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Handwerkliches => Workshop => Thema gestartet von: Steffi am 22. August 2010, 21:57:39

Titel: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Steffi am 22. August 2010, 21:57:39
Das kleine Einmaleins der Anfängerfehler können die meisten von uns mittlerweile sicherlich auswendig herunterbeten, begegnet man entsprechenden  Listen doch im Internet zuhauf. Zu den immer wieder gerne genannten Patzern gehören Klassiker wie der ständige Perspektivwechsel mitten in der Szene, schwere Formen von Adjektivitis, das Ignorieren von "Show don't tell" sowie Figuren mit denen alles gemacht wird, die aber nie etwas selber tun (Passivformen) sowie die falsche Verwendung des Plusquamperfekts. Zu dem etwas erweiterten Katalog gehören dann noch ausladene Naturbeschreibungen am Anfang eines Kapitels,  sowie spannende Szenen die sich nachher lediglich als Albtraum entpuppen.*

Alles klar. Haben wir verstanden, nach diesen Regeln leben und schreiben wir.  Jetzt sollte der Text doch eigentlich frei von Anfängerfehlern sein, oder? Mitnichten.

Als ich vor einiger Zeit eine Geschichte von mir ein paar Freunden online zum Lesen bereit stellte, die ich auf die oben genannten Patzer gründlich bearbeitet hatte, kam als Kommentar: "Ganz nett, aber einige Anfängerfehler sind schon drin." Ich war in dem Moment leider zu überrascht, um genau nachzufragen, aber der Gedanke lässt mich nicht los. Anfängerfehler? Was für welche denn noch?

Abgesehen von den großen Kloppern muss es also eine ganze Reihe von "kleinere" Anfängerfehlern geben, die wahrscheinlich schon auf einem etwas höherem Niveau sind, aber trotzdem unmissverständlich als Anfängerfehler identifiziert werden können. Müsste ich raten würde ich sagen, es geht hier um Stil, Handlungsfluss und kleine Kniffe und Tricks, oder auch Sachen, die mittlerweile überaltet sind und die man so einfach nicht mehr macht. Die Technik halt, die den Anfänger vom Profi unterscheidet.

Meine Überlegung also: was genau sind diese Fehler? Sprotte und mir fielen als erste Kandidaten das Infodumping und das Unterbrechen spannender Szenen und Dialoge durch "Schwallen" ein.  Ich denke, auch das ordentliche Aufbauen einer Szene (Konflikt! Konflikt in jetweder Form!) dazugehört, ebenso wie der Spannungsbogen in einem Kapitel. Davon abgesehen muss es aber auch noch andere größere und vor allem kleinere Fehler geben.

Ums es vielleicht einfacher zu Beschreiben: ein Manuskript würde wegen diesen Fehlern nicht automatisch  bei einem Verlag scheitern, der Lektor würde sie aber als solche erkennen und nachher definitiv ausbessern.

Ich werf die Frage mal in den Raum: Anfängerfehler für Fortgeschrittene: woher kommen sie, was tun sie und wie wird man sie wieder los?




*Wir alle wissen natürlich, dass solche Elemente geschickt eingesetzt große Wirkung haben können. Aber tun wir jetzt mal als ob wenn nicht.
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Sprotte am 22. August 2010, 22:05:29
Mir fällt da noch ein:

1. Wettbeschreibungen zu Geschichtenbeginn:
An einem schönen Maienmorgen, die Sonne schien, die Vögel zwitscherten, keine Wolke am klarblauen Himmel, obwohl der Wetterbericht Regen voraussagte, was Oma Ernas Knie, das wetterfühlig war, bestätigte...

2. Ein Überfluß an Cliffhangern
Kathy Reichs schafft es in ihren Temperance-Brennan-Büchern, fast jedem Kapitel einen albernen Mini-Cliffhänger anzukleben: Was er dann sagte, hauchte einen eisigen Schmerz in meine Seele. Ich wußte es noch nicht, aber mein Ende war besiegelt...

3. Kommen wir gleich zum blöde vorahnenden Ich-Erzähler: Ich wußte es noch nicht, aber... :wums: Das ist ein Stilmittel, das Spannung erzeugen soll aber nur primitiv ist.

to be continued...

Edit: Genau!

4. Inflationäre Nutzung von ... und ! einseinself

5. Fremdsprachenfetzen:
Hedwig Curts-Mahler? So die grobe Schiene auf jeden Fall. Eine Charaktere stammt aus Frankreich. Ergebnis ist, daß sie alle zwei Halbsätze ein Tiens, Mon Dieu, Allors einstreut, um sie damit unverkennbar zu machen.
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Kati am 22. August 2010, 22:08:47
Ich stecke ja gerade mitten in der Überarbeitung meines sechsten Romans und kann von den Anfängerfehlern ein schönes Liedchen singen...

Show, don´t tell missachtet? (x)
Naturbeschreibungen an Anfang, Ende und in der Mitte des Kapitels? (x)
Infodumping? (x)
Schwallen? (x)

:( Ich bin zwar erst achtzehn, aber ich schreibe nun doch schon "ernsthaft" seit einiger Zeit und kenne diese "Regeln" auch seit Jahren. Wieso also habe ich diese dummen Anfängerfehler in meinem Text?
Ich glaube, dass es völlig normal ist. (Oder ich red´s mir ein...) Richtig bewusst geworden ist mir, dass ich das mache, seit Waffelkuchen betaliest und mich darauf hinweist. Wenn ich Romane von anderen lese, fällt es mir auf, wenn ich es selbst mache, leider nicht. Aber seit mir jemand wirklich sagt, wo es hapert, wird es irgendwie besser. Ich kann es rausstreichen und in meiner neuen Geschichte merke ich sogar manchmal von selbst, wenn es passiert.

Ich glaube daher, dass man es selbst nicht allein lernen kann, sondern jemanden braucht, der einem erst einmal bewusst macht, dass man da etwas falsch macht.

LG,

Kati
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Sprotte am 22. August 2010, 22:11:58
6. Wortschatz.
Machen wir uns nichts vor. Jeder Autor hat einen begrenzten Wortschatz. Hin und wieder schnappt er mal was Neues auf, aber der Wortschatz ist erst einmal da. Ist noch nicht schlimm. Schlimm ist es, wenn ein Lieblingswort - bevorzugt ein Füllsel! - sich im Autorenstammhirn einnistet. Ich plage mich mit "regelrecht" - ich weiß es, ich merke es beim Tippen, ich streiche beim Lesen.
Beispiel:
ZitatSie prallte regelrecht nach vorne, inständig bemüht, sowohl Frazer als auch Richard Mullbray regelrecht zur Seite zu schleudern. Tatsächlich quetschte sie sich nur äußerst schnell und ruchlos zwischen den beiden Männern hindurch, wobei sie einen schrillen Schrei ausstieß und regelrecht den Gang entlangflog.
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Steffi am 22. August 2010, 22:16:18
@Sprotte: mein neues Lieblingswort ist "beiläufig"  :wums: Ich denke aber, das mit dem Wortschatz ist kein typischer Anfängerfehler. Zumindest scheinen sich auch alte Hasen wie Neil Gaiman und andere Autoren damit rumzuplagen.

@Kati: ich denke völlig frei von Naturbeschreibungen sollte eine Geschichte auch nicht sein. Was hier wohl eher gemeint ist, ist der "It was a dark and stormy night..." - Ansatz.

Meine Beta wies mich darauf hin, dass ich die nerbige Angewohnheit habe Person A etwas sagen zu lassen, mich dann für zwei Absätze in ihrem Kopf einzunisten und dann erst Person B antworten zu lassen. Ein flüssiger Dialog kommt da nicht zustande  ::)
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: gbwolf am 22. August 2010, 22:26:44
Zitat von: Sprotte am 22. August 2010, 22:05:29
1. Wettbeschreibungen zu Geschichtenbeginn:
Süßer Tippfehler  ;D
"Collector" von Markus Heitz (Höchste Platzierung bei den Spiegel-Bestsellern: 25) beginnt mit dem Satz "Ausgerechnet heute muss es pissen"
Es ist ein Trucker, der das denkt und es unterstreicht seinen Charakter.

Ich hasse diesen Anfang trotzdem und ich mag auch keine Trucker. Kein Buch für mich ...

Zitat von: Sprotte am 22. August 2010, 22:05:29
2. Ein Überfluß an Cliffhangern
Dan Brown wurde damit Millionär und ich fürchte, es ist vor allem bei Männern sehr beliebt. Schöner Stil ist es aber wirklich nicht.

Zitat von: Sprotte am 22. August 2010, 22:05:29
3. Kommen wir gleich zum blöde vorahnenden Ich-Erzähler: Ich wußte es noch nicht, aber... :wums: Das ist ein Stilmittel, das Spannung erzeugen soll aber nur primitiv ist.
Ich liebe Frederick Forsyth, der einem zeigt, was passieren wird oder einen Satz reinwirft wie "Der Mann, der in wenigen Minuten tot sein würde, schloss die Tür auf." Und er füttert einen gerade weit genug an, dass man darauf brennt, das "Warum" zu erfahren!


Also, damit wir uns nicht falsch verstehen, Sprotte, ich möchte dich hier nicht vorführen, denn die Punkte, die du aufzählst, stimmen natürlich alle. Mir kommt aber gerade der Gedanke, dass es durchaus einen wirklich guten Autor ausmachen kann, genau zu wissen, wie man welche Regeln bricht und wo man solche "Fehler" wie einbaut. Ein Anfänger baut solche Dinge dort ein, wo er "denkt", dass sie gut klingen. Sie klingen aber nur auf den ersten Moment gut, hat man den Text als Ganzes, fallen sie unangenehm auf.

Vor allem auf der ersten Seite kann man scih gut an die Regeln für den Aufbau eines journalistischen Artikels halten:
Wer?
Was?
Wann?
Wo?
Wie?
Warum?

Diese W-Fragen sollten beantwortet werden, damit der Leser eine Orientierung hat, weiß, warum die Sache spannend ist. Auch hier gilt: Fortgeschrittene spielen mit der Reihenfolge und dem Timing.

Für mich ganz essentiell sind die Füllwörter. Aus meinen Testen fliegen 150.000 "auch", "noch", "doch", "irgendwie". Wo ich sie nicht streichen kann, formuliere ich um. Vielleicht 5-10% bleiben schließlich stehen.

Zu umständliches Umsetzen von "show don`t tell". Der fortgeschrittene Anfänger verbiegt sich gerne in Umständen, um die Figur ja nicht mit der klassischen Spiegelszene zu beschreiben oder mit dem Passfoto. Bis der Leser mal herausgefunden hat, wie die Figur aussieht, versteht er nur noch Bahnhof, weil oft der Fluss der Szene Schieflage bekommt. Man lernt irgendwann, ein gemeines "quick and dirty". Das tut kurz weh, aber dann haben alle es überstanden und der Leser muss nicht rätseln, ob die "scharzhaarige Frau" auch wirklich "Tamiras grünäugige Cousine" ist oder ob das doch eher die "sonnenblonde Schöne" von Seite 2 war.
Ebenso die vielen Umstände, ja nicht den Namen zu oft zu wiederholen oder das "sie, sie, sie". Mir ist beim Lesen aufgefallen, dass ich nur wirklich selten bemerke, wenn ein Autor drei Sätze am Stück mit "sie" beginnt, während ein ständiger Wechsel zwishcen "Die Frau, die Pilotin, Irmela, Schmidt" nur Verwirrung stiftet und aus gut lektorierten Werken kenne ich das eigentlich nicht.

Nicht nur passive Wörter fliegen raus, ich persönlich habe oft zu wenig Dialoge und Leben und zu passive Konstruktionen insgesamt. Man muss ein Gleichgewicht finden zwischen Lebendigkeit zwischen den gesprochenen Worten und einem Zuviel. Ein Charakter, der unablässig an seinem Reiwßverschluss zieht, während er redet, verrät viel über sich und der Leser versteht bald, warum das Gegenüber genervt ist.

Bei Anfänger merkt man oft, dass sie am Anfang versuchen, alle Erklärungen in drei Absätzen durchzunudeln oder nur Handlung zu bringen. Es ist sauschwer, die Situation aus der Handlung heraus zu erklären, aber es liest sich am besten.

Soviel erstmal zu meinen 50 Pfennig.

Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Steffi am 22. August 2010, 22:34:46
ZitatEbenso die vielen Umstände, ja nicht den Namen zu oft zu wiederholen oder das "sie, sie, sie". Mir ist beim Lesen aufgefallen, dass ich nur wirklich selten bemerke, wenn ein Autor drei Sätze am Stück mit "sie" beginnt, während ein ständiger Wechsel zwishcen "Die Frau, die Pilotin, Irmela, Schmidt" nur Verwirrung stiftet und aus gut lektorierten Werken kenne ich das eigentlich nicht.

Das stimmt. Das habe ich mir mittlerweile auch abgewöhnt und benutze in der Regel den Namen der Figur oder "er" bzw. "sie". Es sei denn, die Figur hat noch keinen Namen, dann ist sie "der Mann" oder "die Frau".

ZitatMan lernt irgendwann, ein gemeines "quick and dirty". Das tut kurz weh, aber dann haben alle es überstanden und der Leser muss nicht rätseln, ob die "scharzhaarige Frau" auch wirklich "Tamiras grünäugige Cousine" ist oder ob das doch eher die "sonnenblonde Schöne" von Seite 2 war.

Was meinst du mit "Das tut kurz weh"? Weil die Beschreibung so offensichtlich ist? ("Er hatte schwarze kurze Haare und viel zu lange Ohrläppchen")

ZitatEs ist sauschwer, die Situation aus der Handlung heraus zu erklären, aber es liest sich am besten.

Aber das ist sohoooo schwer  :d'oh:

Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: gbwolf am 22. August 2010, 22:42:38
Zitat von: Steffi am 22. August 2010, 22:34:46
Was meinst du mit "Das tut kurz weh"? Weil die Beschreibung so offensichtlich ist? ("Er hatte schwarze kurze Haare und viel zu lange Ohrläppchen")
Genau. Hauptsache, die Beschreibung ist nicht wertend. Bei den "Drachenklingen" hat es mich enorm genervt, dass die Leute in die Kneipe kamen und "finstere, buschige Augenbrauen" hatten, unter denen sie "fiese Blicke" warfen ... die Situation an und für sich war ok, da kommen die Typen rein und es wird mit klaren Strichen ein Bild gezeichnet, sie sind groß, muskulös, aufrecht, die Hand am Degen. Man denkt sofort: "Die sehen nach Ärger aus!"
Zitat von: Steffi am 22. August 2010, 22:34:46
Aber das ist sohoooo schwer  :d'oh:
Alternativ kannst du dir einen sauberen Stil angewöhnen und einen hübschen, geheimnisvollen Mann einbauen. Man muss nicht immer einen besonderen Stil pflegen, um etwas verkaufen zu können. In einem Jugendthriller fände ich zu viele Schnörkel relativ überflüssig. Es ist ein Roman, der eine wenig leseerfahrene Zielgruppe unterhalten soll, kein Buch, an das man nach Jahren noch denkt. Da kann man auch mal ganz emotional sein und schreiben: Sie warf sich in den Sessel und heulte.

Edit: Wie Keri bereits schrieb, bringen die Tz-Treffen etwas. Allein, die anderen Texte laut gelesen zu hören und ihre Stärken und Schwächen zu analysieren, da kommt oft genug das "Ping!" der Erkenntnis.
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Steffi am 22. August 2010, 22:50:35
Zitatdie Situation an und für sich war ok, da kommen die Typen rein und es wird mit klaren Strichen ein Bild gezeichnet, sie sind groß, muskulös, aufrecht, die Hand am Degen. Man denkt sofort: "Die sehen nach Ärger aus!"

Ich glaub "die Hand am Degen" ist eine dieser "Show don't tell" Geschichten, mit der ich mich schwertue. So Kleinigkeiten fallen mir nicht ein.

ZitatAlternativ kannst du dir einen sauberen Stil angewöhnen und einen hübschen, geheimnisvollen Mann einbauen. Man muss nicht immer einen besonderen Stil pflegen, um etwas verkaufen zu können.

Genau darum geht es mir aber auch. Was gehört zu diesem sauberen Stil? Ich glaube nämlich, gerade da kann man viel falsch machen.

Mensch, ich wusste es gab einen Grund, warum mein aktuelles Projekt ein Jugendroman ist  ;D Sogar mit einem geheimnisvollen Jungen! Bingo!

ZitatWie Keri bereits schrieb, bringen die Tz-Treffen etwas. Allein, die anderen Texte laut gelesen zu hören und ihre Stärken und Schwächen zu analysieren, da kommt oft genug das "Ping!" der Erkenntnis.

Es müsste nur mal wieder einer in meiner Nähe stattfinden ;-)
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Sprotte am 22. August 2010, 22:51:41
Einmal kurz OT: Den letzten Absatz muß ich fett unterschreiben.
Maran und ich haben gestern abend und nacht FÜNF Stunden telefoniert und uns gegenseitig vorgelesen. Was wir da alles gefunden haben! Wofür plötzlich der Blick geschärft wurde - irre!
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Rika am 22. August 2010, 23:03:59
Höchst interessantes Thread hier, danke!

Allerdings wußte ich auch ohne das schon, daß mir ein Schreiberling zum hin-und-wieder quatschen/vorlesen/Sachen zeigen/Plotlöcher bereden/austauschen echt fehlt. Hab' mir heute schon den ganzen Tag gewünscht, ich hätte da wen in der Nähe...
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Zit am 22. August 2010, 23:04:40
Wiederholungen sind auch noch Anfängerfehler.

Ich hatte mal einen Text gelesen, da wartete ein König auf einen Boten, der Nachricht von der Front bringen sollte. Bevor der Bote kam, knirschte der König mit den Zähnen und trommelte mit den Fingern. Es war klar, er ist ungeduldig. Dann kam der Bote und der König schrie ihm am laufenden Band an. An sich nichts Schlimmes, wenn nicht jedes Mal, wenn der König sprach, es irgendwie hinein kam, dass er wartete und vom Boten genervt war, dass er so lange gebraucht hätte.

Dann gibt es aber noch Wiederholungen dieser Art:
Janne war oberglücklich. Tränen liefen ihm übers Gesicht und er grinste wie ein Honigkuchenpferd von der einen Wange zur anderen.
"Oh Hanna, wie froh ich bin, dich zu sehen!", jauchzte er.

Entweder lässt man hier die Behauptung stehen (oberglücklich) oder das Zeigen (Tränen, Honigkuchenpferdgrinsen, jauchzen(!)) - aber beides zusammen ist too much.
(Allerdings muss ich gestehen, dass ich soetwas auch immer schreibe - am Ende eines von beidem (show oder tell) jedoch streiche bevor es andere sehen. :engel:)
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Steffi am 22. August 2010, 23:06:24
Zitat von: Rika am 22. August 2010, 23:03:59

Allerdings wußte ich auch ohne das schon, daß mir ein Schreiberling zum hin-und-wieder quatschen/vorlesen/Sachen zeigen/Plotlöcher bereden/austauschen echt fehlt. Hab' mir heute schon den ganzen Tag gewünscht, ich hätte da wen in der Nähe...

Das mit dem Vorlesen könnte schwierig werden, für den Rest kannst du mich immer gern anmailen, wenn ich Zeit hab helf ich gerne ;)
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Steffi am 22. August 2010, 23:07:14
@Zitkalasa: stimmt, bei dem Beispiel wird nun extrem deutlich, wie glücklich sie ist :)
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Luna am 22. August 2010, 23:14:40
Huiuiui ^^
Ist ja schon einiges zusammengekommen.
Also ich habe gerne das ein- oder andere mal nen kleinen Cliffhanger am Kapitelende (nicht immer, aber 50% der Zeit in etwa). Rein gefühlsmäßig kann ich da so einfach gut aufhören. Ich setz die auch weniger bewusst. Habe manchmal nur das Gefühl, andeuten zu müssen, dass es danach weitergeht.
Ist so ein merkwürdiges Gefühl, es einfach so mit irgendeinem Satz enden zu lassen, es muss meiner Meinung nach schon stimmig sein.

Ansonsten kann ich wirklich nur sagen: Ja, man braucht einen guten Betaleser, der einen mit der Nase auf die Fehler schubst. Ohne den kritischen Blick eines anderen geht es einfach nicht.

Ich hatte auch meine Füllworte, habe mir aber schon diverse abgewöhnt. Weiß nicht, ob noch welche übrig sind. *Schulterzuck*

So, das wars erstmal von mir ... (<-- ja, die Punkteritis habe ich auch ;D )
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Sprotte am 22. August 2010, 23:15:56
Internetsprache im Roman.
Lacht nicht, hab ich in letzter Zeit häufiger gesehen.
Eine Person schreit laut einen Fluch oder was auch immer: ICH VERFLUCHE DICH! (womöglich noch in fett formartiert oder gesperrt geschrieben...)
Smileys hab ich noch nicht entdeckt, aber das könnte ich mir auch noch vorstellen.
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Dealein am 22. August 2010, 23:35:32
Perspektivwechsel, wenn es spannend wird ist ein Fehler? Ohje . . .dabei hatte ich es ganz bewusst eingesetzt, da die andere Person irgendwie die bessere Perspektive hatte und ich hab dadurch versucht Spannung zu erzeugen.
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: FeeamPC am 23. August 2010, 01:29:24
Nicht direkt ein Fehler, aber etwas, was mir aufgefallen ist: Anfänger tendieren dazu, pathetischer zu schreiben.
Beispiel: Für den Leser wird damit der Lesefluss des Werkes leider gehemmt, was dem Vergnügen eher abträglich ist.
Sprich: Der Schreibstil ist weniger flüssig, und das Lesen macht nicht so viel Spaß.

Ist mir in meinen früheren (Mach-)Werken aufgefallen, nachdem eine gute Freundin mich mit der Nase darauf stieß. Danach habe ich diesen Schreibstil bei anderen leicht identifizieren können.
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Dealein am 23. August 2010, 01:30:49
Was meinst du mit pathetischer?
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: FeeamPC am 23. August 2010, 01:32:09
Na, zum Beispiel meinen Beispiel-Satz  ;D

Pathetische Variante: ....was dem Vergnügen eher abträglich ist....
Leseflüssige Normal-Variante: ... macht nicht soviel Spaß...
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Dealein am 23. August 2010, 01:43:12
Aha . . . ^^ Naja ich habe ja einige Fehler mehr in meinem Script -.- Habe auch angefangen mit dem Beschreiben von Land und Wetter  :pfanne:
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Alia am 23. August 2010, 07:46:26
Schuldig im Sinne der Anklage...

ich habe wohl auch ein paar Perspektivwechsel zu viel.  :hmmm: Notwendig sind nicht alle. Innerhalb einer Szene habe ich öfters mal zwischen zwei Anwesenden hin und her gewechselt. Wenn nur einer der Protas etwas erlebt, muss ich aus dessen Perspektive schreiben. Klar. Aber da kann ich wohl immer ein paar Szenen zusammenfassen, dass der Text gleich bleibt, aber die Unterbrechung zu der anderen Person wegfällt.

Wo ich ein bisschen Probleme mit habe: Adjektivitis? Wo fängt die an. Was sind zu viele Adjektive und was ist genau richtig.

Keine wertenden sondern nur beschreibende - da habe ich mich weitest gehend dran gehalten. Wertend versuche ich nur in direkter Rede meiner Charaktere zu beschreiben. Ihnen lege ich dann auch mal glasklare Urteile in den Mund.

Lielingswörter. Ich habe aus einem Kapitel (ca. 14 Normseiten) gestern 12 "problemlos" gestrichen. Furchtbar... Aber ich habe das auch, wenn ich rede. Da huscht immer mal ein bestimmtes Wort zwischen. Die Lieblingsworte ändern sich regelmäßig, da ist es doppelt schwer sie zu erkennen.

Wo ich immer mit zu kämpfen habe, wenn ich gerade von derArbeit komme: die Anwaltskrankheiten "Substantivierung" und "Schachtelsätze". Ich versuche sie auch in meinen beruflichen Schreiben zu vermeiden. Aber wenn man den ganzen Tag Texte von Kollegen liest, färbt es z.T. ab.

Und ich neige ganz eindeutig zum Infodump. Ich muss unbedingt mal den genzen Text durchgehen, nach "was muss der Leser wirklich wissen" und "was ist an der Stelle eigentlich überflüssig".
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Ary am 23. August 2010, 08:03:27
Der versuch, Infodump zu reduziren, ist bei mir gnadenlos in die Hose gegangen. Als meine Betas und die Lektorin die Feuersänger-Schlussbeta machten, stießen sie mich voll´e Granate auf fiese, fette Logiklücken. das Ausbügeln hat den ganzen Kram um 8 Normseiten länger gemacht (gut, dass da das Okay vom Verlag kam - das Buch ist eh ein Schinken, da kommt es auf 8 Seiten mehr oder weniger nicht an). Also - es ist ja toll, wenn ich als Autor alles über meine Welt und meine Leutchen weiß, aber ich sollte den Lese vielleicht doch gelegentlich an meiner Allwissenheit teilhaben lassen.  ;D

"Und" und "..." kleben an mir wie Pech, da bekenne ich mich auch schuldig. Ich verknüpfe so gern mehrere hauptsätze mit "und" - teilweise seitenlang kamen nach demselben Schema gestrickte Sätze. meistens passiert mir das, wenn ich müde werde oder einfach nur "produzieren" will, um dann später zu überarbeiten. Meine Rohentwürfe wimmeln von sowas.

Adjektive... früher dachte ich, ich könnte nicht ihne und ich habe bei jedem geblutet, das weggestrichen wurde. Inzwischen versuche ich, möglichst sparsam mit ihnen zu sein, ohne sie komplett zu verbannen - denn es geht nicht komplett ohne. Mein Stil ist nun mal eher "blumig", das komplett Nüchterne ist zum einen nicht mein Ding und passt auch nicht zu meinen Geschichten.
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Alia am 23. August 2010, 08:36:28
Ich habe jetzt die ersten 300 Seiten fertig (eigentlich ein Fall für den Teilerfolgsthread  :vibes:) und habe das zum Anlass genommen alles auszudrucken und einmal zu lesen. Mir sind beim Lesen aber so viele Sachen aufgefallen, die ich ändern wollte, dass ich jetzt erstmal "überarbeiten von dem ersten Teil" auf dem Plan habe.

Ich denke du hast Recht mit den Plotlöchern Aryana. Die Informationen werde ich im Buch lassen müssen. Aber ob mein Prota vor dem brennenden Tempel stehend die ganze Systematik der Magie erklären muss? Da reicht wohl ein "Mist, ausgerechnet Feuer - das ist das Element, was ich am wenigsten beherrsche. Ich wünschte, mein Lehrer wäre hier, der ist Meister in allen Schulen der Magie und kann das. Was soll es - ich versuche es einfach." Die Gefahr, dass mir die Leser da den "langweiligen" Teil überblättern ist doch recht groß, wenn man gerade erfahren hat, dass da im Feuer jemand in Lebensgefahr ist.

Was hier auch schon aufgefallen ist: ich mache ungern Absätze. Dadurch liest sich alles etwas schwerer. Das ist jetzt wirklich leicht zu ändern - aber irgendwie dennoch ein Fehler. Ich habe im ersten Kapitel sage und schreibe 3!! Absätze auf 15 Seiten *ups*
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Kuddel am 23. August 2010, 09:30:00
Moin,

habe auch noch einen schönen Anfängerfehler.
Verheiratete Worte.
Grünes Gras, blauer Himmel usw.
Jeder weiß, dass Gras grün ist. Und wenn es das mal nicht ist, hat es meistens eine Bedeutung und man kann es dann anders schreiben als braunes Gras.

ZitatAdjektive... früher dachte ich, ich könnte nicht ihne und ich habe bei jedem geblutet, das weggestrichen wurde. Inzwischen versuche ich, möglichst sparsam mit ihnen zu sein, ohne sie komplett zu verbannen - denn es geht nicht komplett ohne. mein Stil ist nun mal eher "blumig", das komplett Nüchterne ist zum einen nicht ein Din und passt auch nicht zu meinen Geschichten.
Ich habe letztes Jahr einmal mit einer Lektorin zusammengearbeitet, die mir einen guten Tipp gegeben hat. Schreibe pro Seite ein, allerhöchstens zwei Bilder, die du mit Adjektiven ausstattest. Den Rest knackig zusammengefasst und keine oder kaum Adjektive. Damit hat man eine gute Mischung aus beidem.

@Rika: Schon mal an eine Skypesitzung mit einigen Tintenzirklern gedacht? Vielleicht mit ein oder zwei anderen. Da könnte man sich, ähnlich wie im Chat oder im Battle, zu einer festen Zeit verabreden und sich gegenseitig die Texte am Telefon vorlesen.
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: zDatze am 23. August 2010, 09:54:25
Was hier noch nicht genannt wurde, sind Redebegleitsätze. (Beispiele sind aus den Fingern gesaugt ... )
Zitat"Jaja, ich weiß ja wie es geht!", sagte er genervt.
Geht ja noch halbwegs. Ab und zu verkrafte ich es auch, aber an dieser Stelle ist das "genervt" meiner Meinung nach überflüssig. (Das Rufzeichen eigentlich auch, kommt aber darauf an, wie der Chara reagiert. Aufbrausend, oder eher kleinlaut.)

Ganz schlimm finde ich dann solche Sätze wie:
Zitat"Vergiss es", sagte er und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem bunten Treiben zu, das die Straße erfüllte.
Ok, alleine sieht der Satz noch nicht so schlimm aus. Wenn man jetzt aber eine ganze Seite voller Dialogfetzen hat mit haufenweise Handlung, die einem Anhängsel gleich hinten dran hängt ... das stört (mich) extrem.

Ein weiterer Anfängerfehler ist, wenn man an jeder möglichen (und unmöglichen) Stelle einen "wie"-Vergleich schreibt, um etwas zu veranschaulichen. Ab und zu ist es ganz ok, aber zu viele - zum Teil holprige - Vergleiche nerven.

Hm, und etwas was mir auch immer wieder in Zusammenhang mit Infodumping auffällt. Die "Stimme" im Text ändert sich schlagartig. So eine Art trockener Erzähler-Einschub. Ich befürchte nur, dass man da selber oft schon zu betriebsblind ist, um das zu erkennen.
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Mondwölfin am 23. August 2010, 09:59:48
Zitat von: FeeamPC am 23. August 2010, 01:32:09
Na, zum Beispiel meinen Beispiel-Satz  ;D

Pathetische Variante: ....was dem Vergnügen eher abträglich ist....
Leseflüssige Normal-Variante: ... macht nicht soviel Spaß...

also das würde ich ganz ehrlich nicht als Anfängerfehler bezeichnen, kommt es doch vor allem auf das Umfeld des Romans/der Geschichte an. Spielt die Geschichte z.B. in einer internetlastigen Spaßgesellschaft der Nuller-Jahre ist Variante 2 sicherlich die besser. Ist die Story in einer z.B. romantisches Mittelalter-Umgebung angesiedelt, darf man ruhig ein bisschen "schöner" schreiben.

Pathetisch finde ich viel eher Dinge wie: Der mächtige Krieger zog sein riesiges Schwert. Mit enormer Kraft schlug er auf den Gegner, der alles Böse dieser Welt verkörperte ein. - eine Mischung aus Adjektivitis und Pathos - alles ist sooooo (beliebiges übertreibendes Adjektiv einsetzen)

@ Kuddel: ICQ wollte ich auch schon vorschlagen. Heute ist die Welt doch eh schon so schön zusammengerückt.

Was mir in den letzten Tagen aufgefallen ist:
- Schachtelsätze, bei denen sich der Autor selbst verhaspelt.
- Ablauf-Dreher
- und immer immer wieder "show, don´t tell"

lg.
Mondwölfin
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Rika am 23. August 2010, 10:35:24
Zitat von: Kuddel am 23. August 2010, 09:30:00
@Rika: Schon mal an eine Skypesitzung mit einigen Tintenzirklern gedacht? Vielleicht mit ein oder zwei anderen. Da könnte man sich, ähnlich wie im Chat oder im Battle, zu einer festen Zeit verabreden und sich gegenseitig die Texte am Telefon vorlesen.
Oh, das ist eine gute Idee! Ich wollte eh' Skype mal wieder ausgraben... Zwar auch noch nicht ganz dasselbe, wie sich treffen, aber doch deutlich näher daran, als ein Chat/IRC. (Und geht vielleicht auch mal spontan... :) )

Ich geh gleich mal schauen, ob wir schon irgendwo ein "wer hat Skype..." thread haben.
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Feuertraum am 23. August 2010, 10:53:42
Zitat von: Mondwölfin am 23. August 2010, 09:59:48
und immer immer wieder "show, don´t tell"

Erstmal: Es gibt Szenen/Situationen, in denen eine Teichoskopie erlaubt ist, erlaubt sein muss; will man alles via "Show, don`t tell" erzählen, müsste man sehr viel auf Rückblenden zurückgreifen, und da gibbet dann auch wieder Gemecker... ;) ;D

Ich kann auch nicht verstehen, dass es auch heutzutage noch viele Autoren gibt, die auf jegliches Adjektiv verzichten und das mit dem Argument vertreten, dass damit die Fantasie des Lesers eingeschränkt wird.
Natürlich muss man sie jetzt nicht mit dem Eimer auskippen, aber eine Pinpette finde ich dafür auch ungeeignet, zumal Adjektive noch eine weitere Möglichkeit bieten: die können die Sprachmelodie positiv beeinflussen.

@ Sprotte: Was den eingeschränkten Wortschatz angeht, da gebe ich Ihnen recht, aber evtl. hätte ich da einen (zugegeben recht arbeitsaufwendigen) Trick, diesen zu vergrößern: Man besorgt sich einen Kreuzworträtselgenerator, der einem eine selbst zu füllende Datenbank(en) zur Verfügung stellt. Dann werden die Wörter, die man in den aktiven Wortschatz einbringen will, eingetragen, Umschreibung gesucht und dann immer wieder neue Kreuzworträtsel damit erstellen lassen.
Durch diese Wiederholungen wandern die Wörter von Passiv ins Aktiv  :D

LG
Feuertraum
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Mondwölfin am 23. August 2010, 11:03:23
Zitat von: Feuertraum am 23. August 2010, 10:53:42
Erstmal: Es gibt Szenen/Situationen, in denen eine Teichoskopie erlaubt ist, erlaubt sein muss; will man alles via "Show, don`t tell" erzählen, müsste man sehr viel auf Rückblenden zurückgreifen, und da gibbet dann auch wieder Gemecker... ;) ;D


korrekt - wie bei den Adjektiven machts die richtige Mischung aus. Aber wenn eine komplette Geschichte überhaupt keine "show"-Elemente aufweist ist es ebenso zu extrem, wie ausschließlich :)

Kreuzworträtsel zur Bereicherung des eigenen Wortschatzes sind immer gut. Aber in der Form ist der Kreuzworträtsel-Tipp einfach nur genial. Danke
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: FeeamPC am 23. August 2010, 11:29:10
ZitatMondwölfin: ....also das würde ich ganz ehrlich nicht als Anfängerfehler bezeichnen, kommt es doch vor allem auf das Umfeld des Romans/der Geschichte an. Spielt die Geschichte z.B. in einer internetlastigen Spaßgesellschaft der Nuller-Jahre ist Variante 2 sicherlich die besser. Ist die Story in einer z.B. romantisches Mittelalter-Umgebung angesiedelt, darf man ruhig ein bisschen "schöner" schreiben.

Ich würde ebenfalls beim romantischen Mittelalter eine Grenze ziehen, aber an einer anderen Stelle. Die Protagenten der Handlung dürfen sich gerne pathetisch ausdrücken- das paßt zu dem edlen Recken, der unter Lebensgefahr seine Angebetete rettet und anschließend vom König die Hand besagter Dame erbittet. Wenn allerdings die ganze Geschichte und nicht nur die wörtliche Rede der Protagenten in diesem Stil geschrieben ist, wird es schwierig.
Nicht, daß die Geschichte deswegen schlecht sein muß. Aber der Autor sollte dann diesen speziellen Stil so treffsicher verwenden, daß er weder allzu altmodisch noch umständlich noch am Ende langweilig wirkt, sonst hat er trotz guter Geschichte die Leser verloren. Und wenn man Pech hat, ist es obendrein genau das, was einen potentiellen Verlag dazu bewegt, die Geschichte gleich abzulehnen.
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Derexor am 23. August 2010, 12:51:16
Meine größten (mir bekannten) Fehler sind:
1. "und" Ich verwende dieses Wort SO oft...
2. Er/Sie/Es/Name sagt/macht/tut Ich habe jede zweite Zeile so was da stehen.
3. Zu geringe Beschreibung der Personen Ja, dass gibts. Ich stell die immer nur minimal vor.
4. Zu viel Handlung in Dialogen Der Charakter macht immer irgendwas, außerdem sind meine Dialoge langweilig.
Wie immer kommt es auf die Streuung der Elemente an. Zu viel? Überladen. Zu wenig? Das Schiff hebt ab.

Edit:
5. ich habe zu wenig (bis gar keine) Frauen in meinen Geschichten. Aber was soll ich machen, ich KANN aus deren Sicht nicht schreiben.
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Telas am 23. August 2010, 13:02:00
Oh ja, das ist ein toller Thread, da kann ich auch eine Menge dazu sagen.

1. Man stürzt sich zu schnell in ein Werk. Wenn mir eine neue Idee kommt, gibt es vor dem Schreibbeginn nur wenig konstruktive Plotarbeit. Ich bin einfach nicht der Typ dafür, der stundenlang nur dasitzt, um sich über jedes noch so kleine Detail eines zukünftigen Romanes Gedanken zu machen. Meistens denke ich mir, das wird sich schon von selbst ergeben und schreibe mit maximal vier A4 Seiten drauflos. Selbst Personen habe ich schon ganz spontan in die Handlung geworfen. Meistens um Plotlöcher zu stopfen. Das würde auch ganz gut funktionieren, wären deren Wesenszüge nicht immer so schwammig.

2. Bandwurmsätze. Einen Satz einfach mal auf den Punkt zu bekommen ist meine größte Schwäche. Oft reihe ich drei, vier, fünf Nebensätze aneinander, da meine Gedanken sofort in die Finger zu fließen scheinen. Erst im Nachhinein kommt mir dann die Idee, dass der Leser wahrscheinlich schon nach der Hälfte des Satzes die Lust verloren hätte und das Buch in die Ecke geworfen hätte.

3. Das Verrennen in Details. Viel zu oft passiert es mir, dass ich mich an kleinen, unbedeutenden Nuancen aufhänge, die dann über Seiten hinweg ausgeführt werden, ohne dass die Handlung auch nur einen Schritt weiterkommt. Aus dem eigentlich guten Vorsatz, dem Leser etwas anschaulich erklären zu wollen, wird am Ende ein schier endloser Sermon über die Facetten der unbedeutenden Dinge im Leben.

4. Die Spannungsbögen. Oh je, wie oft ist es mir schon passiert, dass die Spannung auf einem mäßig hohen Niveau herumdümpelte, ohne einmal eine klare Tendenz zum Höhepunkt aufzuzeigen. Und dann meistens ohne Vorwarnung musste ich etwas Dramatisches geschehen lassen, um den Leser aus seiner Starre zu erlösen.
Ich habe allerdings den deutlichen Verdacht, dass diese Aktionen aus heiterem Himmel eher gezwungen wirken, anstatt sinnvoll in die Handlung eingebettet zu sein.

5. Immer wieder dasselbe Wort. Passiert mir vor allem bei meinen Bandwürmern. Wenn ich sagen möchte, dass etwas für eine Person klar ersichtlich war, dann geht das meistens nicht, ohne in jedem Nebensatz ,,offensichtlich" zu verwenden.
Noch schlimmer ist aber, dass mir das Schlamassel meist erst bei der Korrektur auffällt und ich mich danach maßlos über mich selbst ärgere.

6. Wechselnder Stil. Ich habe mir auch schon einmal vorgenommen, ein komplettes Buch in der typisch- geschwollenen Mundart des mittelalterlichen Adels zu schreiben, mit all den gehobenen Ausdrücken. Wenn es mir bis zum Ende gelungen wäre, hätte es sicherlich keinen schlechten Eindruck gemacht. Allerdings bin ich mehr und mehr in Umgangssprache verfallen.

7. Das Ende vom Lied ist auch das Ende vom Buch. Bei meinen Werken ist der Abschluss immer der schwächste Punkt. Selbst wenn ich es schaffe, die Handlung vernünftig dorthin zu leiten, so passiert es mir immer, dass ich das Ende viel zu kurz fasse oder es derart skurril wird, dass man nur den Kopf darüber schütteln kann.
In Zukunft werde ich eben mehr Zeit in das Plotten der Schlusssequenzen investieren müssen, denn hier habe ich immer noch Nachholbedarf.

8. Zuletzt: Viel hilft viel. Ich leide an dem krankhaften Glauben, dass Bücher, die sich über vierhundert Seiten und mehr erstrecken die Besten sind. Deswegen bin ich von einem fast schon schädlichen Ergeiz besessen, möglichst viele Worte und Normseiten zu Papier zu bringen, in der Hoffnung, damit besser zu fahren. Das Resultat ist das oben genannte Verrennen in Details.   
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Kati am 23. August 2010, 13:57:58
Telas: Bis auf den letzten Punkt mache ich genau das alles auch.  :o Besonders Punkt sieben ist bei mir ganz schlimm ausgeprägt. Ich baue ein bisschen Spannung auf und dann ist das Ende drei Seiten lang und geht viel zu schnell. Aber, ist das wirklich ein Anfängerfehler? Ich fühle mich da eher mit meiner Geschichte überfordert und versuche so schnell wie möglich alle Handlungsstränge zu Ende zu bringen, damit ich keinen vergesse.
Es hilft da ein bisschen, sich alle Handlungsstränge und das gewünschte Ende aufzuschreiben, dann kann man sich Zeit lassen.  ;D

Das Absatzproblem habe ich übrigens auch. In Word sehen die langen Absätze nicht so doof aus, aber als Normseiten hat man da wirklich auf einer Seite mal überhaupt keinen Absatz und das geht gar nicht...

LG,

Kati
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: gbwolf am 23. August 2010, 14:07:41
Ein Anfängerproblem sehe ich auch darin, bei Figuren nicht konsequent zu sein. Wenn der Charakter diese und jene Eigenschaften hat, dann wird er manche Situation gegen die Wand fahren, ob es nun in den Plot passt oder nicht. Viele Autoren neigen dazu, dann den Charakter in den Plot zu biegen und er verliert seine Eigenheiten. Es wird nur noch behauptet, der Charakter sei "widerspenstig", "wild", "liebenswert", "gerecht", usw.; entweder erfährt der Leser das durch endlose Gedankengänge oder durch Kommentare anderer (Wobei man durchaus eine Nebenfigur ständig sagen lassen kann, der Charakter betrage sich grauenhaft, wenn dies eben die Meinung dieser Figur ist. Es muss aber deutlich sein, dass es eine Figurenmeinung ist und der Autor dem Leser nicht seine Meinung aufdrücken möchte).

Für mich sind solche Beispiele:
- Elfen/Elben, die genau in dem Augenblick ihre Supersinne verlieren, wenn sie dem Bösen in die Falle tappen müssen
- Frauen, von denen behauptet wird, sie seien unnahbar und kratzbürstig, weil das halt cool ist. Bei der ersten Gelegenheit hüpfen sie aber ohne jede Teenager-Scheu mit dem Charmeur ins Bett und zicken höchstens noch ein wenig herum, wirken aber keine Sekunde des Buches lang emanzipiert oder wirklich "ungezähmt"
- Der geheimnisvolle Mann, der aus Gründen, die absolut nichts mit der Realität zu tun haben keine interessante Frau an seiner Seite haben möchte, sondern ausgerechnet die jammernde Protagonistin. Zahme Hausfrau zu so einem dominanten Kerl, ok, aber freiwillig eine Zicke?
- Eigentlich sollte der böse König weiter böse sein, aber es passt halt besser, wenn sich am Schluss alle lieb haben (Auch umgekehrt: Der gerechte Monarch entpuppt sich dank hahnebüchener Begründung als Bösewicht).
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Alia am 23. August 2010, 14:16:38
ZitatIch fühle mich da eher mit meiner Geschichte überfordert und versuche so schnell wie möglich alle Handlungsstränge zu Ende zu bringen, damit ich keinen vergesse.

Mhmm, das Problem habe ich nicht. Allerdings habe ich einen Trick für meinen Job, der da vielleicht nützt. Ich schreibe in fast schon Telegrammstil das Wesentliche auf, schiebe es dann hin und her, bis die Reihenfolge stimmig ist und fange dann von vorne an, die kurzen Sätze durch ausführliche Absätze zu dem Thema zu ersetzen. Bei einer 20 Seiten Klageschrift verliere ich mich sonst total und schreibe absoluten Schwachsinn  :wums:, der mehrfach überarbeitet werden muss, bevor die Kollegen mich halbwegs verstehen.  :schuldig:
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Calysta am 23. August 2010, 14:44:05
ZitatWenn der Charakter diese und jene Eigenschaften hat, dann wird er manche Situation gegen die Wand fahren, ob es nun in den Plot passt oder nicht.
Ich glaube das tut den meisten Autoren weh, wenn ihre Charaktere zwar sie selbst sein sollen, aber doch irgendwie in die Geschichte passen. Wenn man seinen Charakter mit 130 Sachen gegen die Wand fahren lässt, passiert danach meist eine ziemlich hässliche Auseinandersetzung, oder der Böse krieg den Elben einfach nicht, weil er so gute Sinne hat. Man sollte aber demnach die Storyline teils um den Charakter herumbauen, weil sich die Geschichte mit dem Charakter verändert/bewegt. Ein Roman steht und fällt mit seinen Charakteren...

Einer meiner liebsten und zugleich schlimmsten Fehlern: Autorenblindheit. Ich hab meinen Anfang 120 mal durchgelesen, diverse Szenen weggestrichen und umgeschrieben. Ich sehe keinen Punkt mehr, an dem er verbessert werden könnte und doch weiß ich "da ist etwas". Aber ich erkenne es nicht mehr.
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: gbwolf am 23. August 2010, 14:51:22
Zitat von: Calysta am 23. August 2010, 14:44:05
Ich glaube das tut den meisten Autoren weh, wenn ihre Charaktere zwar sie selbst sein sollen, aber doch irgendwie in die Geschichte passen.
Mir scheint es oft eher so zu sein, dass die Charaktere doch nicht so stark sind, wie man das vermutete hat. Vor allem, wenn ich an meine Geschichten denke bis zu dem Punkt, als ich Ende 2008 einen sehr professionellen Kurs zur Figurengestaltung besucht habe. Auch hier braucht es diesen Moment, in dem es einem wie Schuppen von den Augen fällt.
Ich weiß nicht mehr genau, welcher Schreiber (Stein? Gardner) gesagt hat, dass ein Plot sich aus den Charakteren heraus entwickelt und sich nicht die Figuren nach dem Plot biegen. Beim Plotten habe ich mittlerweile eine Grundidee, die ich nicht stark ausarbeite. Erst, wenn die Charaktere stehen, arbeite ich mich von Szene zu Szene durch die Struktur und schaue, wie sie miteinander und mit meinem Problem interagieren. Die Hex hat mir ein schönes Buch empfohlen: Scene & Structure. Dort beginnt auch alles damit, dass der Protagonist ein Problem hat, das er lösen möchte - und zwar auf seine Art.
Natürlich kann das auch mit einem völlig verschulten Stil enden, der irgendwie nach Baukasten aussieht, aber die Kunst ist es ja, diese Statik rechtzeitig zu bemerken und zu umgehen.
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Calysta am 23. August 2010, 15:29:08
Zitat von: Die Wölfin am 23. August 2010, 14:51:22
Beim Plotten habe ich mittlerweile eine Grundidee, die ich nicht stark ausarbeite. Erst, wenn die Charaktere stehen, arbeite ich mich von Szene zu Szene durch die Struktur und schaue, wie sie miteinander und mit meinem Problem interagieren.
Ich arbeite ähnlich, allerdings habe ich dabei immer das Problem, dass meine Charaktere sich verselbstständigen. Sie machen dann auch einfach nicht mehr das, was in meinen Charakterbeschreibungen drin steht. Dabei sind alle meine weibl. Protas entweder zickig oder audgedreht und meine männlichen neigen dazu sich selbst auf die Schippe zu nehmen...
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Steffi am 23. August 2010, 18:09:37
Zitat. Die Hex hat mir ein schönes Buch empfohlen: Scene & Structure. Dort beginnt auch alles damit, dass der Protagonist ein Problem hat, das er lösen möchte - und zwar auf seine Art.

Das klingt nach etwas, das man sich auf einen Zettel schreiben und über den PC hängen sollte.

Guilty as charged!
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Sprotte am 25. August 2010, 13:17:02
Exzessive Kleiderbeschreibungen kann ich noch anführen - wobei es da auf die Art des Romans ankommt. Bei Georgette Heyer gehört es dazu, dort finde ich es auch nicht extrem.
Aber wenn bei jedem Auftauchen der Heroine eine halbe Normseite mit ihrer schicken Kleidung gefüllt wird, dann ist mir das zu viel.
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Rika am 25. August 2010, 13:25:45
Zitat von: Sprotte am 25. August 2010, 13:17:02
Exzessive Kleiderbeschreibungen kann ich noch anführen - wobei es da auf die Art des Romans ankommt. Bei Georgette Heyer gehört es dazu, dort finde ich es auch nicht extrem.
Aber wenn bei jedem Auftauchen der Heroine eine halbe Normseite mit ihrer schicken Kleidung gefüllt wird, dann ist mir das zu viel.
Hängt auch damit zusammen, ob die Kleidung denn relevant ist, finde ich. Sagt sie innerhalb der dargestellten Gesellschaft etwas über die sie tragenden Charas aus? Z.B. in einem "Kostümdrama" über Status oder Charaktereigenschaften ("gewagte" Kleidung, "unpassende" Kleidung, Trendsetter, Eleganz...). Dann ist Kleidung relevanter, das muß aber halt auch deutlich werden. Und bleibt trotzdem auch nur "Würze".
Plotrelevant kommt wohl eher seltener vor, außer bei extremen Klimaverhältnissen...
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Redwood am 25. August 2010, 14:23:09
Mein Lieblingsfehler liegt wohl auch im Bereich der Cliffhanger:
Mir ist letztens aufgefallen, dass mein Protagonist häufig am Ende einer langen Szene ordentlich etwas auf die Mütze kriegt und sich dann vom Bewusstsein verabschiedet (=Ohnmacht)  :seufz:
Irgendwie krieg ich das nicht in den Griff...
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Sternenlicht am 25. August 2010, 17:53:47
Mal ganz provokant: manche Fehler sind auch Geschmacksache. Damit will ich nicht sagen, dass ich diese Regeln für falsch halte. Aber sie sind eben doch nur Anhaltspunkte, weder Erfolgs- noch Misserfolgsgarantie, sondern ein Versuch, zu erklären, wann ein Text "stimmig" oder "gut" ist.


Adjektive - Es wird viel darüber geschrieben wird, wie wenig man sie benutzen soll, aber wenn man in die Buchhandlung geht, 10 Bücher der Sparte "Unterhaltung" durchschaut, scheinen sie offensichtlich doch recht beliebt zu sein. Und oft sind sie auch einfach notwendig. "Sie trank das verseuchte Wasser." ist eben doch ein Unterschied zu "Sie trank das Wasser"

show don't tell - natürlich könnte man jetzt seitenlang darüber schreiben (möglichst ohne Adjektive), wie es dazu kam, dass das Wasser verseucht worden ist, das wird dann von Autorenkollegen möglicherweise hoch gelobt, von dem Durchschnittsleser aber womöglich nur als grottenlangweilig empfunden.

Bandwurmsätze - ein Blick in die sogenannte Weltliteratur zeigt, dass auch 100 Wörter und mehr in einem Satz als akzeptabel oder sogar besonders schön empfunden werden können.

Infodumpartige Beschreibungen von Personen - einmal bitte "Vom Winde verweht" erste Seite aufschlagen. Trotzdem (oder gerade deswegen) liebt die ganze Welt Scarlett O'Hara

Benutzen von Füllwörtern - Siehe "Vom Winde verweht" erster Absatz (und Füllwörter werden seit Goethes Zeiten für ein Problem gehalten)
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Churke am 25. August 2010, 19:12:34
Zitat von: Redwood am 25. August 2010, 14:23:09
Mein Lieblingsfehler liegt wohl auch im Bereich der Cliffhanger:
Mir ist letztens aufgefallen, dass mein Protagonist häufig am Ende einer langen Szene ordentlich etwas auf die Mütze kriegt und sich dann vom Bewusstsein verabschiedet (=Ohnmacht)  :seufz:

Bei Karl May kommt das ständig vor und den würde ich nicht als Anfänger bezeichnen.

Überhaupt scheinen mir viele der hier aufgeführten "Fehler" eher die fehlerhafte Ausführung zu sein. Cliffhanger sind nicht immer nervtötend und Info ist immer Dump. Der Fehler des Autors liegt darin, dass er es verkennt. Insofern kann es also genauso verkehrt sein, z.B. "Infodump" heraus zu streichen. Wenn man das bei "Alatriste" täte, würden die Romane ganz erheblich verlieren. Aber der Autor weiß eben, was er sagen will und warum und wie weit er gehen kann.

Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Zit am 25. August 2010, 21:06:49
Vom Winde verweht entstand zu einer anderen Zeit. Auch Karl May hatte andere Maßstäbe. Nur weil irgendwo Weltliteratur drauf steht, muss es noch lange nicht stilistisch perfekt sein, ist dasselbe wie mit Bestsellern.

Wir leben in einer von Zeit=Geld regierten Welt. Unsere Lesegwohnheiten sind andere als die vor zwanzig, fünfzig, hundert Jahren. Sich immer auf die olle "Weltliteratur" zu berufen, finde ich nicht sachdienlich. Wie gesagt, musste sie andere Maßstäbe erfüllen als unsere Literatur heute. Wer solche Literatur gut findet, kann ja gerne so schreiben. Der eigene Stil ist jedem selbst überlassen, sonst wäre er ja nicht eigen. Die Interessen seiner Leserschaft sollte man aber trotzdem nicht völlig vergessen. (Steht zumindest auf meiner Brust.)
Ich behaupte sogar, dass wir alle in der Schule mit Weltliteratur gequält werden, um uns zu zeigen, wie Literatur zu anderen Zeiten aussah. Dass da der Irrglaube entsteht, dass sie auch kategorisch besser ist als heutige Literatur, liegt wohl auch am Früher-war-alles-besser-Syndrom ...

Wichtig ist aber auch letztlich der eigene Geschmack. Wenn ich Bandwurmsätze total toll finde, dann soll ich das auch schreiben - aber bitte auch richtig. Nur weil ein Satz fünfzig Worte hat, ist er noch lange nicht weltliteratur-verdächtig.
(Aktuelles Buch dazu: Rammstedt, Tilman: Der Kaiser von China; Bandwurmsatz an Bandwurmsatz - allerdings völlig schmerzfrei lesbar, weil die Textmelodie stimmt.)

Zitat von: ChurkeÜberhaupt scheinen mir viele der hier aufgeführten "Fehler" eher die fehlerhafte Ausführung zu sein.

DAS ist es wohl. Nicht jdes Adjektiv ist schlecht - aber viele werden überflüssig gesetzt bzw. sind in der Masse dann auffällig.
Leise fuhr der Wind durch die bunten Blätter und ließ sie spielerisch vor dem blauen Himmel tanzen. 3 Nomen, 4 Adjektive. Klar, das kann Stil sein, persönlicher Stil, es kann sogar ein rhetorisches Mittel sein, um Stimmung zu erzeugen, und es mag auch Leute geben, die das mögen - ich find's zu überladen, zu kitschig. Mir liegt es nicht.

Auch show, don't tell ist kein Dogma, sondern ein Hinweis nicht immer nur zu behaupten, jemand wäre traurig oder glücklich oder sonstetwas, sondern es auch wirklich mal aktiv, szenisch zu zeigen.
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Telas am 25. August 2010, 21:19:16
Vermutlich sind viele der vermeintlichen Fehler auch nur die Quelle der Unzufriedenheit eines Autors am eigenen Stil. Viele von uns Autoren waren wohl schon immer selbst ihre härtesten Kritiker und werden das auch immer bleiben.
Ein Stilrichtung, die man eben selbst beim Schreiben entwickelt hat und die man sich nicht mehr abgewöhnen kann, ist wohl deswegen auch nicht unbedingt als Fehler pauschalisierbar, nehme ich mal an. Was der Eine eben toll findet, widerstrebt dem Anderen zutiefst und er nennt es einen Anfängerfehler.
Geschmäcker sind eben verschiedenen ganz besonders in der Kunst. Und Literatur ist auch irgendwie eine Art Kunst.
Die einzig wahren (Anfänger?)-fehler sind dann wohl doch die in der Rechtschreibung.
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: gbwolf am 25. August 2010, 21:37:41
Zitat von: Telas am 25. August 2010, 21:19:16
Die einzig wahren (Anfänger?)-fehler sind dann wohl doch die in der Rechtschreibung.
Dem würde ich aus meiner Erfahrung heraus widersprechen und mich Churke anschließen: Die fehlerhafte Anwendung ist es, an der man den Anfängerstil erkennen kann.
Das Gefühl für den Einsatz der Handwerkstechniken und die Sprachmelodie muss erst durch üben, analysieren und korrigieren gelernt werdenw. Das ist wie bei jedem anderen Handwerk auch. Man lernt einen Beruf, denkt, man ist fertig und stellt in den nächsten Jahren fest, dass noch ganz viel vor einem liegt.
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Sternenlicht am 25. August 2010, 21:56:02
Zitat von: Zitkalasa am 25. August 2010, 21:06:49
Vom Winde verweht entstand zu einer anderen Zeit. Auch Karl May hatte andere Maßstäbe. Nur weil irgendwo Weltliteratur drauf steht, muss es noch lange nicht stilistisch perfekt sein, ist dasselbe wie mit Bestsellern.
Wir leben in einer von Zeit=Geld regierten Welt. Unsere Lesegwohnheiten sind andere als die vor zwanzig, fünfzig, hundert Jahren. Sich immer auf die olle "Weltliteratur" zu berufen, finde ich nicht sachdienlich.

Es ging es mir einfach darum besonders bekannte Beispiele zu finden, wo bestimmte Regeln eben gerade nicht funktionieren.  Ob etwas in einer bestimmten Zeit geschrieben wurde, ist auch eine Form von Geschmack. Was mir wichtig ist, ist dass man diese Regeln nicht überbewertet.
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Sasori am 26. August 2010, 18:35:17
Eine potenzielle Fehlerquelle kann auch aus unpassenden Redewendungen entstehen, besonders wenn diese modernen Ursprungs sind. Beispiel: Ich habe in meiner aktuellen Überarbeitung schon dreimal die Formulierung "was zum Teufel..." rausgeschmissen, was daran liegt, dass es in meiner Geschichte keine(n) Teufel gibt, auf den man fluchen könnte - folglich funktioniert auch die Redewendung nicht. Ähnlich wäre es auch, wenn man im vorindustriellen Zeitalter diese Auto-Metaphern wie "Gas geben" oder "auf die Bremse treten" benutzt - was mir mehrmals fast passiert wäre, weil sich diese Formulierungen teilweise wie selbstverständlich in unseren Wortschatz eingeprägt haben.

LG
Sasori
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Luna am 26. August 2010, 19:19:29
@Sasori: Indeed, oh so very indeed ...

Oder auch: Ich hatte mal "das hat eingeschlagen, wie eine Bombe" in einer Fantasywelt benutzt ... da gibts bloß keine Bomben ...
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Faol am 27. August 2010, 16:46:55
Das kenne ich auch: ich habe mal eine Ich-Erzählerin eine Bewegung mit der Bewegung eines Aufzugs vergleichen lassen. Erst später ist mir aufgefallen, dass es in meiner Welt keine Aufzüge gibt
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Moa-Bella am 15. November 2010, 19:17:17
Ich finde es generell unschön, wenn man Löcher in der Handlung einer Szene durch eine Zeitangabe überbrückt, z.B. "Sie könnte in den Zoo fahren. Eine halbe Stunde später saß sie in der U-Bahn und beobachtete ihre Mitreisenden."
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Lavendel am 15. November 2010, 20:35:55
Ich finde das nicht unbedingt unschön. Manchmal muss man Zeit überbrücken, um der Handlung willen. Wenn in der entsprechenden Zeitspanne nichts relevantes passiert, ist so eine Forumulierung meiner Meinung nach durchaus legitim.
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Moa-Bella am 15. November 2010, 20:49:29
Das sind dann wahrscheinlich die Feinheiten, über die man sich dann streiten kann. Ich würde wirklich versuchen, es zu umgehen, weil es mich immer wieder stört.
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Lavendel am 15. November 2010, 20:59:41
Tja, ich frage mich gerade ernsthaft, was eine elegante Alternative wäre. "Sie dachte sich, dass sie in den Zoo fahren könnte. Sie schnappte sich ihren Mantel, spazierte aus dem Haus bis zur Haltestelle und stieg in die nächste U-Bahn. Als sie schießlich drinnen saß, lehnte sie sich zurück und beobachtete die anderen Fahrgäste."

Vie kürzer fällt mir nix ein. Ich finde die Lösung zwar ok, aber eigentlich noch weniger schön, weil sie umständlicher ist.
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Moa-Bella am 15. November 2010, 21:10:08
Oder die ganze U-Bahnfahrt weglassen. Schwierig, da es hier nur ein zufälliges Beispiel ist. Muss man wahrscheinlich individuell entscheiden.
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Lavendel am 15. November 2010, 21:12:23
Zitat von: Moa-Bella am 15. November 2010, 21:10:08
Oder die ganze U-Bahnfahrt weglassen. Schwierig, da es hier nur ein zufälliges Beispiel ist. Muss man wahrscheinlich individuell entscheiden.

Das kommt halt drauf an, ob auf der U-Bahnfahrt was wichtiges passiert.
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Romy am 16. November 2010, 00:13:57
Zitat von: Lavendel am 15. November 2010, 20:35:55
Ich finde das nicht unbedingt unschön. Manchmal muss man Zeit überbrücken, um der Handlung willen. Wenn in der entsprechenden Zeitspanne nichts relevantes passiert, ist so eine Forumulierung meiner Meinung nach durchaus legitim.

Das sehe ich auch so.

Diese "sie schnappte sich ihren Mantel"-Sache kann man vielleicht während des NaNos schreiben, würde bei mir aber während des Überarbeitens definitiv rausfliegen. ;)
Wenn während der U-Bahnfahrt nichts Relevantes passiert, würde ich die ebenfalls überspringen und statt einer halben Stunde dann halt eine Stunde schreiben und gleich im Zoo einsetzen. Oder was auch immer, ist ja nur ein Beispiel.
Bei High-Fantasy versuche ich so konkrete Zeitangaben wie Minute und Stunde ohnehin zu umgehen, aber bei allem, was in unserer realen Welt passiert? - Warum nicht?  :hmhm?: Sicherlich ist das Geschmackssache, aber ein NoGo ist es sicherlich nicht.
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Zit am 18. November 2010, 22:10:11
Ich denke, die Zeitangaben kann man auch generell kicken. Ob sie nun eine Stunde oder eine halbe brauchte, um letztlich im Zoo vor dem Löwenghege zu stehen, ist doch gehüpft wie gesprungen. ;D Viel wichtiger ist es für mich als Autor, dass ich da zeitlich nicht durcheinander komme. Aber a) ist nur meine Meinung und b) wann liegen Ereignisse derartig eng beieinander oder überschneiden sich gar, dass ich als Schreiber wirklich Probleme bekäme. Und c) ob das wirklich ein Anfängerfehler ist? Ist, denke ich, eher eine Macke, wenn man an unpassenden Stellen zu viel erzählt. (Was, wiederum, Anfängern dann doch passiert, gehäuft. :hmmm:)
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: zDatze am 14. Juni 2011, 11:11:30
*Thread entstaub*

Mir ist beim Überarbeiten etwas ganz stark aufgefallen: Besonders anfangs bin ich nicht auf den Punkt gekommen.
Ich habe oft einen ganzen Absatz geschrieben, obwohl ein einziger Satz gereicht hätte. Beim Überarbeiten stand ich dann oft ziemlich ratlos vor diesem Blah und wusste nicht wo ich ansetzen sollte. Diese Ratlosigkeit hab ich schließlich als Zeichen genommen, an den betroffenen Stellen ordentlich zu kürzen und ich glaube, das hat echt geholfen. :)
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Ary am 14. Juni 2011, 17:46:45
Das Problem kenne ich. Küzen ist das, was ich beim Überarbeiten am meisten mache. und meistens das erste, wenn nicht sogar die beiden ersten Kapitel wegschmeißen, weil ich am Anfang eines neuen Projekts immer so lange brauche, bis ich mich warmgeschrieben habe und den ganz speziellen Tonfall der Geschichte udn die erzählstimme der Protagonisten gefunden habe. Wäre vielleicht einfacher, ich würde auktorial statt personal schreiben, aber ich mag das auktoriale nicht.
Titel: Re: Beginner's Mistakes For Runaways - Anfängerfehler für Fortgeschrittene
Beitrag von: Jade am 14. Juni 2011, 18:24:40
Ich merke auch, dass ich viel zu gerne labere und nicht auf den Punkt komme. Glaube dass das ganz viel Übung und Überarbeitung braucht, aber einschreiben muss ich milch auch immer wieder, wenn ich längere Zeit an was anderem geschrieben habe und die Geschichte einen anderen Grundton aufweist.