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Er, Sie, Es

Begonnen von Nebeldiener, 28. Dezember 2014, 04:33:53

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Guddy

İch bin ganz froh, wenn Fantasy nicht plötzlich gleichbedeutend mit Mittelalter ist, sprich Der Autor genug Fantasie aufbringt, um eine eigene Welt zu erschaffen. Das hat nichts mit eigene Werte überstülpen zu tun, im Gegenteil, sondern mMn mit Kreativität. Im besten Falle list man sich von allzu ausgelutschten Schemata.
Daher stimme uch Coppi zu, dass es durchaus auf den ersten Blick schwieriger erscheinen mag, ein Geschlecht herauszukristallisieren.

Coppelia

#16
Bevor jetzt eine Diskussion über Sinn und Unsinn von Geschlechter-Gleichberechtigung in Fantasy entsteht, denkt bitte daran, dass das Thema hier im Forum in verschiedenen Threads und Varianten schon ausführlich diskutiert wurde. Falls weiterer Diskussionsbedarf besteht, wäre es sinnvoll, dahin auszuweichen. :)

Mir ging es darum jedenfalls nicht. Ich finde jetzt jedenfalls, man kann gut erkennen, dass die unterschiedlichen Erwartungshaltungen der Leser eine Rolle spielen, wenn es darum geht, das Geschlecht des Ich-Erzählers zu identifizieren. Der eine erwartet, dass sich ein mittelalterliches Setting in Hinblick auf die Geschlechterrollen an unserer Historie orientiert, der andere nicht.

Was meiner Meinung nach auch eine Rolle spielen könnte, ist der Kontext. Ein Buch, dass als "romantischer Liebesroman" vermarktet wird, mit allem, was dazu gehört, hat z. B. eine Tendenz, eine weibliche Hauptfigur zu haben, weil es sich an eine weibliche Leserschaft richtet. Daher würde ich in so einem Kontext beispielsweise davon ausgehen, dass der Ich-Erzähler weiblich ist.

Alana

#17
Ich denke, eine Figur sollte immer eine eigene Stimme haben, unabhängig davon, ob man nun in der 3. oder in der 1. Person schreibt. Und ich glaube, dass man es sich viel zu einfach macht, wenn man diese Stimme am Geschlecht fest macht. Natürlich kann die Stimme einer Figur eher männlich wirken, aber diese Stimme kann auch zu einer Frau gehören, wenn es eben zu ihr passt. Deswegen muss man den Leser unbedingt wissen lassen, welches Geschlecht die Figur hat, wenn es sich um einen Ich-Erzähler handelt. Zum Beispiel, indem man jemanden die Figur mit ihrem Namen ansprechen lässt. (Außer man will den Leser im Ungewissen lassen, das kann ja auch ein Stilmittel sein.) In der 3. Person reicht natürlich ein er / sie / es, um der Figur für den Leser ein Geschlecht zu geben. Aber das ist noch lange keine Stimme. Eine Stimme entsteht auch nicht unbedingt durch aufdringliche Mittel wie ein bestimmtes Vokabular, auch wenn sich das sehr gut eignet. Eine Stimme kann auch durch die Länge der Sätze entstehen oder durch den Subtext zwischen den Zeilen, also die Art, wie eine Figur die Welt in ihrer ganz eigenen Weise betrachtet. Ich finde eine gute Textstimme immer wichtig, aber besonders wichtig ist sie, wenn man mehrere Perspektiven hat und wenn diese auch noch alle in der 1. Person geschrieben sind. Der Leser sollte schon an den ersten Sätzen eines neuen Kapitels erkennen können, welche Figur hier gerade spricht, ohne dass man es ihm deutlich sagen muss.
Alhambrana