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Kleidung im Rokoko

Begonnen von saraneth, 17. März 2008, 21:52:52

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saraneth

Hallo,

da bin ich wieder und bringe ein kleines Problem mit. Ich habe das hier gepostet, weil es mMn auch für andere wichtig sein könnte. Also bitte keine :pfanne:.


Bei Rokoko denke ich persönlich immer zuerst an die Kleider mit den breiten Reifen darunter, aber die Leute damals sind ganz sicher nicht permanent mit diesen Kleidern durch die Gegend gelaufen.

Meine Frage bezieht sich nun genau auf diesen Aspekt: Wie sah die "Alltagskleidung" in einem adligen Haushalt aus?

Also: Wie zogen sich Töchter zwischen 18 - 20 an? Wie kleine Kinder? Und wie die Eltern? Babys? Ich habe mich bereits umgesehen und auch Beispiele gefunden, aber leider kann ich nicht einordnen, *wann* sie getragen wurden.

Natürlich, Festkleider zog man nur zu bestimmten Anlässen an. Aber wie begegneten sich die Menschen damals? Heute ist es ja normal, dass die Familie mal im Nachtzeug frühstückt. Aber ich meine zu wissen, dass das damals nicht so war. Was zogen sie also an, wenn sie im Kreise der Familie waren?
Was, wenn sie auf die Straße gingen, aber nicht unbedingt zu einem Ball o.ä. gingen?


Ich hoffe, es ist klar, was ich meine und wissen möchte. Ich freue mich auf eure Hilfe,

LG
saraneth

Artemis

#1
Einige sehr schöne Anregungen gibt es hier (da lass ich mich auch immer gern inspirieren):

La Pompadour
Hier gibts etliche Tipps und vor allem Details zu den einzelnen Kleidungsstücken. Gut, wenn du deine Geschichte mit Fachwissen aussschmücken willst  ;)

Gewandschnitt
Eine sehr große Auswahl an allen möglichen Kleidern, von Ballgewand über Reisemantel bis hin zu Kinderkleidung

Ok, so viel Alltagskleidung ist da nicht dabei, aber zu damaligen Zeiten gabs diese Schlunz-Schmuddel-Freizeit-Kleidung der höheren Klassen nicht. Die haben sich für jeden Spaziergang herausgeputzt. Dann musst du schon zu den Bauern gehen, aber die waren ja auch eher plump und zweckmäßig gekleidet.

saraneth

Hi Artemis,

ja, solche Seiten habe ich auch schon entdeckt, aber auf jedenfall danke! :) Das Problem an der Sache ist nur, dass ich gerne wüsste, wann welche Kleider getragen wurden... hm. :-\

Lavendel

Mit dem 18. Jahrhundert kenne ich mich da leider nicht so gut aus.
Im Nachthemd wird wohl kein Adliger am Frühstückstisch gesessen haben. Die Frage ist auch, ob es in deinem Kulturkreis überhaupt sowas wie ein gemeinsames Frühstück gibt.
Ich weiß, dass die Umzieherei im 19. Jahrhundert ziemliche Auswüchse annahm. Da war es keine ungewöhnliche Sache, wenn sich eine Frau vier oder sechs mal am Tag umzog, immer der Tageszeit und dem Anlass entsprechend.
Kleider waren im 18. Jahrhundert aber noch ungleich teurer, weil sie nicht industriell gefertigt werden konnten. Besonders ein Korsett war ziemlich wertvoll, weil es zusätzlich nicht gewaschen werden konnte (pfui!).
Was man wann genau trug, kann ich dir natürlich auch nicht so aus dem stehgreif sagen. Ein bisschen unterschiedlich wird das wohl auch von Kulturkreis zu Kulturkreis gewesen sein.
Es wird wohl spezielle Kleider für's Reiten gegeben haben, welche für die Kirche, für festliche Anlässe etc.etc.
Außerdem habe ich gesehen, dass im Wikiartikel ein Bild ist, das eine Adlige mit ihrem Sohn zeigt. Interessant ist, dass der Sohn ein Kleid trägt. Allerdings ist das Kind noch sehr klein. Man wird die lieben kleinen ziemlich bald in Sachen gesteckt haben, die in etwa denen der Erwachsenen entsprachen. Immerhin sah man Kinder bis zum späten 18. Jahrhundert als kleine Erwachsene.
Hier gibt's eine kleine Einführung dazu: http://dept.kent.edu/museum/exhibit/kids/kids.html
Aber da findest du sicher auch noch Informativeres.
Sehr gut ist es auch immer, sich über Freizeitaktiviäten zu informieren. Das hat zwar nur entfernt was mit Kleidern zu tun, aber es gibt dir einen Einblick in die täglichen Beschäftigungen des Adels (denn jemand anders hatte ja auch keine Freizeit ;)).
Soviel erstmal von mir. Ist ja alles ziemlich lose, aber vielleicht hilft es dir ja vom Ansatz her weiter.
Die englische wikipedia hat übrigens eine wesentlich bessere Seiten für Mode, als die deutsche (finde ich) und viel mehr Bilder. 1700-1750 in fashion oder 1750-1795 in fashion könntest du mal eingeben, je nach dem. Außerdem gibt es da auch weiterführende Literatur, die auf der deutschen Seite nicht steht.

FeeamPC

Ein paar allgemeine Infos, soweit mir die damalige Mode geläufig ist:
Das einfache Volk trug keine Reifröcke, versuchte aber, durch übereinander tragen mehrerer Röcke und einiger Polster an strategisch wichtigen Stellen größere Rundungen hinzubekommen.
Die vornehme Gesellschaft dagegen trug selbst zum Sport Reifrock und verzierte Salonkleidung.
Kleine Kinder (nach heutigen Maßstäben nicht schulpflichtige Kinder) wurden prinzipiell in Kleider gesteckt, Mädchen wie Jungen. Danach trugen sie die gleiche Kleidung wie die Erwachsenen ihres Standes.
Babys trugen überhaupt keine Kleider, sondern wurden stramm in Tücher gewickelt und in Wiegen abgelegt.
Beleg: zeitgenössische Bilder, z.B. Jean-Baptiste Simeon Chardin 1699-1779, zu finden unter www.visipix.com
Ach ja, so etwas wie einen Morgenrock, den man über der Unterkleidung im Hause tragen konnte, gab es auch schon...

Aneirin

Hallo,

ZitatIm Nachthemd wird wohl kein Adliger am Frühstückstisch gesessen haben. Die Frage ist auch, ob es in deinem Kulturkreis überhaupt sowas wie ein gemeinsames Frühstück gibt.
Da wäre ich mir nicht so sicher, aber natürlich hätte er in diesem Falle einen Morgenrock getragen  :)

Was du suchst  ist ja etwas über den Zeitgeist des Rokkoko. Falls du ein Buch lesen willst, kann ich dir empfehlen "Experimente am lebenden Herzen" oder "Die höfische Gesellschaft". Beide wahrscheinlich nur noch in Bibliotheken zu haben.

Nur ein paar kurze Ausblicke aus diesen Werken:

Es gab kein Familienleben, wie wir es heute kennen. Mann und Frau kamen nur zu bestimmten (zeremoniellen) Anlässen zusammen, sonst lebte jeder sein eigenes Leben. Kinder wurden vielleicht für eine halbe Stunde am Tag gebracht, damit man die liebende Mutter, den liebenden Vater geben konnte, ansonsten waren die Kinder Ammen, Kindermädchen, Hauslehrern anvertraut.

Kinder wurden wie kleine Erwachsene behandelt, auf kindliche Bedürfnisse wurde wenig Rücksicht. Für öffentliche Anlässe (Kinderbällle) wurden sie wie Erwachsene gekleidet, ansonsten war ihre Kleidung sehr viel einfacher. Kleine Jungen habe auch Kleider getragen. Die Kinderzimmer waren häufig weit weg von den übrigen Räumen, damit Kindergeschrei nicht stört.

Mann und Frau hatten in den Hotels der Adeligen ihren eigenen Haushalt und ihre eigenen Räume.

Es gab keine Freizeitkleidung, es gab auch keine Freizeit im heutigen Sinne. Die ständigen Bälle und Feste waren für die Leute harte Arbeit, denn es gab eine Positiion zu erobern und zu halten, möglichst zu verbessern, eine Gnade zu erreichen, ein Einkommen zu erzielen ... Folglich gab es natürlich nur zeremonielle Kleidung, die zu bestimmten Anlässen angemessen war.

Diener, insb. Zofen haben häufig die abgelegte Kleidung ihrer Herrschaft getragen.

Das alles bezieht sich auf Frankreich und adelige Haushalte.

Vielleicht hilft dir das weiter.

Grüße
Aneirin

saraneth

@ Lavendel, FeeamPC und Aneirin: : Danke für die Infos, das hilft mir auf jedenfall schon mal weiter. Meint ihr denn, dass es möglich ist, dass ein Mädchen von 18 - 20 ungefähr so ein Kleid getragen haben könnte (http://www.la-pompadour.de/htm/galerie/rokoko/pop_rokoko_blumen_bemalt.htm)?

Also jetzt nicht als Festkleid, sondern allgemein, um beispielsweise einkaufen zu gehen.

Und kennt jemand authentische Bilder von einem Morgenrock?


LG
Saraneth

Ary

Öh, einkaufen? Aus welchen Kreisen stammt denn Deine Protagonistin? Die adligen Damen dieser Zeit sind, so weit ich weiß, nicht unbedingt selbst einkaufen gegangen, dazu hatten sie ihre Zofen/Dienerinnen/Hausmädchen.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

felis

Zitat von: Lavendel am 18. März 2008, 06:58:57
Mit dem 18. Jahrhundert kenne ich mich da leider nicht so gut aus.
Im Nachthemd wird wohl kein Adliger am Frühstückstisch gesessen haben. Die Frage ist auch, ob es in deinem Kulturkreis überhaupt sowas wie ein gemeinsames Frühstück gibt.
Schlimmer . Er hat im Nachthemd im Bett gefrühstückt und dabei Hof gehalten!  ;D zumindest wenn es sich um den Französischen König gehandelt hat. Die Sitte nannte man levee.

saraneth

#9
@ Aryana: Nicht einkaufen im Sinne von Lebensmitteln, sondern Kleidung etc. in Beutel stopfen und die Rechnung an den Mann schicken. ;) ;D




Grey

Ich weiß nicht, ich weiß nicht ... gab es damals schon Kleidergeschäfte? Ließ man sich nicht einen Schneider kommen, zumindest, wenn man einen gewissen gesellschaftlichen Stand hatte ...?

Ary

Es gab sicherlich auch Schneider, die eine Art Ladengeschäft hatten, aber wenn die Dame von Stand war, ließ sie die schneider/Scheiderinnen mit Stoffmustern etc. zu sich nach hause kommen. Shoppen wie heute gab's damals einfach nicht.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

saraneth

@ Aryana: Schade, ich bräuchte einen Grund... aber da fällt mir schon noch was ein. Sowas wie ein Maskenball vielleicht... :hmmm:

Wenn ich schonmal dabei bin: Kennt jemand ein besonders schönes Kleid, was aber trotzdem noch angemessen für den Landadel wäre, der zu einem Ball in die Stadt geladen wird (es handelt sich - wie gesagt - um eine 18 - 20 jährige junge Frau)?


LG

Artemis

#13
Ich stöber immer gern durchs Internet und hab das hier gefunden (falls noch Interesse seitens Saraneth besteht  ;) )

Was für tagsüber
Was für den Ball

Ich denke, die beiden Kleider könnte eine junge Frau durchaus anziehen, weil sie nicht ganz so viel Pomp haben wie andere, die man auf den Seiten sieht.

Für weitere Recherchezwecke die ganze Seite: http://www.historical-costumes.eu/rokoko.html

Und wer der Damenwelt gerne mal unter den Rock spitzen möchte, dem empfehle ich diese Seite: http://www.periodcorsets.com/

Koriko

Ich glaube bei dem Zeitalter musst du dich richtig hinsetzen und recherchieren.. das kommt auch ncoh auf mich zu. Adelige Damen in dem Alter haben ihr Haus ganz gewiss nicht allein verlassen. Wenn du sie außerhalb des Landsitzes oder hauses der Familie haben willst, muss sie unbedingt eine Begleitung gehabt haben.. eine Anstandsdame, vielleicht ihr Bruder oder ihre Eltern. Hilfreich wäre es auch Filme anzusehen, die in dieser Zeit spielen, um ein Gefühl dafür zu bekommen und direkt in Geschichtsbücher hineinzulesen.
Es wird vieles davon abhängen, was für ein Adelshaus du als Hintergrund haben willst- Landadel, Stadtadel und natürlich in welchem Land das spielen soll, denn jedes Land hat verschiedene Kleidungsstücke oder Abwandlungen der Kleider. Das was in Paris Mode war muss nicht zwangsläufig auch in London "in" gewesen sein.
"Das schönste aller Geheimnisse: ein Genie zu sein und es als einziger zu wissen." - Mark Twain

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