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Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...

Begonnen von Manja_Bindig, 25. Oktober 2006, 14:26:29

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Sandera

Ich finde es sehr spannend und auch besonders hilfreich, wenn Charaktere  sich verselbstständigen oder ungeplante Figuren entstehen. Das bringt neue Ideen hervor oder geplantes noch besser zum Ausdruck. Ich finde, dass erst macht das Schreiben, die Geschichte, doch interessanter und lebendiger. Streichen kann man hinterher noch immer. Hauptsache das Gerüst steht, die sich mit der Aussage deckt, was man eigentlich mitteilen möchte (Die Prämisse). 

Ich habe, nachdem ich verschiedene Prologs geschrieben habe, die mir alle nicht so ganz schmeckten, einen passenden, viel besseren Prolog ausgetüftelt, der meine Geschichte eindeutig lebendiger macht, und weitere Figuren hervorbrachte, die vorher nicht geplant waren.  Dadurch wiederum hat sich mein Hauptchar noch deutlicher gefestigt und meine Aussage ebenso. ;D

Coppelia

#91
Irgendwie finde ich, dass es auch auf die "Zuverlässigkeit" der Figur ankommt. Ich habe Figuren, denen ich mehr traue als anderen. Wenn z. B. mein momentaner Protagonist gern etwas Unerwartetes tun will, weiß ich normalerweise, dass es einen Sinn haben wird. Aber ich habe auch Figuren, denen es etwas an Initiative fehlt. Jescar z. B. ... mann, was muss ich nur tun, um den Typen in Schwung zu bringen! Und dabei ist er Feldherr, hat einen ganzen Schwarm Kinder, und man sollte wirklich nicht denken, dass ein solcher Mann so phlegmatisch ist und so viel mit sich machen lässt, ohne selbst aktiv zu werden. Ist aber so. Ich fürchte, ich muss akzeptieren, dass das zu seinem Charakter gehört. *Jescar traurig anseh*
Das typische Aha-Erlebnis kenne ich weniger vom Schreiben als vom Plotten. Ich muss im Augenblick immer so lange plotten, bis ich sicher bin, dass die Geschichte genau so ablief. Dann spielt sich die Szene vor meinen Augen, und ich brauche nur noch auszuformulieren.

Was ich immer wieder nervig finde: Manche Figuren haben eine "Hauptfiguren-Stimme". Sie wollen unbedingt Hauptfiguren werden. Ok, bitte. Das ist meist nicht verkehrt. Was schlimmer ist, sind die Figuren, die nicht Hauptfigur sein möchten, und die man selbst quasi dazu bringen will. Das finde ich immer sehr schwer, und bei einigen Figuren wie Virge Crescent musste ich wegen ihrer Gegenwehr in dieser Rolle den Roman einstampfen.  :P "Ein geborener Heiliger" wird es also wohl nie schaffen.

Kerimaya

Bei Grenzgänger habe ich mich bewusst darauf verlassen, daß mir die beiden Hauptfiguren (neben Feline) erzählen, was sie eigentlich wollen.
Bisher hat das gut funktioniert - es hat das Schreiben spannend gemacht, weil ich Geschichten zu "hören" bekam, von denen ich nichts wusste (das ist dann so einer dieser berühmten Anfälle,an denen man jauchzend an der Tastatur sitzt und weswegen man eigentlich schreibt XD)
Wenn ich allerdings merke, daß der Weg oder die Handlungen einer Figur komplett in die falsche Richtung oder eine Sackgasee führt, stoppe ich sie auch schonmal. Und sei es mit em grausamen Griff zur Löschtaste.

zitatus

...und ich habe gedacht, so was passiert nur mir, dass sich Figuren verselbständigen...

Ich lasse sie meistens gewähren. Wenn was gutes dabei entsteht, habe ich die eigentlich geplante Story für andere Prots in reserve. Wenn es nicht wird, dann gibt es immer noch die kleine Taste unter der "Einfg"-Taste.

Espérance

#94
Momentan arbeite ich an einem Werk, wo ich den hinteren Teil schon geschrieben habe und jetzt an der Vorgeschichte arbeite. Das macht es für mich leichter, weil ich ja schon weiß in welche Richtung sich mein Protagonist entwickeln wird. Und momentan macht er auch noch gar keine Probleme.

Dafür haben sich gestern so mal mirnichts dirnichts zwei Nebencharaktere eingebracht. Gut, ich brauchte sie und es ist auch wirklich sinnvoll die jetzt dabei zu haben.

Bei dem ersten Teil jedoch hatte ich auch einen Charakter, der sich plötzlich zur Witzfigur aufschwingen wollte und nur noch Zoten riss. Den musste ich erstmal in seine Schranken weisen, was nach 3 Kapiteln harter Arbeit dann auch geklappt hat.

Ich plotte immer mit Lücken. Das heißt, ich habe die Handlung zwar schon mehr oder weniger vollständig im Kopf, lasse den Charakteren aber platz sich entwickeln zu können und evtl. auch mal Ausflüge zu machen. In der Regel klappt das ganz gut. Früher war das viel schlimmer, da konnte mal ein ganzes Buch abdriften.

felis

Ich wusste bis eben gar nicht, dass ich eine Plotlücke hatte. Dann hab ich eine 800 Wörter starke Szene für Rho geschrieben, weil er meinte, sie sei unbedingt notwendig. Was soll ich sagen, der Kerl hat recht.  :P Die Stzene erklärt eine wichtige Motivation für den geplanten Schluss....  ;)

Coppelia

Meine Figuren haben im Moment gar keine große Eigeninitiative. Aber irgendwie läuft mir im Augenblick ständig die Handlung aus dem Ruder, ohne dass meine Figuren irgend etwas dafür können. Die Handlung "passiert" ihnen einfach. Das ist schon der dritte Versuch derselben Szene, und schon wieder hab ich Schwierigkeiten mit der Handlung. Meine Hauptfigur ist verletzt anstelle seines Begleiters (wobei, Moment ... hey, das könnte sogar gehen), und ich hab schon wieder ein Pferd verloren. Ich brauche aber nicht nur beide Pferde, sondern eigentlich sogar drei! Nur woher nehmen?! *Haare rauf*

saraneth

Meine Figuren sind tatsächlich gerade dabei sich in eine Richtung zu entwickeln, die ich so nicht geplant hatte. Versuche gerade verzweifelt sie umzulenken; hatte das ja auch im Brainstorming angesprochen, aber irgendwie wollen sie nicht.

Beide sitzen schmollend in der Ecke, wobei ich aus ihnen ein Paar machen wollte. Da gehts mir wie Coppelia: Andauernd schmeißen sie sich neue Beleidigungen an den Kopf. -.-'

Da helfen noch nicht mal die Tips, die hier gegeben wurden. Hilfe!

Coppelia

#98
Oh, das klingt schlecht. Wenn es nicht funkt, dann funkt es nicht. Gibt es Ätzenderes, als Figuren auf Deubel komm raus zusammen zu bringen?
Hört sich nicht an, als ob es klappen könnte. :( Keine Chance, dass sie sich mögen würden?

Meine Handlung hab ich wieder halbwegs im Griff, hoff ich. Trotzdem hab ich bei der Szene immer noch etwas das Gefühl, die Handlung wirkt nicht glaubwürdig. Aber wenigstens funktioniert sie wieder und hebelt mir nicht den ganzen Roman aus. Sie haben jetzt auch wieder beide Pferde. ;D

saraneth

Naja, er ist eigentlich schon recht verliebt in sie. Aber gibt das natürlich nicht zu, da sie ja nicht wirklich den Eindruck macht, als würde sie diese Gefühle erwiedern. Was ja auch stimmt.
Er benimmt sich aber auch zu machohaft. -.- Da würde ich auch nicht anders reagieren. ;D

caity

Hallo saraneth,

gibt es nicht die Chance, das durch irgendeine dritte Figur zu ändern?
Beispiel: Seine Mutter, die ihr gegenüber einige peinliche Sachen erzählt, was sie langsam aufwärmen lässt.
Oder sie redet mit ihrer Freundin und er hört zufällig ein Gespräch mit an?
Oder er bekommt einen Brief von ihr in die Finger?

Äh ... mag sie ihn überhaupt?

Bye
caity
Wenn ein Autor behauptet, sein Leserkreis habe sich verdoppelt, liegt der Verdacht nahe, daß der Mann geheiratet hat. - William Beaverbrook (1879-1964)

saraneth

Nein. Sie mag ihn nicht. Was aber auch eher daran liegt, dass er sie nur brüskiert. Anfangs war sie neutral, aber da er recht schnell erkannt hat, dass er sie mag und deshalb eklig zu ihr war, hat sich ihre Meinung über ihn rapide verschlechtert...

Coppelia

Aber wenn Anziehungskraft da ist, zwischen beiden, dann sollte es auch eine Möglichkeit geben ...
Es ist zwar ein Klischee, aber ich wende es im Moment wieder mal erfolgreich an: Was, wenn sich einer um den anderen kümmert, weil er/sie verletzt ist?  :innocent:

saraneth

Das könnte man natürlich machen, wobei ich auch am überlegen war einen Nebenbuhler einzubringen. Da ist jedoch das Problem, dass ich den erstmal irgendwo herbekommen muss (halten sich zur Zeit in der tiefsten Pampa auf).

Da bin ich aber auch am überlegen, ob es nicht zu sehr Klischee ist... Schwierig das glaubaft rüberzubringen. -.-

Ary

Hi Saraneth,
wenn sie mitten in der Pampa rumkreuchen, ist ein Unfall, nachdem sich der eine um den anderen kümmern muss, weil sie sonst sehr wahrscheinlich beide schnell am Ende sind, sicher realistischer zu regeln als ein Nebenbuhler - wo soll der auf einmal herkommen?
Ich würde einem von den Biden symbolisch gesprochen einen Berg auf den Kopf fallen lassen und dann den anderen mit der Krankepflege beauftragen. Man kommt sich schnell nähe, wenn man sich gegenseitig durch die Steppe schleppt. :)
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.