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Ein knackiger Anfang - der erste Absatz, die erste Seite

Begonnen von Coppelia, 10. Januar 2009, 07:43:08

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Merwyn

Ich würde mich jetzt nicht als Kenner bezeichnen, aber vielleicht bringt dir meine persönliche Meinung ja auch was.
Aus irgendeinem Grund verwende ich selbst äußerst selten Dialog als Einstieg, aber als Leser finde ich das eigentlich nicht schlimm, wenn es ein guter Dialog ist.

Klares No Go sind für mich allerdings die "Ködersätze". Damit meine ich wörtliche Rede, die ganz offensichtlich Spannung/Neugier/etc. erzeugen soll.
Ein Einstieg à la "Oh Gott, mach das nicht!", schrie sie und die Wahrscheinlichkeit, dass ich das Buch nie wieder in die Hand nehme, steigt enorm.
Das ist mir schlichtweg zu einfallsreich :P



Coppelia

Ich mag direkte Rede als Einstieg. Was soll daran verkehrt sein? Man wird gleich mitten in die Handlung gebracht und hörte eine der Figuren sprechen. Das einzige, was daran irritierend sein könnte, ist, dass man sich als Leser noch kein Bild von der Figur und der Szene machen kann - aber das Problem lässt sich ja schnell beheben.

Vielleicht ist deine direkte Rede nicht interessant genug, wenn du nicht so überzeugt davon bist? Ein Konflikt sollte sich meiner Meinung nach schon andeuten, oder es sollte von etwas Spannendem gesprochen werden.

(:rofl: Der Einstiegspost dieses Threads! Oh Mann, die gute alte Zeit!)

Debbie

Ich würde wörtliche Rede jetzt nicht als Einstiegssatz verwenden - aber das ist subjektiv, und das es ein No-Go ist, habe ich jetzt noch nicht gehört ... Glaube ich  :hmmm:

Was mich daran einfach stört, ist das fehlende Bild, dass eben aus wörtlicher Rede nicht direkt entstehen kann - das aber ungemein hilfreich ist, um die Neugier des Lesers zu wecken. Da ich noch nicht weiß wer spricht, habe ich auch im Kopf noch keine Vorstellung von der Stimme; ist sie männlich, weiblich, jung, alt? Der Klang bleibt also leer. Oder wenn ich mir dazu eine Stimme denke, und dann erkenne ich bin völlig falsch gelegen, finde ich es irritierend.

Auch störend finde ich, wenn danach erstmal seitenlang (kleine Übertreibung  ;D) narrativer Text kommt und überhaupt kein Dialog mehr. Aber wenn du, wie Coppelia schon angemerkt hat, die Infos zu Wer, Wo, Was direkt im nächsten Satz nachholst, und den Abstand zum nächsten Dialog nicht zu lang werden lässt, kann ich mir nicht vorstellen, warum es nicht funktionieren sollte.

Alana

#48
Hallo,

danke für eure Meinung.

@Merwyn: Du kennst den Text ja und du hast zumindest nichts angemerkt. ;D Natürlich soll der Satz Aufmerksamkeit auf sich ziehen, aber das soll ja jeder erste Satz. Aber das, was du da ansprichst, genau davor hab ich auch ein bisschen Angst, dass man denkt, dass es irgendwie sinnlose Effekthascherei ist. Hm.

@Coppelia: Ja, das mag sein. Es geht darum, dass meine Protagonistin jemandem etwas hinterherträgt. Sie ruft ihm nach, dass er warten soll. Danach kommt dann eine mini-kurze Umgebungsbeschreibung, damit man weiß, wo man ist, und dann geht der Dialog weiter.

@Debbie: Hm, kein schlechter Einwand. Also vielleicht doch ein- oder zwei Sätze davor, wo ich sie irgendetwas denken lasse? (Ich-Erzähler) Natürlich muss das dann auch was Interessantes sein. Hm. Ich will das aber halt auch nicht mit Gewalt machen, nur damit ich keine wörtliche Rede als Einstieg habe.
Alhambrana

Mogylein

Ich muss aus meiner persönlichen Leser-Sicht sagen, dass es für mich definitiv ein No-Go ist. Der Einstieg durch wörtliche Rede ist etwas, das ich bei vielen jugendlichen Schreibern ohne Erfahrung sehe, weil sie keine Ahnung haben, wie sie sonst direkt in medias res anfangen sollen. Wenn ich es sehe, stößt es mir sauer auf, aber nicht, weil es partout eine schlechte Idee ist - sondern weil ich einfach zu viele (schlechte) Texte auf diese Art habe anfangen sehen. Das ist für mich etwa vergleichbar mit der Wetterbeschreibung, die vor Allem in den 90er Jahren sehr gerne als Romananfang verwendet wurde. Prinzipiell ist dagegen nichts einzuwenden, aber wenn es immer wieder und vorwiegend von schlechten Texten genutzt wird, wirkt das Mittel billig und führt einen schalen Beigeschmack mit sich.
   "Weeks of Writing can save you hours of plotting."
- abgewandeltes Programmiersprichwort

Debbie

@Alana: Probier es doch einfach mal mit den ein oder zwei Sätzen - gib den Namen der Person an die sprechen wird, vielleicht was sie denkt, vielleicht kannst du noch ein Umgebungsdetail miteinbeziehen, oder etwas von ihrer Erscheinungsform, oder etwas von der Zeit in der sie sich befindet, etc. etc.. Und dann sieh mal (und frag vielleicht deine Betas) was dir besser gefällt  :)

Alana

@Debbie: Das geht nicht, es ist ja eine Ich-Erzählerin. Aber ja, ich werd es wohl versuchen, was ich hier lese, bestätigt eigentlich nur mein ungutes Gefühl dabei. Danke euch!
Alhambrana

Debbie

#52
Zitat von: Alana am 26. März 2013, 20:49:20
@Debbie: Das geht nicht, es ist ja eine Ich-Erzählerin.

???

Sie kann sich doch darüber aufregen, dass sie die falschen Schuhe/den falschen Mantel für die Situation/das Wetter gewählt hat - oder sie kann sich über die vielen Autos, Kutschen, Schafe, etc. aufregen, die sie daran hindern, der anderen Person nachzulaufen. Oder über ihr Gewicht, dass sie langsamer macht als die andere Person. Die Turmuhr könnte schlagen und sie zur Eile antreiben, usw. und so fort ...

Alana

#53
Aber sie kann ja nicht ihren eigenen Namen denken. Oder meintest du den Namen der anderen Person? Spielt aber eigentlich keine Rolle, ich denke mal drüber nach. Danke dir. :)
Alhambrana

Debbie

Ja, auch das könnte man machen. Aber anhand dieser oder ähnlicher Beschreibungen kann man ja schon klar machen, dass es eine SIE ist, wo sie sich befindet, vielleicht wie alt sie ist, etc.  ;)

Merwyn

Zitat von: Alana am 26. März 2013, 19:53:50
@Merwyn: Du kennst den Text ja und du hast zumindest nichts angemerkt. ;D Natürlich soll der Satz Aufmerksamkeit auf sich ziehen, aber das soll ja jeder erste Satz. Aber das, was du da ansprichst, genau davor hab ich auch ein bisschen Angst, dass man denkt, dass es irgendwie sinnlose Effekthascherei ist. Hm.

Ach darum gehts. Ich dachte jetzt an ein anderes Projekt ;) Aber ja, da hat es mich nicht gestört.
Klar muss gerade der erste Satz von den Socken reißen, aber halt nicht so, dass man merkt, dass der Autor es auf Teufel komm raus drauf angelegt hat.

Churke

Zitat von: Mogylein am 26. März 2013, 20:33:48
Wenn ich es sehe, stößt es mir sauer auf, aber nicht, weil es partout eine schlechte Idee ist - sondern weil ich einfach zu viele (schlechte) Texte auf diese Art habe anfangen sehen.

Ich denke, da muss man schon ein bisschen selbstbewusster ran gehen. Der eigentliche Zweck einer wörtlichen Rede als Einführungssatz ist die Einleitung in eine gegebene Situation. Und es gibt Situationen, da passt es. Eines meiner Military-Projekte fängt an mit: "Freiwillige vortreten!" Einfach perfekt. Andere Texte fangen anders an. Der Punkt ist, dass man erst die Situation braucht und sich dann überlegt, wie man in die Sache einsteigt.

Alana

Churke, da hast du sicher recht, und dein Beispiel klingt auch gut, aber in meinem Fall ist es mir zu nah an genau dem, was Merwyn beschrieben hat. Und wenn es eben so ist, dass Wörtliche Rede zu beginn bei vielen Leuten schon ein "Och neee" auslöst, dann muss das schon wirklich super passen, damit man es trotzdem macht. Und so gut passt es eben nicht, finde ich. bzw. so wichtig ist es auch nicht, dass da wörtliche Rede ist.
Ich werd mal versuchen, einen anderen Einstieg zu finden, der mir natürlicher vorkommt, (ja, ich glaube das ist es, da liegt mein Problem, es kommt mir selbst gestellt vor) und dann mal die Betas fragen.


Alhambrana

Romy

Also ich starte gerne mit Dialog. Nicht immer logischerweise, denn natürlich muss es stimmig sein und das ist es nicht immer.
Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass ich sowas schon in veröffentlichten Romanen gelesen habe, und auch wenn mir gerade kein Beispiel einfällt bin ich überzeugt, dass die nicht alle schlecht waren und von Anfängern geschrieben wurden. ;) Von daher würde ich nun wirklich nicht sagen, dass es ein totales No-Go ist mit einem Dialog anzufangen. Allein die Frage kommt mir komisch vor, darauf wäre ich nie gekommen. ;)
Ein Anfang muss halt zur Einstiegsszene und zum Roman passen, wie auch immer er dann letztlich aussieht.

Verwirrter Geist

#59
Zitat von: Alana am 26. März 2013, 22:03:03
Churke, da hast du sicher recht, und dein Beispiel klingt auch gut, aber in meinem Fall ist es mir zu nah an genau dem, was Merwyn beschrieben hat. Und wenn es eben so ist, dass Wörtliche Rede zu beginn bei vielen Leuten schon ein "Och neee" auslöst, dann muss das schon wirklich super passen, damit man es trotzdem macht.

Imho ist das die falsche Logik. Das würde ja im Umkehrschluss bedeuten, dass eine andere Art von Anfang dann ruhig qualititativ schlechter sein dürfte, solange er die gängigen Klischees auslässt.
Es geht nur darum, dass bestimmte Anfangsvarianten nicht zum blossen Selbstzweck verkommen sollten. Wenn ein Roman in einer sehr kalten Gegend spielt, ist es völlig legitim mit dem Wetter anzufangen. Wenn es aber in einen Roman einleitet, in dem das Wetter keine weitere Rolle einnehmen wird und damit nur über ein Mango an Atmossphäre hinweggetäuscht wird, ist es Mist.
Genauso bei direkter Rede. Das Wichtigste bei einem ersten Satz ist, für mich, die Plausibilität. Wenn ich das Gefühl habe, das passt mit dem Rest der ersten Seite zusammen, ist es prima. Wenn das aber ein reiner eyecatcher ist, lege ich es weg.