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Schreib-Bar, der Quasselthread für Tippjunkies

Begonnen von gbwolf, 07. April 2008, 09:22:21

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Alana

Ich habe das bereits mit Maja besprochen:

https://forum.tintenzirkel.de/index.php?topic=28374.msg1369320;topicseen#msg1369320

Schickt mir also gern eine Meldung und ich hänge es dann aus.  :vibes:
Alhambrana

Amaryn

Ich gratuliere!  :pompom: 
Allen Nominierten sind hiermit die Daumen gedrückt.
"Der Weltraum ist dunkel, Genossen." (Juri Gagarin)

pyon

Zitat von: Avery am 24. Januar 2024, 14:49:52Jaaaaaa, @Kuddel war so lieb, mich heute Vormittag drauf aufmerksam zu machen, und ich habe schon @pyon und mich erspäht (und mich SO gefreut).  :vibes:  An der Stelle schon gaaaaaanz herzliche Glückwünsche zur Nominierung, @pyon ! Auf dass wir dann in Leipzig vielleicht sogar persönlich anstoßen können. :prost:

Jaaaa. Das wär schon toll! 
Ich hab das zuerst gar nicht gesehen. Mir wurde gratuliert und ich dachte nur so, da hat sich jemand vertan. :rofl: Und dann hab ich auch noch gefühlt ewig nach der Liste gesucht. Freut mich aber riesig. Euch auch Glückwunsch zur Nominierung @Avery und @der Rabe:jau:
Wir scheinen da generell ein tolles Trüppchen in der Debüt-Kategorie zu sein.

Siara

Gestrige Erkenntnis über mein (ineffizientes) Vorgehen beim Schreiben: Ich schreibe, wie ich Open World Games spiele. Geht das noch jemandem von euch so? Es läuft dann meistens etwa so:

Der Plot steht. Ich bin bei Plotpunkt A und will zu Plotpunkt B. Auf der Minimap ist quasi schon das Questziel markiert, es gibt sogar kleine weiße Pünktchen, die mir den Weg durch die Höhle weisen. Die Pünktchen zeigen ganz eindeutig in die rechte Abzweigung ... und ich laufe selbstverständlich erstmal nach links.

Genau so verhalten sich mein Plotten und Schreiben zueinander. Ich liebe Plotten, und am Ende liebe ich meistens auch den ausgearbeiteten Plot. Aber beim Schreiben probiere ich dann trotzdem zuerst andere Möglichkeiten aus oder - schlimmer - nehme absichtliche Umwege. Oft sind es unnötige Konflikte zwischen den Figuren, die sich doch eigentlich gut verstehen sollten, manchmal auch anderes. Und dann zerfasert der Plot in tausend angefangene Stränge und ungelöste Spannungen.

Kein Wunder, dass ich alle Szenen dreifach schreiben muss und so viel streiche. :rofl: Aber ab und zu kommen dabei eben auch wirklich coole Extras raus, die den Hauptplot stärken und die Charaktere vertiefen. Ganz sein lassen möchte ich es also nicht. Kennt das jemand von euch und hat vielleicht sogar Tipps?
I'm going to stand outside. So if anyone asks, I'm outstanding.

Fianna

Vielleicht bist Du eine Mischform aus Plotten und Discovery. Wenn Du die wegweisenden Pünktchen weglässt und grobflächiger zwischen den Plotpunkten agierst, geht es vielleicht besser?
Dann muss man immer noch etwas straffen, sortieren und überarbeiten, aber vielleicht nicht do sehr, weil Du statt rechts oder links einen ganz anderen Weg zwischen den beiden Punkten genommen hast.

Siara

Eine Mischform bin ich ganz sicher! Allerdings glaube ich nicht, dass das die Ursache ist, denn es gibt durchaus genug Lücken zu füllen, bei denen ich kreativ werden kann. Mein Problem ist eher, dass ich zwar Plotpunkt A und Plotpunkt B toll finde, aber der Weg dazwischen mir oft zu geradlinig ist. Ich komme dann zwar irgendwann bei B an, aber erst nach einem gigantischen Umweg, um es "spannender" zu machen. Wie verbindet man Plotpunkte, ohne dass es entweder langweilig oder unnötig kompliziert wird?
I'm going to stand outside. So if anyone asks, I'm outstanding.

Sunflower

Ich glaube, ich arbeite ähnlich wie du @Siara, ich hab nur leider keine Antwort darauf, wie man das effektiver macht  :rofl: Was ich im Moment versuche, ist, dem Prozess einfach zu vertrauen. Ich plotte zwar bis zum Szenenplan, aber früher oder später weiche ich in jedem Roman davon ab. Weil ich die Figuren dann besser kenne und merke, die würden nicht das tun, was ich mir zu Beginn mal überlegt hatte. Wenn ich merke, ich bin gerade sehr orientierungslos, setze ich mich dann während des Schreibens nochmal für eine Plotsession hin und plotte gewisse Teile eben neu, mit den neuen Erkenntnissen, die ich bis zu dem Punkt gewonnen habe. In der ÜA versuche ich, mit etwas Abstand hinzugehen und zu schauen, ob das trotz des chaotischen Schreibens alles einigermaßen Sinn ergibt, und dann zähle ich auf meine Betas, um mich im Zweifelsfall auf die richtige Spur zu bringen  ;D

Also leider keine Antwort. Außer, dass ich mittlerweile versuche damit zu leben, dass Schreiben für mich anscheinend so funktioniert  :rofl:
"Stories are, in one way or another, mirrors. We use them to explain to ourselves how the world works or how it doesn't work. Like mirrors, stories prepare us for the day to come. They distract us from the things in darkness."
- Neil Gaiman, Smoke and Mirrors

Koboldkind

Wenn der Weg von A nach B zu gradlinig erscheint, dann ist das doch genau die richtige Methode. Ich meine, wenn du als Autorin es so findest, wie mag es da den Lesern ergehen? Ich feiere ja auch jedes Game, wo es ordentliches Party Banter zwischen den Companions gibt! Und Weltenbau muss sein! Klar, es wäre für meine Planung von Vorteil, wenn ich am Anfang der Story sagen könnte "PimalDaumen 100k, inklusive Sightseeing", dann habe ich natürlich 15k zuviel geschrieben, aber muss an anderer Stelle 15k straffen ... hach ja, wenn es nur so einfach wäre ...
Wer jetzt nicht wahnsinnig wird, muss verrückt sein.

Coppelia

Es geht relativ vielen Schreibenden so. Unter anderem auch mir, wenn auch nicht ganz so krass.

Ich habe während meiner Ausbildung zur Schreibberaterin gelernt, dass es strukturfolgende (planende) und strukturschaffende Schreibtypen gibt.
Die erste Sorte plant erst alles und arbeitet nach Plan, die letzte produziert erst und bringt die Struktur ganz oder zum Teil erst später in den Text. Dazu gehöre ich auch. Ich kann z. B. auch immer erst auf den Punkt gebracht sagen, worum es in einem Roman geht, wenn er komplett fertig ist. Vorher kann ich es einfach nicht so gut überblicken. Deshalb kann ich auch immer nur sehr schwer Exposees für unfertige Texte schreiben.

Es gibt verschiedene Tipps, um mit dieser Art zu arbeiten ans Ziel zu kommen. Ich denke, es zu akzeptieren und zu verstehen, ist schon mal gut. Mir hat es schon sehr geholfen, zu wissen, dass es diese Art zu arbeiten einfach gibt. Dass nicht alle berühmten Autor*innen ausschließlich Planer*innen waren und es nicht unprofessionell ist, so zu schreiben, wie ich mir lange selbst vorgeworfen habe.
Für diese "chaotischen" Schreibtypen, die speziell auch an der Uni überhaupt nicht berücksichtigt werden, plane ich demnächst einen Workshop. Mal sehen, welche Tipps ich dann zusammengetragen habe. ;D

(Ich mache Beratung zum wissenschaftlichen Schreiben an der Uni)

Leann

Lange Zeit wusste ich nicht, dass es eine andere Art zu schreiben gibt. Auch das vorherige Planen, das du vorher machst, war mir nicht bekannt. Ich glaube, das ist die natürlichste Art, zu schreiben. Evtl. hilft dir der Ansatz, dass du dir beim Schreiben der Rohfassung selbst die Geschichte erzählst, mit allen Wegen, auf die du Lust hast. Erst bei der Überarbeitung erzählst du sie anderen und kannst dann ggf. straffen.
Ich würde da echt gar nicht versuchen, etwas zu ändern, sondern es als deine persönliche Art zu schreiben annehmen. Wichtig ist nur, dass am Schluss eine Geschichte da ist, mit der du zufrieden bist.

Alana

#22435
Ich habe im Prinzip das gleiche Problem, dass ich eigentlich immer gerne alles ganz genau geplant haben möchte, aber zum einen das gerade bei der Fantasy nie wirklich gut funktioniert, weil ich einfach, bevor ich in den Köpfen meiner Figuren bin, ihre Reaktionen nicht so detailreich planen kann, wie es für einen komplett durchgearbeiteten Fantasy-plot nötig wäre. Eigentlich ist das auch ganz gut, denke ich.

Es macht mir nur das Schreiben wirklich verdammt schwer und führt dazu, dass Fantasy-Romane in den letzten Jahren für mich echte Energievampire geworden sind, die mich so viel Energie kosten, dass ich schon allein beim Gedanken daran einen halben Burnout bekomme und das meine ich leider nicht als Witz.

Aktuell schreibe ich deshalb vollkommen formulaische Genre-Romane ohne vorher lang zu plotten, und ich merke dabei, wie viel Spaß es macht, nicht schon vorher alles zu wissen. Ganz ins Blaue hineinschreiben, kann ich allerdings überhaupt nicht. Ich überlege mir nur statt einem ausgefeilten Plot erst am Ende eines Kapitels, was ungefähr im nächsten Kapitel oder den nächsten paar Kapiteln passieren soll. Ich weiß die Backstorys der Figuren und ein paar grobe Plotpunkte, aber hauptsächlich lasse ich mich von den Tropes tragen, die ich gerne schreiben möchte, und von den Charakteren, die den Plot und die Konflikte oft ziemlich gut selbst bestimmen, wenn man sie lässt.

Für mich funktioniert das aktuell so gut, dass ich es tatsächlich bei meinem nächsten großen Fantasy-projekt auch probieren möchte. Das ist jetzt schon so komplex, dass ich es aus lauter Angst vor der Energie, die es mich kosten wird, seit zwei Jahren auf Eis gelegt habe, obwohl ich es abgöttisch liebe und unbedingt schreiben will. Aber jedes Mal, wenn ich versuche, planerisch die Kontrolle darüber zu gewinnen, merke ich, dass das einfach nicht funktioniert, und mich dieser Wunsch nur enorm blockiert. Deswegen werde ich jetzt mal versuchen, da auf die gleiche Weise ranzugehen.

Also:

Gut geplant haben:

Backstorys, Worldbuilding, Figuren

Nur grob geplant haben:

Plot, Konflikte, Tropes

Ich bin sehr gespannt, ob das für mich auch bei Fantasy funktioniert.

Was diese Schreibtypen angeht, habe ich mich sehr lange daran geklammert, dass man wirklich eins von beidem sein muss, und habe viel zu lange gebraucht, um mir klar zu machen, dass es natürlich alle möglichen Abstufungen davon gibt. Ich bin eigentlich definitiv ein Planer, aber erstens langweile ich mich dann irgendwann und zweitens verkrampfe ich total und mache auch vollkommen unnötige Umwege, die dem Plot Dynamik stehlen, weil ich denke, dass da mehr rein muss. Deswegen denke ich, dass beim Auserzählen ein bisschen Discovery writing ganz gut ist.

Ich muss aber auch noch dazu ergänzen, dass das für mich am Anfang meiner Schreibkarriere nicht funktioniert hätte. Ich habe nämlich auch die letzten paar Jahre gebraucht, um zu verstehen, dass ich mich inzwischen wirklich extrem gut auf mein Gefühl verlassen kann, was Dramaturgie, Erzähltechniken und Handwerk angeht. Das konnte ich am Anfang natürlich noch nicht und hängt sicher damit zusammen, dass ich inzwischen ungefähr 20 Bücher veröffentlicht habe und einige mehr geschrieben. Aber es gibt sicher auch Leute, die das von Anfang an völlig intus haben. Vielleicht hatte ich es auch und habe es mir nur nicht zugetraut, aber mittlerweile merke ich eigentlich sehr genau, wenn etwas nicht stimmt und ich was anders machen muss. Ich muss nur lernen, diesen Zeichen auch wirklich zu vertrauen und mich eben nicht an einen vorher von mir festgelegten Plot zu klammern.

Edit:

Ich habe übrigens auch sehr lange versucht, meinen Weg zu einem fertigen Fantasy-Roman als meinen Prozess zu akzeptieren, aber wenn ich das tun würde, würde ich glaube ich nie wieder Fantasy schreiben. Ich kann einfach nicht hinnehmen, dass es mich so viele Umwege kostet und so viel Zeit und Energie braucht, dass ich mich hinterher krank fühle. Dennoch halte ich es aber für einen guten Tipp, sich den eigenen Prozess einmal gründlich anzuschauen und zu evaluieren, ob es wirklich geändert werden muss. Es gibt bestimmt viele Leute, die ihren eigenen Prozess so hinnehmen können, weil er für sie funktioniert, auch wenn er nicht perfekt ist. Für mich funktioniert mein Prozess aber leider nicht.
Alhambrana

Brillenkatze

Schreiben ist (für mich) nicht wie Bahnfahren, streng reguliert auf festgelegten Schienen, sondern eher wie eine Busfahrt:
Die grobe Strecke steht, es gibt vorgeplante Haltestellen, aber manchmal kommt der Bus an eine Kreuzung und er biegt lieber links ab, solange der Weg nicht zu viele unangenehme Schlaglöcher zu haben scheint oder ein Sackgassenschild, oder es gibt einen netten ungeplanten Zwischenstopp, neue Figuren steigen unvermutet dazu, andere steigen aus, setzen sich nach vorn in den Bus oder nach hinten. Ich weiß nicht mal, ob ich die Fahrerin bin, oder ob der Bus manche Strecken autonom fährt oder die Figuren manchmal steuern :rofl:
Einen groben Plan brauche ich, um mich überhaupt auf die Reise zu wagen, aber wenn ich zu viel vorgebe, bleibt der Spaß weg und die Geschichte ungeschrieben.

Malou hatte mal Youtube-Videos mit 4 Schreibtypen von Ellen Brock als Thread aufgemacht, ich sehe mich hier eher als Intuitive Plotter: Welcher Schreibtyp bist Du?
Wenn man denn eine Schublade braucht, um sein Schreiben hineinzustecken, und Plotter oder Pantser einfach zu diametral entgegengesetzt erscheint, um es je in eine reingestopft zu bekommen.  :vibes:
"But have you ever noticed one encouraging thing about me, Marilla? I never make the same mistake twice."
"I don't know as that's much benefit when you're always making new ones."
- Anne of Green Gables, Lucy Maud Montgomery

Franziska

@Alana Ja wenn man schon viele Bücher in einem Genre geschrieben hat, ist es leichter. Ich merke aber, dass ich bei Fantasy mit vielen Figuren und einem Plot mit Intrigen etc ich doch plotten muss. Ich hab etwas über die Hälfte geschrieben und stocke gerade etwas. Ich weiß noch einige Plotpunkte und wie sich die Figuren entwickeln. Allerdings ist mir aufgefallen, dass ich Band 2 plotten muss, bevor ich das Ende schreiben kann und vor allem wenn ich das jetzt einem Verlag anbieten will, sollte ich wohl grob wissen, was in Band 2 passiert und da weiß ich leider noch nicht viel. :'(

Fianna

#22438
@Siara
Ich erfinde beim Schreiben auch spontan Sachen zum Hintergrund von Figuren, weil es gut in den Dialog passt... das beeinflusst natürlich alles den weiteren Verlauf.

Daher habe ich für mich jetzt zu detailliertes Plotten ad acta gelegt.

Ich schreibe mir die wichtigsten Plotpunkte auf, die in der Figurenentwicklung und dem Handlungsverlauf liegen, und schreibe mehr oder weniger aus dem Moment zwischen diesen Punkten.

Dieses Jahr möchte ich auch versuchen, den Planen-beim-Schreiben Prozess etwas zu optimieren, damit ich nicht so viele Szenen streichen oder umschreiben muss in der Überarbeitung.

Auf jeden Fall habe ich in den letzten Jahren gelernt, dass mehr planen nicht die Lösung für mich ist und mich eher behindert - und dass es kein alleiniges Anzeichen für professionelles Arbeiten ist, wenn man nicht alles durchplant und vor dem Schreiben genau weiss, welche Seitenzahl man erreichen wird.

Auch mit anderen Arbeitsweisen kann man flott sein (also ohne den halben Roman nach Beendigung umzuschreiben) und das strebe ich als Ziel an, anstatt mich in eine nicht passende Arbeitsweise zu zwängen und zu verzweifeln.

Mondfräulein

Ich habe erst so in den letzten zwei Jahren angefangen für mich herauszufinden, was genau ich unbedingt brauche, um eine Geschichte schreiben zu können. Ich habe das Gefühl, ich bin da schon sehr viel weiter als früher und sehe, warum ich mich früher damit so schwergetan habe, aber ich habe in diesem Prozess bestimmt noch ein paar Schritte zu gehen.

Früher dachte ich, ich wäre eine absoluter Plotterin. Jetzt sehe ich mich immer noch als Plotterin, aber ich merke auch, warum ich bei meinen Geschichten oft einfach nicht vorankam, weil mir nichts einfallen wollte: Ich wusste gar nicht, worum es in meinen Geschichten geht. Vielleicht hilft es da auch nochmal, zwischen Plot und Plot zu differenzieren, zumindest mir hilft das (wahrscheinlich gibt es da schon kluge Leute, die da die Begriffe definieren können, aber so habe ich mir das zurecht gelegt): Zum einen die Handlung, also die Abfolge von Dingen, die im Buch passieren und von A nach B führen, die Abfolge von Szenen. Zum anderen die Prämisse, der Plot, der Kern. Das, worum es wirklich geht. Das, worauf ich den Roman runterbrechen würde, wenn ich ihn gelesen habe, das, was am Ende hängen bleibt, die Botschaft, mit der ich das Buch verlasse. Das sind unterschiedliche Dinge und dazwischen zu unterscheiden hat mir geholfen.

Was ich unbedingt brauche ist zweiteres. Vorher macht Losschreiben selten Sinn, außer ich will wirklich nur ein paar Probeszenen tippen, um dadurch Inspiration zu sammeln. Was für eine Geschichte will ich erzählen? Wo will ich damit hin? Was ist das Thema der Geschichte?

Und was den riesigen Knoten, der mich jahrelang umgetrieben hat, dann gelöst hat, ist die Erkenntnis, dass wenn ich weiß, worum es in meiner Geschichte im Kern geht, dieser Kern dabei hilft, viele große Plotprobleme zu lösen. Wenn ich weiß, worauf ich mit einer Geschichte hinaus will, warum ich die Geschichte erzähle, dann weiß ich, wo es hingeht und sehe oft auch, was mein Plot braucht. Ich weiß, worauf ich hinarbeite und was mir noch fehlt, um dorthin zu kommen. Ich weiß, was nicht nötig ist, um diese Geschichte zu erzählen, weil es nicht mit meinem Thema verknüpft ist. Wenn ich weiß, worauf ich hinarbeite und wo ich mit allem am Ende hin will, dann verliere ich den Weg nicht so schnell aus den Augen. Dadurch erkenne ich auch eher, welche Geschichte schon bereit ist, geschrieben zu werden, und welche noch Zeit braucht. Wie eine grobe Karte, mit der ich Plot und Figuren immer wieder abgleichen kann, um wieder auf Kurs zu kommen.

Insofern bin ich im Prinzip immer noch eine Plotterin, aber eigentlich auch nur, was bestimmte Dinge angeht. Beim Schreiben erfinde ich viele Details dazu, manche Nebenfiguren erfinde ich komplett spontan. Mir kommen immer wieder Ideen, die ich dann einbinde und erst beim Schreiben wird die Geschichte für mich so richtig lebendig. Liebesgeschichten plane ich nicht im Detail durch, sondern ich lasse sie sich beim ersten Entwurf einfach entwickeln. Es gibt Dinge, die muss ich wissen, dann gibt es andere Dinge, die möchte ich wissen, und wieder andere Dinge, die lasse ich auf mich zukommen. Aber zu wissen, worum es im Kern in der Geschichte geht und wie sie endet ist nicht verhandelbar.

Außerdem hat mir geholfen, den ersten Entwurf wirklich nur als grobe Skizze von dem anzusehen, was das Buch einmal wird. Pacing, emotionale Momente vorbereiten, etc. kann ich später immer noch. Ich muss nur wissen, wo es hingeht und die groben Elemente müssen irgendwie vorhanden sein. Ich merke bei vielen Momenten erst beim Schreiben, wie emotional sie wirklich werden und kann dann später darauf hinarbeiten. Zum Beispiel: Meine Hauptfigur wird von ihrem Mentor verraten und erst in diesem Moment verstehe ich wirklich, warum das für sie so ein großer Verrat ist und ihre Welt so sehr erschüttert, die Einzelheiten ihrer Beziehung, die den Verrat so bitter machen. Im zweiten Entwurf arbeite ich dann viel bewusster auf diesen Moment hin und zeige, was für eine Stütze ihr Mentor für sie ist, damit die Leser*innen in diesem Moment sofort wissen, was für eine Wucht das für sie haben muss.

Ich merke gerade, dass ich das Schreiben wahnsinnig vermisse. :d'oh: Noch zwei Monate, dann bin ich hoffentlich mit der Uni fertig und kann mich wieder ganz hineinstürzen.