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Vorteile Agentur vs. Direktkontakt Verlag

Begonnen von Skalde, 17. Juli 2022, 09:06:02

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Skalde

Hallo in die Runde,

ich habe bislang alle meine Bücher bewusst als Selfpublisher veröffentlicht, spiele aber mit dem Gedanken, einen meiner nächsten Romane bei einem Verlag veröffentlichen zu wollen - sofern ich einen interessierten finde ;)

In diesem Zusammenhang stellt sich mir die Frage, wie ich am besten vorgehen sollte. Also konkret die Frage, ob es sinnvoller wäre, wenn ich versuche, bei einer Agentur unterzukommen oder ob ich mein Exposé / Manuskript besser direkt einem Verlag anbieten sollte? Wie sind hier Eure Erfahrungen?

Gibt es hier im Forum Autoren/innen, die für eine Agentur arbeiten? Geht es dabei "nur" um die Vermittlungen zu Verlagen, die Vertragsverhandlungen und all den Papierkram? Oder hat es noch andere Vorteile, die ich vielleicht übersehe?

Und was sind die Erfahrungen derjenigen, die direkt mit Verlagen zusammenarbeiten? Ist das härter oder einfacher?

Und wie sind ganz konkret die Honorare und Prozentzahlen, mit denen man üblicherweise rechnen kann (sofern jemand darüber berichten mag)? Also wie viel Prozent kassiert beispielsweise eine Agentur für ihre Arbeit und wie hoch ist ungefähr das Honorar für einen Fantasyroman durchschnittlicher Länge (sagen wir mal ca. 350 Normseiten)?

Ich habe, was das Verlagswesen betrifft, leider keinerlei Erfahrungen oder Wissen, ob sich der Zeitaufwand gemessen am Verdienst wirklich rechnet ...

Fühle mich derzeit etwas unsicher, was die Vor- und Nachteile dieser Herangehensweise betrifft und welcher Weg wohl für mich der bessere wäre ...  ???

Malinche

Vermittlung und Vertragsverhandlung sind definitiv die großen Vorteile, die ich auch nicht unterschätzen würde. Agenturen kennen die Verlagsprogramme und ihre Ansprechpersonen in den jeweiligen Verlagen, sie wissen also, wo sie Manuskripte zielgerichtet anbieten können, weil Verlag X gerade hinter den Kulissen Programmschiene Y aufbaut und dafür Genre Z sucht. Je nachdem, wie die Zusammenarbeit abläuft (das ist auch eine individuelle Sache), kann eine Agentur somit auch schon ein großer Vorteil bei der Manuskriptentwicklung selbst sein.

Entsprechend prüfen Publikumsverlage auch bevorzugt Agenturmaterial und die Chancen, es mit einem im Alleingang und unaufgefordert eingereichten Manuskript zu schaffen, ist demgegenüber leider verdammt klein.

Dazu kommt das vertragsrechtliche Know-how, da sind Agenturen oft besser im Bilde, was branchenüblich, was vielleicht bedenklich, was verhandelbar ist, und haben potenziell auch eher die Möglichkeit, bessere Konditionen rauszuhandeln, weil eben Kontakte und Branchenkenntnis vorhanden sind. (Das heißt nicht, dass man nicht auch als Autor*in ggf. super verhandeln kann, aber es ist eben schwieriger und auch wenn man handwerklich top ist, heißt das ja nicht, dass man die Strukturen der Verlagsbranche perfekt kennt und einschätzen kann.) Und dann gibt es eben Aspekte wie die Vermittlung von Übersetzungen oder Hörbuchlizenzen.

Agenturen können auch unterstützen, wenn es nach der Vermittlung in irgendeiner Form Schwierigkeiten mit dem Verlag gibt. Auch da wird man natürlich versuchen, erst einmal selbst das Gespräch zu suchen und Probleme zu klären, aber es kann sehr hilfreich sein, da Rückendeckung durch die Agentur zu haben.

Üblich sind meines Wissens 15-20% Agenturprovision (meine nimmt 20%) bei erfolgreicher Vermittlung.

Falls du mit einem Kleinverlag zusammenarbeiten wollen würdest, sieht es natürlich wieder anders aus, da braucht es keine Agentur.
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Andersleser

#2
Ich spreche zwar nicht aus meiner Erfahrung raus, aber ich habe mal eine Videoreihe von einer Autorin und Lektorin gesehen, die eben auch im Verlag gearbeitet hatte. Nach den Videos finde ich eine Agentur ziemlich sinnvoll weil:

Verlage haben eine bestimmte Anzahl an "Slots" pro Genre sozusagen. Jedenfalls geht es da natürlich auch immer um den Mix, dass alles was die so haben irgendwo auch vertreten ist. Und dann gibt es auch nur eine Gewisse Anzahl Neuerscheinungen und nicht unendlich viele gleichzeitig. Und wenn die gerade nur Platz für 3 Liebesromane, 3 Krimis und 2 Fantasy Bücher haben ist es entsprechend schwer unterzukommen, selbst wenn das Manuskript super ist. Entsprechend schwerer wird es, wenn die zum Beispiel nur noch einen (sehr spezifischen) Fantasyroman suchen. Weil sie gerade im Moment vielleicht einen suchen, der mit Vampiren, oder eher Dark Academia oder was auch immer zu tun hat. Dann passt vielleicht das High Fantasy Manuskript eigentlich in deren Konzept aber ist eben nicht das, was sie aktuell brauchen und wird dadurch auch mal abgelehnt. Verlage wenden sich auch selbstständig an eine Agentur und fragen "Habt ihr gerade was im Bereich XY", gerade wenn sie was speziell suchen - jedenfalls laut eben jener Lektorin. Soweit wie ich das aus den Videos mitgenommen habe, ist schon etwas her, macht aber wirklich Sinn. Zwar will die Agentur ihren Satz haben (wie @Malinche sagt, auch meines Wissens 15-20%), es kann sich aber gerade dadurch lohnen, dass die zum einen natürlich für dich auch unter Umständen besser verhandeln können (die wollen ja auch ihr Geld verdienen und da kommt es ja darauf an was du verdienst)und eben auch durch das Vernetzt sein mit den Verlagen. Ich denke schon dass es die Chancen irgendwo steigert, oder steigern kann. Auch wenn man das natürlich auch ohne Agentur hinbekommen kann. Für mich wirkt es ohne Agentur aber als der schwierigere weg. 

Wie gesagt, ich habe da keine Erfahrung - das ist einfach mein Eindruck.

Maja

Für mich ist die Agentur ein wertvoller Partner, den ich nicht missen möchte. Und das nicht nur, weil meine Agentin es geschafft hat, mich bei meinem absoluten Traumverlag unterzubringen, sondern vor allem, weil eben nicht alles am Veröffentlichen ein Traum ist.

Das geht schon bei den Vertragsverhandlungen los. Die Konditionen, die man von den Verlagen angeboten bekommt, sind oft erstmal nicht toll, weder, was den Vorschuss betrifft, noch bei den Prozentsätzen für die Tantiemen. Meine Agentin hat bisher bei jedem Vertrag, den sie mir ausgehandelt hat, die Vorschüsse um 15-20% hochdrücken können und auch an den Tantiemensätzen nochmal anständig drehen (bessere Prozente sind oft noch wichtiger als ein besserer Vorschuss). Sie wird zuverlässig die Konkurrenzabredeklauseln los, die Verlage einem immer wieder unterjubeln wollen (Verpflichtung, kein Buch aus dem gleichen Genre in einem anderen Verlag zu veröffentlichen), und auch sonst hat sie mir schon einige echt nachteilige Klauseln gestrichen - oder mir den Rücken gestärkt, einen Vertrag nicht zu unterschreiben, bei dem ich sonst zu viele Kröten hätte schlucken müssen.

Auch nach Vertragsabschluss braucht man seine Agentur immer wieder, Verlage erinnern sich nämlich nicht immer gern an all ihre Zusagen. Sprich, es werden Veröffentlichungstermine verschoben; Bücher, die im Hardcover erscheinen sollten, werden plötzlich nur noch als Taschenbuch geplant oder Druckausgaben durch reine Ebook ersetzt, und einmal musste meine Agentin Stein und Bein in Bewegung setzen, damit ein Buch von mir überhaupt ein Lektorat bekam, obwohl das vorher selbstverständlich zugesichert war. Natürlich kann man versuchen, all das auch ohne Agentur durchzuboxen, wenn man echtes Verhandlungsgeschick und Haare auf den Zähnen hat, aber auf mich trifft das nicht zu, und ohne meine Agentin hätte ich das Veröffentlichen längst hingeschmissen und nur noch für die Schublade geschrieben, weil ich das Gefühl hatte, auf dem Buchmarkt nur noch unter die Räder zu kommen.

Auch wenn man als Autor:in selbst Probleme macht, kann die Agentur helfen. Bei mir war es vor zwei Jahren so, dass ich an einer schweren Depression erkrankt bin und wusste, dass ich den Abgabetermin für den dritten Band meiner Trilogie nicht halten kann, der Erscheinungstermin musste deswegen verschoben werden, und ich war selbst in keiner Verfassung, auch nur zu kommunizieren. Meine Agentin ist in die Bresche gesprungen, hat das ganze mit dem Verlag geklärt, und auch wenn die natürlich nicht begeistert waren, dass ich langfristige Pläne über den Haufen werfe, war mir niemand böse, und alles ist ins Lot gekommen - ich habe ein ganzes Jahr zum Arbeiten draufbekommen, was ich auch wirklich gebraucht habe, und am Ende ist ein gutes Buch draus geworden.

Ansonsten kann ich mich allem, was @Malinche geschrieben hat, nur anschließen.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Skalde

#4
Als allererstes ganz lieben Dank für die bisherigen Antworten, die mir schon sehr bei der Findung des richtigen Wegs (für mich) geholfen haben!

Wirklich tolles Forum und vor allem tolle Mitglieder, die einem so ehrlich und direkt helfen :D

Zitat von: Malinche am 17. Juli 2022, 18:57:32Dazu kommt das vertragsrechtliche Know-how, da sind Agenturen oft besser im Bilde, was branchenüblich, was vielleicht bedenklich, was verhandelbar ist, und haben potenziell auch eher die Möglichkeit, bessere Konditionen rauszuhandeln, weil eben Kontakte und Branchenkenntnis vorhanden sind. (Das heißt nicht, dass man nicht auch als Autor*in ggf. super verhandeln kann, aber es ist eben schwieriger und auch wenn man handwerklich top ist, heißt das ja nicht, dass man die Strukturen der Verlagsbranche perfekt kennt und einschätzen kann.)

Das habe ich schon vermutet, aber ist sehr hilfreich einfach auch noch einmal als Bestätigung von jemanden zu hören. Zumal ich definitiv (leider) nicht zu den Autoren gehöre, die besonders gut in Bereichen Vermarktung oder theoretisch auch im Aushandeln der besten Vertragskonditionen wäre.

Zitat von: Malinche am 17. Juli 2022, 18:57:32Üblich sind meines Wissens 15-20% Agenturprovision (meine nimmt 20%) bei erfolgreicher Vermittlung.

Super hilfreich, kannte da vorher gar keine Zahlen. Das ist als Anhaltspunkt total wichtig für mich, damit ich weiß, was mich theoretisch erwarten würde.

Zitat von: Andersleser am 18. Juli 2022, 07:39:59für dich auch unter Umständen besser verhandeln können (die wollen ja auch ihr Geld verdienen und da kommt es ja darauf an was du verdienst)und eben auch durch das Vernetzt sein mit den Verlagen. Ich denke schon dass es die Chancen irgendwo steigert, oder steigern kann.

Ja, wie Du schon sagst, gerade das Thema Vernetzung mit Verlagen ist wahrscheinlich ein sehr wichtiger Faktor, der extrem bedeutend ist. Gerade bei großen Verlagen ist es vermutlich sehr schwierig als unbekannter Autor ein Buch unterzubekommen. Da stelle ich mir vor, ist so etwas sehr vorteilhaft.

Zitat von: Maja am 18. Juli 2022, 15:26:10Das geht schon bei den Vertragsverhandlungen los. Die Konditionen, die man von den Verlagen angeboten bekommt, sind oft erstmal nicht toll, weder, was den Vorschuss betrifft, noch bei den Prozentsätzen für die Tantiemen. Meine Agentin hat bisher bei jedem Vertrag, den sie mir ausgehandelt hat, die Vorschüsse um 15-20% hochdrücken können und auch an den Tantiemensätzen nochmal anständig drehen (bessere Prozente sind oft noch wichtiger als ein besserer Vorschuss). Sie wird zuverlässig die Konkurrenzabredeklauseln los, die Verlage einem immer wieder unterjubeln wollen (Verpflichtung, kein Buch aus dem gleichen Genre in einem anderen Verlag zu veröffentlichen), und auch sonst hat sie mir schon einige echt nachteilige Klauseln gestrichen - oder mir den Rücken gestärkt, einen Vertrag nicht zu unterschreiben, bei dem ich sonst zu viele Kröten hätte schlucken müssen.

LOL - allein in diesem Absatz sind so viele neue Informationen, die ich allesamt bei theoretischen direkten Vertragsverhandlungen mit einem Verlag nicht gewusst hätte. Kann nur zu gut verstehen, dass Du daher sagst, wie wertvoll Deine Agentur für Dich ist.

Zitat von: Maja am 18. Juli 2022, 15:26:10Auch wenn man als Autor:in selbst Probleme macht, kann die Agentur helfen. Bei mir war es vor zwei Jahren so, dass ich an einer schweren Depression erkrankt bin und wusste, dass ich den Abgabetermin für den dritten Band meiner Trilogie nicht halten kann, der Erscheinungstermin musste deswegen verschoben werden, und ich war selbst in keiner Verfassung, auch nur zu kommunizieren. Meine Agentin ist in die Bresche gesprungen, hat das ganze mit dem Verlag geklärt, und auch wenn die natürlich nicht begeistert waren, dass ich langfristige Pläne über den Haufen werfe, war mir niemand böse, und alles ist ins Lot gekommen - ich habe ein ganzes Jahr zum Arbeiten draufbekommen, was ich auch wirklich gebraucht habe, und am Ende ist ein gutes Buch draus geworden.

Ich hoffe sehr, dass Du gut aus dieser schweren Phase in Deinem Leben wieder hervorgekommen bist und derzeit nicht damit zu kämpfen hast. Weiß durch einen Verwandten in meiner Familie, wie schwer Depressionen sein können und den Betroffenen entsprechend lähmen. Kann mir vorstellen, dass in einer solchen Zeit das Schreiben unmöglich ist (wie wahrscheinlich auch die meisten anderen Berufe).

Umso toller, wenn man dann jemand wie die von Dir erwähnte Agentin im Hintergrund hat, die einem den Rücken freihält, gerade wenn das Meer mal etwas stürmischer wird. Dies ist definitiv noch ein extrem starkes Pro-Argument für eine Agentur.

Nach all Euren Beiträgen tendiere ich doch stark dazu, es wenn zuerst über eine Agentur zu versuchen - unabhängig davon, dass ich momentan nicht wirklich meine Erfolgschancen dabei einschätzen kann. Aber das werde ich dann ja sehen.

Ein, zwei Fragen stellen sich mir aber doch bezüglich Agenturen.

Was passiert, wenn man ein Vielschreiber ist und eine Agentur ein Buch einmal nicht bei einem Verlag unterbringen kann? Darf man das dann theoretisch auch als SP herausbringen und wie sieht das dann mit den Gewinnen aus? Bekommt die Agentur davon etwas ab?

Und wie lange binden einen in der Regel Agenturverträge? Für alle Zeiten? Für eine bestimmte Anzahl von Büchern? Für einen vertraglich vereinbarten Zeitraum?

Ich frage auch deshalb, weil es mit Sicherheit einige Autoren gibt, die mittlerweile so bekannt und erfolgreich sind, dass sie vermutlich besser damit fahren, wenn sie ihre Bücher als SP veröffentlichen. Die Top-Liga der SP verdient zweifelsohne sechsstellig im Jahr, das kann (oder will) doch kein Verlag zahlen? Oder täusche ich mich da?

Ist vielleichte eine dumme Frage, aber kann man als Fantasyautor mit Familie davon (über-)leben, wenn man über eine Agentur vielleicht ein, zwei Bücher im Jahr bei einem renommierten Verlag herausbringt?

Ich möchte nicht, dass mir irgendwer hier konkrete Zahlen nennt, wie viel er/sie im Jahr verdient, schließlich geht mich das auch gar nichts an. Mir geht es nur darum, ob so etwas theoretisch möglich ist? Oder ob es aus einer rein wirtschaftlichen Betrachtungsweise klüger ist als SP zu arbeiten ...  ???





Maja

#5
Zitat von: Skalde am 18. Juli 2022, 16:36:45Was passiert, wenn man ein Vielschreiber ist und eine Agentur ein Buch einmal nicht bei einem Verlag unterbringen kann? Darf man das dann theoretisch auch als SP herausbringen und wie sieht das dann mit den Gewinnen aus? Bekommt die Agentur davon etwas ab?
Wenn die Agentur ein Buch auch mit zahlreichen Versuchen nicht vermittelt bekommt, kannst mit deinen Agenten darüber sprechen, dass du das Buch in Eigenregie herausbringen möchtest. Die Option solltest du schon bei Vertragsabschluss ansprechen, damit ihr von Anfang an auf Augenhöhe mit der Thematik umgehen könnt. Hybridautoren, die sowohl in Verlagen als auch in Eigenregie veröffentlichen, sind gar nicht so selten, aber die Agentur muss dabei mit im Boot sein.

Wenn die Agentur mit einem Buch arbeitet, solltest du ihnen auf jeden Fall Zeit dafür geben. Verlage lassen sich mit der Prüfung von Manuskripten gerne Zeit (mein Rekord sind anderthalb Jahre, die ich mal auf Reaktion gewartet habe, und dann kam eine Absage raus), und diese Zeit solltest du der Agentur auch geben, damit sie auch eine Möglichkeit hat, für ihre Arbeit bezahlt zu werden. Wenn die Agentur selbst keine Chancen für ein Buch mehr sieht, wirst du es sicherlich selbstveröffentlichen können. Die Agentur bekommt ihre Provision nur für das, was dir ein Verlag für dein Buch bezahlt. Wenn sich ein Buch nicht vermitteln lässt, bleibt die Agentur auf ihrer Arbeit sitzen.

Was hingegen gar nicht gern gesehen wird, ist, wenn die Agentur ein Vertragsangebot mit guten Konditionen für dich rausgeboxt hast und du dann entscheidest, das Buch doch lieber im Selfpublishing herausgeben zu wollen - aber selbst in dem Fall schuldest du der Agentur dann keine Provision, weil deine Einkünfte mit diesem Titel nicht auf Vermittlung der Agentur basieren. Dein Vertragsverhältnis mit der Agentur wird nach so einem Stunt aber wahrscheinlich vorbei sein.

Zitat von: Skalde am 18. Juli 2022, 16:36:45Und wie lange binden einen in der Regel Agenturverträge? Für alle Zeiten? Für eine bestimmte Anzahl von Büchern? Für einen vertraglich vereinbarten Zeitraum?
Es gibt im Wesentlichen zwei Arten von Agenturverträgen: Werksverträge, die für jedes Buch einzeln geschlossen werden, und Generalvertretungen, die das Gesamtwerk abdecken. Ich habe mit meiner Agentur damals (2008) erst einen Werksvertrag abgeschlossen und den dann nach einem guten Jahr auf eine Generalvertretung ausgeweitet. Es gibt Agenturen, die grundsätzlich nur mit Generalvertretungen arbeiten, und andere, die machen immer Werksverträge.

Auch bei einer Generalvertretung kann es sein, dass dein:e Agent:in einen Titel nicht für vielversprechend genug hält, um damit arbeiten zu wollen, er nicht ins Portfolio passt, etc., und du direkt selbst mit dem Titel arbeiten kannst, aber grundsätzlich solltest du alles, was du schreibst, einmal deiner Agentur vorlegen. Das passiert oft zu einem Zeitpunkt, wo das Manuskript noch nicht fertig ist, teilweise schon auf Basis eines Exposées - dann ist es an den Autor:innen zu entscheiden, ob sie das Buch überhaupt schreiben wollen.

Ich mache das andersherum, ich schreibe ein Buch tendenziell fertig und schicke es dann an meine Agentin, damit die schauen kann, ob sie damit arbeiten möchte, aber ich schreibe auch oft viele Jahre on/off an einem Buch und mag es nicht anbieten, bevor es fertig ist, weil ich nicht garantieren kann, dass es überhaupt oder in der Frist fertig wird. Ich habe zwar mehrere Bücher auf Basis von Exposée und Leseprobe verkauft, aber das Auf-Kommando-Fertigschreiben war eine solche Tortur, dass ich jetzt lieber für die Schublade schreibe, als mich solchem Druck auszusetzen. Mir ist in fast vierzehn Jahren mit der Agentur nur zweinmal passiert, dass sie von einer meiner Ideen nicht überzeugt waren, ansonsten kann ich schreiben, was ich will, und meine Agentin gibt ihr Bestes, dafür einen Verlag zu finden.

Die Vertragslaufzeit ist üblicherweise offen, aber es gibt Kündigungsfristen, nach denen die Autor:innen das Vertragsverhältnis beenden können (meistens ein Jahr). Es kann viele Gründe geben, warum man aus einem Agenturvertrag rauskommen möchte - anzunehmenderweise, weil es nicht so läuft, wie es laufen sollte. Das können Kommunikationsprobleme sein, das Gefühl, dass man nicht miteinander warm wird, oder auch richtiger Mist, den die Agentur gebaut hat, zum Beispiel, dass sie die Gelder vom Verlag nicht an die Autoren weitergeleitet hat. Umgekehrt kenne ich nur einen Fall, in dem eine Autorin von ihrer Agentur an die Luft gesetzt wurde, weil die Agentur meinte, dass sie sich nicht verkauft, und das war niemand aus dem Tintenzirkel.

Im Fall von unterschlagenen Zahlungen und anderen schwerwiegenden Vergehen seitens der Agentur kann man natürlich den Vertrag fristlos kündigen. Wenn nur die Vermittlungsversuche ins Leere laufen, rate ich, der Agentur mehr Zeit zu geben und/oder es mit anderen Manuskripten zu versuchen. Bei mir hat es nach Vertragsabschluss mit der Agentur vier Jahre gedauert, bis sie ein Buch von mir vermitteln konnten, wir hatten eine Menge Pech mit den Verlagen, und ich war Debütant mit eher sperrigen Titeln, da kam vieles zusammen. Ich habe nicht aufgehört, an die Agentur zu glauben, und sie derweil an mich, und heute bin ich zwar weit von Bestsellern entfernt, aber ich stehe mit meinen Verlagen ganz gut da und bin froh, bei der Agentur geblieben zu sein.

Zitat von: Skalde am 18. Juli 2022, 16:36:45ch frage auch deshalb, weil es mit Sicherheit einige Autoren gibt, die mittlerweile so bekannt und erfolgreich sind, dass sie vermutlich besser damit fahren, wenn sie ihre Bücher als SP veröffentlichen. Die Top-Liga der SP verdient zweifelsohne sechsstellig im Jahr, das kann (oder will) doch kein Verlag zahlen? Oder täusche ich mich da?
Im Selfpublishing kannst du mehr Geld machen, hast aber natürlich auch dein Risiko selbst zu tragen. Ich verdiene am unteren Ende der Verlagsautoren einen mittleren vierstelligen Betrag pro Titel - wenn der dann seinen Vorschuss eingespielt hat, kann das auch mehr werden, aber reich werde ich in diesem Leben mit der Schreiberei nicht mehr. Ich kenne Leute, die fünfstellige Vorschüsse bekommen, und wenn ein Buch auf den Bestsellerlisten landet, ist natürlich Ende offen. Meine Agentur hat eine Autorin, die mehrere Wochen lang ganz oben auf der Spiegel-Bestsellerliste mitgespielt hat, jetzt in die sechste Auflage geht - die wird da sicher entsprechend dran verdient haben, aber sowas ist eben selten und lässt sich nicht beschreien. Das hängt auch vom Genre ab. Dieser Bestseller ist Dark Academia, im High Fantasy-Bereich kenne ich niemanden, der da auch nur ansatzweise mitstinken kann.

Zitat von: Skalde am 18. Juli 2022, 16:36:45Ist vielleichte eine dumme Frage, aber kann man als Fantasyautor mit Familie davon (über-)leben, wenn man über eine Agentur vielleicht ein, zwei Bücher im Jahr bei einem renommierten Verlag herausbringt?
Ich kann natürlich nur für mich selbst sprechen, aber ich kann das nicht. Auch renommierte Verlage (und ich bin sicher bei einem der renommiertesten) zahlen nicht unbedingt gut. Ich verdiene genug, um mich selbst krankenzuversichern, aber die Raten für das Haus laufen komplett aus dem Einkommen meines Mannes, der zum Glück genug verdient, dass wir auch mit meinem bescheidenen Einkommen über die Runden kommen.

Die meisten freiberuflichen Autor:innen, die ich persönlich kenne, leben nicht vom Romanschreiben selbst, sondern von Lektoraten, Texterarbeiten, Übersetzungen und anderen schreibnahen Tätigkeiten. Wenn du in der Lage bist, vom Selfpublishing bequem zu leben, fährst du damit wahrscheinlich besser. Wenn dich konkrete Zahlen interessieren, haben in diesem internen Thread einige von uns die Zahlen auf den Tisch gelegt, dann hast du etwas zum Vergleichen: Wie viel verdient ein Verlagsautor? Wie viel ein Selfpublisher?


Ich hoffe, ich konnte dir damit weiterhelfen!
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Skalde

Zitat von: Maja am 18. Juli 2022, 17:36:35Hybridautoren, die sowohl in Verlagen als auch in Eigenregie veröffentlichen, sind gar nicht so selten, aber die Agentur muss dabei mit im Boot sein.

Das ist eine sehr interessante Möglichkeit, dass so etwas generell möglich ist. Gut zu wissen! Wenn, würde ich so etwas, wie Du schon sagst, auf jeden Fall von Anfang an offen und klar kommunizieren ...

Zitat von: Maja am 18. Juli 2022, 17:36:35Wenn die Agentur mit einem Buch arbeitet, solltest du ihnen auf jeden Fall Zeit dafür geben. Verlage lassen sich mit der Prüfung von Manuskripten gerne Zeit (mein Rekord sind anderthalb Jahre, die ich mal auf Reaktion gewartet habe, und dann kam eine Absage raus), und diese Zeit solltest du der Agentur auch geben, damit sie auch eine Möglichkeit hat, für ihre Arbeit bezahlt zu werden. Wenn die Agentur selbst keine Chancen für ein Buch mehr sieht, wirst du es sicherlich selbstveröffentlichen können.

Ja, auch das fände ich selbstverständlich. Wenn man mit einer Agentur vertrauensvoll zusammenarbeitet (was natürlich das Ziel wäre), wäre genauso selbstredend, dass man ihnen genügend Zeit lässt, um ein Buch zu vermitteln. Und wenn sich theoretisch Verlage dann sehr viel Zeit lassen, liegt das ja erst einmal nicht an der Agentur.

Zitat von: Maja am 18. Juli 2022, 17:36:35Was hingegen gar nicht gern gesehen wird, ist, wenn die Agentur ein Vertragsangebot mit guten Konditionen für dich rausgeboxt hast und du dann entscheidest, das Buch doch lieber im Selfpublishing herausgeben zu wollen - aber selbst in dem Fall schuldest du der Agentur dann keine Provision, weil deine Einkünfte mit diesem Titel nicht auf Vermittlung der Agentur basieren. Dein Vertragsverhältnis mit der Agentur wird nach so einem Stunt aber wahrscheinlich vorbei sein.

Genauso nachvollziehbar - zumal dies in meinen Augen ein unlauteres, nicht besonders ehrenvolles Verhalten der Agentur gegenüber wäre. Eine Zusammenarbeit sollte fraglos immer auf Augenhöhe und mit Anstand erfolgen, ansonsten wäre es wohl von vornherein mittelfristig zum Scheitern verurteilt.

Zitat von: Maja am 18. Juli 2022, 17:36:35Es gibt im Wesentlichen zwei Arten von Agenturverträgen: Werksverträge, die für jedes Buch einzeln geschlossen werden, und Generalvertretungen, die das Gesamtwerk abdecken. Ich habe mit meiner Agentur damals (2008) erst einen Werksvertrag abgeschlossen und den dann nach einem guten Jahr auf eine Generalvertretung ausgeweitet. Es gibt Agenturen, die grundsätzlich nur mit Generalvertretungen arbeiten, und andere, die machen immer Werksverträge.

Wieder eine weitere Info von Dir, die so für mich im Detail neu und sehr hilfreich war. Auch die folgenden Erläuterungen dazu. Mal abgesehen von schwerwiegenden Verhalten der Agentur, also so etwas wie unterschlagende Zahlungen, würde ich sicherlich erst einmal eine langfristige Zusammenarbeit anstreben. Generell wäre dann natürlich eine Generalvertretung interessanter, aber gut, wenn eine Agentur ausschließlich mit Werksverträgen arbeitet, funktioniert das letztlich auch.

Hauptsache das Vertrauensverhältnis und die Chemie stimmt - insofern kann ich auch gut nachvollziehen, dass Du lange zu Deiner Agentur gehalten und das Vertrauen nicht verloren hast. Generell gehöre ich wahrscheinlich auch eher zu den Autoren, die zuerst ein Buch fertigschreiben würden und es dann der Agentur mehr oder weniger fertig vorlegen würde. Hat seine Vorteile, aber natürlich auch Nachteile. Wobei ich auch nicht ausschließen würde, eventuell ein Projekt vorher mit einem Agent/in zu besprechen, auch wenn das für mich Neuland wäre  ;)

Zitat von: Maja am 18. Juli 2022, 17:36:35Ich verdiene am unteren Ende der Verlagsautoren einen mittleren vierstelligen Betrag pro Titel - wenn der dann seinen Vorschuss eingespielt hat, kann das auch mehr werden, aber reich werde ich in diesem Leben mit der Schreiberei nicht mehr. Ich kenne Leute, die fünfstellige Vorschüsse bekommen, und wenn ein Buch auf den Bestsellerlisten landet, ist natürlich Ende offen. Meine Agentur hat eine Autorin, die mehrere Wochen lang ganz oben auf der Spiegel-Bestsellerliste mitgespielt hat, jetzt in die sechste Auflage geht - die wird da sicher entsprechend dran verdient haben, aber sowas ist eben selten und lässt sich nicht beschreien. Das hängt auch vom Genre ab. Dieser Bestseller ist Dark Academia, im High Fantasy-Bereich kenne ich niemanden, der da auch nur ansatzweise mitstinken kann.

Hab' vielen Dank für Deine offene und ehrliche Antwort diesbezüglich. Wie Du schon sagst, lassen sich Bestseller und Erfolg natürlich niemals wirklich planen, aber solch eine Rückmeldung hilft mir sehr, den wirtschaftlichen Faktor bei einer theoretischen Anstellung in einem Verlag (über eine Agentur) besser und realistisch einzuschätzen.

Bei mir ist es leider mit dem Verdienst noch sehr wankend. Ich hatte Zeiten, in denen ich sehr gut vom SP leben konnte und dann wieder Zeiten, wo der Verdienst nicht allein ausreichte. Sehr schwer, dies zuverlässig abzuschätzen und darauf aufzubauen (so wurde ein Kreditantrag damals beispielsweise abgelehnt, weil mein Einkommen als zu unregelmäßig eingestuft wurde ...).

Den von Dir genannten Thread werde ich noch ausführlich studieren, das wird mir bestimmt auch noch einmal sehr weiterhelfen.

Zitat von: Maja am 18. Juli 2022, 17:36:35Ich hoffe, ich konnte dir damit weiterhelfen!

Du glaubst gar nicht wie sehr! Hab' ganz, ganz lieben Dank :vibes: Ich befinde mich derzeit in meinem Autorenleben in einem Entscheidungsprozess und solche Infos helfen mir extrem, Gefühl und Verstand gegeneinander oder auch miteinander abzuwägen und unter einen Hut zu bekommen :D







Alana

#7
Das meiste hat Maja schon gesagt, deswegen nur noch kurze Ergänzungen von mir:

Sechsstellige Verdienste als Autor*in dürften die große Ausnahme sein, egal ob SP oder Verlag. Falls du dich auf die Facebook-Gruppe 20booksto50K beziehst, dazu folgende Anmerkungen:

- es sind sehr wenige, die da sechsstellige Verdienste posten, verglichen damit, wie viele Mitglieder die Gruppe hat.
- die entsprechenden Autoren veröffentlichen auf dem englischsprachigen Markt, wo ganz andere Umsätze möglich sind.
- diese Autoren investieren einen nicht unerheblichen Teil ihres Umsatzes in Facebook-Werbung. Teilweise 30 bis 50 %.
= ein sechsstelliger Umsatz sagt nichts über den tatsächlichen Gewinn.

Natürlich sind das trotzdem tolle Erfolge, die ich nicht abwerten will, im Gegenteil. Es dient lediglich als Realitätscheck. :)

Ich habe bisher nur im Verlag veröffentlicht und habe mit fast jedem Buch fünfstellig verdient. Teilweise sogar mit den Kleinverlagsbüchern, was allerdings eine große Ausnahme ist. Das muss man als Selfpublisher erst mal schaffen, spekulieren kann man darauf nicht. Es gibt viele SPler, die sehr gut davon leben können, aber das gibt es auch bei den Verlagsautoren. Der Vorteil als Verlagsautor ist, dass du vorher weißt, ob es sich finanziell lohnt, das Buch zu schreiben. Dafür hat man andere Nachteile.

Allerdings gebe ich dir recht: wer super erfolgreich im SP ist, braucht eigentlich keinen Verlag, außer sie*er möchte einen Teil der Arbeit abgeben. Das sollte jede*r Autor*in individuell entscheiden. Beides sind gute Möglichkeiten und es gibt kein richtig oder falsch.

Anhaltspunkte zum Vorschuss in Fantasy, soweit ich es von Kollegen weiß:

3 bis 5K Euro im Durchschnitt, manchmal fünfstellig, auch je nach Subgenre. Ganz selten gibt es auch mal 30K, aber das ist wie ein Lotto-Gewinn. Vorteile hat man, wenn man ein großes Following auf irgendeiner Plattform hat oder bereits sehr erfolgreich veröffentlicht hat. Wenn du also eine große Leserschaft aus dem SP mitbringst, kannst du auf bessere Angebote hoffen.

Ein halbes Jahr auf der Spiegelbestsellerliste bringt hohe fünfstellige Beträge, manchmal sechsstellig, habe ich mir sagen lassen. :)

Hoffe, das hilft. Viel Erfolg!
Alhambrana

Kat

Ich habe selbst noch nie mit einer Agentur zusammengearbeitet, deshalb kann ich nicht viel zum Thema beitragen. Allerdings gibt es einen Punkt, zu dem ich mich kurz äußern möchte, eben als Kleinverlagsautorin ohne Agentur im Rücken:

Zitat von: Maja am 18. Juli 2022, 15:26:10Sie wird zuverlässig die Konkurrenzabredeklauseln los, die Verlage einem immer wieder unterjubeln wollen (Verpflichtung, kein Buch aus dem gleichen Genre in einem anderen Verlag zu veröffentlichen)
Genau so eine Konkurrenzabredeklausel hatte ich in der ersten Version meines Vertrags auch. Wohlgemerkt, bei einem Kleinverlag. Wenn ich nicht im Vorfeld extrem viel zu Verlags- und Normverträgen recherchiert hätte, dann hätte ich diese Klausel wohl blindlings unterschrieben und meine weitere "Karriere" damit effektiv in den Sand gesetzt.

Auf meine Nachfragen hin hat der Verlag die Klausel wenigstens insoweit geändert, dass sie sich nur noch explizit auf Fortsetzungen und Spin-Offs zum Roman bezieht. Bei meinen anderen Rückfragen ist mir der Verlag dagegen nicht einen Millimeter weit entgegengekommen, beispielsweise wollten sie die Printrechte für die komplette Vertragslaufzeit, obwohl der Verlag selbst keine Printbücher macht und selbst mein Kompromissvorschlag, die Printrechte nach ein oder zwei Jahren zurückzubekommen, wurde rigoros abgeschmettert.

Ich sage nicht, dass es mit einer Agentur im Rücken auf jeden Fall besser für mich gelaufen wäre, denn dazu habe ich zu wenig Ahnung von Agenturen und Verhandlungen. Aber ich bin mir sicher, dass eine Agentur ordentlich verhandelt hätte und sich nicht, wie ich, nach wenigen E-Mails zurückgezogen hätte, nur um den Verlag bloß nicht zu verärgern.

Also ja, mein Bauchgefühl sagt durchaus, dass eine Agentur für Autor*innen sinnvoll ist, selbst dann, wenn für diese Autor*innen auch eine Veröffentlichung im Kleinverlag denkbar wäre. Ob Agenturen überhaupt an Kleinverlage vermitteln wollen, ist nochmal eine ganz andere Frage (ich tippe hier auf "ungern", alleine schon, weil nur die wenigsten Kleinverlage Vorschüsse zahlen). Aber wenn man nicht gerade den Wunschverlag hat, bei dem man auf jeden Fall unterkommen möchte, ist die Agenturssuche wohl sinnvoller als der Direktkontakt zu Verlagen.

Skalde

Zitat von: Alana am 18. Juli 2022, 20:33:24Sechsstellige Verdienste als Autor*in dürften die große Ausnahme sein, egal ob SP oder Verlag. Falls du dich auf die Facebook-Gruppe 20booksto50K beziehst, dazu folgende Anmerkungen:

Ja, natürlich werden das eher die Ausnahmen sein, das glaube ich auch. Diese Facebook-Gruppe kenne ich gar nicht (werde sie mir mal ansehen, bin neugierig :D ). Ich beziehe mich einfach auf die Top SP-Autoren, die regelmäßig auf Amazon die TOP-100 Listen dominieren. Da gibt es durchaus verschiedene Namen, abhängig von den Genres, die da immer wieder auf den vorderen Plätzen zu finden sind. Auch internationale, aber halt auch einige nationale.

Die verkaufen ihre Bände teilweise durchaus für 4-6 Euro (Ebook) und das ergibt bei 70% Prozent Eigengewinn schon sehr schnell eine hohe Summe. Wenn die beispielsweise ihr Buch für 6 Euro verkaufen, verdienen die grob 4 Euro für jeden Verkauf. Um so weit vorne zu sein, werden die Verkäufe im Monat mindestens vierstellig sein. Hinzu kommen die Tantiemen von Kindle Unlimited. Plus Bonus-Zahlungen von Amazon. Und das Ganze für ein einzelnes Buch, aber natürlich sind das meist Serien bzw. die Autoren haben mehrere Bücher gleichzeitig so weit vorne.

Wie gesagt, sind sicherlich nicht sehr viele, die sooooo gut verdienen, aber halt doch einige. Aber natürlich sind Autorinnen wie beispielsweise Poppy J. Anderson etc. mit Sicherheit eine Ausnahmeerscheinung  ;)

Zitat von: Alana am 18. Juli 2022, 20:33:24Allerdings gebe ich dir recht: wer super erfolgreich im SP ist, braucht eigentlich keinen Verlag, außer sie*er möchte einen Teil der Arbeit abgeben. Das sollte jede*r Autor*in individuell entscheiden. Beides sind gute Möglichkeiten und es gibt kein richtig oder falsch.

Das glaube ich auch, dass es da kein richtig oder falsch gibt. Ich befinde mich derzeit in einer Entscheidungsphase, habe wie erwähnt jahrelang als SP gearbeitet und es bislang nie bei einem Verlag/Agentur versucht. Will einfach für mich die Vor- und Nachteile abschätzen und das kann ich mittlerweile durch die vielen informativen Antworten hier schon sehr viel besser.

Mittlerweile tendiere ich doch stark dazu, es ggf. zuerst über eine Agentur zu versuchen, anstatt direkt über einen Verlag. Ganz unabhängig davon, dass es wahrscheinlich sehr schwer sein wird, bei einer guten Agentur überhaupt angenommen zu werden - aber mit dem Problem beschäftige ich mich dann erst im nächsten Schritt  ;D

Zitat von: Alana am 18. Juli 2022, 20:33:24Anhaltspunkte zum Vorschuss in Fantasy, soweit ich es von Kollegen weiß:

3 bis 5K Euro im Durchschnitt, manchmal fünfstellig, auch je nach Subgenre. Ganz selten gibt es auch mal 30K, aber das ist wie ein Lotto-Gewinn. Vorteile hat man, wenn man ein großes Following auf irgendeiner Plattform hat oder bereits sehr erfolgreich veröffentlicht hat. Wenn du also eine große Leserschaft aus dem SP mitbringst, kannst du auf bessere Angebote hoffen.

Ein halbes Jahr auf der Spiegelbestsellerliste bringt hohe fünfstellige Beträge, manchmal sechsstellig, habe ich mir sagen lassen.

Auch Dir an dieser Stelle noch einmal ganz lieben Dank für diese konkreten Zahlen. Solche Infos sind für mich, der bislang keine konkreten Erfahrungen mit Verlagen/Agenturen hat, einfach extrem hilfreich.

Für mich zeigt dies einfach grundsätzlich, wie Du schon sagst, dass es (theoretisch) möglich ist, genügend Geld als Verlagsautor zu verdienen, um damit einigermaßen über die Runden zu kommen, selbst wenn man nicht zur obersten Speerspitze der Top-Verdiener zählt. Unabhängig davon, dass der Weg trotzdem steinig bleibt, aber gut, dass Autorendasein haben wir uns ja selbst ausgewählt .... :wums:

Zitat von: Kat am 19. Juli 2022, 17:00:03Genau so eine Konkurrenzabredeklausel hatte ich in der ersten Version meines Vertrags auch. Wohlgemerkt, bei einem Kleinverlag. Wenn ich nicht im Vorfeld extrem viel zu Verlags- und Normverträgen recherchiert hätte, dann hätte ich diese Klausel wohl blindlings unterschrieben und meine weitere "Karriere" damit effektiv in den Sand gesetzt.

Auf meine Nachfragen hin hat der Verlag die Klausel wenigstens insoweit geändert, dass sie sich nur noch explizit auf Fortsetzungen und Spin-Offs zum Roman bezieht.

Wow, das finde ich schon hardcore-heftig ... Ich weiß nicht, ob mir das auf Anhieb aufgefallen wäre und wie Du schon sagst, solch eine Klausel könnte theoretisch die ganze Laufbahn versauen.

Zitat von: Kat am 19. Juli 2022, 17:00:03Bei meinen anderen Rückfragen ist mir der Verlag dagegen nicht einen Millimeter weit entgegengekommen, beispielsweise wollten sie die Printrechte für die komplette Vertragslaufzeit, obwohl der Verlag selbst keine Printbücher macht und selbst mein Kompromissvorschlag, die Printrechte nach ein oder zwei Jahren zurückzubekommen, wurde rigoros abgeschmettert.

Auch krass. Weiß nicht, wie ich bei so etwas reagieren würde? Einerseits freut man sich sicherlich, über die Möglichkeit überhaupt publiziert zu werden. Andererseits frusten solche Einschränkungen sicherlich, gerade wenn der Verlag nicht selbst Printversionen rausbringt.

Zitat von: Kat am 19. Juli 2022, 17:00:03ist die Agenturssuche wohl sinnvoller als der Direktkontakt zu Verlagen

Das ist auch mein Fazit  ;D



Kat

Zitat von: Skalde am 19. Juli 2022, 17:56:28Auch krass. Weiß nicht, wie ich bei so etwas reagieren würde? Einerseits freut man sich sicherlich, über die Möglichkeit überhaupt publiziert zu werden. Andererseits frusten solche Einschränkungen sicherlich, gerade wenn der Verlag nicht selbst Printversionen rausbringt.
Ich kann schon verstehen, dass auch reine eBook-Verlage die Printrechte haben wollen, denn wenn das Printbuch bei einem anderen Anbieter bzw. Verlag erscheint, verdient der eBook-Verlag ja nichts daran und läuft sogar noch Gefahr, dass Leser*innen vermehrt zum Printbuch statt zum eBook greifen. Im schlimmsten Fall pusht der eBook-Verlag dadurch seine eigene Konkurrenz.

In meinem Fall handelt es sich auch nur um ein Buch, das im Rahmen einer Ausschreibung entstanden ist. Es ist also nicht so, dass ich jetzt mein absolutes Herzprojekt "verbrannt" habe. Etwas schade ist es halt, weil ich kein Debüt "zum Anfassen" habe, sondern eben nur das eBook. Andererseits hätte ich ja auch nicht bei einem reinen eBook-Verlag unterschreiben müssen. ;)

Nante

Die beschriebenen Perspektiven fand ich sehr interessant. Ich für meinen Teil wüsste aber nicht, ob ich am Anfang überhaupt über die unterschiedlichen Prozente nachdenken würde, die ich auf dem einen oder anderen Weg verdienen könnte. Entscheidend ist doch eher, wie viel Arbeit kannst du dir selbst zutrauen? Die Suche nach dem richtigen Verlag kann schon dauern und dann auch immer eine passende "Bewerbung" zu schreiben, benötigt viel Kraft. Eine Agentur kann dir da Arbeit abnehmen und dir Stress vermeiden. Insbesondere wenn man sich neu mit dem Thema Veröffentlichungen beschäftigt, kann eine Agentur gute Tipps geben. Das Buchgeschäft hat seine eigene Regeln  :o . Ich bevorzuge den direkten Kontakt zwischen Autor:in und Verlag (insbesondere Kleinverlage). Im direkten Austausch kann man gut die gegenseitigen Erwartungen managen.