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Die eigene Welt entwickeln- Wie geht das ?

Begonnen von Hanna1984, 10. November 2008, 20:38:07

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Hanna1984

Hallo,

wie entwickelt ihr eure eigene Welt in der Fantasygeschichte? Habt ihr bestimmte Fragen nach denen ihr vorgeht?

Lieben Gruß

Luchs

felis

#1
@Luchs,
wenn du was übers Weltenbasteln wissen willst, guckst du
http://www.weltenbastler.net/forum/
Es gibt vermutlich so viele Vorgehensweisen wie Weltenbastler.  ;)
Meine ist organisch. Khargad wächst in dem Maße, wie ich es brauche - mit jeder neuen Khargadgeschichte eben ein Stück weiter.

Aarous

Hmm... meine "Welt" ist noch deutlich komplexer als z.B. Mittelerde oder Westeros, darum habe ich auch nicht vor, sie umfassender zu erklären als unbedingt nötig. Halt immer die Umgebung der aktuellen Szene, und gelegentlich schildert ein Prota dem anderen Orte, die nicht oder erst an anderer Stelle bereist werden. Dann beschreibe ich so viel wie nötig, damit sich der Leser ein Bild machen kann, aber auch nicht mehr.

Drachenfeder

Bei mir ist das so wie bei felis. Je mehr ich in der Welt versinke, je mehr sie von meinen Charakteren erkundet wird desto größer wird sie. Sie wächst mit jeder Geschichte. Sie ist als einzelnes Romanprojekt entstanden, doch dann habe ich immer mal wieder eine Kurzgeschichte geschrieben, die auch dort spielt und mittlerweile bin ich am Planen meiner Trilogie. Somit wächst diese Welt ständig.  :D



Melian

Ich denke auch, dass jeder da seinen eigenen Weg hat. Wichtig ist es wohl, dass eine Welt einen bestimmten Grundtenor hat welcher vom Leser schnell erfasst wird. Eine Welt muss eine bestimmte Persönlichkeit haben, genau so wie die Charaktere. Der Versuch alles was man im Kopf hat in eine Welt zu packen, führt meist zu einem gewissen Durcheinander, welches beim Leser eine unklares Bild hinterlässt.
Das entscheidende ist ja, dass die Welt in der eine Geschichte sich zuträgt diese in gewissem Sinne spiegelt. Es muss eine Synergie entstehen zwischen Welt, Charakteren, Story und Schreibstil. Ein einfaches Grundrezept gibt es allerdings nicht!

Drachenfeder

Was für ich dabei ganz wichtig ist, ist eine Landkarte. Die mache ich meistens Auszugsweise nach Szenen und dann noch mal im Gesamtbild (Vogelperspektive) Naja aber das sind Spielereien. Jeder wie ers mag. Ich komme somit nicht durcheinander. Da meine ziemlich vielseitig ist und unbekannte Teile hat.

Ach ja zu den Landkarten gibt es auch schon ein extra Thema. Benutz mal die Suchfunktion. Ist sehr interessant das mal durchzulesen.

LG Drachenfeder



Tom

Ich würde nicht sagen, dass man das nach bestimmten Fragen machen sollte (kann man natürlich auch machen, wenn man will).
Ich persönlich überlege mir ein ... sozusagen ein "Thema" für diese Welt, z.B. ob die Welt sehr jung ist und noch nicht richtig besiedelt, oder einfach das genaue Gegenteil, einfach schon total überlastet ist von den vielen Bewohnern etc.
Das Wichtigste ist, wie ich finde, dass alles zusammenpasst, d.h. eine in sich schlüssige Welt entsteht. Zum Beispiel sollte man die Menschen (oder vlt andere Wesen?? ;)) nicht an dem einen Fleck frieren lassen und am Fleck 200 km daneben größte Hitzewellen erleiden lassen.
Trotzdem, genaue Regeln gibt es nicht.

Aarous

#7
Zitat von: Drachenfeder am 10. November 2008, 21:46:04
Was für ich dabei ganz wichtig ist, ist eine Landkarte. Die mache ich meistens Auszugsweise nach Szenen und dann noch mal im Gesamtbild (Vogelperspektive) Naja aber das sind Spielereien. Jeder wie ers mag. Ich komme somit nicht durcheinander. Da meine ziemlich vielseitig ist und unbekannte Teile hat.

Ach ja zu den Landkarten gibt es auch schon ein extra Thema. Benutz mal die Suchfunktion. Ist sehr interessant das mal durchzulesen.

LG Drachenfeder
Oh ja, Landkarten sind immer gut. Auch wenn ich selber (mangels künstlerischer Begabung) keine fabriziere.

Zitat von: wonghamma am 10. November 2008, 22:00:02
Ich würde nicht sagen, dass man das nach bestimmten Fragen machen sollte (kann man natürlich auch machen, wenn man will).
Ich persönlich überlege mir ein ... sozusagen ein "Thema" für diese Welt, z.B. ob die Welt sehr jung ist und noch nicht richtig besiedelt, oder einfach das genaue Gegenteil, einfach schon total überlastet ist von den vielen Bewohnern etc.
Das Wichtigste ist, wie ich finde, dass alles zusammenpasst, d.h. eine in sich schlüssige Welt entsteht. Zum Beispiel sollte man die Menschen (oder vlt andere Wesen?? ;)) nicht an dem einen Fleck frieren lassen und am Fleck 200 km daneben größte Hitzewellen erleiden lassen.
Trotzdem, genaue Regeln gibt es nicht.
Im zweitenpost wurde auf die Weltbastler verwiesen. Dort findet man u.a. diese Links:
http://elfwood.lysator.liu.se/farp/thewriting/liljenbergworlds/index.html
http://www.cix.co.uk/~morven/worldkit/index.html
http://www.sfwa.org/writing/worldbuilding1.htm
(Vorsicht, alles auf Englisch!) Sollte jeder, der sich eine eigene Welt basteln will, zumindest mal überfliegen, sind sehr viele gute Denkanstöße drin.

Besonders um Naturgesetze und deren Verhältnis zur Magie muss man sich kümmern... dein Beispiel mit dem extremen Klimawechsel ist nämlich kein Problem, wenn man in seiner Welt die Magie über den Naturgesetzen stehen hat und zufällig irgendwo ein magischer Eisberg rumliegt :P Wie auch viele andere Dinge. Überhaupt sind solche Überlegungen essentiell für den Plot.

Hanna1984

Mir ist jetzt auch klar geworden, dass es keinen Fragenkatalog gibt. Denn jeder entwickelt seine Welt ja anders. Sinnvoll wäre es zumindestens sich Stichpunkte zu machen. Ich habe nur Felsenlandschaften und Wälder im Kopf. Sicherlich gibt es noch viel mehr Möglichkeiten in der Fantasy Welt. Wie insperiert ihr euch denn dann ?

Tintenfalke

Inspiration entsteht bei mir aus der realen Erdgeschichte heraus, da ich ein Quentchen Wiedererkennung von realen Kulturen in Fantasykulturen schätze, und aus kleinen Episoden, mythischen Geschichten etc., die sich beim Zeichnen in meinem Kopf zu den einzelnen Örtlichkeiten abspielen. Oft fließen die in die Mythologie oder die Geschichte des Kontinents dann ein, denn aus der Landschaft entsteht die Kultur, und je nach Technologie oder auch Magie schon mal umgekehrt.

Dass was Melian gesagt hat, finde ich auch sehr wichtig: Die Landschaft ist die Bühne, und die Bühne muss wie im Theater zum Bühnenstück und den Charakteren passen.

Aarous

Als Inspiration kann mir ausnahmslos alles dienen... aber, wie bereits gesagt wurde, die Welt ist Bühne für die handlung, und deshalb entwerfe ich Orte für Szenen und nicht umgekehrt. Den engsten Freund des Protas lasse ich nicht auf einer Blumenwiese sterben, sondern im finstren Turm des Atagonisten, und eine entscheidene Konfrontation zwischen "Gut" und "Böse" sollte man nicht im Geräteschuppen eines Statisten ansiedeln... oder so ähnlich ;)

Vali

#11
Ich habe schon Welten gebastelt, da habe ich noch keine Fantasy/Science Fiction Geschichten geschrieben und wollte es noch nicht. Das was ich heute an Fantasy schreibe, basiert auf der Welt, die ich schon lange vorher zusammengebastelt hab. In den Geschichten bekommt man als Leser zwar nur Bruchstücke der Welt mit, aber dafür in Details, was die Welt lebendig macht. In der Geschichte selbst sollte man sich sowieso auf das wesentliche beschränken. Meinem Prota und dem Plot interessiert es nicht die Bohne wie das Wahlsystem in jedem einzelnen Staat meines Planeten funktioniert.

Wichtige Schritte beim Weltenbasteln sind folgende Fragen:
- Ist es eine eigenständige Parallelwelt in einem anderen Universum, einer anderen Dimension oder spielt sie in unserer Welt? Spielt sie auf der Erde? Und wann (heute, xy Epoche, vergessenes Zeitalter, Zukunft)?
- Wie ist die Welt entstanden? Wie ist sie angeordnet?
- Wie groß soll "die Welt" sein? Ein Stadtteil, eine Stadt, eine Region, ein Land, ein Kontinent, ein Planet, ein ganzes Sonnensystem, höhere Sternensysteme, ein komplett neues Universum? Lässt sich sobald man angefangen hat natürlich beliebig vergrößern.
- Wie streng hält sich die Welt an Naturgesetze? Welche Rolle spielt Magie? (Ab hier entscheidet sich, ob es Richtung Fantasy oder Science Fiction geht)
- Wie ist die Grundstimmung der Welt? z.B. Utopie, Endzeit, Satire, episch etc. (Ab hier entscheidet sich in welches Subgenre es geht)

Tja, das sind fast dieselben Fragen, die man sich stellt, wenn man eine Fantasygeschichte beginnen will. Ist im Grunde kein großer Unterschied, man erzählt schließlich die Geschichte einer Welt, im meisten Falle aber sachlich.

Bei weiteren Schritten kann man sich prima an die Struktur von Reiseführern halten. Grob in etwa:
- Geographie
- Natur (Flora, Fauna, Ökologie)
- Bevölkerung
- Politik, Wirtschaft und Recht
- Infrastruktur
- Geschichte
- Kultur, Religion und Gesellschaft
- Technik und Wissenschaft
+ wichtige Orte
+ Magie, Übernatürliches (bei Fantasy)

Wie detailliert man da jetzt ran geht, bleibt einem selbst überlassen. Für einen (oder mehrere) Roman(e) reichen natürlich Bruchstücke davon. Das was man als Grundlage und für den Plot braucht. Da würde mehr den Rahmen sprengen.


Inspiration finde ich in vielen Dingen. In Natur, Naturwissenschaft, Geschichte, verschiedenen Religionen und Weltansichten und Mythologien. Aber auch von anderen (wahre Lebensgeschichten, Nachrichten und Zeitung, Romane, Computerspiele, Film und insbesondere Musik) und eigene Lebenserfahrungen und Gedanken (Existenz, Sinn des Lebens, Sterben und Tod, etc.). Also eigentlich in so gut wie allem, was mir im Leben begegnet und mich bewegt.

Mardil

Was mich für meine Welt inspiriert, könnte ich jetzt nicht einfach so sagen. Eigentlich genau wie bei Aarous sogut wie alles. Alles, was mir gefällt (bzw. in meiner Welt gefallen würde), baue ich ein, wenn dadurch keine Plot- oder Logikprobleme entstehen.
Orte für Szenen zu entwerfen ist natürlich auch eine interessante Methode.

Zitat von: Luchs am 10. November 2008, 23:12:06
Sinnvoll wäre es zumindestens sich Stichpunkte zu machen.
Oh ja. Ich denke mal, jeder kommt bei seiner eigenen Welt irgendwann an den Punkt, an dem er nicht mehr alle Details im Kopf behalten kann. Ich persönlich schreibe über alle wichtigen Orte, Gruppierungen, Geschehnisse etc. immer einen Infotext. Stichworte sind natürlich übersichtlicher aber so schreibe ich wenigstens hin und wieder ein bisschen.

@Aarous
Deutlich komplexer als Mittelerde? Wie lange arbeitest du denn schon daran? (Offen gesagt, bin ich ein wenig skeptisch)

Aarous

Zitat von: Mardil am 11. November 2008, 00:01:18
@Aarous
Deutlich komplexer als Mittelerde? Wie lange arbeitest du denn schon daran? (Offen gesagt, bin ich ein wenig skeptisch)
Dran arbeiten tue ich jetzt seit ca. 8 Jahren ... mehr oder weniger. Komplexer als Mittelerde, nicht im Bezug auf das, was bereits erzählt ist, sondern im Bezug auf das, was erzähltwerden könne. Meine "Welt" ist im Wesentlichen eine Sammlung von einer großen Menge an Welten. Theoretisch könnte ich so viel über diese Welten schreiben, wie ich wollte... ich würde doch nie fertig.
Abgesehen davon, dass ich den "Göttern" eine deutlich aktivere Rolle zugeteilt habe, als es bei in vielen anderen Geschichten der Fall ist. Daraus folgt, dass viel häufiger jemand auftritt, der mal eben eine neue Gebirgskette aus dem Ärmel schütteln könnte, wenn du verstehst ;)

Artemis

Zitat von: Aarous am 10. November 2008, 22:08:19
dein Beispiel mit dem extremen Klimawechsel ist nämlich kein Problem, wenn man in seiner Welt die Magie über den Naturgesetzen stehen hat und zufällig irgendwo ein magischer Eisberg rumliegt :P

Zitat von: Aarous am 11. November 2008, 08:35:05
Abgesehen davon, dass ich den "Göttern" eine deutlich aktivere Rolle zugeteilt habe, als es bei in vielen anderen Geschichten der Fall ist. Daraus folgt, dass viel häufiger jemand auftritt, der mal eben eine neue Gebirgskette aus dem Ärmel schütteln könnte, wenn du verstehst ;)

Der kleine Zyniker in meinem Kopf würde das jetzt als eine Art Deus ex machina bezeichnen  ;)

Man sollte vorsichtig sein im Gebrauch von Magie und Götterkräften. Wenn man alles in seiner Geschichte mit übersinnlichen Mächten erklären will (und kann), wird das für den Leser schnell unglaubwürdig. Wenn alles irgendwie lenkbar und vorhersehbar wird, raubt das zB. drohenden Katastrophen schnell ihren Reiz - es könnte ja ein Gott kommen und die Katastrophe einfach verhindern  ;)
Und wenn Magie beginnt, Naturgesetze auszuhebeln, muss man als Autor tief in die Tasche greifen und erklären, warum dieses oder jenes fehlende Gesetz keine Auswirkung auf den kleinen Kosmos der erfundenen Welt hat. Fantasie hin oder her, gerade bei Welten orientiere ich mich (zumindest in groben Zügen) an der Realität - außer man ist dazu bereit, jede Menge zu recherchieren, um seine Thesen mit guten Beweisen zu untermauern.