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Grammatikalische Kleinigkeiten

Begonnen von Ratzefatz, 21. November 2007, 06:23:44

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Vaporea

#1440
"Behut" ist ja erstmal kein Begriff, deshalb würde ich das "Behutsam" im zweiten Satz auf jeden Fall ausschreiben.

Zitat von: Feuertraum am 24. Januar 2022, 13:04:32
@Avery: Ich finde, dass Sie damit zwar auch eine gute Idee haben, aber sie passt nicht so wirklich zum Lakonischen bzw. zum Humor, den ich versuche, in die Geschichte einzubetten. Die Wiederholung der Wörter ist in diesem Fall für meine Wenigkeit eine Art, meinen Humor einzuweben (ja, ich weiß, mein Humor ist seltsam).
Vielleicht könnte man dann einfach die wörtliche Rede des Chefs leicht verlängern: "Ja, aber bitte langsam und behutsam, sonst..."

Oder zumindest sowas wie: "Ja, aber bitte langsam und behutsa...", damit deutlicher wird, dass eigentlich "behutsam" gemeint ist.

EDIT: Wobei ich persönlich jetzt nicht finde, dass die Wiederholung im Beispiel von @Avery verloren geht.

Avery

Das hat doch nichts mit seltsamem Humor zu tun, sondern wird im Gesamtkontext sicher passen! :) Ich habe an sich eher ein Problem mit der Tatsache, dass man ein Wort nicht anders auffassen kann, wenn man es gar nicht gehört hat. Deshalb fänd ich Vaporeas Vorschlag passend.
Was den Wiederholungsaspekt an sich angeht, spricht meinem Empfinden nach jedoch nichts gegen "behutsam". Das klappt dann genauso gut wie "sachte" oder "liebevoll" (die zweimal gleiche Endung ist bei Wiederholungen schließlich der Sinn der Sache  ;D).


Feuertraum

Guten Morgen,

danke für die neuen Antworten (und gleichzeitig eine dicke Entschuldigung dafür, dass ich mich erst heute wieder melde; ich war seit meiner letzten Antwort hier nicht mehr im Internet  :-[ )

Das mit dem "behutsa..." gefällt mir sehr gut. Danke dafür  :)
Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...

KaPunkt

Gibt es dieses Wort überhaupt und wenn ja, wie schreibt man es?
Der Duden ist überfragt:
"zeremonionslos"
Also, ohne Zeremoniell. Ohne Umschweife. Ihr versteht schon.

Liebe Grüße,
KaPunkt

She is serene
with the grace and gentleness of
the warrior
the spear the harp the book the butterfly
are equal
in her hands.
(Diane di Prima)

Maja

#1444
Es gibt immerhin drei Googletreffer zu dem Wort, und zwei davon stammen aus Romanen. Wenn da die Lektoren das haben durchgehen lassen, kannst du das Wort verwenden und darauf Bezug nehmen. Gehört habe ich das Wort noch nie, aber die deutsche Sprache erlaubt, gültige Wörter durch Verkettung zu erstellen, und danach sollte ein gültiges Wort entstanden sein. Das mag ich so sehr an dieser Sprache, sie ist formbar.

Solltest du ein gebräuchlicheres Wort suchen, es heißt »unzeremoniell«.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Volker

Ist das deutsche Schicksal mächtiger als das englische?
Ich mein': im Deutschen reicht es, wenn die (eine) Hand des Schicksals etwas berührt, während sich das englische Pendant beidhändig anstrengen muss ("the hands of fate intervened").  ;D

Luna

Berühren und einschreiten sind ja auch ganz verschiedene Kategorien  ;D

Ryadne

#1447
Hey zusammen. Ich steh im Lektorat grad etwas auf dem Schlauch.

1: "Er war einer der Ersten, der verschwand."
oder
2: "Er war einer der Ersten, die verschwanden."

Mein Gefühl sagt mir "der Ersten, die verschwanden". Das Lektorat sagt "der Ersten, der verschwand". In einem Leo-Sprachforum hab ich eine ähnliche Fragestellung pro "die verschwanden" gefunden, aber dort gibt es nur eine Antwort, also nicht sehr repräsentativ.

Inzwischen erscheint mir beim Lesen beides sinnvoll. Was meint ihr?

Edit: Kaum hab ich es gepostet, frag ich mich, wie ich je auf Version 2 kommen konnte. Ich glaub, ich war gedanklich bei "unter den Ersten, die verschwanden". Aber da ich es jetzt nicht mehr löschen kann, lasse ich es mal zur Diskussion :) (Und nein, ich zweifle nicht grundsätzlich an Korrekturen im Lektorat/Korrektorat. Nur manchmal.)

Damiano

Zweites stimmt.

"Er war einer der Ersten."

"Welcher Ersten?"

"Die Ersten, die verschwanden!"

Die nähere Definition bezieht sich ja nicht auf ihn, sondern auf die Gruppe, der er zugerechnet wird.

:)

Ryadne

Hm. Klingt nachvollziehbar. Obwohl ich grad so weit war, völlig überzeugt zu sein, dass das Erste stimmt.

Damiano

Ja, ich will jetzt nicht die erste Version deckeln; dieser Eindruck entsteht schnell und mir sind solche Sätze auch gerne schon in der Eile passiert. Tatsächlich handelt es sich aber eigentlich um einen sehr weit verbreiteten Fehler. Im Zweifel immer überprüfen, wer oder was durch den Nebensatz definiert werden soll!

Anj

#1451
Ich bin gespannt, was die Fachleute hier sagen, aber ich würde sagen, dass beides gehen könnte, je nachdem was ausgesagt werden soll, bzw. ob die Aussage ist, dass er einer war, der verschwand, oder dass er einer von den Ersten war.
Beides allein kann ja jeweils als Hauptsatz stehen.

In der Praxis würd ich vermutlich auf "Er verschwand als einer der Ersten", "er gehörte zu den Ersten, die verschwanden" oder "Er war einer von denen, die als erstes verschwanden" gehen und damit die Problematik umgehen.

Aber keine Gewähr und ich lerne gern was dazu, falls ich falsch liege.
"Wenn du andere Leute ansiehst, frage dich, ob du sie wirklich siehst, oder ob du nur deine Gedanken über sie siehst."
Jon Kabat-Zinn.

Damiano

#1452
Aus linguistischer Richtung geht in diesem Fall nur die zweite Variante. Ansonsten müsste man sagen: "Er war der Erste, der verschwand." Er wird jedoch über eine Gruppe identifiziert, die sich wiederum dadurch auszeichnet, dass sie "die Ersten, die verschwanden" waren.

Deine Varianten verdeutlichen das auch sehr schön. :)

Soly

Ich bin auch stark für Version 2. Der Nebensatz bezieht sich ja nicht auf "einer", sondern auf "die Ersten", und da muss auch der Plural hin.

Man würde ja auch sagen
"Er war einer der ersten Gäste, die verschwanden."
und nicht
"Er war einer der ersten Gäste, der verschwand."

Veränderungen stehen vor der Tür. Lassen Sie sie zu.

Mondfräulein

#1454
Ich bin da absolut bei euch, für mich hört sich auch nur die zweite Variante richtig an. Damiano hat das schon gut ausgeführt, aber es ergibt Sinn, wenn man sich ansieht, auf wen sich die Verben beziehen:

"Er war einer der Ersten, die verschwanden."

Das Subjekt, auf das sich "war" bezieht ist "Er". "Verschwanden" bezieht sich aber auf "die Ersten" als Subjekt und nicht auf "Er". Instinktiv fühlt es sich vielleicht richtig an, dass sich "verschwanden" auf "Er" bezieht, weil die Aussage des Satzes ja ist, dass "Er" auch verschwindet. Aber grammatikalisch bezieht sich das Verb auf "die Ersten". Deshalb muss es auch im Plural konjugiert werden. Der Nebensatz "die verschwanden" ist eine Erläuterung zu "die Ersten" und nicht zu "Er".