, bietet so unglaublich viel Potential für die Charakterentwicklung, dass ich nicht sagen würde, dass Liebe generell überflüssig ist oder nicht in ein Fantasybuch gehört. Ich finde es schwerer, eine Figur zu schreiben, die in ihrem Leben noch nie auch nur ansatzweise Gefühle für jemanden hatte und so gibt es bei mir immer zumindest eine starke Anziehung zwischen zwei Figuren, in wie weit das dann ausgeschlachtet oder nur leise angedeutet wird, hängt vom Rest der Geschichte ab.
Ich hab mich früher oft an Romantasy versucht, das liegt mir aber nicht mehr so, entweder es wird total kitschig (selten), oder es endet in einer totalen Katastrophe.
Liebe auf den ersten Blick halte ich auch für unrealistisch, Anziehung jedoch nicht. Und aus Anziehung kann sich ja durchaus mehr ergeben.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Trippelschritt am 19. Januar 2016, 06:47:04
Klassische Fantasy war immer recht prüde und ging über platonische Liebe kaum hinaus. Ich fand das immer recht schade. Das hat sich dann aber irgendwann geändert und je nach Ausrichtung gab es eine ordentliche Prise Sex wie bei Martin oder Romantasy für pubertierende Mädchen.
In meinen eigenen Geschichten läuft die Liebe am Rande so mit. Meist nur in Andeutungen, denn im Mittelpunkt steht steht die Magie. Und das ist nicht die Magie der Liebe. Und wie sie aussieht hat vor allem etwas mit dem Setting zu tun. Wenn geheiratet wurde, waren es meist Zweckheiraten wie im Mittelalter üblich oder ergab sich so durch die Umstände. Aber ich habe ein Projekt in einer ganz entfernten Ecke meines Hinterkopfs, wo es ganz anders aussehen könnte. Aber diese Idee ist noch lange nicht reif.

Liebe Grüße
Trippelschritt
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Vic am 20. Januar 2016, 10:38:46
Ich find es grade etwas schade, dass hier alle Liebe = romantische Liebe gleichsetzen, denn das muss mMn nicht der Fall sein.

Ich brauch keine klassische boy meets girl (oder girl meets girl oder boy meets boy) Liebesgeschichte im Mittelpunkt. Und ich find es echt langsam langweilig, dass das so häufig die einzige ausgearbeitete Beziehung in ner Story ist. Deswegen bin ich auch immer die erste die schreit - ja bitte ! Mal keine love story, danke!

Aber ich liebe platonische Liebe jeder Art im Mittelpunkt und ich mag Geschichten die charakterlastig sind.
Ich hätte nur gerne mal was anderes als Liebesbeziehungen.  ::)  Gebt mir doch stattdessen mal mehr enge Freundschaften, intime Feindschaften oder interessante Familienkisten. ;) 
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Guddy am 20. Januar 2016, 11:13:47
Also, dass hier alle nur an die klassische, romantische Liebe denken, ist nicht richtig. ;) Nur galt die Ausgangsfrage der klassischen Liebe, daher wurde der Fokus natürlich darauf gesetzt.

Ich persönlich finde platonische Beziehungen, enge Freundschaften, auch sehr spannend und in den meisten mir bekannten Fällen auch deutlich spannender als die klassische Liebe. Und, ja, auch sehr unterschätzt, gerade die platonische Liebe zwischen Mann und Frau. Meist läuft es dann wirklich auf eine romantische Beziehung hinaus, was ich ebenfalls sehr schade finde.

Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Sipres am 20. Januar 2016, 11:16:25
Als jemand, für den Romantik ein Fremdwort ist, stehen bei mir ziemlich oft Freundschaften oder die liebe zwischen Familienmitgliedern im Fokus. Natürlich hab ich auch hier und da mal die klassisch romantische Liebe, aber sie ist wenn überhaupt nur gleichberechtigt mit dem Fokus auf die Freundschaft zwischen zwei meiner Charaktere. Denn gerade Freundschaften gehen meistens sogar noch tiefer als romantische Liebe.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Moni am 20. Januar 2016, 12:56:25
Zitat von: Trippelschritt am 19. Januar 2016, 06:47:04
Klassische Fantasy war immer recht prüde und ging über platonische Liebe kaum hinaus. Ich fand das immer recht schade.

Das war aber auch zu einem Großteil der Zeit geschuldet, in der viele der "klassischen" Romane entstanden sind. Und natürlich, daß manche auch die Minne als Vorbild hatten und nicht die "normale" Liebe.  ;D
Ein gutes Beispiel für Minne ist immer Gimlis Verehrung für Galadriel (in den Romanen kommt das ja viel besser zur Geltung, im Film wirkt es eher komisch), er stellt sie auf ein Podest, unberührbar, schön und fern jeden körperlichen Begehrens.
In den Fantasyromanen der 70er und 80er floss dann auch ein etwas freieres Denken mit ein, darum kann man dort auch hin und wieder echte Liebesbeziehungen finden, auch wenn es deutlich weniger sind, als heute üblich.

@Guddy die Ausgangsfrage ist ja interessanterweise gewesen, ob man das machen kann, eine Geschichte ganz ohne Liebe, nur mit Freundschaft. Aber wie es in einem lebendigen Austausch gerne der Fall ist, hat es sich immer mehr zu Frage gewandelt, ob und welche Form von Liebe denn nun in unseren Romanen Verwendung findet.  ;D Man kommt ja gerne vom Höcksken aufs Stöcksken, wie man am Niederrhein so schön sagt.  ;D

Ich denke übrigens auch, daß ein einen Roman ohne Liebesbeziehung wunderbar funktioniert. In den wenigsten meiner Projekte ist eine Liebesbeziehung wichtig oder überhaupt vorhanden. Im richtigen Leben führt man in der Regel ja auch mehr freundschaftliche als Liebesbeziehungen, warum sollte es also in Büchern anders sein (Liebesromane aller couleur mal außen vor).
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Guddy am 20. Januar 2016, 13:35:36
Mir ging es jetzt auch nur um die Gleichsetzung Liebe=Romantische Liebe. :) Freunde, Familie, platonische Liebe usw. haben ja auch einige andere hier genannt. Zum Glück! ;D

Was ich aber eigentlich sagen wollte: Bin gerade nochmal extra alle Bücher und Serien durchgegangen, die ich in letzter Zeit gesehen und gelesen habe und wieder einmal weiß ich, warum meine Lieblingsserien nun mal meine Lieblingsserien sind: weil dort, anders als in eigentlich allen anderen (die ich kenne), eben keine romantische Liebe eine größere Rolle spielt. Bei Supernatural ist es die Geschwisterliebe, in TWD geht es im weitesten Sinne um Freundschaft und Zusammenhalt, ebenso wie in Battlestar Galactica, in dem Romantik nur am Rande eine Rolle spielt und einfach Teil des menschlichen Kosmos ist.
Bei der Wolfwalker-Reihe gehen die Protagonisten zwar eine Beziehung ein, doch wird dies eher am Rande erwähnt, bei der Schattengilde wird es erst spät Thema(und ab dem Zeitpunkt wurde es für mich auch recht uninteressant, weil auch der Gesamtplot schwächelte), bei Wolfsaga geht es um den Zusammenhalt des Rudels... während mich bspw. beim Witcher nicht nur der Schreibstil(oder die Übersetzung) stört, sondern auch die ständigen Liebeleien und Geralts "Liebeskummer".

Hatte vor ein paar Tagen erst über mein liebstes "platonisches Pärchen" in TV-Serien nachgedacht und leider nur sehr, sehr wenige gefunden. Habe daraufhin aus Protest sofort noch ein platonisches Pärchen in meinen Roman eingefügt! ;D
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Churke am 20. Januar 2016, 14:58:45
Ich möchte noch darauf hinweisen, dass es Menschen gibt, die sich nicht verlieben können oder wollen.

Ich finde solche Figuren ziemlich cool - ob sie nun rational berechnend oder eher exzentrisch sind. Darin liegt für mich etwas Unbestechliches, Rationales und Mächtiges.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Trippelschritt am 20. Januar 2016, 16:56:46
Liff, eine meiner vier Protagonisten zahlt mit ihrem Körper, um sich einen existentiellen Wunsch zu erfüllen und zieht daher mit zwei Kindern durch eine raue Welt. Und fühlt sich tot, als Mensch wie auch als Frau. Und dann findet sie doch noch einen Mann, mit dem es anders ist. Ganz anders. Aber bestimmt nicht romantisch. Dafür hat das Schicksal sie zu viel geprügelt.

Trippelschritt
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: foxgirl am 20. Januar 2016, 18:35:51
Ich finde auch, es ist schön zu zeigen, dass es auch Figuren gibt, die ihren eigenen Fokus nicht auf die "romantische" Liebe legen, denen ihre Beziehungen, wie Familienbande oder Freundschaften schon wichtig sind, die aber einfach andere Ziele für sich setzen, als ihre einzig wahre große Liebe zu finden. Ich kann nicht beurteilen, ob diese Figuren damit mächtiger und stärker wirken, oder nicht, aber sie sind, zumindest für mich, sehr erfrischend. Ich bin manchmal bei Büchern wirklich enttäuscht, wenn die, für mich eigentlich interessante, Geschichte durch einen von Liebe vernebelten Kopf des Prota unterbrochen wird. Natürlich muss das auch bei einer Liebesgeschichte nicht so ablaufen, aber es lief doch öfter darauf hinaus. Das fand ich dann sehr schade.

Ich habe aber auch schon anderes gehört. Eine Freundin, der ich meinen groben Handlungsverlauf der Geschichte erzählt habe, hat gesagt ohne Liebesgeschichte, die bei mir maximal in ganz leichten Nuancen zu finden sein wird, liest sie es nicht. Eine andere hat gesagt, sie liest das dann nur weil ich es bin und versucht mich gerade sehr hartnäckig zu überzeugen, den Beiden doch eine Chance zu geben.  :rofl:
Es ist also dem einen oder anderen doch so wichtig, dass er sich deswegen gegen ein Buch entscheiden würde.
Ich finde aber außerdem, dass man nichts erzwingen sollte. Nicht in jede Geschichte und nicht zu jeder Figur passt eine Liebesgeschichte, finde ich zumindest :).
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Vic am 21. Januar 2016, 21:29:04
Als Fazit denke ich kann man hier festhalten, dass ein Buch wo im Fokus keine Liebesgeschichte steht durchaus auch gerne gelesen wird.  :pompom:

Siehe Harry Potter.
Im Fokus steht ja immer die Freundschaft zwischen Harry, Ron und Hermione. Und auch wenn Ron und Hermione am Ende ein Paar sind, ist das nie der Fokus sondern immer nur die Freundschaft der beiden zu Harry.
Und das war ja nun eine sehr erfolgreiche Buchserie.  ;D
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Aylis am 01. Februar 2016, 12:45:59
Ich habe mir jetzt nicht die ganze Diskussion durchgelesen, aber für mich war das Thema auch schon immer wichtig.
Für mich gehört Liebe häufig dazu. Sie muss nicht im Fokus stehen, aber ich habe noch nie ein Buch wirklich verschlungen, ohne dass es eine Liebesgeschichte gab. Oder zumindest ein Verliebtsein oder einen Schwarm.
Deshalb kommt es in meinen Geschichten eigentlich immer vor und hat meistens auch eine große Rolle. Ich finde die Liebe einfach ein schönes Motiv, das gleichzeitig Glücks- und Hassgefühle erzeugen kann und ja auch so herrlich zerreißen.
Es muss natürlich nicht immer die klassische Liebe sein, die kommt ja in realem Leben auch in allen Formen und Farben.

Als bestes Beispiel fällt mir gerade eine Story ein, die ich aus Die Seiten der Welt von Kai Meyer habe.
Dort verliebt sich die Prota in jemanden, der 200 Jahre vor ihr gelebt hat, in dem sie sich über ein magisches Buch Nachrichten schreiben.
Er hat das total cool umgesetzt - und ob dieser Handlungsstrang nun besonders wichtig ist oder nicht, lasse ich mal offen.
Auf jeden Fall fand ich es sehr interessant.

Auch Harry Potter ist natürlich voll von Liebe. Aber im Fokus steht dann doch eher die Liebe von Eltern zu Kind oder eben familiäre Liebe.
Aber natürlich auch Freundschaft, da pflichte ich euch bei. Obwohl ich trotzdem finde: Was wäre Harry Potter ohne diese kleinen, mehr oder weniger "nebensächlichen" Liebesgeschichten wie Ginny und Dean, Ron und Lavender, Ron und Hermine...

Und natürlich ist das ganze nur meine Meinung. Ich hab auch schonmal einen Roman weg gelegt, weil er fast nur männliche Figuren hatte und dazu noch kein einziges Zeichen von Liebe. Eine etwas ältere Freundin von mir hat damals alle Teile von diesem Buch verschlungen und mir stundenlang davon vorgeschwärmt. :D
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Maubel am 08. Februar 2016, 21:04:11
Ich stimme dir da zu, @Aylis auch für mich gehört in fast jede runde Geschichte (zumindest in Romanform) eine Liebesgeschichte. Ich lese gerne darüber und ich schreibe gerne darüber und denke, dass es einfach eine fundamentale Motivation des Menschen ist.
Es gibt sicher Bücher, die gänzlich ohne Liebe auskommen, aber ich kann nicht sehr viele nennen, die mir davon auch gefielen ^^ aber das ist sicher Geschmackssache.

Es gibt aber zu einer Geschichte noch vieles anderes und ein reines Romantikbuch würde mir wiederum gar nicht gefallen. Für mich muss Liebe rein, aber bitte nicht das Hauptthema sein. Sie gehört nur einfach zum Leben dazu, egal in welcher Form und dazu zählen für mich auch enge Freundschaften (gibt es viel zu wenige oft), Familienliebe (nein, nicht Inzest) und anderes.
Was mir aber gar nicht liegt, ist dieser Fokus auf ganz klare Beziehungen, von wegen x und y kommen zusammen und dabei bleibt es auch, da es die einzig wahre Liebe ist. Ich finde, Romane brauchen mehr ernsthafte Beziehungen statt häufig nur zwischen Affären und der Liebe fürs Leben hin und her zu schwanken. Wir haben ja häufig auch mehr als eine Liebesbeziehung im Leben, die durchaus länger ist. Genauso gibt es auch unerfüllte Lieben oder Lieben, die trotz gegenseitiger Anziehung einfach nicht funktionieren. Und auch schon im Voraus verstorbene Lieben zählen für mich als Liebesbeziehung, da sie den Charakter formen.

In meinen letzten Werken:
Dreaming the Life - es gibt tatsächlich zwei Hauptcharaktäre und ihre Romanze ist ein zentraler Punkt des Werkes, aber sie ist im Grunde nur Vehikel für den eigentlichen Plot, eine mentale Krankheit, die die Grenzen zwischen Realität und Fantasie verschwimmen lässt und da der Roman von viel Introperspektive lebt, wird hier auch ganz offen Liebe in ihren unterschiedlichen Formen diskutiert und zum Beispielt untersucht, ob es diese fantastische eine wahre Liebe überhaupt in der Realität geben kann.
Ravenblood - Da geht es nun gar nicht um die Liebe, aber meine vier Hauptcharaktäre finden und verlieren sie durchaus dabei. Sie treffen aber auch Entscheidungen entgegen ihrer Beziehung, wenn die für die Politik wichtig ist. Zum Beispiel geht mein einer Protagonist (no 3) noch zwei weitere politische Ehen ein, obwohl sie Protagonist no 1 liebt. Aber ihre Familie ist ihr da eben wichtiger und so egoistisch möchte sie nicht sein.
Circle of Magic - Nun, da wird munter hin und her gewechselt, lange und kurze Beziehungen, Seitensprünge, Trennungen, Tode, Hochzeiten. Aber das Ding ist auch mehrere Tausend Seiten und mehrere hundert Charaktere schwer inzwischen. Ein durchgehendes Plotelement ist es dabei nicht, aber es durchaus ein Plotstrang in individuellen Folgen.
Titel: Re: Und alles ohne Liebe?
Beitrag von: Waldhex am 14. Februar 2016, 19:41:28
Bei meinen zwei ersten Bücher war jeweils eine Liebesgeschichte mit dabei; die im zweiten Buch ist allerdings nicht so gut ausgegangen.
Bei dem Buch, das ich derzeit schreibe, gibt es keine Liebesgeschichte im klassichen Sinne. Nur Geschwisterliebe, Nächstenliebe und ähnliches. Allerdings ist mein Hauptprota gerade mal neun Jahre alt, da wäre eine Liebesgeschichte unpassend. Ein Kinderbuch wird es aber trotz dem Alter des Protas nicht.  :snicker: