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Die Pferde, ihre Verbreitung und die Geographie

Begonnen von KaPunkt, 03. Februar 2011, 14:00:36

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KaPunkt

Guten Morgen,

Folgendes Problem stellt sich mir gerade:

Da ich aus persönlichen Vorlieben gerade versuche, reitende Helden zu vermeiden, stellte sich natürlich irgendwann die Frage:
Gibt es Pferde in meiner Welt? Und wenn ja, warum reiten deine Helden dann nicht?

Die Fragen sind momentan soweit beantwortet:
Ja, es gibt Pferde. Aber sie sind selten. Und teuer. Also nur was fürs Militär und wirklich Reiche Leute.

Sehr schön. Das Pferd als viel bestauntes Luxusgut. Das gefällt mir.  ;D

Allerdings ... Warum sind sie denn selten? Und wo kommen die paar her, die es gibt?
Dann könnte man mit Zucht ja ein unglaubliches Geld machen. Also, warum züchtet niemand?

Die Antwort, die ich bis jetzt darauf habe, ist folgende:
In Tagora, meinem Kontinent, sind Pferde nicht heimisch.
Gibt es da wild einfach nicht, hat es da nie gegeben.
Allerdings gibt es Pferde in Anama, dem Nachbar Kontinent. Und die verkaufen ihre Pferde gerne mal nach Tagora. Allerdings nur, einzig und ausschließlich Stuten und Wallache. (Die sind ja nicht so blöd, sich ein einträgliches Geschäft zu sabotieren.  :engel:)
Ich kann die prächtig aufgeputzten, überheblichen Pferdehändler aus Anama praktisch sehen, wie sie, in jeder Hand ein Pferd führend, über die Märkte von Tagora stolzieren.

Allerdings ... gibt es zwischen Anama und Tagora eine schmale Landbrücke. Und die ist klimatisch und vegetationstechnisch Steppe.  :wums:
Wie kann es also sein, dass es die wilden Pferde Anamas nie bis nach Tagora geschafft haben? Ich mein, Steppe ist doch praktisch deren natürlicher Lebensraum.
Ich habe überlegt, vor die Landbrücken-Steppe auf Seite Anamas eine Wüste zu legen. Das wäre östlich der Steppe ... Macht das Sinn?
Gibt es andere Faktoren, warum es die Pferde nicht nach Tagora geschafft haben (Esel aber schon, denn die gibt es)? Könnte vielleicht das Steppengras unbekömmlich für sie sein?

Habe ich mich da in was verrannt?
Was denkt ihr?

Liebe Grüße,
Kirsten
She is serene
with the grace and gentleness of
the warrior
the spear the harp the book the butterfly
are equal
in her hands.
(Diane di Prima)

Malinche

Gibt es denn in Tagora vielleicht große Raubtiere, die natürliche Feinde der Pferde sein könnten? Das würde doch eventuell erklären, warum die Pferde nie nach Tagora gekommen sind. (Natürlich müsste man dann wieder erklären, warum die Raubierte nie nach Anama rüber gemacht haben). Das mit der Wüste oder dem unpassenden Lebensraum finde ich aber auch gut nachvollziehbar. Vielleicht kannst du das mit den Raubtieren kombinieren oder so.
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Sprotte

Es gab auch mal eine Landbrücke zwischen Amerika und Asien. Pferde sind da keine rübergekommen, die Indianer waren Fußvolk. Pferdeimport erfolgte erst durch die Spanier.

Alarm: Esel gibbet? Und Pferdestuten? Wo sind die Maultiere? Das ist das allererste, was findige Leute en masse produzieren würden. Maultiere sind zwar unfruchtbar, aber die Masse des Zuchtprogramms macht es da.

Churke

Das Urpferd kommt aus Amerika, ist dort aber ausgestorben. Die Gründe sind unbekannt.

Ich würde das Problem eher ökonomisch aufziehen.
Historisch gesehen hatte das Pferd in Europa bis zur Erfindung des Kummets keinerlei wirtschaftliche Bedeutung. Es gab kaum eine Arbeit, für die ein Esel, Maultier oder Ochse nicht besser geeignet gewesen wäre. Dafür stand das Futter in direkter Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion für Menschen. Im Deutschland des 19. Jh. ging 1/4 der Ackerfläche für Pferdhafer drauf.
Interessant waren Pferde für die Kavallerie. Aber wegen der wirtschaftlichen Wertlosigkeit gab es immer zu wenige davon. Pferde waren eben ganz einfach Luxustiere. Ein Pferd kaufte sich im Grunde nur, wer sonst schon alles hatte.

Die Reitervölker Asiens und Südrusslands hingegen waren Steppennomaden, für die hatte das Pferd einen ökonomischen Nutzen und dementsprechend gut beritten waren sie.

Maran

Daß nur/ausschließlich Stuten und Wallache verkauft werden, ist züchterisch gesehen Unfug. Die Stutenstämme bilden das Herz einer Zucht, einen guten Hengst findet man (fast) überall, und der kann nun einmal mehrere Stuten beglücken. Wenn man dann auch noch bedenkt, daß männliche Nachkommen häufiger sind (und ich die höhere Sterblichkeitsrate einmal außer Acht lasse, da ich davon ausgehe, daß die Tiere in menschlicher Obhut aufgezogen werden und nicht auf sich alleine gestellt durch Mutter Natur wandern müssen), kommt es zwangsläufig zu einem Hengstüberschuß, von denen sicher nicht einmal die Hälfte zur Zucht eingesetzt werden.

@Churke: Ich hatte einmal einen Reitlehrer, der die These aufgestellt hatte, daß die Anzahl der Pferde in den USA nicht alleine durch Import und deren Nachkommen rechnerisch erklärt werden kann. Seiner Theorie nach hat es auch vor der Ankunft der Europäer immer Pferde dort gegeben.

Luna

Vielleicht waren in Tagora in grauer Vorzeit Pferde heimisch, waren aber das Hauptnahrungsmittel der Menschen, die zu der Zeit gelebt haben und sind daher gnadenlos gejagt und ausgerottet worden.

Vielleicht hatten die Menschen aber auch eine abergläubische Furcht/Mißtrauen vor Pferden (in ihnen Stecken böse Geister u.ä. :laken:) und haben sie daher ausgerottet (och arme Pferde, ich muss grad an den lieben treuen Blick meines Pferdchens denken, garantiert frei von bösen Geistern)

oder aber sie sind an einer Seuche gestorben.

Satoshi

Lunas Idee ist gut, eine Krankheit die die Pferde in Tagora ausgerottet hat. Ergibt Sinn und klingt einleuchtend. Wenn man fragt wieso die Pferde heutzutage nicht sterben, könnte man schreiben dass die gezüchteten Pferde eine bessere Gesundheit haben, oder dass die Händler in Anama zum Pferd auch eine Impfung verkaufen(mit saftigen Aufpreis natürlich :darth: )

Sonnenblumenfee

So kompliziert würde ich das gar nicht machen, Satoshi. Eine Krankheit kann u.U. ganz schnell ausbrechen und dann wieder abebben. Dann sind in Tagora alle Pferde weg und da kommen dann so schnell auch keine mehr nach. Allerdings müsste man dann vielleicht noch erklären, warum sich das nicht auf Anama ausgebreitet hat (es sei denn die Wüste ist echt so leblos, dass da keine Überträger mehr existieren) und warum die Esel das augenscheinlich überlebt haben.

Man könnte aber auch umgekehrt sich überlegen, dass es vielelicht früher auch gar keine Esel gegeben hat und die nur irgendwann vor 500 Jahren oder aus wirtschaftlichen Gründen importiert wurden. (siehe Churkes Ausführungen)

Und dann ist mir noch eins eingefallen, was aus Marans und Sprottes Überlegungen hervorgeht: dann werdne eben nur die überschüssigen Wallache importiert, die man in Anama sowieso nicht braucht. Somit kann es auch keine Kreuzungen zwischen Eseln und Pferden geben.
"Discipline is my freedom" - Gretchen Rubin

Maran

Naja, Hengste legen ist eine ganz schön aufwendige Arbeit, und je älter das Tier, desto schwieriger wird es. Andererseits könnte es ja auch so sein, daß Anama ein Monopol auf Pferde besitzt, und daß sie dort nicht Gefahr laufen wollen, dieses zu verlieren. Also gibt es vielleicht eine rechtliche Bestimmung, die fordert, daß nur zuchtunfähige Tiere exportiert werden dürfen.  :hmmm:

KaPunkt

@ Maran: Das mit dem Gesetz in Anama ist auf jeden Fall richtig.
Über die Stuten und den Hengstüberschuss hatte ich noch gar nicht nachgedacht (hab auch keine Ahnung von dem ganzen Thema), aber was du schreibst, und auch die Maultier-Frage, machen natürlich völlig Sinn. Nur Wallache für Tagora!

Churkes Hinweise zur Ökonmie sind interessant. Ein Kummet gibt es in Tagora noch nicht, also würde das passen. Also hätten Pferde tatsächlich nur als Reittiere Sinn. Wer hätte Verwendung für Reittiere: Das Heer, der Botendienst, Diplomaten, Fernhändler ... (Bis auf die Fernhändler kann ich die alle verkraften)

Auch die Idee, dass es da eine gewisse, abergläubische Furcht vor Pferden gibt, gefällt mir.

Ich glaube, den Eindruck, den ich gerne vermitteln will, ist, dass Pferde etwas Fremdartiges, potentiell Angsteinflössendes sind, was Otto Normalbürger kaum mal zu Gesicht bekommt. Und wenn, dann nur als Ausdruck der Staatsmacht oder als wahnwitziges Luxusobjekt.  :wache!: :darth:

Gibt es vielleicht auch ein tagorisches Gesetz, dass Pferde nur im Staatsdienst erlaubt?
Aber was für einen Sinn hätte das?
Tagora ist keine Tyrannei, und das Reisen an sich gilt als ehrenhafte Tätigkeit (Jeder Handwerker geht auf die Walz, wenn er nicht einen guten Grund hat, es nicht zu tun).

Die Frage ist auch, in wie weit muss ich das überhaupt Erklären können?
Reicht es vielleicht, wenn ich Pferde nur in dem Zusammenhang beschreibe und gar nicht weiter thematisiere, warum sie so selten sind? Ich meine, wenn sie irgendwann in Tagora ausgestorben sind (Damals, kurz nach der Sintflut), dann wissen das heute eh nur noch die Gelehrten, wenn überhaupt jemand. Für die restliche Bevölkerung ist die Nicht-Anwesenheit von Pferden Usus.
Aber es ist einfach so, dass ich selber gerne wissen möchte, warum es so ist. Aus solchen Haken entwickeln sich ja auch oft tolle neue Plot-Ansätze.

Wobei ich gleichzeitig den Gedanken mit der Impfung, Medizin, whatever irgendwie verlockend finde ... hmmm.

Wenn noch jemandem was einfällt, immer her damit.

Liebe Grüße,
Kirsten
She is serene
with the grace and gentleness of
the warrior
the spear the harp the book the butterfly
are equal
in her hands.
(Diane di Prima)

Zit

ZitatAber es ist einfach so, dass ich selber gerne wissen möchte, warum es so ist. Aus solchen Haken entwickeln sich ja auch oft tolle neue Plot-Ansätze.

Stimmt. Wobei ich mir das im Falle von Pferden, die tatsächlich nur Reittiere sind, wenig fruchtbar vorstelle. Wie sollten sie dir denn helfen? Als zufälliges Fluchtmittel nachdem dein Prota dem stinkreichen Händler die Luxus-Lampe vom Nachttisch geklaut hat? ;D
Pass auf, dass du dich nicht verrennst. Aus Lesersicht kann ich nämlich sagen, dass ich mir um die Existenz von Pferden noch nie große Gedanken gemacht habe. Wenn sie auftauchen, tauchen sie eben auf und wenn nicht, ist auch gut. Es braucht ja auch keine Pferde als Luxusreittier geben. Es können ja auch große Vögel sein oder eine Art Dino. Alles, dessen Rücken groß genug ist, um drauf sitzen zu können, und das sich schnell bewegen kann oder ausdauernd ist, kann als Reittier domestiziert werden. Da sind Pferde nur ein Teil und für mich entsprechend nicht gaaanz so wichtig.

Nur mein bissl Senf. ;)
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Shay

#11
ZitatWie kann es also sein, dass es die wilden Pferde Anamas nie bis nach Tagora geschafft haben?
Wie kann es sein, daß es bis zur Ankunft der Europäer in Südafrika keine Pferde gab, obwohl sie in der Sahelzone verbreitet waren? Zebras, die ja sehr eng verwandt sind, fühlen sich in der Gegend pudelwohl. Tja, Zebras werden auch nicht von der Tsetsefliege gestochen, Pferde dagegen schon. Und die Tsetsefliege überträgt eine Krankheit, die den Gäulen nicht gut bekommt. Nur als man per Schiff Pferde am Tropengürtel vorbei nach Südafrika brachte (wo es keine Tsetse gibt), konnten sie dort gedeihen.

ZitatEs braucht ja auch keine Pferde als Luxusreittier geben. Es können ja auch große Vögel sein oder eine Art Dino. Alles, dessen Rücken groß genug ist, um drauf sitzen zu können, und das sich schnell bewegen kann oder ausdauernd ist, kann als Reittier domestiziert werden. Da sind Pferde nur ein Teil und für mich entsprechend nicht gaaanz so wichtig.
Das ist so nicht richtig. Es gibt genügend große Tiere, die nie geritten wurden. Z.B. Zebra und Nashorn, weil sie so dermaßen aggressiv sind, daß ein Reiter sein Leben aufs Spiel setzt. Und die großen Antilopen nicht, weil sie so nervös sind, daß sie eher einen Herzkasper kriegen, als sich reiten lassen.

Wenn es also auf deiner Landenge einen Parasiten gibt, den es aus irgendwelchen Gründen in den angrenzenden Regionen nicht gibt, dann sehe ich da überhaupt kein Problem.
Eine andere Möglichkeit wäre, daß es in Tagora eine bestimmte Krankheit gibt, die Pferde unfruchtbar werden läßt. Beim Menschen können z.B. verschiedene Kinderkrankheiten Männer im schlimmsten Fall unfruchtbar machen. Und wenn die meisten Pferde unfruchtbar sind, dann muß man immer von Neuem welche von außen einführen.

Churke

Zitat von: Kirsten am 03. Februar 2011, 18:53:43
Also hätten Pferde tatsächlich nur als Reittiere Sinn. Wer hätte Verwendung für Reittiere: Das Heer, der Botendienst, Diplomaten, Fernhändler ... (Bis auf die Fernhändler kann ich die alle verkraften)

Ich weiß nicht, was der Fernhändler auf einem Pferd will. Ist der zu faul zum Laufen oder ist ihm Sitzbank eines Wagens zu hart?


Zum Thema Krankheiten möchte ich anmerken, dass es eine 100%-Killerseuche nicht gibt. In jeder Popuplation gibt es einen gewissen Prozentsatz, der gegen eine Krankheit immun ist. 

FeeamPC

Ein Fernhändler könnte mit einem Pferd nichts anfangen. (Außer, er handelt mit winzigen Objekten, wie zum Beispiel Juwelen.) Die Handelskaravanen waren nie schneller als der langsamste Läufer. Ochsenkarren auf oft unbefestigten Straßen, hin und wieder geht auch mal ein Rad kaputt. Da legt so eine Karavane im Schnitt am Tag kaum 20 km zurück.

Selbst auf befestigten Straßen kommt kaum mehr raus, als ein guter Fußgänger in zügiger Gangart schafft. Kurzfristig mögen Zugtiere schneller sein, aber über lange Strecken ist der Mensch der bessere Läufer.

Pferde machen da kaum Sinn, wenn man nicht gerade damit angeben will oder sie auswählt, weil sie bequemer sind. Was nützt mir der schnellste Sprinter, wenn die Karavane mit den Waren nicht nachkommt?

Berjosa

Vielleicht ist ja deine Landbrücke eine relativ neue Erscheinung. Als sie nach der Sintflut wieder auftauchte, waren auf der einen Seite die Pferde ausgerottet, auf der anderen Seite hatten die Menschen die (Ex-)Wildpferde gut ihm Griff, so dass es mit der Auswanderung nicht mehr klappte.