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Würderitis

Begonnen von Alana, 18. September 2011, 22:34:42

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Alana

Hallo,

ich brauche mal dringend eure Hilfe.
Ich glaube, ich habe Würderitis auch bekannt als Wollteritis.
Egal wie sehr ich versuche, das auszumerzen, es gelingt mir nicht.
Das äußert sich so:

- "Vielleicht sehen wir uns morgen." Sie würde erst die morgige Nacht bei ihrer Freundin verbringen.

- Niemand würde es je erfahren.

-Aber daran wollte er jetzt nicht denken, er wollte den Augenblick genießen.

Wie kann man denn sowas umformulieren?
Natürlich kann man sowas auch mal stehen lassen, aber bei mir tritt das sehr gehäuft auf und der Text leidet glaube ich schon darunter.
Ich denke, dass es ein Zeichen dafür ist, dass ich zuviel inneren Monolog oder Beschreibung aus Sicht der Charaktere nutze.
Ich weiß den Fachausdruck dafür nicht.

Danke :)

Edit: Leichtere Formen davon:

- es musste doch möglich sein....
- sie konnte einfach nicht glauben....
Alhambrana

Malinche

Möglicherweise könntest du gewisse Dinge den Charakter direkt aussprechen lassen - oder den inneren Monolog direkter gestalten:

Zitat"Vielleicht sehen wir uns morgen, dann schlafe ich erst dann bei dir", sagte sie zu ihrer Freundin.
"Vielleicht sehen wir uns morgen." Dann schlafe ich erst morgen bei meiner Freundin, dachte sie.

Oder, soweit möglich, das Verb ändern - solange die Aussage dir dann noch in den Kram passt. Wortwiederholungen vermeiden:

ZitatAber er wollte jetzt nicht daran denken, sondern den Augenblick genießen.

Am kritischsten sehe ich da insgesamt die Häufung des "würde". "wollte" und "konnte" finde ich nicht so schlimm, aber wenn du es bei dir selbst als zu häufig empfindest, ist das natürlich was anderes. Generell denke ich, dass "würde" sich am  einfachsten umgehen lässt. Den anderen fällt bestimmt auch noch was ein.
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

der Rabe

Hihi. Ich kenne das Problem. Bei meiner Überarbeitungsgeschichte bin ich gerade dabei, die viel zu vielen dass-Sätze umzuformulieren. Das ist auch kein Spaß. Einige dürfen stehenbleiben, aber das Gros muss leider verschwinden.  :d'oh:

Ich würde ;) es ähnlich wie Malinche machen: versuchen das umzuformulieren bzw. nach Möglichkeit sogar wegstreichen.

Zitat- "Vielleicht sehen wir uns morgen." Ich/Sie freute mich/sich schon auf die Nacht bei Sabine.

- Niemand würde es je erfahren. --> Er wird darüber schweigen wie ein Grab.

-Aber daran wollte er jetzt nicht denken, er wollte den Augenblick genießen. -->  Er schob den Gedanken daran weit von sich. Der Augenblick war zu schön dafür.

Zitates musste doch möglich sein....
- sie konnte einfach nicht glauben....

Hmmm... als konkreteres Beispiel nehme ich mal: Es musste doch möglich sein, diese Tür zu öffnen.

Wie wäre: Er konnte nicht glauben, dass diese Tür nicht zu öffnen war. (dafür hat man dann eben ein dass)
Oder: Vergeblich versuchte er die Tür zu öffnen.
Er fluchte, weil die Tür nicht aufgehen wollte und  wurde dabei immer hektischer.

Das andere Teilsätzchen entsprechend.

Hoffe, das hilft etwas. :)

Gruß
vom Raben
Bist du erst unten im Tal angekommen, geht es nur noch bergauf. (C) :rabe:

Sven

Zitat von: der Rabe am 19. September 2011, 08:53:58
Hmmm... als konkreteres Beispiel nehme ich mal: Es musste doch möglich sein, diese Tür zu öffnen.

Oder: Vergeblich versuchte er die Tür zu öffnen.

Das hat auch gleich den Charme, dass es aktiver ist. "Es musste doch möglich sein ..." ist eine narrative Zusammenfassung. Er hat bereits versucht die Tür zu öffnen und sinnt nun darüber nach. Schöner ist es zu zeigen, dass er versucht, die Tür zu öffnen.

Zitat von: Alana am 18. September 2011, 22:34:42
-Aber daran wollte er jetzt nicht denken, er wollte den Augenblick genießen.

Auch hier wäre ein aktiver Satz schöner:
"Er schob den Gedanken beiseite und genoss den Augenblick. "

Schreib also nicht, was eine Figur gerne alles tun "würde", sondern was eine Figur tut!
Damit eliminierst du sicher einen Großteil dieser "würde"  ;)
Beste Grüße,
Sven

Maran

#4
Zitat von: Sven am 19. September 2011, 09:17:42
Auch hier wäre ein aktiver Satz schöner:

Danke, Sven, Du bringst das auf den Punkt, den ich gestern abend nicht mehr zu fassen bekam. "Hätte", "könnte", "wollte", "würde"und Konsorten sind Zeichen von Inaktivität. Sie haben sowohl in einer Geschichte, als auch im rl meiner Meinung nach nichts zu suchen. Wenn "kann ich nicht" und "will ich nicht" auf dem Kirchhof liegen, dann sollten "hätte", "könnte", "wollte" und "würde" die benachbarten Gräber einnehmen. Sie tun es aber nicht. Ich sollte mir diesen thread ausdrucken und an die Wand pinnen, aber ich werde es nicht tun.  ;D
Charaktere sollen - nicht sollten - etwas tun. Wenn sie nur etwas tun sollten, es aber nicht tun, dann gibt es auch keine Geschichte zu erzählen. Ich vermute mal ganz frech, daß hier der eigentliche Casus knacktus liegt.  ;)

Etwas anderes ist es, wenn in einem inneren Monolog aufgezeigt wird, welche Gedankengänge in dem Chara stattfinden. "Ich könnte erst zu Mama fahren, und danach die Kinder von der Schule abholen. Aber dann schaffe ich den Zahnarzttermin nicht mehr. Was ist wichtiger? Mama braucht meine Hilfe."

Alana

Danke euch, das hilft mir schon sehr weiter!

Das Problem ist, dass ich eh schon sehr viel Dialog habe.
ICH finde viel Dialog gut, hab aber mal gelesen, dass es viele Leute gibt, die nicht so viel Dialog mögen.
Ich versuche daher, das ein bischen ausgewogener zu gestalten.
Denn solche Würde/Sollte/Hätte in Dialoge zu stecken wäre natürlich am einfachsten.

@Maran, natürlich hab ich eine Geschichte zu erzählen, sonst würd ich sie ja nicht aufschreiben.
Vielleicht meintest du aber, dass man diese kleinen Vorrkomnisse dann einfach gleich ganz weglassen kann, weil sie nichts zur Geschichte beitragen. Das stimmt in einigen Fällen und ich hab das auch schon gemacht.

Einiges ist aber halt einfach innerer Monolog einer Figur und dient auch dazu, dass der Leser die Figur besser kennenlernt.
Allerdings denke ich, dass auch das eleganter anders gelöst werden könnte, als durch inneren Monolog.
Der innere Monolog ist halt leider nur wahnsinnig praktisch :D und so schön einfach zu schreiben.
Aber da muss ich eben an mir arbeiten.

Vielleicht dann statt den Charakter drüber nachdenken zu lassen, wie er sich fühlt, eine Szene passieren lassen, die seine Gefühle verdeutlicht?
Oder was meint ihr?
Alhambrana

Farean

Zitat von: Alana am 19. September 2011, 11:55:50
ICH finde viel Dialog gut, hab aber mal gelesen, dass es viele Leute gibt, die nicht so viel Dialog mögen.
Ganz ehrlich: du kannst es nicht allen recht machen. Egal, wie du schreibst, es wird immer viele Leute geben, die es so nicht mögen.

Schreibe die Geschichte, die du gern lesen möchtest. Und schreibe sie so, wie du sie lesen möchtest.

Alana

#7
Ja da hast du sicher recht.
Ich frage mich halt jetzt, wieviel Dialog ist eigentlich zu viel?
Aber das ist hier OT, da schau ich mal, ob ich ein solches Thema finde.
Alhambrana

Maran

Zitat von: Alana am 19. September 2011, 11:55:50
@Maran, natürlich hab ich eine Geschichte zu erzählen, sonst würd ich sie ja nicht aufschreiben.
Vielleicht meintest du aber, dass man diese kleinen Vorrkomnisse dann einfach gleich ganz weglassen kann, weil sie nichts zur Geschichte beitragen. Das stimmt in einigen Fällen und ich hab das auch schon gemacht.

Einiges ist aber halt einfach innerer Monolog einer Figur und dient auch dazu, dass der Leser die Figur besser kennenlernt.
Allerdings denke ich, dass auch das eleganter anders gelöst werden könnte, als durch inneren Monolog.
Der innere Monolog ist halt leider nur wahnsinnig praktisch :D und so schön einfach zu schreiben.
Aber da muss ich eben an mir arbeiten.

Vielleicht dann statt den Charakter drüber nachdenken zu lassen, wie er sich fühlt, eine Szene passieren lassen, die seine Gefühle verdeutlicht?
Oder was meint ihr?

Danke, daß Du mich daran erinnerst.  ;D Vieles von dem "hätte" etc.-Kram ist einfach nur Schwaller, der ü-ber-haupt-nix mit der Geschichte zu tun hat, bzw. einfach nur irrelevant ist und somit lang-wei-lig! *hinter meine Ohren schreib*

Natürlich ist ein innerer Monolog praktisch und oft auch schön zu schreiben, aber auch hier gilt (was ich erst vor ein paar Tagen in mein Bewußtsein gezogen habe): Show, don´t tell! Das gilt nicht nur für Handlungen, sondern auch für Gefühle. Was liest sich besser? "Er fühlte sich innerlich unruhig." oder "Er tigerte unruhig den Raum auf und ab."? (Wobei man letzteres noch wunderbar ausbauen könnte ...  :hmmm:)

Snöblumma

Im ersten Moment fand ich deine Beispiele nicht so schlimm - aber die Antworten haben mir auch zu denken gegeben. Wahrscheinlich ist die "Würderitis" wirklich eine Mischung aus fehlender Aussage / fehlendem Aussagehalt (sprich: Schwallerei) und der falsch gewählten Formulierung (Stichwort: show don't tell). Klar, es mag Ausnahmen geben, aber meistens kann man die Information entweder streichen oder in ein aktives Tun umformulieren.

(Notiz an mich selbst: Würderitis abstellen!)

Pestillenzia

Mir geht es wie Snöblumma. Anfangs fand ich die Würderei gar nicht so schlimm, aber dann kam ich ins Grübeln und habe gestern beim Schreiben prompt ein paar würde - könnte - sollte schon beim Schreiben abgewürdet - äh - abgewürgt.

Alana

Hihi ;D

Ich habe anhand von Vergleichen festgestellt, dass bei dem Genre, das ich gerade schreibe, ein bischen Würderitis völlig ok ist.
Aber ich glaube, in der Fantasy ist sie wirklich fehl am Platz.
Ich werde daher weiter daran arbeiten, sie auszumerzen und es gelingt auch immer besser.
Als, Kampf der Würderitis!!
Alhambrana