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Den Anfang finden

Begonnen von Martino Mauricio, 16. Januar 2007, 23:27:57

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Darkstar

So, ich muss den Thread mal fremdbenutzen (damit meine ich: mich auch mit einer eigenen Frage anschließen). Ich hoffe, das ist in Ordnung.

Ich falle gerade in die Schreib-Starre, weil ich mich frage, woher weiß ich, ob ich genug geplant und geplottet habe und wann der richtige Zeitpunkt ist, mit dem eigentlichen Schreiben anzufangen.
Früher habe ich mir darüber keine Gedanken gemacht, aber mein momentanes Projekt ist relativ komplex und ich bin am herumfracken gerade...

Hab ich genug? Ist es rund genug?
Und wie bekämpfe ich eine kleine Plot-Lücke im zweiten Drittel?
Füllt die sich ggf. von selbst aus, wenn ich gerade beim Schreiben bin?

Im Prinzip könnte ich einfach drauflos schreiben - falls sich etwas ändert, kann ich ja hinterher immer noch Umschreiben oder Wegschmeißen... :-)
Aber irgendwie, wie gesagt: Schreib-Starre ist gerade ein treffendes Wort...

Wild Soul

Ich denke um zu sehen ob alles rundläuft, ob was fehlt oder zuviel ist musst du es schon erstmal schreiben. Durch Planen allein wirst du das nicht hin bekommen.
Wenn man ein Flugzeug designed weiss man ja auch nicht ob es fliegt bis es wirklich geflogen ist, oder?^^

Ich an deiner Stelle würde einfach mal anfangen, erstmal um die Starre zu überwinden nicht das du soweit kommst das du gar nicht mehr schreiben kannst... und wenn dir was auffällt kannst du ja immer noch planen^^

Darkstar

Danke, Wild Soul, ich befürchte das ja, aber irgendwas läuft nicht so rund.
Gottseidank hab ich ja noch eine Kurzgeschichte, an der ich gerade arbeite - das klappt ganz gut und gibt mir das Gefühl, nicht komplett in einer Schreibblokade zu versinken...

Silvia

So langsam fang ich wohl wirklich an, eine Abneigung gegen action-drama-lastige reißerische Prologe zu entwickeln. Im letzten Buch, das mit Entführung und Drohung und Verzweiflung von Leuten begann, die ich überhaupt gar nicht kannte, habe ich ihn überblättert und erstmal das erste Kapitel gelesen, um in Ruhe mit der Geschichte anfangen zu können.
Dann erst den Prolog.
Ich glaube, das mache ich ab sofort öfter.

Manja_Bindig

Momentan überarbeite ich "Elfenblut" - bzw, ich plane die Umarbeitung... und mir schwant mehr und mehr, dass ich das Elfendorf NICHT sofort im ersten Kapitel abfackeln sollte. *die Streichhölzer wieder wegpackt*
Ich bin so langsam wirklich ein Liebhaber von ruhigen Einstiegen geworden, wo eher persönliche Alltagsdramen im Mittelpunkt stehen und sich die Leute vielleicht ein bisschen angiften.
Das Abfackeln von ganzen Ortschaften wird wohl erst in Buchmitte kommen. :)

Hr. Kürbis

Es muss ja nicht gleich das komplette Kapitel sein, das eine  reißerischen Einstieg bietet. Wie war das bei der VHS? Der erste Satz, der Exordinalsatz, muss packen.
Komischerweise mache ich den sowieso schon immer recht spannend, bzw. muss man weiterlesen, damit er einen Sinn macht.

Aktuelles Beispiel:

"Soll ich hin für dich töten?", fragte Fleja, noch bevor sie sich zu dem Mädchen an den Tisch setzte.

Nicht sonderlich originell, aber als Köder nicht so schlecht.

Silvia

 ;D Tötungen und sonstige Morde auf den ersten Seiten sind für mich als Leser zu 90% schon ein Abschußkriterium. Muß denn das erste, was man von einer neuen Geschichte und neuen Charakteren zu lesen bekommt, gleich sowas drastisches sein?

Hr. Kürbis

Ja, stimmt schon, ziemlich abgedroschen...
Allerdings ist das ja nur eine Frage, die ganz klar mit NEIN beantwortet werden muss, damit die Handlung geschehen kann. Also eigentlich nur ein Reißer, der der Charakterisierung dient und deutlich macht, das meine "Schurkin" zwar schurkisch ist, aber nicht über Leichen geht.

caity

Den ersten Satz meines Romanes mag ich auch sehr gerne. Auch wenn er im Prolog steht:
Ich hasse Untätigkeit.

Fragt mich nicht warum, aber der Satz hat was für mich ^^"

Bye
caity
Wenn ein Autor behauptet, sein Leserkreis habe sich verdoppelt, liegt der Verdacht nahe, daß der Mann geheiratet hat. - William Beaverbrook (1879-1964)

Pandorah

Ich tendiere auch zu Coppelias Version 2 - am liebsten verbunden mit der Andeutung auf ein Geheimnis oder einen dunklen Fleck in der Vergangenheit der Figuren oder eben einer Andeutung, was in Zukunft ins Arge abrutschen könnte.
Mein letzter Romananfang war simpel: "Immer noch nichts?" Es geht um die Frage, ob der zweite Hauptcharakter rechtzeitig zum bisher wichtigsten Turnier seiner Laufbahn auftauchen wird. In Handlung eingebunden folgt dann etwas Beschreibung des Landes, des Klimas und der Sitten, ehe die ersten Hinweise auf die Haupthandlung folgen, während das erste "Rätsel" gelöst wird - ergo der Charakter auftaucht.

Version 1 langweilt mich beinahe zu Tode. Mich interessieren irgendwelche sich bekriegenden Götter nicht, die das Land in Schutt und Asche legen, wo es dann mühsam wieder aufgebaut werden muss, nachdem die Götter sich zur Ruhe gebettet haben. Mich interessiert auch nicht, dass die Götter sich nach 10000000 Jahren wieder regen und das Spiel sich zu wiederholen droht.
Ich will Charaktere. Wenn ich niemanden zum Mitleiden habe, juckt mich es herzlich wenig, ob sich die Götter ein zweites Mal bekriegen. Erst, wenn ich Hans Piesepampel lieb gewonnen habe oder zumindest Sympathie für ihn empfinde, wird es mich interessieren, ob sein kleiner Bauernhof nun bei dem ersten Schritt der Götter niedergewalzt wird oder ob es ihm und dem Kriegerprinzen, den er halbtot im nahe gelegenen Fluss samt der schönen Elfendame gefunden hat, gelingt, die Götter zur Ruhe zu betten, bevor sie die Welt erneut in eine Wüste verwandelt haben.
Und Tad Williams hat mich mit seinem Küchenjungen auch verschreckt. Ich habe das Buch enttäuscht und gähnend beiseite gelegt und trotz Lobeshymnen nie wieder angefasst.

Version 3 hat auch ihre Reize - wenn man trotzdem etwas zum Sympathisieren bekommt. Einfach nur zu lesen, wie ein x-beliebiger Barbar x-beliebe Orks abschlachtet oder abgeschlachtet wird, fesselt mich nicht, wenn ich zumindest nicht noch andere Bröckchen hingeworfen bekomme. Einen Gedanken an die Familie daheim, an seinen Sohn oder weiß der Geier was.

@Caity
Den Satz mag ich auch. :jau:
Vor Pseudo-Anfängen muss ich mich allerdings auch hüten. ;D Der Anfangstraum ist mir wohlbekannt. In einer Geschichte wird er allerdings vermutlich drin bleiben, da er dort tatsächlich eine Funktion hat. Überraschung, das geht auch. Gefolgt wird der Traum jedoch von der obligatorischen Protagonistin-sieht-sich-im-Spiegel-Szene, die ich dann kürzen werde. Ich mag Reflektionen ja, um auf *ein* oder auch zwei Details der Hauptfigur einzugehen. Wirklich. Aber die ist nun in der Tat zu lang.

Grey

Zitat von: Pandorah am 09. April 2007, 11:06:31
Version 1 langweilt mich beinahe zu Tode. Mich interessieren irgendwelche sich bekriegenden Götter nicht, die das Land in Schutt und Asche legen, wo es dann mühsam wieder aufgebaut werden muss, nachdem die Götter sich zur Ruhe gebettet haben. Mich interessiert auch nicht, dass die Götter sich nach 10000000 Jahren wieder regen und das Spiel sich zu wiederholen droht.
Ich will Charaktere. Wenn ich niemanden zum Mitleiden habe, juckt mich es herzlich wenig, ob sich die Götter ein zweites Mal bekriegen. Erst, wenn ich Hans Piesepampel lieb gewonnen habe oder zumindest Sympathie für ihn empfinde, wird es mich interessieren, ob sein kleiner Bauernhof nun bei dem ersten Schritt der Götter niedergewalzt wird oder ob es ihm und dem Kriegerprinzen, den er halbtot im nahe gelegenen Fluss samt der schönen Elfendame gefunden hat, gelingt, die Götter zur Ruhe zu betten, bevor sie die Welt erneut in eine Wüste verwandelt haben.
Und Tad Williams hat mich mit seinem Küchenjungen auch verschreckt. Ich habe das Buch enttäuscht und gähnend beiseite gelegt und trotz Lobeshymnen nie wieder angefasst.

Ach du schreck... was soll ich dazu sagen... ich STIMME DIR ZU! In jedem Wort! Irgendwas ist hier falsch...  :hmmm:

Träume hab ich selbst schon verwendet, allerdings nie am anfang. was ich wichtig finde, ist, die charaktere und damit auch ihre geschichte gleich von anfang an sympathisch zu machen. ich mag keine langen beschreibungen der welt, ich führe sie lieber stück für stück durch die sinne und gedanken meiner charas ein, versuche die atmosphäre der szenerie durch kleine, immer wieder eingestreute details einzufangen. lange beschreibungen reißen die handlung so auseinander, finde ich. oder hindern sie daran, in gang zu kommen.

zusammengefasst: wichtig für einen guten anfang ist meiner meinung nach atmosphäre, eine interessante darstellung des handelnden charakters fürs wecken der neugier und vielleicht noch ein hübscher dialog mit einer prise konflikt. das kann ein kampf sein, ein heftiger streit, oder irgendwas anderes 'reißerisches', wie es hier schon genannt wurde. muss aber nicht. hauptsache interessant, und wenn es nur andeutungen sind. joh. ich glaub das wollt ich sagen. ;D

Pandorah

Moment. Wir haben zwei übereinstimmende Punkte in zwei verschiedenen Threads? Unmöglich! Was ist da falsch gelaufen? *misstrauisch umschau*

Aber Atmosphäre ist ein schönes Schlagwort. Atmosphäre, Sympathie für den Charakter und einen Tacken Geheimnis. Schöne Essenz!

Ary

@Pandorah: *vehements zustimmendes Nicken*
Dieser allzu heroische Götterkram kann mir inzwischen auch mal gestohlen bleiben. Meine allererste Fantasygeschichte fing genauso an - das Böse erwacht, oh, Hilfe, wo sind doch gleich die tollen magischen Artfeakte geblieben, mit denen man es wieder schlafen legen kann?
*oberpeinlich*
Ich wollte die geschichte sogar mal überarbeiten, hab es aber gelassen - sie steht jetzt als abschreckendes "So bitte nicht"-Beispiel in meinem Regal. :)

Ich mag eher die langsamen Anfänge, die gesprickt sind mit Andeuteungen und Geheimnissen, die sich anch und nach auflösen. Wichtiger als actionreiche Handlung sind mir Charaktere, Charaktere und nochmals Charaktere. Da kann auch schon mal seitenlang gar nichts aufregendes passieren, bis auf die Tatsache, daß zwei Charaktere sich kennenlernen.
Mord und Totschlag gleich auf der ersten seite brauch ich auch nicht - es sei denn, ich lese einen Krimi, da will ich das Verbrechen, um das es geht, möglichst früh, damit ich miträtseln kann.

Grüße,
Aryana
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Pandorah

Huch, ich wollte jetzt eigentlich gar nichts gegen Götter sagen. Nur gegen das Auswalzen von Historien, die mich zu dem Zeitpunkt und erst recht in dieser Länge nicht interessieren, weil es noch keine Charaktere gibt, die das betrifft. Pein, Pein, ich habe auch nichts gegen magische Artefakte. Aber es muss halt schön verpackt werden.

Gut, ich gebe zu, ich lese diese erwachenden Götter mittlerweile auch nicht mehr so gerne. Aber wenn mir die Geschichte zusagt, lasse ich mich von denen auf jeden Fall nicht abschrecken.