Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Handwerkliches => Workshop => Thema gestartet von: .Alice am 01. Januar 1970, 01:00:00

Titel: Liebesszenen - Aufbau und Vermeidung von Klischees
Beitrag von: .Alice am 01. Januar 1970, 01:00:00
Welche sind Eure persönlichen Favoriten als Paraphrasen von "Ich liebe dich" (entweder von anderen oder selbst verwendete) ?

"I don´t think that I hate him, I don´t think that I love him either. But when he is cut I bleed"

"You have just experienced destruction. I know survival. Let me help."

(beide Zitate von L.M.Bujold)
Titel: Re: Paraphrasen von "Ich liebe Dich"
Beitrag von: Moni am 01. Januar 1970, 01:00:00
Hallo .Alice,

meinst du mit diesen Paraphrasen solche, die von anderen Autoren geschrieben sind, solltest du diese Frage entweder im OT Bereich stellen, oder im Geheimzirkel.
Falls du aber solche meinst, die du selbst gerne benutzt, ist der Workshop der richtige Ort dafür.




Titel: Re: Paraphrasen von "Ich liebe Dich"
Beitrag von: .Alice am 01. Januar 1970, 01:00:00
Obige Zitate verwende ich natürlich nicht selbst  ;)

Ich wollte eigentlich nur einen Denkanstoss geben, da in einem anderen Thread über Probleme mit Liebesszenen geschrieben wurde und dann der Admin gemeint hat, ein eigener Beitrag wäre wünschenswert.

Ich kenn mich mit der Struktur dieses Forums noch nicht wirklich gut aus, wenn Du meinst dass es woanders hingehört bitte ich um Verzeihung und Verschiebung  :)
Titel: Re: Paraphrasen von "Ich liebe Dich"
Beitrag von: Moni am 01. Januar 1970, 01:00:00
O.k., aufgrund der Fragestellung hab ich das leider falsch verstanden.
Vielleicht könnte man den Beitrag etwas allgemeiner titulieren. Es geht ja nicht nur um Formulierungen, sondern auch den Aufbau von Liebesszenen, zumindest war das der Vorschlag aus der Themensammlung.
Ansonsten machen wir dafür noch einen eigenen Beitrag auf.

LG

Moni
Titel: Re: Liebesszenen - Aufbau und Vermeidung von Klisc
Beitrag von: .Alice am 01. Januar 1970, 01:00:00
schon geschehen  :)

Lg, .Alice
Titel: Re: Liebesszenen - Aufbau und Vermeidung von Klisc
Beitrag von: Moni am 01. Januar 1970, 01:00:00
Supi! So in der Art hab ich mir das vorgestellt!  :D
Titel: Re: Liebesszenen - Aufbau und Vermeidung von Klisc
Beitrag von: .Alice am 01. Januar 1970, 01:00:00
So, jetzt einmal allgemein mein Senf zum Thema "Liebesszenen":

Ich integriere die Liebesbeziehung in die Handlung.

Will heissen: so eine typische Szene am Lagerfeuer, wo beiderseitiger Verlangen offensichtlich wird, wird man bei mir nicht finden. Dass das animalische Verlangen der Charaktere so extrem stark ist, dass sich die zwei gleich bei der ersten Begegnung ins Heu schmeißen, halte ich für unrealistisch (oder den Plot für unausgegoren  ;)).

Liebe/Verlangen entwickelt sich durch den Umgang miteinander. Sie lernen einander durch die Handlungen kennen/respektieren/lieben, die sie beidseitig setzen. In diese Handlungsszenen kann ich dann sehr leicht Teasers setzen - kleine Gesten, Blicke, Dinge, an denen der Leser erkennt, dass sich diese beiden lieben bzw. das sich eine Romanze entwickelt. Der physische Vollzug ist für mich als Eigenszene unnötig, da die Betonung auf der Handlung und den Aktionen der Charaktere liegt.

Für mich als Leser ist gegenseitige Zuneigung, die sich aus Handlungen entwickelt und Handlungen nach sich zieht viel schöner als eine spezielle Liebesnachtsbeschreibung (die macht mich bloß verlegen  ;D).
Titel: Re: Liebesszenen - Aufbau und Vermeidung von Klisc
Beitrag von: Arielen am 01. Januar 1970, 01:00:00
Na ja, ich tendiere dazu, zu unterscheiden, ob ich ene ganz normale Geschichte oder eine schreibe, in der es nur um das Thema Liebe/Sex geht.

Bei ersteren Stories tendiere ich dazu mir so etwas zu sparen, weil meine Charaktere meist was anderes zu tun haben, als miteinander zu schmusen oder zu schlafen und sich meist auch noch nicht so lange kenne, bei zweitem Beispiel lange ich meist in die vollen.
Titel: Re: Liebesszenen - Aufbau und Vermeidung von Klisc
Beitrag von: Lastalda am 01. Januar 1970, 01:00:00
hm... Aber auch in einer "normalen" Geschichte kommt sowas mitunter einfach vor... Sowas steht bei meiner denächst auch an, und ich weiß noch nciht recht... Einerseits mag ich Details ja, (bis zu einem gewissen Grad) weil sie meist zur Stimmung beitragen, andererseits brauche ich das ganze jugendfrei da es erzählt wird - und die zuhörerin ist grade mal 10! Wie ich aus dem Dilemma rauskomme, weiß ich noch nicht...

Lastalda
Titel: Re: Liebesszenen - Aufbau und Vermeidung von Klisc
Beitrag von: Ary am 01. Januar 1970, 01:00:00
*lol*
Da hast du dir ja was vorgenommen!
*g* Einer der Gründe, warum ich lieber für's reifere Publikum schreibe, ich habe nämlich auch ab und zu mal gegeneine etweas eindeutigere Beschreibung nichts einzuwenden - siehe "Rendel und Kev" unter "Liebesakte". *grins*

Aryana (die aber auch harmloser kann, wenn sie denn will)
Titel: Re: Liebesszenen - Aufbau und Vermeidung von Klisc
Beitrag von: Lastalda am 01. Januar 1970, 01:00:00
... was sie nicht tut, oder wie? ;D

Naja, gerichtet ist das ganze auf jeden Fall an eine reifere Leserschaft, ein Kinderbuch wird es sicher nicht. Aber innerhalb der geschichte muss es ja logisch bleiben, und einer Zehnjährigen erzählt selbst Kiara keine detaillierten Bettgeschichten!

Lastalda
Titel: Re: Liebesszenen - Aufbau und Vermeidung von Klisc
Beitrag von: Ary am 01. Januar 1970, 01:00:00
:-) Selbstverständlich!
Ohje...jetzt haben alle einen schlechten Eindruck von mir...  :'(

Aryana
Titel: Re: Liebesszenen - Aufbau und Vermeidung von Klisc
Beitrag von: Lastalda am 01. Januar 1970, 01:00:00
Ach Quatsch! Wer sagt denn, dass die Leute hier es lieber harmloser hätten? ;D Mal davon abgesehen, dass es immer noch Deine Geschichten sind...

Lastalda
Titel: Re: Liebesszenen - Aufbau und Vermeidung von Klisc
Beitrag von: Manja_Bindig am 01. Januar 1970, 01:00:00
Liebesszenen, liebesszenen, wie liebe ich doch diese Szenen...

 Brrrr... mir schaudert es regelmäßig, wenn ich mir meine derzeitige Story ansehe: meine Charas waren allzu heiß aufeinander und jetzt habe ich es vorerst ad acta gelegt, um mich mit zweien zu beschäftigen, die ich besser im Griff habe(weil ich sie schon vorher durch drei Romane hindurch habe leiden lassen).
Für mich war das immer das schlimmste, wenn ich eine Szene geschrieben habe, in der sich die beiden näher kommen... das ist mir regelmäßig aus dem Ruder gelaufen und es wurde der schönste Kitsch.
Bei meiner ersten großen Sache hatte ich da weniger Probleme; die beiden habe sich im ersten Teil gefunden und sind langsam zusammen gewachsen. Das war kein Kitsch, nicht einmal nach meinem Empfinden, das war einfach etwas... was mit in die Handlung hineingehörte. Außerdem habe ich bei der erschaffung der beiden wohl ein gutes Gefühl gehabt; sie sind recht unterschiedlich, aber sie harmonieren auch gut miteinander, dass manchmal eine einfache Geste oder ein Blick ausreicht.
Dieses Gefühl hatte ich bei der "jetzt ad acta"-story nie; ich weiß selber nicht warum. Vielleicht, weil ich mir bei der ein Limit gesetzt hatte und jetzt alles raffen wollte. Werd ich in Zukunft vermeiden.

Dann noch dieses leidliche Thema Sex-Szene: Ich kann so was nicht schreiben. Ihr könnt alles von mir verlangen, aber das... das widerstrebt mir einfach. Ich bin der Meinung, dass das etwas grundsätzlich Intimes ist, was ma nicht allzu sehr auswalzen sollte(so wie anne rice in "Die Mumie"). Eine andeutung, dass die beiden miteinander schlafen, reicht doch. Eine versteckte, aber klare Aussage reicht und wenn man weiß wie, kann das noch sehr viel prickelnder sein, als wenn man einen verbalen Porno schreibt. Außerdem regt man so die Fantasie des Lesers an.
Und ich mach mir das Leben sehr viel leichter.
Titel: Re: Liebesszenen - Aufbau und Vermeidung von Klisc
Beitrag von: Moni am 01. Januar 1970, 01:00:00
ZitatDann noch dieses leidliche Thema Sex-Szene: Ich kann so was nicht schreiben. Ihr könnt alles von mir verlangen, aber das... das widerstrebt mir einfach. Ich bin der Meinung, dass das etwas grundsätzlich Intimes ist, was ma nicht allzu sehr auswalzen sollte(so wie anne rice in "Die Mumie"). Eine andeutung, dass die beiden miteinander schlafen, reicht doch. Eine versteckte, aber klare Aussage reicht und wenn man weiß wie, kann das noch sehr viel prickelnder sein, als wenn man einen verbalen Porno schreibt. Außerdem regt man so die Fantasie des Lesers an.
Und ich mach mir das Leben sehr viel leichter.
      

Klasse, so sehe ich das auch. Ich mag es, wenn im entscheidenden Moment einfach abgeblendet wird.
Zumal ich finde, daß alle ausführlichen Sexszenen irgendwie albern wirken, egal wer sie schreibt...  ;D

LG
Moni
Titel: Re: Liebesszenen - Aufbau und Vermeidung von Klisc
Beitrag von: Maja am 01. Januar 1970, 01:00:00
Ich wollte auch nie Sexszenen schreiben ...
Aber ehe ich hier abschweife, was genau ist jetzt das Thema dieses Threads - sind mit Liebesszenen gleich die direkten Geschlechtsverkehre gemeint, oder reichen schon Blicke, Gedanken, Berührungen, die dann nicht im Bett/Busch/Auto enden, sondern vielleicht ... verpuffen?

Wieauchimmer.
Meine Figuren waren sehr steril. Sie minnten, aber sie liebten nicht. Ich habe erst langsam lernen müssen, daß nicht jede literarische Berührung gleich in einer Peinlichkeit ausarten muß (wie ich in der Einleitung zu den Liebesakten schon geschrieben habe, bin ich zutiefst geschädigt durch Anne Rices Machwerk "Die Mumie oder Ramses der Verdammte").
Monis und meine erste Liebesszene sah ungefähr so aus:

"Sie breiteten ihre Decken aus und fachten ein Feuer an, als plötzlich ein Schnaufen und Grunzen aus einem entfernten Gebüsch erklang. Sofort sprangen alle auf und blickten wild um sich.
»Bei Rak, was war das nur?«
»Hiiilfe!« kreischte Lili. »Der Dämon!«
»Grunz!«  -  Es war eine Wildsau!
Mit einem gewagten Satz sprang Lili in einen nahen Busch, Dohbie folgte ihr heldenmutig ohne zu zögern.
(...)
In diesem Augenblick raschelte es wieder im Gebüsch.
»Die Sau kommt zurück!«
Doch es waren nur Lili und Dohbie, wenn auch in reichlich derangiertem Zustand. Lilis blonde Locken waren zerzaust und Dohbie hatte seine Tunika verkehrt herum an. Niemand mußte noch fragen, wie sie die Zeit zugebracht hatten."

Knisternde Erotik pur, made in 1995 (@Moni: Halt dir den 15. Feburar frei! Zehn Jahre Öbba!)

Später kam dann Schritt für Schritt mehr Liebe ins Spiel, aber ich weigere mich immer noch kategorisch, manche Dinge und Details beim Namen zu nennen, um sie nicht der Lächerlichkeit preiszugeben. Als ich anfing, die Liebesakte für den Elomaran-Zyklus zu schreiben (und mich heute noch immer wieder fragen muß - haben die da keine anderen Hobbys?), saß ich oft abends mit meinen Mitbewohnerinnen in der Küche, und wir lasen und Liebesszenen vor, zwischen Männern, versteht sich. Ich brachte meine eigenen Texte ins Rennen, Thirteen las aus einem Werk, das (glaub ich) "Das Flammende Schwert" hieß und von schwulen Gladiatoren im alten Rom? Griechenland? handelte, und Zoe las Poppy Z. Bride. Wir haben viel gelacht und am Ende beschlossen, daß ich zumindest einen guten zweiten Platz gemacht hatte.

In welcher Stimmung muß man sein, um Liebesszenen zu schreiben? Den Akt zwischen Alexander und Damiander, dem Engel des Rausches, der nur so von Sinnlichkeit triefen sollte, schrieb ich im Zug, direkt gegenüber einem übergewichtigen, übelriechenden und darüber hinaus erstaunlich häßlichem alten Mann, was für meine Phantasie spricht, oder dagegen. Heutzutage spare ich mir sowas lieber für einen besonderen Moment auf, damit ich jeden Satz in Ruhe genießen kann, vielleicht bei einem Glas Wein (nein, nein, nein! nicht ein Glas pro Satz!).
Aber inzwischen nehme ich mir wieder den Luxus heraus und kehre zurück zu meinen Anfängen, und blende dezent ab oder mache das Licht aus. Weniger ist eben doch noch mehr.
Titel: Re: Liebesszenen - Aufbau und Vermeidung von Klisc
Beitrag von: Manja_Bindig am 01. Januar 1970, 01:00:00
Tja, aber es kommt auch darauf an, WIE man ausblendet... einfach so - zack - abbrechen, wenns spannend wird, is bei mir nich drin, das versaut die Stimmung immer. Diese Abbrechungen sind dann immer das, was ich mir für Latein aufhebe... meist sitze ich die ganze doppelstunde dran(abgezogen die Zeit, die ich mit übersetzen, mitschreibe etc. verbringe). Anders gesagt... raaaaaaaaaaaaah, mich treibts regelmäßig an den Rand des Wahnsinns.
Titel: Re: Liebesszenen - Aufbau und Vermeidung von Klisc
Beitrag von: Moni am 01. Januar 1970, 01:00:00
Zitat(@Moni: Halt dir den 15. Feburar frei! Zehn Jahre Öbba!)

Oh Gott, ich komm mir so alt vor....  :o 10 Jahre Öbba!!
Titel: Re: Liebesszenen - Aufbau und Vermeidung von Klisc
Beitrag von: Lastalda am 01. Januar 1970, 01:00:00
Deswegen nennt man es sanftes Ausblenden. Immer so, dass der Leser sich so viel vorstellen kann, wie er mag, dass ein gewisses prickeln zurückbleibt, aber eben nichts an Detail vom Autor kommt, und wenn, dann sehr vage umschrieben. So ungefähr stelle ich mir das perfekt vor. Habe auch schon ein paar solche Szenen gelesen, aber noch keine selber geschrieben... was daran liegen mag, dass ich die letzte Szene, die man vielleicht halbherzig Liebesszene nennen könnte, mit 14 oder so geschrieben habe, und das Kitsch pur war... ::)

Lastalda
Titel: Re: Liebesszenen - Aufbau und Vermeidung von Klisc
Beitrag von: Manja_Bindig am 01. Januar 1970, 01:00:00
HAH! Ich hab es geschafft, einen Akt zu schreiben! Ist es denn die Möglicheit! *das eigentlich gar nicht auf die Reihe kriegt, weil zu peinlich*
Und zwar nachdem mich meine Mutter zwei Stunden lang mit rosamunde Pilcher Filmen *grün anlauf* *würg* gequält hat("Du bleibst hier! Sonst gibts kein Taschengeld!"). Kisch am laufenden Band, extrem ungünstig gesetzes Ausblenden bei den etwas weniger jugendfreien Szenen... irgendwann hatt ich es so satt, dass ich meine 15€ hab sausen lassen und aufgestanden bin. Und kaum hatt ich die Kladde und den Füller am Schreibtisch...
Vielleicht sollte man sich - wenn man denn vorhat, DAS zu schreiben, aber eine Art Ladehemmung hat - mit Rosamunde Pilcher quälen. Nacher muss man nur noch den extremen Kischgehalt wegtupfen und fertig...
Titel: Re: Liebesszenen - Aufbau und Vermeidung von Klisc
Beitrag von: Judith am 01. Januar 1970, 01:00:00
Auweia, ein leidiges Thema bei mir. Ich bin ja so ein verklemmter Mensch.....  ::)
Nein, ehrlich: Ich kann und will keine detaillierte Bettakrobatik schreiben. Gut, das verlangt auch keiner von mir, aber ich hab auch schon mit sehr jugendfreien Liebeszenen meine Probleme. Da ich immer Angst habe, in Kitsch abzudriften, kommt meist das Gegenteil heraus: Das ganze ist ohne Gefühl und von Leidenschaft kann erst gar nicht die Rede sein.  :-/
Könnte daran liegen, dass ich ein eher unromantischer Mensch mit krankhafter Beziehungspanik bin.  ::)

Vielleicht sollt ich auch mal Rosamunde Pilcher-Filme gucken... *würg*  ;D
Titel: Re: Liebesszenen - Aufbau und Vermeidung von Klisc
Beitrag von: Manja_Bindig am 01. Januar 1970, 01:00:00
Das hilft, wetten? Am Ende hast du nähmlich so viel von dem Kitsch intus, dass du eine totale Rosa-Wolken-Szene schreibst oder du hast es so satt, dass es... nun ja, weniger rosa hergeht.
Wobei mir einfällt, dass mich mal eine freundin, als ich mich bei ihr darüber ausgeheult habe, angehauen hat: "Wieso, das was du machst reicht doch! Ne detailierte Bettszene haut die ganze Stimmung doch 'putt!"
Werde ich mir in Zukunft vor augen halten... kein Akt der Welt ist es wert, dass ich mein Gehirn dauerhaft diesem Rosarote-Wolken-und-Herzschmerz-Mist aussetze.
Titel: Re: Liebesszenen - Aufbau und Vermeidung von Klisc
Beitrag von: Manja_Bindig am 01. Januar 1970, 01:00:00
Wobei ich sagen muss: Rosamunde Pilcher ist gerade noch erträglich... die Fime nach den Hedwig-Courts-Mahlers Büchern sind es definitiv NICHT. Gut, die Bücher auch nciht. Aber was ich mir wegen dem Kino am Dienstag antun musste(tja, Lastalda, was tut man nicht alles für Constantine...)... nee... danach war ich zu nix mehr in der Lage. (vielleicht lag es auch daran, dass ich meine utter unentwegt angestarrt habe).

Nicht einmal eine extrem heftige Bettszene(die ich nie veröffentlichen werde, auch hier nciht) hat das wieder gutmachen können... ich bin auf Lebenszeit geschädigt...
Titel: Re: Liebesszenen - Aufbau und Vermeidung von Klisc
Beitrag von: Arielen am 01. Januar 1970, 01:00:00
also, ich finde, jeder sollte bei den Liebeszenen so weit gehen, wie er selber kann und sich nicht dazu zwingen. Denn sonst kommt quasi nur Krampf raus (meine Erfahrung). Irgendwann kommt die Lust dazu (oder eben auch nicht!.
Titel: Re: Liebesszenen - Aufbau und Vermeidung von Klisc
Beitrag von: Lastalda am 01. Januar 1970, 01:00:00
Am einfachsten ist es wohl, zu schauen, welche Liebesszenen, die man zwangsläufig irgendwo mal gelesen hat, einem gefallen haben - und sich daran zu orientieren...
Titel: Re: Liebesszenen - Aufbau und Vermeidung von Klisc
Beitrag von: Manja_Bindig am 01. Januar 1970, 01:00:00
Also fällt anne Rice mit ihrer Mumie schon mal raus, ne? *löl*
Titel: Re: Liebesszenen - Aufbau und Vermeidung von Klisc
Beitrag von: Lastalda am 01. Januar 1970, 01:00:00
Sozusagen. ;D Obwohl, es soll ja auch Leute geben, die sowas mögen... ::)

Lastalda
Titel: Re: Liebesszenen - Aufbau und Vermeidung von Klisc
Beitrag von: Doriol am 01. Januar 1970, 01:00:00
Ich denke, an Liebesszenen sollte man mit den gleichen Überlegungen herangehen, die man auch bei allen anderen Szenen anstellen sollte (jedenfalls versuche ich es  ;)):

Welchen Beitrag liefert die Szene zur Handlung?
Welche Wirkung hat sie im Kontext der Geschichte?
Fügt sie sich in den Spannungsbogen ein?
Trägt sie zur Entwicklung der Charaktere bei?
Welche Details sollten geschildert werden, welche sind verzichtbar?
etc.

Viele Liebesszenen sind leider ziemlich platt und absolut unspannend. Das mehrfach erwähnte Buch von Anne Rice kenne ich nicht, aber diverse Szenen beispielsweise aus den Ayla-Bänden von Jean Auel. Im Grunde passiert in diesen seitenlangen Szenen garnichts; es gibt keine Entwicklung, keine Veränderung und erst recht keine Punkte, an denen die Handlung eine überraschende Wendung nimmt.
Das Ende dieser Aneinanderreihung technischer Details ist ebenso vorhersehbar wie die penetrante Schilderung von Glück, Zufriedenheit und Harmonie anödend.

Mal im Ernst: Welche Nicht-Liebesszene könnte denn mit einem derartigen Ansatz funktionieren?

Wer will schon eine Geschichte lesen, in der die Helden immer glücklich sind und in trauter Harmonie leben? Da fehlt die Spannung - im wahrsten Sinn des Wortes.

Allerdings scheint dieser Effekt tatsächlich auffallend häufig bei Liebesszenen aufzutreten. Vielleicht liegt es daran, daß manche Autoren solche Szenen eher als schmückendes Beiwerk sehen.

Von meinen eigenen Liebesszenen mag ich denn auch jene am liebsten, in der alles eine böse Wendung nimmt und beide am Ende eben nicht glücklich und zufrieden sind. Die Spannung zwischen den Figuren wird eher verstärkt als gemindert; so wird die Szene und der (verunglückte) Sex der beiden Hauptfiguren zum tragenden Bestandteil der Gesamthandlung.

Schöne Grüße,

Andreas
Titel: Re: Liebesszenen - Aufbau und Vermeidung von Klisc
Beitrag von: Manja_Bindig am 01. Januar 1970, 01:00:00
Hm... Harmonie.
Wenn der Held der Geschichte glücklich ist, macht es doch gleich viiiiiel mehr Spaß, ihn ins Unglück zu stürzen. Falls das bei Ayla der Fall ist, können diese Szenen ruhig vorkommen...

wenn ich mir so mein zweites Buch ansehe... die armen Kerle können nciht eine Minute zusammen sein. Da staut sich ewig was, auf, das entlädt sich... danach ein kurzer moment ruhe, bis dann der große Krach kommt. Das hat mir wirklich Spaß gemacht, weil die szene mir sehr leicht von der Hand ging... ich wollte schnell fertig werden, um den Großen Krach zu schreiben.

Allgemein... es ist immer wieder schön, neben der eigentlichen Spannung noch diese sexuelle Ladung aufzubauen und die dann einfach zu entladen... man freut sich auch eher auf die entsprechenden Szenen. Ist jedenfalls bei mir so.
Titel: Re: Liebesszenen - Aufbau und Vermeidung von Klischees
Beitrag von: Arielen am 25. Mai 2006, 21:22:24
Manche Romane beziehen ihre Spannung übrigens auch daraus, ob ein Pärchen nun zusammenkommt oder nicht, und vor allem wie und warum es im Bett landet. Die knistern dann meistens vor erotischer Spannung.

Dagegen scheinen mir andere Romane nur um die Sex-Szenen herum geschrieben zu sein - wie Doriol schon sagte, dann wirken sie meistens platt und aufgesetzt!
Titel: Bettszenen oder sich so rumwälzen und solche Sachen
Beitrag von: Solatar am 19. September 2007, 23:50:49
Immer wieder habe ich z.B. beim Kaffeeklatsch gelesen, dass ich glücklicherweise nicht der Einzige bin, der so seine Probleme mit dem Schreiben diverser Szenen brisanten Inhaltes hat.
Von daher will ich einfach mal dieses Thema eröffnen und vielleicht läßt sich gegen diese ganz spezielle Schreibschwäche mit Eurer Hilfe etwas tun. Wahrscheinlich liegt es am Kopf und nicht an den Händen, die auf die Tasten hauen ;)

Ich finde es unglaublich schwer, erotische Szenen vernünftig rüber zu bringen. Mitunter sind sie aber für die Geschichte wichtig.
Mein besonderes Problem besteht darin, dass die Szenen häufig zu kitschig oder zu klischeebeladen oder wenn dem nicht so ist, sie zu heftig (ohne pornographisch zu wirken) werden. Irgendwie fehlt mir oft die goldene Mitte oder wie eine Lektorin anmerkte "die Sprache der Liebe".

Was sind Eure Erfahrungen? Ich glaube es sind doch einige Spezialisten unter den Tintenzirklern, die auch oder gerade im Schreiben dieser Szenen sehr stark sind.  Wie gesagt, ich denke nicht an Szenen mit detaillierten Beschreibungen und der genauen Darstellung des Austausches von Körperflüssigkeiten, sondern an Liebesszenen und Erotik.

Bsp.: "Sie zogen ihre Kleider aus, sprangen ins Bett, streichelten sich, wälzten sich hin und her, rauf und runter, raus und rein, hoppelten wie die Hasen auf der Matratze bis diese unter ihnen krachend zusammenbrach und sie schließlich gemeinsam die Erfüllung ihrer Leidenschaften erlebten."

Nun... so sollte es bitte nicht sein  :gähn: ;D
Titel: Re: Bettszenen oder sich so rumwälzen und solche Sachen
Beitrag von: Manja_Bindig am 20. September 2007, 00:58:59
Hm... ich blättere gerade meine FF "Coming Home" durch - und stelle fest, dass die Charas ein Sexualleben haben!

Bis jetzt steht eine Bettszene online.
Eine weitere folgt in der gleichen Besetzung.

Später kommt wieder eine(pikanterweise im Krankenhaus)
bei der ist allerdings nur noch die halbe Besetzung korrekt.
(will sagen, einer schläft mit zwei Brüdern...)

Später noch ein paar... interessante Traumerlebnisse eines der Charas.

Und schlussendlich eine Bettszene, die gleich mal eine Beziehung beendet, die sehr spät kommt. Die tipp ich momentan ab, kaum dass die Tinte getrocknet ist.

All das verteilt sich schön gleichmäßig auf bisher 26 Kapitel.
Guter schnitt für mich.


Der Haken an der sache ist, dass ich Bettszenen extrem unwillig durchexerziere. Meistens kommt ein ausgedehntes Vorgeplänkel, dann ist zick - oder ich halte das ganze diffus und unklar und versuche, trotzdem noch ein bisschen Pickeln reinzubekommen.
Beide methoden gehen bei mir nicht ohne umwölkten Kopf, da ich... prüde bin. Ich nenns prüde, andere Leute mögen es schüchtern nennen. Ohne genug Alkohol im Blut oder ein Zimmer, das vor Weihrauch steht, geht bei mir nix. Gar nix.
So viel zum Thema, überhaupt schreiben.

Den Kitsch vermeide ich auf eine ganz einfache Art und Weise -
a) diffus halten(außerdem brauch ich da weniger Kopfvernebelung, als beim Vorgeplänkel)
b) es in der mehr oder minder diffusen Beschreibung(die beziehungszerstörende Szene muss blöderweise etwas deutlicher werden) ist es ganz praktisch, wenn die Charas nicht allzu sehr auf Blümchensex stehen.
Praktischweise sind die meisten meiner Charas(auch die ausgeborgten) arge Kratzbürsten. Zack, Kitsch-Klippe umschifft.

Ich beschreibe allerdings - auch beim diffusen Schreiben - sehr sensitiv. Ich blende zum Beispiel diverse Abläufe beim Akt aus, dafür konzentriere ich mich darauf, wie es sich anfühlt, wenn über die Haut gestreichelt wird, wie diverse Geräusche auf einen wirken, etc. Wahrnehmungsfragmente - Geruch, Tastsinn, Geschmack, Hören, sehen, vielleicht... das ganze aber nie auf einmal, sondern wohldosiert.


Und wenn ich mir die Bettszenen in "Coming Home" ansehe, frag ich mich, wie meine Leberwerte wohl inzwischen sind... wahrscheinlich alptraumhaft... T___T


(übrigens: dass ich hier sage, wie ich an dieses leidige Thema rangehe, heißt weder, dass ich es kann, noch dass ich es gern mache. Ich kann das nicht. Überhaupt nicht. Nicht ein bisschen. Jawoll. Und das ist auch gut so)
Titel: Re: Bettszenen oder sich so rumwälzen und solche Sachen
Beitrag von: Dorte am 20. September 2007, 08:17:03
Nach meinen Erfahrungen ist die reine Mechanik oder gar Bettakrobatik uninteressant. Für Bettszenen gilt in meinen Augen dasselbe wie für alle anderen Szenen: sie müssen irgendetwas bewirken. Entweder bringen sie die Handlung voran, oder sie verändern die Beziehungen zwischen Figuren, oder sie verändern etwas in einer Figur - nur dann finde ich es sinnvoll, eine Bettszene detailliert aufzuschreiben. Wenn's einfach nur hopp-popp-in-die-Kiste ist, dann reicht es auch, die Figuren aufs Zimmer zu schicken und zwei Stunden später weiterzuschreiben.
Wie gesagt - so mache ich das, das muss nicht allgemeingültig sein. ;) Ich mag es halt nicht, wenn seitenlang wilde Aktion ist und das Ganze nix bewirkt, außer, dass der Leser irgendwie angetörnt werden soll.
Wenn man sich also auf Bettszenen beschränkt, die irgendwie relevant sind, kommt man glaube ich auch mit dne Beschreibungen besser klar, weil man viel mehr nach innen schauen kann - wie empfinden die Charaktere? Sind sie Jungfrauen oder Profis? Ist Liebe im Spiel? Hat einer vielleicht Angst, zu enttäuschen, oder ist jemand extrem von sich überzeugt? Ist einer albern oder eher dominant?
Man kann solche Szenen wunderbar benutzen, um Figuren näher zu charakterisieren und aus dem Langweiler von nebenan auf einmal einen total schrägen Typen zu machen, der auf Verkleidungsspiele steht, oder die graue Maus wird zur Domina...
;D
Titel: Re: Bettszenen oder sich so rumwälzen und solche Sachen
Beitrag von: Rei am 20. September 2007, 09:10:54
Hmm, ich sags mal so: Ich hab mich immer vor diesen Szenen gedrückt, bis sich einfach mal eine erotische Geschichte in meinem Kopf festgesetzt hat, die ich dann auch aufgeschrieben habe. Ohne großartig darüber nachzudenken, was ich da schreibe, ob es gut klingt oder peinlich ist... Oder ob gar einer meint, ich würde sowas in der Art praktizieren, was meine Charaktere da so treiben. Einfach nur runter. Danach habe ich nicht mehr viel verbessern müssen und inzwischen gibt es "Cerdics Liebe" als ebook zu kaufen...

Was ich damit sagen will: Nur nicht verkrampfen, einfach drauflosschreiben. So hat es sich bei mir ausgekrampft und inzwischen kann ich auch an weniger "detailreiche" Szenen unbefangener herangehen.
Titel: Re: Bettszenen oder sich so rumwälzen und solche Sachen
Beitrag von: Antigone am 20. September 2007, 09:18:03
Morgen!

Haben wir das nicht eh schon mal diskutiert? Ich bin aber nicht so gut im Auffinden alter Beiträge....

Ich gebs ganz offen zu: ich will sowas nicht schreiben, und ich tus auch nicht. Ich halte mich schon bei Beschreibungen des Vorspiels sehr zurück, da wird ein bisschen geküsst und gestreichelt, aber das ist es auch schon. Dann müssen die zwei hinter der Schlafzimmertüre, im Heustadel, oder im Stall verschwinden und am nächsten Morgen beglückt aufwachen.

Wobei das nicht heißen soll, dass meine Protas keinen Sex haben, ganz im Gegenteil. Es kommen durchaus auch mal bösere Sachen vor. Nur schreiben will ich halt nicht darüber, das überlass ich mal lieber der Phantasie des Lesers.

Ich finde das bei Martins "Lied vom Eis und Feuer" sehr gut gelöst. Da geht es auch oft genug zur Sache, jeder kann nachvollziehen, was grade passiert, aber er kommt mit erfreulich knappen Erwähnungen des Ganzen aus. Auch Geschlechtsteile werden nur selten tatsächlich erwähnt.

Lg, A.
Titel: Re: Bettszenen oder sich so rumwälzen und solche Sachen
Beitrag von: Lapislazuli am 20. September 2007, 12:38:00
Ich muss sagen, ich hab da weniger Probleme damit.  Für mich sind das Szenen wie alle anderen auch und ich find nichts peinliches dran. Sowas wird bei mir weder überbewertet noch verschwiegen. Es passiert halt.  Obwohl es ja wirklich nicht immer notwendig ist den Akt selbst zu beschreiben, mach ich auch nicht. Manchmal find ich's auch wirklich spannender von außen. Z. B. hat in meinem aktuellen Roman ganz am Anfang die Königin was mit einem fremdländischen Botschafter (was quasi die voraussetzung dafür ist, dass ich überhaupt einen Prot bekomme ;)] Da beschreib ich die Nervosität der Dienerin und Vertrauten der Königin, die vor dem Schlafzimmer wache hält und sich in den schrecklichsten Farben ausmalt, was passieren könnte, wenn der König draufkommt.)

In einer anderen Szene gehe ich direkter vor. Mein Prot ist mittlerweile fast erwachsen und hat seine erste Liebe kennengelernt, es ist der erste schöne warme Frühlingstag, noch dazu haben die beiden sturmfreie Bude. Übermütiges Herumtolle, zuerst noch unschuldiges Geplänkel, ich versuche dazwischen immer schon so ein Knistern reinzubringen, damit auch die Phantasie des Lesers drauf vorbereitet wird, dass da was kommen könnte, und das ganze dann nicht allzu unerwartet vor sich geht. Irgendwann landen sie eben auf der Schlafbank, jetzt ruhiger, neugieriger
"... und nun lernten sie einander ein zweites Mal kennen. Mit neugierigen Händen und Lippen." blabla ... Das Eigentliche beschreib ich dann auch nicht, weil sich's jeder denken kann. Irgendwann gehts dann weiter: sie haben die Zeit vergessen, kriechen glücklich und hungrig aus der Hütte mit dem Gefühl, dass sie von nun an noch enger zusammengehören.
Also so hab ich's gemacht - man weiß alles und man hat auch das Knistern gespürt (hoffentlich) und die Phantasie hat was sie braucht um alles zu vervollständigen.

Ich finde Stimmung ganz wichtig. Es kann helfen das Drumherum möglichst sinnlich zu beschreiben. Wenn die beteiligten einander vorher anschauen, dann könnten ihnen Details am Körper des anderen auffallen, z. B. ein Muttermal, die langen Wimpern, Haare die in der Sonne glänzen, oder dem einen fällt plötzlich auf, was für seltsam geformte Füße der andere hat (muss das natürlich total entzückend oder interessant finden) Dann ist die richtige Stimmung hergestellt und man muss, beim eigentlichen Akt nicht mehr so viel tun, weil schon alles klar ist, und es ist selten notwendig soetwas über Seiten hinweg zu beschreiben (außer beim erotischen- oder Liebesroman, da kann man das schon ein wenig ausdehnen.)

Gut - muss sagen, meine zwei oben beschriebenen Szenen scheinen recht brav, aber es ist ein Jugendroman und da bin ich am Überlegen, ob nicht auch das zu viel ist. Die beiden Prots sind 16 und ich frag mich ob das zu jung ist. Ich weiß zwar, dass heutige Teenager oft auch früher damit anfangen, aber es könnte ja sein, dass es große Leute gibt, die finden, dass die lieben kleinen durch solche Buchszenen zu "Schweinereien" ermutert werden könnten, hmm ...
(War das jetzt OT?)








Titel: Re: Bettszenen oder sich so rumwälzen und solche Sachen
Beitrag von: Breanna am 20. September 2007, 12:51:17
Selber geschrieben habe ich so eine Bettszene noch nicht, aber ich habe gerade festgestellt, wie viel solche Szenen über einen Charakter aussagen können. In dem Buch "Die Zauberschiffe 1" von Robin Hobb werden beide männliche Hauptcharaktere einmal mehr oder weniger detailliert (also ohne ausblenden) beim Sex beschrieben. Und - es ist absolut faszinierend, was diese beiden Szenen über den jeweiligen Hauptcharakter aussagen, auch, wie die Sprache hier angepasst ist.

Ich könnte mir schon vorstellen, derartige Szenen zu schreiben, aber ich mags auch ein bisschen diffuser und vor allem würde es entwerder pornografisch oder kitschig werden.
Aber ich bin auch der Meinung, dass solche Szenen einen Sinn haben sollten und etwas zur Handlung oder zur Charakterisierung beitragen sollten.
Titel: Re: Bettszenen oder sich so rumwälzen und solche Sachen
Beitrag von: saraneth am 20. September 2007, 13:06:43
Wenn ich Bettszenen schreibe, kommen sie leider immer in den Geschichten vor und passen auch noch gut hinein, die für Leser bestimmt sind, die dieses Thema leider gar nicht interessiert bzw. noch nicht interessieren sollte. [Hab ich das jetzt falsch beschrieben? :hmhm?:].

Ich habe in meinem letzten Roman teils eine "Bett"szene geschrieben, die dann aber doch nicht in den Text kam, weil er - wie gesagt - für junge Leser sein sollte.
Sollte. Dabei habe ich den Inhalt einiger anderer Szenen wohl übersehen, die aber so, wie sie waren, wichtig für die Handlung an sich waren.

Für mich kommt es meist auch darauf an, ob es nun eine Beschreibung des eigentlichen "Aktes" ist, die total uneinfühlsam ist oder eben eine Beschreibung, die sich trotz offener Erzählung des eigentlichen Handelns der Figuren, den Charm wahrt und nicht als platte Bettszene abgestempelt wird.

Solche Szenen, die gut geschrieben sind, eben trotz der Offenheit, finde ich angenehm zu ertragen, wohingegen zu diffus gehaltene Szenen, bei denen man einfach keine Ahnung hat, WAS geschieht (ob die Figuren ins Haus gehen um Suppe zu kochen oder Schach zu spielen), bei denen es also einfach unklar ist und man erst am Ende des Kapitels bei dem Satz "Und sie wachten beglückt auf..." merkt, dass da wohl was gewesen sein soll, verwirren.

[Ganz schlecht, Bandwurmsatz ;)]

Meiner Meinung ist das goldene Mittelmaß genau der richtige Weg. Nicht zu versteckt aber auch nicht zu offensiv.

@ Solatar: Helfen konnte ich dir damit wohl eher nicht, da du ja meintest, dass es schwierig für dich ist eben dieses Mittelmaß zu finden.
Einen Patentweg dorthin gibt es wohl nicht.
Titel: Re: Bettszenen oder sich so rumwälzen und solche Sachen
Beitrag von: Solatar am 20. September 2007, 16:13:12
Ich will Euch mal ein konkretes Beispiel einer solchen Szene aus einem meiner Romane geben, bei dem ich mir sehr sehr unsicher bin, wie die Beschreibung wirkt. Klischeehaft?

>>
Sie trug lediglich einen halb geöffneten Kapuzenmantel und stand barfuss im Zelteingang. Unter dem Mantel war sie, bis auf ein weißes Wollhöschen das ihre Scham bedeckte, nackt.

,,Ihr? Aber wie seid Ihr aufgewacht?" stammelte der Junge angesichts dieser Überraschung und der weiblichen Reize, die sich seinen Augen unerwartet boten. Blut schoss in seine Wangen.
Sie lächelte und dennoch war in ihren Augen eine gewisse Traurigkeit zu erkennen, die den Jungen irritierte:
,,Ich bin hellwach. Der Todesschlaf und das Serum haben die Vergiftung wirksam geheilt und mich vor dem kranken Wahnsinn bewahrt. Und dennoch fühle ich mich, als wäre ich nicht lebendig. Dem Tod bin ich weit näher als dem Licht. Ich friere und zittere am ganzen Leib."

Es war nicht zu übersehen, dass sie fror.

,,Wie wahr sie doch spricht. Ich empfinde ähnlich und verstehe sie nur allzu gut. Die Schlacht hat uns alle verändert und einen dunklen Schatten über unsere Gedanken gelegt. Die Kälte kriecht in unsere Glieder und den Geist. Sie lässt uns hilflos und ohne Gefühl zurück, gerade so als wären wir bereits tot", dachte er.
Das war gewiss nicht das Gefühl, das Sieger nach einer gewonnenen Schlacht haben sollten.
.
.
.
Ihr Kapuzenmantel rutschte gefährlich ein Stück weit herab und gab den Blick auf ihre nackte Schulter frei. Unweigerlich glitt sein Blick neugierig auf den halb geöffneten Mantel, der verlockende Einblicke versprach. Unter dem Kapuzenmantel konnte er verdeckt durch den Stoff des Mantels schemenhaft eine wohlgeformte Brust erkennen.
Er blickte beschämt zur Seite, als sich bei ihm augenblicklich etwas regte.
,,Was will sie von mir?  Eine wunderschöne Frau noch dazu. Sie kann doch nicht... Sie könnte jeden haben. Warum ausgerechnet ich?  Wie kann sie mir das nur antun? Sie weiß genau, was ich denke und fühle. Was mache ich nur?"
Sie trat einen Schritt vor und zog die Zeltplane hinter sich zu. Ihre braunen Augen fixierten ihn erwartungsvoll. Sie trug ihr langes, blondes Haar offen.

,,Wir sind alleine. Niemand wird uns stören," hauchte sie leise und legte ihren Kopf in einer leichten Neigung auf die Seite ,,es wird Zeit für Dich, nicht nur wie ein richtiger Mann zu kämpfen, sondern wahrhaftig einer zu werden. Wenn Du möchtest, helfe ich Dir dabei."
Sie hielt einen Moment inne und betrachtete ihn von oben bis unten. ,,...und Du hilfst mir. Lass mich fühlen, dass ich noch lebe."
,,Aber ich... wir können doch nicht... ich habe noch nie...," versuchte er halbherzig einzuwenden und gegen die Verführung zu wehren.

Sie legte einen Finger auf ihre Lippen und deutete ihm an zu schweigen. Ihr verführerisches Lächeln zeigte ihm unmissverständlich, dass sie es ernst meinte und nicht eher von ihrem Vorhaben ablassen würde, bis er ein Mann sein würde und sie das Leben wieder spürte.
.
.
Seine Zurückhaltung zerbröckelte allmählich und wich dem unbändigen Verlangen, sie  zu berühren. Er sprang auf, etwas ungestüm vielleicht und stürmte ungeschickt vor.
Er packte sie an ihrem Kapuzenmantel und zog sie dicht an sich heran. Er spürte ihren Körper und ihre Brüste durch den Stoff. Ihre plötzliche Nähe und ihr Duft betörten ihn.
,,Sie fühlt sich so fest und doch so weich an."
Er machte sich nichts vor. Er war bestimmt nicht der erste Mann, mit dem sie das Bett teilte. Es war ihm gleichgültig. Sie hatte sich heute für ihn entschieden und nur das alleine zählte. Für ihn würde es jedenfalls das erste Mal sein und das würde er sich nicht durch einen solchen Gedanken verderben lassen. Er wollte wieder leben und fühlen, dass er dem Tod entgangen war, genau wie sie. In seinen kühnsten Gedanken hatte er allerdings niemals damit gerechnet, dass  ausgerechnet sie die erste Frau sein würde, mit der er schlafen sollte. 
Wie oft hatte sie ihn geneckt und aufgezogen und ihre Spielchen mit ihm getrieben. Er hatte das nie wirklich ernst genommen. Und doch hatte er sie schon immer insgeheim begehrt.
Er umarmte und küsste sie leidenschaftlich. Noch nie hatte er eine Frau so nahe bei sich gespürt.
Sie ließ ihren Kapuzenmantel in einer lässigen Bewegung zu ihren Füßen herabfallen und stand nun nur noch in ihrem Höschen vor ihm. Er streichelte behutsam ihre Brüste, die auf seine Berührung empfindlich reagierten. Langsam zog sie ihm das Hemd aus und knöpfte seine Hose auf.
Zärtlich berührten ihre Hände seinen Körper. Ihre Hand fühlte sich warm, rau und sehr angenehm auf seiner Haut an. Plötzlich schienen ihre Finger überall zu sein, streichelten ihn und jagten ihm einen wohligen Schauer über den Körper.
Er erzitterte regelrecht unter ihren Berührungen. Er ließ sie gewähren und schloss die Augen. Ihr heißer Atem auf seiner Haut erregte ihn noch stärker. Er dachte, es müsste jeden Moment mit einem gewaltigen Druck aus ihm heraus platzen und doch konnte er sich noch zügeln.  Mit der Spitze ihrer Zunge glitt sie vorsichtig über seinen Körper und zeichnete den Verlauf seiner Muskeln nach. Sie drang an Stellen seines Körpers vor, die er niemals zuvor für möglich gehalten hatte und für die er sich beinahe schon wieder schämen wollte. Aber nicht jetzt. Nicht in diesem Moment, den er sich so sehr herbeigesehnt hatte.
,,Es tut so gut," dachte er.
Tränen rannen über sein Gesicht. Sie bemerkte es, lächelte und küsste sie ihm einfach weg.

,,Deine Tränen schmecken salzig und sind zur gleichen Zeit so süß," sagte sie.

Sie wusste, wie sie einen Mann erregen und beim Liebesspiel beinahe in den Wahnsinn treiben konnte. Zunge und Lippen der jungen Frau sprachen eine eigene, eindeutige Sprache.
,,Lass es einfach geschehen. Lass Dich fallen und genieße es," flüsterte sie dicht an seinem Ohr. Sie zog ihn auf den mit Stroh ausgelegten Boden, streifte ihr Höschen ab und führte seine Hand an ihre Scham. Er berührte sie behutsam, geradezu zaghaft.

,,Ich bin nicht so zerbrechlich, wie Du denkst" sagte sie und forderte ihn gleichzeitig auf, sie fester anzufassen.

Erst zuckte er erschrocken und beschämt zurück, doch sie gab nicht nach und nahm seine Hand erneut. Sie ließ es zu, zeigte ihm, wie sie es gerne mochte und spreizte ihre Beine mit einem leisen Stöhnen. Es fühlte sich weich und warm und feucht und gut an. 

,,Komm, ich will Dich endlich in mir spüren," sagte sie und zog ihn ganz dicht an sich heran. Ihre Beine umschlangen kräftig seinen Unterleib und drückten ihn fest an sich. Sie führte ihn, bis er endlich in sie eindrang. Ihr leises Stöhnen regte ihn an und ließ ihn leidenschaftlich werden. Sie verfielen in einen gleichmäßigen Rhythmus. Für eine Weile vergaßen sie, wer und wo sie waren. Sie waren nur für sich da und verschmolzen in einer leidenschaftlichen Vereinigung zu einem einzigartigen, lebendigen Wesen.
   
Sie liebten sich, der Schleier hob sich, die Kälte verging und sie wussten noch im selben Augenblick, dass sie tatsächlich noch lebten.

>>
Titel: Re: Bettszenen oder sich so rumwälzen und solche Sachen
Beitrag von: Coppelia am 20. September 2007, 16:30:08
Für mich klingt es doch ziemlich klischeelastig.
Wieso?
Weil Sätze darin vorkommen, die man praktisch genau so schon oft gelesen hat, wie z. B. diese:

Zitat,,Deine Tränen schmecken salzig und sind zur gleichen Zeit so süß," sagte sie.
Er erzitterte regelrecht unter ihren Berührungen.
Plötzlich schienen ihre Finger überall zu sein, streichelten ihn und jagten ihm einen wohligen Schauer über den Körper.

Ich suche sie jetzt nicht alle raus, aber sowas finde ich nie so gut - alles, was sich im Wortlaut allgemein eingeschliffen hat, ist in einer Liebesszene nicht so gut platziert, denke ich.
Außerdem gibt es Stellen, wo dringend gestrichen werden muss. Freut mich, dass sowas nicht nur mir passiert. ;D Z. B. haucht sie leise. Wer haucht laut? Davon hab ich in der Szene auch einiges gesehen.

Figurencharakterisierung finde ich nicht viel in der Szene. Die Frau ist vielleicht etwas mehr charakterisiert als der junge Mann. Sie scheint ja doch etwas von der herben Sorte zu sein, das fände ich interessant, wenn es mehr herausgearbeitet würde. Die Stellen, an denen sie so "herb" rüberkommt, gefallen mir am besten. Am Anfang wirkt sie eher ätherisch und ziemlich ... na ja, ich hätte die Szene schon am Anfang nicht weitergelesen, wenn eine Frau im Kapuzenumhang mit schönem langen Haar reinkommt, die natürlich unter dem Umhang fast nackt ist ...  ::)
Es wäre doch spannender, wenn es nicht gleich zur Sache ginge und vielleicht ein paar Sachen schief laufen oder die beiden Figuren mehr ins Gespräch kommen würden. Es scheint mir eine gute Gelegenheit zur Charakterisierung zu sein, aber alles geht ziemlich wuppdich.
Aber vielleicht hast du die Stellen rausgenommen?

Übrigens finde ich das Wort "Höschen" irgendwie unschön. Geht nicht einfach Hose oder Unterhose?

Und: Ja, ich bin eine Frau, wahrscheinlich beurteilen die Herren der Schöpfung hier anders.

Ich glaub, heute Abend schreib ich mal an meiner Szene weiter, jetzt bin ich motiviert. ;D
Titel: Re: Bettszenen oder sich so rumwälzen und solche Sachen
Beitrag von: saraneth am 20. September 2007, 18:05:09
@ Coppelia: Ja, das Wort Höschen finde ich in dem Zusammenhang auch nicht so gut. Darunter stelle ich mir immer "moderne" Unterwäsche vor, also so, wie wir sie kennen.
Und das ist in deiner Welt sicherlich nicht so, oder Solatar?
Titel: Re: Bettszenen oder sich so rumwälzen und solche Sachen
Beitrag von: Drachenkind am 20. September 2007, 18:26:19
Also, ich lasse mich da inspirieren  ;D.
Ich suche mir eine gute lemon-FF, vorzugsweise nachts um eins. Was ich gut finde, merke ich meistens ziemlich schnell: die, die ich weiterlese als die ersten drei Sätze. Dann lasse ich das zwei bis drei Tage gären, bevor ich mich selber ans Schreiben setze, sonst wird's nur Kopie.
Alkohol ist nicht verkehrt - imhO - aber da ich zur zeit der absolute Federweißer-Junkie bin und man davon sehr viel braucht bis es wirkt, ziehe ich "Zitronensaft" vor.


Sorry, Solatar, deine Szene hätte ich wahrscheinlich nicht weitergelesen. Für meinen Geschmack denken die Charas zuviel. Sie erwecken den Eindruck - und das ist wohl auch so - eine Menge verarbeiten zu müssen, dass mit Sex eigentlich gar nichts zu tun hat. Wenn man den Kontext kennt, wird das wahrscheinlich alles klar und dann wirkt die Szene wieder ganz anders, aber so wie es hier steht, gehen die mir zu kopflastig da ran.
Titel: Re: Bettszenen oder sich so rumwälzen und solche Sachen
Beitrag von: Solatar am 20. September 2007, 19:59:40
@Coppelia

Schön, dass ich Dich motivieren konnte.  :hmmm: ;D

Und genau, das was Du schreibst ist ja ein klein wenig das oder eben mein spezielles Problem mit solchen Szenen.

Allerdings kennt der Leser an dieser Stelle die Charaktere normalerweise schon zur Genüge. Und ja, es sind ein paar Dinge weggelassen worden, weil es eben nur als Beispiel dienen sollte. Es ist also nicht so, dass sie sich zum ersten Mal begegnen.

Und nein... das Höschen kommt mir da nicht raus  ;D Also bitte, ich rede doch nicht von Hose oder der Unnerbüchs.
Jedenfalls wird wahrscheinlich sowieso gestrichen. Das Lektorat hat ja empfohlen, die ganze Szene einfach zu streichen.
Titel: Re: Bettszenen oder sich so rumwälzen und solche Sachen
Beitrag von: Solatar am 20. September 2007, 20:03:04
@Drachenkind

da gebe ich Dir recht.
Ja, die beiden haben Schreckliches durchgemacht und es geht vordergründig nicht so sehr um Sex oder Liebe, sondern um Leben bzw. das Überleben. Von daher wahrscheinlich die Kopflastigkeit.

Hey saraneth... jetzt lasst mir um Himmels Willen das Höschen in Ruhe.  ;D
Titel: Re: Bettszenen oder sich so rumwälzen und solche Sachen
Beitrag von: saraneth am 21. September 2007, 10:30:45
@ Solatar: Hm... ich sag doch gar nichts. ;D Musst du ja wissen, ob du das so schreiben willst oder nicht, aber ich assoziiere das immer mit moderner Unterwäsche. Wer weiß warum. :hmhm?:
Titel: Re: Bettszenen oder sich so rumwälzen und solche Sachen
Beitrag von: Karin am 21. September 2007, 10:58:42
Hallo Solatar,

tut mir Leid, aber auch ich muss sagen, dass mich diese Szene nicht anspricht. Es klingt nicht wie das Erste Mal für den Mann/Jungen. Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll, aber das hier z.B.:

>>und der weiblichen Reize, die sich seinen Augen unerwartet boten<<

würde ich ersatzlos streichen. Das macht so eine Szene gleich so furchtbar kitschig und abgeflacht. Nimm diesen Teil einmal ohne diesen weiblichen Reizen:

,,Ihr? Aber wie seid Ihr aufgewacht?" stammelte der Junge angesichts dieser Überraschung. Blut schoss in seine Wangen.

Das funktioniert durchaus. Der Leser kann sich durchaus denken, warum ihm Blut in die Wangen schießt, wenn nicht, dann könnte man dezent anfügen: ...angesichts dieser Überraschung, sie so zu sehen. Blut schoss in seine Wangen.
So etwas finde ich viel sinnlicher als ein Hinreiben von verlockenden Einblicken oder weiblichen Reizen.

>>Ihr Kapuzenmantel rutschte gefährlich ein Stück weit herab und gab den Blick auf ihre nackte Schulter frei. Unweigerlich glitt sein Blick neugierig auf den halb geöffneten Mantel, der verlockende Einblicke versprach. Unter dem Kapuzenmantel konnte er verdeckt durch den Stoff des Mantels schemenhaft eine wohlgeformte Brust erkennen. >>

"verlockende Einblicke versprach", "wohlgeformte Brust erkennen" - das ist so furchtbar ausgelutscht. Außer dem 1. Satz würde ich das sicher streichen und eher ein: Ihr Kapuzenmantel rutschte gefährlich ein Stück weit herab und gab den Blick auf ihre nackte Schulter frei. Unweigerlich starrte er sie an und blickte schnell beschämt zur seite, als sich bei ihm etwas regte.

Nicht, dass mein Vorschlag unbedingt zu übernehmen ist, es geht nur darum, diese ausgelutschten sachen wie feste, wohlgeformte Brust und verlockend ... zu streichen. Das braucht es nicht. Es geht um Sinnlichkeit, bei dem Jungen geht es sogar noch um das 1. Mal und scheinbar mag er die Frau? Das fühlte ich momentan leider noch nicht und dabei wäre das viel wichtiger, als die eigentlichen Handlungen oder Anblicke.

>>Sie legte einen Finger auf ihre Lippen und deutete ihm an zu schweigen. Ihr verführerisches Lächeln zeigte ihm unmissverständlich, dass sie es ernst meinte und nicht eher von ihrem Vorhaben ablassen würde, bis er ein Mann sein würde und sie das Leben wieder spürte.<<

Das gefällt mir sehr gut, vor allem der letzte Nebensatz.  :D
Wobei es noch ein bisserl erotischer wäre, wenn sie zu ihm ginge (falls sie noch zu weit weg ist) und IHM den Finger auf die Lippen legen würde. Als erste Berührung, Annäherung sozusagen.

>>Seine Zurückhaltung zerbröckelte allmählich und wich dem unbändigen Verlangen, sie  zu berühren. Er sprang auf, etwas ungestüm vielleicht und stürmte ungeschickt vor. <<

Gefällt mir auch.

>>Er packte sie an ihrem Kapuzenmantel und zog sie dicht an sich heran. Er spürte ihren Körper und ihre Brüste durch den Stoff. Ihre plötzliche Nähe und ihr Duft betörten ihn. <<

Auch gut.

>>,,Sie fühlt sich so fest und doch so weich an." <<

Hmpf. Ich war noch nie ein Mann. Denkt mann so? Denkt mann beim 1. Mal so wenig? Lieber den Duft definieren und definieren, was in ihm vorgeht, wenn er ihren Körper das 1. Mal umarmt. Das muss doch mehr sein, als die Überlegung, dass er nicht der Erste ist und ihm das gleichgültig ist.

>> Für ihn würde es jedenfalls das erste Mal sein und das würde er sich nicht durch einen solchen Gedanken verderben lassen.<<

Das ist nicht gut. Für ihn ist es das 1. Mal und du beschreibst diese Gedanken, nicht das Erleben. Gerade dieser Satz hat mich absolut aus der Stimmung gerissen. Eigentlich müsst er doch überwältigt sein. Offenbar ist ihm diese Frau wichtig. Dieser Satz klingt dafür viel zu rational, lieblos, technisch. Sorry.

>> Er wollte wieder leben und fühlen, dass er dem Tod entgangen war, genau wie sie.<<

Wieder schön.

>>Wie oft hatte sie ihn geneckt und aufgezogen und ihre Spielchen mit ihm getrieben. Er hatte das nie wirklich ernst genommen. Und doch hatte er sie schon immer insgeheim begehrt. <<

Weiß das der Leser tatsächlich noch nicht? Das müsste dem Leser doch schon klar sein. Lieber den letzten Satz weglassen und Gefühle bringen.

>>Er umarmte und küsste sie leidenschaftlich. Noch nie hatte er eine Frau so nahe bei sich gespürt.<<

Was fühlt er?

>>Sie ließ ihren Kapuzenmantel in einer lässigen Bewegung zu ihren Füßen herabfallen und stand nun nur noch in ihrem Höschen vor ihm. Er streichelte behutsam ihre Brüste, die auf seine Berührung empfindlich reagierten. Langsam zog sie ihm das Hemd aus und knöpfte seine Hose auf. <<

Und? Was fühlt er? Es ist das 1. Mal!

>>Zärtlich berührten ihre Hände seinen Körper. Ihre Hand fühlte sich warm, rau und sehr angenehm auf seiner Haut an. <<

Nur? Muss nicht viel mehr durch ihn hindurchfließen, ihn überwältigen, atemlos machen oder keuchend. Das 1. Mal ist doch etwas ganz besonderes, alles ist nue. Nicht nur "angenehm auf seiner Haut."

>>Plötzlich schienen ihre Finger überall zu sein, streichelten ihn und jagten ihm einen wohligen Schauer über den Körper. <<

Jetzt erst der erste Schauer?

>>Er erzitterte regelrecht unter ihren Berührungen. Er ließ sie gewähren und schloss die Augen. <<

Endlich!

>>Ihr heißer Atem auf seiner Haut erregte ihn noch stärker. Er dachte, es müsste jeden Moment mit einem gewaltigen Druck aus ihm heraus platzen und doch konnte er sich noch zügeln. <<

Für das 1. Mal ziemlich tapfer. Wenn ich so höre, was Männer davon erzählen, scheint es ja für gewöhnlich nicht so gut mit der Selbstbeherrschung zu sein.
Ich denke, bevor ich mich als Schreiberling hier weiter in Details auslassen würde und damit den Leser ungläubig zurücklassen ließe, wie dieser Mann das denn macht, dass er da so viel Beherrschung hat und lange durchhält, würde ich schon lange ausblenden.
Sinnlichkeit vermitteln, die Überwältigung bei den ersten Berührungen und über die Tatsache, dass sie ihn gewählt hat, zumindest für diese Nacht und dann darf der Leser ruhig selber träumen, wie es weitergeht. Das bringt imho mehr Gefühl rüber, als zu viele Details.
Ich bin nicht so die Freundin von den Jondalar-Ayla-Bettszenen in den Ayla Büchern.
Hast du schon mal "Reise nach Sarantium" von Guy Gavriel Kay gelesen. Da spielt Sex keine allzu große Rolle, aber in Band (...ich muss nachsehen...) 3, "Der neunte Wagenlenker", gibt es eine Hochzeit und danach landen einige Leute mit anderen Leuten im Bett. Und das ist sehr, sehr gut geschrieben. Nichts zu viel und nichts zu wenig. Und tatsächlich recht wenig Beschreibung darüber, was denn nun vorgeht, obwohl es andererseits sehr gefühlvoll ist.

Vielleicht ist das der Zauber von Liebesszenen: Liebe, Begehren, Sinnlichkeit, Verführung und vollkommene Hingabe zu zeigen, spüren zu lassen, ohne wirklich jeden Handgriff zu erwähnen.

Tut mir Leid, falls ich zu viel gesagt habe.

Viele Grüße,
Karin
Titel: Re: Bettszenen oder sich so rumwälzen und solche Sachen
Beitrag von: Drachenkind am 21. September 2007, 11:42:04
Ginge nicht auch einfach ein Tuch in irgendeiner Form (Stofftuch, Lendentuch, Leinenbinde, Wickeltuch). Wenn man ein Setting wählt, das sich an eine vergangene Epoche der Primärwelt anlehnt - was HABEN die Leute damals eigentlich unten drunter angehabt?

Mich würde das Höschen nicht nur aus Authentizitätsgründen stören, sondern auch, weil es eine bestimmte Form der  "Bett"szene (auch wenn gar kein Bett da ist) andeutet. Ein bisschen lasziv, verrucht und mit dem weiblichen Diminutiv spielend, der dann in Wahrheit keiner ist (will sagen: die Frau gibt sich weich und hilflos, kindlich -chen-mäßig eben und ist es aber vielleicht gar nicht).

Mich würde mal interessieren, wie man eine Sexszene schreibt, in der sich die Leute wirklich lieben. Kann man das eigentlich ohne den Beigeschmack von ein-bisschen-verrucht, ein-bisschen-verboten? Macht Sex (beschreiben) eigentlich auch richtig Spaß, ohne dass dabei Grenzen verletzt werden?

Ich finde es zum Beispiel interessant, dass bei den Harry-Potter-FFs, die ich zur zeit frequentiere, die meisten lemons slash sind (Homoerotik liefert immer noch jede Menge Grenzüberschreitung) oder Hermine-Snape Beziehungen (ebenfalls eine Grenzüberschreitung der feinsten Sorte. Lehrer-Schülerin: Pfuuui! und: die Gute und der gaaaaanz-Böse! Huuuch!)

Auf so eine richtig schöne, intensive und gut geschriebene Hetero-Zitrone zwischen zwei, die sich einfach nur lieben, warte ich immer noch. Nicht aufregend genug?
Titel: Re: Bettszenen oder sich so rumwälzen und solche Sachen
Beitrag von: Antigone am 21. September 2007, 12:03:01
Zitat von: Drachenkind am 21. September 2007, 11:42:04
Ginge nicht auch einfach ein Tuch in irgendeiner Form (Stofftuch, Lendentuch, Leinenbinde, Wickeltuch). Wenn man ein Setting wählt, das sich an eine vergangene Epoche der Primärwelt anlehnt - was HABEN die Leute damals eigentlich unten drunter angehabt?

Na, bei Leinenbinde denke ich aber an ganz was anders..... (was monatlich wiederkehrendes, also auch nicht allzu erotisch) Und ich denke, die Leute hatten früher einfach gar nichts darunter.

Lg, A.
Titel: Re: Bettszenen oder sich so rumwälzen und solche Sachen
Beitrag von: Karin am 21. September 2007, 12:17:36
Bei den Wikingern trugen sie wollene Unterhosen. Demnach ist es nicht abwegig, in Fantasywelten ebensolche zu verwenden. Insofern stört mich das Höschen nicht.

Und mir machen Sexszenen nur Spaß, wenn die Protas sich lieben. Dann schreibe ich sie richtig gern.
Titel: Re: Bettszenen oder sich so rumwälzen und solche Sachen
Beitrag von: Solatar am 21. September 2007, 15:19:00
Vielen Dank für die wirklich hilfreichen Tipps.

@Karin

Muss Dir nicht leid tun... mich spricht sie selbst auch nicht an.
Du hast keineswegs zu viel gesagt. Sehr konstruktiv. Danke. Ich denke das ist ein wirklich guter Ansatz. Wie schon gesagt. Solche Szenen lagen mir noch nie und ich bin froh drum. Letzten Endes kann man eine Menge weglassen und erreicht dadurch einen weit besseren Effekt.

<<Hmpf. Ich war noch nie ein Mann. Denkt mann so? Denkt mann beim 1. Mal so wenig?>>

Ja. ;D Meist gar nix mehr.
Titel: Re: Bettszenen oder sich so rumwälzen und solche Sachen
Beitrag von: Karin am 21. September 2007, 17:27:23
Zitat
Ja. ;D Meist gar nix mehr.

Lach! Dann ist ja alles klar. Nicht denken, aber fühlen.  ;D

Freut mich, wenn ich ein bisserl helfen konnte und nicht streichfreudig war.

Titel: Re: Bettszenen oder sich so rumwälzen und solche Sachen
Beitrag von: Hr. Kürbis am 22. September 2007, 11:01:57
Solatar, du konzentrierst dich irgendwie bei der Szene auf die falschen Sachen, jedenfalls kommt es mir so vor. Das Pärchen verfolgt mit diesem Akt ja ein besonderes Ziel, jeder das seine. Irgendwie läuft es in der Beschreibung aber auf "normal" beschriebenen Sex hinaus. Das würde ich komplett ändern, denn so wie es da steht, bringt es die Figuren nicht weiter. Na gut, er hatte sein erstes Mal, aber das war es auch schon... Da prallen immerhin Interessen (und Körper) aufeinander, die unterschiedlicher Natur sind, aber gemeinsam ihre Erfüllung (oder nicht?) finden.
Also würde ich es von ihrer Warte aus ruppiger und nüchterner machen, für ihn eben etwas unbeholfener und peinlicher, aber garantiert nicht sooooo kitschig bzw. abgegriffen.

Und das Höschen und der Kapuzenmantel ließen mich irgendwie an die Gegenwart denken, wobei ich mir aber auch ein Wollhöschen alles andere als sexy vorstelle, mal abgesehen vom juckenden Schritt! :rofl:
Titel: Re: Bettszenen oder sich so rumwälzen und solche Sachen
Beitrag von: Kerimaya am 24. September 2007, 10:55:18
Ich kann Hr. Kürbis da nur zustimmen. In der Szene die du beschreibst konzentriert es sich eher auf a) Geschlechtsteile und b) den 'Akt'.
Erotik bezieht sich recht selten auf Brüste, Penise und den ganzen Rest. Das gehört eher in den Bereich des Porno (der hat auchs eine Reize). Klar, muss in einer erotischen Bettszene auch mal von den Attributen die Rede sein, die das jeweils andere Geschlecht für uns so interessant macht. Aber eben nicht nur.

Beispiel: Ihr Kapuzenmantel rutschte gefährlich ein Stück weit herab und gab den Blick auf ihre nackte Schulter frei. Unweigerlich glitt sein Blick neugierig auf den halb geöffneten Mantel, der verlockende Einblicke versprach. Unter dem Kapuzenmantel konnte er verdeckt durch den Stoff des Mantels schemenhaft eine wohlgeformte Brust erkennen.
Er blickte beschämt zur Seite, als sich bei ihm augenblicklich etwas regte.


Da liegt der junge Mann und sieht eine nackte Schulter und eine schemenartige Brust. Ich als Leser sehe in dem Moment leider auch nur eine nackte Schulter und eine angedeutete Brust - was leider nicht so erotisch ist. Wenn der Protagonist jetzt aber seine Gedanken wandern lässt; wenn er sich beispielsweise vorstellt, wie die Haut dieser entblössten Schulter sich anfühlen muss, wie es sein muss, wenn er sie mit den Lippen berührt, dann knistert es vielleicht schon eher. Wenn er sich ausmalt wie rau der Stoff sein muss, wenn er die Hand um diese kaum sichtbaren Konturen ihrer Brust legt, klingelts bei ihm schon eher in der Hose :)

Das klingt jetzt furchtbar dozierend, ich hoffe, ich bin dir damit nicht auf die Füsse getreten ^^'

Titel: Re: Bettszenen oder sich so rumwälzen und solche Sachen
Beitrag von: saraneth am 26. Oktober 2007, 22:54:14
@ Kerimaya: Nein, gar nicht. Finde ich jedenfalls. Der Beitrag ist sehr hilfreich, da ich auch bald so eine Szene angehen muss. ;)
Titel: Re: Bettszenen oder sich so rumwälzen und solche Sachen
Beitrag von: caity am 27. Oktober 2007, 10:27:40
Hallo Solatar,

früher habe ich nicht einmal eine gescheite "Kuss-Szene" hinbekommen. Ich hatte da sehr lange mit zu kämpfen, aber irgendwann hat es dann einfach "Klick" gemacht und ab da ging es einigermaßen. Es sind noch immer nicht meine Lieblingsszenen, aber allgemein denke ich, dass du bei solchen Dingen besonders voll und ganz in deine Protagonisten stürzen musst, nur noch in ihren Gefühlen baden darfst und deine eigenen komplett wegsperren musst. Dann funktioniert das. Sobald du aber irgendwie daran denkst, dass das mal irgendwann jemand lesen könnte und dass das ja peinlich sein könnte, sperrt sich was.
Also zumindest war das so bei mir :roll:

Bye
caity
Titel: Re: Liebesszenen - Aufbau und Vermeidung von Klischees
Beitrag von: Amber am 29. Mai 2009, 15:46:07
Das ist ein guter Ratschlag, ich werde versuchen, ihn zu beherzigen, weil auf mich bald auch so eine Szene zukommt... ich brech mir da immer so einen ab, weil ich eben auch denke: Oh wie peeeeinlich.... Wenn man sich nur auf den Text konzentriert, wird es bestimmt besser.
Titel: Re: Liebesszenen - Aufbau und Vermeidung von Klischees
Beitrag von: Antigone am 29. Mai 2009, 17:07:34
Habe gerade mit großem Vergnügen diesen alten Thread gelesen. Und über meine eigenen Worte geschmunzelt:

Zitat von: Antigone am 20. September 2007, 09:18:03
Ich gebs ganz offen zu: ich will sowas nicht schreiben, und ich tus auch nicht. Ich halte mich schon bei Beschreibungen des Vorspiels sehr zurück, da wird ein bisschen geküsst und gestreichelt, aber das ist es auch schon. Dann müssen die zwei hinter der Schlafzimmertüre, im Heustadel, oder im Stall verschwinden und am nächsten Morgen beglückt aufwachen.

Tja, wie sagte schon James Bond? Sag niemals nie.  ;D Offenbar bin ich seit dem Jahr 2007 (schreibtechnisch) erwachsen geworden. Ich hab tatsächlich nun eine Erotikszene geschrieben, weitgehend kitsch und klischeefrei (hoff ich halt) - und es hat sogar Spaß gemacht.  Nicht, dass ich jetzt das Genre wechseln werde - aber hin und wieder werd ich wohl das Ausblenden ein wenig nach hinten verschieben... ;D

lg, A.
Titel: Re: Liebesszenen - Aufbau und Vermeidung von Klischees
Beitrag von: Amber am 29. Mai 2009, 23:01:20
Gut zu hören :) Ist wahrscheinlich schlicht und einfach Übungssache, wie das meiste was mit Schreiben zu tun hat.
Titel: Re: Liebesszenen - Aufbau und Vermeidung von Klischees
Beitrag von: FeeamPC am 30. Mai 2009, 00:10:47
Erotik ist sowohl beim Autor als auch beim Leser von Alter, Stimmung und äußeren Umständen abhängig. Insofern kann man also einerseits auch mit der harmlosesten Beschreibung im Fettnäpfchen landen, und andererseits kann ein Fast-Porno die Leser kalt lassen.

Ich habe gerade ein Buch in Arbeit, bei dem es mehrmals heftig zur Sache geht, und es liest sich flüssig und schreibt sich gut. Auf der anderen Seite habe ich ein Buch mit nur einer einzigen Bettszene, die dezent und harmlos dargestellt ist und trotzdem noch wie ein Fremdkörper wirkt. In diesem Buch werde ich die Liebesszene daher wohl noch deutlich zusammenstreichen und es mehr bei Andeutungen belassen.

Will sagen, es gibt einfach kein Patentrezept für Liebesszenen. Sie müssen sich für das jeweilige Buch einfach "richtig" anfühlen.
Titel: Re: Liebesszenen - Aufbau und Vermeidung von Klischees
Beitrag von: Coppelia am 30. Mai 2009, 05:33:05
Liebesszenen gehören eigentlich zu meinen Lieblingsszenen. Aber meine allerliebsten sind "Antiliebesszenen". :darth: Ich mag beides so gern, weil es so schön zur Figurencharakterisierung geeignet ist.
Aber wie gut die Szene läuft, hängt eher davon ab, welchen Perspektiventräger ich habe. Einige sind besser geeignet als andere. Personen, die ungern über ihre Gefühle reden und etwas introvertiert sind, haben meist "anstrengendere" Liebesszenen.
Wenn man nicht darüber nachdenkt, wie andere Leute das beschrieben haben, sondern was die jeweilige Figur gerade denkt und fühlt, als wäre es die erste Liebesszene, die jemals geschrieben wurde, läuft es ganz gut, finde ich. Wenn man es schafft, die Szene individuell zu schreiben, ist sie auch nicht klischeelastig.
Titel: Re: Liebesszenen - Aufbau und Vermeidung von Klischees
Beitrag von: Manja_Bindig am 30. Mai 2009, 10:46:23
Oh ja... man schreibt schließlich nicht, um Klischees auszuwalzen und Phrasen zu dreschen. :)

Ich stell grad fest, dass meine Charas mehr "Antiliebesszenen" als Liebesszenen haben... selbst das bisschen Techtelmechtel, das ich einbaue erinnert eher an ein paar Katzen, als an alles andere. Romantik ist bei den beiden wirklich fehl am Platz... und trotzdem kommen sie wunderbar als ein sehr gut funktionierendes und sehr glückliches Paar rüber.
Womit bestätigt wär, dass man keine Beziehung immer gleich beschreiben kann(und auch keine zuehörigen Szenen). Es hängt immer alles an den beteiligten Charakteren; wenn ich zwei Kratzbürsten habe, kann ich nicht auf allzu viel Romantik hoffen. Oder gar Kuschelsex...
Ein Biest und ein Lieber hingegen könnte witzig werden. Einer langweilt sich, der andere heult...
Plus, wie sich das Umfeld auswirkt...
Etc. Im Gestalten und Beschreibung einer Beziehung gibt es nun weißgott genug Spielrahmen, ausgehend von den beteiligten Akteuren.
Titel: Re: Liebesszenen - Aufbau und Vermeidung von Klischees
Beitrag von: Churke am 30. Mai 2009, 14:04:18
Hm, mal überlegen... Ich versuche eigentlich immer, durch solche Szenen dem Leser etwas mitzuteilen. Zum Beispiel, warum die Römer Römer Nutten lupae (Wölfinnen) nennen. Oder, dass der Protagonist impotent ist. Oder auf welche kranken Sex-Spiele die Herrin steht. Wenn man sich solche Ziele gesetzt hat, ist man vor rosa Klischees ziemlich sicher, möchte ich meinen. Erotisch ist das im Zweifel eher nicht, aber das steht ja auch nicht im Lastenheft.  ;D
Titel: Re: Liebesszenen - Aufbau und Vermeidung von Klischees
Beitrag von: Coppelia am 30. Mai 2009, 14:11:37
Na ja, es gibt ja auch die unrosa Klischees, von denen ich letztens welche im Zuge der Meisterpersonenbandrecherche lesen musste, und das war einer der ekelhaftesten Texte, die ich je gelesen hab ... eine richtige Zumutung. Und nein, ich bin nicht prüde. :hmmm: Sowas kann schlimmer sein als "positive" Klischees. Selbst wenn man eine ekelhafte Wirkung will (was der Autor glaub ich nicht wollte), ist die Frage, ob man das so durchziehen sollte.
Titel: Re: Liebesszenen - Aufbau und Vermeidung von Klischees
Beitrag von: Alana am 03. Juni 2009, 19:46:44
Ich finde auch, dass es weder eindeutige Worte noch eindeutige Szenen wirklich braucht, um eine schöne, prickelnde und passende Liebesgeschichte zu schreiben. Ich denke auch der Aufbau machts. ABER es gibt durchaus einige Bücher, wo die Szene einfach gut reinpasst und wo man sich als Leser betrogen fühlt, wenn sie dann nicht kommt. Je nach Genre muss das dann trotzdem keine absolut ausformulierte Erotik-Szene sein, aber wenigstens etwas mehr als nur ein Satz.
Schrecklich fand ich das bei "Biss....". Sie hatte im ersten Buch so prickelnde und romantische Kussszenen und Andere geschrieben.
Da wartet man dann genaz gespannt auf die unglaublich prickelnde Sexszene (die ja trotzdem nur angedeutet hätte sein können.)
Da wartet man 3,5 Bücher lang auf diese eine Szene und was kommt? Nichts! Da war ich schon sehr enttäuscht  ;D

Aber ich stehe natürlich auch auf soetwas und lese auch richtige Erotik- und Historische Liebesromane.
Trotzdem weiß ich eine schöne "leise" Liebesgeschichte genauso oder auch mehr zu schätzen. Ganz toll fand ich das zum Beispiel bei Tamora Pierce´s Lioness Saga und bei Trudi Canavans "Gilde der schwarzen Magier".