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Bologna 2012: Deutsche Autoren gefragt, Fantasy übersättigt

Begonnen von Kaeptn, 23. März 2012, 11:57:16

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Kaeptn

Hallo,

Koriko hat mich auf den folgenden Artikel aufmerksam gemacht, der - so finde ich - schon einen Thread wert ist. Das Börsenblatt analysiert darin die Trends der Jugendbuchmesse in Bologna und arbeitet dabei u.a. folgende Dinge heraus

- Dem Jugendbuchmarkt geht es sehr gut (17% des gesamten Buchmarkts in Deutschland)
- Fantasy ist übersättigt und auf dem Rückzug, reale Themen mehr gefragt (passt zum Peter Härting Preis)
- Erwachsenenverlage ziehen sich wieder zurück, AllAge wird seltener
- Kinderbücher von deutschen Autoren sind gefragt, vor allem wegen Lesungen in Schulen etc...

usw.

Ein lesenswertet Artikel:
http://www.boersenblatt.net/523547/

Mit zwei fertigen phantastischen Kinderbüchern in der Schublade bin ich vom persönlich Bologna-Fazit allerdings wenig angetan.

gbwolf

Den Eindruck kann ich bestätigen, wenn ich mir ansehe, was in der Bibliothek gelesen wird und in den Buchhandlungen steht. Ich lese mir auch regelmäßig die neuen Programme durch und sehe in die entsprechende Bestsellerliste (http://www.buchreport.de/bestseller/kinder_und_jugendbuch.htm). Zudem ist es ja so, dass gerade bei der Kinder- und Jugendfantasy seit Jahren der Trend nicht abreißt, auch sichere Auslandslizenzen zu setzen ("Warrior Cats", "Magisches Baumhaus", ...). Außnahmen bestätigen die Regel, wie beispielsweise die Drachengasse von Humberg und Perplies, die bei Lyx erscheint oder die Piratten von Peinkofer. Beide Titel sind dünne Reihen von bereits bekannten Autoren.
Auch wenn ich sehe, was Agenturen in diesem Bereich vertreten (Hanauer beispielsweise): Fast keine Fantasy mit dabei, fast keine dickeren Bücher.
Die Autoren, die wir in der Bib für Lesungen buchen, sind normalerweise für Grundschulklassen oder bis maximal Klasse 6, die wenigstens haben dicke Bücher und Fantasy dabei. Vor allem auch, weil die Lehrer für ältere Schüler und Phantastisches einfach nicht gerne buchen. Diese Erfahrung habe ich bislang in allen Öffentlichen Bibliotheken gemacht, in denen ich gearbeitet habe.

Krimi, Thriller, Umweltthemen, keine dicken Wälzer. Die kommen von deutschsprachigen Autoren aber sehr gut an. Phantastische Elemente eher, wenn sie im humorvollen Kontext stehen, wie beispielsweise bei Antboy (Aber auch das war im Sommerleseclub kein Schlagertitel).

Koriko

#2
@ Jörg:
Ich kann das so gut nachempfinden... habe ebenfalls 2 fertige fantastische Kinderbücher in der Schublade und eine Agentin, die sich nach der Bologna melden wollte. Nach diesem ernüchternden Bericht habe ich wenig Hoffnung, dass sie mich vertreten wird... Das Hauptproblem war halt, dass sich alle wie blöde auf die ganzen AllAge Schinken gestürzt haben und jetzt darauf sitzen bleiben...

Nun ja, aber insgesamt ist es doch positiv, dass man mehr auf deutsche Kinderbuchautoren setzt. Da ich eh für den Härtling-Preis was realistisches schreiben wollte, werde ich einfach mal Neuland betreten, aber gänzlich aufgeben werde ich nicht. Irgendwann kommt die Fantasywelle zurück. ;)
"Das schönste aller Geheimnisse: ein Genie zu sein und es als einziger zu wissen." - Mark Twain

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Michaela

Vergesst dabei nicht, das Trends sich ständig ändern. In ein paar Jahren sieht es wieder ganz anders aus und dann sind Eure liegengebliebenen Projekte vielleicht der Hit.  :D

LG Michaela


Kati

Dass im Bereich Jugend- und Kinderbuch die Fantasy ziemlich auf dem Rückzug ist, ist zwar schade für uns, aber alles in allem doch auch eine schöne Sache. Wenn man in die Jugendabteilung der Buchhandlungen geht, liegt da ja nichts anderes mehr. Ich habe immer das Gefühl, auf einen ausgelegten Thriller kommen gleich fünfzehn Fantasyromane, die dann auch noch alle ähnliche Plots haben. Ich glaube nicht, dass das jetzt bedeutet, dass die Fantasy komplett verschwindet und niemand mehr eure Bücher vertreten möchte, sondern eher, dass wieder mehr darauf geachtet wird, was für Fantasy das überhaupt ist und, dass sich das Angebot vielleicht ein bisschen einpendelt und man auch wieder zwischen Thriller, Fantasy, historischem Roman etc. wählen kann, ohne, dass man bloß Fantasy in die Hände bekommt.

Übersättigt wurde der Markt "damals" ja so weit ich mich erinnern kann nach Twilight, als jeder seinen phantastischen Jugendroman mit einem Mädchen, dass ein außergewöhnliches Wesen liebt, an den Mann bringen konnte, weil das so gefragt war. Ich nehme mal an, diese Art von Roman wird in den nächsten Monaten stark zurückgehen. Aber ich glaube, gute und außergewöhnliche Fantasy wird auch weiterhin eine Chance haben. Dass mehr deutsche Autoren gefragt sind, finde ich sehr schön. In letzter Zeit haben mir die Romane deutscher Jugendbuchautoren nämlich endlich mal besser gefallen, als die eingekauften amerikanischen.



chaosqueen

Tja, im ersten Ansatz doof für uns Fantasy-Autoren (wobei ja auch unter uns einige sind, die nicht ausschließlich Fantasy schreiben), aber den Trend weg von allen Twilight-Klonen begrüße ich, auch wenn ich Twilight sehr gerne gelesen habe. Irgendwann ist aber halt einfach mal gut.

Und so wie Michaela sehe ich es auch: Irgendwann kommt alles wieder, und wer sich bis dahin mit ein, zwei Büchern auf den Markt begeben hat, wird dann umso schneller auf die wieder aufkeimende Fantasy-Welle aufspringen können. Wobei ich eh glaube, dass nicht alles, was Fantasy heißt, verschwinden wird, ich vermute, dass sich nur die Richtung verschieben wird, in die es geht. Ob mehr High Fantasy, Dystopien oder fast realistische Romane mit nur leichten Anklängen an Urban Fantasy nun der nächste Verkaufshit sein wird, wird sich zeigen.

Mr. Yo

Ich glaube auch, dass sich der Trend schnell wieder ändern wird und ich bin auch der Meinung von Chaosqueen, dass sich vor allem "Abklatschbücher" nicht mehr vermarkten lassen. Jede neue Idee von Fantasy in allen Variationen wird es immer geben. Ich sehe das immer sehr gut an meinem Bekanntenkreis. Erst haben sie alle wie wild Harry Potter und andere Fantasy- "Schinken" gelesen und jetzt sind es lokale Krimis. Das ändert sich monatlich. Innovative Ideen und etwas Neues ist meiner Meinung nach das, was den Leser beeindruckt.

Mir ist es egal :D Ich schreibe weiterhin meine Reihe zu Ende und hoffe das Beste :)

Calysta

#7
Ich kann den Trend leider nur bestätigen. Ich - als Beispiel - schreibe keine Fantasy mehr, weil es sich - schlicht und ergreifend - von No-names nicht verkauft. Stattdessen kann ich die - nicht wirklich neue - Trendwelle zu Thrillern (keine 800-Seiten Brummer), Krimis und Regionales. Auch leicht dystopische Wissenschaftsthriller werden derzeit sehr gerne gelesen.
Sicher will ich jetzt nicht Fantasy tot sprechen oder schreiben, aber als deutscher Autor hat man es schlicht und ergreifend viel, viel schwerer - speziell in der Sparte Fantasy.
Und damit will ich hier keine Welle lostreten oder hetzen. Es ist einfach Fakt.

Drachenfeder

Bis ich soweit bin und meine Geschichten für Verlage interessant sind, ist Fantasy wieder im Trend. Vorallem Engel  ;D Da bin ich mir ganz sicher.

Ich bleibe trotz allem bei der Fantasy. Wobei ich mich selbst dabei ertappe, wie ich immer mehr in die historische Richtung tendiere. Der Fantasy Boom war definitiv nicht gut für dieses Genre. Mich nervt es ja manchmal selbst, wenn man in den Bücherläden nur noch das Gleiche gesehen hat. Vielleicht muss auf dem Fantasy Genre einfach mal wieder was raugekitzelt werden, was so noch nicht da war.



Dealein

Hm, sollte man dann als deutscher Autor dann vielleicht versuchen sein Werk zu übersetzen und mal ins Ausland zu schicken?

Lavendel

Zitat von: Dea am 25. März 2012, 21:04:22
Hm, sollte man dann als deutscher Autor dann vielleicht versuchen sein Werk zu übersetzen und mal ins Ausland zu schicken?
Sicher könnte man das versuchen, aber es wäre meiner Ansicht nach sinnvolller, einfach gute Bücher zu schreiben. Trends ändern sich eben, und in einer paar Jahren kann es wieder ganz anders aussehen. Wenn ihr andere Ideen habt, die eben nicht Fantasy sind, und die euch trotzdem am Herzen liegen, dann wäre ja jetzt ein guter Zeipunkt, die mal anzugehen. Ansonsten würde ich mich einfach darauf verlassen, dass der Trend irgendwann wiederkommt.
Ich weiß, wer veröffentlichen will, muss sich auch an der Verkäuflichkeit orientieren, aber es bringt auch nichts, deswegen in blinden Aktionismus oder gar in Panik zu verfallen.

Mogylein

Bei den Leuten, die gerne "irgendwann mal" was veröffentlichen würden, sehe ich das ganze nicht als Problem. Ob man es jetzt schafft oder erst nächstes Jahr, wenn der Trend wieder umgeschwungen ist... schwieriger ist das ganze bei Autoren, die versuchen, davon zu leben und die darauf angewiesen sind, dass das, was sie schreiben, auch marktgerecht ist... Als so einer würde ich es mir auch zwei Mal überlegen, ob ich jetzt einen typischen Fantasyroman schreibe.
   "Weeks of Writing can save you hours of plotting."
- abgewandeltes Programmiersprichwort

Dealein

Nunja, meins ist noch lange nicht so weit, doch wenn das eigene Werk schon fertig ist, wieso nicht? Und wenn man dann vielleicht sehr gut Englisch kann, dann ist es sicher etwas wert. Stellt sich die Frage inwiefern ausländische Agenturen/Verlage unbekannte deutsche Autoren annehmen. Wahrscheinlich haben die auch eine große Auswahl an Autoren ihres eigenen Landes.

Aphelion

Zitat von: Dea am 25. März 2012, 22:10:14
Wahrscheinlich haben die auch eine große Auswahl an Autoren ihres eigenen Landes.
Die noch dazu sprachlich deutlich besser sein dürften. Natürlich gibt es auch Deutsche, die wirklich sehr gut Englisch sprechen und schreiben. Aber einen ganzen Roman? Und dann auch noch so, dass ein Native-Speaker ihn gut findet? Schon alleine an dieser Hürde dürften die meisten deutschen Autoren scheitern. Ebenso, wenn es um andere Sprachen geht.

Alana

Andererseits gibt es sehr viele Beispiele von Nicht-Muttersprachlern, die auch nicht in Amerika leben, die Englisch schreiben und Bestseller gelandet haben. Mir fallen da einige aus dem indischen Raum ein. Aber das sind eben wieder ganz andere Genres.

Ich finde solche Berichte zwar immer interessant, aber in Panik verfalle ich deswegen auch nicht. Wenn man sich mal anschaut, wie groß überhaupt die Chance ist, dass man veröffentlich wird, dann sind die Marktschwankungen rein statistisch gesehen völlig unerheblich.

Allerdings, wenn ich jetzt eine schöne Idee für ein Kinderbuch hätte und mich das reizen würde, dann würde ich es versuchen.
Warum nicht?
Oder ganz einfach, wenn ich mehr Zeit hätte.

Aber sonst sehe ich es wie Lavendel.
Ich arbeite an mir, versuche, etwas Gutes zustande zu bringen und am liebsten mit den Themen, die mir Spaß machen und mir am Herzen liegen. Bis dahin hat sich der Trend vielleicht schon wieder gewandelt.



Alhambrana