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[Kriminologie/Geschichte/Computing] Polizeistrukturen in England, 1924

Begonnen von Maja, 27. Juni 2014, 23:54:40

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Maja

Ich komme gerade recherchemäßig auf keinen grünen Zweig und hoffe, dass hier jemand ist, der vielleicht einfach die Antwort kennt (Sprotte? Volker? :bittebittebitte:). Es geht um überregionale Polizeiarbeit in England im Jahr 1924, speziell um Scotland Yard, und die Frage, wie leicht (und schnell) ein Leichendund hyeinem historischem Cold Case Vermisstenfall zuzuordnen war.

Konkret hat Marjorie Konstantijn, Medium, mit Hilfe dreier Geister (kleine Mädchen, ermordet ca. 1870/80) deren skelettierte Überreste gefunden. Da die Mädchen aber weder wissen, wo sie einmal gelebt haben, noch ihre Familiennamen kennen, wird ihr Wunsch nach einem richtigen Begräbnis und Nachricht an die Eltern/Familienmiutglieder schwer, wenn sich nicht die eigentlichen Fälle zuordnen lassen. Marjorie hofft, dass ihr Scotland Yard dabei helfen kann, und hat auch in Inspector Babcock einen netten Kontakt. Nur, hat der auch die nötigen Akten zur Hand? Da es sich "nur" um historische Vermisstenfälle handelt - die Leichen wurden schließlich gerade erst gefunden) werden die Fälle nicht unter "ungelöste Morde" geführt - wie wahrscheinlich ist es dann, dass Scotland Yard jemals an den Fällen dran war? Es handelt sich immerhin um kleine Mädchen (ca. 4 Jahre), und spätestens seit dem Mord an Fanny Adams, 1867, wurde solchen Fällen (kleines Kind verschwindet) deutlich mehr Aufmerksamkeit zuteil, als wenn Bauer Carl abends nicht vom Feld zurückkommt.

Mein Mann hält es für wahrscheinlicher, dass sich die gesamten Akten verteilt über das ganze Land in den jeweiligen Polizeidependencen (Superintendencies?) befinden, diese jetzt abtelefoniert werden müssen und ein Konstable im Zweifelsfall rausfährt, um die Akten mitzunehmen oder vor Ort abzufotographieren. Und werden sie sich diese Mühe überhaupt machen? Nur anhand der völlig skeletiterten Knochen ist eine Identifikation noch nicht möglich - man kann festfestellen, dass es sich um die Gebeine von Kindern handelt, vielleicht sogar um die von Mädchen, aber Gesichtsrekonstruktionen, Fotoüberblendungen oder sonstige moderne Rekonstruktionsmethoden sind noch völlig unbekannt. Mit Marjorie als Medium ist das natürlich möglich, aber dafür baucht Marjorie die Akten - sie kennt dieVornamen der Mädchen, und sollten Photographien der Verschwundenen vorliegen, kennt sie auch die Gesichter, aber sie kann nicht Hellsehen.

Gesetzt den Fall, es gibt doch einen großen Aktenschrank ungeklärter Vermisstenfälle bei Scotland Yard - wie wäre es dann möglich, diejenigen Fälle, die ein bestimmtes Kriterium erfüllen, zu finden? Chronologisch durchblättern? Es gibt zu der Zeit bereits Lochkartensysteme, auch bei Scotland Yard - ich habe aber nur herausfinden können, dass sie benutzt wurden, um Fingerabdrücke auffindbar zu machen, was natürlich Sinn ergibt. Weiß jemand, ob Scotland Yard auch für andere Ablage- und Archivierungssysteme mit Lochkarten gearbeitet hat. Im gleichen Jahr wird übrigens IBM gegründet, vorrangig, um die Lochkartensortiersysteme zu verbessern.

Am liebsten wäre mir. Marjorie kommt aufs Yard und kann sich durch einen Berg Akten wühlen, alles andere würde mich in meiner Handlung (zwei parallele Zweige, und uns läuft ein bisschen die Zeit davon, wenn Marjorie trödelt, kann Percy unschuldig verurteilt werden) sehr ausbremsen. Aber ich kann in der Sache versuchen, eine Lösung zu finden. Mit historisch/kriminologisch falschen Tatsachen aufwarten will ich auf keinen Fall. Aber ich habe mich dumm uns dusslig gesucht, bin eine Expertin in Sachen Bertionnage und Hollerithkarten geworden und habe doch nicht herausgefunden, was ich wissen und, und keinen Plan, wo ich sonst noch fragen kann. Oder hat Scotland Yard eine Presseabtelung, die den ganzen Tag nichts anderes tun, als Krimiautoren aus der ganzen Welt Auskunft zu geben? Das kann ich mir nicht vorstellen.

Danke im Voraus für eure Mithilfe und Ideen!
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Sprotte

Ich habe keine Ahnung!  :versteck:
Fürchte aber, wenn es "nur" Vermißtenfälle sind, liegen die Akten landesweit verteilt. Scotland Yard wurde mitunter nur auf Anfrage oder Anordnung eingeschaltet, und nicht jeder Dorfpolizist fand diese Einmischung so klasse.

Das wären jetzt noch zwei Ansprechpunkte, bei denen Du eventuell auch einfach nachfragen könntest:
http://www.cityoflondon.police.uk/about-us/history/museum/Pages/default.aspx
http://content.met.police.uk/Site/history

Maja

Danke für die Links! Das Museum wird mir hoffentlich weiterhelfen können.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt