• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Die Arbeit drumherum

Begonnen von Drachenfeder, 21. Februar 2009, 11:17:23

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Katharina

Ja, nach einem guten Programm für Lebensläufe suche ich auch noch. Das wird dann zwar erst für mein nächstes Projekt wichtig (sprich irgendwann nächstes Jahr), aber was man hat, das hat man. :)

Ich finde das Drumherum macht mindestens genausoviel Spaß als das Schreiben. Als Hobbyautorin möchte ich natürlich überwiegend Spaß an meinen Geschichten haben, ich nehme mir daher so viel Zeit wie ich will um die Hintergründe zu erarbeiten.

Ausserdem finde ich, dass um so mehr man über die Welt in der der Roman spielt weiß, umso mehr weiß man auch über die Charaktere die darin leben und das kann ja nur von Vorteil sein.

Joscha

Ich mache mir auch gewöhnlich sehr viel "Arbeit drumherum". Wie ich dazu stehe, ändert sich je nach Stimmung. Mal finde ich das ganze unglaublich hemmend und will am liebsten gleich schon mit dem eigentlichen Roman loslegen, muss mich aber immer noch zurückhalten, weil sonst wohl wieder zahllose kleine und größere Logikfehler in der Welt auftauchen. Dann macht es mir aber auch wieder unglaublich Spaß und ich bin begeistert dabei, die Geschichte meiner Welt zu stricken. Die verwende ich außerdem für mehrere Projekte, was heißt, dass ich mir die ganze Arbeit nicht x-mal machen muss, sondern eben nur ein paar Male.

Sprotte

#32
@Schreiberling: Ich habe mit winzigen Karteikarten angefangen, die ich an meine Tür geklebt habe. Das Problem ist, daß dieser Stammbaum - mehr als 500 Jahre, mehrere Ehen, alle Seitenlinien - verdammt viel Platz braucht. An der Tür habe ich bislang sieben Generationen, und ich bräuchte links und rechts mindestens noch eine Tür.  :wums: Ist wahrscheinlich ungewöhnlich: Aber ich fange oben an, mit dem Begründer der Linie. Das Ganze sieht dann aus wie das Delta des Nils  :happs:

Kollege meinte, ich soll excel nehmen - damit kann ich nicht umgehen, und in Word (mein Lieblingsprogramm, in dem ich sonst echt alles mache) wird es grottig unübersichtlich.  :wums:

Schreiberling

@Sprotte: Das mit dem Platz ist verständlich. Ich hätte dann rigoros eine ganze Zimmerwand von mir genommen. Zum Plotten benutze ich auch eine sehr große Pinnwand, da musste auch Wand-Deko dran glauben und jeder der reinkommt, fragt immer, was das ist. :D
Aber ich hatte dann auch daran gedacht, dass man die Teile dann immer auf verschiedene A4 Seiten überträgt, die dann durchnummeriert und bei Bedarf ausbreiten kann. (Vielleicht für jeden größeren Abzweig eine Seite oder so). Aber auf Dauer auch umständlich.  :hmmm:

Sprotte

Eine Zimmerwand habe ich leider nicht über, mein Arbeitszimmer ist - gelinde gesagt - verschachtelt. Die einzige Wand ohne Tür, Fenster oder Heizkörper ist diejenige, die meine Schränke und Regale bedecken.
Aber! Du hast mich auf DIE Idee gebracht:

Ich drucke meine Romane, wenn sie meiner Meinung nach fertig sind, als DinA5-Taschenbücher (beidseitig bedruckt, schicke Leimbindung in Heimarbeit, selbstgebasteltes Cover auf Fotokarton). Einfach, weil es mir Spaß macht und mir gefällt.
Meine Idee - Danke Dir! - ist es nun, die Ahnentafeln ebenfalls auf DinA5 auszuarbeiten. Ein Blatt je Vater einer Generation. Mit Hinweis "siehe Seite sowieso" für vorherige und nachfolgende Generationen, Geschwisterlinien, Nebenlinien.
Das Ganze ist als Worddokument vielleicht unpraktisch, aber als Taschenbuch eine unschlagbare Hilfe.
Super, Danke für die Inspiration, jetzt kann ich diesen dusseligen Stammbaum endlich vernünftig in Angriff nehmen!

Schreiberling

Freut mich, dass es dich auf eine Idee gebracht hat. :)

Lucien

Hm, ich hab grad mal versucht, hinter die Taschentuch-Logik zu kommen, aber ich komme einfach nicht dahinter!  ???

Sprotte

Die Logik dahinter?  ;D

Wenn ich einen Stammbaum als Poster erstelle (das bietet das Stammbaumprogramm an), habe ich einen riesigen Faltzettel, der auch nicht übersichtlich ist. Zumal das Programm Nebenlinien gerne nicht ausdruckt.

Als Taschenbuch habe ich jede Generation je Mann auf einer Seite.

Bsp: Vater Maynard, sechs Kinder, davon zwei überlebende Söhne Robert und Malcolm. Robert führt die Hauptlinie fort, kriegt ein eigenes Blatt, auf dem seine zwei Söhne stehen. Die kriegen jeder ein eigenes Blatt mit ihren Ehefrauen und Kindern.
Maynards Blatt ist z.B. Nummer 1, Robert 2, Malcolm 3.
Auf dem Blatt von Roberts Sohn Sean stünde als Querverweis die 2 für seine Abstammung etc.

Das Taschenbuch ist eben handlich, überall mit hinzunehmen. Da ich häufiger Bezüge auf Jahreszahlen und die dann gerade lebenden Generationen nehmen muß, ist das wirklich hilfreich.

Lucien

Ach so, jetzt verstehe ich. Übrigens gebe ich mich grad einem köstlichen Lachkrampf hin, weil ich auch eben geschnackelt hab, dass da überall Taschenbuch steht. Taschentuch...  :wums:
Ich bin heute echt nicht zurechnungsfähig.

Czara Niyaha

Ich beschäftige mich auch viel mit dem ganzen "drumherum" in meiner Welt.
Vielleicht in letzter Zeit schon ein wenig zu viel?!  ???

Aber je ausgearbeiteter meine Welt ist, desto einfacher fällt es mir später beim Schreiben.
Allerdings habe ich im Moment das große Problem, dass sich meine eigentliche Geschichte, mit ständigem Wachsen der Welt, der Völker und der einzelnen Charaktere, auch ständig verändert hat.

Ich kann die zig DIN A3 und DIN A4 Blätter nicht mehr zählen, die ich mit unzähligen Grundrissen der Landkarte meiner Welt "bekritzelt" habe. Aber dadurch hat meine Welt erst ihre heutige Form bekommen.
Ich glaube allein mit meinen ganzen Dateien zu meiner Welt, Völkern usw. würde ich mittlerweile schon fast ein halbes Buch voll kriegen.  ;)

Mir macht es auch Spaß meiner Welt immer mehr Leben einzuhauchen.
Ich sehe das als enorm wichtige Vorarbeit, weil man sich später beim Schreiben viel besser in der Welt zurechtfindet und auch eventuell auftauchende Logikfehler vermeiden kann.
Solange es Visionäre und Träumer gibt, die den Funken der Hoffnung in sich tragen und das Licht in den Herzen anderer entzünden, ist diese Welt nicht verloren.

(Eden Chry'Salis)

zDatze

#40
Das "Drumherum" macht mir auch unglaublich viel Spaß und ich laufe auch durchaus in das Problem, dass ich einmal einen Schlussstrich ziehen muss, um mich nicht ewig bei der Entwicklung der Welt im Kreis zu drehen. Gerade weil immer wieder eine tolle Idee auftaucht, die ich natürlich noch unterbringen möchte. Eine Zeit lang habe ich das auch gemacht, leider mit dem Ergebnis, dass ständig der Plot auseinander gebrochen ist.

Um mich nicht endlos zu verlaufen, versuche ich auch möglichst bald herauszufinden, mit welchen Hauptpunkten ich mich beschäftigen möchte. Heißt, welche Aspekte der Welt ich in den Vordergrund stellen möchte. Ist es die Magie? Sind es die Völker? Ein althergebrachter Konflikt? Religion? Die Waffen und Kampftechniken?
Beim Brainstormen tauchen jede Menge Details auf. Manche bleiben, viele fallen weg oder werden durch andere ersetzt. Das ist manchmal ein langer Prozess und manchmal geht das aber auch sehr zackig bis ich bei einem Ergebnis bin, mit dem ich zufrieden bin.

Mir gefällt beim Weltenbau die Eisberg-Metapher sehr gut. 10% sind sichtbar (also, in der Geschichte verarbeitet) und die restlichen 90% sind unter der Wasseroberfläche und schimmert immer mal wieder durch. Man muss nicht jedes Detail unterbringen, andeuten reicht oft genauso und ich finde, dass eine Geschichte gerade durch diese Andeutungen sehr viel mehr Tiefe und Breite bekommt.
Und selbst wenn man die 90% nicht ausgearbeitet hat, dann kann man sich mit Andeutungen gut "drüberschummeln". Das ist nichts Verwerfliches und ich mach das in manchen Themengebieten lieber, als mich lange mit der Planung zu beschäftigen - gerade wenn mich das Thema nicht sooo brennend interessiert.

Veldrys

Mir ist die Arbeit drum herum genauso wichtig wie das Schreiben meiner Geschichten. Um ehrlich zu sein, habe ich anfangs eine ganze Zeit lang einfach nur an meiner Fantasywelt gebastelt, bevor ich mich dann einigermaßen ernsthaft ans Schreiben gemacht habe. Ich könnte gar nicht schreiben, ohne vorher den Hintergrund ausgearbeitet zu haben. Um eine ordentliche Geschichte zustande zu bringen, brauche ich Informationen über die Welt, in der sie spielt und die dortigen Gegebenheiten. Und wenn ich einmal aus irgendeinem Grund an einer Schreibblockade leide, zeichne ich zum Beispiel Landkarten und arbeite somit trotzdem an meinem Projekt.

Faye

Ich arbeite sehr gerne drumherum  :)
Beginnt bei den Charakteren mit ausgedruckten Bögen, dann die Weltkarte, Bräuche, Gesetze...
Bei meinem letzten Buch hatte ich das Problem, dass ich ewig geplottet habe um mich vor dem Schreiben zu drücken.
Aber Karten und Hintergründe sind mir schon sehr wichtig, da ich nachher sonst wirklich nicht mehr weiß, was ich am Anfang gesagt habe über die Landschaft oder die Gesetze.  Das gibt der Geschichte erst die gewisse Logik.  ;)

Koboldkind

Anfangs meiner Schreibzeit habe ich unglaublich viel und gerne gebaut. Hab noch die ganzen Skizzen und vor allen die Weltkarte und Kleidungsskizzen und hach ...
Dann hatte ich irgendwann einen Bruch und andere Storys gemacht und dann ist es mit dem Out-Story-Bauen gestorben. Ich Baue eigentlich nur noch mit der Story, das was gebraucht wird, wird entwickelt und ein bisschen drum herum. Ansonsten wird seeeehr viel beim Schreiben gebaut, ich gehe dann mit meinen Charas spazieren (trifft sich besonders gut, wenn es ein Roadtrip ist ;) ). Das artet dann natürlich auch in Unnützes Wissen aus und so interessante und eigentlich wichtige Sachen wie Landschaft oder Agrarbeschaffenheit fallen dann untern Tisch, aber das ist in Ordnung.
Wer jetzt nicht wahnsinnig wird, muss verrückt sein.

Trippelschritt

Als ich "Zauberer wider Willen" schrieb, entstand die Welt beim Schreiben so nebenher. Das geht auch ganz gut. Eine idee zur Welt folgt der anderen und ab und zu muss man mal Pause machen und überprüfen, ob noch alles unter sich stimmig ist und ob es klare Lücken gibt, die gefüllt werden müssen. Die Figuren hingegen müssen bei mir immer stehen. Sonst kommt nichts Brauchb ares dabei heraus.

Ganz anderes war es bei meiner Pentamuria- Trilogie. Da war das Drumherum mehr Arbeit als die eigentliche Geschichte, da Mythologie und die Welt an sich Teil der Geschichte war. Das Schreiben geht dann verhältnismäßig schnell, wenn klar ist, was man schreiben möchte.
Und jetzt bei der Paranaea-Trilogie, die im selben Universum spielt, aber zu einer anderen Zeit muss ich meine alte Welt nur ein wenig ergänzen. Die Arbeit des Drumherums hat sich also wirklich ausgezahlt.

Liebe Grüße
Trippelschritt
(dem es Spaß macht, auch mal aus seiner Werkstatt zu plaudern)