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Multiversum von Ich-Erzählern

Begonnen von Mutter, 08. April 2010, 10:59:59

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Joscha

Zitat von: Telas am 16. April 2010, 13:08:22
Um zu verhindern, dass der Leser zwei Charaktere verwechselt, kannst du sie ja vielleicht kapitelweise erzählen lassen.
Ich hab mal Coming of Age gelesen, eine englische Novelle. Da stand über jedem Kapitel der Name des Charakters, der jetzt aus seiner Sicht erzählt. Ich fand das an sich klasse, vor allem, weil sich zwei der (ich glaub es waren sogar zwischen 4 und 6 Protagonisten) Charaktere wunderbar ausgespielt haben.

Das halte ich auch für eine sehr sinnvolle Idee. Es ist vielleicht nicht ganz so kunstvoll, aber der Leser hat garantiert den Überblick und das ist meiner Meinung wichtiger, als dass irgendein künstlerischer Anspruch erfüllt wird. Wenn die Namen oben dran stehen, hätte ich kein Problem damit. Anders könnte ich mir durchaus vorstellen, dass es zu Verwechslungen kommt, zumindest bei mir. Ich habe es mal geschafft, drei Seiten eines Buches (mit Er-Erzähler) zu lesen und erst dann zu merken, aus welcher Perspektive es geschrieben war (der Name wurde zwar erwähnt, aber nur am Rande)...

gbwolf

Hallo Mutter,

der Thread steht zwar schon etwas länger hier, ich bin mir aber nicht sicher, ob ein weiterer Aspekt bereits betont wurde: Die Sicht des Ich-Erzählers auf die Welt.
Das ist etwas, das sich auch mit einem ähnlichen Sprachstil und ähnlicuhen Charakteren machen lässt, denke ich.

Mir ist das in einigen Jugendromanen aufgefallen, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Hier ist der Ich-Erzähler mittlerweile ja ziemlich modern geworden und da sehr viele Bücher von *hüstel* anfangs naiven, unsicheren Teenagerinnen mit Hang zum Schwärmen handeln, gibt es eine gewisse Vergleichbarkeit.
In Die Welt wie wir sie kannten schreibt die Prota (wahrscheinlich) Tagebuch und labert den Leser ohne Punkt und Komma voll, ebenso die in House of Night, wobei sich die Mädels dadurch unterscheiden, dass die eine die Welt aus der leichten Tagebuchdistanz analysiert und es bei der zweiten eher ein Stream of Conciousness ist.
Bei Biss beschreibt die Prota sehr viel ihrer Umgebung und verknüpft diese Beschreibungen mit ihren derzeitigen Emotionen und mit Erinnerungen.
Same is true for Die Tribute von Pandem, wobei die Prota hier kantiger und ruppiger ist. Ihre Sicht auf die Welt ist extrem von den Bildern geprägt, die sie kennt, also von der Jagd, vom Überleben. Vergleiche wie "Luft wegbleiben" werden hier mit der Erinnerung an einen Sturz vom Baum verglichen.

Die Mädels sind sich in allen Romanen leicht ähnlich, durch die unterschiedlichen Wohnorte und die persönliche Geschichte wird ihre Sicht auf die Welt aber geprägt. Es ist weniger der allgemeine Sprachstil, der hier differenziert (Das tut er unterstützend natürlich auch), als die Vergleichsbilder und die Art, die Welt zu betrachten.
Bei ähnlichen Charakteren könntest du einen deiner Macher eher wortkarg anlegen, mehr beobachten, während der andere stärker mit seiner Umwelt interagiert oder mehr sich selbst reflekiert als seine Umgebung.

Das Nachdenken über dieses Problem hat mcih übrigens auf einige Ideen für meine Nachtmahr gebracht  ;D

Grüße,
Nadine