Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Allgemeines => Tintenzirkel => Thema gestartet von: Fianna am 02. Dezember 2013, 19:03:11

Titel: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Fianna am 02. Dezember 2013, 19:03:11
Wie sehr achtet ihr bei Büchern auf die Qualität der Übersetzung?

Ich stolper immer wieder über zu wörtliche Übersetzungen, die den Sinn verfremden. Mein Gehirn übersetzt das irgendwie automatisch zurück und findet eine schönere Übersetzung, und das ärgert mich. Ich habe tote nicht-indogermanische Sprachen studiert, ich bin kein besonderer Spezialist für das Englische. Also sollte ein professioneller Übersetzer Fehler nicht machen, die sogar so einem Englisch-Nicht-Spezialist wie mir auffallen.


Es heisst ja, dass Übersetzer wie Lektoren von der Krise erfasst sind, immer mehr in kürzerer Zeit schaffen müssen, um noch einigermassen auf ihr Pensum oder ihre Vergütung zu kommen.


Aber ich lese gerade zwei Reihen, die fast 15 Jahre alt sind und stelle keinen grossen Unterschied fest.


Gerade lese ich beispielsweise eine Reihe, die extra denselben Übersetzer verpflichtet hat (inzwischen gucke ich schon nach, wenn ich stolper, ob der Name vorne drin sich geändert hat), aber geholfen hat es nichts.
Da sind solche Klopper drin, die das Anheuern desselben Übersetzers gerade hätte vermeiden sollen!

Das hat mich grade so geärgert, dass ich diesen Thread eröffjen und euch zu eurer (Leser!- o.)Meinung zu Übersetzungen befragen wollte: merkt ihr euch sowas auch, lest ihr drüber  weg - oder schreibt ihr sogar in das Buch rein?

Letzterer Drang befiel mich gerade, wobei es mir schwer fällt, in Bücher zu schreiben. Aber ich habe die erste Hälfte dr Reihe verschenkt und wollte den Rest ausleihen (gibts nur noch antiquarisch für 120 €), und das Mädchen kann leider nicht genug Englisch...  diese Klopper sind wirklich sinnentstellend! :(
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Christopher am 02. Dezember 2013, 19:09:26
Ich erinner mich spontan an die Drizzt-Reihe von R.A. Salvatore. Namhafter Autor denke ich mal. Insbesondere die "dritter Sohn"-Reihe, wo Drizzts Anfänge thematisiert werden. So wie ich es verstanden habe, erschien diese Reihe erst nach den eigentlichen Drizzt-Abenteuern.

Trotzdem war die Übersetzung so grauselig, dass ich kaum Spaß dabei hatte, die Bücher zu lesen. Es ist nicht so, dass sie sich massiv häuften, aber manchmal hatte ich echt das Gefühl, dass die Übersetzung unendlich viel kaputt gemacht hat... Denn wenn ich als Laie das so wie es da steht ins Englische hätte übersetzen wollen, wäre ein ziemlich guter Satz draus geworden. Nur die Übersetzung war da einfach Müll. Da tat es mir richtig leid für den Herrn Salvatore, dass seine Bücher mit so einer miesen Übersetzung verhunzt wurden.

Um deine Frage kurz und knapp zu beantworten:
Ja, sowas merke ich mir. Nein, da kann ich nicht einfach drüber hinweglesen. Sollte ich den Namen der Übersetzerin noch mal irgendwo sehen, werde ich Abstand von dem Buch was sie übersetzt hat nehmen und mir im Zweifelsfall eher das Original kaufen, auch wenn mein Englisch nicht das beste ist.
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Fianna am 02. Dezember 2013, 19:14:37
Soweit bin ich noch nicht :D Aber ich habe schon mehr als einmal bei einem Buch von einer Rezension abgesehen, da ich feststellte, dass ich der Übersetzung so viel Raum eingeräumt hätte.
Zum einen dachte ich, dass das kaum einen interessiert, zum anderen war es recht lang oder kürzer, dafür vermutlich abstrakt unverständlich für jeden, der das Buch nicht kennt.

Dann dachte ich, dass man als Übersetzer sowas nicht mit seinem Namen bei Google finden möchte, und gab einen 3. Versuch auf.
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Ary am 02. Dezember 2013, 19:16:23
Holperige oder sinnentstellende Übersetzungen sind mein Hauptgrund dafür, dass ich Bücher englischsprachiger Autoren am liebsten im Original lese. Mein Lieblingsbeispiel für Übersetzungsmurks ist immer noch Harry Potter, wenn dort im 1, Band Harry und Co. das Kartenspiel "Exploding Snap" spielen. In der deutschen Übersetzung wurde daraus "Snape explodiert", was kompletter Humbug ist (falls jemand Harry Potter nicht kennen sollte, was ich nicht wirklich glaube... Snape ist einer der Lehrer und eher unbeliebt, aber dennoch explodiert er nicht, wenn Schüler Kartenspiele spielen).
Was mich auch abschreckt, ist die Eindeutschung/Übersetung/Übertragung von Namen. Einige Charaktere heißen in den deutschen Harry Potter-Büchern anders als im Englischen. Das wurde gemacht, um Wortspiele zu übertragen oder die von Rowling so geliebten Alliterationen beizubehalten, trotzdem finde ich es nicht so gut. Ein anderes Gruselbeispiel sind die "Graufreuds" aus Song of Ice and Fire. Okay, ja, "Greyjoy" ist damit wortwörtlich übersetzt, aber es klingt doch sch***.
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Angela am 02. Dezember 2013, 19:24:09
Das ist ein Grund, warum ich englische Autoren nur im Original lese. Von David Eddings Belgriad habe ich nur einen übersetzten Band gelesen und war erschüttert, wie wenig von dem amüsanten Unterton des Orginals mitübernommen worden war.
Eine gute Übersetzung erfordert keinen Übersetzer sondern einen Schriftsteller, der in beiden Sprachen zu Hause ist und dazu die besondere Stimme des Autoren nachbilden kann, denke ich. Das schüttelt keiner aus dem Handgelenk und das ist sicher das Problem.
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Dahlia am 02. Dezember 2013, 19:25:49
Aryana, das könnte von mir sein  :rofl:
Harry Potter und die verhunzte Übersetzung war der Grund, dass ich angefangen habe, englische Sachen nur noch im Original zu lesen.
Und, ja, bei Graufreuds rollt es mir die Zehennägel hoch, wobei ich da den Sinn noch eher verstehe als aus Lannister "Lennister" zu machen ... Aber generell, übersetzte Namen sind bei mir auch ein absolutes No-Go :no: Zum Glück durfte Sirius Schwarz dann doch Black heißen  :rofl:
(Auch wenn ich es verstehe, wenn es sprechende Namen sind, dass die Bedeutung durch die Übersetzung beibehalten werden soll, aber mich schaudert es dann nur)
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: canis lupus niger am 02. Dezember 2013, 19:40:33
Das Problem schlechter Übersetzungen betrifft aber nicht nur ursprünglich englische Bücher. Der erste Band der berühmten Hexer-Reihe des polnischen Autoren Andrzej Sapkowski ist sprachlich wirklich nicht schön gelungen. Hat da vielleicht ein polnischer Muttersprachler ein nicht so gelungenes Deutsch fabriziert? Wie die Fortsetzungen sind, weiß ich allerdings nicht. Dabei hatte ich mir doch schon längst vorgenommen, die Reihe gelegentlich weiter zu lesen. Die Geschichten gefallen mir nämlich wirklich gut.   
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Pygmalion am 02. Dezember 2013, 19:46:31
Also, das nervt mich auch teilweise, aber das gilt auch für Rechtschreib- und Grammatikfehler, die dann ja nicht unbedingt dem Übersetzer anzulasten sind, sondern vermutlich eher dem Korrektorat...

'Allerdings muss ich hier mal eine Lanze für Namensübersetzungen brechen. Ich finde es total unverständlich, dass sich dauernd Leute darüber beschweren, dass z.b. die Lied von Eis und Feuer Namen übersetzt wurden, wo es Sinn machte und passte. Ich stolpere viel mehr über englische Namen in einem deutschen Buch. Ich finde die Namensübersetzungen eigentlich an allen Stellen gelungen und sehe keinen Grund, die auf englisch zu belassen. Greyjoy klingt schon auf englisch blöde und auf deutsch finde ich Graufreuds sogar besser.
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Ryadne am 02. Dezember 2013, 19:47:56
Zitat von: Christopher am 02. Dezember 2013, 19:09:26
Ich erinner mich spontan an die Drizzt-Reihe von R.A. Salvatore.

Ich musste auch an Forgotten Realms- und Drachenlanze-Romane denken und hab gerade festgestellt, dass da oft dieselbe Übersetzerin die Hände im Spiel hatte.
Ich hab die Bücher grad nicht hier, aber ein unvergessenes Highlight missratener Übersetzung in den Chroniken der Drachenlanze war:
P1: "Ein Licht!" ("A Light!")
P2: "Ein Kampf? Wo?" ("A Fight? Where?")

Zitat von: Aryana am 02. Dezember 2013, 19:16:23
Was mich auch abschreckt, ist die Eindeutschung/Übersetung/Übertragung von Namen. Einige Charaktere heißen in den deutschen Harry Potter-Büchern anders als im Englischen. Das wurde gemacht, um Wortspiele zu übertragen oder die von Rowling so geliebten Alliterationen beizubehalten, trotzdem finde ich es nicht so gut. Ein anderes Gruselbeispiel sind die "Graufreuds" aus Song of Ice and Fire. Okay, ja, "Greyjoy" ist damit wortwörtlich übersetzt, aber es klingt doch sch***.

Hm, dazu hatten wir glaube ich mal einen ganzen Thread. Ich muss sagen, sowas stört mich meist nicht. Gerade gegen den Namen "Graufreud" habe ich gar nichts. Vielleicht sollte ich dazu sagen, dass mir "Graufreud" auch früher begegnet ist als "Greyjoy", ich glaube, das macht viel aus.
Und auch wenn ich zugeben muss, dass z.B. bei Harry Potter oder auch Asterix nicht alle Eindeutschungen gelungen sind, wären mir ohne diese vor allem als jüngerer Teenie einige Anspielungen entgangen und das wäre auch schade gewesen.

Aber auch hier ist Drachenlanze ein Negativbeispiel. Warum zum Teufel wurde aus "Tasslehoff" "Tolpan"?! Und warum wurden "Goldmond" und "Flusswind" übersetzt, "Tearsong" aber nicht?!

-

Aber es geht auch andersrum - dass Bücher durch die Übersetzung gewinnen. Beispielsweise hab ich gehört, dass Wächter der Nacht im Original stilistisch eine Katastrophe sein soll und deshalb selbst russische Muttersprachler oft Übersetzungen lesen, wenn sie die Sprachkenntnisse dafür haben.

Kürzlich hat Oliver Plaschka, der als Übersetzer für Heyne (u.a.?) arbeitet, in einem eigentlich anderen Kontext ein paar Bemerkungen zum Thema Verbesserung durch Übersetzung gemacht:
http://gazette.rainlights.net/index.php?/archives/199-Was-Filesharing-mit-Hausbesetzungen-zu-tun-hat.html

Mir persönlich hat auch die Übersetzung von Avalon - Rosendorn besser gefallen als das Original. Die Folgebände habe ich auf Englisch gelesen und obwohl die auch sehr gut zu lesen waren, ist mir dabei aufgefallen, dass die Autorin ständig dieselben Wörter benutzt hat. In der deutschen Version wurde das ein bisschen ausgebügelt.
Ist natürlich ein bisschen die Frage, inwiefern das dann ein Werk verfälscht. Aber dass man nie eine 1:1-Übersetzung haben kann, sollte einem ja irgendwann klar werden.
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Churke am 02. Dezember 2013, 19:52:00
Upassende Eindeutschungen würde ich nicht wirklich zum Maßstab einer Übersetzung machen. Ich will auch gar nicht wissen, wie viel davon eine kaufmännische Entscheidung ist. Die klassische U-Literatur ist eh so simpel geschrieben, dass der Übersetzer kein stilistisches Feuerwerk abzubrennen braucht. Was mich eher stört, das sind Grammatikfehler wie Zeitenbildung mit Modalverb (weil wörtlich aus dem Englischen übersetzt) oder, auch grottig, die Übernahme von Partizipialkonstruktionen, die im Deutschen bestenfalls unbeholfen wirken.

Zitat von: Ryadne am 02. Dezember 2013, 19:47:56
P1: "Ein Licht!" ("A Light!")
P2: "Ein Kampf? Wo?" ("A Fight? Where?")
Wortspiele übersetzen zu müssen, ist aber auch eine sehr undankbare Aufgabe.  ::)
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Ludovica am 02. Dezember 2013, 19:53:52
Ganz ehrlich? Ich studiere Übersetzen inzwischen seit vier Jahren, ich habe bereits zwei Romanübersetzungen selbst auf dem Buckel, ich lese extrem bewusst (eben weil ich weiß, wie das ganze funktioniert, und welche verschiedenen Theorien & Ansätze es gibt), aber ich lese wirklich selten richtige Übersetzungsfehler. Das einzige, was ich zwei, dreimal gesehen hab, war, dass Namen verwechselt wurden. Passiert.

Bei der Namensübersetzung gehe ich mit Pygmalion konform. Es gibt etwas, das sich Skopos nennt, was vereinfacht gesagt den Übersetzungsauftrag bezeichnet. Deutsche Verlage geben einen Auftrag, der meistens lautet, eine Geschichte für Leser zu übersetzen, die die Ausgangssprache (meist Englisch) nicht sprechen können, oder zumindest nicht genug, um das Buch zu lesen. Falls es jemanden interessiert, könnte ich so eine Auftragsbeschreibung (übersetzt + paraphrasiert) hier reinstellen, wie er wirklich von Verlagen kommt. Und diese Übersetzungsaufträge ('Übersetz es so, dass es sich wie eine auf deutsch geschrieben Geschichte liest') bestimmt die Übersetzungsentscheidungen. Eben auch, dass man einen nicht örtlich gebundenen Roman wie Lied von Eis und Feuer so übersetzt, dass es sich für einen deutschen Leser so liest, als wäre der Autor deutschsprachig gewesen.

Natürlich gibt es schlechte Übersetzer - gerade Leute, die sich einfach denken 'Joah ich kann die Sprache, da kann ich jetzt auch übersetzen' werden oft nicht besonders gute Ergebnisse erzielen (Textproduktion gehört schließlich auch dazu, nicht nur Textrezeption). Aber in meiner Erfahrung gibt es im deutschsprachigen Raum wirklich wenige richtig schlecht übersetzte Romane, wenn man sich mal die Gesamtzahl an übersetzten Romanen ansieht.
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Djamena am 02. Dezember 2013, 19:54:45
Ich achte inzwischen sehr auf die Qualität der Übersetzung und habe mir angewöhnt, bei Büchern aus dem englischsprachigen Raum zumindest in das Original reinzulesen. 

Natürlich fällt es mir immer noch leichter, etwas auf deutsch zu lesen, denn ich muss häufiger Vokabeln oder Idioms nachschlagen, aber ich lese inzwischen viele englische Romane lieber im Original. Das hat verschiedene Gründe.  Erstens sind sie meistens preiswerter, zweitens klingen einige vom Tonfall einfach besser in der 'richtigen Sprache' (als Beispiel Black Dagger von J.R. Ward), auch wenn sie gut übersetzt sind, und drittens gibt es so grausliche Übersetzungen, dass sie das Lesevergnügen verderben. Das fällt sogar mir als Laie auf. 

Zwei Beispiele für miese Übersetzungen:

Nightlife von Rob Thurman, der deutsche Titel ist Nachtgeister.

Nightlife ist Urban Fantasy, der in der Ich-Form aus der Perspektive eines 19 Jährigen erzählt wird. Cal ist lässig, ein Typ, der seine Gefühle mit betont flapsigen Sprüchen dekoriert. Anscheinend hat Frau Röhl keine Vorstellung, wie junge Menschen miteinander reden, denn sie verfällt auf die Idee, die amerikanische Anrede ,You' in den meisten Fällen mit dem deutschen ,Sie' zu übersetzen. In der deutschen Ausgabe ,Siezen' Cal und sein Bruder Niko die meisten Leute, nicht nur im beruflichen, sondern auch im Privaten. Das wirkt einfach fehl am Platz, antiquiert und meistens falsch, und an einigen Stellen tut es sogar weh. Der Originaltext gibt das nicht her.
Außerdem traut die Übersetzerin sich nicht, die teilweise vulgäre Ausdrucksweise Cals dementsprechend umzusetzen, sondern sie mildert ab und verwandelt ordinäre Worte in bravere Versionen um.

Ein zweites Beispiel von einem meiner Lieblingsautoren:
Braided Path von Chris Wooding, auf deutsch Die Weber von Saramyr.
Dort wird in der Übersetzung versucht, den Stil auf Biegen und Brechen auf gehobenen Stil zu polieren, indem in den unmöglichsten Fällen 'ob' verwendet wird. Das klingt nur grausam.
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Janika am 02. Dezember 2013, 19:55:11
In so manchen Büchern stört mich die Übersetzung auch. Wobei ich bei Harry Potter mit "Hermione" nicht klarkomme und das daher noch nicht auf Englisch gelesen habe. :d'oh:

Was mich allerdings noch mehr stört als unsaubere Übersetzungen, sind lieblos hingeklatschte! Ich oute mich mal als eine, die noch immer gerne "Warrior Cats" liest, sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch. Und je weiter die Serie fortschreitet, desto mehr Fehler tauchen auf! Da wird aus Feuerstern plötzlich wieder Feuerherz, aus Sandsturm wird Gelbsturm ... arghh, da könnte ich beim Lesen schreien! :wums: In den englischen ersten zwei Staffeln ist mir ein derartiger Fehler erst ein einziges Mal begegnet. Und ja, mal kann sowas passieren. Aber nicht fünfmal in einem Buch, das schon in Staffel drei spielt (den Namen gibt es seit Staffel 1).

Bei Eragon liebe, liebe ich die Originalausgabe! Die Sprache bei den deutschen Büchern kam mir oft so gestelzt vor. Jetzt bin ich beim englischen Band 4 angelangt und verschlinge es meist schneller als den deutschen Abschlussband - nicht, weil ich die Handlung schon einmal gelesen habe, sondern weil es so schön flüssig ist! Ich erfasse den Sinn besser, auch wenn mir mal Vokabeln fehlen!

Von der Übersetzungssache beim Lied von Eis und Feuer habe ich nur gehört. Dass man die englischen Namen nicht übernehmen möchte, kann ich noch verstehen, das ist okay, jedem seine Meinung. Aber diese wörtlichen, teilweise einfach nur beknackt klingenden Übersetzungen? Nee! :no: Wenn ich das jemals lesen werde, dann vermutlich die fünf englischen statt der zehn deutschen Ausgaben.


Edit: Ja, das von "Wächter der Nacht" habe ich auch schon gehört, dass das Deutsche da z.B. bedeutend besser sein soll. So mega toll fand ich es trotzdem nicht, also bin ich froh, die Originalausgabe nicht lesen zu können, so sie denn wirklich so grausig ist. ::)

Zweites Edit: Himmel, ich kriege den Beitrag nicht raus. Jetzt wartet doch mal kurz auf mich! :d'oh:
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Ryadne am 02. Dezember 2013, 19:57:01
Zitat von: Churke am 02. Dezember 2013, 19:52:00
Wortspiele übersetzen zu müssen, ist aber auch eine sehr undankbare Aufgabe.  ::)

Da gebe ich dir recht und ich hab auch eine unglaubliche Hochachtung vor den Pratchett-Übersetzern, dass die das immer so gut auf die Reihe bekommen. Auch Regina Rawlinson hat das meiner Meinung nach gut hinbekommen, ich konnte nicht nachvollziehen, warum so viele mit ihr unzufrieden waren.

Aber in dem Fall hätte ich mir dann wenigstens eine Sternchenanmerkung gewünscht, weil es einen erstmal einfach nur komplett ratlos zurücklässt.

@Janika
Hihi, so geht es mir auch gerade.  ;D
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Djamena am 02. Dezember 2013, 19:58:50
ZitatDer erste Band der berühmten Hexer-Reihe des polnischen Autoren Andrzej Sapkowski ist sprachlich wirklich nicht schön gelungen.

Äh, ich habe fast alle Bände der Geralt-Reihe von Sapkowski gelesen und war bisher der Meinung, dass der Übersetzer einge tolle Leistung hingelegt hätte.  Ich kann natürlich nicht polnisch, aber alles was ich bisher darüber im Netz gelesen habe, war nur Lob.
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Djamena am 02. Dezember 2013, 20:06:21
Terry Pratchett-Übersetzungen fand ich immer gelungen. Aber da streiten sich die Geister.

Harry Potter habe ich nach dem zweiten Band in englisch gelesen, weil die Bücher früher rauskamen.  :D

Ich habe jedenfalls Hochachtung vor vielen Übersetzern, die den Job schlecht bezahlt bekommen und unter enormen Zeitdruck stehen, und trotzdem meistens tolle Leistungen abliefern.


Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Nika am 02. Dezember 2013, 20:29:03
Bei Eigennamen stören mich Übersetzungen besonders in zwei Fällen: Wenn die Geschichte wie bei Harry Potter in einem anderen Land spielt, haben da einfach keine deutschen Namen bei englischen Figuren etwas verloren. Und ähnlich gestrickt: Wenn ein Teil der Namen eingedeutscht wird, andere, die ebenso fremd sind, aber nicht. Das wirkt so halbherzig.

Den besten Übersetzungsklopper, den ich einmal gelesen habe, war vor etwas über 10 Jahren in einer Geschichte von Nora Roberts. Da wurde ein Mann beschrieben, der "Schultern wie ein Fußballspieler" hatte. Ich hab fünf Minuten lang diesen Satz angestarrt, bin in Gedanken alle Fußballer (Profis ebenso wie die aus meinem persönlichen Umfeld) durchgegangen und konnte mir beim besten Willen nicht zusammenreimen, was an deren Schultern so besonders sein sollte. Waden, ja, aber Schultern? Es hat tatsächlich gedauert, bis mir ein Licht aufging und ich kapierte, dass im Original wohl von einem Footballspieler die Rede war.  :d'oh:
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Leann am 02. Dezember 2013, 20:41:35
Schlechte Übersetzungen fallen mir nur auf, wenn sie so wirklich grottig sind. Leider beherrsche ich keine Sprache gut genug, um Feinheiten zu erkennen. Ich kann zwar problemlos englische Krimis lesen und tue das auch gerne, aber ich könnte danach glaube ich nicht sagen, ob die deutsche Übersetzung gelungen ist, außer sie ist richtig richtig schlecht. Ziemlich witzig fand ich allerdings, dass in einer Krimiübersetzung statt "fucking" immer "fickerig" stand.
Außerdem mag ich es gar nicht, Romane im Präsens und womöglich auch noch in Ich-Perspektive zu lesen. Das stört mich auf deutsch richtig, auf englisch aber nicht so sehr. Daher habe ich z.B. "Tribute von Panem" auf englisch gelesen. 
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Fianna am 02. Dezember 2013, 20:46:25
@ Ludovica
Ich meine immer Dinge, die zwar einen deutschen Satz bilden, aber in der Geschichte keinen Sinn geben.
Im ersten Band hatte die Übersetzerin immer ein Problem mit Verneinungen. Der Prota reflektiert oft wichtige Dinge, u.a. trifft er für sich selbst Schlussfolgerungen. Da ist das mit der falschen Verneinung oder Nicht-Verneinung recht sinnentstellend. Und man hätte doch nur übersetzen müssen was da steht.
Auch mit Zeiten hat sie ein Problem. Ich bin kein Ass in Englisch gewesen, aber "Maybe once I might have" wird in meinem Kopf nicht "Ich hab früher..... gemacht/getan". (Die Stelle war so unverständlich, dass ich wissen wollte, ob der Originalsatz so missdeutig war.)
Auch mit hatte/hätte/würde steht sie nicht auf gutem Fuss.

Aus dem Hengst macht sie eine Stute - bei 'stud' ist das vielleicht verlockend, aber als professioneller Übersetzer sollte man in diese Falle nicht gehen.
Das ständige Dominanzgehabe des Pferdes und sein Machtkampf mit dem Reiter hätten ein Hinweis sein können - oder dass sie zu Beginn des Buches noch"Hengst" übersetzt hat - oder vielleicht, wenn er am Ende seinen Gaul mit "old son" anspricht - hätte ein Hinweis sein können.
Kann man ignorieten, muss man nix nachkontrollueren, macht man einfach "altes Mädchen" draus...



Und das ist von Heyne, und zwar ein Buch, dass nicht einfach so im Lizenzpaket drin war. Falls es das schon vor 15-25 Jahren gab mit den Paketen, war dieses Manuskript (Original: DAW Books) der Grund, das Paket zu kaufen.


Das regt mich immer auf, solche sinnentstellenden Klopper... Die erkenne ich selbst im Deutschen Text. Und ich bin wie gesagt keine Leuchte in Englisch. Ich kaufe englische Bücher nur aus Verzweiflung und schiebe das Lesen immer raus. (Deutsch lesen ist weniger anstrengend abends).
Wenn  also sogar so ne Englisch-Nulpe wie ich das am deutschen Text sieht mit den Kloppern... das kann doch nicht wahr sein.
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Fianna am 02. Dezember 2013, 21:38:33
Wieder so ein Klopper, die Verneinung hat sie immer noch nicht gelernt!!

Prota ist unterwegs zu einem extrem mächtign Menschen in einem fremden Land. Unterwegs bekommt er von einem Sklaven (?) die Füsse gewaschen.

Prota: "Wäre es nicht sinnvoller, unsere Füsse zu waschen, nachdem wir an unserem Ziel angelangt sind?"
[Sein Begleiter] lächelte, aber es lag kein Humor darin. "Wenn Sie den Boden mit gereinigten Füssen berühren, machen Sie sich zu einem von ihnen." [ihnen - das sind die dreckigen, ärmlichen Menschen, die da auf der Strasse rumlaufen, anstatt wie die beiden Männer zu reiten]
Von ihnen. "Und das ist vermutlich nichts Gutes?"
"Nicht wenn Sie von [mächtige Person] akzeptiert werden wollen."

So.
Man wäscht ihm die Füsse und reinigt ihn rituell. Er will von mP akzeptiert werden, dass soll damit bewirkt werden.
Wenn er mit gereinigten Füssen den Boden betritt, wird er gleich einem aus der Sklavenschicht.

Doll.
Entweder ist der Übersetzer unaufmerksam gewesen oder hatte ein übersteigertes Selbstbewusstsein.
In der ganzen Reihe fehlt ständig die Verneinung in der Übersetzung, so dass es keinen Sinn ergibt!!  :brüll:
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Fianna am 03. Dezember 2013, 00:03:18
Sorry für den Doppelpost: ich habe entdeckt, dass "meine" Übersetzerin die 'Rad der Zeit"-Fans halb in den Wahnsinn getrieben hat und sie überlegten, die Fehler öffentlich zu sammeln oder andere Massnahmen, die den Verlag zu einem Austauschen bewegen :D

Ich bin nicht allein :vibes: ich hab wirklich grad an mir gezweifelt weil ich wirklich shr viele Fehler gefunden habe.
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Alana am 03. Dezember 2013, 00:18:52
Mich ärgern schlechte Übersetzungen auch ziemlich, vor allem falsch bzw. wörtlich übersetzte Sprichwörter und falsche Freunde, die man als Übersetzer eigentlich kennen sollte. Besonders gern genommen: You irritate me => du irritierst mich.  ::) Abgesehen davon bin ich aber, seit ich selbst übersetze, etwas nachsichtiger geworden. Man bekommt einfach verdammt wenig Geld für verdammt viel Arbeit und häufig sind es einfach Flüchtigkeitsfehler, die ein Lektor finden müsste, der aber genauso unterbezahlt ist, und auch wieder einiges übersieht. Ich versuche mein Bestes, trotzdem rutscht mir manchmal was durch, wo ich im Boden versinken möchte, wenn der Lektor es angestrichen hat, und mir denke: Wie bitte schön konnte dir das passieren?
Was ich allerdings nicht verzeihen kann, ist falsche Sprache in der falschen Epoche. Da gibt es ein wunderbares Beispiel von Lyx, wo der englische Lord im 19. Jahrhundert Sätze äußert wie: Mann, ich muss jetzt echt mal los. (So ungefähr.) Dass der Übersetzer nochmal für den nächsten Teil engagiert wurde, ist mir ein Rätsel, ebenso wie die Tatsache, dass so etwas in einem großen Verlag passiert.
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Lothen am 03. Dezember 2013, 00:54:13
Zitat von: Aryana am 02. Dezember 2013, 19:16:23
Ein anderes Gruselbeispiel sind die "Graufreuds" aus Song of Ice and Fire. Okay, ja, "Greyjoy" ist damit wortwörtlich übersetzt, aber es klingt doch sch***.

Ich finde bei "Song of Ice and Fire" sind mehrere solche schiefen Übersetzungen drin ("Winterfell" hat ja mit Pelz auch nicht viel zu tun ^^). Ich muss aber zugeben, dass ich so was selten merke (glücklicherweise ;) ), außer es springt einem ins Auge.

Aufgefallen ist es mir damals nur bei "Roter Drache" von Thomas Harris, weil ich den Film mit Anthony Hopkins dazu  kannte. In der Romanvorlage wurde "Tooth Fairy" (als Schmäh-Bezeichnung für den Serienkiller) noch mit "Zahnschwuchtel" übersetzt, vermutlich kannte man die Zahnfee in den 80ern in Deutschland noch nicht ;) Ist aber auch schwierig, solche Wortspiele passend zu übersetzen, da gebe ich Churke ganz recht...
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Linda am 03. Dezember 2013, 02:06:35
Neben den genannten Gründen (Zeit, Entlohnung) sind, vor allem in Reihen-Übersetzungen, auch einfach organisatorische Gründe schuld. Wenn ein englischer Roman in drei deutsche Teile aufgesplittet wird (nicht als Teile gekennzeichnet, sondern als Einzeltitel aufgemacht und bepreist), die jeweils von unterschiedlichen Übersetzern beackert werden, die sich nicht austauschen, und dann auch noch das Lektorat offenbar im Koma liegt, dann kommt Chaos raus. In jedem Band sind zB. unterschiedliche Eigennamen verschieden übersetzt (oder eben nicht), so dass man erst später dahinter kommt, wer in dieser "Trilogie" nun wer ist. So geschehen bei späteren Bänden von Shannara.

Fantasy war (und ist?) ein Billig-Sektor und da wurde damals eben gespart. Und ob das heute so viel anders ist? Wenigstens haben die technischen Möglichkeiten mit Internet und E-Mail die Arbeitsbedingungen entscheidend verbessert. Aber, man sollte meinen, dass es damals zu einer verbindlichen Namensliste per Post für die Übersetzer noch hätte reichen sollen. 

Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Tanrien am 03. Dezember 2013, 07:52:09
Zitat von: Ludovica am 02. Dezember 2013, 19:53:52
Falls es jemanden interessiert, könnte ich so eine Auftragsbeschreibung (übersetzt + paraphrasiert) hier reinstellen, wie er wirklich von Verlagen kommt. Und diese Übersetzungsaufträge ('Übersetz es so, dass es sich wie eine auf deutsch geschrieben Geschichte liest') bestimmt die Übersetzungsentscheidungen. Eben auch, dass man einen nicht örtlich gebundenen Roman wie Lied von Eis und Feuer so übersetzt, dass es sich für einen deutschen Leser so liest, als wäre der Autor deutschsprachig gewesen.

Das finde ich spannend! Würde mich freuen, wenn du da mehr erzählen könntest, sowas wie die Ortsungebundenheit, etc.
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: RaphaelE am 03. Dezember 2013, 08:35:17
Zitat von: Alana am 03. Dezember 2013, 00:18:52Was ich allerdings nicht verzeihen kann, ist falsche Sprache in der falschen Epoche. Da gibt es ein wunderbares Beispiel von Lyx, wo der englische Lord im 19. Jahrhundert Sätze äußert wie: Mann, ich muss jetzt echt mal los. (So ungefähr.)
:D Sowas habe ich auch mal irgendwo gelesen. nur wo? ???

Aber im Allgemeinen achte ich eigentlich auch gar nicht auf solche Fehler. Es scheint mir, ich blende sie regelrecht aus, wenn ich eure Erfahrungen so überfliege. :hatschi:
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Thaliope am 03. Dezember 2013, 08:51:12
Als Übersetzerin bin ich da, wie auch Alana, immer zwiegespalten. Einerseits regts mich furchtbar auf, wenn sich die Fehler häufen, vor allem wenn die Sprache holprig ist oder man sich fragt: "Und was habt ihr euch gedacht, was das jetzt heißen soll, hmm?" Auf der anderen Seite weiß ich inzwischen auch, dass Fehler einfach passieren. Wie jeder in seiner täglichen Arbeit Fehler macht, weil man nicht immer zu hundert Prozent konzentriert sein kann. Und dass man 9 von 10 Fallen umschiffen kann und das niemandem auffällt, weil man als Leser nur die zehnte Falle zu Gesicht kriegt, in die man getappt ist :) Und das gilt fürs Lektorat natürlich genauso.

Trotzdem gibt es Bücher, in denen sich die Fehler und Ungenauigkeiten häufen, und solche, in denen das nicht der Fall ist. Und es ärgert mich, wenn ich das Gefühl bekomme, dass die Leute ihren Job nicht ordentlich und gründlich machen. Ich weiche deshalb allerdings nicht aus Prinzip auf englische Bücher aus, sondern auf solche, die gut übersetzt sind :) Die findet man natürlich im Massen-Genre-Segment nicht so leicht wie in der Belletristik.

Davon abgesehen kann man von den Fehlern anderer natürlich prima lernen :)

LG
Thali

Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Cairiel am 03. Dezember 2013, 09:09:35
Zitat von: Aryana am 02. Dezember 2013, 19:16:23
Was mich auch abschreckt, ist die Eindeutschung/Übersetung/Übertragung von Namen. Einige Charaktere heißen in den deutschen Harry Potter-Büchern anders als im Englischen. Das wurde gemacht, um Wortspiele zu übertragen oder die von Rowling so geliebten Alliterationen beizubehalten, trotzdem finde ich es nicht so gut. Ein anderes Gruselbeispiel sind die "Graufreuds" aus Song of Ice and Fire. Okay, ja, "Greyjoy" ist damit wortwörtlich übersetzt, aber es klingt doch sch***.
Würde ich eine Literaturübersetzung machen, würde ich es genauso machen.  ;D  Ich finde, so etwas wie ein Wortspiel im Namen sollte auch in der Zielsprache ersichtlich werden. Und das meine ich genau so: in - der - Zielsprache. Wenn ich einen Text ins Deutsche übersetze, will ich danach einen durch und durch deutschen Text haben, der so natürlich klingt, als wäre er schon auf Deutsch geschrieben worden, ohne dass ich merkbar vom Original abweiche. Natürlich ist das ein hoher Anspruch und schwer zu erreichen, aber genau das, was ich als Übersetzungsstudent anstrebe, und von einem guten Übersetzer erwarte.
Das einzige, wo ich Namen in der Ausgangssprache beibehalten würde, ist, wenn das Buch in einem z. B. englischen Hintergrund spielt wie Harry Potter. Wenn die Leute in Großbritannien leben, sollen sie natürlich auch ihre entsprechend englischen Namen behalten. Aber bei einer Fantasywelt wie Westeros bin ich für eine Übersetzung.

Zitat von: Angela
Eine gute Übersetzung erfordert keinen Übersetzer sondern einen Schriftsteller, der in beiden Sprachen zu Hause ist und dazu die besondere Stimme des Autoren nachbilden kann, denke ich. Das schüttelt keiner aus dem Handgelenk und das ist sicher das Problem.
Genau das ist es. Eine gute Übersetzung schüttelt man sich nicht aus dem Handgelenk, ganz und gar nicht. Und so, wie Literaturübersetzer bezahlt werden, kann man gar nichts Besseres erwarten. Für den Lohn würde ich mich nicht hinsetzen und versuchen, dem Werk des Autors gerecht zu werden und stundenlang an der Formulierung zu feilen. Ich als Übersetzerstudent strebe nicht einmal an, Literaturübersetzer zu werden, obwohl ich es zu gerne machen würde, weil mir dafür mein Studium viel zu teuer war und ich in anderen Bereichen viel, viel, viel mehr verdienen kann.
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Merwyn am 03. Dezember 2013, 09:38:34
Ich halte es da ähnlich, wie viele hier. Wenn das Buch in einer bestimmten Gegend spielt, die für die Übersetzung nicht geändert wird, warum sollte man die Namen dann eindeutschen? Finde ich unlogisch.

Andererseits kann ich nur zu gut nachvollziehen, wieso z.B. bei Harry Potter Hermine aus Hermione gemacht wurde und das stört mich eigentlich auch nicht. Ich treffe immer und immer wieder Leute, die die Bücher auf englisch gelesen haben und wirklich "HermiOnE" zu dem Mädel sagen *schauder*
Da müsste man sich als Leser dann  halt wirklich ein winziges bisschen mit der Sprache beschäftigen - wenn das Grundwissen scheinbar reicht, um den englischen Text zu verstehen, sollte das jetzt nicht so schwer sein.

Bei reinen Fantasywelten, wie Song of Ice & Fire, finde ich das schon schwieriger, würde aber eigentlich auch dazu tendieren, die Namen in der Originalsprache zu lassen. Ich kenne Song of Ice & Fire jetzt nur auf Englisch und bin deswegen entsprechend wenig begeistert von den deutschen Namen. Auch wenn vieles scheinbar "richtig" übersetzt wurde, es klingt auf deutsch halt einfach blöd. Nur, klingen die englischen Namen für einen englischen Leser recht viel besser?

Seit ich einigermaßen Englisch kann, versuche ich aber sowieso immer, Bücher in der Sprache im Original zu lesen.
Erst letztens wollte ich mir ein neues zulegen, habe dann aus Neugier mal die Amazon Leseproben verglichen und wegen eines einzigen Wortes war die deutsche Übersetzung sofort aus dem Rennen.
Im Original hieß es irgendwie so was wie: I talked to their leader, James Smith.
Und auf Deutsch: Ich sprach mit ihrem Anführer namens James Smith.
Dieses 'namens' hat einfach nicht reingepasst, nicht, weil es im Englischen "fehlt", sondern, weil es dem Empfinden nach nicht zur Sprache des Charakters passt (soweit ich den nach ein paar Seiten schon einschätzen konnte).
Das ist jetzt starkes persönliches Empfinden und wahrscheinlich auch einfach eine Pingeligkeit meinerseits, die nicht normal ist ;) aber trotzdem hat das für mich die deutsche Übersetzung, die ansonsten echt nicht schlecht war, ruiniert.

Ich weiß auch aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, eine anständige Übersetzung hervorzubringen, die nicht nur sprachlich sondern auch stilistisch passt, ohne die Vorgaben groß zu umgehen, deswegen tut es mir eigentlich schon Leid, dass ich die deutschen Übersetzungen nicht unterstützen kann. Gerade, weil man da wirklich echt schlecht bezahlt wird. Mein Lesevergnügen ist mir aber einfach wichtiger und vor allem geht ja immer irgendwas verloren, das kann der beste Übersetzer nicht vermeiden. Meine kleine Leseparanoia flüstert mir dann manchmal auch, dass ich da was versäumen könnte ;)
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Alana am 03. Dezember 2013, 09:52:52
ZitatEine gute Übersetzung erfordert keinen Übersetzer sondern einen Schriftsteller, der in beiden Sprachen zu Hause ist und dazu die besondere Stimme des Autoren nachbilden kann, denke ich. Das schüttelt keiner aus dem Handgelenk und das ist sicher das Problem.

Genauso ist es. Deswegen sind Übersetzungen ja auch als Kunstwerke mit eigener Schöpfungshöhe anerkannt. Das wird leider von vielen unterschätzt, die denken, na, ich kann doch gut Englisch, warum soll ich nicht mal was übersetzen. Damit ist es ja aber nicht getan. Deswegen heißt es ja auch, dass man vor allem in der Sprache besonders gut sein muss, in die man übersetzt, weswegen ich mir zum Beispiel nicht zutrauen würde, Prosa ins Englische zu übersetzen. Sachtexte schon, aber keine Romane. Ich arbeite trotzdem gern als Übersetzer, da verdiene ich immer noch mehr, als in meinem erlernten Beruf (Tierärztin) und es macht wahnsinnig Spaß. Ich kann aber trotzdem jeden verstehen, der lieber Originale liest.
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Luna am 03. Dezember 2013, 11:06:22
Zitat von: RaphaelE am 03. Dezember 2013, 08:35:17
Zitat von: Alana am 03. Dezember 2013, 00:18:52
Was ich allerdings nicht verzeihen kann, ist falsche Sprache in der falschen Epoche. Da gibt es ein wunderbares Beispiel von Lyx, wo der englische Lord im 19. Jahrhundert Sätze äußert wie: Mann, ich muss jetzt echt mal los. (So ungefähr.) Dass der Übersetzer nochmal für den nächsten Teil engagiert wurde, ist mir ein Rätsel, ebenso wie die Tatsache, dass so etwas in einem großen Verlag passiert.
:D Sowas habe ich auch mal irgendwo gelesen. nur wo? ???
War bestimmt die Neuübersetzung von Tolkiens Herrn der Ringe ;D. Ich kenne nur eine alte, aber nach allem, was ich darüber gelesen und gehört habe, muss die neue wirklich eine Sprach- bzw. Werkvergewaltigung sein, die Tolkien sicher im Grab rotieren lässt.

Ich bin auf deutsche Übersetzungen leider angewiesen, da ich auch eine Englisch-Nulpe bin ;D, von daher fallen mir Übersetzungsfehler weniger auf, bzw. schiebe es auf den Schreibstil. Wenn ich allerdings die englische Version kenne, regen mich schlechte Übersetzungen auch auf. Neulich beim Final Fantasy 13-2 zocken: Das Spiel ist auf englisch mit deutschen Untertiteln. Schon im Intro haben sich die Übersetzer zwei Klopper geleistet, die mich sehr geärgert haben. Die finde ich auch die schnelle nur leider nicht. Kurz, da waren Sätze im Original sehr epische und gehaltvoll, aber durch die Übersetzung mit sehr einfachen, kurzen Worten wurde dies zerstört.

Eine andere Sache, die nur am Rande was mit Übersetzungen zu tun hat und die mich aber auch immer wieder aufregt, ist die Unsitte deutscher Verlage, das Original in zwei Bände zu splitten. Das ist in meinen Augen nur Geldscheffelei. Ok, die Bücher werden bei Übersetzung 30 % länger. Aber, nehmen wir mal an, das Buch ist im Original 1000 Seiten lang. Das wären dann gerade mal etwa 300 Seiten mehr. Das macht bei 1000 Seiten den Bock nun wirklich nicht fett. Es gibt vom Lied von Eis und Feuer Liebhaberausgaben, bei denen das Original nicht in zwei Bände gesplittet wurde (und auch nicht so schrecklich eingedeutscht). Das sind zwar Wälzer, aber es geht. Ach und 30 % länger? Dann sollte die Übersetzung auch nur 30 % mehr kosten, zuzüglich der Gebühren für Rechte, Import, Übersetzung etc. Tuts aber nicht. Wie hat einer bei Amazon geschrieben, der sich über die Teilung von Way Of Kings und die unverschämten deutschen Preise geärgert hat
Zitat
Ja geht's Heyne noch gut? Das eBook auf Englisch kostet hier bei Amazon 7,29 €!

Also habe ich den Verlag angeschrieben (das erste Mal). Die Antwort war, Bücher werden bei der Übersetzung 30% länger..... Sieht dann die Rechnung so aus: 7,29 € + 30% = 36,98 €????



Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Thaliope am 03. Dezember 2013, 11:17:12
Zitat von: Luna am 03. Dezember 2013, 11:06:22
Neulich beim Final Fantasy 13-2 zocken: Das Spiel ist auf englisch mit deutschen Untertiteln. Schon im Intro haben sich die Übersetzer zwei Klopper geleistet, die mich sehr geärgert haben. Die finde ich auch die schnelle nur leider nicht. Kurz, da waren Sätze im Original sehr epische und gehaltvoll, aber durch die Übersetzung mit sehr einfachen, kurzen Worten wurde dies zerstört.



Bei Untertiteln ist das aber auch so eine Sache. Da hat man ja in der Regel sehr strenge Zeichenbeschränkungen, und dann ist da meist nicht viel mit episch. Die sollen ja in erster Linie der Übermittlung des Inhalts dienen.
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Dahlia am 03. Dezember 2013, 11:18:23
Zitat von: Luna am 03. Dezember 2013, 11:06:22
Neulich beim Final Fantasy 13-2 zocken: Das Spiel ist auf englisch mit deutschen Untertiteln. Schon im Intro haben sich die Übersetzer zwei Klopper geleistet, die mich sehr geärgert haben. Da waren Sätze im Original sehr epische und gehaltvoll, aber durch die Übersetzung mit sehr einfachen, kurzen Worten wurde dies zerstört.
Hier muss ich mich kurz einschalten: Das Original ist da auf Japanisch und es wird auch aus dem Japanischen ins Deutsche übersetzt und nicht aus der englischen Version. Die erlaubt sich nämlich auch manchmal ziemliche Klopper (Ich weiß jetzt nur aus FF10, dass da am Ende aus einem "Danke" im Englischen ein "Ich liebe dich" wurde  ::) In den Deutschen Untertiteln haben sie sich dann ans Japanische gehalten und richtig übersetzt.)
Es kann also durchaus sein, dass das "epische, gehaltvolle" vom Englischen Übersetzer dazugedichtet wurde und es im japanischen Original kurz und knapp war.
Solche Diskrepanzen finde ich aber auch immer verwirrend - andererseits finde ich es immer noch besser, vom Original aus zu übersetzen und keine Übersetzung der Übersetzung anzufertigen...
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Tokanda am 03. Dezember 2013, 11:21:27
Zitat von: Luna am 03. Dezember 2013, 11:06:22
Das Spiel ist auf englisch mit deutschen Untertiteln. Schon im Intro haben sich die Übersetzer zwei Klopper geleistet, die mich sehr geärgert haben. Die finde ich auch die schnelle nur leider nicht. Kurz, da waren Sätze im Original sehr epische und gehaltvoll, aber durch die Übersetzung mit sehr einfachen, kurzen Worten wurde dies zerstört.



Bei der Übersetzung von Spielen gibt es wie bei Präsentationen etc. oft das Problem der Zeichenlänge. Als Faustregel gilt, dass die deutsche Übersetzung ca. 10 Prozent länger ist (also mehr Zeichen besitzt) als das englische Original. Ist die Formulierung im Englischen sehr episch wie du geschrieben hast, hat der/die Übersetzerin oft ein Problem, bzw. steht vor der schier unlösbaren Aufgabe, das auf Deutsch gleichwertig wiederzugeben.
Kommt dann noch Zeitdruck oder mangelnde Qualifikation - oder schlechte Bezahlung - hinzu, führt dies gelegentlich zu unschönen Ergebnissen...


Bei HP hatte ich schon oft das Problem, dass im Englischen toll klingende Slogans ins Deutsche übertragen werden sollten, doch ich teils sogar weniger (!) Zeichen dafür zur Verfügung hatte. Da werden die Formulierungen dann ziemlich einfach und kurz... 

Edit: Da waren Thalia und Dahlia jetzt schneller...
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Luna am 03. Dezember 2013, 11:27:14
Ah ok. Das ist natürlich ein Problem, dass nur eine begrenzte Zeichenlänge zur Verfügung steht.

Zitat von: Dahlia am 03. Dezember 2013, 11:18:23
Es kann also durchaus sein, dass das "epische, gehaltvolle" vom Englischen Übersetzer dazugedichtet wurde und es im japanischen Original kurz und knapp war.
Solche Diskrepanzen finde ich aber auch immer verwirrend - andererseits finde ich es immer noch besser, vom Original aus zu übersetzen und keine Übersetzung der Übersetzung anzufertigen...
Stimmt. Die Originalversion ist ja japanisch. Übersetzungen von der Übersetzung :hmmm:. Da geht natürlich auch noch mal viel verloren.

Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Churke am 03. Dezember 2013, 12:11:47
Zitat von: Merwyn am 03. Dezember 2013, 09:38:34
Ich treffe immer und immer wieder Leute, die die Bücher auf englisch gelesen haben und wirklich "HermiOnE" zu dem Mädel sagen *schauder*

Das ist auf Englisch möglicherweise richtig. In der Oper "Cadmus et Hermione" von Jean-Baptiste Lully sagen sie das nämlich auch. Die Oper ist auf Französisch und wurde mit viel Aufwand in der Originalaussprache des 17. Jahrhunderts auf die Bühne gebracht. Man darf also davon ausgehen, dass "Herimone" auf Französisch so ausgesprochen wird. 
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Merwyn am 03. Dezember 2013, 13:45:00
Entschuldigung, ich hätte natürlich dazu sagen müssen, dass ich immer und immer wieder deutsche Leute treffe, die das sagen...
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Dahlia am 03. Dezember 2013, 13:48:36
Zitat von: Merwyn am 03. Dezember 2013, 13:45:00
Entschuldigung, ich hätte natürlich dazu sagen müssen, dass ich immer und immer wieder deutsche Leute treffe, die das sagen...
Ich muss gestehen, bis Band 4, wo sie es Victor Krum erklärt, wusste ich auch nicht, dass es Her-My-Oh-Knee ist :rofl: /OT
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Rhiannon am 03. Dezember 2013, 13:51:27
Ich weiß, dass Übersetzen nicht gerade etwas ist, das man mal so eben aus dem Handgelenk machen kann und dass die Übersetzer auch mit schlechter Bezahung und unfreundlichen Deadlines kämpfen. Klopper in Sätzen kann ich deshalb verzeihen, so lange sie nicht alle paar Seiten auftreten. Das ist bei mir gleich wie mit den Druckfehlern. Habe ich einen Roman in Orginalsprache in den Händen und muss jede Seite drei Mal lesen, weil ständig Wörter fehlen oder ähnliches, dann komme ich nicht in die Geschichte rein.
Was ich aber gar nicht leiden kann, ist die Unsitte, Namen zu übersetzen. Ich habe in sämtlichem Sprachunterricht in der Schule gelernt, dass Eigennamen (und in meinen Augen sind auch erfundene Namen Eigennamen) nicht übersetzbar sind. Die Greyjoys bleiben also bitte die Greyjoys und King's Landing wird bitte nicht zu Königsmund! Bei Letzerem zum Beispiel verstehe ich auch nicht wirklich, wo diese Übersetzung herkommt. Da hat doch der Übersetzer einen eigenen Stadtnamen erfunden. Und das geht in meinen Augen mal wirklich gar nicht!
Ich kann mir durchaus vorstellen, dass ich schon so manchen Roman gelesen habe, den die Übersetzung ins Deutsche "besser" gemacht hat, aber uns Lesern fallen eben nur die sinnentstellenden Klopper auf.
Wie Ryadne schon schrieb, bei solchen eigentlich unübersetzbaren Wortspielen, wäre eine Anmerkung angepasst, um den Leser nicht an seinem Geisteszustand zweifeln zu lassen. Sonst habe ich nämlich wirklich das Gefühl, dem Verlag ist seine Literatur nichts wert und er hält seine Leser für stumpfe Konsumenten, die gar nicht auf die Idee kommen, dass man sich über ein Buch Gedanken machen kann/soll.
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Ludovica am 03. Dezember 2013, 14:18:15
Zitat von: Rhiannon am 03. Dezember 2013, 13:51:27

Was ich aber gar nicht leiden kann, ist die Unsitte, Namen zu übersetzen. Ich habe in sämtlichem Sprachunterricht in der Schule gelernt, dass Eigennamen (und in meinen Augen sind auch erfundene Namen Eigennamen) nicht übersetzbar sind. Die Greyjoys bleiben also bitte die Greyjoys und King's Landing wird bitte nicht zu Königsmund! Bei Letzerem zum Beispiel verstehe ich auch nicht wirklich, wo diese Übersetzung herkommt. Da hat doch der Übersetzer einen eigenen Stadtnamen erfunden. Und das geht in meinen Augen mal wirklich gar nicht!

Ich weiß nicht, was du im Sprachunterricht gelernt hast, aber im Übersetzungsstudium, unter Wissenschaftlern, die sich damit beschäftigen, geht man da sehr viel differenzierter damit um. Wenn die Wirkung konstant bleiben soll, und wenn man das nicht erreicht, wenn man einem nicht-englischsprachigen Leser den englischen Namen vorsetzt, dann sollte man das Ganze bitteschön übersetzen. Natürlich muss man die Wirkung erst analysieren: Soll ein gewisses Bild von britischer Exzentrik gemalt werden? Dann bitte wie bei Harry Potter. Soll die sprechende Funktion übertragen werden? Dann bittesehr Beutlin und Graufreuds.

Und ganz ehrlich, ich bin ein riesiger Fan der Ortsnamen im Lied von Eis und Feuer. Wisst ihr eigentlich, was der Übersetzer da offensichtlich gemacht hat? Der hat nicht einfach die Sachen übersetzt - der gute Herr hat, meinen Analysen zufolge zumindest, tatsächlich die Etymologie deutschsprachiger Ortsnamen nachgeforscht und auf seine Übersetzung gemünzt! Das muss man erst mal schaffen, ernsthaft!

Wenn ein deutschsprachiger Leser z.B. 'King's Landing' lesen würde, was würde er denken? 'Aha, die Landung des Königs.' Weil Landing halt irgendwie wie Landung aussieht, joah. Macht das Sinn? Nein. Macht es Sinn, wenn man weiß, dass Landing ein Wort für einen Anlegeplatz ist, in englischsprachigen Ortsnamen meist im Zusammenhang mit Flussdeltas auftaucht, und dass entsprechende Orte im Deutschen als 'Mund' von 'Mündung' bezeichnet werden (wie in Dortmund)? Jepp, das macht Sinn.

Hinter Übersetzung steht eine Wissenschaft, mit einem Haufen verschiedener Theorien, in denen verschiedene Dinge als Schwerpunkt gesetzt werden. In der deutschsprachigen Literaturübersetzung liegt der Fokus auf Wirkung. Wirkung wird nicht erzielt, in dem man einfach ignoriert, warum ein Autor bestimmte Dinge getan hat. Man ist es dem Autor schuldig, diese Dinge dann auch so zu übertragen, dass sie bei einem nicht-englischsprachigen Leser dieselbe Wirkung hat.

Leute, die gut genug in Englisch und Deutsch sind, um beide Sprachen zu lesen, sind nicht die Leser, für die ein Übersetzer von Unterhaltungsliteratur übersetzt.



Und übrigens, für alle, die sich wegen Rechtschreibfehlern aufregen: es gibt auch bei Übersetzungsvorgängen Arbeitsteilung. Übersetzer rechnen damit, dass es nach einer Übersetzung noch ein Korrektorat gibt. Wenn es das nicht gibt, ist der Übersetzer auch nicht für Rechtschreibfehler und Wortverdreher verantwortlich. Das passiert. Und natürlich gibt es abgrundtief schlechte Übersetzer - der Beruf ist nicht geschützt, deshalb können auch nicht-studierte Leute das machen. Worüber soweit ich weiß die meisten Literaturübersetzer froh sind, weil eh kaum einer tatsächlich Übersetzen studiert hat, und es ist auch gut, dass Leute, die einfach begabt bei so etwas sind, auch die Chance haben, diesen Beruf ohne ein langjähriges Studium auszuüben. Aber unter den ''''Laien'''' sind halt nicht nur Leute, die toll schreiben können und deshalb auch gut übersetzen, sondern auch Leute, die sich einbilden, weil sie Englisch verstehen, könnten sie auch Literaturübersetzungen schreiben.
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Debbie am 03. Dezember 2013, 14:32:39
Ja, ich gestehe, ich lese englische/amerikanische Bücher schon lange nur noch im Original. Wobei ich sagen muss, dass ich die Übersetzung von Harry Potter eigentlich ziemlich gelungen finde - bis eben auf ein paar Patzer, wie den schwarzen Sirius, den explodierenden Snape und den Lavender Brown aus dem ersten Teil  ::)

Wer die HP Bücher übersetzt hat, war auf jeden Fall der deutschen Sprache mächtig - und zwar umfassend und treffend. Das findet man leider selten genug ... Sehr schlimm - das Schlimmste, was mir jemals untergekommen ist! - war die Übersetzung von Twilight, die mir körperliche Schmerzen verursacht hat. Die Übersetzung hatte mit dem Original so gut wie nichts mehr gemeinsam; als hätte man einen Gangster Jane Austen Roman übersetzen lassen oder so ... Der gute Mann hatte offenbar Anglistik oder sowas studiert, aber ich wette, in seinen "kreativen Schreiben" Aufsätzen in der Schule, war er schon damals eine Niete, weshalb er (ganz verdient!) auch nie wieder einen Twilight Roman - oder einen anderen Roman aus diesem oder einem ähnlichen Genre - übersetzt hat.

Was ich bei Übersetzungen am schlimmsten finde:

- der Stil des Autors ist nicht mehr erkennbar; Dialoge und Wortwahl der Innenperspektiven sind so ... ohne Worte .... dass die Figuren auf Deutsch plötzlich einen ganz anderen Eindruck machen, als im Original und Dinge sagen, die der Originalcharakter so niemals sagen würde!

- wie Alana schon sagte: die falschen Freunde und wortwörtlich übernommene Redewendungen und Sprichwörter (wobei das immer dann schwer wird, wenn es in Deutsch keinerlei Pendant gibt - was macht man da als Übersetzer? Ganze Zeilen auslassen?)



Was ich beim Übersetzen am Schlimmsten finde:

- einen fehlerhaften oder miesen Stil des Originaltextes; wenn ich als Nicht-Muttersprachler von einem englischen Text zwecks Ausdrucksweise, Wortwiederholungen, Syntax, nicht fließendem Text schon genervt bin, kann ich mir gar nicht vorstellen, wie schlimm das erst für Muttersprachler sein muss!  :d'oh:  Ich hatte da doch schon die ein oder andere Probeübersetzung auf dem Tisch, bei der ich dem Autor gerne ein Exemplar von Lukeman's "The first five pages" geschickt hätte ...

- so einen Text dann ins Deutsche übersetzen zu müssen. Ich glaube, dass würde ich ablehnen. Mag sein, dass man als Übersetzer aus dieser Asche einen geschliffenen Diamanten machen kann, aber das sehe ich nicht als Aufgabe des Übersetzers an. Schlechte Texte neu zu formulieren, darf nicht Teil der Aufgabe sein; dann hat der Text da draußen in der Welt vielleicht einfach nichts zu suchen.

- Sprichwörter und Redewendungen für die es keine deutschen Entsprechungen gibt - v. a., wenn dann noch zeilenlang darauf Bezug genommen wird. Das ist wirklich zum Haareraufen!
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Kati am 03. Dezember 2013, 14:35:17
Die Erklärung zu Königsmund finde ich gerade total gut und anschaulich. Da sieht man einfach mal, dass die auf den ersten Blick "falsche" Übersetzung eigentlich die richtige ist. Ich fand Namensübersetzungen früher auch furchtbar, aber je mehr ich darüber erfahre, umso sinnvoller finde ich sie. Es geht ja nicht darum Leute, die Englisch können zu verzücken indem man ihnen englische Namen vorsetzt. Es geht darum Leuten, die eben kein Englisch können, die Atmosphäre eines Romans und besonders die Bedeutung der Ortsnamen nahe zu bringen.

Generell finde ich Ludovicas Beiträge mit am Interessantesten hier im Thread, weil die mal aus einer Ecke kommen, wo wirklich Fachwissen zu dem Thema besteht und nicht nur Halbwissen aus der Schule oder, weil man gut Englisch spricht und glaubt, man könnte es besser machen. Deshalb finde ich es etwas schade, dass über ihre Beiträge jetzt schon wieder drüber geredet wird. Übersetzen ist eine Kunst, die nicht jeder beherrscht, auch nicht jeder, der einen Roman übersetzen darf, aber daran sind nicht die Übersetzer Schuld, sondern der Umstand, dass der Beruf so wenig gewürdigt und oft auch noch schlechtgemacht wird. Bevor man sich bei den Übersetzern beschwert, sollte man vielleicht mal daran denken, das es wichtiger wäre zu erreichen, dass nicht jeder Übersetzer werden kann, der gerade Lust dazu hat. Es kann ja auch nicht jeder einfach Bäcker werden, weil er gern Brot isst und mal in der Schule ein gutes Brot gebacken hat. Das muss man lernen und Übersetzen muss man auch lernen. 

Wenn das hier nur ein Thread ist, wo man sich über schlechte Übersetzungen beschweren kann, sehe ich persönlich den Sinn nicht. Eine Diskussion oder Erfahrungsaustausch zu dem Thema fände ich interessant, aber dazu muss man auch mal auf Leute eingehen, die nicht nur zum Meckern hergekommen sind.
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Ludovica am 03. Dezember 2013, 14:38:52
Zitat von: Debbie am 03. Dezember 2013, 14:32:39
- wie Alana schon sagte: die falschen Freunde und wortwörtlich übernommene Redewendungen und Sprichwörter (wobei das immer dann schwer wird, wenn es in Deutsch keinerlei Pendant gibt - was macht man da als Übersetzer? Ganze Zeilen auslassen?)


Das ist im Übersetzungsunterricht immer und immer wieder ein Thema, und eine der am meisten verbreiteten Antworten lautet - mal wieder - Wirkung  ;D Im Grunde genommen hat es eine meiner Dozentinnen einmal so erklärt: 'Analysiert den Stil, analysiert, wie üblich Metaphern oder Redewendungen für den Autor sind, analysiert die Art seiner Metaphern und Redewendungen; dann überlegt, ob ihr die Metapher oder das Idiom mit einem entsprechenden deutschen Muster übertragen könnt. Wenn nicht, dann löst es auf - aber so, dass der Leser nicht merkt, dass da vorher was war - und bringt irgendwo anders eine Metapher oder eine Redewendung ein, die dem Stil des Autors entspricht. Wenn ihr auf zehn Seiten im Ausgangstext fünf Tiermetaphern habt, dann hat der im Zieltext auch fünf Tiermetaphern zu haben. Aber ob das an derselben Stelle steht, weiß der Leser ja nicht."

Man muss dem Autor treu bleiben, ja - aber meistens bedeutet das, dass man den Autor dem Leser auf adequate Art und Weise präsentiert. Nicht, dass man an seinen Worten hängt (wovon allen Verlegern, mit denen ich bisher zu tun hatte, aktiv abraten), sondern, dass man seinen Stil und seine Ausdrucksweise versteht und reproduziert.


EDIT: Danke Kati  ;D Schön zu hören, dass manche Leute meine Fachidiotie zu schätzen wissen  :-X
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Debbie am 03. Dezember 2013, 14:50:37
Zitat von: Ludovica am 03. Dezember 2013, 14:38:52
Das ist im Übersetzungsunterricht immer und immer wieder ein Thema, und eine der am meisten verbreiteten Antworten lautet - mal wieder - Wirkung  ;D Im Grunde genommen hat es eine meiner Dozentinnen einmal so erklärt: 'Analysiert den Stil, analysiert, wie üblich Metaphern oder Redewendungen für den Autor sind, analysiert die Art seiner Metaphern und Redewendungen; dann überlegt, ob ihr die Metapher oder das Idiom mit einem entsprechenden deutschen Muster übertragen könnt. Wenn nicht, dann löst es auf - aber so, dass der Leser nicht merkt, dass da vorher was war - und bringt irgendwo anders eine Metapher oder eine Redewendung ein, die dem Stil des Autors entspricht. Wenn ihr auf zehn Seiten im Ausgangstext fünf Tiermetaphern habt, dann hat der im Zieltext auch fünf Tiermetaphern zu haben. Aber ob das an derselben Stelle steht, weiß der Leser ja nicht."

Das man zwangsläufig fünf Metaphern in der Zielsprache haben muss, weil die auch im Ausgangstext bestehen, ist sicher eine "Regel" an die ich mich nicht unbedingt halten würde - was widerum mit vom Genre abhängig ist.

Wenn man eine Redewendung eben nicht mit einem deutschen Muster übertragen kann (was in ca. 80 - 90% der Fälle möglich ist, da merkt man da auch immer die etymologische Verwandtschaft zwischen Deutsch und Englisch), was natürlich immer die eleganteste Lösung ist, kann man es aber auch nicht zwangsläufig auflösen ohne das der Leser was merkt, weil es ja meist auch Informationen transportiert. In dem Fall mache ich aus der Redewendung einen Einwand oder eine Anmerkung, etc. - und dann gibt es halt eine Redewendung weniger im Buch!

@Kati: Ich habe nicht über Ludovicas Beitrag "drübergeredet", was ich hier auch schlecht kann, sondern meinen parallel verfasst und nehme mir daher die Frechheit raus, meine Meinung ebenfalls kundzutun ohne meinen Beitrag vor lauter Ehrfurcht zu löschen!  ;) Wer ihn nicht lesen mag, kann einfach nach unten scrollen ...
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Ludovica am 03. Dezember 2013, 14:54:11
Zitat von: Debbie am 03. Dezember 2013, 14:50:37
Wenn man eine Redewendung eben nicht mit einem deutschen Muster übertragen kann (was in ca. 80 - 90% der Fälle möglich ist, da merkt man da auch immer die etymologische Verwandtschaft zwischen Deutsch und Englisch), was natürlich immer die eleganteste Lösung ist, kann man es aber auch nicht zwangsläufig auflösen ohne das der Leser was merkt, weil es ja meist auch Informationen transportiert. In dem Fall mache ich aus der Redewendung einen Einwand oder eine Anmerkung, etc. - und dann gibt es halt eine Redewendung weniger im Buch!

Ach, da gibts ganze Listen von Möglichkeiten - substituieren, ersetzen, erklären, Anmerkungen, auch solche Sachen wie verfremdendes Übersetzen, die sehr häufig in nicht-unbedingt-Unterhaltungsliteratur gemacht wird, bei der die Lokalitäten des Ausgangstexts durchscheinen sollen (wie gesagt, wenig bei Unterhaltungsliteratur, eher bei Geschichten, bei denen die Fremdheit eine wichtige Wirkungskonstante darstellt, oder die auch tatsächlich komplett verfremdend übersetzt werden soll (wobei wir wieder beim Übersetzungsauftrag sind)).

Wenn man den Auftrag einhält, die Wirkung konstant hält, adequat und dem Autor treu bleibt, hat man eigentlich sehr viel Spielraum. Aber wie man diese Dinge einhalten kann, das ist halt großteils Übungssache (und auch vom Textverständnis selbst abhängig).
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Heva am 03. Dezember 2013, 14:59:10
@Ludovica

Zitat von: Ludovica am 03. Dezember 2013, 14:18:15Und ganz ehrlich, ich bin ein riesiger Fan der Ortsnamen im Lied von Eis und Feuer. Wisst ihr eigentlich, was der Übersetzer da offensichtlich gemacht hat? Der hat nicht einfach die Sachen übersetzt - der gute Herr hat, meinen Analysen zufolge zumindest, tatsächlich die Etymologie deutschsprachiger Ortsnamen nachgeforscht und auf seine Übersetzung gemünzt! Das muss man erst mal schaffen, ernsthaft!

Das wusste ich gar nicht! Finde ich sehr interessant.  :psssst:

Allerdings...
Zitat von: Ludovica am 03. Dezember 2013, 14:18:15Wenn ein deutschsprachiger Leser z.B. 'King's Landing' lesen würde, was würde er denken? 'Aha, die Landung des Königs.' Weil Landing halt irgendwie wie Landung aussieht, joah. Macht das Sinn? Nein. Macht es Sinn, wenn man weiß, dass Landing ein Wort für einen Anlegeplatz ist, in englischsprachigen Ortsnamen meist im Zusammenhang mit Flussdeltas auftaucht, und dass entsprechende Orte im Deutschen als 'Mund' von 'Mündung' bezeichnet werden (wie in Dortmund)? Jepp, das macht Sinn.
... muss ich hier mal ein gurgelndes Geräusch des Unwillen von mir geben. Ich persönlich bin  zwar, wie du offensichtlich auch, sehr zufrieden mit der Übersetzungsarbeit von A Song of Ice and Fire, allerdings gibt es zwei Sachen, an denen ich persönlich trotz der geläufigen Argumentation gerne etwas rumkrittle, was aber jetzt nicht als geläufig für alle angesehen werden soll, bitte. Da spricht wohl das Fangirl, gebe ich zu. :versteck:

Das wären zum einen die Lannister die zu den Lennister wurden ; vielleicht ist meine Aussprache da ein bisschen flapsig, aber in dem Namen höre ich keinen allzu großen Unterschied zwischen dem A und dem E in der Intonation, das hätte man meiner Meinung nach also noch verschmerzen können.
Und zum anderen wäre das tatsächlich King's Landing das zu Königsmund wurde.

Zugegeben, (Die) Landung des Königs wäre ein reichlich unbeholfener Name für die Hauptstadt der sieben Königreiche und ich wusste nun auch nicht, bevor ich dich jetzt gelesen habe, dass Landing im Englischen eine solche Bedeutung hat (oder Mund im Deutschen  :hmhm?: ), aber das gibt dem Namen im Englischen offensichtlich eine angenehme Doppelbedeutung, die im Deutschen leider verloren ging - immerhin erhielt King's Landing den Namen deshalb, weil Aegon, der Eroberer, zusammen mit seinen beiden Schwestern und ihren drei Drachen genau dort landete und die drei Hügel, die dadurch entstanden (oder so ähnlich, ist jetzt auch schon ein paar Jahre her) erhielten daher ja auch ihre entsprechenden Bezeichnungen (Aegon's Hoher Hügel, Visenyas Hügel & Rhaenys' Hügel.)

Ich hetze jetzt nicht gegen Königsmund, dass ich vorher gelungen fand und nach deiner Erklärung jetzt sogar passend, aber es ist wirklich schade, dass die Bedeutung zu Gunste der Übersetzung, wie es eben oft ist, demzufolge flöten ging, ist eigentlich alles, was ich da unqualifiziert dazu sabbeln wollte. *g*


Zitat von: Ludovica am 03. Dezember 2013, 14:18:15Und übrigens, für alle, die sich wegen Rechtschreibfehlern aufregen: es gibt auch bei Übersetzungsvorgängen Arbeitsteilung. Übersetzer rechnen damit, dass es nach einer Übersetzung noch ein Korrektorat gibt. Wenn es das nicht gibt, ist der Übersetzer auch nicht für Rechtschreibfehler und Wortverdreher verantwortlich. Das passiert. Und natürlich gibt es abgrundtief schlechte Übersetzer - der Beruf ist nicht geschützt, deshalb können auch nicht-studierte Leute das machen. Worüber soweit ich weiß die meisten Literaturübersetzer froh sind, weil eh kaum einer tatsächlich Übersetzen studiert hat, und es ist auch gut, dass Leute, die einfach begabt bei so etwas sind, auch die Chance haben, diesen Beruf ohne ein langjähriges Studium auszuüben. Aber unter den ''''Laien'''' sind halt nicht nur Leute, die toll schreiben können und deshalb auch gut übersetzen, sondern auch Leute, die sich einbilden, weil sie Englisch verstehen, könnten sie auch Literaturübersetzungen schreiben.

... das würde meinen letzten Augenbrauen-Heber erklären. Meine Lieblingsautorin ist mit einer Wiederauflage ihrer Reihe nun in einem anderen Verlag gelandet, und ich habe mir letztens ein Buch gekauft, dass mir in ihrer Sammlung noch fehlte und ich war beim Lesen dann an gewissen Stellen wirklich schockiert über den Übersetzungsmist, den ich da gelesen habe. Grammatikalisch ein Desaster, stellenweise, da siehst du einfach den englischen Satz unbeholfen übersetzt vor dir liegen, dem jedweder Sinn im Deutschen somit entzogen wurde und mit den Rechtschreibfehlern verhält es sich leider nicht viel anders. Das tut beinahe weh, da ich die Autorin nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Englisch lese, wo sie nicht nur mit einer gewissen Akribie, sondern perfektionistischen Ader auffällt. Das ist sicherlich nicht ihr alleiniger Verdienst, aber die Diskrepanzen  diesbezüglich sind wirklich schlimm.

Danke für die Einblicke jedenfalls, Ludovica!  :bittebittebitte:  Als Laie schreit man ja gerne mal empört auf, da nehme ich mich überhaupt nicht Außen vor.  ;D
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Ludovica am 03. Dezember 2013, 15:09:41
Zitat von: Heva am 03. Dezember 2013, 14:59:10

Das wären zum einen die Lannister die zu den Lennister wurden ; vielleicht ist meine Aussprache da ein bisschen flapsig, aber in dem Namen höre ich keinen allzu großen Unterschied zwischen dem A und dem E in der Intonation, das hätte man meiner Meinung nach also noch verschmerzen können.
Und zum anderen wäre das tatsächlich King's Landing das zu Königsmund wurde.

Zugegeben, (Die) Landung des Königs wäre ein reichlich unbeholfener Name für die Hauptstadt der sieben Königreiche und ich wusste nun auch nicht, bevor ich dich jetzt gelesen habe, dass Landing im Englischen eine solche Bedeutung hat (oder Mund im Deutschen  :hmhm?: ), aber das gibt dem Namen im Englischen offensichtlich eine angenehme Doppelbedeutung, die im Deutschen leider verloren ging - immerhin erhielt King's Landing den Namen deshalb, weil Aegon, der Eroberer, zusammen mit seinen beiden Schwestern und ihren drei Drachen genau dort landete und die drei Hügel, die dadurch entstanden (oder so ähnlich, ist jetzt auch schon ein paar Jahre her) erhielten daher ja auch ihre entsprechenden Bezeichnungen (Aegon's Hoher Hügel, Visenyas Hügel & Rhaenys' Hügel.)


Joah, ich geb zu, bei 'Lennister' würd ich auch gern mal die Begründung des Übersetzers hören  ??? Aber gut, nicht jeder ist perfekt - da hat er seine Leser vielleicht einfach ein kleines bisschen zu sehr bevormundet.

Und ja, diese Bedeutung war mir ehrlich gesagt vorher auch nicht klar  :versteck: Aber leider gibt es immer wieder Dinge, die einfach sehr viele verschiedene Bedeutungsebenen haben, und da dann alle zu übertragen, kann wirklich schwierig werden... (wobei man auch sagen könnte, dass durch -mund eine zusätzliche Bedeutungsebene eingeführt wurde, nämlich die von 'alles mündet dort, alles fließt dorthin'  ;D Aber das ist eher eine zusätzliche kleine Gedankenspielerei (EDIT: Und irgendwie verstärkt es auch dieses Bild der 'gierigen Hauptstadt', die alle sieben Königslande verschlingen  ;D (okay ich hör schon auf)))
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Heva am 03. Dezember 2013, 15:13:06
... nun, das stimmt wiederum auch. (Das merke ich mir.) :psssst:

Also kann man das Fangirl wieder beruhigend auf den Kopf tätscheln und wieder in die Ecke schicken, aus der es hervor geprescht ist  :rofl:
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Pygmalion am 03. Dezember 2013, 15:32:20
Danke, Ludovica, endlich mal jemand, der meine Meinung unterstützt, mit der ich häufig recht alleine bin, was die Orts- und Personennamen in Lied von Eis und Feuer angeht.
Das ist wirklich durchdacht und eben nicht lieblos dahin übersetzt. Es gibt den deutschen Übersetzungen viel Atmosphäre, dass die Orte auf Deutsch sind. Englische Orte und Namen haben eben in einem deutschen Buch nichts zu suchen (sofern es nicht in England spielt).
Warum nun die Lannisters zu Lennisters wurden, kann ich mir zwar auch nicht erklären, störte mich aber auch nicht :D

Bzgl: "Königsmund": Ich habe irgendwo irgendwann mal gelesen, dass der Worrteil "Mund" nicht nur eine Mündung eines Flusses/Baches bezeichnen kann, sondern wohl auch auf den germanischen Wortstamm von "Berg/Hügel/Anhöhe" zurückgeführt werden kann.(Offenbar auch ein Streitthema) Ergo hätten wir da jetzt ja sogar noch eine zweite Bedeutung in dem Namen, der Bezug auf die Hügel nehmen könnte. Aber ob der vom Übersetzer auch so gewollt war, weiß man natürlich nicht :D
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Pandorah am 03. Dezember 2013, 16:26:29
Zitat von: Pygmalion am 03. Dezember 2013, 15:32:20
Warum nun die Lannisters zu Lennisters wurden, kann ich mir zwar auch nicht erklären, störte mich aber auch nicht :D

Ich kenne das Lied von Eis und Feuer zwar nicht, aber warum Lannisters zu Lennisters wurde, kann ich mir eigentlich recht erklären. Die englische Aussprache von Lannister klingt eher nach etwas, das man im Deutschen Lennister schreiben würde. Meiner Vermutung nach ist dies das ganze Geheimnis.

Und für die Einblicke in die Tiefen des Berufs Übersetzer von Romanen danke ich herzlich! :D Das ist richtig spannend.
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Alana am 03. Dezember 2013, 16:34:12
Zitatwie Alana schon sagte: die falschen Freunde und wortwörtlich übernommene Redewendungen und Sprichwörter (wobei das immer dann schwer wird, wenn es in Deutsch keinerlei Pendant gibt - was macht man da als Übersetzer? Ganze Zeilen auslassen?)

Ich mache das genauso wie Ludovica, ein anderes Sprichwort benutzen, (eines das vielleicht nicht dei gleiche Bedeutung hat, aber die gleiche Bedeutung im Text einnehmen kann) das Sprichwort durch ein Wortspiel ersetzen, es gab eigentlich bisher noch nie den Fall, dass ich das einfach komplett weglassen musste. Oft handelt es sich bei solchen Dingen auch um Anspielungen, die sich dann durch das ganze Buch ziehen, da muss man natürlich höllisch aufpassen.

Zu den Ortsnamen: Ich kenne Das Lied von Eis und Feuer nicht, aber für mich klingt es so, als wäre hier das Verständnis der Namen ein wichter Teil des Leseerlebnisses und da finde ich die Übersetzung der Namen dann durchaus okay, owohl ich generell auch eher dagegen bin.
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Kati am 03. Dezember 2013, 16:37:58
Debbie: Ich hab dich doch überhaupt nicht gemeint.  :) Ich hatte mir schon gedacht, dass dein Post parallel entstanden ist, mir war nur gestern schon aufgefallen, dass die Gegenmeinung ein bisschen ignoriert wurde, besonders der Aspekt mit Übersetzungsvorgaben vom Verlag, worüber ich wirklich gern mehr hören würde, weil das etwas ist, wovon ich noch nie gehört habe.

Ich finde übrigens, dass Königsmund die Bedeutung mit der "Landung" gar nicht so sehr ausschließt. Es ist ja die Mündung des Königs gemeint, wo er angekommen ist, und ich finde, das hört man mit dem entsprechenden Hintergrundwissen auch aus Königsmund heraus. Als Deutschsprachiger jedoch unbedingt eher als aus "King's Landing", wenn man die Bedeutung von Landing nicht kennt. Und ich denke, dass Lennister ist wirklich eine Aussprachesache. Das ist wirklich das kleinste Übel, ich denke, es geht nur darum, die richtige Aussprache zu gewährleisten.
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Pandorah am 03. Dezember 2013, 16:45:49
Zitat von: Luna am 03. Dezember 2013, 11:06:22
Eine andere Sache, die nur am Rande was mit Übersetzungen zu tun hat und die mich aber auch immer wieder aufregt, ist die Unsitte deutscher Verlage, das Original in zwei Bände zu splitten. Das ist in meinen Augen nur Geldscheffelei. Ok, die Bücher werden bei Übersetzung 30 % länger. Aber, nehmen wir mal an, das Buch ist im Original 1000 Seiten lang. Das wären dann gerade mal etwa 300 Seiten mehr. Das macht bei 1000 Seiten den Bock nun wirklich nicht fett. Es gibt vom Lied von Eis und Feuer Liebhaberausgaben, bei denen das Original nicht in zwei Bände gesplittet wurde (und auch nicht so schrecklich eingedeutscht). Das sind zwar Wälzer, aber es geht. Ach und 30 % länger? Dann sollte die Übersetzung auch nur 30 % mehr kosten, zuzüglich der Gebühren für Rechte, Import, Übersetzung etc. Tuts aber nicht. Wie hat einer bei Amazon geschrieben, der sich über die Teilung von Way Of Kings und die unverschämten deutschen Preise geärgert hat

Lomax hat dazu 2007 schon mal etwas geschrieben, was ich erwähnenswert finde:

Zitat von: Lomax am 29. April 2007, 12:39:49
Die Auflagenzahlen sind natürlich ein Grund, warum es in der Fantasy öfter vorkommt, dass man Projekte teilen muss, um sie finanzieren zu können. Mitunter kommt aber noch hinzu, dass einfach die Lizenzgebühren so hoch sind, dass der Verlag sie nur über solche Maßnahmen finanzieren kann. Dann zahlt man also für die geteilten Bücher nicht dafür, dass das Buch überhaupt erscheint, sondern weil der Verlag so viel Vorschuss auf den Tisch gelegt hat, um einen Konkurrenten zu überbieten.


Zitat von: Lomax am 29. April 2007, 13:33:49
Zitathat mir eine Übersetzerin aus dem Bereich JuBu gesagt, eine Übersetzung dürfe vom Umfang im Vergleich zum engl. Original nicht länger werden als 10, allerhöchstens 20%, ansonsten würde man als Lektor wissen, dass der oder die jenige umständlich übersetzt hat.
Das ist zur Hälfte Blödsinn, aber mit einem wahren Kern. 20% länger liegt noch im normalen Bereich, bis zu 50% länger kann eine werktreue Übersetzung aus dem Englischen durchaus werden - aber 10% erreicht man nur mit spürbaren Kürzungen gegenüber dem Original. Was dann ja wieder mancher Leser als "Übersetzungsmangel" empfindet.
  Der Zusammenhang zwischen "Länge" und "Umständlichkeit" erklärt sich daraus, dass man durch eine solche Begrenzung den Übersetzer dazu zwingen kann, sprachliche Problemfälle von vornherein unter den Tisch fallen zu lassen. Mit entsprechender Mühe und Mehrarbeit für Übersetzer und Lektorat könnte man mitunter eine ebenso elegante und reichere Übersetzung (denn es sind oft genug Wortspiele und Humor, die dabei verloren gehen) abliefern, wenn man eine längere Übersetzung in Kauf nimmt und einfach freier arbeitet - also das anstrebt, was letztlich als "kongenial" bezeichnete Übersetzungen auszeichnet.

Dass oft schon aus ökonomischem Interesse weder Übersetzer noch Lektor daran Interesse haben, ist verständlich. Und dass man diese "Lizenz zum Vereinfachen" dann eher als naturgesetzartigen Mechanismus und unumstößliche Regel ausdrückt denn als Entscheidung und Abwägung, ist vermutlich ebenso verständlich. Obwohl es mich eigentlich schon immer geärgert hat, wenn Leute sich mit "Sachzwängen" und "Abhängigkeiten" herausreden, anstatt persönliche Verantwortung zu übernehmen für das, was sie tun.
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Fianna am 03. Dezember 2013, 16:47:43
@ Ludovia
Deswegen habe ich das "schlecht" in Anführungszeichen im Thread-Titel geschrieben, weil jeder "schlecht" anders versteht.

Für mich sieht eine schlechte Übersetzung (unter berücksichtigugn von Überlegungen wie Deadlines, miese Bezahlung etc) folgerndermaßen aus:
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Luna am 03. Dezember 2013, 16:53:22
@ Pandorah

Danke für den Link :knuddel:. Da bin ich jetzt wieder schlauer. Ich war da nicht die einzige, die sich über diese Praxis geärgert haben. Darüber stolpert man bei Amazon jedes Mal, wenn ein Band geteilt wurde. Jetzt kann ich es gut nachvollziehen :D.
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Djamena am 03. Dezember 2013, 17:13:24
Hier einige Beispiele, über die ich mich sehr geärgert habe:

Aus Chris Woodings 'The Braided Path' auf deutsch 'Die Weber von Saramyr'

Kaiku ate, at first a little and then a lot as her shrunken stomach stretched to the prospect of life-giving energy"

Übersetzung:

Kaiku aß anfangs wenig, danach jede Menge, als ihr geschrumpfter Magen sich ob der Aussicht an Leben spendende Nahrung weitete.

Weitere Beispiele

A bristling mass of guard-towers behind which the jumble of the city's streets could be seen cluttering their way up the hill towards the Imperial Keep, its gold walls paled by distance.

Eine mit Wachtürmen gespickte Masse, hinter der das Gewirr der Straßen der Stadt sich den Hügel hinauf zur Kaiserlichen Feste verlief, deren goldene Mauern ob der Ferne blass wirkten.


Blood Kerestyn had been ousted from the throne by Blood Erinima over a matter of dishonour, not warfare.

Das Geblüt Kerestyn war vom Geblüt Erinima ob einer Frage der Ehre vom Thron verdrängt worden, nicht durch eine kriegerische Auseinandersetzung.


... and Mishani became woozy with sunstroke.
...und Mishani wurde ob eines Sonnenstichs benommen.

Ich hätte den Übersetzer würgen können, den Roman so zu verhunzen.


Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Pygmalion am 03. Dezember 2013, 17:58:12
"Ob"? :D
So schreibt doch kein Mensch mehr...von wann ist die Übersetzung?  :o
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Djamena am 03. Dezember 2013, 20:13:14
Die deutsche Ausgabe ist 2004 rausgekommen.

Ich kann's mir nicht erklären, was der Übersetzer damit bezwecken wollte. 

Eigentlich ist Michael Krug, der Übersetzer, ein versierter Mann, der etliche Fantasy-Romane übersetzt hat. Er hat auch die Tamir Triad von Lynn Flewelling übersetzt, ebenfalls eine meiner Lieblingsschriftstellerinnen. Da ist mir nichts aufgefallen.

Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Heva am 03. Dezember 2013, 20:35:22
Zitat von: Pygmalion am 03. Dezember 2013, 17:58:12
"Ob"? :D
So schreibt doch kein Mensch mehr...von wann ist die Übersetzung?  :o

Doch. Ich.  ;)  Ich finde es auch nicht nur praktisch in den Verwendungsmöglichkeiten, sondern auch schön. Dabei kommt es auch noch nicht mal großartig auf das Genre an.

Aber auch hier gilt wohl: Alles in Maßen genießen.  ::)
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: THDuana am 03. Dezember 2013, 20:51:23
Zitat von: Rhiannon am 03. Dezember 2013, 13:51:27
Was ich aber gar nicht leiden kann, ist die Unsitte, Namen zu übersetzen. Ich habe in sämtlichem Sprachunterricht in der Schule gelernt, dass Eigennamen (und in meinen Augen sind auch erfundene Namen Eigennamen) nicht übersetzbar sind. Die Greyjoys bleiben also bitte die Greyjoys und King's Landing wird bitte nicht zu Königsmund! Bei Letzerem zum Beispiel verstehe ich auch nicht wirklich, wo diese Übersetzung herkommt. Da hat doch der Übersetzer einen eigenen Stadtnamen erfunden. Und das geht in meinen Augen mal wirklich gar nicht!
Gerade bei "sprechenden" Eigennamen finde ich das eben nicht. Hier trägt es oftmals zum Verständnis bei, wenn die Namen übersetzt werden - und im Fall King's Landing haben wir auch erklärt bekommen, dass das sehr wohl berechtigt ist.
Als ich Harry Potter gelesen habe, also die ersten, sagen wir 4 Bände, konnte ich kein bis sehr wenig Englisch. Ich musste sogar meine Eltern fragen, was Mr. und Mrs. bedeutet, weil ich das einfach nicht wusste. Und gerade bei Harry Potter muss man auch beachten, finde ich, dass es nicht nur für erwachsene Leser geschrieben bzw. übersetzt wurde. Den zweiten Band habe ich von meiner Erzieherin im Hort vorgelesen bekommen, da war ich 10.

Zum anderen finde ich, dass in vielen Beiträgen herauskommt, dass man sich vor allem über die Übersetzungen aus dem Englischen ärgert. Das liegt daran, weil viele Englisch können, sogar so gut, dass sie die Romane in ihrer Originalsprache lesen können. Aber wie viele von uns können denn genug Französisch, Italienisch, Spanisch, Japanisch oder sonst eine Sprache, um einen Fantasyroman auf dieser Sprache lesen zu können und alle nicht übersetzten Eigennamen zu verstehen? Es würde einfach zu viel vom Verständnis wegfallen, wenn man das alles unübersetzt ließe.

Was die Sprache der Zeit betrifft, so habe ich in meinem Übersetzungsunterricht gelernt, dass es zwei Möglichkeiten gibt: (a) man möchte dem Leser die Zeit näher bringen und so den Sprachstil imitieren / beibehalten oder (b) man bringt den Text dem Leser näher. Am Beispiel vieler lateinischer Lektüre ist mir das besonders aufgefallen: es können noch so gute Übersetzungen sein, aber wenn sie nicht auf meine Zeit oder das Wissen, das man bei mir als Leser voraussetzen kann, zugeschnitten sind, geht mir ein Großteil des Sinns verloren. Viele Worte haben über die Epochen hinweg ihre Bedeutung und ihre Benutzung stark verändert und daher ist es in manchen Fällen schlicht besser, zu modernisieren.
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Tokanda am 03. Dezember 2013, 22:01:50
Zitat von: Djamena am 03. Dezember 2013, 17:13:24


Ich hätte den Übersetzer würgen können, den Roman so zu verhunzen.
Wäre jetzt interessant zu erfahren, ob (tschuldigung... ;) ) man wirklich den Übersetzer oder den Lektor in diesem Fall würgen sollte... Vielleicht geht das ständig wiederholt "ob" auf die Kappe des Lektors, wenn Herr Krug das sonst nicht so häufig verwendet?
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Tinnue am 03. Dezember 2013, 22:05:02
Das mit dem "Ob" habe ich auch in einigen Romanen gelesen, ich glaube als letztes in "Tochter der Königin" (Dawn Cook). Ich fand das sehr passend für die Zeit, auch wenn es ungewöhnlich klingt im ersten Moment - so passend, dass ich es auch selbst gerne verwendet habe. Naja, so lange bis mich meine Testleser damals dafür gepfannt haben. Das war's mit dem "ob".  ;D

An sich lese ich nicht viele Romane im Original, bei denen, die ich hier habe, fällt mir glücklicherweise nix krasses auf. Aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es beim Lesen ärgert und vielleicht sogar den Lesefluss hemmt.
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Alana am 03. Dezember 2013, 22:05:54
Zitat von: Duana am 03. Dezember 2013, 20:51:23

Was die Sprache der Zeit betrifft, so habe ich in meinem Übersetzungsunterricht gelernt, dass es zwei Möglichkeiten gibt: (a) man möchte dem Leser die Zeit näher bringen und so den Sprachstil imitieren / beibehalten oder (b) man bringt den Text dem Leser näher. Am Beispiel vieler lateinischer Lektüre ist mir das besonders aufgefallen: es können noch so gute Übersetzungen sein, aber wenn sie nicht auf meine Zeit oder das Wissen, das man bei mir als Leser voraussetzen kann, zugeschnitten sind, geht mir ein Großteil des Sinns verloren. Viele Worte haben über die Epochen hinweg ihre Bedeutung und ihre Benutzung stark verändert und daher ist es in manchen Fällen schlicht besser, zu modernisieren.

Jaja, die gute alte Diskussion. ;D Allerdings bezieht sich das ja auf Texte, die aus der Epoche stammen, in der sie spielen. Ich habe mich auf einen historischen Liebesroman bezogen, der erst vor ein paar Jahren geschrieben wurde. Da ist die Sprache natürlich angepasst, weil der Leser das ja flüssig lesen und genießen soll. Trotzdem wird der Epoche Rechnung getragen, in dem man den Text ein bisschen auf alt macht. Selbst wenn ich das außer acht lassen und den Text anpassen würde, würde ich einen englischen Lord oder meinetwegen einen mächtigen Firmenboss, auf die heutige Zeit bezogen, nicht "Mann, ich muss echt mal los" sagen lassen.

Zu den Verlagsvorgaben: Die sind reichhaltig und oft ziemlich schwierig. Ein Punkt, der hier noch gar nicht angesprochen wurde: Recherche. Ich übersetze unter anderem historische Liebesromane und bin vom Verlag angeweisen, JEDES Detail nachzurecherchieren. Wenn also in einem Nebensatz eine seidene Tischdecke erwähnt wird, dann muss ich nachsehen, ob es die in Schottland im Mittelalter überhaupt gegeben haben kann. Wenn es Adelstitel gibt, muss ich sicher stellen, dass sie richtig verwendet werden. Dass ein Herzog nicht mit Mylord sonder mit Euer Gnaden angeredet wird und so weiter und so fort.
Ich kann nicht einfach sagen, hey, das hat die Autorin verbockt. Der Verlag will, dass ich das nachrecherchiere. Alles. Abgesehen davon will der Verlag auch, dass Übergänge geschaffen werden, wo der Autor sprunghaft geschrieben hat. Die Anweisungen, wie man was zu übersetzen hat, können je nach Auftraggeber bis zu 20 Worddokumentseiten umfassen. (Oder mehr, wer weiß. ;D)
Abgesehen davon wird in meinem Fall eine möglichst freie Übersetzung gewünscht, besonders bei Erotikszenen und emotionalen Stellen. (Vorteil, wieviel länger die Übersetzung hinterher ist, ist ziemlich egal, bei bis zu 30% sagt keiner was.) Da erlaube ich mir dann auch mal, so schicke Sätze wie folgenden einfach rauszukürzen:

Ein starres Stück Fleisch ragte aus seiner Lende und schwang bei jedem seiner Schritte hin und her.

Und nein, da wird kein Vergewaltiger beschrieben, das ist die Einleitung zu einer sehr emotionalen Erotikszene. ;D

Abgesehen davon steht meist im Übersetzervertrag, dass der Verlag berechtigt ist, ein gewisses Maß an Änderungen vorzunehmen, ohne sie vom Übersetzer absegnen zu lassen. Gerade Stellen, die also merkwürdig unpassend sind, stehen im Verdacht, hinterher eingefügt worden zu sein. Aus welchem Grund auch immer. Der Übersetzer hat dann lediglich das Recht, zu verlangen, dass man ihn nicht namentlich nennt.
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Djamena am 03. Dezember 2013, 22:22:59
Ich habe nichts gegen die Verwendung von 'ob', ich benutze es selbst, wenn auch nur selten.

Aber es muss passen, und ob eines Sonnenstichs benommen werden geht gar nicht.

@Alana
Der Satz mit dem Stück Fleisch ist ...omg!
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Fianna am 03. Dezember 2013, 22:32:18
Zitat von: Alana am 03. Dezember 2013, 22:05:54
Abgesehen davon steht meist im Übersetzervertrag, dass der Verlag berechtigt ist, ein gewisses Maß an Änderungen vorzunehmen, ohne sie vom Übersetzer absegnen zu lassen. Gerade Stellen, die also merkwürdig unpassend sind, stehen im Verdacht, hinterher eingefügt worden zu sein. Aus welchem Grund auch immer.
Also ist der Deckhengst (Stud), der zu einer Stute wurde, vielleicht nicht das Problem der Übersetzerin - die es zu Beginn ja richtig gemacht hat, sondern eines unaufmerksamen Lektors, der sich denkt: ha, in der Mitte des Buches war der Gaul noch weiblich  ???

Nunja.
Trotzdem, in diesem Fall sind dann wohl sowohl Lektor als auch Übersetzer nicht so die Sahne gewesen, dennn es gibt extrem viele schlecht übersetzte Stellen (das merkt man schon am deutschen, wörtlich ohne dass es einen Sinnzusammenhang im Absatz gibt) und einige Stellen, die total holprig klingen (was der Lektor ja scheinbar ohne Rücksprache hätte glätten dürfen).
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Alana am 03. Dezember 2013, 22:40:46
Ich will auch nicht jede Übersetzung verteidigen. Gar nicht. Im Gegenteil. Ich ärgere mich ja auch drüber, wenn sie durch die Bank Fehler enthalten. Nur war ich früher mehr als pingelig und jetzt, da ich weiß, woher viele Fehler kommen können, bin ich es nicht mehr so extrem.
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Fianna am 03. Dezember 2013, 23:07:39
Mir gings eher darum, den Mechanismus zu verstehen... also hat nach dem Übersetzer ein Lektor das Buch gehabt, dr da evt Fehler reingemacht hat. Und/oder versäumt hat, Formulierungen zu verbessern.
Oder ein Verlag hat einen nicht so dollen Übersetzer beschäftigt (vllt kriegt der auch weniger? ??? ) und sich außerdem ein Lektorat gespart (oder vielleicht sollte nur ein Praktikant drüber lesen?)?

Bei deutschen Büchern kenne ich den Weg vom Manuskript zum Buch ja inzwischen, bei ausländischen war es mir nicht so ganz klar, durch welche Hände das Buch wann geht.
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Alana am 03. Dezember 2013, 23:12:29
Alles ist möglich. Jeder Auftraggeber hat ein anderes Prozedere und investiert unterschiedlich viel, deswegen kann man das so pauschal gar nicht sagen. Idealfall ist für mich: Ich übersetze, dann geht der Lektor drüber, ich bearbeite und dann ist es fertig. Tatsächlich bekommt man eine Übersetzung nach dem Abgeben oft gar nicht mehr zu sehen.
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Linda am 04. Dezember 2013, 01:55:13
Zitat von: Ludovica am 03. Dezember 2013, 14:18:15

Und ganz ehrlich, ich bin ein riesiger Fan der Ortsnamen im Lied von Eis und Feuer. Wisst ihr eigentlich, was der Übersetzer da offensichtlich gemacht hat? Der hat nicht einfach die Sachen übersetzt - der gute Herr hat, meinen Analysen zufolge zumindest, tatsächlich die Etymologie deutschsprachiger Ortsnamen nachgeforscht und auf seine Übersetzung gemünzt! Das muss man erst mal schaffen, ernsthaft!

und das ist das Bittere. Man macht sich als Übersetzer zuweilen einen Kopf, gerade bei Eigennamen, und hinterher würdigt das wieder keiner. Aber klar, es gibt Künstler, und es gibt Möchtegerns und das weite Feld dazwischen.

ZitatWenn ein deutschsprachiger Leser z.B. 'King's Landing' lesen würde, was würde er denken? 'Aha, die Landung des Königs.' Weil Landing halt irgendwie wie Landung aussieht, joah. Macht das Sinn? Nein. Macht es Sinn, wenn man weiß, dass Landing ein Wort für einen Anlegeplatz ist, in englischsprachigen Ortsnamen meist im Zusammenhang mit Flussdeltas auftaucht, und dass entsprechende Orte im Deutschen als 'Mund' von 'Mündung' bezeichnet werden (wie in Dortmund)? Jepp, das macht Sinn.

und genau so habe ich das gerade gedanklich übersetzt, ohne das Original vorher zu kennen. Ich finde das einleuchtend, obwohl es halt doof ist, wenn sich eine verborgenere und eine populäre Bedeutung (Mund = Futterluke*) ins Gehege kommen. Aber der Mund kommt ja auch nicht von ungefähr.

ZitatUnd übrigens, für alle, die sich wegen Rechtschreibfehlern aufregen: es gibt auch bei Übersetzungsvorgängen Arbeitsteilung. Übersetzer rechnen damit, dass es nach einer Übersetzung noch ein Korrektorat gibt.

Das ist das mindeste an Qualitätskontrolle. Bei Lübbe gibt es für jede Übersetzung zB noch ein richtiges Lektorat (und da findet man regelmäßig ausreichend Autorenfehler(!) und Übersetzerfehler. Und danach erst kommt von einem weiteren frischen Augenpaar das Korrektorat.


* (naja, bei Geoffrey passt es ja, da ist nur Ego, Mund und kein Hirn)
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Judith am 04. Dezember 2013, 10:31:06
Worüber ich schon ab und zu in Romanen gestolpert bin (konkret erinnere ich mich da an "Forever" von Judy Blume), das ist die unreflektierte Übersetzung von "tell" zu "erzählen".
Daraus resultieren dann solche schrägen Sätze (an den kann ich mich noch wortwörtlich erinnern):
Zitat"Nein", erzählte ich ihm.
::)


Was die ewige Diskussion Eigennamen im "Song of Ice and Fire" betrifft:
Ich finde, dass die Übersetzung aus mehreren Gründen oft misslungen ist.

1. Sie ist nicht konsequent. Manche Namen sind übersetzt, andere nicht (Stark und Winterfell als prominenteste Beispiel). Da außerdem die Vornamen in der Regel so bleiben, wie sie sind, die Nachnamen übersetzt werden, ensteht da, wo es auf Englisch ein stimmiges Gesamtbild ergibt, im Deutschen eine seltsame Mischung, da es sich großteils nun einmal um englische Vornamen handelt, z.B.: Ser Preston Grünfeld, Leyton Hohenturm, Lord Nestor Rois, Lord Eon Jäger, Lord Tytos Schwarzhain, bei den Ortsnamen Casterlystein, Berg Tarbeck, Elwald
Das Gefühl "das hat ein deutscher Autor geschrieben" stellt sich also schon alleine deshalb nicht ein.

2. Veränderung der Schreibweise, damit es "deutscher" aussieht, ganz egal, ob auch noch eine Bedeutung im Namen liegt, z.B. Peik (was genau sprach gegen Pike?) oder Fossowey (für Fossoway) bzw. unmotivierte andere Schreibung aus Aussprachegründen, wie das vielzitierte Lennister. Zum einen ist es doch egal, wie genau Leser das nun aussprechen (und im Englischen wird es auch nicht mit "e" gesprochen) und zum anderen müsste man dann zig andere Namen auch ändern, damit sie "richtig" ausgesprochen werden - analog zu Lannister-Lennister etwa Arryn-Erryn und bei Jaime gehe ich nun also davon aus, dass man es auf Deutsch als "Jeime" sprechen soll?

weitere seltsame Veränderungen, die es nicht wirklich "deutsch" machen (und das sind ja nur ein paar wenige Beispiele): Andrew - Andru (Andreas wäre doch wohl die logische "Übersetzung"), Alyce - Alyss, Cerwin - Cerwyn, Garse - Gars, Jenny - Jenne, Ryder - Rayder
Lennishort statt Lannisport ist ja jetzt auch nicht unbedingt eine logische Übersetzung

Aber während man über das alles ja diskutieren kann, ist das doch eigentlich gar nicht der Punkt. Das Problem ist doch nicht, dass man die Namen überhaupt übersetzt hat, sondern dass man es mitten in der Serie gemacht hat! Das ist doch der eigentliche Grunde, weshalb "das niemand würdigt". Klar, viele brechen es auf ein knappes "man sollte Namen nicht übersetzen" runter, aber die meisten meinen damit doch eigentlich "man sollte Namen nicht mittendrin auf einmal übersetzen".
Man hat sich tausende von Seiten an zig Namen gewöhnt, bei denen es aufgrund der Vielzahl ohnehin schon nicht einfach ist, sie immer zuordnen zu können, und dann werden viele dieser Namen einfach geändert! Mittendrin!
Das ist meiner Meinung nach ein absolutes Unding!

Und deshalb hinken auch alle Vergleiche mit Herr der Ringe oder anderen Büchern, in denen Namen übersetzt wurden, weil es dort überall von Anfang an so gemacht wurde! Ein wirklicher Vergleich würde sich erst dann ergeben, wenn man beim Herr der Ringe zuerst Frodo Baggins, Rivendell, Shire, Shelob gehabt hätte und das dann mitten im Buch zu Frodo Beutlin, Bruchtal, Auenland, Kankra geändert worden wäre. Und das wäre dann eine gute Übersetzungsarbeit, weil man sich bei der Übersetzung der Namen zweifellos Gedanken über eine stimmige Übersetzung gemacht hat? Das wäre etwas, das dann die Leser begeistert gewürdigt hätten? Wohl kaum.
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Ludovica am 04. Dezember 2013, 11:15:56
 ??? Judith, hast du noch die alte Übersetzung? Weil bei den neuen sind die Namen von Anfang an konsequent übersetzt, ohne Ausnahme.

(und Pike würde ich auf Deutsch zum Beispiel unbedingt als 'Piiieeekeee' aussprechen, das ist also meiner Meinung nach schon richtig, das zu übersetzen  ;D)

(Andru statt Andrew ist übrigens wieder Wirkung - Martin macht das sehr oft, dass er Namen, die eigentlich im Englischen existieren, alternativ schreibt (Eddard stat Edward, Jon statt John, Rickard statt Richard etc.); da bleibt der Übersetzer dem Autor treu)
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Judith am 04. Dezember 2013, 14:54:10
Zitat von: Ludovica am 04. Dezember 2013, 11:15:56
??? Judith, hast du noch die alte Übersetzung? Weil bei den neuen sind die Namen von Anfang an konsequent übersetzt, ohne Ausnahme.
Alle, die die Bücher vor 2010 begonnen haben (und dazu gehöre ich auch), haben 8 deutsche Bände lang andere Namen gelesen als die jetztigen. Da hilft es meiner Meinung nach nicht viel, dass jetzt alle mit den neuen Namen sind. Alle "alten" Leser - und das sind ja nicht wenige - müssen sich mit anderen Namen abfinden, ob sie wollen oder nicht.
Vielleicht können das manche einfach so wegstecken, aber ehrlich gesagt verbinde ich nach über 4000 Seiten einen Namen sehr fix mit einer Figur und auch mit einem Ort. Solche Änderungen bringen mich dann nicht nur massiv durcheinander, sondern machen es mir sogar schwer, darin immer noch dieselben Figuren zu sehen.
(Daher bin ich ja nicht die einzige, die dann auf Englisch umgestiegen ist - aber nicht jeder kann/mag Romane auf Englisch lesen)

Zitat
(und Pike würde ich auf Deutsch zum Beispiel unbedingt als 'Piiieeekeee' aussprechen, das ist also meiner Meinung nach schon richtig, das zu übersetzen  ;D)
Genau das meine ich ja: Die Aussprache wird hier als wichtiger gewertet als die Bedeutung, die darin mitschwingt. Denn bei "Peik" denkt doch niemand mehr an die Pike, oder? Und schon ist ein sprechender Name verschwunden.

Zitat
(Andru statt Andrew ist übrigens wieder Wirkung - Martin macht das sehr oft, dass er Namen, die eigentlich im Englischen existieren, alternativ schreibt (Eddard stat Edward, Jon statt John, Rickard statt Richard etc.); da bleibt der Übersetzer dem Autor treu)
Naja, aber der Typ heißt halt im Original nun mal Andrew. Warum übernimmt man manche englische Namen 1:1, übersetzt andere "richtig" ins Deutsche und verändert manche einfach nur so ein wenig? Das wirkt auf mich äußerst willkürlich.
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Churke am 04. Dezember 2013, 20:30:17
Es gibt auch Wörter, die man nicht übersetzen kann. Zum Beispiel sind sowohl "Neusprech" als auch "Neusprache" für "Newspeak" eher unglücklich. Oder "Miniwahr" für "Minitrue" (Ministerium für Wahrheit). Da haben sich gewiss sehr kluge Leute eine Menge Gedanken gemacht, aber so richtig funktioniert es nicht.
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Coppelia am 04. Dezember 2013, 21:01:27
ZitatWas die Sprache der Zeit betrifft, so habe ich in meinem Übersetzungsunterricht gelernt, dass es zwei Möglichkeiten gibt: (a) man möchte dem Leser die Zeit näher bringen und so den Sprachstil imitieren / beibehalten oder (b) man bringt den Text dem Leser näher. Am Beispiel vieler lateinischer Lektüre ist mir das besonders aufgefallen: es können noch so gute Übersetzungen sein, aber wenn sie nicht auf meine Zeit oder das Wissen, das man bei mir als Leser voraussetzen kann, zugeschnitten sind, geht mir ein Großteil des Sinns verloren. Viele Worte haben über die Epochen hinweg ihre Bedeutung und ihre Benutzung stark verändert und daher ist es in manchen Fällen schlicht besser, zu modernisieren.

Jaja, die gute alte Diskussion.  Allerdings bezieht sich das ja auf Texte, die aus der Epoche stammen, in der sie spielen.

Der Gebrauch veralteter Sprache bei lateinischen Übersetzungen kommt häufig daher, dass die Lexika veraltet sind und für Vokabeln/Konstruktionen vor allem Übersetzungsmöglichkeiten anbieten, die schon nicht mehr dem modernen Sprachgebrauch entsprechen. Dasselbe gilt für Übersetzungs-"Traditionen". Es gibt natürlich lateinische Texte, die offenbar extra altertümliche Sprache verwenden. Andere wiederum sind auf dem sprachlichen Stand ihrer Zeit, sofern wir ihn rekonstruieren können, und es gibt keinen Grund, sie nicht in modernes oder zeitloses Deutsch zu übertragen.

Der Punkt, dass die Übersetzungen auf das Wissen, das der Leser mitbringt, zugeschnitten sein müssen, ist natürlich bei antiken Texten problematisch. Der antike Leser hatte ein anderes Hintergrundwissen als der moderne, und es ist nicht möglich, bei einer einigermaßen textnahen Übersetzung jede Menge Zusatzinformationen einzubauen - dazu muss man dann Fußnoten oder einen Kommentar benutzen.
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Fianna am 19. Januar 2014, 22:11:35
Mir haben sich gerade wieder die Haare aufgestellt bei der Übersetzung eines Reihenbandes (historischer Roman), und es hat mittendrin einen Übersetzerwechsel gegeben.

Da ich hier von euch gelernt habe, wie Übersetzer und Lektorat zusammen arbeiten, habe ich mal die anderen Bücher des Übersetzers angeklickt (und dort die unterst-besternten Rezensionen).
Da das sonst nur bei einem Buch als Kritikpunkt kommt, scheinen das wohl anderweitig entstandene Fehler zu sein.
Ziemlich gruselig.

Ein anderer historischer Roman dieses Übersetzers beklagt zu moderne Ausdrücke oder Sätze wie "Das ist nicht fair!" etc.
Da ich in diesem Thread von der Seite der Übersetzer soviel erfahren habe, hatte ich direkt ein Bild vor Augen, wie der Lektor den armen Übersetzer zermürbt, weil er ihm alles Mögliche in dem Manuskript markiert und anstreicht, um dem Leser die Identifikation zu erleichtern. (Ich finde, man hätte sich denken können, dass das bei historischen Romanen nicht gut ankommt - jedenfalls nicht bei den Mehr-als-zwei-Bücher-pro-Jahr-Lesern.)

Oder der arme Übersetzer hatte einen Vertrag, der ihn gar nicht von solchen Änderungen in Kenntnis setzt, und so lasten alle etwas weiter denkenden Leser, die sich im Verlagsgeschäft nicht auskennen, die Fehler ihm an.

Ich habe mir schon ein oder zweimal gedacht, ich hätte vor einigen Jahren lieber einen entsprechenden Studiengang wählen sollen, mit dem ich als Übersetzer hätte arbeiten können. Aber als ich gerade auf der Amazon-Seite die zwei mutmasslich vom Lektorat verhauenen Bücher in der Referenz-Liste des Übersetzers sah, war ich doch ganz froh, dass ich keine Übersetzerin geworden bin.

~~~~~~~~~

Habt ihr schonmal nachträglich erfahren, was aus einem abgegebenen Übersetzung letzendlich geworden ist, und euch geärgert, dass das in eurer Referenzliste steht?
Titel: Re: "Schlechte" Übersetzungen
Beitrag von: Linda am 20. Januar 2014, 00:59:35
Also, unpassende Modernismen werden vom Lektorat für gewöhnlich nicht eingefügt, sondern eher rausgestrichen. (Hüstel)
Ansonsten gilt: Es liegt nie nur an einer Seite. Und für das Tausendstel, was in einem Text nicht gelingt, werden die restlichen 999 Stellen in gemeinsamer Anstrengung gut gelösten Probleme übersehen.

Man kann einen Text nicht lesersicher machen. Weil es den Leser nicht gibt, sondern jeder Mensch anders tickt und jeder die Welt auf etwas andere Weise wahrnimmt. Man muss sich einfach freimachen von dieser 'es gibt nur einen richteigen Weg, eine Sache zu übersetzen'-Denke. Sprache ist etwas Lebendiges. Wenn man 100% eindeutige Lösungen will, sollte man sich vielleicht eher der Mathematik verschreiben...  ;)

ZitatIch habe mir schon ein oder zweimal gedacht, ich hätte vor einigen Jahren lieber einen entsprechenden Studiengang wählen sollen, mit dem ich als Übersetzer hätte arbeiten können. Aber als ich gerade auf der Amazon-Seite die zwei mutmasslich vom Lektorat verhauenen Bücher in der Referenz-Liste des Übersetzers sah, war ich doch ganz froh, dass ich keine Übersetzerin geworden bin.

du wirst schon wissen, was du beruflich möchtest, aber ich finde diese Logik persönlich etwas gewagt. Denn es kann dir als Autor genauso leicht (vermutlich eher noch schneller) passieren, dass durch die Arbeit Dritter (Lektorat ohne Feingefühl, falscher Titel, falsches Coverbild, falsche Zielgruppeneinschätzung, schlechtes oder irreführendes Marketing ...) oder bloße Zufälle (starker Konkurrenztitel, Themenübersättigung, zu früh/spät am Markt, Rezession und Kaufkraftschwund) ebenfalls mit einem Flop dastehst, für den du als Autor eigentlich nichts kannst, der aber von allen Außenstehenden i.d.R. dir angelastet wird. Das gehört zu den normalen Berufsrisiken dazu.