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Handwerkliches => Workshop => Thema gestartet von: Debbie am 05. Februar 2013, 17:38:55

Titel: Geschlecht des Protas - Entscheidend für die Zielgruppe?
Beitrag von: Debbie am 05. Februar 2013, 17:38:55
Hallo ihr Lieben!

Ich bin gerade noch (und wahrscheinlich noch sehr lange  :gähn:) dabei den Erfolg einiger Bestseller zu ergründen, und frage mich, welche Rolle das Geschlecht des Protas dabei spielt  :hmmm:


Dabei würden mich folgende Punkte besonders interessieren:

- Bevorzugt ihr Bücher mit Protagonisten eures eigenen Geschlechts? Beobachtet ihr das vielleicht bei anderen?
- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch besonders gut gefallen und warum?
- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch in den Wahnsinn getrieben und warum?
- Ist der männliche LI in eher "typischen" Frauenromanen auch als Identifikationsfigur oder lediglich als Projektionsfläche angelegt? (Antworten darauf würden mich v. a. aus Sicht der Männer interssieren  :hmhm?:)
- Was (wenn ihr oben mit einem "Ja" antwortet) hat der/die AutorIn dabei falsch gemacht?
- Denkt ihr, dass Frauen eher bereit sind Bücher mit einem männlichen Protagonisten zu lesen als umgekehrt?
- Was glaubt ihr wie ein Charakter gestaltet sein muss, um beide Geschlechter gleichermaßen anzusprechen?

Wie immer könnt ihr auf alle, mehrere oder nur eine Frage eingehen. Wenn euch noch weitere Aspekte zur Überschrift einfallen, sind auch andere Überlegungen zum Thema natürlich höchst erwünscht!

LG,
Debbie
Titel: Re: Geschlecht des Protas - Entscheidend für die Zielgruppe?
Beitrag von: Kati am 05. Februar 2013, 18:05:35
Debbie, das ist ja sehr interessant.  :) Die Fragen nehme ich mir gleich mal vor.

Zitat- Bevorzugt ihr Bücher mit Protagonisten eures eigenen Geschlechts? Beobachtet ihr das vielleicht bei anderen?

Ich als Frau merke eher das Gegenteil, dass mir oft männliche Protagonisten besser gefallen als weibliche. Es kommt allerdings auf den Inhalt des Buches an, ob der Protagonist männlich oder weiblich ist, ist nicht ausschlaggebend dafür, wie mir das Buch gefällt. Trotzdem finde ich oft männliche Protagonisten interessanter. Meine beste Freundin ist da allerdings ganz anders. Sie neigt dazu, männliche Protagonisten nicht zu mögen und vermeidet daher oft Bücher mit männlichen Helden, besonders, wenn es Ich-Erzähler sind. Mir fällt aber an sich auf, dass weibliche Leserinnen oft eher zu weiblichen Protagonistinnen greifen, was wohl auch dafür sorgt, dass es sehr viele Jugendbücher mit weiblichen Heldinnen gibt und weniger mit männlichen.

Zitat- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch besonders gut gefallen und warum?

Ich habe gerade "The Demon´s Lexicon" von Sarah Rees Brennan ausgelesen und muss sagen, dass mir der "Held" Nick sehr gut gefallen hat. Er war einfach komplett anders als die meisten Helden, die man sonst so liest. Das hat einen bestimmten Grund, den ich jetzt nicht spoilern werde, aber ich fand ihn sehr faszinierend. Er ist ein sehr düsterer Held und einfach nicht das, was man als "Heldenmaterial" bezeichnen würde, denke ich.

ZitatWelcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch in den Wahnsinn getrieben und warum?

Ethan aus "Beautiful Creatures" fand ich in Teilen furchtbar, weil er für mich keine überzeugende Figur war. Er war schrecklich passiv und sehr still in seiner Art, er blieb sehr blass und ich hatte immer das Gefühl, obwohl er der Ich-Erzähler ist, keinen wirklichen Einblick in sein Leben und seine Gedanken zu bekommen. Er kam mir stark vor wie ein Werkzeug um den Plot voranzubringen, als eine richtige Figur.

Zitat- Ist der männliche LI in eher "typischen" Frauenromanen auch als Identifikationsfigur oder lediglich als Projektionsfläche angelegt?

Wenn ich mir überlege, ich wäre ein Mann würde ich mich mit Figuren wie Edward Cullen kein Stück identifizieren können. Diese Figuren sind sehr düster und geheimnisvoll angelegt, man lernt sie selten wirklich kennen und das führt dazu, dass sie oft nicht menschlich wirken - und meist nichtmal menschlich sind, was ja allerdings nicht das größte Problem ist. Mir kommen die LIs oft vor, als würden die AutorInnen ihre eigenen Idealvorstellungen auf die Figur übertragen und einen "perfekten" Mann schaffen. Das sorgt allerdings dafür, dass man sich bloß schwer bis gar nicht mit der Figur identifizieren kann, weil sie kein Stück so ist wie man selbst oder ein gewöhnlicher Mensch an sich.

ZitatWas (wenn ihr oben mit einem "Ja" antwortet, hat der/die AutorIn dabei falsch gemacht?

Wie gesagt, oft werden den männlichen Love Interests nicht genug eigene Persönlichkeitsfacetten zugesprochen. Sie bleiben blass und wirken oft wie Abziehbildchen, einer ist wie der andere und keiner ist wie ein echter Junge oder Mann. Oft sind sie überperfekt und damit kann man sich nicht identifizieren. Man kann sich höchstens wünschen, man selbst wäre so stark und überlegen, doch das ist dann keine Identifikation, sondern wieder Projektionsfläche für eigene Wünsche und die Idealvorstellungen der AutorInnen.

ZitatDenkt ihr, dass Frauen eher bereit sind Bücher mit einem männlichen Protagonisten zu lesen als umgekehrt?

Ich denke, ja. Das sieht man schon allein daran, dass "Harry Potter" von allen Geschlechtern gelesen wird, während Bücher mit weiblichen Namen im Titel oft nicht von Männern hochgenommen werden. Es gab sogar einen Fall, in dem der Verlag den weiblichen Namen der Hauptfigur aus dem Titel strich, weil das männliche Leser sofort abgeschreckt hat. Ich denke, mit weiblichen Protagonisten wird immer eine zuckrige Liebesgeschichte verbunden, nicht die Abenteuergeschichten, die beide Geschlechter ansprechen, obwohl das eine das andere oft nicht ausschließt.

Zitat- Was glaubt ihr wie ein Charakter gestalten sein muss, um beide Geschlechter gleichermaßen anzusprechen?

Ich denke, man muss ein bisschen von den Rollenbildern weg. Ein weiblicher Charakter darf nicht nur rosaweiblich sein und ein männlicher nicht allzu brutal und knurrig und männlich. Wenn man eine gute Mischung zwischen ("weiblichen") Emotionen und ("männlicher") Stärke findet, dürfte man ganz gut im Rennen liegen, weil beide Geschlechter etwas haben, womit sie sich in den Augen der Gesellschaft identifizieren dürfen. Damit kommt man auch eher an echte Menschen heran und erschafft keine Klisches, was vielen Lesern auch positiv auffällt.
Titel: Re: Geschlecht des Protas - Entscheidend für die Zielgruppe?
Beitrag von: Rhiannon am 05. Februar 2013, 18:29:34
Ich muss mich doch hier jetzt auch äußern, das ist wirklich ein interessantes Thema.
Zitat von: Debbie am 05. Februar 2013, 17:38:55- Bevorzugt ihr Bücher mit Protagonisten eures eigenen Geschlechts? Beobachtet ihr das vielleicht bei anderen?
Ähm, ich achte jetzt nicht wirklich auf den Protagonisten, aber wenn ich mir die Hauptfiguren meiner Bücher so anschaue, dann ja... irgendwie schon. Wenn ich mir meine Lieblingsbücher aber mal so ansehe, liegt das bei mir am Genre. Ich liebe Entwicklungsromane und aus irgend einem mir nicht bekannten Grund scheinen wenigstens 90 % der Protagonisten in diesem Genre weiblich zu sein.

Zitat- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch besonders gut gefallen und warum?
Da muss ich nicht lange überlegen: Kvothe aus "Der Name des Windes". Die Figur ist ungeheuer vielschichtig, bleibt aber menschlich und irgendwo kann ich mich auch mit ihr identifizieren, obwohl sie ganz anders ist, als ich.

Zitat- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch in den Wahnsinn getrieben und warum?
Direkt in den Wahnsinn getrieben hat mich noch kein Prota, aber Arlen aus "Das Lied der Dunkelheit" und dem Fortsetzungsband "DAs Flüstern der Nacht" nervt bisweilen gewaltig. Die Figur ist mir entschieden zu negativ auf der einen Seite, reagiert dann aber wieder überraschend sozial. Das ist irgendwie nichts Halbes und nichts Ganzes. Mir ist die Figur zu inkonsequent und ich würde es im realen Leben wohl keine fünf Minuten aushalten, ohne mich mit ihm in der Wolle zu haben.

Zitat- Ist der männliche LI in eher "typischen" Frauenromanen auch als Identifikationsfigur oder lediglich als Projektionsfläche angelegt?
Ich würde einmal behaupten, dass es für den männlichen LI keinerlei Identifikationspotential gibt. Soll ja in dem Fall mMn auch gar nicht sein, sondern diese Figur soll den weiblichen Lesern dazu dienen, ihre Träume und Wünsche projizieren zu können.

Zitat- Was (wenn ihr oben mit einem "Ja" antwortet, hat der/die AutorIn dabei falsch gemacht?
Eine inkonsequente, irgendwie unausgegorene Figur stört mich immer, gleich welchen Geschlechts. Und blasse Abziehbildchen ebenso. Je nachdem, was ich lese, stört mich also entweder der Protagonist, mit dem ich nicht warm werde, oder aber, dass ich als LI keinen "Taummann" lesen möchte.

Zitat- Denkt ihr, dass Frauen eher bereit sind Bücher mit einem männlichen Protagonisten zu lesen als umgekehrt?
Ich habe weibliche Leser als experimentierfreudiger kennengelernt. Nicht hauen, das ist meine Erfahrung! Dementsprechend schätze ich einmal dass sie eben eher bereit sind, sich auf fremde Denkweisen einzulassen, als die Herren.

Zitat- Was glaubt ihr wie ein Charakter gestalten sein muss, um beide Geschlechter gleichermaßen anzusprechen?
Uh, das ist schwer! Ich glaube, das kann man so nicht sagen. Um mal zwei Beispiele zu nennen. Wir haben einen starken, unabhängigen Helden, der sich (nicht wegen irgend eines dunklen Geheimnisses, sondern einfach weil er nicht will) nicht an eine Frau binden mag. Von den meisten Leserinnen wird er wohl als grob gesagt: Arrogantes A***loch wahrgenommen werden, einfach weil sie sich in dem Fall mit der zurückgewiesenen Frau identifizieren. Ob ihn die Männer, die vielleicht auch gerne so wären, jedoch als positiv wahrnehmen? Eher nicht, da wird es ganz bestimmt auch welche geben, die denken: "Mööönsch, nimm die Frau doch, so dumm kannst du doch nicht sein!"
Bei der Heldin im selben Schema wird es ähnlich sein... Und wenn wir ein ausgewogenes Mischverhältnis machen, dann sehe ich die Schwierigkeit wieder darin, den Prota noch als weiblich/männlich zu definieren und einen Mischmasch möchte ich zum Beispiel nicht lesen. Und es stört mich bei einem Buch auch durchaus, wenn ich das Gefühl habe, ich könnte die Protagonistin durch einen Protagonisten ersetzen, ohne dass sich etwas an der Geschichte ändern würde. Also ich glaube, einen Chara zu schaffen, der für beide Geschlechter gleich anziehend ist, ist ziemlich unmöglich.
Edit: Huch, auf Senden gekommen, ohne fertig zu sein! Ich wollte eigentlich noch hinzufügen, dass es garantiert einige Männer geben wird, die die Heldin anspricht und einige Frauen, die der Held anspricht, aber beide zu gleichen Teilen, ich weiß nicht, ob das möglich ist!
Titel: Re: Geschlecht des Protas - Entscheidend für die Zielgruppe?
Beitrag von: Fianna am 05. Februar 2013, 18:37:06
Diese Frage scheint sich stärker auf Paranormal Romance oder Young Adult zu konzentrieren, daher lasse ich die Fragen mal aus.

Allerdings wollte ich allgemein zu bedenken geben, dass ein gezielter "Regelbruch" oft auch Bestseller-Qualitäten hat.

Bei so einer Aschenputtel-Variante wie  "Vom Aussenseiter zum Vampir" o.Ä. funktioniert es natürlich nicht, generell bei dieser Art Story... Aber wenn man eine andere Storyline verfolgt als die Erhöhung/Anbetung oder Umwandlung in eine (bessere) Wesensform [hat was von Prinzessinenmotiv] dann kann ein gezielter Regelbruch im Sinne von Geschlechtswechsel beim Prota gut funktionieren.
Titel: Re: Geschlecht des Protas - Entscheidend für die Zielgruppe?
Beitrag von: Debbie am 05. Februar 2013, 18:46:24
@Fianna:
Zitat von: Fianna am 05. Februar 2013, 18:37:06
Diese Frage scheint sich stärker auf Paranormal Romance oder Young Adult zu konzentrieren, daher lasse ich die Fragen mal aus.

Wenn du "Wächter der Nacht", "Harry Potter", "Der Weg in die Schatten" u. a. als PR oder YA siehst ...  :hmhm?:

Titel: Re: Geschlecht des Protas - Entscheidend für die Zielgruppe?
Beitrag von: Leann am 05. Februar 2013, 19:09:12
ZitatDiese Frage scheint sich stärker auf Paranormal Romance oder Young Adult zu konzentrieren
Ich hab die Frage eher als allgemein verstanden. Die o.g. Genres lese ich nicht, aber mir ist trotzdem was zu den Fragen eingefallen.

ZitatBevorzugt ihr Bücher mit Protagonisten eures eigenen Geschlechts? Beobachtet ihr das vielleicht bei anderen?
Das Geschlecht ist nebensächlich, mir ist anderes wichtiger, z.B. der Charakter, die Entwicklung der Figur, das Verhalten, etc.
Bei den meisten die ich kenne und mit denen ich über das Lesen rede ist es genauso.

ZitatWelcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch besonders gut gefallen und warum?
Bei dieser Frage ist mir sofort "Das Geheimnis der großen Schwerter" von Tad Williams eingefallen, obwohl es schon lange her ist, dass ich das gelesen habe (wird mal wieder Zeit).
Mir hat gut gefallen, wie Simon sich von einem tolpatschigen Träumer zu einem selbstbewussten "Helden" entwickelt hat und dabei doch immer sympathisch geblieben ist. Gerade seine Schwächen und Fehler machen ihn so liebenswert. Ja, ich hab ihn richtig ins Herz geschlossen und es hat einen großen Reiz des Buches für mich ausgemacht, ihn durch seine Abenteuer zu begleiten.

ZitatWelcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch in den Wahnsinn getrieben und warum?
Rand Al Thor aus Rad der Zeit fand ich nervig. Der ging mir so richtig auf den Senkel. Na gut, ich hab erst die ersten 3 Bände gelesen, aber der ist mir einfach unsympathisch. Oft so dümmlich und unentschlossen, und dann wieder so besserwisserisch. Nee. Der ging gar nicht.

ZitatIst der männliche LI in eher "typischen" Frauenromanen auch als Identifikationsfigur oder lediglich als Projektionsfläche angelegt?
Ab und zu les ich ganz gerne mal einen dieser Romane, am liebsten die mit Highlandern.
Meistens sind die aus Perspektive der Frau geschrieben, und darum sehe ich die männliche Figur dann durch ihre "verliebten Augen". Identifizieren kann ich mich dann nicht mit dem Typ.
In einigen Romanen wechselt die Perspektive aber manchmal auch auf den Mann, und dann kann ich mich durchaus mit ihm identifizieren, wenn es gut gemacht ist.
Muss auch nicht sein, dass der Mann nur eine blasse Projektionsfläche ist, er kann ja auch ein faszinierender Charakter sein.

ZitatWas (wenn ihr oben mit einem "Ja" antwortet) hat der/die AutorIn dabei falsch gemacht?
Das ist dann wohl der Fall, wenn der Mann blass und beliebig bleibt, und nur durch die subjektiven Augen der verknallten Prota beschrieben wird.

ZitatDenkt ihr, dass Frauen eher bereit sind Bücher mit einem männlichen Protagonisten zu lesen als umgekehrt?
In meinem Freundeskreis gibt es nur einen Mann, der ähnlich viel liest wie ich und mit dem ich mich auch darüber unterhalte. Der sieht es so wie ich, das Geschlecht ist ihm egal.
Ich habe aber nebenbei schon mitgekriegt, dass viele Männer lieber einen männlichen Prota haben. Das könnte evtl. daran liegen, dass sie fürchten, ein Roman mit weiblicher Prota könnte zu "gefühlig" und langweilig werden. Was eindeutig ein Vorurteil ist.  ;D

ZitatWas glaubt ihr wie ein Charakter gestalten sein muss, um beide Geschlechter gleichermaßen anzusprechen?
Er muss echt und stimmig sein, Ecken und Kanten haben, eben "menschlich" sein und sich nicht nur auf das Geschlecht reduzieren.

Titel: Re: Geschlecht des Protas - Entscheidend für die Zielgruppe?
Beitrag von: Coppelia am 05. Februar 2013, 19:12:32
Interessant. :)

Zitat- Bevorzugt ihr Bücher mit Protagonisten eures eigenen Geschlechts? Beobachtet ihr das vielleicht bei anderen?
Absolut nicht, ich lese lieber aus der Sicht von Männern. Aber ich beobachte es schon bei anderen.

Zitat- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch besonders gut gefallen und warum?
Ich muss gestehen, dass ich bei neuen Büchern nicht so wirklich gut bewandert bin. Komischerweise kann ich jetzt aber auch in "älteren" Büchern niemanden nennen. Ich mag eigentlich eher die Bücher als Gesamtkunstwerke und weniger die Figuren. Viele Bücher von Arnulf Zitelmann gefallen mir sehr gut, und eins meiner Lieblingsbücher ist "Der Golem". Natürlich liebe ich auch "Watership Down" (wo die Hauptfigur auch männlich ist ;D), aber ich glaube irgendwie nicht, dass das Geschlecht der Hauptfigur dafür sorgt, ob mir ein Buch gefällt oder nicht.

Zitat- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch in den Wahnsinn getrieben und warum?
Dafür gilt bei mir eigentlich genau dasselbe wie für die obige Frage. Aber immerhin kann ich sagen, dass ich Eric von Melniboné oder wie der Typ hieß, eine grausam schlechte Figur fand. Aber ich fand das eine Buch, das ich gelesen habe, insgesamt einfach furchtbar - sowohl von den Figuren als auch von der Handlung und dem Stil her. Allerdings fand ich noch viele andere Bücher ebenfalls furchtbar. ;D Die absolute Anti-Figur ist und bleibt für mich aber eine desselben Geschlechtes: Ember Dione aus der Wolfwalker-Reihe von T. Harper. Geht gar nicht!

Zitat- Ist der männliche LI in eher "typischen" Frauenromanen auch als Identifikationsfigur oder lediglich als Projektionsfläche angelegt? (Antworten darauf würden mich v. a. aus Sicht der Männer interssieren  )
Ja, denke schon, dass er in vielen Fällen nur eine Projektionsfläche ist. Aber damit wir uns richtig verstehen: Das trifft natürlich nicht grundsätzlich zu! Es gibt Frauenromane mit sehr gut charakterisierten "Love-Interests".

Zitat- Was (wenn ihr oben mit einem "Ja" antwortet) hat der/die AutorIn dabei falsch gemacht?
Gar nichts, wenn es (mit allem, was daraus resultiert) der Sinn der Sache ist. Ob mir persönlich solche Geschichten gefallen, steht ja auf einem anderen Blatt. ;)

Zitat- Denkt ihr, dass Frauen eher bereit sind Bücher mit einem männlichen Protagonisten zu lesen als umgekehrt?
Ja.
Zitat
- Was glaubt ihr wie ein Charakter gestalten sein muss, um beide Geschlechter gleichermaßen anzusprechen?
Meiner Meinung nach ist es am besten, wenn er ein Tier ist. Nein, ernsthaft: Tierromane sprechen offenbar beide Geschlechter an.
Ansonsten hilft es sicher auch, wenn er ein Kind ist.
In beiden Fällen denke ich aber eher, dass ein männlicher Protagonist beide Geschlechter ansprechen würde - wobei es bei den Tierromanen wahrscheinlich kein so großer Unterschied wäre, ob ein weibliches oder männliches ... was auch immer der Protagonist wäre.
Ich glaube, damit sich beide Geschlechter mit einer erwachsenen Hauptfigur identifizieren können, muss sie Eigenschaften haben, die man entweder gern selbst hätte oder die man beim anderen Geschlecht gern sieht, und zwar bei beiden Geschlechtern. Sie müsste also zumindest gutaussehend, intelligent und fähig sein. Helfen würde sicher auch, wenn sie ein ganz bestimmtes Ziel hat, für das sie sich einsetzt. Am besten eines, was der Leser gut nachvollziehen kann. Untätige, selbstmitleidige Figuren haben es wohl besonders schwer.

Was ich hier geschrieben habe, unterscheidet sich stark von dem, was ich selbst gern schreibe.
Titel: Re: Geschlecht des Protas - Entscheidend für die Zielgruppe?
Beitrag von: Cairiel am 05. Februar 2013, 19:18:19
Zitat- Bevorzugt ihr Bücher mit Protagonisten eures eigenen Geschlechts? Beobachtet ihr das vielleicht bei anderen?
Mir ist es bei einem guten Buch egal, welches Geschlecht mein Prota hat. Den meisten Lesern, die ich kenne, ebenfalls. Allerdings kenne ich auch Leute - und zwar ausschließlich männliche Kinder/Jugendliche - die sich mit weiblichen Protagonisten schwer tun.

Zitat- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch besonders gut gefallen und warum?
Sonea aus "Die Gilde der Schwarzen Magier" von Trudi Canavan. Und, wenn ich mich recht erinnere, auch die Protagonistin aus der anderen Reihe der Autorin, "Das Zeitalter der Fünf". Das weiß ich aber nicht  mehr so genau. Außerdem die meisten PoV-Frauen von GRR Martin - sofern die als Protagonistinnen zählen, aber bei ihm ist das auch schwer zu beurteilen.
Warum? Keine Ahnung. Ich mochte sie, sie waren mir sympathisch, haben Hintergrund, sind einfach gute Charaktere.

Zitat- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch in den Wahnsinn getrieben und warum?
Ich kann mich an keine erinnern, die mich wirklich aufgeregt hätte. Was daran liegt, dass ich (unbewusst) mehr Bücher mit männlichen Hauptcharakteren lese. Ich glaube, das hat den Grund, dass ich einfach überhaupt nicht auf Romantik (in Büchern!!!  ;D) stehe und vor allem (aber nicht ausschließlich) romantische Bücher aus Frauensicht geschrieben sind, während abenteuerlichere Fantasy oft mehr mit männlichen Protagonisten verfasst wird. So zumindest meine Einschätzungen aus den Büchern, die ich gelesen habe und lese.

Zitat- Ist der männliche LI in eher "typischen" Frauenromanen auch als Identifikationsfigur oder lediglich als Projektionsfläche angelegt? (Antworten darauf würden mich v. a. aus Sicht der Männer interssieren  :hmhm?:)
Weil ich meinen Frust noch nie an anderer Stelle auslassen konnte, mal kurz als Einschub jetzt, da es sich anbietet: Ich hasse den Begriff "Love Interest". Gehts auch auf Deutsch?  :wart:  (Nicht auf dich, Debbie, bezogen, sondern auf die allgemeine Verwendung dieses Begriffs, der mir ein Dorn im Auge ist.)
Zurück zur eigentlichen Frage: Meinst du als Identifikationsfigur für Männer? Ich bin auch schon in den ... zweifelhaften Genuss einiger Romanzen gekommen, die ich als typische Frauenromane bezeichnen würde (ich weiß aber nicht, ob sie es wirklich waren, weil ich auf dem Gebiet kaum Erfahrung habe  ;)). Bei wenigen davon kam mir der betreffende Mann natürlich vor, bei anderen schrie mich das Buch regelrecht an, dass es sich dabei um Traumvorstellungen der Autorin handelt. Bücher aus letzterer Kategorie habe ich öfter in die Finger bekommen, nie zu Ende gelesen und fand sie einfach grauenhaft, aber ich falle ja auch nicht in die Zielgruppe.

Zitat- Was (wenn ihr oben mit einem "Ja" antwortet) hat der/die AutorIn dabei falsch gemacht?
Den Mann zu sehr aus der verträumten Sicht einer Frau geschrieben. Das Lesen dieser Bücher hat mir Einblicke in die Träume einiger (nicht vieler und erst recht nicht aller!) weiblicher Wesen ermöglicht, von denen mir schlecht geworden ist.  ;D  So zumindest ist es mir beim Lesen vorgekommen. Ich hatte nicht einen Mann vor mir, bei dem ich mir vorstellen könnte, ihm auf der Straße zu begegnen, sondern ein Superlativ an Männlichkeit mit den Zusätzen "absolut romantisch", "absolut einfühlsam" und was sonst noch die jeweilige Autorin sich von ihm gewünscht hat.

Zitat- Denkt ihr, dass Frauen eher bereit sind Bücher mit einem männlichen Protagonisten zu lesen als umgekehrt?
Auf jeden Fall. Den Grund dafür kenne ich allerdings nicht.

Zitat- Was glaubt ihr wie ein Charakter gestalten sein muss, um beide Geschlechter gleichermaßen anzusprechen?
Wenn ich das wüsste, würde ich mein Wissen anwenden, um einen Bestseller zu schreiben.  :P  Ganz einfach ausgedrückt muss es einfach eine tolle, überzeugende Person sein, mit Tiefe, Hintergrund und dem ganzen Blablubb, der eine gute Figur eben ausmacht.
Titel: Re: Geschlecht des Protas - Entscheidend für die Zielgruppe?
Beitrag von: Debbie am 05. Februar 2013, 19:47:20
@Cairiel:
ZitatMeinst du als Identifikationsfigur für Männer?

Beides! ;D  Ich konnte mich z. B. gut mit Ginny aus HP, oder Elaine aus "Der Weg in die Schatten" identifizieren - spannend finde ich nur die Frage, ob Männer das umgekehrt auch können/tun?

@Coppelia:
ZitatWas ich hier geschrieben habe, unterscheidet sich stark von dem, was ich selbst gern schreibe.

Das ist mir bei meinen Hauptfiguren auch aufgefallen - ich mag YA Novels total gerne, aber meine Figuren sind so "very un-ya-like"
Titel: Re: Geschlecht des Protas - Entscheidend für die Zielgruppe?
Beitrag von: Churke am 05. Februar 2013, 20:11:11
Zitat von: Debbie am 05. Februar 2013, 17:38:55
- Bevorzugt ihr Bücher mit Protagonisten eures eigenen Geschlechts? Beobachtet ihr das vielleicht bei anderen?

Das Geschlecht selbst ist mir nicht so wichtig. Aber meistens erfordert ein bestimmtes Genre mit einem bestimmten Plot auch eine bestimmtes Geschlecht. Im Männerkloster kann ich mit einem weiblichen Prota wenig anfangen. Ich denke, dass männliche Protagonisten einen Startvorteil haben, weil sie traditionell die aktivere Rolle spielen dürfen. 
Man versucht diese Zwänge heute durch Gender Mainstreaming einzuebnen. Das ist mit Risiken und Nebenwirkungen behaftet. Wenn der Autor in das andere Geschlecht irgendwelche Phanatsie-Figuren hinein projiziert, kann das ziemlich schnell ziemlich albern werden.

Zitat
- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch besonders gut gefallen und warum?
Althea in den Zauberschiffen. Warum? Vor allem, weil Robin Hobb einfach gut schreibt.

Cordelia Vorkosigan in "Cordelia Vorkosigan". Ich fand die so cool. Aber auch hier gilt, dass Los McMaster Bujold ein ziemlich gutes Händchen hat.

Zitat
- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch in den Wahnsinn getrieben und warum?
Joanna Archer in "Das erste Zeichen des Zodiac". Das ist supertoughe Tussi, eine geborene Kämpferin. Muss auf jeder Seite drei Mal erwähnt werden. Aber sie weiß einfach nicht, ob sie mit ihrer Jugendliebe wieder was anfangen will. Die als knallhart darstellen, ist einfach nur lächerlich. Die gehaltvollste Stelle dieses Meisterwerkes ist dahe auch der seitenlange Oralsex.
Fazit: Es liegt nicht an der Figur, sondern an der Autorin...

Zitat
- Ist der männliche LI in eher "typischen" Frauenromanen auch als Identifikationsfigur oder lediglich als Projektionsfläche angelegt? (Antworten darauf würden mich v. a. aus Sicht der Männer interssieren  :hmhm?:)
Bei manchen Autorinnen hat man den Eindruck, dass der LI gekont ist. Gerne auch werden den Männern Eigentschaften zugeschrieben, die, äh, sagen wir für Männer eher nicht typisch sind.

Zitat
- Was glaubt ihr wie ein Charakter gestalten sein muss, um beide Geschlechter gleichermaßen anzusprechen?
Tja, hm. Ich weiß nicht, ob das "gleichermaßen ansprechen" überhaupt geht.
Titel: Re: Geschlecht des Protas - Entscheidend für die Zielgruppe?
Beitrag von: Fianna am 05. Februar 2013, 20:11:50
Ich habe aufgrund des Eingangsbeitrages diesen Eindruck gewonnen.
Titel: Re: Geschlecht des Protas - Entscheidend für die Zielgruppe?
Beitrag von: Debbie am 05. Februar 2013, 21:46:16
Zitat von: Fianna am 05. Februar 2013, 20:11:50
Ich habe aufgrund des Eingangsbeitrages diesen Eindruck gewonnen.

Ich denke das Missverständnis hat sich nach den ganzen Posts geklärt  ;)
Titel: Re: Geschlecht des Protas - Entscheidend für die Zielgruppe?
Beitrag von: Ryadne am 05. Februar 2013, 23:27:14
Zitat von: Debbie am 05. Februar 2013, 17:38:55
- Bevorzugt ihr Bücher mit Protagonisten eures eigenen Geschlechts? Beobachtet ihr das vielleicht bei anderen?

Ich bevorzuge in der Regel eher männliche Protagonisten, denn wie es auch bei Churke schon angeklungen ist - sie sind häufig aktivere und gewissermaßen glaubwürdigere Figuren. Das finde ich zwar schade und ich kann mir nicht völlig erklären, woran es liegt, aber Frauen in der Fantasyliteratur wirken mir einfach häufig zu... bemüht, schematisch oder zu bemüht anti-schematisch. ;)
Bei Young Adult ist es aber anders; da mag ich es sogar einen Tick lieber, wenn Frauen die Protagonisten sind; das mag einerseits daran liegen, dass ich mich mit denen noch besser identifizieren kann, andererseits haben sie aber generell ein ehrlicheres Profil als erwachsene Fantasy-Frauen.
Wenn ich selbst schreibe, sind meine Hauptfiguren meistens auch erwachsene Männer oder jugendliche Mädchen, wobei ich da eigentlich nicht aktiv drüber nachdenke, es kommt halt immer so. Vielleicht eine Gewohnheitssache.

Ich vermute, dass Frauen insgesamt das Geschlecht eher egal ist, während Männer männliche Protas spannender finden.

Zitat von: Debbie am 05. Februar 2013, 17:38:55
- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch besonders gut gefallen und warum?
Da gibt's viele. Zum Beispiel Cormac Conlingas aus Der Sohn der Sidhe. Er hat so einen schwarzen Humor. :) Oder Leroux aus A Midnight Opera, eine auf stimmige Weise widersprüchliche Figur.

Zitat von: Debbie am 05. Februar 2013, 17:38:55
- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch in den Wahnsinn getrieben und warum?
Häufig gilt das für Figuren, die ich im Grunde mag, die aber irgendwie was an sich haben, was total stört. Andrej aus Die Chronik der Unsterblichen etwa - wann lernt der Kerl endlich mal, auf seine innere Stimme zu hören?! :brüll:

Zitat von: Debbie am 05. Februar 2013, 17:38:55- Ist der männliche LI in eher "typischen" Frauenromanen auch als Identifikationsfigur oder lediglich als Projektionsfläche angelegt? (Antworten darauf würden mich v. a. aus Sicht der Männer interssieren  :hmhm?:)
Habe es selten erlebt, dass ich mich mit solchen Typen mal hätte identifizieren können.

Zitat von: Debbie am 05. Februar 2013, 17:38:55- Was (wenn ihr oben mit einem "Ja" antwortet) hat der/die AutorIn dabei falsch gemacht?
Das ist eine Oder-Frage. ;)
Wie auch schon gesagt wurde - diese Figuren sind oft zu einseitig. Jaa, der Bad Boy kann sich mal als Held erweisen und so ein Zeug, aber trotzdem sind sie in aller Regel keine ambivalenten Figuren, auf ihre Art sind sie doch meist einseitig und werden zu sehr auf die Bedürfnisse der weiblichen Protagonistin angepasst.

Zitat von: Debbie am 05. Februar 2013, 17:38:55- Denkt ihr, dass Frauen eher bereit sind Bücher mit einem männlichen Protagonisten zu lesen als umgekehrt?
Ja, s.o.

Zitat von: Debbie am 05. Februar 2013, 17:38:55- Was glaubt ihr wie ein Charakter gestalten sein muss, um beide Geschlechter gleichermaßen anzusprechen?
Hm. Geschlechtsneutraler Roboter?
Titel: Re: Geschlecht des Protas - Entscheidend für die Zielgruppe?
Beitrag von: Ludovica am 06. Februar 2013, 00:25:51
Zu müde, um hier alle Fragen abzuarbeiten (werd ich vielleicht morgen machen  :hmmm:) aber zu einer Frage würde ich doch gerne etwas sagen:

ZitatIst der männliche LI in eher "typischen" Frauenromanen auch als Identifikationsfigur oder lediglich als Projektionsfläche angelegt?

Ich lese persönlich sehr gerne Romane von Julia Quinn, einer Regency-Romance-Autorin (und einige andere Regency-Romance-Romane), deren Geschichten in jedem Buch um zwei bestimmte Charaktere herum aufgebaut sind (mit meist sehr großen Familien als Hintergrund und Sidekicks) und ich muss sagen, ja, ich kann mich sehr gut mit den männlichen Teilen dieser Partnerschaften identifizieren. Einfach, weil diese Charaktere realistisch gemacht sind - trotz der Einfachheit, die diese Art von Büchern mit sich bringen. Bei Quinn hat im Prinzip jeder Charakter ein Kernproblem, das dann im Roman neben der Romanze aufgearbeitet wird.

Die Serie, die mich verrückt nach ihren Sachen gemacht hat, war die über die Bridgerton-Familie, die zur Hälfte aus Männern besteht, und bei der jedes der 7 Kinder seine eigene Lovestory bekommt - und nachdem man die anderen Charaktere in früheren Büchern schon immer im Hintergrund hat, wachsen sie einem durchaus ans Herz (und man sieht die Jungs erst mal aus der Sicht einer Schwester oder eines Bruders, bevor man sie aus der Sicht der zukünftigen Partnerin erlebt). Die Geschichten sind wirklich einfach und sehr leichtherzig (mit Ausnahmen), aber jeder der Männer hat Humor, Schwächen, Ängste, die sich jeweils von den anderen unterscheiden... Wobei da natürlich dazukommt, dass man die Hälfte der Geschichten aus ihrer Perspektive erzählt bekommt - und dabei ihre Ticks so genau kennen lernt, dass man sie nicht mehr wirklich als Projektionsfläche gebrauchen kann  ;D

Ich muss aber auch sagen, dass ich keine YA-Romane lese, und auch keine Dark Romance; wahrscheinlich sind die Herren der Schöpfung in diesen Romanzen generell anders aufgebaut.
Titel: Re: Geschlecht des Protas - Entscheidend für die Zielgruppe?
Beitrag von: Debbie am 06. Februar 2013, 09:08:36
@Ludovica: [OT] Da könnte Dir die "Die Macht der Seelen"-Reihe (Finding Sky und ff) gut gefallen. Sie fängt zwar mit dem jüngsten Bruder an - und fällt damit noch in die YA-Sparte - fährt dann aber mit den älteren Brüdern fort. Im Grunde ist sie genauso aufgebaut, wie du das von den Quinn Romanen beschreibst. [OT]


Besteht Interesse daran, dass ich die interessantesten Antworten auf die verschiedenen Fragen im Eingangspost aufführe?
Titel: Re: Geschlecht des Protas - Entscheidend für die Zielgruppe?
Beitrag von: Mondfräulein am 18. Februar 2013, 20:21:16
Zitat von: Debbie am 05. Februar 2013, 17:38:55
- Bevorzugt ihr Bücher mit Protagonisten eures eigenen Geschlechts? Beobachtet ihr das vielleicht bei anderen?

Nein, zumindest nicht bewusst. Aber wenn ich daran denke, ist das vielleicht schon etwas dran. Man kann sich doch meistens mit dem eigenen Geschlecht besser identifizieren, oder? Es sind doch die allermeisten All Age post-Twilight Urban Fantasy Romane aus der Sicht einer weiblichen Person geschrieben, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Kann auch daran liegen, dass es da meistens um Liebesgeschichten geht und eben darum, dass sich Mädchen selbst in die Rolle der Bella reinträumen können, der ein Edward erscheint.
Das Problem ist aber auch, dass ich mich in männliche Figuren viel leichter verliebe als in Weibliche. Das merke ich auch bei meinen Charakteren, Frauen so hinzubekommen, dass ich sie wirklich mag, ist schwerer. Liegt das daran, dass ich persönlich auch auf Männer stehe und nicht auf Frauen? Das finde ich interessant. Generell ist es ja auch schon toll, sowas aus der Sicht eines Jungen zu lesen, aber das kommt sehr aufs Genre an, und somit auch auf die Zielgruppe. Ich glaube, wer Bücher liest, weil es ihm um Literatur geht, Sprache und das alles, also nicht unbedingt Twilight-Kundschaft, dem wird das irgendwie egal sein. Wer allerdings liest, um von Edward zu träumen, der wird da eher Vorlieben haben.

Zitat von: Debbie am 05. Februar 2013, 17:38:55
- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch besonders gut gefallen und warum?

Oh je... meine eigenen? ;D Ich war sehr, sehr, sehr verliebt in Nathanael aus der Bartimäus-Trilogie von Jonathan Stroud. Irgendwie war er... scheußlich. Wirklich ein Ekel, egoistisch, aber darin dann wiederum so gut gezeichnet, dass ich ihn innig geliebt habe. Das macht einen guten Charakter aus, glaube ich. Er hatte trotz allem immer noch genug Menschliches und war immer nachvollziehbar, ich war ihm nicht böse, wenn er absolut doof war, auch wenn ich niemals gehandelt hätte wie er, er war in sich einfach so toll gemacht, dass ich ihn gerade deswegen geliebt habe. Ich habe aber auch eine absolute Schwäche für böse Jungs...

Zitat von: Debbie am 05. Februar 2013, 17:38:55
- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch in den Wahnsinn getrieben und warum?

Edward aus Twilight. Der war einfach... :brüll: Permanent jammert er nur rum und blaaah, Belle, ich muss gehen, ich bin ja so böse und schlecht für dich und Glitzerglitzer und jammerjammer und Jacob, mach Bella ein Kind, damit ich weiter in der Ecke rumsitzen kann und ich gehe dann mal wieder heulen und jammern... dem Kerl hätte ich gerne mit der Bratpfanne eins übergezogen. Jammerlappen.

Zitat von: Debbie am 05. Februar 2013, 17:38:55
- Ist der männliche LI in eher "typischen" Frauenromanen auch als Identifikationsfigur oder lediglich als Projektionsfläche angelegt?

Ich denke, das kommt ganz auf den Roman an. Aber ich lese sowas eigentlich nicht, insofern... gibt aber bestimmt beides.

Zitat von: Debbie am 05. Februar 2013, 17:38:55
- Denkt ihr, dass Frauen eher bereit sind Bücher mit einem männlichen Protagonisten zu lesen als umgekehrt?

Potenziell ja. Sagt mein Bauchgefühl. Aber genau kann ich das nicht sagen, weil ich kein Mann bin.

Zitat von: Debbie am 05. Februar 2013, 17:38:55
- Was glaubt ihr wie ein Charakter gestaltet sein muss, um beide Geschlechter gleichermaßen anzusprechen?

Der sicherste Weg wird wohl immer sein, seinen Charakter realistisch zu gestalten, mit vielen Facetten, sodass er unabhängig vom Geschlecht der Leser interessant ist. Jeder Charakter braucht Schwächen und Stärken und seine ganz eigene Stimme, damit er gut im Gedächtnis bleibt. Wenn ein Charakter so gestaltet ist, dann mag ich ihn auch egal ob er Männchen oder Weibchen ist. Man kann natürlich sagen, dass Männer keine absoluten Zicken mögen, aber so allgemein sollte man einfach immer sein Bestes geben.
Titel: Re: Geschlecht des Protas - Entscheidend für die Zielgruppe?
Beitrag von: Junipera am 19. Februar 2013, 19:55:58
Zitat- Bevorzugt ihr Bücher mit Protagonisten eures eigenen Geschlechts? Beobachtet ihr das vielleicht bei anderen?
Ich bevorzuge männliche Protagonisten, was eventuell daran liegt das viele Frauenfiguren so übertrieben "FRAU" sind. (zu weinerlich, zu zickig, zu etc.)

Zitat- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch besonders gut gefallen und warum?
Kvothe ("Der Name des Windes") oder John Schnee ("GoT"). Warum? Kvothe fand ich vielseitig und trotzdem bleibt immer ein wenig Geheimnisvolles an ihm. John ist einfacher gestrickt und dennoch mag ich seine gute Art.

ZitatWelcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch in den Wahnsinn getrieben und warum?

ZitatEdward aus Twilight. Der war einfach...  Permanent jammert er nur rum und blaaah, Belle, ich muss gehen, ich bin ja so böse und schlecht für dich und Glitzerglitzer und jammerjammer und Jacob, mach Bella ein Kind, damit ich weiter in der Ecke rumsitzen kann und ich gehe dann mal wieder heulen und jammern... dem Kerl hätte ich gerne mit der Bratpfanne eins übergezogen. Jammerlappen.

Das Unterschreib ich gern! *Grusel*


Zitat- Ist der männliche LI in eher "typischen" Frauenromanen auch als Identifikationsfigur oder lediglich als Projektionsfläche angelegt?
Ich behaupte schlicht dass es gewollt ist den Mann als Projektionsfläche anzulegen, damit möglichst viele Frauen darauf eingehen und mitschwärmen können. Die eigene Fantasie baut die meist einfachen Charaktere mit aus und macht Sie Individuell zum Mann Ihrer Träume... :-)


Zitat- Denkt ihr, dass Frauen eher bereit sind Bücher mit einem männlichen Protagonisten zu lesen als umgekehrt?
Nein, ich glaube jede Frau tickt da anders. Bei Männern denke ich wird definitiv die männliche Rolle bevorzugt.


Zitat- Was glaubt ihr wie ein Charakter gestaltet sein muss, um beide Geschlechter gleichermaßen anzusprechen?
Ich denke so eine Figur darf nicht zu Überzeichnet sein, nicht Typisch Mann oder Frau eben.
Eine Frauenfigur mit Schuh und Kleidertick wird auch mehr eine Frau ansprechen.
Eine Männerfigur mit Fußballfangehabe und Whiskey vorliebe eher ein Mann ansprechen.
Die Figur sollte trotz Geschlecht eher etwas neutral wirken. Als bestes Beispiel fällt mir hierzu Harry Potter ein. Mir fällt bei Ihm keine typische Jungeneigenschaft ein außer Quidditch.

Titel: Re: Geschlecht des Protas - Entscheidend für die Zielgruppe?
Beitrag von: Luna am 20. Februar 2013, 12:50:51
Interessanter Thread :). Gerade letztens habe ich darüber nachgedacht, ob es nur meine selektive Wahrnehmung ist, oder ob in "Abenteuer" Büchern wirklich die Mehrzahl der Protas männlich ist.
Mir fielen da gleich solche Hohlbein-Baukasten-Bücher ein: Junge gerät in andere Welt und erlebt Abenteuer, aber auch Stephen Kings Talisman, in dem der 12-jährige Jack Bekanntschaft mit einer Parallelwelt macht. Da habe ich mir gedacht, warum muss es denn immer ein Junge sein? Warum kann der Autor nicht mal ein Mädchen nehmen und Abenteuer erleben lassen, wie es bei His Dark Materials der Fall war? Ich fand das so klasse, dass es eben mal kein Junge war. Natürlich ist das nicht der einzige Grund, warum ich die Bücher so liebe.

Zitat
- Bevorzugt ihr Bücher mit Protagonisten eures eigenen Geschlechts? Beobachtet ihr das vielleicht bei anderen?
Bei mir ist eher das Thema des Buches entscheidend. Ansonsten lese ich gerne Bücher mit starken Protagonistinnen. Vi aus Brent Weeks Schattentriologie hat mir da gut gefallen und die Arya Kapitel aus ASOIAF habe ich verschlungen, überhaupt hat George R. R. Martin viele starke Frauenfiguren :jau:.

Zitat
- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch besonders gut gefallen und warum?
Hach ich mag Tyrion :wolke: und habe generell eine Schwäche für verkorkste, zynische Typen.

Zitat
- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch in den Wahnsinn getrieben und warum?
Richard Rahl aus den Schwert der Wahrheit Büchern. Ich liebe diese Serie und ich mag eigentlich auch ihn recht gerne, nur manchmal nervt er mich tierisch mit seiner Gutmenschenart.
Wer hat noch mal Moorcocks Elric von Melnibone erwähnt? Lang wars her, als ich den (nicht zuende) gelesen habe. Den mochte ich auch nicht. Konnte mich über den nur aufregen. Irgendwo in den weiten des Netzes habe ich mal irgendwas in der Art gelesen, dass das so ein Typ ist, den niemand in einer Rollenspielgruppe haben will: Er hat ein magisches Schwert, das er nicht kontrollieren kann, tötet aus Versehen oft die ihm Nahestehenden, zieht allen Ärger an und reitet andere mit ins Schlamassel ;D. Das fand ich sehr passend

Zitat
- Ist der männliche LI in eher "typischen" Frauenromanen auch als Identifikationsfigur oder lediglich als Projektionsfläche angelegt? (Antworten darauf würden mich v. a. aus Sicht der Männer interssieren  :hmhm?:)
Puh, um solche Bücher mache ich immer einen weiten Bogen. Ich würde aber auch sagen, dass er eine Projektionsfläche abgeben, der möglichst viele Frauen zum Schwärmen bringen soll.

Zitat
- Was (wenn ihr oben mit einem "Ja" antwortet) hat der/die AutorIn dabei falsch gemacht?
Oft sind diese Teenie- oder Frauenschwärme doch ziemlich blass und überperfekt.

Zitat
- Denkt ihr, dass Frauen eher bereit sind Bücher mit einem männlichen Protagonisten zu lesen als umgekehrt?
Irgendwo habe ich mal aufgeschnappt, dass es bei Verlagen/Agenturen ein ungeschriebenes Gesetz geben soll: Keine Frauen als Protas in Thrillern. Die sollen wohl mehr von Männern gelesen werden und die würden nichts über eine Frau als Hauptfigur lesen wollen. Wenn das stimmt, kann ich mich da nur drüber aufregen. Thriller ist nicht so mein Genre, von daher kann ich jetzt nicht sagen, ob es da viele mit weiblichen Protas gibt oder ob die alle nur das Opfer mimen dürfen.

Zitat
- Was glaubt ihr wie ein Charakter gestaltet sein muss, um beide Geschlechter gleichermaßen anzusprechen?
Zitat von: Leann am 05. Februar 2013, 19:09:12
Er muss echt und stimmig sein, Ecken und Kanten haben, eben "menschlich" sein und sich nicht nur auf das Geschlecht reduzieren.
Das unterschreibe ich mal so.

Titel: Re: Geschlecht des Protas - Entscheidend für die Zielgruppe?
Beitrag von: Lovagh am 23. Februar 2013, 22:40:04
Zitat- Bevorzugt ihr Bücher mit Protagonisten eures eigenen Geschlechts? Beobachtet ihr das vielleicht bei anderen?
Das kommt bei mir darauf an, ob der Protagonist des anderen Geschlechts dieses auch verkörpert. Wenn das Geschlecht ohne größere Änderungen an den Beschreibungen und Handlungen austauschbar ist, wäre er mir in meinem Geschlecht lieber.
Zitat- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch besonders gut gefallen und warum?
In der Trilogie "Die Drachenkämperin" von Licia Troisi hat die Protagonistin authentisch gewirkt, war nicht mit einem Mann zu verwechseln und trotzdem konnte ich mich in ihre Welt hineinversetzen.
Zitat- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch in den Wahnsinn getrieben und warum?
In ersten Buch der Trilogie "Die Schattenkämpferin" ebenfalls von gleicher Autorin ist es dieser nicht gelungen, die Protagonistin echt wirken zu lassen. Man hätte sie leicht gegen einen Mann austauschen können oder vielleicht einen Ork; es hätte keinen Unterschied gemacht. Das hat mir nicht gefallen und ich habe den zweiten Band, den ich besitze, nicht angerührt und den dritten schon gar nicht gekauft.
Zitat- Was glaubt ihr wie ein Charakter gestaltet sein muss, um beide Geschlechter gleichermaßen anzusprechen?
Der Charakter sollte als Vertreter seines Geschlechts auftreten können, ohne dass der Autor dabei zu stark auf Klischees zurückgreift. Zudem müsste der Charakter für das andere Geschlecht etwas attraktiv wirken, aber nur in dem Maß, dass ein gleichgeschlechtiger den Charakter nicht als Konkurrenten ansehen kann.
Titel: Re: Geschlecht des Protas - Entscheidend für die Zielgruppe?
Beitrag von: Naudiz am 23. Februar 2013, 23:30:28
Zitat von: Debbie am 05. Februar 2013, 17:38:55
- Bevorzugt ihr Bücher mit Protagonisten eures eigenen Geschlechts? Beobachtet ihr das vielleicht bei anderen?

Früher habe ich fast ausschließlich Bücher mit weiblichem Protagonisten gelesen. Mittlerweile hat sich das ins Gegenteil verkehrt - was nicht heißt, dass ich einen gut gemachten weiblichen Perspektivträger nicht zu schätzen weiß. Nur leider findet man sie so selten... gerade in der Post-Twilight-Welle der YA und Romantasy sind die Protagonistinnen oft furchtbar eindimensional. Ausnahmen bestätigen die Regel. Die Allie aus der Night School-Reihe von C.J. Daugherty hat mir beispielsweise wahnsinnig gut gefallen, da sie sehr authentisch ist.

Zitat- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch besonders gut gefallen und warum?

Hm... Spontan fällt mir da Kellhus aus der The Prince of Nothing-Reihe von R. Scott Bakker ein. Allerdings weniger, weil er so sympathisch wirkt, sondern eher, weil er so vielschichtig ist. Mir ist selten eine Figur begegnet, die trotz offensichtlichem Gary Stu-Dasein und Ihbärghs-Arroganz so wahnsinnig faszinierend ist.

Ansonsten mochte ich auch Glokta aus der Klingen-Reihe (Joe Abercrombie) und Tyrion aus ASoIaF, beide vor allem aufgrund ihrer zynischen Art.

Zitat- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch in den Wahnsinn getrieben und warum?

Edward aus der Twilight-Saga. Definitiv. Ich glaube, ich habe noch nie eine Figur mit solcher Inbrunst gehasst. Was für ein widerlicher Kontrollfreak. Von der Jammerigkeit ganz zu schweigen.

Zitat- Denkt ihr, dass Frauen eher bereit sind Bücher mit einem männlichen Protagonisten zu lesen als umgekehrt?

Ich lese aus der Sicht von zynischen Mistkerlen und mag Frauen in vielen Fällen nicht gern als Perspektivträger. Eine Freundin hingegen lehnt es strikt ab, aus der Sicht von Männern zu lesen,  wobei das auch mit ihrer Einstellung zu tun hat (sie ist Hardcore-Feministin). Von daher: Das kann man nicht pauschalisieren. Jeder Mensch hat seine eigenen Vorlieben.

Zitat- Was glaubt ihr wie ein Charakter gestaltet sein muss, um beide Geschlechter gleichermaßen anzusprechen?

Er muss authentisch sein. Niemand mag Pappaufsteller (außer vielleicht die Generation Twilight... ohne jetzt jemanden diskriminieren zu wollen- ich mochte die Bücher auch, aber die Figuren waren für mich absolut irghs). Klischees sind, sofern sie nicht nachvollziehbar zum Charakter der Figur gehören, ein No-Go. Die Attraktivität sollte nicht im Vordergrund stehen (darüber lässt sich natürlich streiten, aber ich selbst kann mich mit supermodelschönen Figuren nicht identifizieren - ich meine, wie oft sieht man so etwas im echten Leben außerhalb der Hochglanzmagazine?)
Titel: Re: Geschlecht des Protas - Entscheidend für die Zielgruppe?
Beitrag von: Maran am 24. Februar 2013, 19:25:01
Zitat von: Debbie am 05. Februar 2013, 17:38:55
- Bevorzugt ihr Bücher mit Protagonisten eures eigenen Geschlechts? Beobachtet ihr das vielleicht bei anderen?

- Was glaubt ihr wie ein Charakter gestaltet sein muss, um beide Geschlechter gleichermaßen anzusprechen?

Ich beantworte diese beiden Fragen, da sie in Zusammenhang stehen.

Bücher mit weiblichen Hauptfiguren habe ich noch nie bevorzugt, was im Umkehrschluß nicht heißt, daß ich Bücher mit männlichen Hauptfiguren bevorzuge. Ich lese Geschichten, keine Charaktere.  :P Und genau ist wohl auch der springende Punkt bei der Beantwortung der zweiten Frage: Glaubhafte Charaktere in einer gut geschriebenen Geschichte.

Allerdings finde ich es fürchterlich, wenn eine gute Grundidee durch klischeehaft handelnde und denkende Charaktere ge-/zerstört wird, wobei das Geschlecht der Charaktere unerheblich ist. Natürlich hängt es auch vom Genre ab. Liebesgeschichten z.B. dürfen gerne etwas überzeichnete Figuren beinhalten, wenn dazu allerdings sonst nur hohle Köpfe kommen, dann stößt mich das ab.
Titel: Re: Geschlecht des Protas - Entscheidend für die Zielgruppe?
Beitrag von: Verwirrter Geist am 11. März 2013, 23:11:34
Sehr interessante Thesen bzw. Fragen.

Da du ja insbesondere nach männlichen Meinungen gefragt hast, hier kommt noch eine.  :)

Zitat- Bevorzugt ihr Bücher mit Protagonisten eures eigenen Geschlechts? Beobachtet ihr das vielleicht bei anderen?

Jain. Ja, weil ich tatsächlich deutlich mehr (Fantasy)Bücher mit männlichen Protas gelesen habe, nein, weil das eigentlich nie eine bewusste Entscheidung war. Viele meiner männlichen Freunde lesen allerdings ausschließlich Bücher mit männlichen Protas. Die Frauen meines Freundeskreises scheinen aufgeschlossener.

Zitat
- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch besonders gut gefallen und warum?

Ich persönlich mochte Nynaeve aus dem "Rad der Zeit" immer sehr. Sie war so kantig und besonders, dass ich immer zwischen Zuneigung und dem Wunsch sie zu verprügeln hin und her schwankte. Das ist ohnehin eines meiner wichtigsten Kriterien für gute Charaktere: Sie müssen mich emotional bewegen(nicht berühren!) können.

Zitat- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch in den Wahnsinn getrieben und warum?

Ich glaube sie hiess "Dubhe" aus "Die Schattenkämpferin - Das Erbe der Drachen". Warum? Unglaublich flach, unglaublich limitiert in ihrer Motivation und unglaublich wankelmütig in allem Anderen - schrecklich!

Zitat- Ist der männliche LI in eher "typischen" Frauenromanen auch als Identifikationsfigur oder lediglich als Projektionsfläche angelegt? (Antworten darauf würden mich v. a. aus Sicht der Männer interssieren  :hmhm?:)

Ich frage mich gerade, was ein typischer Frauenroman ist? Ich lese Romantasy z.B einfach überhaupt nicht, kann dazu also wenig sagen. Was ich aber schon lese sind romantische Krimis, gerade solche, die in der viktorianischen Zeit. Da empfinde ich die LI's als reine Projektionsflächen.

Zitat- Was (wenn ihr oben mit einem "Ja" antwortet) hat der/die AutorIn dabei falsch gemacht?

Ich frage mal zurück: Warum sollte das falsch sein? War Twilight nicht insbesondere deswegen so erfolgreich, weil alle Charaktere nur Projektionsflächen waren? Ich finde LI's dürfen ruhig flach sein.

Zitat- Denkt ihr, dass Frauen eher bereit sind Bücher mit einem männlichen Protagonisten zu lesen als umgekehrt?

Meine Erfahrung sagt ja, wobei ich eigentlich keinen logischen Grund sehe. Ich finde weibliche Protas grundsätzlich sehr ansprechend, nur kommen sie in der Sparte von Lowfantasy die ich mag, einfach fast nie vor.

Zitat- Was glaubt ihr wie ein Charakter gestaltet sein muss, um beide Geschlechter gleichermaßen anzusprechen?

Neben den "üblichen" Kriterien für einen guten Charakter kommt es dann wohl besonders darauf an, dass er an beiden Ufern fischt. Das meine ich nicht amourös, sondern von seinem Verhalten her. Solche Charakter müssten sich von den Rollenklischees entfernen, ohne das man das als Leser hinterfragt.


Pauschal habe ich das Gefühl, dass bei Neuerscheinungen abseits des Mainstreams weibliche Protas jedenfalls absolut die Vorherrschaft übernommen haben.
Titel: Re: Geschlecht des Protas - Entscheidend für die Zielgruppe?
Beitrag von: Amberle am 14. März 2013, 15:19:54
Zitat- Bevorzugt ihr Bücher mit Protagonisten eures eigenen Geschlechts? Beobachtet ihr das vielleicht bei anderen?
Nein, mir ist das egal. Bei anderen achte ich nicht so sehr darauf.

Zitat- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch besonders gut gefallen und warum?
Jace aus den Chroniken der Unterwelt und Bast aus der Name des Windes. Sie sind zu einen einfach cool und zum andern mag ich, dass man manchmal wirklich überlegen muss, ob sie nun zu den 'Guten' gehören.

Zitat- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch in den Wahnsinn getrieben und warum?
Kip aus Schwarzes Prisma. Er ist die ganze Zeit nur am jammern und suhlt sich in Selbstmitleid.

Zitat- Denkt ihr, dass Frauen eher bereit sind Bücher mit einem männlichen Protagonisten zu lesen als umgekehrt?
Ja, ich denke schon. (Aber vielleicht hat mich dieser Threat auch schon zu sehr geprägt. ;))

Zitat
- Was glaubt ihr wie ein Charakter gestaltet sein muss, um beide Geschlechter gleichermaßen anzusprechen?
Erstmal muss es überhaupt eine gute Figur sein und nicht irgendeine Mary Sue oder ein Gary Stue. Umgekehrt sollte es auch keiner sein, der nur jammert und alles den Nebenfiguren überlässt.
Titel: Re: Geschlecht des Protas - Entscheidend für die Zielgruppe?
Beitrag von: Joel am 14. März 2013, 15:50:32
Ok, hier kommt noch eine männliche Meinung  :)

Zitat- Bevorzugt ihr Bücher mit Protagonisten eures eigenen Geschlechts? Beobachtet ihr das vielleicht bei anderen?
Spontan würde ich sagen: Nein! Wenn ich aber einen Blick in mein Bücherregal werfe und mir da mal die Verteilung von männlichen und weiblichen Protagonisten/Protagonistinnen anschaue, dann sind die männlichen Protagonisten bei mir mit großem Abstand in der Überzahl.
Das ist spannend, normalerweise rede ich mir ein, dass ich da nicht explizit darauf achte, aber es scheint wohl doch so zu sein, dass sich daraus schließen ließe, dass ich Protagonisten des eigenen Geschlechts bevorzuge.

Zitat- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch besonders gut gefallen und warum?
Katniss aus "Die Tribute von Panem" hat mir sehr gut gefallen. Sie ist energisch, handelt rasch und die Ereignisse, die sie erlebt, gehen nicht spurlos an ihr vorbei, sondern hinterlassen ihre Spuren.

Zitat- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch in den Wahnsinn getrieben und warum?
Ich glaube, wirklich in den Wahnsinn getrieben hat mich noch niemand. Ich muss aber zugeben (ich weiß nicht, wie sich die Geschichte noch weiterentwickeln wird), dass Sansa Stark aus "Das Lied von Eis und Feuer" mir manchmal auf die Nerven geht. Vor allem zu Anfang der Geschichte wirkt sie absolut naiv und verträumt auf mich und bisher habe ich bei ihr auch noch keine Entwicklung feststellen können, die mich in ihren Bann zieht.

Zitat- Denkt ihr, dass Frauen eher bereit sind Bücher mit einem männlichen Protagonisten zu lesen als umgekehrt?
Ich glaube: Ja.

Zitat- Was glaubt ihr wie ein Charakter gestaltet sein muss, um beide Geschlechter gleichermaßen anzusprechen?
Der Leser/die Leserin muss schnell einen Zugang zum Charakter finden, der Charakter muss eine interessante Hintergrundgeschichte haben, darf nicht flach gestrickt sein und muss vermutlich auch Ecken und Kanten haben, an denen man sich stoßen kann.
Davon unabhängig bin ich aber der Ansicht, dass ein super Charakter in einer langweiligen Geschichte untergehen kann und darum sollte auch der Rahmen, in dem der Charakter sich bewegt, passen.
Titel: Re: Geschlecht des Protas - Entscheidend für die Zielgruppe?
Beitrag von: Mogylein am 18. März 2013, 16:36:06
Zitat- Denkt ihr, dass Frauen eher bereit sind Bücher mit einem männlichen Protagonisten zu lesen als umgekehrt?


Weil hier so oft angemerkt wurde, dass es stimmt, aber keiner dafür einen Grund weiß:
Aus dem selben Grund, warum es gesellschaftlich akzeptiert ist, dass Frauen Hosen tragen, aber Männer keine Röcke. Aus dem gleichen Grund, warum Frauen mittlerweile Anwälte und Chefs sein dürfen, aber Sekretär und Hausmann werden komisch angeschaut. Eben aus dem Grund, dass "Du spielst wie ein Mädchen"  und "Du hast dich von einem Mädchen besiegen lassen" Beleidigungen sind. In all diesen Kleinigkeiten sehen wir, wie weit wir von tatsächlicher Gleichberechtigung noch eine ganze Weile entfernt sind und dass es eben für den Mann als 'Schwäche' zählt, etwas "Weibisches" zu machen (zum Beispiel, sich in den Kopf einer weiblichen Figur einzudenken).

Titel: Re: Geschlecht des Protas - Entscheidend für die Zielgruppe?
Beitrag von: Amberle am 18. März 2013, 16:47:04
Das klingt sinnvoll Mogylein. Aber was bedeutet das nun für uns Schriftsteller? Nur noch Romane mit männlichen Protas schreiben, damit die Zielgruppe möglichst groß ist? Ich meine, es gibt ja auch genügend Bestseller mit weiblichen Protas. :hmmm:
Titel: Re: Geschlecht des Protas - Entscheidend für die Zielgruppe?
Beitrag von: Kati am 18. März 2013, 16:56:33
Ich denke, es bedeutet eher, dass wir aufhören sollten, in unseren Büchern diese Sache auch noch zu unterstützen. "Heul mal nicht rum wie ein kleines Mädchen" oder "Du spielst Fußball wie ein Mädchen" liest man so oft und es geht in genau die Richtung, die Mogy angesprochen hat. Ein Junge sein ist toll, Mädchen dürfen das auch, ein Mädchen sein ist nicht so toll und Jungen dürfen das nicht. Anstatt jetzt weibliche Protagonisten ganz rauszuwerfen, sollte man vielleicht Bücher schreiben, in denen "weiblich" nicht mit "weniger gut" gleichgesetzt wird. In denen ein Junge, der "Mädchensachen" mag, nicht völlig selbstverständlich niedergemacht wird. Die "Gleichberechtigung" geht halt in eine Richtung, in der eine emanzipierte Frau männlich zu sein hat, weil "weiblich" blöd ist. Und das merkt man auch in Romanen. Und deshalb lesen Männer ungern Bücher mit Frauen als Protagonisten. Es sei denn die Protagonistin ist eine mordende, abgebrühte, gefühlskalte Kampfamazone. Dann ist sie ja stark und "männlich" und wieder in Ordnung.
Titel: Re: Geschlecht des Protas - Entscheidend für die Zielgruppe?
Beitrag von: Mogylein am 18. März 2013, 17:08:34
Was ich mir daher hernehme ist: Ich schreibe Charaktere, keine Männer oder Frauen. Mein Charakter kann pink lieben und Lippenstift tragen, ganz egal, ob er Mareike oder Herbert heißt. Und das sogar, ohne die Geschichte zum Issue-Book verkommen zu lassen und das wirklich zu thematisieren. Genauso dürfen Mareike und Herbert auch Fußball spielen. Und das sogar im pinken Trikot. Wenn sie das so möchten.


Eine Frau, die Sachen mag, mit der man typisch weiblich assoziiert, ist nicht weniger emanzipiert als eine, die mit Waffen hantiert, solange sie es sich selbst so ausgesucht hat. In letzter Zeit geht mir der Trend echt zu sehr dazu, dass alle Frauen emotionsarm und *tough* sein müssen, um "eine starke Frauenfigur" zu sein. Das ist Bullshit.
Titel: Re: Geschlecht des Protas - Entscheidend für die Zielgruppe?
Beitrag von: Debbie am 18. März 2013, 18:12:34
Zitat von: Mogylein am 18. März 2013, 17:08:34
Eine Frau, die Sachen mag, mit der man typisch weiblich assoziiert, ist nicht weniger emanzipiert als eine, die mit Waffen hantiert, solange sie es sich selbst so ausgesucht hat. In letzter Zeit geht mir der Trend echt zu sehr dazu, dass alle Frauen emotionsarm und *tough* sein müssen, um "eine starke Frauenfigur" zu sein. Das ist Bullshit.

Amen!  :omn:

So schön hat das hier glaube ich noch keiner gesagt  :)  Ich denke auch, Stärke muss nicht "Stärke" im maskulinen Sinn bedeuten. Es gibt soviele verschiedene Arten von Stärke, Macht, Überlegenheit ...
Titel: Re: Geschlecht des Protas - Entscheidend für die Zielgruppe?
Beitrag von: AlpakaAlex am 03. April 2022, 15:09:35
Nekromantieren wir mal weiter.

Bevorzugt ihr Bücher mit Protagonisten eures eigenen Geschlechts? Beobachtet ihr das vielleicht bei anderen?
Als nicht-binäre Person bin ich es natürlich komplett gewohnt, dass die Hauptfiguren in Geschichten nicht mein Geschlecht haben. Natürlich ist es definitiv ein Kaufargument für mich, wenn ein Buch mit nicht-binären Hauptfiguren daher kommt. Allerdings ist das natürlich absolut die Ausnahme. Davon abgesehen ist es einfach so, dass ich spezifisch ungerne Bücher über weiße cis Männer lese. Das hängt einfach damit zusammen, dass a) ich in meinem Leben einfach zu viele Bücher über weiße cis Männer gelesen habe und dass b) wenn es dann auch noch von einem weißen cis Mann (oder allgemein einer weißen cis Person) geschrieben ist, viele Aspekte des sozialen Miteinanders nicht richtig mitgedacht werden. Davon aber abgesehen bin ich relativ wenig kritisch, was Geschlechter angeht. Also trans männlich/weiblich nehme ich beides, cis Weiblich in der Regel auch.

Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch besonders gut gefallen und warum?
Ähm, ja, "das andere Geschlecht". Hier merkt man, wie alt dieser Thread ist. Es gibt so viele Geschlechter. Für mich sind auch die beiden "binär" gedachten Geschlechter anders.
Also ein Buch mit weiblicher Hauptfigur, das mir besonders gut gefallen hat, war The Arcadia Project von Mishell Backer. Millie ist ein wunderbar komplexer Charakter, der im Verlauf der Reihe einfach unglaublich wächst. Das hat mir sehr gut gefallen.
Ein Buch mit männlicher Hauptfigur, das mir gut gefallen hat ... Hmm, da muss ich mehr überlegen.  :hmmm: Wie gesagt, über cis Männer lese ich selten und Bücher mit trans Männern gibt es sehr wenige. Aber ich habe letztes Jahr die Urban Fantasy Reihe rund um Daniel Faust angefangen und die hat mich tatsächlich positiv überrascht. Der Hauptcharakter ist komplex, fähig ohne zu fähig zu sein und ist respektvoll gegenüber marginalisierten Gruppen. (Hey, seine Zieheltern sind ein schwules Paar. Das ist cool!)


Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch in den Wahnsinn getrieben und warum?
Auch hier mal wieder beide binären Geschlechter genannt.
Als weibliche Protagonistin ... Nun, da ich hier viel gelesen habe, fallen hier mir natürlich eine Menge Beispiele ein. Aber gut, extremstes Beispiel. Ich meine, ich könnte Jane Yellowstone nennen, aber die regt mich weniger wegen geschlechtlichen Sachen auf, als deswegen, weil die Bücher so unglaublich rassistisch geschrieben sind. Ich glaube, ich gehe tatsächlich an der Stelle mit Katniss Everdeen aus The Hunger Games. Sie ist so ein Charakter, bei dem ich es richtig gehasst habe, in ihrem Kopf festzustecken - und das wird mit jedem Band der Reihe schlimmer. Ugh.
Bei männlichen Protagonisten ist die Frage leicht: Harry Dresden aus den Dresden Files. Ich mache kein Geheimnis daraus, wie sehr ich die Bücher hasse und Harry ist einer der Gründe dafür. Er ist so egozentrisch, so selbstmitleidig und gleichzeitig sind seine Kräfte absolut inkonsistent geschrieben - er hat am Ende jeden Bandes eine absolut nicht aufgebaute Deus Ex Machina Lösung zur Hand. Was seine etwaigen Siege unverdient wirken lässt. Davon abgesehen denkt er mit seinen Genitalien und sexualisiert selbst minderjährige Kinder, sollten sie weiblichen Geschlechts sein.  :kotz:

Denkt ihr, dass Frauen eher bereit sind Bücher mit einem männlichen Protagonisten zu lesen als umgekehrt?
Ja, natürlich sind sie das. Das liegt daran, dass unsere Gesellschaft patriarchal gestaltet ist und der weiße, ablebodied, cis Mann der "Standardmensch" ist, mit dem wir uns zu identifizieren lernen von unserer Kindheit an. Da es eben gesellschaftlich die Norm ist, dass Geschichten mit weißen cis Männern für alle Konsument*innen sind und welche mit anderen Protagonist*innen eben eher für die entsprechende Gruppe, lernen alle, das so anzunehmen. Das ist halt natürlich mit dem Patriarchat eben sehr extrem. Geschichten mit Männern sind für alle, Geschichten mit Frauen nur für Frauen. Da müssen wir halt wirklich lernen von weg zu kommen. (Man denke nur an das ganze Geweine über die Marvel/Star Wars Filme mit weiblichen Hauptfiguren.)

Was glaubt ihr wie ein Charakter gestaltet sein muss, um beide Geschlechter gleichermaßen anzusprechen?
Die Sache ist: Das hat letzten Endes wenig damit zu tun, wie der Charakter gestaltet ist, sondern mit Sozialisierung. Wir müssen uns über die Sozialisierung hinweg setzen - anders können wir dieses Problem nicht auflösen.
Titel: Re: Geschlecht des Protas - Entscheidend für die Zielgruppe?
Beitrag von: Wintersturm am 03. April 2022, 17:15:04
Zitat- Bevorzugt ihr Bücher mit Protagonisten eures eigenen Geschlechts? Beobachtet ihr das vielleicht bei anderen?
Mann oder Frau ist mir an sich recht egal und mit anderen Ausrichtungen hatte ich bis jetzt in der Hauptrolle noch keine Berührungspunkte. Beide Geschlechter haben für sich genommen ihre Vor- und Nachteile aus Lesersicht.
Zitat- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch besonders gut gefallen und warum?
Nihal aus "Die Drachenkämpferin". Ich habe die Reihe in der Grundschule gelesen und habe sie nach etwas Eingewöhnung gemocht. Klar, man kann Nihal als Mary Sue bezeichnen, aber was soll´s. Sie macht keinen auf stummes Mauerblümchen, sondern geht ihren Zielen offen entgegen, strengt sich wirklich an, auch wenn es vielleicht nicht ganz freiwillig ist. Und das merkt man auch. Daneben ist sie als Kämpferin und Magierin natürlich sowieso cool. ;) Vor allem aber bleibt sie trotz all dem immer noch weiblich und mutiert nicht zum kompletten Mannsweib, wenn man das so sagen will.
Zitat- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch in den Wahnsinn getrieben und warum?
Cersei Lannister aus ASOIAF. Noch Fragen?
Ok, ich erkläre, warum mir der Charakter durch die ganzen Bücher und die ganze Serie hinweg auf den Geist ging und ich alle Kapitel/Szenen mit ihr gerne übersprungen hätte. Verlogen, arrogant, intrigant, selbstsüchtig, untreu, blind gegenüber ihren Fehlern und denen ihrer Familie und noch ein Haufen anderer Fehler, für die ich gerade nicht die richtigen Worte finde. Und damit meine ich nicht den Inzest. Das ist mir tatsächlich ziemlich egal und würde den Braten auch nicht mehr fett machen. Mir fällt jetzt gerade wirklich kaum eine gute Eigenschaft für sie ein. Höchstens, dass sie ihre Kinder liebt, aber das sollte sowieso selbstverständlich für Eltern sein.
Titel: Re: Geschlecht des Protas - Entscheidend für die Zielgruppe?
Beitrag von: Guddy am 03. April 2022, 18:33:07
Schwieriges Thema für mich je nach Bubble. Laut Definition so mancher bin ich nonbinary oder genderfluid, sehe das (also das ganze Themenspektrum rund um Geschlecht/errollen etc.) aber persönlich anders. Ich versuch's aber mal!

Zitat- Bevorzugt ihr Bücher mit Protagonisten eures eigenen Geschlechts? Beobachtet ihr das vielleicht bei anderen?
Ich achte da nicht auf das Geschlecht. Solange die Figur gut geschrieben ist und mir die Themen der Figur zusagen, habe ich da keine Vorlieben.  :)

Zitat- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch besonders gut gefallen und warum?
Zitat- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch in den Wahnsinn getrieben und warum?
Die beiden Fragen schiebe ich mal zusammen.
Ich verstehe die Frage ehrlich gesagt nicht.  ;D Es liegt ja nicht am Geschlecht der Figur, weshalb ich sie mag oder nicht, sondern daran, wie sie geschrieben ist.
Grundsätzlich mag ich es gar nicht, wenn Geschlechterklischees im Cast Überhand nehmen und man merkt, dass die Figuren mit einer bestimmten Vorstellung der Geschlechter geschrieben worden sind. "Frauen sind so und so, also sind alle Frauen im Roman so und so!"
Habe da aber kein konkretes Beispiel, da ich die Romane dann in aller regel einfach abbreche da es mich zu sehr ankotzt. Entsprechende Romane vergesse ich dann einfach.


Zitat- Ist der männliche LI in eher "typischen" Frauenromanen auch als Identifikationsfigur oder lediglich als Projektionsfläche angelegt?
Projektionsfläche.
Das ist auch der Grund, weshalb ich von heterosexuellen Autor*innen geschriebenen Gay-Romane eher kritisch gegenüber stehe. Habe den Eindruck, dass LGBTQ+-Menschen fetischisiert werden und das steht eher gegen eine echte Repräsentation. Hetero über Hetero sehe ich da weniger kritisch.

Zitat- Was (wenn ihr oben mit einem "Ja" antwortet, hat der/die AutorIn dabei falsch gemacht?
Naja, oft fehlt es an charakterlicher Tiefe und der LI verkommt als Wichsvorlage. Das finde ich je nach Genre nicht schlimm, da es da eben auch primär darum geht. Um Träume.

Zitat- Denkt ihr, dass Frauen eher bereit sind Bücher mit einem männlichen Protagonisten zu lesen als umgekehrt?
Ja, glaube ich persönlich schon. Sieht man ja allein schon an "männlichen" Fandoms, wenn da plötzlich eine weibliche Hauptrolle auftaucht. (siehe Rey in Star Wars).
Menners* sind es noch nicht so gewohnt, dass nicht mehr nur sie im Mittelpunkt stehen, die armen.

*Menners steht für mich für all jene Männer unter dem Schirm des Patriarchats, all jene Machos etc. Es steht nicht für aufgeklärte und reflektierte Männer. Und "Menner" ist auch nur in diesem Kontext zu lesen. Sie sind nicht per se schlecht, nur diesbezüglich zu gestrig

Zitat- Was glaubt ihr wie ein Charakter gestalten sein muss, um beide Geschlechter gleichermaßen anzusprechen?
Glaubwürdigkeit. Tiefe. Facettenreicher als "klischee-weiblich" und "klischee-männlich".

Zitat von: AlpakaAlexWelcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch besonders gut gefallen und warum?
Ähm, ja, "das andere Geschlecht". Hier merkt man, wie alt dieser Thread ist. Es gibt so viele Geschlechter.

Naja "anderen Geschlechts" heißt ja grammatikalisch nur, dass nicht das eigene gemeint ist. "anderer Haarfarbe" kann ja auch blond, schwarzhaarig etc beeinhalten. Sonst hieße es ja "des anderen Geschlechts"
Titel: Re: Geschlecht des Protas - Entscheidend für die Zielgruppe?
Beitrag von: NatNat am 03. April 2022, 18:37:17
Oh, ich will auch!


Bevorzugt ihr Bücher mit Protagonisten eures eigenen Geschlechts? Beobachtet ihr das vielleicht bei anderen?
Öh, ich schau jetzt nicht explizit, welches Geschlecht der Protagonist in einem Buch hat?  ??? Es ist mir tatsächlich relativ egal.
Wenn ich selbst schreibe, dann schreibe ich meist aus der weiblichen Sicht - ich weiß nicht einmal genau, weswegen. Weiblich,
das ist aber auch das Einzige, was gleich bleibt. Sie sehen immer völlig unterschiedlich aus.
Was das Lesen angeht ... Da ist es mir Tatsache ziemlich gleich, was der Prota für ein Geschlecht hat. Ich finde auch nicht, dass
das eine Rolle spielt - zumindest fällt mir nichts ein, wobei das eine Rolle spielen könnte.

Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch besonders gut gefallen und warum?
Äh. Ich wollte gerade Harry Potter sagen, weil das Tatsächlich das einzige Buch ist, was mir grad einfällt  :rofl:
Aber ich mochte Harry nicht, der war mir immer unsympathisch.
Halt ... da gibt es doch ein Buch. Der war zwar nicht der Protagonist, aber es wurde ab und an aus seiner Sicht erzählt.
Raphael, also Erzengel Raphael, aus den Nalini Singh Büchern fand ich immer ganz cool! Ein Warum gibt es da nicht einmal,
ich glaube, ich mag einfach seine direkte Art :D


Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch in den Wahnsinn getrieben und warum?
Harry Potter - hier passt er, Ha!  ;D Ich fand ihn so un-fass-bar langweilig. Ich meine ... ja, er sollte langweilig und normal sein,
damit man sich mit ihm identifizieren kann - aber ich fand ihn völlig unsympathisch. Hermine war toll. Fred und George waren toll -
aber Harry? Wäh.
Ansonsten mag ich Spade aus der Jeaniene Frost Reihe nicht wirklich - er ist kein Prota, aber eine der Hauptrollen ... je nach Buch.
Und er ist ein unheimlicher Chameur, noch dazu besitzergreifend und immer darauf aus, die Frau zu beschützen - irgendwie nervt mich das.

Denkt ihr, dass Frauen eher bereit sind Bücher mit einem männlichen Protagonisten zu lesen als umgekehrt?
Dazu kann ich gar nichts sagen ... ich kenne echt keinen, der da Unterschiede macht?

Was glaubt ihr wie ein Charakter gestaltet sein muss, um beide Geschlechter gleichermaßen anzusprechen?
Äh. Ääääh.  ??? Ich denke, man muss sich allgemein mit dem Protagonisten identifizieren können - völlig gleich, welches Geschlecht er hat.
Ich reite da eigentlich auch gar nicht soo massiv drauf herum, in meinen Büchern steht der Mensch (oder das Wesen :D ) im Vordergrund,
daher kann sich theoretisch jeder mit diesem Wesen befassen.
[/quote]
Titel: Re: Geschlecht des Protas - Entscheidend für die Zielgruppe?
Beitrag von: Der Inspektor am 03. April 2022, 19:25:40
Ich glaube auch, dass das Geschlecht für die meisten Leser bei den allermeisten Büchern keine Rolle spielt. Wenn es im Roman tatsächlich sehr stark um das Geschlecht geht (wenn es z.B. ein feministischer Roman ist, der genau das Thema im Zentrum hat) ist das natürlich etwas anderes. Dann verschiebt sich die Zielgruppe sicherlich zu einer vor allem weiblichen, aber ansonsten ist für die meisten Leser das Geschlecht doch eher uninteressant... solange sich die Protagonisten nicht wie Klischees anfühlen. Und das kommt vor.
Ich habe vor ein paar Monaten "Artemis" von Andy Weir gelesen und fand die Protagonistin grauenhaft. Sie war hypersexualisiert, total rotznäsig und asozial und wurde im Laufe des Buches auf jeder erdenkbaren Ebene immer unsympathischer. Eine Femme Fatale war sie dadurch nicht, denn dafür war sie geradezu peinlich naiv und so simpel wie ein Kleinkind. Sie war ein extremes Klischee, und das, obwohl der Autor augenscheinlich im Namen der Diversity unbedingt eine Frau mit nicht-weißem Hintergrund schreiben wollte. Hätte er besser mal gelassen. Von Weir kannte ich bis dahin nur den Film zum Buch "Der Marsianer", und den fand ich wirklich gut. Aber da ist der Protagonist auch ein Mann, und die kann Weir scheinbar besser schreiben.
Titel: Re: Geschlecht des Protas - Entscheidend für die Zielgruppe?
Beitrag von: Brillenkatze am 08. April 2022, 18:08:13
Zitat von: Debbie am 05. Februar 2013, 17:38:55
- Bevorzugt ihr Bücher mit Protagonisten eures eigenen Geschlechts? Beobachtet ihr das vielleicht bei anderen?
Für mich ist das Geschlecht bei der Auswahl tatsächlich nicht so wichtig.

Zitat von: Debbie am 05. Februar 2013, 17:38:55
- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch besonders gut gefallen und warum?
Schwierige Frage, da haben sich einige angesammelt. Aus den zuletzt gelesenen Büchern würde ich Peter Grant aus der Buchreihe Die Flüsse von London nominieren. Warum? Uff... Er macht so tolle Kommentare über Architektur. Er ist nicht über alle Fehler erhaben. Gleichzeitig ist er aber auch ein Geek mit Geek-Witzen. Er ist auf der einen Seite engagiert, aber gleichzeitig drückt er sich auch vor anderen Dingen. Er ist komplex. Er lernt dazu und steht dazu.
Nicht Protagonist, aber erhält von mir einen Oscar als Nebenfigur: Lord Vetinari von der Scheibenwelt. Introvertierte Durchsetzungskraft, dezenter Sinn für Humor, hart aber fair.

Zitat von: Debbie am 05. Februar 2013, 17:38:55
- Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch in den Wahnsinn getrieben und warum?
Protagonisten anderen Geschlechts fallen mir jetzt keine ein. Die gab es wahrscheinlich auch, ich habe es nur verdrängt.
Gleichen Geschlechts hat mich Rachel Morgan aus der gleichnamigen Serie schon manchmal ziemlich irritiert. Wahrscheinlich hatte sie für mich einfach zu viel Energie - sowohl emotionale, aggressive wie auch sexuelle. Ihr Verhalten war manchmal für mich schwer nachvollziehbar. Und gefühlt jeder Mann, mit dem sie zu tun hatte, war wunderhübsch oder zumindest sehr anziehend (so gesehen gingen diese Männer mir daher doch auf die Nerven - und Kisten hat mich beim lesen immer vom Namen her irritiert - Kisten, was für Kisten? Ach, ups!). Rachel konnte ich gar nicht verdrängen, weil sie die Ich-Erzählerin ist. Die Bücher habe ich trotzdem gelesen, Ivy und Jenks zuliebe. Die konnte ich mit ihren Problemen doch nicht einfach alleine lassen.  :buch:

Titel: Re: Geschlecht des Protas - Entscheidend für die Zielgruppe?
Beitrag von: Malou am 09. April 2022, 10:19:43
Ich wollte hier auch mitmachen. Bin aber heute gedanklich nicht ganz bei mir, also ist es ein wenig unstrukturiert  :rofl:

Bevorzugt ihr Bücher mit Protagonisten eures eigenen Geschlechts? Beobachtet ihr das vielleicht bei anderen?
Mein erster Impuls war es, ja zu sagen. Dann aber fiel mir ein, dass so einige meiner liebsten (Jugend-)Bücher männliche Protagonisten haben. Bartimäus etwa, Harry Potter und Eragon, Gwydion usw. Warum mein erster Impuls bei "Ja"? Weil ich gern Love Storys lese und das überwiegend aus der Perspektive der Dame. Allerdings muss ich auch zugeben, dass ich bisher noch wenige Love Story aus Sicht der Dame gefunden habe, die mir wirklich zusagen. Ich bin weg von den Young Adult Büchern, da sie mir so langsam alle gleich scheinen, vermutlich zu Unrecht. Und noch ein Gegenbeweis meines ursprünglichen Impulses: Dannyl und Tayend aus "die Gilde der schwarzen Magier" mochte ich sehr.
Fazit: Nee, ist mir doch eigentlich egal.

Welcher Protagonist anderen Geschlechts (mit Angabe des Buches) hat euch besonders gut gefallen und warum?
Oben schon einige genannt. Da fallen mir spontan eine ganze Menge mehr männliche als weibliche ein, was aber glaub ich eher daran liegt, dass ich noch nicht so viele wirklich gute Frauencharaktere gefunden habe und ich das aus irgendeinem Grund einfach noch nicht so oft zu lesen bekam. Ich bin sicher, es gibt sie, nur landeten sie noch nicht bei mir. Ein paar männliche Charaktere, die ich besonders mochte (ich nehme auch Filme hinzu, das sind ja auch Charaktere):

Jo ich könnte vermutlich ewig weitermachen. Das hier sind auch eher die klassischen, es gibt noch viele andere tolle Romane und Filme. Hab jetzt eher die rausgepickt, die jeder kennt.

Denkt ihr, dass Frauen eher bereit sind Bücher mit einem männlichen Protagonisten zu lesen als umgekehrt?
Uff, gefährliche Frage um sich ins Wespennetz zu setzen  :d'oh: Spontan würde ich ja sagen, aber ohne das statistisch oder aufgrund meiner eigenen Arbeit belegen zu können. Ich glaube, dass Frauen tendenziell mehr lesen als Männer, sodass es sich in dem Fall schon natürlicherweise ergäbe, dass mehr Frauen Bücher mit männlichen Protas lesen als andersrum. Von meinem eigenen Bekanntenkreis zumindest kann ich berichten, dass mehr Frauen "alles" lesen als Männer. Also dass es den Frauen da eher wurscht ist, ob männlich oder weiblich usw.. Warum? Keine Ahnung. Vermutlich weil es nicht so "geächtet" ist, als Frau alles zu lesen als als Mann. Ein Mann, der Liebesromane liest (überwiegend Frauenperspektiven)? Das würden leider doch so einige belächeln... Und da die Frauenperspektiven noch nicht ganz so häufig außerhalb von Liebesromanen vorkommen, ist es denke ich auch normal, dass weniger Männer nach einem Buch mit einer Frau als Perspektivträger greifen. Ebenfalls finde ich Frauen oft nicht allzu gut geschrieben, selbst von Frauen  :rofl: Es wird besser! Aber die Diversität (ich meine den Charakter) lässt doch oft noch zu wünschen übrig. Viele Frauen haben gefühlt alle dieselben bissigen Sprüche drauf, um die helfende Hand des Mannes selbstbewusst auszuschlagen (und werden am Ende meist doch von ihnen gerettet oh Wunder - oder sind Kampfesmaschinen), sind zynisch / sarkastisch und müssen es am Ende dann unbedingt allein schaffen, obwohl sie ihre Fähigkeiten gerade mal 3 Monate haben, weil man ja zeigen muss, dass Frau ebenfalls "kann". Und auch, wenn ich das hier sage, habe ich keine Ahnung, ob meine weiblichen Charaktere wirklich anders sind. Ich glaube, das ist so tief in uns drin, dass das schwer rauszukriegen ist. Hier möchte ich auch differenzieren und klar sagen, dass es meiner Ansicht nach vollkommen in Ordnung ist, den eigenen weiblichen Charakter wie genannt zu schreiben. Es ist mehr die Masse an Charakteren, die heute so sind, die ein wenig nervig sind. Aber einen einzelnen Roman würde ich dafür nicht ankreiden.
Habe ich jetzt auf die Frage geantwortet? Keine Ahnung  :rofl:

Was glaubt ihr wie ein Charakter gestaltet sein muss, um beide Geschlechter gleichermaßen anzusprechen?
Divers und das vor allem charaktermäßig. Andere Diversität (Hautfarbe, Sexualität usw.) ist für mich nur das Sahnehäubchen. Ich erwische mich beim Schreiben dabei, dass meine Charaktere oft weiß und hetero sind. Das rein aus Gewohnheit und ebenfalls aus Sorge, anders etwas falsch zu machen. Allerdings hatte ich ein paar für mich positive Erfahrungen gemacht, die mir verdeutlichen, dass die Charaktere als solches immer im Vordergrund stehen müssen. Ich hatte einen Charakter, den ich blödsinnigerweise unbedingt mit einer Frau verkuppeln wollte - also ebenfalls auf sexueller Ebene  ::) Irgendwie passierte es nicht, egal, wie sehr ich mich anzustrengen versuchte (jep, danach habe ich mal drüber nachgedacht, warum ich das eigentlich wollte und festgestellt, dass es nur doofe Gewohnheit war). Der Charakter selbst sagte immer nur nö, nö und nö. Dadurch fand ich heraus, dass er gar nicht "klassisch" hetero ist, ohne dass ich versuchte hatte, das aus ihm zu "machen". Und da glaube ich liegt das Geheimnis. Die Charaktere müssen komplex und vielfältig sein und sie müssen auch manchmal für sich selbst sprechen dürfen und nicht nur nach einer Checkliste "gebaut" werden. Dabei ist es egal, ob der Charakter nun ein Haudrauf oder kampfesscheu oder unsympathisch ist. Die Tiefe ist wichtig. Wenn man die erste Lage abzieht, muss es darunter noch eine geben. Und am besten noch eine. Wenn man zu sehr versucht, Charaktere zu schreiben, die alle mögen und die nirgends anecken, hat man am Ende nicht unbedingt was gewonnen. Frei nach dem Motto: Zehn Charaktere und ein Problem = zehn verschiedene Lösungen  ;)