Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Handwerkliches => Workshop => Thema gestartet von: Manja_Bindig am 25. Oktober 2006, 14:26:29

Titel: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Manja_Bindig am 25. Oktober 2006, 14:26:29
...
kann das lustige Folgen haben tun.

Ich hab das hier bewusst nciht in den workshop oder in "Autoren helfen Autoren" gesetzt, weil das kein Problem beim Schreiben ist sondern ein allgemein übliches Phänomen.

Beispiel:
Meine Zwillinge aus "Elfenblut" hatten mich mal so weit gebracht, sie zu charakterisieren, weil ich ihr Verhalten teilweise zwar situationsentscheidend aber für mcih und für ihre Mitfiguren unverständlich fand.
Ich begann, sie zu charakterisieren.
Was vielleicht 2 handschrifliche seiten werden sollte, wuchs zu einem Roman von 35 Kapiteln. Sie wurden lebendig und gingen ihre eigenen Wege - die sie allerdings zu dem unweigerlichen Ende führten.
(ich überlege, ob ich nächste woche nicht einfach diesen Roman mit ins "Kreative Schreiben" mitschleppen soll - Hausaufgabe lautet, sich eine Figur zu überlegen, zu charakterisieren und ihre Vorgeschichte zu schreiben - der Roman IST eine einzig Charakterisierung)

Zweites Beispiel, ebenfalls aus Elfenblut: Die Elfe Sirales.
macht euch nie Gedanken, warum ein Chara so is, wie er is. Sonst wir aus der Charakterisierung ein Roman... *heul*

Drittes Beispiel:
Ein Chara, der nciht schwanger werden sollte, hatte plötzlich die Idee, Kinder in die Welt zu setzen.

ARGH.

Geht das euch auch so oder liegt es bei mir daran, dass meine Charas wissen, dass meine Plotlines sie früher oder später in die Folterkammer bringen und sie dem entgehen wollen?
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Kiwi am 25. Oktober 2006, 14:36:49
Oh, das mit der Schwangeren hab ich auch so erlebt. Hätte niemals gedacht, dass ausgerechnet dieser Char schwanger werden könnte! Und dann das... Es ist zwar noch nicht geschrieben, aber die Story hat schon beim Plotten eigene Wege beschritten...

Hab ich dich richtig verstanden: deine Zwillinge haben jetzt einen eigenen Roman bekommen? Hat der dann auch eine Storyline, oder ist es diese schon beschriebene Zusammenführung der Beiden?

LG,Kiwi
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Maja am 25. Oktober 2006, 14:54:56
Ich muß in diesem Zusammenhang sagen, daß sowohl Felder in der "Flöte aus Eis" als auch Jurik aus den "Chroniken der Elomaran" ihre Geschichten als Comic-Relief-Guy auflockern sollten. Sowas werde ich nie wieder tun. Die beiden weigern sich komplett, komisch oder auflockernd zu sein - nein, erst täuschen sie mit bissigen oder launigen Sprüchen Humor vor, und wenn man sie dann in die Heldengruppe aufgenommen hat, entpuppen sie sich als depressiv, alkoholkrank, verbittert, rachsüchtig und was weiß ich nicht noch alles - und ziehn mir die Handlung komplett runter.

Oder Gaven aus "Dämmervogel" - der sollte ein kleines Scheusal werden, statt dessen machte er immer das Gegenteil von dem, was ich wollte. Nun ist der Rotzlöffel die positivste Figur des ganzen Buches...
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Manja_Bindig am 25. Oktober 2006, 14:57:16
Es war so:
Die Twins hatten teilweise so agiert, dass es zwar - im Großen betrachtet - in sich schlüssig war, aber mir hat dieses Verhalten Rätsel aufgegeben.
Also begann ich, sie zu charakterisieren, um ihrem Verhalten auf die Schliche zu kommen...

und voila, schon hatten die beiden, was sie wollten - einen eigenen Roman.
Ihre Vorgeschichte bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie in "Elfenblut" einsteigen.

Es erklärt einiges an ihrem Verhalten, weil die beien ne wirklich miserable Kindheit hatten. Entsprechend gilt dieser Roman für mich als: "charakteristik mit Handlung" ( ;) )

Und da meine Hausaufgabe ne Charakteristk ist, weiß ich ganz genau, was ich meiner lieben Dozentin mitbringen werde. ;)
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Arielen am 26. Oktober 2006, 00:58:01
Kann passieren. Bei mir hat sich bei Talastan, ja auch jemand zur Hauptfigur weiter entwickelt, obwohl er nur als Zufallsbegegnung geplant war.
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Manja_Bindig am 26. Oktober 2006, 08:50:22
Ja, aber hast du es schon geschafft, ne Figurenanalyse über 35 Kapitel zu schreiben?

Gott, bin ich froh, dass meine Elfen-Zicke namens Sirales keine derartigen Ambitionen hat, sonst hätt ich bei ihrer Charakteristik ein Problem(obwohl das interessanter Stoff ist... HILFE, ich schreib Fantasy-Biografien!)
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Kiwi am 26. Oktober 2006, 09:32:26
Teilst du uns auch mit, wie deine Dozentin darauf reagiert?
*neugierigbin*
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Felsenkatze am 26. Oktober 2006, 09:40:55
Manja: ganz ruhig, das passiert jedem mal.

Ich habe einen Lieblings-Zyklus (den ich immer noch nicht geschrieben habe, aber der mir immer im Gedächtnis rumfliegt), in dem es ziemlich viele Personen gibt, weils in einer quasi-arabischen Gesellschaft in einem Harem spielt.

Irgendwann begann ich mal, die wichtigsten Charaktere zu beschreiben und ihnen Vorgeschichten zu verpassen.

Haha - welch Fehler. Nicht nur, dass plötzlich alle Charas sich in den Vordergrund drängten, und eine Charakterisierung haben wollten, nein, plötzlich entwickelte ich völliges Verständnis für die Motive meiner eigentlich als "unsympathische Gegenspielerin" geplanten Frau, während die, die ich bisher als armes Opfer von Bosheiten der anderen gesehen habe, sich als selbstmitleidiges, weinerliches und absolut unfähiges Wesen entpuppt.
Alle anderen haben nun Motive, Geschichten, und Ambitionen, die NIEMALS alle in den Roman passen werden...

Ich glaube, die Charakterisierung ist knapp 50 Seiten Arial-10 lang *seufz* Nicht so viel wie deine, aber schon mehr als ich je an dem Roman geschrieben hab.
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: LaMaga am 26. Oktober 2006, 10:15:55
Bei meinem aktuellen Projekt entwickelt im Augenblick eine ganze Reihe von Hauptfiguren Eigenleben. Einer von den untergeordneten Schurken hat gerade die Erkenntnis gewonnen, dass böse sein nicht nett ist und steckt in einer moralischen Krise, für die er eigentlich gar nicht genug Charakterprofil haben sollte. Ich glaube, er ist mit der Gewichtung seiner Rolle unzufrieden...  Die Haupt-Schurkin ist stinksauer, weil sie ihre eigenen Pläne nicht auf die Reihe bekommt und hängt jetzt bei einem Nebencharakter der gegnerischen Seite herum, um sich den Frust von der Seele zu quasseln, obwohl der Chara gar nicht nachvollziehen kann, worum es überhaupt geht. Und mein Liebling, der oberste Evil-Schurke, wird immer eitler und will von allen anderen Figuren die Bestätigung, dass man ihn zwar verdorben und verdammenswert, aber zugleich unglaublich genial findet. Und das sogar in Szenen, in denen er selbst gar nicht anwesend ist. (Ich bin nicht einfach nur unglaublich böse, wisst ihr? Ich bin unglaublich mächtig und begabt und überhaupt ein ganz toller Hecht, und eigentlich seid ihr alle nur eingeschnappt, dass ich nicht auf eurer Seite bin... *arrogantes Kichern*  :darth:). Ursprünglich hatte ich die ganze Bande als relativ charakter- und emotionslos angelegt, und plötzlich entwickeln sich komplexe Charakterstrukturen, ohne dass ich bewusst eine Charakterisierung vorgegeben hätte. Die Figuren werden beim Schreiben einfach immer lebendiger  :hmhm?:

Legt ihr immer vorher Charakterisierungen fest, wenn ihr Figuren erfindet (auch, wenn die Charas sich am Ende nicht daran halten)? Ich habe beim Schreiben meist nur eine grobe Vorstellung gehabt, was für eine Art von Person es sein soll und sie dann einfach in der Geschichte "laufen lassen". Beim Überarbeiten muss dann natürlich manchmal etwas nachgebessert werden, um eine spätere Entwicklung von gewissen Charakterzügen rückwirkend plausibler zu machen, aber eigentlich komme ich mit diesem "lauft, meine kleinen Charas, und werdet was Gescheites" ganz gut zurecht...
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Elena am 26. Oktober 2006, 14:23:28
Bei mir gibt es weniger Probleme, wenn ich eine Charakterisierung mache, aber das ist auch langweiliger. Eine meiner liebsten Figuren ist aus einer nur groben Skizze entstanden - dieser Kerl ist so, hach, genial - leider eignet er sich nicht als Hauptfigur, sodass er nur eine Nebenfiguren bleibt. Ich befürchte, dass ich ihn gar nicht so toll rübergebracht habe, wie ich ihn finde, aber er ist einer dieser geheimnisvollen Typen - leider. Im Gegensatz zu deinen Figuren, Manja, neigen meine Figuren nicht dazu, um mehr "Screentime" zu betteln. Bei mir läuft das eher nach dem Prinzip ab:

Ich: "Sehr geehrte Herr, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit dafür nehmen, mir ein paar Fragen zu beantworten."
Er: "..."
Ich: "Möchten Sie uns etwas über Ihre Vergangenheit erzählen?"
Er: "Nein."
Ich: "Würden Sie es trotzdem tun? Ich bitte Sie, es ist wichtig!"
Er: "...."
Ich: "Bitte?"
Er: "..."
Ich: "Wenn Sie mir das jetzt nicht sagen, werden Sie in der Szene vor dem obersten Gerichtshof leider zum Tode verurteilt, da ich Sie nicht aus dem Schlamassel befreien kann!"
Er: "Wenn ich dich umbringe, kann ich dem allen viel leichter entgehen."
Ich: ------

Sie reden nicht mit mir! Meine Lieblingscharaktere sind die schweigsamen Typen, die mehr beobachten, oder die Loser, die, wenn sie ein Eigenleben entwickeln, bestenfalls den ganzen Tag vor dem Fernseher oder Computer hängen und D.o.A goffeln, weil sie sich dabei vorstellen können, mal mit so einem Mädel zusammenzusein und nicht nur mit ihrer rechten Hand.

Ich würde mich also freuen, wenn meine Charaktere es mal wagen würden, etwas von ihrer Vergangenheit freigelegt zu haben, und das nicht wie der Teufel das Weihwasser zu scheuen. Äh. Gute Ausrede dafür, dass ich mir das einfach bei einigen Charakteren nicht gut ausdenken kann, oder?  ;)
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Arielen am 26. Oktober 2006, 16:42:18
Zitat von: Manja am 26. Oktober 2006, 08:50:22
Ja, aber hast du es schon geschafft, ne Figurenanalyse über 35 Kapitel zu schreiben?
Gott, bin ich froh, dass meine Elfen-Zicke namens Sirales keine derartigen Ambitionen hat, sonst hätt ich bei ihrer Charakteristik ein Problem(obwohl das interessanter Stoff ist... HILFE, ich schreib Fantasy-Biografien!)

Bei mir passiert das eher über Geschichten. Und da hat jemand, der eigentlich nur der Name in einem Quellenband war erst Gestalt und dann noch Charakter angenommen. Ich hasse diese charismatischen Kronprinzen, die sich in Szene setzen. Und dabei einen Charakter haben, der die Leute schockt.
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Ary am 26. Oktober 2006, 17:19:06
Hi!

Mir hat sich gerade eine Figur aufgedrängt, die eigentlich gar nicht in der geschichte vorkommen sollte. Aber sie paßt so schön. Und *bumms* hatte sie einen Namen und wenn jemand erst mal einen Namen hat, bekomme ich ihn eh ncht ehr aus der Geschichte raus. Blöderweise kann ich es auch nie über mich bringen. meine Charas zu töten. Auch wenn ich im Momnet mit dem gedanken spiele, am Ende von "Wüstenfeuer" einen meiner Haupt-Protas selbstausfopferisch ins Gras beißen zu lassen. Es würde so schön zu seinem Charakter passen. *seufz*
Was mach ich bloß? ich WILL ihn nicht abmurksen!

*haarerauf*
Aryana
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Manja_Bindig am 26. Oktober 2006, 18:37:09
Momentan schreib ich noch ne andere alayse, ebenfalls ein Elfenblut-Chara, eine ziemlich unangenehme Frau.

Ich bin froh, dass ich sie erst jetzt analysiere. Jetzt ist ihr Auftritt passé. Hätte ich sie schon damals analysiert, hätt ich verstanden, warum das Weib so ein Biest ist und hätt sie sympathisch gefunden. Von daher ist es ganz gut so...
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Hr. Kürbis am 26. Oktober 2006, 19:14:41
Bei mir hält sich das in Grenzen mit dem Eigenleben.
Zwar sitzt mir ab und an eine Katzenfrau auf der Schulter, aber sich wirklich zu Wort melden tut sie (noch?) nicht. Sie ist halt eine typische Katze und harrt der Dinge, die da kommen. Bis ich sie ins Abenteuer stürze genießt sie noch ihre Freizeit.
Die anderen Chars halten sich auch zurück, könnte aber auch daran liegen, das bis auf einen alle anderen ins Gras beißen (müssen).
Also das "ob" ist beschlossen, nur das "wie" ist noch einigermaßen unklar. Vielleicht halten sie daher lieber die Klappe und hoffen auf einen gnädigen Tod? Wer weiß...
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Maja am 26. Oktober 2006, 22:05:09
Wir hatten jetzt lauter Beispiele mit Figuren, die sich in den Vordergrund drängen und am Ende ihr eignes Spinn-Off brauchen: Jetzt mal den umgekehrten Fall: Arbeitsverweigerung.

Lyda die Totenmagd sollte eigentlich die weibliche Hauptfigur der Elomaran-Chroniken werden. Sie hatte alles: Ein ruhiges, aber tiefgründiges Auftreten, einen interessanten Beruf, eine Hintergrundgeschichte - und sie wollte nicht. Hat meine Handlung komplett boykottiert. Wenn ich von ihr sprach, nannte ich sie nur "diese sperrige Frau". Am Ende habe ich sie von einem Satz auf den anderen aus der Heldengruppen entfernen müssen, weil sie mir die ganze Party runterzog - die Jungs konnten nicht mehr frei reden, solange Lyda dabei war.
Sie bekommt jetzt im weiblichen Ambiente des fünften Bandes eine neue Chance. Da ist sie nämlich ganz und gar handlungsrelevant und darf nicht mehr kneifen. Und ich hoffe hoffe hoffe, daß sie diesmal auch mitspielt!
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Manja_Bindig am 26. Oktober 2006, 22:21:55
Arbeitsverweigerung? ;)

Mari.
Erst hatte sie etwas mit Mirash und ihn hat sie EXTREM geliebt. Traurig.
Als Mirash starb war sie am ende.
Und dann hätte sie eigentlich einen anderen Mann finden sollen - das war so geplant und es wäre erst Jahre später so weit gekommen, dass sie ein Paar geworden wären.
aber NEIN - Mari begeht einfach mal aus Verzweiflung Selbstmord.
Und ich saß da...

Toll
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Ary am 26. Oktober 2006, 22:30:28
:)

@Maja: Ich bin sooo gespannt auf diese Geschichte, in der Lyda die Hauptrolle spielt! :) Brauchst du noch nen Beta? *meld*
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Maja am 26. Oktober 2006, 23:08:36
@Aryana: Ich hab dich schon fest eingeplant. Du bekommst die Tage Mail von mir, der Prolog ist bald fertig und ich tipp ihn gerade ab. wobei ich zum Prolog sagen muß: Selten hatte ich eine kooperativere Protagonistin. Normalerweise habe ich mit Frauen immer ein Perspektivenproblem, hier nicht. Ich sollte das ganze Buch über Aralee schreiben...
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Ary am 27. Oktober 2006, 08:19:29
@Maja: Okay. Im MOment hab ich wieder ein bißchen mehr Luft - was sich schlagartig ändern wird, sobald wir wieder Wasserproben zum Untersuchen kriegen, dann bin ich zwei tage lang fast gar nicht zu gebrauchen.
Schreib am besten noch mal dazu, auf was ich besonders achten soll und was ich lieber nicht "anmeckern" sollte! Wobei ich nicht glaube, daß ich viel zu meckern haben werde. :)
*rumhibbel* *weiterlesenwill*
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Steffi am 27. Oktober 2006, 16:08:41
Figuren entwickeln doch kein Eigenleben - man schreibt sie auf eine gewisse Art und Weise, man merkt vielleicht, dass es doch schöner wäre, wenn XY ein bisschen naiv bliebe oder Höhenangst hätte - und damit sie logisch und nachvollziehbar bleiben wird es manchmal schwierig, bestimmte Handlungsverläufe richtig hinzukriegen.  Eigentlich finde ich es bedenklich, wenn man einfach nur drauf losschreibt und die Figuren das Ruder übernehmen lässt. Das habe ich früher oft gemacht und da ging bei mir sehr schnell die Handlung flöten.  Für mich liegt die Kunst des Schreibens unter anderem darin, dass man die Figuren nicht machen lässt, was sie wollen. Am Ende müssen sie immer noch in die Handlung passen. Das "Eigenleben" ist schließlich nichts anderes als die Erkenntnis, dass die Figur so nicht mehr in die angedachte Handlung passt.

Natürlich passiert es mir auch, dass ich eine Figure entwerfe und plötzlich merke - oh, die ist zu schade, um sie nur als Nebenfigur einzubauen, der sollte mehr Platz bekommen.  Aber das ist meine Entscheidung als Autor, nicht die der Figur :)
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Manja_Bindig am 27. Oktober 2006, 16:14:04
Ein Chara, der nicht schwanger werden sollte, weil es partout nciht mit der Handlung vereinbar ist, wird schwanger.

Ein anderer Chara verliebt sich in den Mann, den ich NICHT dafür vorgesehen hatte.

Meine Zwillinge treffen Entscheidungen, die so recht nieman nachvollziehen kann. Ich am wenigsten.

Wie nennt man das noch mal? ;)
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Kalderon am 27. Oktober 2006, 16:51:52
Zitat von: Manja am 27. Oktober 2006, 16:14:04
Ein Chara, der nicht schwanger werden sollte, weil es partout nciht mit der Handlung vereinbar ist, wird schwanger.

Ein anderer Chara verliebt sich in den Mann, den ich NICHT dafür vorgesehen hatte.

Meine Zwillinge treffen Entscheidungen, die so recht nieman nachvollziehen kann. Ich am wenigsten.

Wie nennt man das noch mal? ;)

Projektion unbewusster Bedürfnisse.
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Arielen am 27. Oktober 2006, 17:05:22
Zitat von: Kalderon am 27. Oktober 2006, 16:51:52
Zitat von: Manja am 27. Oktober 2006, 16:14:04
Ein Chara, der nicht schwanger werden sollte, weil es partout nciht mit der Handlung vereinbar ist, wird schwanger.
Ein anderer Chara verliebt sich in den Mann, den ich NICHT dafür vorgesehen hatte.
Meine Zwillinge treffen Entscheidungen, die so recht nieman nachvollziehen kann. Ich am wenigsten.
Wie nennt man das noch mal? ;)

Projektion unbewusster Bedürfnisse.


Seufz, wir müsse alle zum Psychater oder das ausleben...
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Silvia am 27. Oktober 2006, 20:58:19
Manchmal sollte man schon auf das hören, was einem die eigenen Figuren zu sagen versuchen. Manchmal sind sie klüger als der Autor selbst  ;D Aber an der zu langen Leine sollte man sie auch nicht laufen lassen, sonst landen sie am Ende noch in einer völlig anderen Geschichte als der, in der sie gestartet sind.
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Manja_Bindig am 27. Oktober 2006, 22:01:55
*deprimiert auf dieses fanfiction-artige Ding guck, das sich vor ihr auftürmt* JA!
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Steffi am 28. Oktober 2006, 14:45:49
Zitat von: Manja am 27. Oktober 2006, 16:14:04
Ein Chara, der nicht schwanger werden sollte, weil es partout nciht mit der Handlung vereinbar ist, wird schwanger.

Ein anderer Chara verliebt sich in den Mann, den ich NICHT dafür vorgesehen hatte.

Meine Zwillinge treffen Entscheidungen, die so recht nieman nachvollziehen kann. Ich am wenigsten.

Wie nennt man das noch mal? ;)

Das nennt man "Du als Autor entwickelst den Chara in eine andere Richtung als zuvor geplant." :)

Im Ernst - das sind erdachte, nicht existierende Figuren. Die können gar kein Eigenleben haben.
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Kalderon am 28. Oktober 2006, 15:13:09
Zitat von: Steffi am 28. Oktober 2006, 14:45:49
Zitat von: Manja am 27. Oktober 2006, 16:14:04
Ein Chara, der nicht schwanger werden sollte, weil es partout nciht mit der Handlung vereinbar ist, wird schwanger.

Ein anderer Chara verliebt sich in den Mann, den ich NICHT dafür vorgesehen hatte.

Meine Zwillinge treffen Entscheidungen, die so recht nieman nachvollziehen kann. Ich am wenigsten.

Wie nennt man das noch mal? ;)

Das nennt man "Du als Autor entwickelst den Chara in eine andere Richtung als zuvor geplant." :)

Im Ernst - das sind erdachte, nicht existierende Figuren. Die können gar kein Eigenleben haben.

Natürlich nicht. Genausogut könnte mein Toaster anfangen für mich Toast zu rösten, obwohl ich ihn nicht dazu aufgefordert habe. Und ich glaube, selbst nach mehrfacher Aufforderung wird er es nicht machen.
Es ist, denke ich, einfach eine Sache der Charaktermotivation. Wenn man einen Charakter mit einer starken Motivation ausgestattet hat, kann man sich von seiner Motivation treiben lassen und erkennt automatisch, was der Charakter machen würde und was nicht. Da kann es dann bisweilen auch vorkommen, dass der für ihn geplante Weg einfach nicht mehr auf den Charakter passt.
Ich würde hier auch weniger von einem "Eigenleben" sprechen als vielmehr von "lebendigen Charakteren" sprechen, die wohl gemerkt nur dann lebendig sind, wenn man sich mit ihnen befasst.

Aber da gibt es ja unterschiedliche Meinungen zu.
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Manja_Bindig am 28. Oktober 2006, 15:27:40
Mag sein, dass sich das aus dem Unterbewusstsein des Autors ergibt.
Aber es ist nicht bewusst.
Entsprechend kommt mir das nicht geplant vor.
Entsprechend haben meine Figuren ein "Eigenleben", was ich als positiv empfinde, da des Öfteren die ganze Geschichte davon profitiert.

Unheimlich ist es trotzdem!
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Kalderon am 28. Oktober 2006, 15:43:33
Zitat von: Manja am 28. Oktober 2006, 15:27:40
Mag sein, dass sich das aus dem Unterbewusstsein des Autors ergibt.
Aber es ist nicht bewusst.
Entsprechend kommt mir das nicht geplant vor.
Entsprechend haben meine Figuren ein "Eigenleben", was ich als positiv empfinde, da des Öfteren die ganze Geschichte davon profitiert.

Unheimlich ist es trotzdem!

Natürlich ist es unbewusst, wenn es sich aus dem Unterbewusstsein ergibt. ;) Und es ist positiv. Es flutscht ja auch so gut, nicht wahr? Und geplant ist es ja auch nicht, es ergibt sich aus der Situation und Motivation des Charakters.

Sogar Eschbach sagt, dass dies seine besten Geschichten sind, wo soetwas geschieht.

Das sollte keine direkte Kritik sein, nur ein Wink in die andere Richtung. :winke:
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Moni am 28. Oktober 2006, 17:28:32
Zitat von: Steffi am 27. Oktober 2006, 16:08:41
Für mich liegt die Kunst des Schreibens unter anderem darin, dass man die Figuren nicht machen lässt, was sie wollen. Am Ende müssen sie immer noch in die Handlung passen. Das "Eigenleben" ist schließlich nichts anderes als die Erkenntnis, dass die Figur so nicht mehr in die angedachte Handlung passt.

Natürlich passiert es mir auch, dass ich eine Figure entwerfe und plötzlich merke - oh, die ist zu schade, um sie nur als Nebenfigur einzubauen, der sollte mehr Platz bekommen.  Aber das ist meine Entscheidung als Autor, nicht die der Figur :)

Ah, wie schön, endlich mal jemand anderes, der genau das in Worte fasst, was mir bei solchen Threads immer auf der Zunge liegt...  Ich krieg immer eins drüber, wenn ich sowas andeute.  :pfanne:

Der Autor muß Herr der Handlung und der Personen sein, das ist meine Einstellung und die vertrete ich schon länger - wird nur irgendwie nicht geglaubt.  :hmhm?:

Lg
Moni


Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Manja_Bindig am 28. Oktober 2006, 19:00:10
Ich glaub dir das schon Moni - nur an der Umsetzung scheitert es des Öfteren. *sic selber ne Pfanne verpass* :pfanne:
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Steffi am 29. Oktober 2006, 08:46:25
Zitat von: Moni am 28. Oktober 2006, 17:28:32
Zitat von: Steffi am 27. Oktober 2006, 16:08:41
Für mich liegt die Kunst des Schreibens unter anderem darin, dass man die Figuren nicht machen lässt, was sie wollen. Am Ende müssen sie immer noch in die Handlung passen. Das "Eigenleben" ist schließlich nichts anderes als die Erkenntnis, dass die Figur so nicht mehr in die angedachte Handlung passt.

Natürlich passiert es mir auch, dass ich eine Figure entwerfe und plötzlich merke - oh, die ist zu schade, um sie nur als Nebenfigur einzubauen, der sollte mehr Platz bekommen.  Aber das ist meine Entscheidung als Autor, nicht die der Figur :)

Ah, wie schön, endlich mal jemand anderes, der genau das in Worte fasst, was mir bei solchen Threads immer auf der Zunge liegt...  Ich krieg immer eins drüber, wenn ich sowas andeute.  :pfanne:

Der Autor muß Herr der Handlung und der Personen sein, das ist meine Einstellung und die vertrete ich schon länger - wird nur irgendwie nicht geglaubt.  :hmhm?:

Lg
Moni




Stets zu Diensten Moni :)
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Möchtegernautorin am 29. Oktober 2006, 21:54:18

Greetings auch :)

Also... ich bin auch eine der Personen, die das kennt, dass sich die Charaktere plötzlich viel zu eigenständig verhalten. Aber ich habe eine ganz einfache Methode entwickelt um das in meinen Schreibereien nach Möglichkeit zu verhindern <lächel> Als Rollenspielerin kann ich mir das leisten ;)

Ich entwickel zuerst die Charaktere. Ich denke mir etwas aus und lasse sie sich dann sozusagen im Rollenspiel – vor allem in Forum und Chat – und da tun die Charas dann auch oft das, was sie wollen, wo ich mich hinterher auch frage ,,Wie komme ich denn nun darauf?"
Das ist meine Methode die Charaktere kennenzulernen und wenn ich denke, sie sind soweit und ich hab das, was ich will, dann fange ich an mir richtig laaaange Stories auszudenken und zu planen. Und dann machen die Charas auch das, was ich will, weil ich sie einfach sehr gut kennen gelernt habe.
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Feuertraum am 29. Oktober 2006, 22:19:27
Figuren entwickeln ein Eigenleben!
Das ist Fakt!
Weil wir beim Schreiben etwas einsetzen, das sich Gefühl nennt. Wir setzen es meist unbewußt ein, aber wir setzen es ein.
Für Monis Behauptung, das Figuren kein Eigenleben entwickeln, gibt es erstmal  :pfanne:... ;D

Aber Scherz beiseite: Jeder von uns hat Phasen, fast immer ist es so, das Situationen unser Denken und unsere Gefühlswelt beeinflußen. Und somit unser Schreiben.
NATÜRLICH kann man dann wieder zurück und das ganze so schreiben, wie man es haben will. Aber das hindert nichts und niemanden an der Tatsache, das Figuren ein Eigenleben entwickeln!
Zugegeben, bei mir hat sich noch keine Figur geweigert etwas zu machen, was sie machen soll. Aber manchmal schlagen sie vollkommen andere Wege ein. Und diese Wege zu verfolgen ist spannend!

LG

Feuertraum

Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Manja_Bindig am 29. Oktober 2006, 22:36:38
Es war zum Beispiel interessant, als ich eine Charakteristik zu Malenka geschrieben habe.
Mittendrin fragt mich das kleine Aas doch tatsächlich, warum ich sie interviewe. Ich als Autor wüsste doch schon alles über sie. Und dann hat sie sich geweigert, sich weiter interviewen zu lassen...
ich habs im Nachhinein so gelassen. Niemand kann Malenka besser charakterisieren, als sie selbst. ;)

(gott, ist die manchmal ne Zicke...)
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Ary am 29. Oktober 2006, 22:54:16
*lol*
Ich habe für Wüstenfeuer noch gar keine Charakterbeschreibungen geschrieben. Die beiden Hauptprotas habe ich im Kopf , und ich spiele in Gedanken immer wieder verschiedene Szenarien durch, um zu sehen, was die beiden mit sich machen lassen und was nicht. Die beiden werden schon zu sowas wie ständigen Wegbegleitern und ich weiß jetzt schon, daß ich sie schrecklich vermissen werde, wenn die Geschichte irgendwann mal fertig geschrieben sein sollte.
Manchmal ist Rollenspieler udn Autor zugleich zu sein ganz praktisch. Wenn ich nicht weiterkomme, versuche ich, die Szenen, an denen es hakt, mit mir selbst durchzuspielen udn dann lasse ich die Figuren absichtlich eine Art Eigenleben entwickeln, um mir wieder darüber klar zu werden, wo ich mit ihnen denn nun hin will.
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Rei am 30. Oktober 2006, 10:00:40
Ja, das kenne ich. Ich denke mir immer soooo tolle Sachen aus, die ich mit meinen Figuren anstellen will, aber die geraten dann von einer Situation in die nächste und schwupps! ist es aus mit meinen tollen Ideen *schnüff*

Manchmal kriege ich die Biege dann wieder hin und kann meine teuflischen Pläne verwirklichen, aber manchmal muß ich eben auch klein beigeben und die Ideen anderweitig verwenden. Ich überrasche mich beim Schreiben - trotz Plan - immer wieder selbst... Hat auch was...
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Kiwi am 30. Oktober 2006, 10:18:33
Da es ja unser aller Ziel ist, die Figuren möglichst glaubwürdig und lebensecht zu erschaffen, wehren sie sich zwangsläufig irgendwann gegen den Verlauf der Geschichte.
Ich versuche, schon beim Plotten auf meine Figuren rücksicht zu nehmen, aber das geht ja nur, wenn ich meine Figuren schon gut genug kenne. Bei neuen weiß ich noch nicht alles über sie, da hilft es manchmal zu drohen: Wenn du nicht kuschst, nehm ich nen anderen, der das mitmacht!

Aber meist verliert der Autor. Weil die Figur besser weiß, wie sie gut rüberkommt.

Unbestritten bleibt dennoch die Tatsache, dass diese ganzen Prozesse im Kopf des Autors stattfinden, wenn er sich mit realistischen Handlungsabläufe auseinandersetzt.
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Manja_Bindig am 30. Oktober 2006, 11:23:38
Ja... das Gute an der sache ist, dass es mich zwingt, umzudenken - wie komme ich jetzt wieder auf die Plotline zurück?
Man wird flexibel wie Knetmasse...
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Rei am 30. Oktober 2006, 12:08:03
Zitat von: Manja am 30. Oktober 2006, 11:23:38
Ja... das Gute an der sache ist, dass es mich zwingt, umzudenken - wie komme ich jetzt wieder auf die Plotline zurück?
Man wird flexibel wie Knetmasse...
Ja, das ist ja auch das Schöne daran! Ich kann mir zwar einen Plan zurechtlegen, aber wer sagt denn, daß der Plan auch gut ist...? Dadurch, daß ich meinen Figuren die Freiheit lasse, auch mal was selbst zu entscheiden und spontan zu sein, überrascht mich die Geschichte selbst. Und das macht doch gerade Spaß, oder?
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Möchtegernautorin am 31. Oktober 2006, 10:17:25
DEswegen musste ich mich früher immer vom Schreiben losreißen, Rei :) Ich fand das alles so spannend, dass ich wissen wollte, wie's weiter geht, weil... das hab ich selbst nicht gewusst.

Aber auch mit Planung geht das dann doch manchmal schief, habe ich gestern wieder gemerkt <schmoll> Da fangen einfach zwei anzu streiten, obwohl sie das garnicht sollten und das irgendwie fast alles umgeworfen, was ich so schönes geplant habe. Aber zum Glück nur fast.

Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Rei am 31. Oktober 2006, 10:27:57
Zitat von: Drachenelfe am 31. Oktober 2006, 10:17:25
DEswegen musste ich mich früher immer vom Schreiben losreißen, Rei :) Ich fand das alles so spannend, dass ich wissen wollte, wie's weiter geht, weil... das hab ich selbst nicht gewusst.
Ganz früher hab ich ja völlig ohne Plan geschrieben. Das war noch ne Nummer "schärfer", weil da wußte ich ja überhaupt nichts.

Aber Du hast recht, manchmal war es echt schwer, sich loszureißen...
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Manja_Bindig am 31. Oktober 2006, 11:39:54
Grrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr...

Streit und Zerwürfnisse, die da nicht sein sollten.
Böse Shia.
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Ary am 31. Oktober 2006, 15:12:30
Wer ist Shia?
:)
Meine Figuren würfeln mir gerade mein schönes systematisches Kapitelkonzept durcheinander... grummel... wie mach ich denn da nun weiter?
Nein, Najaro, aus, sitz, platz, du mußt jetzt erst mal warten. Männo.
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Manja_Bindig am 31. Oktober 2006, 15:19:16
Shia ist ne Zicke und mein Hauptchara. Toal unverdient die Ehre, so zickig wie die jetzt ist...
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Felsenkatze am 31. Oktober 2006, 15:48:12
@Manja: weis sie zurecht. Droh ihr, sie aus der Geschichte zu werfen. :D
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Manja_Bindig am 31. Oktober 2006, 15:52:29
Sie ist der Hauptchara. Ich kann sie nicht rauswerfen. *grummel* *shia eine runterhau* Benimm dich!
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Coppelia am 31. Oktober 2006, 15:53:56
Hey, davon muss ich auch erzählen! :)

Die meisten Figuren bekommen nicht mit, wenn man über sie schreibt - und das ist auch gut so.

Wehe, wenn sie losgelassen!

Erkandur verliebt sich in die Frau, die ich für seinen Freund zum Heiraten erfunden hatte, welche tragische Liebe, da sie beim Krieg auf verschiedenen Seiten stehen müssen. Geplant war das nicht!

Nanthia Corvi springt durch ein Sphärenportal ... und ward nicht mehr gesehen.

Virge Crescent weigert sich, mein Held zu werden, weil er nicht Schuld am Tod seines Bruders sein will, und wirft nicht nur einen Roman, sondern eine extra für ihn erfundene Welt über den Haufen.

Aristide Dupont will überhaupt nicht kooperieren und mir nicht die kleinsten Informationen über sich mitteilen.

Trine ist so sehr in Null-Bock-Laune, dass sie das Ansinnen, sie als Geschichtenheldin einzusetzen, empört von sich weist.

Sandro will kein Lich werden. Nein, er will kein Lich werden. Dadurch ist mein Handlungsplan für ganz Tethneka passé.

Nion arbeitet nicht mit mir zusammen, solange er nicht seinen eigenen Helikopter erhält.

Irgendwie nervt das. :P
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Zealot am 31. Oktober 2006, 16:39:23
zum Glück geht meinem Hauptcharachter sowieso alles am Arsch vorbei solange ich ihn nur mit Alkohol und Prostituirten versorge.  8)
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Manja_Bindig am 31. Oktober 2006, 16:40:02
Warum ist deiner so kooperativ?! Was mache ich falsch?!
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Zealot am 31. Oktober 2006, 16:41:11
mach sie abhängig von irgendwas, dann kannst du sie besser kontrollieren  ;)
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Rei am 31. Oktober 2006, 16:53:36
Hmm, was - außer Drogen und Sex - könnte einen Chara noch gefügig machen...?
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Kalderon am 31. Oktober 2006, 16:55:18
Zitat von: Rei am 31. Oktober 2006, 16:53:36
Hmm, was - außer Drogen und Sex - könnte einen Chara noch gefügig machen...?

Ketten und Peitschenhiebe. :snicker:

Oder Süßiggkeiten. :innocent:
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Manja_Bindig am 31. Oktober 2006, 17:07:27
Vielleicht sollte ich ihr versprechen, dass sie ihren Tym bekommt... wenigstens für eine NAcht. :) (ich sag nicht, dass ich es halte)
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Rei am 31. Oktober 2006, 17:12:36
Das, Manja, wäre ein Versuch wert.

Ich gebe zu, bei Elijah aus HOFFNUNG DER MENSCHHEIT I und II habe ich es ähnlich gemacht. Eigentlich sollten er und Mao-Ling sich nicht verlieben oder gar kriegen. Naja *seufz* Er war tapfer, tapferer als ich gedacht hatte, also hat er die Kleine auch gekriegt... So als Zuckerle...
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Manja_Bindig am 31. Oktober 2006, 17:15:00
Hähä... :)

Momentan ist sie still... überlegt wohl. ;)
(und jetzt muss ich noch mit Tym diskutieren, damit er mitzieht...)
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Hr. Kürbis am 31. Oktober 2006, 20:36:44
Verdammt, ihr habt mich angesteckt! Valeas Großvater sollte schon seid X Kapiteln tot sein, nun hat er aber schon das halbe Buch überlebt und als zusätzliche Motivation für Valea halte ich eine Heilung für nicht mehr ausgeschlossen. Zäher alter Knabe!

Na ja, man kann ja nicht alles haben...
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Felsenkatze am 05. November 2006, 08:36:18
Ja, meine machen sich nu auch selbstständig. Ihr habt ihnen die Flöhe in den Kopf gesetzt, gebt's zu:

Zofía, meine verwöhnte Prinzessin, weigert sich, zuzugeben, dass sie verwöhnt ist, hält sich für eine große Abenteurerin, läuft ständig ihrer Zofe davon, um im Schloss herumzurennen und abenteuerliche Dinge zu tun, und versucht, 'cool' zu sein.

Alba, das anmutige, edle, großmütige Einhorn entpuppt sich als ziemlich gerissener Schwindler und Manipulateur.

Ludovic, der Knappe, der eigentlich Zofías Heldenambitionen haben sollte, ist bis zum Abwinken vernünftig und rational und außerdem sarkastisch.

Und Merlo, der Möchtegern-Ritter übertreibt seine Rolle dermaßen, dass er nun Don Quichote ähnelt.

Nur einer meine Charaktere - Finn - macht, was er soll  :wums:
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Hr. Kürbis am 05. November 2006, 09:15:13
Aber irgendwie passt das gut zu deiner Geschichte, Felsenkatze. Wenn die dann alle mal zusammenrasseln wird es bestimmt lustig! :vibes:
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Termoniaelfe am 05. November 2006, 13:41:55
ZitatNur einer meine Charaktere - Finn - macht, was er soll

Ist ja witzig, bei mir gibt es auch einen Finn. Und meine Charaktere machen zwar nicht, was sie wollen, dafür liegen sie mir ständig in den Ohren, dass ich doch endlich mal weiter überarbeiten soll, damit dieser Stillstand mal aufhört.

LG
Termi
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Silvia am 05. November 2006, 14:35:44
Oh - willkommen im Club  :rofl: Bei mir dümpelt auch noch ein Chara namens Finn im Hinterkopf herum, der mal irgendwann eine eigene Geschichte haben will.
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Termoniaelfe am 06. November 2006, 07:00:32
Ne eigene Geschichte wird mein Finn nicht bekommen, aber er darf am Schluß ja die Hauptprota küssen

(https://forum.tintenzirkel.de/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fsmilies.montsegur.de%2F28.gif&hash=8ba5cd57c18ad98187fdf02f9951559975afe1dd)
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Felsenkatze am 06. November 2006, 09:55:41
Immerhin ist mein Finn ein Maulhorn  ;D
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Manja_Bindig am 06. November 2006, 18:06:56
Wähähähä...

Shia macht schon wieder, was sie will!
JEtzt ist sie von ihrem Folterknecht geflohen... verdammtes Mistweib! Die soll aaufpassen, dass ich ihr nicht noch den anderen Flügel ausreiße!
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Silvia am 06. November 2006, 20:08:49
Mein Finn war ein Wolfswandler  ;) Na, da bestehen immerhin keine Verwechslungsgefahren.
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Espérance am 09. Juli 2007, 00:04:29
Ja, das Eigenleben von Figuren kann ab und an ganz schön anstrengend werden.

Bei meinem letzten Projekt, hatte ich einen Charakter, der sich plötzlich zum Witzbold aufschwingen wollte, obwohl er ein durch und durch ernsthafter Charakter sein sollte. Da kamen dann solche Dialoge heraus wie:

Frage: "Wodurch unterscheidet sich Tierart A von Tierart B?"
Antwort er: "Durch die Schwanzlänge."

Was rein biologisch eine absolut korrekte Antwort war aber nun... *hüstel* es liest sich schon etwas bescheuert....

Als ich es ihm dann endlich geschafft habe die Flausen auszutreiben, bekam dann meine Protagonistin einen Trotzanfall und wurde immer sarkastischer *seufz*

Und jetzt verlangen zwei Figuren auch noch eigenhändige Handlungsstränge, obwohl sie dafür gar nicht vorgesehen sind....  :wums:

Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Coppelia am 09. Juli 2007, 11:57:07
Ich hab eine wichtige Nebenfigur in meinem neuen Projekt, bei der es ganz eindeutig ist, dass sie der Hauptfigur die Show stiehlt.
So ein junger Bursche, so ordentlich, mit nur einer Hand - und jeder Menge verborgenen Fähigkeiten. Blendend intelligent, beherrscht Schrift, ist wahrscheinlich latent magisch begabt, hat einen Sinn für Politik, und die Frauen fahren auf ihn ab. Und zu allem Überfluss ist er auch noch freundlich und bescheiden. Meine arme Hauptfigur. Gut, dass er so ein Sunnyboy ist ...  ::) Ich hab schon überlegt, den anderen zur Hauptfigur zu machen, aber das geht vom Geschichtenkonzept nicht.
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Grey am 16. Juli 2007, 14:56:35
gnaaah.

Da haben wir uns SO viel Mühe gegeben ... Für einen unserer Hauptcharas ein Mädchen gebastelt, das seine Freundin werden sollte, weil er doch immer so einsam ist ... fangen an uns drüber zu unterhalten ... und was macht SIE?

Brennt mit dem Elfen durch.
... armer Kayorhu ...  :-\
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Solatar am 16. Juli 2007, 16:49:47
Ne, also wirklich...kann mir nicht passieren.
Die machen was ich will, wäre ja noch schöner, wenn die einfach täten, was sie wollen. Wo kämen wir denn da hin?

Und wenn doch,  :hand: dann folgt die Strafe auf dem Fuß  :pfanne:.
Tod oder Schlimmeres. Einer hat den Verstand verloren und eine der allzu eigenwilligen Heldinnen landete im allerletzten Hafenbordell und bedient seither olle, ranzige Geifersäcke. Das hat sie nun davon.
Die überlegen sich das dann schon zweimal, bevor sie bei mir ein Eigenleben entwickeln
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Füchslein am 16. Juli 2007, 18:52:17
@ Solatar: Na, bei dir möcht' ich echt kein Chara sein! ;)

Meine haben defintiv ein Eigenleben, obwohl ich es anfangs nicht für möglich gehalten hätte. Das Beste war ja, als einer in meinem Roman aufgetaucht ist, der nichts, aber auch gar nichts da drin zu suchen hatte. Natürlich hab ich erstmal versucht, ihn da raus zu bekommen und ihn auf den nächsten Roman zu vertrösten, für den er eingeplant war. Aber er hat sich gewehrt und zwar so hartnäckig, dass ich schließlich nachgeben musste (will ja nicht nur streiten, sondern irgendwann auch wieder schreiben ;) ). Also Plan B: einfach drauf los schreiben und später alles wieder neu schreiben; ich hatte ja keine Ahnung, was ich mit ihm anfangen sollte. Und Seiten später hat sich plötzlich herausgestellt, dass er eine wichtige Rolle übernommen hat und ich mir das Neu-Schreiben getrost sparen konnte. Seither vertraue ich ihnen. ;)
Titel: Was macht ihr mit der Eigeninitiative euer Figuren?
Beitrag von: Drachenkind am 19. September 2007, 10:39:47
Was macht ihr Mitstreiter, wenn eure Figuren einfach machen, was sie sollen?
Meine enthüllen mir dauernd Details über sich, die ich noch nicht kannte, marschieren in Richtungen, in die ich gar nicht wollte bzw. weigern sich strikt, dort hinzugehen, wo ich sie dem Plot nach hinhaben wollte.

Was macht man mit denen?

Ich musste letztens ein ganzes Kapitel einfügen, weil meine Hautcharas sich mit verschränkten Armen hinsetzten und sicih weigerte, so weiter zu machen, wie ich es vorgehabt hatte.

An einer anderen Stelle wollten zwei unbedingt ein romantisches Element in der Geschichte haben - und zwar für sich. Ich habe ihnen geduldig erklärt, dass das angestrebte Lesealter 10-12 sei und sich Zehnjährige nicht für sowas interessieren. Die beiden behaupteten, sie seien aber der Story nach nun mal ungefähr 14 und wollten bitte schön etwas Romantik haben.
Was soll ich machen? Ich ließ sie in eine Disco gehen.

Was macht ihr mit widerspenstigen Charas?

;)
Drachenkind

Titel: Re: Was macht ihr mit der Eigeninitiative euer Figuren?
Beitrag von: Maja am 19. September 2007, 10:49:27
ZitatWas macht ihr Mitstreiter, wenn eure Figuren einfach machen, was sie sollen?

Ich nehme an, du meinst "wollen"?
Früher habe ich viel deswegen gejammert. Heute lasse ich sie gewähren, schreibe fleißig mit und freue mich, daß ich so gut voran komme. Gut, mancher Plot hat sich dadurch in eine andere Richtung bewegt als ursprünglich geplant - aber ich kann inzwischen ganz gut damit umgehen und kenne meine Figuren so gut, daß ich ihre wahrscheinlichsten Handlungen vorhersehe und damit planen kann. Ich weiß, wie sie ticken, wie sie reagieren, und wann sie sich das Leben nehmen wollen.

Diese Alleingänge passieren ja nicht, während ich schreibe. Sie passieren, während ich denke. Dann habe ich immer noch die Chance, alles über den Haufen zu schmeißen und zu ändern. In Wirklichkeit sind es ja doch alles Aktionen, die von mir selbst ausgehen, auch wenn ich immer sage "Das hat der Chara selbst entschieden" - es ist doch in Wirklichkeit so, daß ich selbst diesen oder jenen Schritt für plausibler halte. Darf nicht dem Chara die Schuld geben, wo ich es selbst bin. Und daher auch nicht jammern und die Figuren beschimpfen. Alles mein eigenes Werk, und meine eigenen Gedanken.
Titel: Re: Was macht ihr mit der Eigeninitiative euer Figuren?
Beitrag von: saraneth am 19. September 2007, 10:56:06
Also ich versuche, wenn ich merke, dass etwas so nicht klappt wie ich es eigentlich vorgehabt hatte, mir noch mal ganz genau anzuschauen, ob das, was ich schreiben wollte auch so in dem Kontext angebracht ist oder ob die andere Möglichkeit nicht viel besser ist. ;)

Teils musste ich allerdings auch ein ganzes Kapitel renovieren, damit der Eigenwille meiner Charas erfüllt werden konnte. Im Nachhinein habe ich dann allerdings auch festgestellt, dass es sich so besser angehört hat und ich im Allgemeinen viel zufriedener mit dem Geschreibsel war.

Bei mir passieren die Änderungen in der Handlung nicht im Kopf, sondern während ich schreibe. Deswegen fällt es mir auch so schwer mich an meinem Plot entlangzuhangeln, weil es immer wieder etwas gibt, was ich einfach schreibe und dann habe ich wieder die Handlung umgeworfen und muss den Plot an gewissen Stellen ändern, um den neuen Schritt plausibel zu machen.

Lg
Titel: Re: Was macht ihr mit der Eigeninitiative euer Figuren?
Beitrag von: Cailin am 19. September 2007, 11:15:33
Was ich gegen ihre Eigeninitiative mache? Gelächter!
Wenn ein gut 1,90 m Typ (den du trotz seiner Ecken und Allüren nicht von der Bettkante schubsen würdest)  vor dir steht, und dich mit vor der Brust verschränkten Armen mit einem Blick ansieht, der ganz klar sagt: "Glaubst du allen ernstes, dass ich mache, was du willst? - Vergiss es, Mädel, du weißt so gut wie ich, dass es läuft, wie ich will" , dann beschränkst du dich darauf, ihn und den Rest aus den haarigen Situationen wieder raus zu schreiben, in die sie sich gebracht haben.

Wobei ich meist eh in einem 'Rausch' schreibe und gar nicht merke, wenn's abdriftet. Meist passiert das bei Dialogen. Ein Wort gibt das andere und wenn die Herrschaften fertig sind, hab ich eine geile Szene die leider in eine andere Richtung gelaufen ist, komme aber auf Teufel komm raus nicht mehr dorthin zurück, wo ich eigentlich hin wollte, ohne alles zu zerreißen. Also lass ich's stehen - und muss meistens feststellen, dass ihre Pläne besser in die Story passen, als meine Ursprünglichen.
Titel: Re: Was macht ihr mit der Eigeninitiative euer Figuren?
Beitrag von: Manja_Bindig am 19. September 2007, 12:10:33
Ich lass sie machen. Ganz einfach.
Ich gehe durch, was sie haben wollen, überlege, wie ich es in den Plot einbaue oder ob ich es als Gimmick nebenher einbastle und lass sie dann in diesem Rahmen agieren, wie sie spaßig sind.
(Früher hab ich sie einfach laufen lassen und musste zusehen, wie ich im Endeffekt wieder auf den Plot zurückkomme - da ist meine jetztige MEthode sehr viel entspannter.
Titel: Re: Was macht ihr mit der Eigeninitiative euer Figuren?
Beitrag von: Rumpelstilzchen am 19. September 2007, 14:17:59
Zitat von: Cailin am 19. September 2007, 11:15:33
Wobei ich meist eh in einem 'Rausch' schreibe und gar nicht merke, wenn's abdriftet. Meist passiert das bei Dialogen. Ein Wort gibt das andere und wenn die Herrschaften fertig sind, hab ich eine geile Szene die leider in eine andere Richtung gelaufen ist, komme aber auf Teufel komm raus nicht mehr dorthin zurück, wo ich eigentlich hin wollte, ohne alles zu zerreißen. Also lass ich's stehen - und muss meistens feststellen, dass ihre Pläne besser in die Story passen, als meine Ursprünglichen.

Das geht mir haargenau so. ;)
Deshalb plote ich auch nie wirklich. Die Story ist zwar in meinem Kopf von vorne bis hinten, aber es fällt mir leichter sie anschließend zu ändern, als wenn es alles schon aufgeschrieben ist.

Wenn ich dann an einer Stelle angelangt bin, wo die Handlung komplett in eine andere Richtung verläuft, nehme ich mir eins, zwei Tage, um darüber nachzudenken. Falls es gar nicht passt, ändere ich es einfach wieder um, so dass ich annährend zu dem Punkt komme, wo ich hin wollte. Meist lasse ich aber meine Charas machen was sie wollen.
Titel: Re: Was macht ihr mit der Eigeninitiative euer Figuren?
Beitrag von: Lapislazuli am 19. September 2007, 15:43:16
Wenn sie tun, was sie wollen, dann lass ich sie das auch tun und bin froh drüber. Ich habe so und so nicht die Angewohnheit alles im Vorhinein genau durchzuplotten. Ich weiß wo ich mit meiner Geschichte hin will, wie das Ende in etwa aussehen so, doch meist nicht in konkreten Ereignissen, da geht es um Charakterentwicklung. Also mein Protagonist soll am Ende die und die Lektion gelernt haben, wie er das lernt ergibt sich während des Schreibens, Charaktere haben also auf jeden Fall Mitspracherecht, das ist bei mir eingeplant und soll so sein.

Der Protagonist ist aber von Anfang an so angelegt, dass er alleine aufgrund seiner Charaktereigenschaften, seiner Ziele, Bedürfnisse usw. nicht anders kann, als scheitern oder Selbsterkenntnisprozess durchmachen, alle seine Pläne umschmeißen, erkennen, dass seine Ziele nicht erreichbar sind, und dann doch erkennen, dass er kurz davor steht, nur nicht so wie er sich das immer ausgemalt hat, sondern gaaanz anders.

Andere Charaktere werden von vornherein geplant, kommen aber vielleicht nie vor, weil die Handlung einfach nie in ihre Richtung kommt und sie nicht gebraucht werden, dafür tauchen andere wie aus dem Nichts auf und werden ganz wichtig für die Handlung.

Ich schreibe also recht frei vor mich hin - einerseits. Andrerseits läuft auch immer so ein gewisses Strukturschema mit (hab mich in den letzten Jahren ziemlich mit sowas beschäftigt und deshalb ein gewisses "Schema" sozusagen verinnerlicht). Also ich weiß in etwa, wann welcher Knopf gedrückt werden muss, um das auszulösen, was ich haben will.

Ich überlege mir auch im Vorhinein oft wie die Story ungefähr gehen soll, was alles passiert, wie es endet. Schreib alles auf, der Zettel kommt in eine Mappe, und wenn ich nachschauen will, oder diesbezügliche Anregungen brauche, dann merke ich dass da eine ganz andere Geschichte draufsteht. Stört mich aber nicht weiter, da ich in der aktuellen Fassung meist eine schlüssigere Version habe, in der die Eigenheiten der Figuren schön eingearbeitet sind.

Ob das Konzept aufgeht, werde ich sehen wenn ich meinen aktuellen Roman überarbeite. Momentan bin ich in der Endphase und ich denke es läuft nicht so schlecht. Früher habe ich halt eher Krimis geschrieben, die kann man auf diese Weise nicht schreiben.



Titel: Re: Was macht ihr mit der Eigeninitiative euer Figuren?
Beitrag von: Ary am 19. September 2007, 16:18:34
Zitat von: Maja am 19. September 2007, 10:49:27
Diese Alleingänge passieren ja nicht, während ich schreibe. Sie passieren, während ich denke. Dann habe ich immer noch die Chance, alles über den Haufen zu schmeißen und zu ändern. In Wirklichkeit sind es ja doch alles Aktionen, die von mir selbst ausgehen, auch wenn ich immer sage "Das hat der Chara selbst entschieden" - es ist doch in Wirklichkeit so, daß ich selbst diesen oder jenen Schritt für plausibler halte. Darf nicht dem Chara die Schuld geben, wo ich es selbst bin. Und daher auch nicht jammern und die Figuren beschimpfen. Alles mein eigenes Werk, und meine eigenen Gedanken.

So geht's mir auch - wenn ich da Gefühl habe, meine Charaktere machen sich selbständig, dann meist, während ich plotte. ich habe inzwischen für meinen NaNo-Roman bei einigen geplanten Kapiteln schon mehrere Alternativversionen und werde, wenn es ernsthaft ans schreiben geht, die nehmen, die mir (und meinem Hauptcharakter) dann am ehesten zusagen.
Was ich schlimmer finde als aufsässige Hauptfiguren laufender Projekte sind die gerade beiseitegelegter/auf Halde liegender Projekte. Im Moment schießt mir dauernd ein gewisser Herr aus einem schon in weite ferne gerückten Projekt in den Kopf und "verlangt von mir", dass ich ihm eine Kurzgeschichte gönne. Liegt wahrscheinlich daran, das sich in letzter Zeit wieder öfter über den guten alten Lord Venaro nachgedacht habe. Er wird seine Geschichte bekommen, vielleicht lässt er mich ja dann in Ruhe weiter Wüstenfeuer schreiben. Sucht vielleicht gerade irgendein Verlag homoerotische Kurzgesch.... moment, ja. Da war was!
*wegflitz und Thread such*
Edit: Scheibenkleister - da war ja schon am 7. 9. Schluss. Mist.

Titel: Re: Was macht ihr mit der Eigeninitiative euer Figuren?
Beitrag von: Coppelia am 19. September 2007, 16:51:59
Ich sehe meine Figuren als eigenständige Persönlichkeiten an und respektiere sie als solche. ;D Das wird sicher jeder verstehen, für den seine Figuren mehr wie lebendige Personen sind und nicht wie ein paar Zeilen Notizen in einem Dokument.

Wenn Figuren und Handlung nicht vereinbar scheinen, dann stimmt meist irgend etwas nicht - ich habe einen falschen Plan verfolgt und muss den richtigen suchen. Das heißt, ich muss meist neu nachdenken. Es geht nicht, die Figuren in eine vorgefertigte Form zu pressen, wenn sie sich dagegen wehren. Es ist schlicht unmöglich. Dass sie sich wehren, zeigt mir, dass da ein Fehler vorliegt - vielleicht auch ein Fehler in der Art, wie ich die Personen charakterisiert habe.
Im schlimmsten Fall ist es unmöglich, die Geschichte zu retten, vor allem, wenn ich den Plot gerade so brauche und nicht davon abrücken kann. Das kann mich die ganze Geschichte kosten, aber oft ist es noch nicht vorgekommen.
Normalerweise kann man im leichten Fall hinterher das Überflüssige wegstreichen oder sich im mittelschweren Fall eine neue Handlung für diese Stelle einfallen lassen.
Mache ich das aber nicht, ist es, als ob mir die Geschichte unter den Fingern zerbröselt wie trockener Teig ...
Titel: Re: Was macht ihr mit der Eigeninitiative euer Figuren?
Beitrag von: Möchtegernautorin am 20. September 2007, 21:04:40
Zitat von: Manja am 19. September 2007, 12:10:33
Ich lass sie machen. Ganz einfach.


Gleichfalls :)

Ich lasse meine Charaktere einfach machen, was sie wollen, das allerdings alles im Vorhinein. Sei es nun durch einzelne Szenen, inspirierende Musik, dösen oder Rollenspiel. Da hab eich genügend Möglichkeiten den Charakter seinen Willen zu lassen und kann für den Charakter dann auch Planen, was ich über ihn schreiben kann.
Im Grunde lerne ich die Charaktere ersteinmal grundlegend kenne. Und wenn ich sie kenne und ihre Geschichte gedanklich aufgebaut habe, dann kann ich getrost anfangen zu schreiben.

Beim Schreiben an sich läuft es danach dann nicht mehr so arg aus dem Ruder, dass ich die Kleinigkeiten, die dann noch auftauchen, mit ein paar Tagen Bedenkzeit schnell in den eigentlichen Plot eingegliedert werden können <g>

Der einzige Nachteil dabei ist: Es braucht einige Jahre Anlaufzeit, bis ich den Chara gut genug kenne um das größeres mit ihm zu planen.
Titel: Re: Was macht ihr mit der Eigeninitiative euer Figuren?
Beitrag von: Manja_Bindig am 20. September 2007, 21:50:02
Genau.
Wenn man einen Chara gut kennt, sich im Vorfeld mit ihm beschäftigt hat, kann man einschätzen, was mit ihm geht und was nicht - dann vermeidet man das Problem, dass er dem Plot gar nicht mehr folgen will.
Titel: Re: Was macht ihr mit der Eigeninitiative euer Figuren?
Beitrag von: Drachenkind am 21. September 2007, 08:52:21
Ich lerne meine Charas oft erst beim Schreiben kennen. Es sei denn, ich beschäftige mich schn seit Jahren mit ihnen.
Das ist das Ungewohnte an dem Projekt, an dem ich zur Zeit sitze. Ich kenne die Charas kaum, sehe ihnen eigentlich nur zu, wie sie eine fantastische Story entwickeln und bin auch emotional viel weniger beteiligt als bei meinen bisherigen Texten. Bisher habe ich meine Charas begluckt und behütet und mit Samthandschuhen angefasst - in diesem Fall fühlt es sich an, als ob ich sie mit langen Stäben bewegen würde statt mit meinen eigenen zarten Autorenhänden. Und ich stelle fest, dass ich auf diese Art ganz was anderes schreiben kann als bisher und in vielem sogar besser.
Aber , wie gesagt, die Charas machen dann schon mal, was sie wollen, die Biester.
Titel: Re: Was macht ihr mit der Eigeninitiative euer Figuren?
Beitrag von: Karin am 21. September 2007, 10:05:39
Bis zu einem gewissen Grad lasse ich sie auch machen, was sie wollen.
Gerade das liebe ich ja am Schreiben: dass die Geschichten kommen, sich weiterentwickeln, fließen und mich selbst überraschen.
Und die Szenen, die auf diese Weise in meinen Kopf kommen, liebe ich hinterher am meisten.
Ich möchte diese selbstbestimmenden Charaktere nicht missen. Je mehr sie sich selbst entwickeln, desto näher bin ich ihnen, denn wäre ich ihnen nicht nah, würden sie nicht in meinem Kopf herumspuken und hätten keine Gelegenheit, zu handeln - innerhalb der Rahmenhandlung und innerhalb dieser Handlung gebe ich ihnen gerne und viel Spielraum. Wenns zu viel wird, kürze ich es hinterher wieder weg und freue mich, meine Charaktere besser kennengelernt zu haben.  :)
Titel: Re: Was macht ihr mit der Eigeninitiative euer Figuren?
Beitrag von: Shay am 10. Dezember 2007, 20:19:16
Ich hab sowieso grundsätzlich zwanzig mal mehr Geschichten und Plots als ich Zeit habe, sie aufzuschreiben. Und jede freie Minute kommen neue dazu. Manchmal sind es vollständige Geschichten, manchmal nur einzelne Ideen. Die behalte ich alle komplett im Kopf. Notizen gibt es bei mir erst, seit ich mit Silph zusammenschreibe und selbst die entstehen immer erst auf Nachfrage.
Solange ich in dieser Phase bin, dürfen die Charaktere machen, was sie wollen, und von mir aus auch jeden Tag etwas anderes. Irgendwann ist dann für eine Szene die perfekte Form gefunden, und sie bleibt so. Ans Aufschreiben gehe ich erst, wenn die komplette Geschichte soweit steht. Bei so einer langen Warteliste lohnt es sich einfach nicht, mit halbfertigen Gesschichten anzufangen. Klar erfährt man dann im Laufe des Schreibens noch das eine oder andere und manchmal hakt es auch ein bißchen, aber das waren noch immer Sachen, die sich ausdiskutieren ließen. Über den groben Verlauf waren meine Figuren und ich uns ja schon einig.

Manche meiner Figuren kenne ich auch schon seit bald 20 Jahren. Bei denen weiß ich mittlerweile blind, wie sie reagieren.

Also im Endeffekt wohl nicht so anders wie Drachenelfe.
Titel: Re: Was macht ihr mit der Eigeninitiative euer Figuren?
Beitrag von: felis am 10. Dezember 2007, 20:51:34
Neulich auf einer längeren Autofahrt hatte ich auf einemal eine Nebenfigur auf dem Beifahrersitz, die begann mir ihre Lebensgeschichte zu erzählen. Dann verlangte sie, westenlich mehr Raum in meiner Geschichte als bisher für sie vorgesehen. Was soll ich sagen: die gute hatte recht. Es hat dem Plot gut getan, dass ich sie zun einer weiteren Hauptfigur ausgebaut habe....
Meine Erfahrung - wenn eine Figur plötzlich "penetrant" wird, will sie mich meistens auf eine Plotlücke hinweisen. Deswegen sollte man auf seine Protas hören. ;)
Titel: Re: Was macht ihr mit der Eigeninitiative euer Figuren?
Beitrag von: Grey am 10. Dezember 2007, 22:39:58
Oder eben auf die Nicht-Protas, die gern Protas werden möchten ;)
Titel: Re: Was macht ihr mit der Eigeninitiative euer Figuren?
Beitrag von: Maja am 11. Dezember 2007, 00:04:24
Eigeninitiative ist ja schön und gut - ich aber bin seit knapp 200 Seiten und quer durch den Nanowrimo dabei, eine Person zu protokollieren, über die ich nichts weiß. Das heißt, er kann gar nicht »nicht machen, was er soll« - ich weiß viel zu wenig über ihm, um ihm auch nur ein Soll zu geben. Was da in mich gefahren ist, keine Ahnung. Unterbewußtsein rules?
Ich meine, ich liebe den Burschen ja heiß und innig. Ich bekomme Herzflattern, wenn ich nur an ihn denke. Alles ganz toll. Aber zu wissen, wer er ist und was ihn motiviert, wäre schon irgendwie schöner. Jetzt habe ich zumindest eine Theorie, was es sein könnte - aber ich habe Angst, daß er dann irgendwie seinen Zauber verlieren könnte. Es ist schön, in einen geheimnisvollen Fremden verliebt zu sein. Ich konnte mich noch nie zuvor in einen eigenen Charakter verlieben, weil ich sie immer viel zu gut kannte, und so ein Narzist bin ich nun auch wieder nicht. Aber das jetzt...
*wandert mit schwelgerischem Blick von dannnen*
Titel: Re: Was macht ihr mit der Eigeninitiative euer Figuren?
Beitrag von: Manja_Bindig am 11. Dezember 2007, 01:48:12
Es fällt mir grad auf, weil ich grad bei meiner TiNo-Geschichte sitze.
Das ding hatte ich ja schon mal beinahe fertig abgetippt und dann ausversehen gelöscht.
Das war im Endeffekt gut, sehe ich grad.
Ich habe die Gelegenheit genutzt, um mich noch einmal intensiver mit der Geschichte zu befassen, ein, zwei Nebenstränge einzubauen - und vor allem hab ich meinen Hauptchara überarbeitet und mich gezwungenermaßen mit ihr beschäftigt, weil die Gute mir keine Ruhe gelassen hat.

Fazit:
5 Kapitel mehr Geschichte
Malenka entwickelte sich von einem süßen, netten, harmlosen Mädchen zu einer biestigen, kleinen Kratzbürste, die man komischerweise trotzdem einfach nur lieben muss.
Ihre Vorgeschichte ist sehr anders...
... und die Geschichte ist um einiges besser.

Die Eigeninitiative der figuren ist durchaus... positiv zu bewerten.

Gleiches gilt für meine Überarbeitung für "Elfenblut".
Ich hatte festgestellt, dass Arinyls Vorgeschichte ausführlicher abgehandelt werden muss, damit man überhaupt Zugang zu diesem kleinen Aas bekommt(ich mag garstige Hauptcharas, stell ich fest) - also schrieb ich. Ca. ... hm, 150 Seiten werden es gewesen sein und sie sind essentiell notwendig geworden. Der Chara ist auf einmal vielleicht nicht unbedingt sympathisch, aber doch logisch.
Der Haken hieß Vyren. Hauptchara Nr. 2 und die Nemesis jeden Autors, der seine Ruhe vor penetranten Hauptcharas haben will. Vyren forderte ebenfalls seine Vorgeschichte ein, Gleichberechtigung muss sein...
... und schau an, ich hab einen komplett neuen Blick auf ihn. Wie find ich denn das... und vor allem weiß ich ganz genau, an welcher Stelle ich diesen Text, der immerhin stolze 8 Kapitel umfasst, verbasteln werde. :)
Und schon ist die Überarbeitung ein stück runder.

Merke: Autor und Figuren bilden ein Ideales Soziales Netz. Figuren wollen was, Autor hört sich Vorschläge an und schaut, was sie taugen - und taugen sie was, werden sie umgesetzt.
Also, man sollte öfters auf seine Figuren hören.
Titel: Re: Was macht ihr mit der Eigeninitiative euer Figuren?
Beitrag von: Grey am 11. Dezember 2007, 02:08:16
Tja ... ich kann beim Schreiben auch immer nur die Augen aufreißen und mit offenem Mund zugucken, wie sich die Psyche meiner Protas vor meinen Augen entfaltet. Pläne werden offenbar, und auf einmal VERSTEHE ich die Geschichte - zwar passiert immer noch ungefähr das, was ich dachte (bisher zumindest, toitoitoi ...), aber es passiert auf eine andere Art.

Besonders von dem, was sich zwischen Al und Kli abspielt bin ich immer wieder gerührt.

Meistgedachter Satz während der Arbeit an diesem Werk: "Ach, SO war das ...?!"
Titel: Re: Was macht ihr mit der Eigeninitiative euer Figuren?
Beitrag von: Lavendel am 11. Dezember 2007, 08:23:25
Meine Güte, ja. Manchmal schocken sie mich regelrecht. Als Vaya plötzlich jemanden geohrfeigt hat, war ich total überrumpelt. Das hätte ich nie von ihr gedacht. Und dann ist da noch Thal, der sich lange, lange einfach geweigert hat, wieder aufzutauchen. Jetzt ist er imnmerhin wieder da. Aber er ist mir keine große Hilfe (ausnahmsweise mal einer, der sich nicht in den Vordergrund drängen will).

Naja, wenigstens verhält sich meine Meg wie sie soll. Aber wir verstehen uns auch wirklich gut, wir zwei. :jau:
Titel: Re: Was macht ihr mit der Eigeninitiative euer Figuren?
Beitrag von: Sandera am 14. Dezember 2007, 21:22:23
Ich finde es sehr spannend und auch besonders hilfreich, wenn Charaktere  sich verselbstständigen oder ungeplante Figuren entstehen. Das bringt neue Ideen hervor oder geplantes noch besser zum Ausdruck. Ich finde, dass erst macht das Schreiben, die Geschichte, doch interessanter und lebendiger. Streichen kann man hinterher noch immer. Hauptsache das Gerüst steht, die sich mit der Aussage deckt, was man eigentlich mitteilen möchte (Die Prämisse). 

Ich habe, nachdem ich verschiedene Prologs geschrieben habe, die mir alle nicht so ganz schmeckten, einen passenden, viel besseren Prolog ausgetüftelt, der meine Geschichte eindeutig lebendiger macht, und weitere Figuren hervorbrachte, die vorher nicht geplant waren.  Dadurch wiederum hat sich mein Hauptchar noch deutlicher gefestigt und meine Aussage ebenso. ;D
Titel: Re: Was macht ihr mit der Eigeninitiative euer Figuren?
Beitrag von: Coppelia am 14. Dezember 2007, 23:33:13
Irgendwie finde ich, dass es auch auf die "Zuverlässigkeit" der Figur ankommt. Ich habe Figuren, denen ich mehr traue als anderen. Wenn z. B. mein momentaner Protagonist gern etwas Unerwartetes tun will, weiß ich normalerweise, dass es einen Sinn haben wird. Aber ich habe auch Figuren, denen es etwas an Initiative fehlt. Jescar z. B. ... mann, was muss ich nur tun, um den Typen in Schwung zu bringen! Und dabei ist er Feldherr, hat einen ganzen Schwarm Kinder, und man sollte wirklich nicht denken, dass ein solcher Mann so phlegmatisch ist und so viel mit sich machen lässt, ohne selbst aktiv zu werden. Ist aber so. Ich fürchte, ich muss akzeptieren, dass das zu seinem Charakter gehört. *Jescar traurig anseh*
Das typische Aha-Erlebnis kenne ich weniger vom Schreiben als vom Plotten. Ich muss im Augenblick immer so lange plotten, bis ich sicher bin, dass die Geschichte genau so ablief. Dann spielt sich die Szene vor meinen Augen, und ich brauche nur noch auszuformulieren.

Was ich immer wieder nervig finde: Manche Figuren haben eine "Hauptfiguren-Stimme". Sie wollen unbedingt Hauptfiguren werden. Ok, bitte. Das ist meist nicht verkehrt. Was schlimmer ist, sind die Figuren, die nicht Hauptfigur sein möchten, und die man selbst quasi dazu bringen will. Das finde ich immer sehr schwer, und bei einigen Figuren wie Virge Crescent musste ich wegen ihrer Gegenwehr in dieser Rolle den Roman einstampfen.  :P "Ein geborener Heiliger" wird es also wohl nie schaffen.
Titel: Re: Was macht ihr mit der Eigeninitiative euer Figuren?
Beitrag von: Kerimaya am 15. Dezember 2007, 00:03:49
Bei Grenzgänger habe ich mich bewusst darauf verlassen, daß mir die beiden Hauptfiguren (neben Feline) erzählen, was sie eigentlich wollen.
Bisher hat das gut funktioniert - es hat das Schreiben spannend gemacht, weil ich Geschichten zu "hören" bekam, von denen ich nichts wusste (das ist dann so einer dieser berühmten Anfälle,an denen man jauchzend an der Tastatur sitzt und weswegen man eigentlich schreibt XD)
Wenn ich allerdings merke, daß der Weg oder die Handlungen einer Figur komplett in die falsche Richtung oder eine Sackgasee führt, stoppe ich sie auch schonmal. Und sei es mit em grausamen Griff zur Löschtaste.
Titel: Re: Was macht ihr mit der Eigeninitiative euer Figuren?
Beitrag von: zitatus am 17. Dezember 2007, 17:53:30
...und ich habe gedacht, so was passiert nur mir, dass sich Figuren verselbständigen...

Ich lasse sie meistens gewähren. Wenn was gutes dabei entsteht, habe ich die eigentlich geplante Story für andere Prots in reserve. Wenn es nicht wird, dann gibt es immer noch die kleine Taste unter der "Einfg"-Taste.
Titel: Re: Was macht ihr mit der Eigeninitiative euer Figuren?
Beitrag von: Espérance am 30. Dezember 2007, 17:46:31
Momentan arbeite ich an einem Werk, wo ich den hinteren Teil schon geschrieben habe und jetzt an der Vorgeschichte arbeite. Das macht es für mich leichter, weil ich ja schon weiß in welche Richtung sich mein Protagonist entwickeln wird. Und momentan macht er auch noch gar keine Probleme.

Dafür haben sich gestern so mal mirnichts dirnichts zwei Nebencharaktere eingebracht. Gut, ich brauchte sie und es ist auch wirklich sinnvoll die jetzt dabei zu haben.

Bei dem ersten Teil jedoch hatte ich auch einen Charakter, der sich plötzlich zur Witzfigur aufschwingen wollte und nur noch Zoten riss. Den musste ich erstmal in seine Schranken weisen, was nach 3 Kapiteln harter Arbeit dann auch geklappt hat.

Ich plotte immer mit Lücken. Das heißt, ich habe die Handlung zwar schon mehr oder weniger vollständig im Kopf, lasse den Charakteren aber platz sich entwickeln zu können und evtl. auch mal Ausflüge zu machen. In der Regel klappt das ganz gut. Früher war das viel schlimmer, da konnte mal ein ganzes Buch abdriften.
Titel: Re: Was macht ihr mit der Eigeninitiative euer Figuren?
Beitrag von: felis am 30. Dezember 2007, 20:01:12
Ich wusste bis eben gar nicht, dass ich eine Plotlücke hatte. Dann hab ich eine 800 Wörter starke Szene für Rho geschrieben, weil er meinte, sie sei unbedingt notwendig. Was soll ich sagen, der Kerl hat recht.  :P Die Stzene erklärt eine wichtige Motivation für den geplanten Schluss....  ;)
Titel: Re: Was macht ihr mit der Eigeninitiative euer Figuren?
Beitrag von: Coppelia am 31. Dezember 2007, 16:43:14
Meine Figuren haben im Moment gar keine große Eigeninitiative. Aber irgendwie läuft mir im Augenblick ständig die Handlung aus dem Ruder, ohne dass meine Figuren irgend etwas dafür können. Die Handlung "passiert" ihnen einfach. Das ist schon der dritte Versuch derselben Szene, und schon wieder hab ich Schwierigkeiten mit der Handlung. Meine Hauptfigur ist verletzt anstelle seines Begleiters (wobei, Moment ... hey, das könnte sogar gehen), und ich hab schon wieder ein Pferd verloren. Ich brauche aber nicht nur beide Pferde, sondern eigentlich sogar drei! Nur woher nehmen?! *Haare rauf*
Titel: Re: Was macht ihr mit der Eigeninitiative euer Figuren?
Beitrag von: saraneth am 01. Januar 2008, 16:45:22
Meine Figuren sind tatsächlich gerade dabei sich in eine Richtung zu entwickeln, die ich so nicht geplant hatte. Versuche gerade verzweifelt sie umzulenken; hatte das ja auch im Brainstorming angesprochen, aber irgendwie wollen sie nicht.

Beide sitzen schmollend in der Ecke, wobei ich aus ihnen ein Paar machen wollte. Da gehts mir wie Coppelia: Andauernd schmeißen sie sich neue Beleidigungen an den Kopf. -.-'

Da helfen noch nicht mal die Tips, die hier gegeben wurden. Hilfe!
Titel: Re: Was macht ihr mit der Eigeninitiative euer Figuren?
Beitrag von: Coppelia am 01. Januar 2008, 17:05:52
Oh, das klingt schlecht. Wenn es nicht funkt, dann funkt es nicht. Gibt es Ätzenderes, als Figuren auf Deubel komm raus zusammen zu bringen?
Hört sich nicht an, als ob es klappen könnte. :( Keine Chance, dass sie sich mögen würden?

Meine Handlung hab ich wieder halbwegs im Griff, hoff ich. Trotzdem hab ich bei der Szene immer noch etwas das Gefühl, die Handlung wirkt nicht glaubwürdig. Aber wenigstens funktioniert sie wieder und hebelt mir nicht den ganzen Roman aus. Sie haben jetzt auch wieder beide Pferde. ;D
Titel: Re: Was macht ihr mit der Eigeninitiative euer Figuren?
Beitrag von: saraneth am 01. Januar 2008, 17:52:26
Naja, er ist eigentlich schon recht verliebt in sie. Aber gibt das natürlich nicht zu, da sie ja nicht wirklich den Eindruck macht, als würde sie diese Gefühle erwiedern. Was ja auch stimmt.
Er benimmt sich aber auch zu machohaft. -.- Da würde ich auch nicht anders reagieren. ;D
Titel: Re: Was macht ihr mit der Eigeninitiative euer Figuren?
Beitrag von: caity am 01. Januar 2008, 17:59:46
Hallo saraneth,

gibt es nicht die Chance, das durch irgendeine dritte Figur zu ändern?
Beispiel: Seine Mutter, die ihr gegenüber einige peinliche Sachen erzählt, was sie langsam aufwärmen lässt.
Oder sie redet mit ihrer Freundin und er hört zufällig ein Gespräch mit an?
Oder er bekommt einen Brief von ihr in die Finger?

Äh ... mag sie ihn überhaupt?

Bye
caity
Titel: Re: Was macht ihr mit der Eigeninitiative euer Figuren?
Beitrag von: saraneth am 01. Januar 2008, 18:34:48
Nein. Sie mag ihn nicht. Was aber auch eher daran liegt, dass er sie nur brüskiert. Anfangs war sie neutral, aber da er recht schnell erkannt hat, dass er sie mag und deshalb eklig zu ihr war, hat sich ihre Meinung über ihn rapide verschlechtert...
Titel: Re: Was macht ihr mit der Eigeninitiative euer Figuren?
Beitrag von: Coppelia am 02. Januar 2008, 20:04:44
Aber wenn Anziehungskraft da ist, zwischen beiden, dann sollte es auch eine Möglichkeit geben ...
Es ist zwar ein Klischee, aber ich wende es im Moment wieder mal erfolgreich an: Was, wenn sich einer um den anderen kümmert, weil er/sie verletzt ist?  :innocent:
Titel: Re: Was macht ihr mit der Eigeninitiative euer Figuren?
Beitrag von: saraneth am 03. Januar 2008, 11:19:21
Das könnte man natürlich machen, wobei ich auch am überlegen war einen Nebenbuhler einzubringen. Da ist jedoch das Problem, dass ich den erstmal irgendwo herbekommen muss (halten sich zur Zeit in der tiefsten Pampa auf).

Da bin ich aber auch am überlegen, ob es nicht zu sehr Klischee ist... Schwierig das glaubaft rüberzubringen. -.-
Titel: Re: Was macht ihr mit der Eigeninitiative euer Figuren?
Beitrag von: Ary am 04. Januar 2008, 10:16:09
Hi Saraneth,
wenn sie mitten in der Pampa rumkreuchen, ist ein Unfall, nachdem sich der eine um den anderen kümmern muss, weil sie sonst sehr wahrscheinlich beide schnell am Ende sind, sicher realistischer zu regeln als ein Nebenbuhler - wo soll der auf einmal herkommen?
Ich würde einem von den Biden symbolisch gesprochen einen Berg auf den Kopf fallen lassen und dann den anderen mit der Krankepflege beauftragen. Man kommt sich schnell nähe, wenn man sich gegenseitig durch die Steppe schleppt. :)
Titel: Re: Was macht ihr mit der Eigeninitiative euer Figuren?
Beitrag von: Lavendel am 04. Januar 2008, 17:54:41
Wie auch immer geartet, Extremsituationen schweißen zusammen. Es gibt einen Punkt, an dem Zickigkeiten und Machogehabe einfach nur noch albern sind. Wenn es also um etwas geht, um etwas das beiden wichtig ist, sei es nun ihr Leben oder sonst etwas, dann werden sie schon zusammenhalten. Und vielleicht auch herausfinden, dass sie sich bisher im jeweils anderen getäuscht haben. In solchen Situationen erfährt man nämlich auch, wie jemand wirklich tickt.
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: saraneth am 08. März 2008, 22:20:55
Juhu :vibes: Es hat geklappt, sie kommen sich näher. Nein, was bin ich froh. ;D Meine Planung hat zwar ein, zwei Kurven über fünf Seiten genommen, aber jetzt - endlich! - ist der erste Schritt getan.
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Issun am 21. März 2008, 19:36:50
Meine Chrakatere neigen vor allem dazu, im Verlauf von Dialogen ein Eigenleben zu entwickeln. Da kommen plötzlich ganz andere Antworten, als ich beabsichtigt hatte und schon bin ich wieder mitten im Schlamassel.  ;D
Oft ist es schwer zu entscheiden, ob man den Charas die Freiheiten lassen sollte oder besser sämtliche Ausuferungen wieder löscht. Das kommt dann wohl darauf an, wie gut sie mit der Geschichte zusammenpassen.
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Grey am 22. März 2008, 09:03:34
Ich habe derzeit ziemliche Schwierigkeiten mit meinem letzten Hauptcharakter, der die Bildfläche in meinem Roman vor ein paar Seiten zum ersten Mal betreten hat. Dieser Teil war der einzige in meinem Roman, der noch richtiges Blah war - einfach, weil der Sturkopf sich weigert, mir seine genauen Absichten zu verraten. Jetzt arbeite ich mich häppchenweise voran und bin immer wieder überrascht, wenn er ein neues Puzzleteil rausrückt. Ist schon irgendwie spannend, auch für mich, aber anstrengend ...  :gähn:
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Wargomar am 22. März 2008, 15:17:55
Hallo Manja.


Also ich habe bis jetzt drei Geschichten mit jeweils ca. 30 Kapitel geschrieben. Bei mir entwickelt sich die Storry während ich schreibe. Die Grundidee bleibt und der Rest ergibt sich dann so.
Nun. Ist das nicht unbedingt professionell, wie ich die Sache angehe?
Ich habe immer gedacht, daß müsste so sein. :wums: Sind nach meinem Geschmack auch gar nicht so schlecht geworden. Das ist mir jetzt aber sehr unangenehm.

Gruß, Wargomar
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: THDuana am 22. März 2008, 16:38:34
@ Wargomar
Ob die Geschichte ein Eigenleben entwickelt oder die Charaktere, halte ich immer noch für einen großen Unterschied.
Wenn bei dir die Geschichten und das Schreiben ohne große Planung geklappt haben, ist das doch gut! ;)

Zur Zeit ringe ich etwas mit einer meiner Figuren, weil sie plötzlich so weinerlich ist. Eigentlich ist sie das nämlich ganz und gar nicht und muss es auch nicht sein, trotzdem ... langsam mache ich mir Sorgen. *mal nach dem Chara schauen geh* Wie ich sie wohl wieder aufheitern kann? ::)
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Wargomar am 22. März 2008, 19:06:45
Das ist dann natürlich etwas komplizierter.

Mir ist so in etwa das selbe mit Mentoran passiert. Ich habe es dann einfach auf einen Parasieten namens Depressa geschoben, und Mentoran von einem Magier heilen lassen.
Depressta habe ich von dem Wort Depressionen abgeleitet.

Ich hoffe, daß Dir das weiter hilft.
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: THDuana am 22. März 2008, 20:21:22
Ah, nein, nein, mir geht es eher darum, dass der Charakter macht, was er will und nicht, was er soll. Da hilft es auch nicht, wenn ich ihn "heilen" lasse, weil sich danach sowieso nichts ändern würde. Wenn er traurig sein will, ist er traurig, da kann ich nicht viel machen, außer hoffen, dass er bald wieder eine andere Phase hat.
Und anfangs hat es doch so gut mit mir und ihm geklappt ... tja, ist er eben muffig jetzt ;)
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Wargomar am 22. März 2008, 21:04:50
Das wird schon wieder. Irgend ein Ereignis wird ihn schon noch auf die Beine helfen.
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Coppelia am 24. März 2008, 15:36:30
 Bei mir hat sich seit einiger Zeit eine Figur festgepappt, die in meinem aktuellen Projekt eine Nebenrolle spielt. Ich habe schon seine Biografie erfunden und weiß, dass er noch ein interessantes Leben hatte. Das wäre ja nichts Neues, wenn es nicht so seltsam wäre: Die Figur ist vom Charakter her ganz anders, als ich sie jemals geplant hatte. Ich dachte, er wäre zurückhaltend, schweigsam und bescheiden. Aber er ist selbstbewusst, knallhart, heldenhaft und kann seine Klappe nicht halten. Obendrein ist er ein großer Moralist, der sich von seinen Prinzipien zu den merkwürdigsten Aktionen hinreißen lässt. Kurz gesagt, er ist eine wirkliche Nervensäge. Aber ich scheine zu den wenigen Personen zu gehören, die ihn so sehen. Seine Welten-Mitbewohner bringen ihm nämlich eine regelrechte Heldenverehrung entgegen, die Frauen stehen auf ihn, er ist eine richtige lebende Legende. Wohin ich in meiner Welt auch schaue, kommt mir diese Figur entgegen und erzählt mir von den Dingen, die ihr wichtig sind.
...
Wieso erzähle ich euch das eigentlich? Ach nur so. :P Aber ich hab selten eine Figur mit so großem Eigenleben gehabt. Ich meine, ich finde die Figur nicht sympathisch, nicht mal gutaussehend, sie nervt mich einfach nur! *g* Ich hab dem Mann schon mehrere Nachteile gegeben, von der Drogensucht bis zum mächtigen Feind, aber nichts kann diese Figur aufhalten ... sie wird nur immer faszinierender für ihre Welten-Mitbewohner ... ich musste sogar schon ein Lied zu seinen Ehren dichten .
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Coppelia am 25. Mai 2008, 08:47:55
Mh, im Augenblick wundere ich mich auch über Figuren von mir. Ich habe ein (vergleichsweise) ziemlich altes Pärchen (er ist 60, sie 45), und sie behaupten steif und fest, einander nicht zu lieben, sondern nur aus pragmatischen Gründen zusammen zu leben und Kinder in die Welt gesetzt zu haben. Aber jedes Stück, das ich mit einem von beiden schreibe, sagt mir, dass sie sich in Wirklichkeit sehr lieben. Warum merken sie das eigentlich selbst nicht? Dass ich es nicht so geplant hatte, muss ich wohl nicht noch sagen ...
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Ary am 25. Mai 2008, 09:19:48
Solche Typen kenne ich auch. Eigentlich hatte ich für feuersänger gar keine Liebesbeziehung geplant, udn dann hatte ich auf einmal DEN Charakter im Kopf, in den sich einer wie Feuersänger verlieben konnte. Und dann musste ich sehen, wie ich den wieder loswurde, schrecklich.
Im Moment klebt mir gerade mein neuer Rollenspielcharakter im Kopf fest, das hat letzte Nacht zu lustigen Träumen geführt. Dummerweise kann ich den Kerl nicht in einem Roman verwursten, weil die Idee zu sehr an einen Charakter aus dem Buch, das ich gerade lese, angelehnt ist. Schade eigentlich.

Edit: Hilfe! Der Typ geht einfach nicht weg. Er WILL eine Geschichte. Aber er ist doch... eine geklaute Idee! Eine nicht ganz Eigen-Kreation. Was mach ich jetzt bloß mit dem Mann?  :wums:
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Shay am 28. Mai 2008, 21:14:41
Zitat
Edit: Hilfe! Der Typ geht einfach nicht weg. Er WILL eine Geschichte. Aber er ist doch... eine geklaute Idee! Eine nicht ganz Eigen-Kreation. Was mach ich jetzt bloß mit dem Mann?
Solange dran rummachen, ihm Raum geben, sein eigenes Leben zu finden, bis er eine eigene Kreatur IST. Ich hatte das Problem auch mal, aber nach jetzt etwa 10 Jahren denke ich, daß ich vom Original halbwegs weg bin.
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Ary am 28. Mai 2008, 21:34:32
Ich arbeite dran. Inzwischen ist er wirklich schon ziemlich "meiner".
Ja, genau, er ist immer noch da, er hat inzwischen einen Namen und einen Plot.
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Lisande am 03. Juni 2008, 09:45:06
Bei mir zickt gerade eine Rollenspielcharakteuse rum, dass sie einen der anderen Charas als Schülerin haben will - und ich sage ihr ständig, dass sie das niemals machen würde.
"Aber die Kurze ist doch so toll..."

Ja, ist sie, trotzdem, liebe Silberstern, kennst du sie kaum, sie ist nicht von Deinem Volk und du würdest das nicht machen.

"Aber..."

Nein.

"Aber..."

Nein!

"Aber... auch nciht so ein kleines bisschen?"

NEIN!!!!

Argh, Rollenspielcharaktere!!!  :wums:
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Ary am 03. Juni 2008, 12:05:57
*lol* Lisande, ein "kleines Bisschen" dürfte bei der Dame eh nicht funktionieren. Nithyara nehmen entweder ganz oder gar nicht.
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Coppelia am 03. Juni 2008, 12:27:52
*lach*

Mein momentaner Figurerich (Mann, muss ICH mich wieder an den personalen Erzäher gewöhnen) hasst den, der sein bester Freund sein sollte, und verachtet seinen Feldherrn, den er bewundern sollte.

::) (bitte weitere solcher Smilies in Gedanken ergänzen)
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Ary am 03. Juni 2008, 12:29:31
Ich überlege die ganze Zeit schon, ob ich mein Jiandro-Projekt in Ich-Form schreiben soll... eigentlich hasse ich das, aber der Chara scheint es zu wollen. *seufz*
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Grey am 03. Juni 2008, 13:17:11
@Ary
Ich hab auch immer gedacht, dass ich die Ich-Perspektive nicht mag. Aber als ich dann damit angefangen habe, fand ich es doch ganz interessant und spannend. Kannst ja den Anfang mal auf verschiedene Weise versuchen und dann guckst du mal, was am besten geht ...
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Melchior am 03. Juni 2008, 15:41:21
@Aryana: Ziemlich selbstsüchtig, dieser Charakter, was?

Ich überlasse den Figuren ja in der Regel, was sie tun. Dann sind sie selbst für den ganzen Unsinn verantwortlich.  Aber wenn so ein netter, älterer Herr mitten im Roman den Schafspelz abwirft und mir offenbart, warum der beste Freund meines Protagonisten sterben musste, finde ich das schon ziemlich fies. Das bekommt er wieder!  :pfanne:
Was lernen wir daraus: Eine zu lange Leine sollte man solchen typen auch nicht lassen.
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Möchtegernautorin am 04. Juni 2008, 15:08:11
Zitat von: Aryana am 03. Juni 2008, 12:29:31
Ich überlege die ganze Zeit schon, ob ich mein Jiandro-Projekt in Ich-Form schreiben soll... eigentlich hasse ich das, aber der Chara scheint es zu wollen. *seufz*
Ja, das ist mir neulich auch irgendwie passiert und das auch noch bei meinem wirklich ältesten Charakter. Aber sie hat sich entschieden, dass ich die Geschichte in ich-Form schreiben soll, was ich bei ihr noch nie gemacht habe und auch generell eher ungern tue <schulternheb> aber anders war das irgendwie... falsch.
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Ary am 04. Juni 2008, 15:20:50
Genau das. Es fühlt sich richtig an. Aber irgendwie habe ich mich noch nicht so ganz überzeugen lassen. *gnarf*
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Coppelia am 04. Juni 2008, 15:29:25
Ich bin der Meinung, man sollte Ich-Erzählern ihre Perspektive lassen. Meine liebsten Figuren haben auch die schönsten Erzählerstimmen, für mich zumindest.  :innocent: Sie fangen ganz allein an, ihre Geschichte zu erzählen.
Aber bei Figuren ohne besondere "Erzählstimme" schließt sich die Ich-Perspektive meiner Erfahrung nach meist von allein aus.

Lotti ist immer noch etwas sauer, dass ihm die Ich-Perspektive genommen wurde. ;D Aber glaub mir, Lotti, es war besser für dich.
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Ary am 04. Juni 2008, 15:44:57
Lotti kann ich mir in ich-Form auch nicht wirklich vorstellen. Wobei es sicherlich interessante Einblicke in diesen doch sehr zerrissenen Charakter gegeben hätte. Aber wahrscheinlich hätte er uns in seinen Selbstmitleidphasen auch ziemlich zugeschwallt, nicht wahr?  ;)
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Lisande am 04. Juni 2008, 16:34:05
Zitat von: Aryana am 03. Juni 2008, 12:05:57
*lol* Lisande, ein "kleines Bisschen" dürfte bei der Dame eh nicht funktionieren. Nithyara nehmen entweder ganz oder gar nicht.

Ja, aber du kennst doch auch Silber, oder? Erst mal "ein kleines bisschen" durchsetzen - und danach dann alles nehmen passt schon zu ihr.

Und was Jiandro angeht: lass ihm seinen Willen. Du dringst doch eh nicht mit einer anderen Meinung zu ihm durch, so zugedröhnt, wie der immer ist!
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Coppelia am 04. Juni 2008, 16:43:29
Na, Lotti war schon ein toller Ich-Erzähler. Ehrlich, hart, provokant und natürlich auch manchmal selbstmitleidig. ;D Aber ich mochte immer seine scharfe Zunge. Na ja, hab sie erhalten, so gut es ging. Ihr wollt aber gar nicht wissen, wie viel selbstmitleidiges Geschwafel ich schon weggemacht habe und wie das immer nachkommt. ;)

Aber die Figur aus dem fertigen Roman würde ich als personalen Erzähler nicht so witzig finden, obwohl es wahrscheinlich mit einiger Mühe auch ginge.

Die Epen-Figuren dürften mal ein gescheites Eigenleben entwickeln. Haben die einander nichts zu sagen? So macht das doch keinen Spaß.
Titel: Re: Wenn Figuren ein Eigenleben entwickeln...
Beitrag von: Coppelia am 20. Juni 2008, 21:52:23
 Toll ... wo ich das Bild meiner Antagonistin gemalt hab, bin ich gerade aus allen Wolken gefallen, weil sich mir der üble Verdacht aufgedrängt hat, dass mir diese Frau bisher etwas vorenthalten hat. Und zwar ihren Ehemann. Das heißt, sie und der Mann, von dem ich glaube, dass er ihr eigentlicher Ehemann ist, haben mir die falsche Person genannt, mit der sie angeblich verheiratet sein sollte ...
:gähn: 
Ne jetzt, oder?
Wenn diese zwei geheiratet haben, wäre das wirklich bitter, weil es zeigt, dass sich beide einfach für nichts zu schade sind, und für den Mann täte es mir auch Leid, obwohl er mein Mitleid  nicht verdient hätte. Kein Wunder, dass sie mir die Information vorenthalten haben ... 
Wie das jetzt alles Sinn ergibt ...

Ich glaube, der Roman braucht wirklich noch Zeit, wenn er voller solcher stachliger Überraschungen steckt.