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Pro und Contra zum "Drauflosschreiben"

Begonnen von chaosqueen, 19. September 2011, 16:58:26

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chaosqueen

Erstmal: Hui, so viele Antworten! :o

Mir ging es nicht nur um den NaNo, der irgendwie eine Sonderstellung hat, weil man eben zeitlich begrenzt ist, aber da der gerade ansteht und ich dieses Jahr a) 50k schaffen und b) meinen Text auch inhaltlich abschließen will, war das halt so mein Beispiel.

@Tanrien: Das ist halt so eine Sache: Einerseits klappt es besser mit dem Drauflosschreiben, aber irgendwann komme ich halt an einen Punkt, wo ich knapp davor bin, die Geschichte gegen die Wand zu fahren, und dann schreibe ich lieber gar nicht mehr weiter. Das hilft aber ja auch nicht.

Daher werde ich für den NaNo-Roman wohl eine Mischkalkulation machen: Ich fange mal mit einem groben Handlungsstrang an, arbeite dann die Kapitel und die Figuren grob aus und hoffe, dass der Rest sich dann ergibt. Ich baue quasi das Gerüst und fülle das im November mit Steinen, Mörtel und Tapete auf. ;)

Ich finde es total spannend, dass einige hier mit Drauflosschreiben fertige und lesenswerte Romane erschaffen und andere eher wie ich irgendwann im Dickicht hängenbleiben. Mal schauen, wie lange ich brauche, bis ich die für mich perfekte Methode gefunden habe!

Mogylein

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich, wenn ich zu ausführlich plotte, die Lust am Schreiben verliere.
Ich schreibe nämlich nicht, anders als viele, viele andere hier, um Geschichten zu erzählen, sondern um sie selber zu erfahren. Zumindest hauptsächlich. Wenn ich die Geschichte also sowieso schon kenne (weil ich sie geplottet habe), wieso sollte ich sie dann noch richtig schreiben? Wo wäre denn da mein Anreiz?

Allerdings habe ich als weitere Erfahrung, dass ich, wenn ich nicht weiß, wo das ganze hinführen soll, die Geschichte in den Sand setze. Jedes Geschehen in einer Geschichte hat unendlich viele Folgemöglichkeiten. Letztes Jahr im NaNo hätte ich fast aus einem Jugend/Familien/Entwicklungsroman in der zweiten Hälfte eine Sci-Fi-Geschichte gemacht. (Getrost nach dem Motto: Aliens können immer auftauchen, ganz egal, was vorher passiert ist - aber Aliens selbst gab es in meiner kurzzeitigen Planungsversion nicht ;) )

Wenn ich die Idee für einen Roman habe, habe ich meistens eine Ausgangssituation. Oftmals sehr bestimmt durch den Charakter selbst, weil mir der innere Konflikt meist wichtiger ist als der äußere. Aber aus dieser Ausgangssituation lassen sich grob über den Daumen gepeilt ein paar Millionen Bücher schreiben. Dann entwickelt sich eine Richtung, ein paar mehr Ideen strömen ein. Aber selbst wenn ich die alle verwurschtel - wohin will die Geschichte eigentlich?
Deswegen plotte ich das Herzstück. Wenn ich das nicht mache, weiß ich ganz genau, dass ich gegen die Wand fahre. Das Herzstück ist oft eine Szene mehr oder minder vor dem Ende, manchmal der Showdown - einmal war es sogar so ziemlich genau der Mittelpunkt eines Romans. Die bestimmte Szene hatte solch enorme Wirkung (auf mich), dass sie sozusagen das Manuskript in zwei Hälften geteilt hat. (Klassischer Dramenaufbau, vielleicht? Kann das sein?)

Fazit: Wenn ich alles weiß, wird es langweilig. Aber wenn ich nicht weiß, wohin ich mich bewegen soll, verliere ich mich in der schieren Unendlichkeit der Möglichkeiten.
   "Weeks of Writing can save you hours of plotting."
- abgewandeltes Programmiersprichwort

zDatze

Ein ganz starkes Contra zum blinden Drauflosschreiben ist für mich, dass ich befürchte, dass meine Geschichten dadurch zu ähnlich werden. Vielleicht ist das auch nur Einbildung, aber ich hab es schon lieber, wenn ich die grobe Richtung und mein nächstes Ziel bereits vorher weiß. Eine Plotfanatikerin bin ich deswegen aber auch nicht. ;)

Ein eindeutiges Pro fürs Drauflosschreiben ist klarerweise, dass man das Abenteuer der eigenen Helden quasi direkt miterlebt. Wenn man auf Geheimnisse und Überraschungen stößt, die man selber nicht geplant (oder auch nur erahnt) hat. Und wenn sich dann am Ende trotzdem alles von ganz alleine zusammenfügt. Das sind wirklich coole Momente und gerade diese möchte ich um nichts in der Welt verpassen. :vibes:

Nana

Huhu,

ich kann auch nicht schreiben, wenn ich alles bis auf den kleinsten Fussel durchdacht habe.
Ich habe einen Anfang, den Hauptteil und ein Ende (bestenfalls) und ein paar Ideen, die ich gerne mit einbauen würde.
Meine Protas werden nach meiner Voratellung geplant, ggf wird die Umgebung geprüft, wo sie sich alle tummeln, aber was dazwischen passiert, überlasse ich der Geschichte selbst Und bin schon oft überrascht worden.
Bei meinem ersten fertig geschriebenen Roman war's sogar am Ende so schlimm, dass ich Rotz und Wasser geheult hatte, weil ich ein anderes Ende geplant hatte, meine Protas aber plötzlich ein ganz neues und so ergreifendes geformt haben, dass ich dachte ich schau nen Film.
Und das würde mir beim genauen Plotten flöten gegen.
Deshalb bleibe ich dabei, ich mach mir einen roten Faden, wo ich statte und wo's langgehen soll und ggf enden, aber dazwischen dürfen meine Charakter erzählen ;)

LG Nana

Farean

Erfahrungswert:

Für jeden einzelnen meiner Romane, der bisher fertiggeworden ist, hatte ich lediglich ein paar grobe Ideen im Kopf - ein paar Charaktere, eine Handvoll cooler Szenen - und dann einfach drauflosgeschrieben.

Das eine Projekt, das ich vor Beginn "professionell" geplottet habe, ist auf halbem Weg an Blutarmut gestorben. Es war handwerklich das Perfekteste, was ich bis dahin geschrieben hatte, aber es war seelenlos. Das Schreiben machte keinen Spaß, sondern war pure Knochenarbeit.

Mein letztes Projekt war überhaupt nicht geplant, geplottet oder sonstwie bewußt vorbereitet, sondern entstand im unkontrollierten Drauflosschreiben aus einer Laune heraus. Ergebnis: über 1500 Seiten Trilogie und (auch nach übereinstimmender Ansicht meiner Betaleser) mit Abstand das Beste, Leidenschaftlichste, Mitreißendste, was ich je geschrieben habe.

Von daher von mir ein klares Votum fürs Drauflosschreiben.

Zitat von: zDatze am 19. September 2011, 21:52:44
Wenn man auf Geheimnisse und Überraschungen stößt, die man selber nicht geplant (oder auch nur erahnt) hat. Und wenn sich dann am Ende trotzdem alles von ganz alleine zusammenfügt. Das sind wirklich coole Momente und gerade diese möchte ich um nichts in der Welt verpassen. :vibes:
:vibes: Oh ja, diese Momente kenne und liebe ich auch! Das sind Augenblicke purer Magie!

Nana

Ich seh grad... Meine Grammatik ist echt gruselig heute, ich entschuldige mich dafür, ich bin nicht am PC und hier is die Tastatur so klein und ein automatisches verbesserungsprogramm das mich nervt... Nicht jeder Fehler is Unwissenheit ;)

Erdbeere

Als ich vor Jahren mit FanFiction angefangen habe, richtig grössere und längere Projekte zu schreiben, habe ich eigentlich immer auch einfach drauflos geschrieben. Ich hatte diese eine Szene, die Schlüsselszene sozusagen, die mal eher am Anfang, mal irgendwo in der Mitte war. Wie ich dahin kommen und wie es danach weitergehen soll, da hatte ich keine Ahnung und hab eben einfach angefangen. Mit der Zeit war ich so in der Story und den Charakteren drin, dass ich im Kopf bereits vorgeplottet habe und so recht flüssig schreiben konnte. Die Geschichten wurde aber erst ab diesem Zeitpunkt wirklich gut, wie ich im Nachhinein bemerkte.

Mittlerweile halte ich mich selber im Zaum, damit ich bei einer Idee nicht gleich in die Tasten haue, weil ich genau weiss, dass ich damit Mist bauen werde. Ich muss meine Figuren, die ich immer als erstes entwickle, genau kennen. Sie sind die Hauptträger einer Geschichte, und nur, wenn ich sie gut kenne, kann ich auch darauf reagieren, wenn sie versuchen, sich zu verselbstständigen. Und das tun sie eigentlich immer.
Ich muss zumindest die grobe Fahrbahn haben, in der die Geschichte ablaufen soll. Wenn ich also einmal ausschere, weil mir eine tolle Szene einfiel oder sich ein spannender Subplot anbietet, dann kann ich immer wieder zurück auf die Fahrbahn, auch wenn es einige Umwege und Seiten kostet.
Das Ende lasse ich aber meist offen und lasse mich überraschen, wohin mich die Reise am Ende führt, wie sich die Charaktere im Laufe der Geschichte entwickelt haben und was sie alles zur Geschichte beitragen. Und genau das ist das spannendste für mich am Plotten - ich weiss nie so genau, was ich am Ende in der Hand halte, obwohl ich meinen Blick immer auf der Fahrbahn habe.

Drachenfeder

Pro und Contra zum Drauflosschreiben? Gibt es das überhaupt?

Jeder Autor sollte das so machen, wie es für ihn am sinnvollsten und dienlichsten ist. Zum Schluss ist es die gesamte Geschichte die Stimmen muss.

Ich plotte! Ich plotte nicht! Das Plotten ist für mich so ein großer Begriff und meist weiß ich gar nicht, ob ich es denn überhaupt tue. Ich habe ein Konzept eine Idee; schreibe mir dazu das wichtigste auf. Mein Start - Meine Richtung - Mein Ziel. Ebenso gibt es Notizen, was ich unbedingt in der Story mit aufnehmen möchte, dies können Szenen, Charaktere oder Orte sein. Ich habe also einen roten Faden, an dem ich mit entlanghangele. Ab und an verliere ich diesen Faden und ich muss mir selbst die Pfanne geben. Denn verlasse ich ihn vollkommen, verwirre ich mich in meinen eigenen Ideen, in meiner eigenen Geschichte. Gar nicht gut.

Aber dieses richtige Durchplotten und sich daran strickt halten, boha, das kann ich gar nicht. Da kommen zwischendurch so tolle Ideen, die ich in die Story mit aufnehmen will und schon passt es wieder nicht. Und nur weil ich einen Plot habe, soll ich die Szene weglassen. Nö!

Für mich ist es also sehr wichtig, ein Start, ein Ziel und eine grobe Laufrichtung zu haben. Alles Weitere bestimme ich nicht allein. So ist es viel spannender!



chaosqueen

Das, was Mogylein schreibt, passt in vielerlei Hinsicht auch auf mich: Wenn ich die Geschichte schon kenne, mag ich sie nicht mehr aufschreiben, weil ich sie ja entdeckt habe. Aber ganz ohne Plot und roten Faden hab ich dann auch plötzlich Aliens im Mittelalter - kann cool sein, muss aber nicht. ;)

Bei Nebelwelt hatte ich eine grobe Idee, eine ganz vage Vorstellung der Welt und ein paar Charaktere. Das hat bisher für fast 100 Normseiten gereicht und ich weiß sogar, wie der eine Teil enden soll, aber derzeit habe ich das Gefühl, dass ich mir zu wenig Gedanken für den Weg dorthin gemacht habe. Alle dümpeln irgendwo vor sich hin, nur der Antagonist baut seine Armee auf, juhu! Aber auch das geht eher schleppend voran, weil ich noch nicht weiß, wann er losmarschieren kann, um den König zu überfallen - und irgendwie passiert mir insgesamt zu wenig, ich verliere mich im "Tell" und vergessen oft das "Show", ohne es ändern zu können, weil ich eben nicht wirklich weiß, was es da zu zeigen gibt.

Für "Auf der anderen Seite" werde ich auch keinen völlig ausgereiften Plot-Plan erstellen, denn gerade im NaNo liebe ich diese Momente, wenn man Dinge entdeckt und sich alles neu fügt, aber ich werde die Andersartigkeit der anderen Welt im Vorfeld gründlich recherchieren, damit Mara viel zu entdecken hat. Und natürlich meine Rebellen interviewen, warum sie sind, wie sie sind und woher sie den Mut und die Kraft nehmen, sich gegen das Kunstverbot zu stellen. Dann sollte ich noch wissen, wie Maras Verhältnis zu ihren Eltern ist (ich denke, es ist gut und sehr eng, da ihre Eltern alles für sie tun, ohne sie in eine kleine, verwöhnte Göre zu verwandeln, und mit ihren 17 Jahren hat sie die ganz fiesen Trotzphasen der Pubertät ja auch schon hinter sich - zum Glück!).

Für mich funktioniert wohl weder das eine noch das andere Extrem: Schreibe ich willenlos drauflos, habe ich kein Ziel und verliere mich irgendwo im Nirgendwo. Arbeite ich den Plot zu sehr aus, habe ich keine Lust mehr, die Geschichte auszuarbeiten.

Nun gilt es, den für mich richtigen Mittelweg zu finden. Aber das ist ja das schöne am Schreiben und am TZ: Man entwickelt sich immer weiter! Irgendein schlauer Mensch (Autor? Schreibratgeber? Ich weiß es nicht mehr), sagte mal, dass man etwa die ersten fünf Romane für die Schublade schreibt, bis man gut genug ist, etwas zu vollbringen, dass der Öffentlichkeit (oder zumindest einem Agenten oder Lektor) zugemutet werden kann.
Ich habe zwei unvollendete NaNo-Romane in der Schublade, einen Jugendroman, den ich als Teenie ebenfalls nicht beendet habe, die unfertige Nebelwelt - wenn ich das zusammenrechne, brauche ich vermutlich noch drei Romane, bis ich meine Linie gefunden habe. Und das gilt vermutlich auch für die Gratwanderung zwischen Plotten und Drauflosschreiben.
Erstes Ziel: Mal einen Roman bis zum Ende zu schreiben. ;)

Farean

Eine Bemerkung zur Schreib"technik", die sich bei mir fürs Drauflosschreiben bewährt hat: bleibe in Gedanken immer eng bei dem Charakter, der gerade die Initiative hat (auch wenn er gerade nicht auf der "Bühne" ist).

Das hat mir immer wieder geholfen, einerseits in Fahrt zu kommen, wenn der Schreibfluß ins Stocken geriet, andererseits aber immer in der Nähe des Plots zu bleiben. Wenn z.B. meine Protas gerade etwas im Dunkeln tappten und etwas passieren mußte, um die Handlung wieder voranzutreiben, habe ich geguckt, wer gerade "am Zug" war. Wenn dies z.B. einer der Antagonisten war, habe ich ihn gefragt, was er denn im Moment so trieb, um seine finsteren Pläne ;) zu verfolgen. Ich habe mir dann durchaus auch Szenen mit ihm vorgestellt, in denen er so richtig leidenschaftlich agierte - in dem Bewußtsein, daß ich diese Szenen nie aufschreiben würde. (Manchmal habe ich sie sogar aufgeschrieben, aber nicht als Teil des Romans, sondern nur für mich selbst.) Die Auswirkungen dieser Szenen haben dann meine Protas zu spüren bekommen, auf denen gerade das Spotlight ruhte. Das wiederum zwang sie zum Reagieren und brachte sie dazu, spontan und aus Eigeninteresse wieder dem Plot zu folgen.

Mogylein

@Farean:
Das ist eine Technik, die ich mir gerne von dir abgucke. Dadurch, dass man weiß, was der agierende Charakter (wer auch immer das gerade ist) macht, weiß man, was mit den Spotlight-Charakteren gerade geschehen soll. Sehr nützlich!

Ich muss zu der ganzen Diskussion hier aber noch hinzufügen:
Ein Plot ist nur so statisch, wie du es zulässt. Nur, weil du jede einzelne Szene völlig durchgeplottet hast, heißt das nicht, dass du dich akribisch daran halten musst. Wenn dir zwischenzeitlich die tollsten Ideen einfallen, was hindert dich daran, deinen Plot zu ändern?
   "Weeks of Writing can save you hours of plotting."
- abgewandeltes Programmiersprichwort

Pestillenzia

Ich hab bei den ersten Versuchen der "Farben" auch einfach drauflos geschrieben, schließlich wusste ich ja, wer welche Rolle hatte (zumindest so ungefähr) und hatte eine ziemlich nebulöse Vorstellung, wie alles enden sollte. Aber leider blieb auch mir die ganze Geschichte zu nebulös, weil ich einfach keine konkrete Vorstellung hatte, wie alles enden sollte und wie meine Heldin dieses Ende erreicht. Ich habe geschrieben und geschrieben und einfach keinen Weg gefunden, der mich zu einem immer schwammigeren Ende führt.

Erst als ich zumindest so grob geplottet hatte, dass ich die einzelnen großen Schritte kannte, konnte ich wirklich gezielt schreiben und dann war der Spaß auch wieder da. Vorher war es Fischen im Trüben, das irgendwann einfach gar keinen Spaß mehr machte, weil ich genausogut schwarze Konfetti im Tunnel hätte suchen können.

Für mich hat sich herausgestellt, dass ich nur dann zielgerichtet und mit Spaß schreiben kann, wenn ich eine Vorstellung habe, wie die Story endet und welche groben Schritte mich dorthin führen. Und dabei ist es egal, ob es sich um eine kurze Geschichte von nur drei Seiten oder einen Roman handelt. Aber es bedeutet nicht, dass ich von Anfang an genau weiß, was jeder Charakter macht, das ergibt sich beim Schreiben, aber ich weiß auf jeden Fall, welche Etappen sie erreichen müssen.

Das ist mein persönlicher Weg, der mir einerseits die genaue Richtung zeigt, aber mir andererseits genügend Spielraum für meine Fantasie und die Launen und Einfälle meiner Figuren lässt.

Luciel

Ich finde immer, dass plotten eine gute Idee wäre - und dann mache ich es doch nicht. Ich gehöre zu der Fraktion, deren Protas ein starkes Eigenleben haben. Sie erzählen mir oft die Geschichte (ziemlich oft machen sie auch was anderes als ich eigentlich mit ihnen vorhatte) und über einen Plot würden sie sich wahrscheinlich kringelig lachen und damit ein Lagerfeuer anzünden.  :rofl:
Trotzdem habe ich natürlich eine Richtung, in die die Geschichte gehen soll - da gibt es z.B. einen Verfluchten, der erlöst werden soll und ich habe lange darüber nachgegrübelt, wie das "logisch" zu bewerkstelligen ist. Wie meine Protas dieses Ziel am Ende erreichen, bleibt ihnen überlassen. Möglicherweise hätten sie sogar alleine eine Lösung gefunden, wer weiß.

Ein Plot bietet allerdings einen besonderen Vorzug: das "unchronologische" Schreiben. Man kann jeweils die Szenen schreiben, nach denen einem gerade ist, egal an welcher Stelle sie später im Buch auftauchen. Durch den Plot passen die Szenen später zusammen. In meinem historischen Roman schreibe ich so (der Handlungsablauf steht ja ohnehin fest), sonst würde sich bei mir ganz sicher Langeweile breit machen, weil ich in der Handlung nicht variieren kann.

Sanjani

Hallo ihr Lieben,

ich finde ja den Betreff mit Pro und Kontra schon etwas unglücklich gewählt - was ich jetzt nicht böse meine :) aber ich glaube, ob man plottet oder nicht, ist was ganz Individuelles, das einfach zu einem passen muss. Klar kann ich sagen Plotten ist sinnvoll, weil ... aber diese rationalen Gründe bringen mich nicht dazu es auch wirklich zu machen.

Für mich ist eine geplottete Geschichte tote Materie, wofür ich mich durchaus auch oft verfluche, jedenfalls in letzter Zeit, aber meine ersten Geschichten habe ich alle runtergeschrieben. Die meisten davon waren Müll, aber einige davon waren von der Grundidee her auch sehr gut, nur stilistisch noch nicht ausgereift. Ich kann die Geschichten nur schreiben, wenn ich sie während des Schreibens wie neu erlebe (was nicht heißt, dass ich einzelne Szenen nicht auch vor dem Schreiben sehr oft im Kopf durchspiele). Dann fallen mir die richtigen Wörter auch ein. Bei meinen Drachenkriegern war es sogar so, dass ich die einzelnen Teile völlig durcheinander geschrieben habe. Die ersten 100 Seiten kamen ganz zum Schluss dran, weil ich wusste, dass sie her müssen. Und obwohl ich das Teil mittlerweile sicher 10mal überarbeitet habe, habe ich immer noch das Gefühl, dass die geplotteten Stellen die schwächsten sind. Und dabei waren sie nicht einmal wirklich geplottet, sondern ergaben sich aus dem Rest, ohne dass es dazu in meinem Kopf so richtig geknallt hätte, wie das sonst immer der Fall war.
Bei den Foolgebänden werde ich um ein grobes Plotgerüst wohl nicht herumkommen, aber ich merke schon jetzt, dass sich da einfach nichts tut. Ich kann mir auf Teufel komm raus auch nix ausdenken. Ich weiß z. B., dass Rayek und Fidelis zusammen in die Anderwelt müssen um Rayeks Tochter zu befreien, aber ich hab partout keine Ahnung, was ihnen da zustoßen wird. Ich kann mich auch nicht hinsetzen und mir Gedanken darüber machen, was für einen Konflikt sie da wohl haben könnten, auch wenn mir da durchaus ein paar vage Ideen im Kopf schwirren, aber solange es nicht knallt und die Wörter aus mir herausfließen, wird das einfach nix. Mich ärgert das auch ein bisschen, weil Schreiben ja auch ein Handwerk ist wie andere Handwerke und man in anderen Situationen ja auch was zustande bekommen kann, wenn man sich hinsetzt und sich zusammenreißt. Und weil ich bei den Drachenkriegern jetzt doch noch ein bisschen was nachplotten musste. Aber fakt ist, dass die eben auch eine Menge toller Szenen haben, die damals einfach aus mir herauskamen und die ich heute nach dem xten Mal immer noch unheimlich gerne lese. Also wird es für mich wohl nicht die falscheste Methode sein, da kann ich drüber hadern oder es auch lassen. Es ändert nichts.
Allerdings ist es schon auch so, dass ich, wenn ich eine Idee im Kopf habe und drauf losschreibe, hinterher das Gefühl habe, der ganze Plot hätte in meinem Kopf schon existiert. Trotzdem könnte ich ihn nicht vor dem Schreiben der Geschichte in Worte fassen, da er sich mir erst beim Schreiben auftut.

So, genug gefaselt!

Liebe Grüße und viel Spaß beim Plotten und drauflos Schreiben

Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

chaosqueen

Hallo Sanjani,

der Titel ist ja auch eher bewusst etwas konfrontativ gewählt, ohne dass ich jetzt auf Teufel komm raus eine perfekte Lösung gesucht habe. Ich wollte vielmehr Ideen und Anregungen und auch Meinungen zum Plotten bzw. Drauflosschreiben haben. ;)

Ich finde es total spannend, dass Deine geplotteten Szenen die schwächsten sind. Ich habe "Flows", bei denen ich schreibe, was in meinem Kopf passiert, ohne darüber nachzudenken - solche Szenen sind meistens gut und müssen nur noch wenig bearbeitet werden. Aber wenn ich keinen Flow habe und viel nachdenke, dann wird es zäh, und da hilft dann zumindest eine grobe Idee.
Immer gerade dort weiter zu schreiben, wo man gerade will, ist ein charmanter Vorteil von (grobem) Plot.

Farean, das sollte ich mir auch dringend abgucken, denn ich bin meist zu wenig bei meinen Charakteren und sie sind blass und emotionslos. Die Gegenseite zu kennen und dann die Protagonisten entsprechend handeln zu lassen ist eine gute Idee!