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Wie kommt man als Autor zu Geld?

Begonnen von Cayen, 08. Februar 2010, 17:02:39

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Cayen

Ich bin gerade auf der Suche nach einem Zuverdienst zum Studium. Da ich leider im Studium mit sehr gewöhnungsbedürftigen Vorlesungszeiten zu kämpfen habe (meist mit vielen Pausen von früh bis spät, schön über den Tag verstreut), und am Wochenende eine Fernbeziehung führe und desshalb meist nicht da bin, fallen für mich die meisten Jobs mit regelmäßigen Arbeitszeiten weg.
Desshalb habe ich mir gedacht, wäre es ja eigentlich am Besten, ich mache das, was ich sowieso schon einigermaßen kann, nämlich schreiben. Das könnte man dann ideal von Zuhause oder in den Pausen an der Uni erledigen.
Nun stellt sich für mich die große Frage, wie komme ich dabei an Geld? Ohne gleich einen Bestseller zu schreiben (unrealistisch), ich habe da ehr an kleinere regelmäßige Auftragsarbeiten gedacht. Mir würde dabei egal sein, ob Fiktion, Themenspezifische Dinge oder Journalismus.
Wie findet man soetwas?   

Gibt es hier vielleicht ein paar Leute, die sich ein Zubrot verdienen mit dem Schreiben? Wenn ja, wie stellt ihr das an?
Oder ist es gänzlich unrealistisch mit dem Schreiben Geld zu verdienen, ohne journalistische Ausbildung?

TheaEvanda

#1
Hallo Cayen,

Wenn du sehr stressresistent bist und (viel) Schreibroutine hast, könntest du versuchen, Aufträge für Heftchenromane zu bekommen. Das ist allerdings schreiben nach Expose, mit Seriencharakteren und immer mit einem sehr engen Zeitlimit. Dafür zahlen die meisten Verlage vertretbar.

Du könntest auch versuchen, für Reihen zu schreiben. Das ist oft aber nicht immer nach Expose, und du hast mehr Zeit pro Buch. Gleichzeitig musst du aber auch nicht nur 150.000 Zeichen abgeben, sondern 500.000 - entsprechend unregelmäßig kommt Geld in die Kasse. Gnade dir bei beiden Möglichkeiten irgendjemand, aber nicht der Lektor, wenn du deine Termine nicht einhältst.

Zeitungen kaufen auch gerne Artikel an, aber die müssen zum Blatt und dem Stil desselben passen. Da würde ich mal bei den örtlichen Zeitungen anfragen - aber die Bezahlung für freie Journalisten (und das wärst du) ist oft lausig.

In meinem Studium habe ich mich schließlich auf meine PC-Kenntnisse berufen und Websiten designt und getextet. Das war recht lukrativ, zeitlich überschaubar und die Auftragslage reichte teilweise für 1500 Euro Mark Gewinn im Monat. Aber das war vor dem Platzen der .com - Blase (man, was bin ich alt  ;D ).

Viel Glück,

Thea
Herzogenaurach, Germany

Shay

Was ist mit einem Hiwi-Job an der Uni? Da kannst du deine ganzen Pausen wenigstens sinnvoll nutzen.

Cayen

#3
@Shay, an unserer Uni ist eine Anstellung als Hiwi, Tutor, ähnliches, ein Sechser im Lotto. Da die Finanzierung unserer Studienrichtung sehr mau aussieht, gibt es kaum festangestellte Professoren, in manchen Fächern gerade einmal eine Hilfskraft (wenn überhaupt). Bei 500 Studienbeginner pro Semester, ein Ding der Unmöglichkeit da ran zukommen.

Sinnvoll nutzen, kann ich meine Pausen sowieso. Normalerweise lerne ich dann. Leider bekommt man vom lernen kein Geld.

@TheaEvanda, danke für die Tipps, ich werde mich mal umschauen.

Falls sonst noch wer Ideen hat, immer her damit :D

Maja

Sehr lukrativ, aber an der Grenze zur Prostitution, war für mich die Arbeit für die Gerichtsshows "Barbara Salesch" und "Das Familiengericht". Derzeit suchen die aber keine Autoren (die eine Sendung ist auch mitlerweile abgesetzt) - wenn ich nochmal was von denen hören sollte, gebe ich aber gerne an dieser Stelle Bescheid.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Andrea

#5
Ich hab mir sagen lassen, dass Jerry Cotton eine gute Möglichkeit ist, bei den Heftromanen einzusteigen, weil man da nicht viel Vorwissen braucht. Vorausgesetzt, man will keine Liebesromane oder Arztromane schreiben.

Manja_Bindig

Wobei Liebes- und Arztromane durchaus eine extreme Nervenprobe für den Autor sein können... ich habe es vor ein paar Jahren versucht, weil ich mich bei einem Heftromanverlag bewerben wollte.
Ich hab aufgegeben.
Meine Nerven waren mir wichtiger und diese Karriere endete, noch bevor sie begonnen hatte.

Hm, braucht man in der Bibliothek vielleicht Hilfskräfte?
Oder je nachdem wie gut du dich mit EDV und IT auskennst in eurem Rechenzentrum und Computerpool?

Ansonsten bliebe der Journalistenjob, aber wie Thea schon sagte:
1: lausig bezahlt (vor allem zahlen sie nach Zeilen, ein regelmäßiges Einkommen kann man also nicht erwarten
2: es ist zwar sehr flexibel, nimmt aber umgekehrt auch wenig Rücksicht auf dich. Du gibst die Zeiten an, wann du NICHT kannst. Zu allen anderen sei auf dem Sprung - und wenn es spät abends ist und du am nächsten Morgen klausur hast.


Wo Maja die Frau Salesch erwähnt hat - da gibt es ja genug ähnliche Sendungen. Die suchen vielleicht auch Autoren?

Bzw. - habt ihr einen Lokalfernsehsender bei euch? Wie sieht das PRogramm da aus? Frag doch dort an.

Franziska

ich denke, das es ziemlich schwierig ist mit dem Schreiben Geld zu verdienen. Es gibt wirklich genug freie Autoren und Journalisten mit Studium! Da müsste man schon extrem begabt sein oder großes Glück haben, wenn man für einen Artikel was bekommt. Es gibt einfach zu viele Leute die in diesem Beruf arbeiten wollen. Aber versuchen kann man es natürlich immer. Und ziemlich unsicher ist das auch. Ich sehe aber ab und zu mal Anzeigen von Werbefirmen oder so, die Leute suchen, aber ich weiß auch nicht, wie gut die bezahlen.

gbwolf

Auftragsschreiber die durchhalten sind sicher nicht ungesucht. Abgesehen von Heftromanen gibt es ja noch Personal Novels, Ghostwriting, Sachbuchredaktionen, Erotik, etc.
Ist aber wohl alles ein Knochenjob, den man nicht so nebenher in den Pausen erledigen kann.

Mit deinem angefangenen Informatikstudium lässt sich wahrscheinlich mehr Geld verdienen, wenn du dich als freier Entwickler verdingst oder es mit technischer Redaktion versuchst. Kontakte hier bekommst du z.B. über Xing, mit den richtigen Schlagwörtern im Profil.

Linda

#9
Mit Verlaub gesagt, ... einfach so nebenher mit dem Schreiben Geld zu verdienen ist (vor allem ohne Referenzen) auch ein Sechser im Lotto.

Eine Möglichkeit, die bisher noch nicht genannt wurde, ist die Yellow Press. "Wahre Geschichten" "Meine Schuld, Leidenschaft, Geständnis etc" usw. Aber da sind die Claims auch schon abgesteckt. Einfach ist da nix und nebenher auch eher nicht.

Ganz ehrlich, mit Computer-Betreuung verdienst du leichter mehr Bares.

Und wenn ich mir das Blatt vom DJV "Journalist" ansehe, sind da einfach zu viele erfahrene Journalisten, die auf der Straße stehen und der Druck nimmt eher zu als ab.

Noch eine Möglichkeit wären Portale wie Suite 101. Eine mir bekannte Journalistin hat aber nach einigen Monaten aufgehört, weil es sich eben doch nicht rentiert, nach Klickzahlen bezahlt zu werden.

Gruß,
Linda

gbwolf

#10
Zitat von: Linda am 08. Februar 2010, 22:14:46
Mit Verlaub gesagt, ... einfach so nebenher mit dem Schreiben Geld zu verdienen ist (vor allem ohne Referenzen) auch ein Sechser im Lotto.
Zitat von: Cayen am 08. Februar 2010, 17:02:39
Wie findet man soetwas?
Networking, Networking, Networking!
Und das kostet Zeit, sonst würden hier im Forum sicher viel mehr Leute vom Schreiben leben, denn an Talent fehlt es den meisten sicherlich nicht. Aber es kostet nunmal Zeit, sich ein Netzwerk aufzubauen, sich ins Gespräch zu bringen, Aufträge zu finden, sich hochzuarbeiten.

Wenn du php und Co. programmieren kannst, dann schreib das bei Xing in dein Profil. Schreib noch technische Redaktion dazu, misch dort in ein oder zwei Foren mit ... die Wahrscheinlichkeit, hier etwas zu finden ist ungleich höher als beim Schreiben. Allerdings weiß ich nicht, inwieweit du selbstständig gemeldet sein musst, um Aufträge annehmen zu können.

Edit: Es lohnt sich auch, nachzuforschen, welche Zeitschriften z.B. Geld bezahlen. Die c't und die phantastisch! veröffentlichen Geschichten gegen Honorar. Wenn du dich auskennst, kannst du im PC-Bereich evtl. auch hin und wieder einen Artikel verkaufen.


Rumpelstilzchen

Zitat von: Cayen am 08. Februar 2010, 17:02:39
Oder ist es gänzlich unrealistisch mit dem Schreiben Geld zu verdienen, ohne journalistische Ausbildung?

Aus meiner Erfahrung ist es nicht unrealistisch, wenn du keine großen Ansprüche hast. Tageszeitungen in kleinen Städten nehmen gerne freie Schreiber (allerdings am liebsten für das Wochenende), aber auch Veranstaltungsmagazine, die nur eine kleine Redaktion haben. Problem: du musst vorher meist ein Praktikum machen, mit oder ohne journalistischer Ausbildung. Meist genügt ein Monat, aber das große Geld gibt es als freier Schreiber dort nicht. Es kann auch vorkommen, dass du einen Monat gar nichts verdienst.

Wenn ihr ein Campus-Magazin an der Uni habt, fragt doch dort mal nach, ob die Schreiber suchen. Die Frage ist allerdings, ob du für die Texte entlohnt wirst.

Ansonsten ist, wie schon erwähnt, ein Hiwi-Job an der Uni ein Glücksgriff. Ich hatte selbst zwei Semester lang einen und konnte mir meine Zeit frei einteilen. Bei uns ist das Brett mit Jobangeboten immer voll. Ob Hiwi, Werkstudenten, Praktikum oder Einsteiger nach dem Studium. Bei euch gibt es bestimmt auch Aushänge mit Jobangeboten, schau dich doch dort mal um.

Maria

Zitat von: Maja am 08. Februar 2010, 19:40:39
Sehr lukrativ, aber an der Grenze zur Prostitution, war für mich die Arbeit für die Gerichtsshows "Barbara Salesch" und "Das Familiengericht". Derzeit suchen die aber keine Autoren (die eine Sendung ist auch mitlerweile abgesetzt) - wenn ich nochmal was von denen hören sollte, gebe ich aber gerne an dieser Stelle Bescheid.


Wow, du hast dafür geschrieben?  Wie kam man denn dazu? Ich schau Barabara Salesch immer noch zum Kaffee um die Mittagszeit und das Familiengericht war auch immer unterhaltsam.

Kaeptn

Ich betreibe ja ein Online-Magazin und da suchen einige noch Redakteure (wir nicht). Sei es für News oder zum Testen von Spielen. Die Bezahlung is allerdings eher mau und im Bereich "Taschengeld aufbessern" - man spart allerdings als Spiele-Fan viel Geld dadurch, dass man die Spiele für lau kriegt.

Vielleicht zahlen die großen Magazine etwas besser. Auch im Filmsektor kann man sich mal umgucken. Onlinemagazine nehmen jedenfalls gerne auch Leute ohne Referenzen, einen Testartikel muss man halt abliefern.

Von meinen Redakteuren hat jedenfalls keine eine journalistische Ausbildung. Wen jemand nicht schreiben kann, merke ich das beim Probeartikel, und die Feinheiten bringe ich ihnen dann noch bei.

Maja

Zitat von: Maria am 09. Februar 2010, 12:58:02
Wow, du hast dafür geschrieben?  Wie kam man denn dazu? Ich schau Barabara Salesch immer noch zum Kaffee um die Mittagszeit und das Familiengericht war auch immer unterhaltsam.

Ging folgendermaßen:
Ich habe mich als Mitwirkende casten lassem und bekam einige Wochen später Bescheid, daß man mich als Zeugin für die Folge "Tod im Zoo" auserwählt hatte. Ich bekam das Script und schlug die Hände über dem Kopf zusammen - schlampige Ermittlung, Logikfehler noch und nöcher... Also schrieb ich der Redakteurin. "Mir sind da noch ein paar Dinge aufgefallen, die sollten noch überarbeitet werden..."
Redakteurin ruft mich an, bedankt sich, geändert wird aber nichts mehr, Autoren sind alle überarbeitet.
Darauf ich "Ich glaub fast, das könnte ich besser."
Redakteurin: "Das trifft sich gut, wir suchen nämlich gerade."
Dann hab ich mir die Autorenrichtlinien schicken lassen, ein Exposee entworfen, das auch genommen wurde, und fortan jeden Freitag telefonisch einen Fall durchgegeben bekommen, der dann bis Montag früh fertigzusein hatte. Da ich gleichzeitig noch mit vierzig Wochenstunden vollzeitberufstätig war, hat das dann irgendwann meine gesundheitlichen Kapazitäten überschritten, keinen Spaß mehr gemacht und war nur noch Geld, weswegen ich es dann drangegeben habe.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt