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Wie beginnt ihr mit dem Weltenbau?

Begonnen von Melenis, 14. August 2012, 20:39:19

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Simara

Die Welt zu meinem NaNo Projekt ist folgendermasen entstanden: Simara schwingt sich nach 8 Stunden Arbeit auf Fahrrad um den halbstündigen Heimweg anzutreten und schaut sich beim radeln die Wolken an. Plötzlich fängt ihr gemartertes Gehirn zu arbeiten an und als sie Zuhause ankommt ist eine Religion, eine Justiz und ein Haufen Kulturgut in ihrem Kopf gespeichert. ;D Ich wünschte dass wäre immer so. Manchmal überleg ich Tage lang und der zündende Gedanke kommt mitten in einer Mathearbeit...  ::)

Melenis

In einer halben Stunde? Das könnte ich auch gern! Während meiner täglichen 40 Minuten langen Zugfahrt fallen mir höchstens irgendwelche Dialoge und romantischen Szenen ein  :wums: Dabei sollten mir so langsam aber sicher mal die dringend benötigten Ideen kommen, meine Alienrassen haben weder einen Namen noch ein genaues Aussehen, noch weiß ich besonders viel über deren Kulturen - das geht mir richtig auf den Zeiger - aber hauptsache ich weiß, wer mit wem ins Bett springt und was davor gesprochen worden ist  :rofl:

Simara

Dieser Einzelfall war bei mir aber auch eher ein Glückstreffer.  ;) Wenn ich überarbeitet und Müde bin (und da ich faul wie sonst was bin ist dieser Zustand schnell erreicht) schaltet mein Hirn irgendwie auf Standby. Und Standby heißt für mein Hirn: Munter drauflos plotten ohne an die Realität zu denken.  ::)

Zitat von: Melenis am 08. Oktober 2012, 00:33:43
aber hauptsache ich weiß, wer mit wem ins Bett springt und was davor gesprochen worden ist  :rofl:

Und ich dachte, ich wäre da in einem gefährlichen Alter.  ;D

Arielen

Als erstes ist meistens eine Geschichte da, der ein oder zwei weitere folgen. Dann kommt die Karte mit einer ungefähren Vorstellung was rein soll. Seltsamerweise ist Talastan genau so entstanden, auch wenn ich mir mit den ersten Beschreibungen der Länder grobe Kulturen überlegt habe.

Dem ganzen voraus geht meistens ein wenig Recherche in der Welt- und Kulturgeschichte. Wie bestimmen Landschaft und Klima die Entwicklung einer Kultur. Das ist mir irgendwie wichtig geworden und bringt auch eine Menge Ideen.
Alles liegt im Auge des Betrachters

zDatze

Wie ich beginne, hängt stark davon ab, welche Ideen/Figuren/Landschaften/Twists mir bereits im Kopf herumgeistern. Normalerweise greife ich mir dann das nächste Notizbuch und einen Kulli und starte ein wildes Brainstorming mit allen Puzzelteilen, die ich schon habe.

Meist stellen sich die Protagonisten zuerst vor (oder tauchen auch einfach auf, ohne ein Wort zu sagen) und da beginnt der Weltenbau auch direkt: Wie sieht die Kleidung aus? Sind es wertvolle oder eher schlichte Stoffe? Trägt die Figur Schmuck, Waffen oder irgendetwas Ungewöhnliches bei sich? Wie reagiert die Figur auf Fragen? Körpersprache und Mimik sagen viel über den Charakter und Erziehung/Vergangenheit aus. Da kann man dann wunderbar nachhaken und mehr über die Bräuche/Sitten/Gesetze herausfinden und auch gleich herausfinden, wie die Figur zu alldem steht.

Durch die Fragen ergeben sich die ersten Konflikte. (Ab hier wird es richtig lustig!) Weiter geht es mit Gedankenspielerein: Wie kann ich den Konflikt verschärfen? Dabei drehe und wende ich die bisherigen Puzzleteile und werfe auch das eine oder andere Teilchen wieder weg. Da kann aus einem "Magie wird gefürchtet" ein "Magie wird mit der Todesstrafe geahndet" werden, wenn es besser passt. Oder auf SF gemünzt: Planet X wird von einem Außenposten zu einem Rebellenunterschlupf umfunktioniert.

Gerade wenn es ein bisschen in technische Richtung driftet, ist es immer interessant die Technologien zu beleuchten. Auch wenn es nur Gedankenspielereien sind wie: Wenn es ein Laserschwert gibt, gibt's dann auch ein Laserschild? Wenn es schwebende Autos gibt, warum baut niemand diese Anti-Gravitations-Technik in stinknormale Schuhe ein?
Mit diesen Frage-Antwort-Spielchen könnte ich ewig weitermachen. ;D

Sanjani

Hallo ihr Lieben,

ich hole diesen Thread mal hoch, weil ich glaube, dass er auch zu meinem Problem passt. Falls nicht, dann pfannt mich :)

Bisher war ich auch jemand, der Welten beim Schreiben konstruiert hat. Da ich bisher High Fantasy geschrieben habe, war das auch kein allzu großes Problem. Aktuell stehe ich vor dem Hindernis, eine zukünftige Welt entwickeln zu müssen. Ich möchte der Einfachheit halber einige Dinge so belassen, wie sie sind, also z. B. Regierungsformen und Religionen usw. Mein Problem ist auch die Technik. Dabei geht es mir schlicht und einfach um die Frage: Wo werden wir in 150 Jahren sein? In welche Richtung gibt es Entwicklungen, Ideen, Bestrebungen? Ich habe davon immer mal wieder in Zeitungsartikeln zu verschiedenen Themen gelesen, aber hab mir das damals nicht notiert, weil ich nicht wusste, dass ich mal eine Geschichte in einer zukünftigen Welt spielen lassen würde :) Aber ich fände es auch unrealistisch, wenn in meiner zukünftigen Welt alles genauso abläuft wie zur Zeit auch, gerade z. B. auch beim Thema Sicherheitsvorkehrungen, Waffen, Fortbewegung, Überwachung usw. Ich möchte also nichts völlig aus der Luft Gegriffenes, sondern etwas halbwegs Realistisches. Falls dazu noch jemand Erfahrungen beisteuern kann, wäre ich sehr dankbar.

LG Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Almarian

Hallo Sanjani,

aufgrund einer Ploteingebung habe ich mich mit dem Thema "Was ist realistisch für die Zukunft?" auch schon beschäftigt.
Zunächst gibt es da eine sehr hoch gelobte Doku vom ZDF namens "Die Welt in 50 Jahren", die Du auch auf Youtube anschauen kannst.
Dann habe ich eine Menge spannender Berichte und auch Buchempfehlungen gelesen.

Was mich am meisten erstaunt hat, ist die Aussage einiger Wissenschaftler dazu, dass es eine Art "Deadline" gibt für Vorhersagen: die Singularität.
Danach haben wir als Schriftsteller eine sehr große Freiheit bei der Erfindung von Welten in einer Zukunft > 50 Jahren, weil sich durch unsere Phase beschleunigten Wandels bis dahin sowieso alles so stark verändert haben wird, dass wir es jetzt noch gar nicht fassen können.
Über die Suchbegriffe Singularität und Futurologie habe ich die Informationen bekommen, die letztlich meine Vorstellung geprägt haben.

Ich hoffe, das hilft Dir weiter?

LG
Almarian

Sanjani

Hallo Almarian,

herzlichen Dank, das hilft mir bestimmt weiter. Die Doku werde ich heute Abend gleich mal suchen. Und danke auch für die Begriffe. Ich hätte gar nicht gewusst, wonach ich suchen soll :)
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Christopher

Ich schließe mich da Almarian an. Es gibt so lustige alte Bilder aus Zeitungen aus den 50er/60er Jahren, auf denen man sieht, wie man in 30-40 Jahren wohl leben würde... Lustig ist wirklich das einzige Wort, dass es trifft. Die waren fest davon überzeugt, dass wir im Jahr 2000 bereits seit 10 Jahren auf dem Mond leben würden ;)

Was will uns diese kleine Anekdote sagen?

Zukunftsvoraussagen, insbesondere wo wir uns technisch in 30-40 Jahren befinden werden, schießen oftmals ziemlich weit am Ziel vorbei. Da bist du ziemlich frei, wie weit das gegangen sein kann.

Was religiöse/Gesellschaftliche Dinge angeht, ist es ähnlich: Änderungen in einer Gesellschaft vollziehen sich entweder abrupt, wenn die Zeit dafür gekommen ist und es einen Auslöser dafür gibt, oder aber über einen seeeehr langen Zeitraum.

Ich denke also, mit 150 Jahren bist du ziemlich frei, da was "zusammenzuspinnen". In 150 Jahren wird sich dan n herausstellen, wie sehr du Recht oder auch Unrecht hattest, aber heute? Da wird niemand mit dem Finger drauf zeigen können und sagen: Völliger Blödsinn!

Mein Ansatz wäre, mal zu schauen was zur Zeit für Erfindungen in Mache sind. Ich hab gerade vorgestern z.B. davon gelesen, wie Wissenschaftler Wasser innerhalb von einer Piktosekunde(ist das so richtig? keine Ahnung) - das ist irgendwie eine Milliardstelsekunde - Wasser zum kochen gebracht haben. War nicht viel, lediglich eine winzige Menge, aber es ist möglich. Was kann man daraus in der fernen Zukunft machen? Gekochtes Essen in einer Piktosekunde ist sicher noch das banalste ;)
Be brave, dont tryhard.

Sanjani

Hallo Christopher,

auch dir vielen Dank. Ich glaube, meine Sorge ist eher, dass die Zukunft der jetzigen Realität zu ähnlich sein könnte, weil ich auf solche Ideen gar nicht komme - Mittagessen in einer Piktosekunde? Aber das wäre manchmal wirklich großartig! :jau: Das mit den Erfindungen ist aber grundsätzlich ein guter Ansatz, denk ich, dann hab ich schon mal Inspiration :)
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Fianna

Ich würde auch ansetzen bei den aktuellen Problemen: kann die Welt in 150 Jahren noch existieren, wenn sie sich so weiter entwickelt?

Zum Beispiel Energie: entweder werden in 150 Jahren die Gewinnungsmöglichkeiten sauberer Energie optimiert (z.b. Erdenergie), oder wir leben unter einer Kuppel...

... und so weiter.

Almarian

Interessanter Weise ist grad Energie, Wetter und sowas zentrales Thema der vielen Berichte zu Zukunftsvisionen - und die auf mich seriös wirkenden sind tendenziell positiv gestimmt  ;)

Ich schau mal später daheim, dazu habe ich sogar Bücher herumstehen.

Es gibt übrigens auch sehr schöne Zusammenfassungen zu den beliebtesten Weltuntergangsszenarien mit Eintrittswahrscheinlichkeiten - tolle Recherche-Möglichkeiten für dystopische Ansätze.  ;D

RaphaelE

Die Kernfusion soll in ca. 50 Jahren zu realisieren möglich sein, soweit ich das meiner Erinnerungen an einen wissenschaftlichen Bericht entlocken kann. Bisher schaffen sie nur, eine Plasmahülle im Reaktor zu erzeugen. Dieses Problem dürfte sich in 150 Jahren gelöst haben.
Ausserdem: Laserpistolen könnten vielleicht eines Tages funktionstüchtig eingesetzt werden. Aber nach ein paar Schuss ist Schluss - Dann muss man die Batterien wechseln. ;D

Sanjani

Ohje ... :) Ich hab eben einen interessanten Artikel gefunden und es scheint wirklich auch interessante Bücher dazu zu geben. Meine Realität muss noch sehr stark angepasst werden ^^ Vielleicht verlege ich das Szenario aber auch 100 Jahre vor, mal schauen. Auf jeden Fall gibt es sehr viele Möglichkeiten, das sehe ich jetzt schon! :jau:
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

RaphaelE

Oh. Was mir gerade noch einfiel: Du kannst ja auch ganze Länder umgestalten: China hat sich Tibet geschnappt, Chile ist verschwunden, wir Schweizer sind in der EU( ;D ) - kurz: Die Welt geht den Bach runter. Überbevölkerung, dritter Weltkrieg, erste Kontaktaufnahme mit ausserirdischem Leben, Erforschung von Keppler-21(relativ naher Planet in habitabler Zone) und anderen Himmelskörper, neue Seuchen und Krankheiten, Unruhen und Proteste, Heilstationen, neue Religionen(oder das Verschwinden von älteren) und was weiss ich noch alles... :D