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Unsicherheit mit dem Entwurf

Begonnen von Falckensteyn, 05. Juni 2008, 15:19:05

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Julia

Zitat von: Falckensteyn am 05. Juni 2008, 15:19:05
Geht es Euch beim Entwurf-Schreiben auch so, oder verhalte ich mich hier völlig quer? Ist Euer Bestreben stets, von Beginn weg gleich eine möglichst endgültige Fassung zu schreiben?

Komisch, diese Zweifel kommen mir bekannt vor ...  ;)

Mal abgesehen davon, dass ich weder richtiggehend plotte, noch bis zum Ende des Schreibens der Rohfassung tatsächlich weiß, wieviele Kapitel mein Roman später haben wird, liegt der Hauptteil meiner Arbeit tatsächlich weniger beim Schreiben selbst, sondern beim späteren Korrigieren.
Zum Vergleich: Mein Jugendroman war im Großen und Ganzen in vier Monaten fertig geschrieben, danach habe ich noch ein gutes Jahr drangesetzt, um das das Skript "rund" zu feilen. In dieser Zeit habe ich meinen Roman (ca. 360 Normseiten) etwa zehnmal komplett überarbeitet (und in einzelnen Teilen sogar noch unzählige Male mehr). Dabei hat sich am Inhalt im Grunde nichts mehr geändert - bei mir waren es immer nur Formulierungen und Absätze, die sich in meinen Augen noch nicht flüssig genug lesen ließen.
Und erst bei der letzten Überarbeitung flogen schließlich noch einmal dreißig Seiten raus - alles einzelne Sätze oder Motive, die mehrfach im Text vorkamen, und das Ganze damit unnötig in die Länge zogen.
JETZT habe ich endlich das Gefühl, dass ich mit meiner Geschichte ein Ende absehen kann ...

Zugegeben: normal ist das vermutlich nicht  ;D, aber ein Luxus, den man sich leisten kann, solange einem noch kein Abgabetermin eines Verlages im Nacken sitzt.

Also, lieber Falckensteyn, keine Bange, wenn es mit dem Überarbeiten etwas länger dauert. Solange der Text immer noch besser wird (und man nicht irgendwann anfängt, zu "verschlimmbessern", was sich aber zeitweilig auch nicht immer vermeiden läßt), lohnt sich der Zeitaufwand allemal.
Letztendlich ist es DEINE Geschichte, und es gibt nichts Schöneres, als wenn man irgendwann einmal sagen kann:
"So soll es sein, so kann es bleiben - genauso ist es gut! ..." (wo habe ich das letztens noch gehört  ;D ?)
Spätestens dann ist man stolz, dass man nicht schon vorher aufgegeben hatte ...

Liebe Grüße,

Julia

Aidan

Noch eine kleine Frage dazu, wenn auch etwas andere Richtung:

Schreibt ihr chronologisch, also wirklich nur, was als nächstes kommt, oder hüpft ihr und schreibt auch mal Szenen oder Kapitel, Abschnitte, Dialoge und ähnliches, die erst viel später kommen?

Ich wollte eigentlich am Stück, also hintereinander weg schreiben, aber ich habe in letzter Zeit nur noch Ideen für spätere Szenen. Das ist ja auch interessant, da man dann die Richtung definieren kann, aber manchmal nervt es halt auch. Ich habe überhaupt nicht das Gefühl, voran zu kommen.
"Wenn du fliegen willst reicht es nicht, die Flügel auszubreiten. Du musst auch die Ketten lösen, die dich am Boden halten!"

,,NEVER loose your song! Play it. Sing it. But never stop it, because someone else is listening."

Abakus

@ Winterkind  :winke:

Ich schreibe nicht mehr chronologisch, sondern vielmehr querbeet durch die Handlung. Als ich begonnen habe kreativ zu schreiben, habe ich immer chronologisch geschrieben, was mir aber letztendlich nicht viel gebracht hat. Denn genau wie Du schon geschrieben hast, hatte ich zu diesem Zeitpunkt Ideen für Szenen, die erst viel später kamen und dementsprechend konnte ich sie nicht verarbeiten bzw. nicht so, wie ich das gerne wollte.

Nach meinem ersten Romanprojekt kamen dann viele Kurzgeschichten, an denen ich das "Querbeet-Schreiben" üben konnte. Und mein jetziges Romanprojekt schreibe ich auch auf diese Art und Weise. Es bringt mir einfach mehr, da ich ungebundener schreiben kann. :)
Zudem schreibe ich nicht mehr in Kapiteln. Die Kapitelzuordnung gehört mittlerweile bei mir in die Überarbeitung des gesamten Manuskriptes.

Das Gefühl nicht voran zu kommen, hatte ich auch, als ich noch chronologisch geschrieben habe. Seit dem ich das nicht mehr mache, geht mir einiges leichter von der Hand. :)

Gruß,
Markus

Aidan

Hallo Markus!

Fein, dass es nicht nur mir so geht.  :)

Mit der Kapitelzuweisung habe ich mich auch noch nicht auseinandergesetzt, aber ich denke, dass ergibt sich dann erst. Ich habe nur bestimmte inhaltliche Stationen, die sicher auch die späteren Kapitel beeinflussen werden. Aber bis dahin hat es wohl erstmal noch Zeit, bis genügend Text da ist, den man überhaupt in Kapitel einteilen kann.

Viele Grüße,

Winterkind
"Wenn du fliegen willst reicht es nicht, die Flügel auszubreiten. Du musst auch die Ketten lösen, die dich am Boden halten!"

,,NEVER loose your song! Play it. Sing it. But never stop it, because someone else is listening."

Churke

Manchmal skizziere ich eine spätere Szene, damit ich sie nicht wieder vergesse, aber ich schreibe grundsätzlich chronologisch. Ich finde es ziemlich ätzend, an einem Kapitel zu sitzen, das zwei fertige Kapitel verbinden soll.

Die Einteilung in Kapitel nehme ich so früh wie möglich vor, ich schreibe nichts ohne Kapitelüberschrift. Auf diese Weise behalte ich in Word immer den Überblick, kann zwischen den Kapiteln springen und wenn ich eine bestimmte Textstelle suche, finde ich sie sofort.

Aidan

Das klingt nach einer sehr detailierten Vorplanung. Hat sicher auch etwas, auch wenn ich bisher noch nicht so gearbeitet habe. (Ist ja auch der erste Roman, an den ich mich ernsthaft versuche. Der Rest existiert ja nur als Ideen und Notizsammlung.)

Ich habe auch Überschriften, aber mehr Arbeitstitel für mich, noch keine echten Kapitel. Sind mehr Themen für Szenen, die ich festlege, wenn ich dort ankomme.

Ich werde sicher noch viel Zeit brauchen und viel experimentieren müssen, bis ich die für mich optimale Arbeitsweise gefunden habe.
"Wenn du fliegen willst reicht es nicht, die Flügel auszubreiten. Du musst auch die Ketten lösen, die dich am Boden halten!"

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Churke

So detailliert nun auch wieder nicht. Das Exposee hatte 12 Kapitel, das Buch hat 23.  Schluss habe ich auch geändert.

Mit den Kapitelüberschriften weiß ich immer, was in welchem Kapitel steht. Im Print Layout dienen sie mir als Stichpunkte und Lesezeichen. So habe ich den gesamten Plot ständig im Kopf.

ZitatIch werde sicher noch viel Zeit brauchen und viel experimentieren müssen, bis ich die für mich optimale Arbeitsweise gefunden habe.
Die Suche nach der persönlichen Masche ist wohl die Ölquelle jedes erfolgreichen Vielschreibers. Wenn einer vier Bücher im Jahr raus haut, am besten noch langfristig als Zyklus geplant, dann muss er das schon richtig managen.
Aber das heißt noch lange nicht, dass die  Masche auch bei anderen funktioniert.

Falckensteyn

Zitat von: Winterkind am 15. Juni 2008, 18:10:03
Noch eine kleine Frage dazu, wenn auch etwas andere Richtung:

Schreibt ihr chronologisch, also wirklich nur, was als nächstes kommt, oder hüpft ihr und schreibt auch mal Szenen oder Kapitel, Abschnitte, Dialoge und ähnliches, die erst viel später kommen?

Ich bemühe mich darum, möglichst chronologisch vorzugehen. Aber mir kamen auch schon plötzlich Eingebungen, die ich unbedingt festhalten musste. Teilweise skizzierte ich diese nur kurz und teilweise habe ich die auch gleich ausformuliert.

Denke, dass ich etwa 80 - 90 % im chronologisch korrekten Ablauf arbeite und für denn Rest situativ vorgehe.

Da die Handlung meines erstens Buches sich prima ausbauen lässt und Stoff für weitere Bücher liefert, halte ich teilweise auch schon mögliche Ideen für spätere Bücher und Kapitel fest *zwinkert*

Lavendel

Das Thema chronologisch Schreiben hatten wir übrigens schon mal. Nachzulesen hier:
http://forum.tintenzirkel.de/index.php?topic=433.0

Abakus

#24
Mir fällt gerade auf, dass ich mich gestern unzureichend ausgedrückt habe. Lag wohl an den blöden Kopfschmerzen.  :40°C:

Also wie bereits erwähnt, schreibe ich nicht mehr chronologisch, sondern vielmehr querbeet durch die Handlung. Allerdings geordnet querbeet. Da gehe ich ungefähr so vor wie ein Regisseur beim Film. Da ich in meinem aktuellen Projekt zwei Handlungen parallel laufen habe, schreibe ich zu allererst eine Handlung komplett, bis zu dem Zeitpunkt an dem beide Handlungsstränge aufeinander treffen. Da ist dann erstmal ein Cut. Dann folgt der zweite Handlungsstrang, wieder bis zu dem Zeitpunkt, an dem beide Stränge aufeinander treffen.
Letztendlich folgt der dritte Handlungsstrang, nämlich der, in dem beide Handlungen aufeinander treffen und das Finale folgt.
Alle drei Handlungen verfasse ich in drei verschienden Word-Dateien. Zum Schluss folgt die Überarbeitung inkl. der Kapitelzuordnung. Zu diesem Zweck schließe ich mein Laptop an meinen Monitor an, so dass ich an zwei Bildschirmen gleichzeitig arbeite. Auf dem Laptop sind die drei Handlungsstränge hinterlegt, die dann auf dem Monitor des Rechners zu einem ganzen zusammengefügt werden. So gesehen fast die gleiche Arbeit wie die eines Regisseurs, der nach Filmdreh sein Werk am Schnittpult zusammenfügt. Letztendlich schaffe ich zwischen den einzelnen Kapiteln etwas sanftere Übergänge, da diese in den meisten Fällen sehr rauh sind.

Das klingt für manche sehr ungewöhnlich, aber auf diese Art und Weise sind mir bislang die meisten Fehler aufgefallen. Vor allem Logikfehler. Und es macht richtig viel Spaß. :)

Gruß,
Markus