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Produktivität steigern: Die Pomodoro-Technik

Begonnen von Pandorah, 24. November 2013, 13:25:15

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Pandorah

Jetzt bekommt sie ihren eigenen Thread - die Pomodoro Technik. Denn in den anderen Threads geht sie etwas unter und ich finde sie so toll und wirkungsvoll, dass jeder Interessierte die Chance haben sollte, sie einmal auszuprobieren.

Ich stelle hier meine abgewandelte Form vor, die originale Methode findet ihr unter:
http://pomodorotechnique.com/ (englisch)
http://de.wikipedia.org/wiki/Pomodoro-Technik (Wikis deutsche Erklärung)

Worum geht es?
Die Pomodoro Technik ist eine Zeitmanagement-Methode, die ein Herr Francesco Cirillo irgendwann in den 1980ern erfunden hat. Die Arbeit wird in Schritte von 25 Minuten unterteilt. Nach 25 Minuten gibt es eine Pause von fünf Minuten, dann kommt die nächste Zeiteinheit dran. Nach vier Zeiteinheiten gibt es eine längere Pause von um die 20 Minuten. Eine Zeiteinheit nennt sich Pomodoro.

Wie geht es?
Simpel, aber wirkungsvoll: Man stellt sich einen Timer - eine Küchenuhr, ein kleines PC-Programm oder ähnliches - setzt sich dran und macht genau das, was man sich vorgenommen hat. 25 Minuten lang. Selbst wenn es schwer fällt, hat man eine feste Zeit vor Augen, die man durchhalten muss, danach kann man durchatmen.

Pomodoro? Was haben Tomaten damit zu tun?
Pomodoro ist das italienische Wort für Tomate. Der Name rührt daher, dass Herr Cirillo bei seinen Versuchen eine Küchenuhr in Tomatenform genutzt hat. 25 Minuten einstellen und solange die Uhr tickt, wird sich der Aufgabe gewidmet - in unserem Fall geschrieben.

Nutzen
Ich arbeite meistens nicht mehrere Pomodori hintereinander ab, aber konzentriere mich innerhalb einer Pomodoro absolut auf meine Aufgabe. Nichts anderes ist möglich - kein Kaffeeholen, keine Pipipause, nichts. Durch das oben erwähnte Hinarbeiten auf ein Ende, nachdem ich Pause machen und mich entspannen kann, habe ich ein Ziel. Es zieht sich nicht ewig und endlos hin, ich kann einfach nach der genannten Zeit durchatmen, die Augen zumachen, das Bad aufsuchen oder mir einen Kaffee holen. Und das wiederum hat den Vorteil, dass ich mich mit diesen Kleinigkeiten nicht während der Schreibzeit ablenke.

Meine Produktivität ist seit dem Nutzen dieser Methode schlagartig angestiegen. Je nachdem, wie gut es fließt, habe ich nach 25 Minuten 600 bis 1200 Wörter (das Mittel liegt bei mir meistens zwischen 900 und 1050 Wörtern). Da ich pro Tag gewöhnlich zwei Pomodori unterbringe, schreibe ich also um die 2000 Wörter.

Kosten
Mit eigenem Küchenwecker oder freien Online-Timern: 0 Euro.
Man kann sich einen extra Pomodoro-Wecker von der oben erwähnten Seite kaufen, die kosten 5,99 Euro. Bücher gibt es auch, man kann auch Kurse machen. Braucht man aber alles nicht.


Und damit ich nicht alleine so begeistert dastehe, zitiere ich jetzt mal Thaliope aus dem Freedom-Thread.

Zitat von: Thaliope am 24. November 2013, 08:20:39
Was mir im Moment ganz gut hilft, ist der Tomato-Timer, auf den ich dank des tollen Tipps von Pandorah zur Pomodoro-Technik gekommen bin. Das hilft auf jeden Fall, sich für einen festen Zeitraum auf eine bestimmte Arbeit zu fokussieren. Und ich mag gar nicht sagen, wie viel produktiver ich damit geworden bin. *hust*


Das Problem, was ich jetzt noch ausmerzen muss, ist, mit den Pomodori zu beginnen. Sozusagen den Startbutton zu drücken, fällt mir aktuell recht schwer. Wenn ich erst einmal losgelegt habe, ist es dann aber wunderbar.

Alaun

Die Methode ist super, ich arbeite schon eine ganze Weile damit. Wenn man danach vorgeht, steigt die Effektivität wirklich deutlich, gerade wenn man sonst dazu neigt sich zu verzetteln, zu versurfen, sonstwie zu prokrastinieren ... Bei mir hakt es allerdings auch manchmal daran, einfach anzufangen. Aber das kann einem das beste Zeitmanagementprogramm nicht abnehmen. Vielleicht sollte ich mir einen Sklaventreiber zulegen ;D

Grey

Die Technik nutze ich auch, meist in Kombination mit Write or Die. Da ist der Timer ja integriert, man hat keine Gelegenheit, mal kurz wegzugehen, und die Arbeitsoberfläche ist ganz ablenkungsfrei. Wirklich ein ganz geniales Prinzip. Nur das Problem mit dem Anfangen hab ich auch. ;D

Pandorah

Thihihihi, in Kombination mit WoD nutze ich es auch! ;D

Aber schön, dass ich nicht allein bin mit dem Problem des Anfangens. Aqua, wenn du den Sklaventreiber gefunden hast, klone ihn bitte und schicke ihn bei mir und vermutlich auch Grey vorbei. *g*

Thaliope

Danke fürs Thread-Eröffnen, Pandorah :)

Ich greife mal meinen Vorschlag aus dem anderen Thread wieder auf und versuche, ihn nochmal verständlicher zu machen:

Zitataber vielleicht würde es helfen, als erstes auf die Pausentaste zu drücken? Also, dass man sich sozusagen eine feste Karenzzeit setzt? Habs noch nicht ausprobiert, aber vielleicht hilft das ja. Und ich verdrück mich jetzt mal ganz fix nach Tomatenhausen :)

Auf dieser Seite Tomato Timer gibt es drei Voreinstellungen, einmal "Pomodoro", also 25 Minuten, einmal "Short Break", das sind 5 Minuten, und einmal "Long Break", also 10 Minuten.

Meine Überlegung war jetzt, dass man nicht als erstes auf den Pomodoro-Button drückt, sondern erst auf eine Fünf-Minuten-Pause. Dann hat man das System sozusagen angeschmissen, muss aber noch nicht sofort anfangen und hat noch ein bisschen Aufwärmzeit, bis man dann mit dem nächsten Piepsen richtig loslegt.

Wie gesagt, ich weiß nicht, ob das funktioniert, aber mir kam der Gedanke ....

LG
Thali (between tomatos)

Pandorah

Ah, so meinst du das! :D Das klingt nach einer sehr guten Idee, das probiere ich gleich mal aus. :knuddel:

Thaliope

Zitat von: Pandorah am 24. November 2013, 14:40:01
Ah, so meinst du das! :D Das klingt nach einer sehr guten Idee, das probiere ich gleich mal aus. :knuddel:

Freut mich sehr. Bin gespannt, ob es funktioniert!

Pandorah

Sagen wir es mal so: Es liegen bisher noch keine ausreichenden Versuchsergebnisse vor, aber die aktuelle empirische Erhebung bei 1 Person und 1 Mal hat eine Erfolgsquote von 100% ergeben! ;D Ich hoffe, die Daten aus weiteren Versuchsreihen zeigen, dass dieses Ergebnis zumindest größtenteils haltbar ist.

Jetzt bin ich gerade in der Tomatenpause.

Thaliope

Zitat von: Pandorah am 24. November 2013, 15:13:46
Sagen wir es mal so: Es liegen bisher noch keine ausreichenden Versuchsergebnisse vor, aber die aktuelle empirische Erhebung bei 1 Person und 1 Mal hat eine Erfolgsquote von 100% ergeben! ;D Ich hoffe, die Daten aus weiteren Versuchsreihen zeigen, dass dieses Ergebnis zumindest größtenteils haltbar ist.

Jetzt bin ich gerade in der Tomatenpause.

:rofl:  :rofl:  :rofl:

Janika

Na, dann musst du aber noch mindestens 99 Versuche durchführen, damit du die empirische Varianz adäquat ermitteln kannst! ;D
Immer eine Handbreit Plot unter dem Federkiel haben.

Snöblumma

#10
Ich finde das gerade sehr spannend und bin mal gespannt, was ihr so berichtet. Diese Technik kann ich mir zwar grundsätzlich schon verstellen, aber irgendwie geht sie meiner Arbeitsweise von Grund auf zuwider. Alles, was unter zwei Stunden ist, läuft bei mir unter der Kategorie "lohnt nicht, geh lieber in den Sport oder les ein Buch". Zum Lernen brauche ich eher Zeiteinheiten im Bereich von vier Stunden, damit ich wirklich das Gefühl habe, sinnvoll voran zu kommen.

Meine größte Sorge wäre ja, bei dieser Technik unwahrscheinlich viele Pausen zu machen.

Wie macht ihr das dann eigentlich, wenn ihr gerade im Flow seid? Ich meine, klar, manchmal geht gar nix. Aber wenn ihr gerade so wirklich eintaucht, ignoriert ihr dann die Pause?

Edit sagt: ich hatte mich gerade zitiert statt zu verbessern. *Headdesk* Hab den Beitrag aber schon gelöscht...

Pandorah

@Jannika
Ich werde mich bemühen. ;D


@Snöblumma
Du bist ja nicht auf eine Pomodoro angewiesen. Wenn du vier hintereinander hängst, hast du auch zwei Stunden. Bei acht Pomodori hast du vier Stunden. Es geht ja nicht darum, dass du nur 25 Minuten arbeitest, sondern dass du zwischendurch mal Luft schnappen kannst und dafür die 25 Minuten richtig konzentriert ranklotzt. :)

Einen Versuch wäre es wert, denke ich mir. Kann ja sein, dass dir die Arbeitsweise ganz und gar nicht liegt. Dann hakst du sie ab unter "ausprobiert" und bist um eine Erfahrung reicher.

Ich halte die Pausen in 95% aller Fälle ein, weil ich so konzentriert vorher war, dass ich mich mal kurz entspannen muss - zumindest, wenn ich mehrere Pomodori hintereinander mache. Oft mache ich ja nur eine und sehr viel später dann eine zweite. Wenn ich aber so richtig im Flow bin, dann schreibe ich einfach weiter. Ich schreibe ja in WoD und auch, wenn die 25 Minuten rum sind, kann man dort wie bei einem Küchenwecker, den man ignoriert, einfach weitertippen. Da blockt ja nichts. *g*
Meist will ich aber spätestens dann mal einen neuen Tee.

pink_paulchen

Ich finde die Technik hochgradig effektiv - funktioniert für mich perfekt, auch gerne in Verbindung mit WoD. Allerdings brauche ich kürzere Tomaten. Ich kann dieses Schreibtempo nicht 25 Minuten aufrecht erhalten. Faktisch schreibe ich mit 10 Minuten Häppchen am allerbesten.
Ich denke in Ruhe über die Szene nach, atme tief durch, mach die Augen zu und lasse sie in Dolby und 3 D im Kopf ablaufen - dann mache ich die Augen auf, schlag auf den Gong und haue diese eine Szene in 10 Minuten raus. Danach brauche ich eine gedankliche Pause, in der ich auch gern das was ich geschrieben habe nochmal lese und Sachen daran erweitere/verändere. Und während dieser Zeit kommt mir die nächste Szene näher. Ich schaffe etwa 3-4 solcher Zeiten in Folge. Dann bin ich reif für eine halbe Stunde Luft holen.
Ich würde noch viel lieber wie Snö schreiben - ohne Zeitdruck und entspannter. Leider lassen meine vielen Hobbys und der Job dazu nur wenig Luft. Aber wenn ich mal Zeit habe, in Ruhe zu schreiben, ist meine Herangehensweise völlig anders. Dann schreibe ich einen Satz, lese ihn, stelle was um bis ich ihn schön finde. Perfekt ist er dann zwar noch nicht, aber er hat hinterher eine vernünftige Grammatik, fügt sich in die Melodie und hat schon halbwegs die Worte, die drin vorkommen sollen. Erst dann mach ich den nächsten Satz. Das geht natürlich langsamer, aber die Texte sind dafür ausgegorener.
Für mich sind die Texte, die ich mit Tomatentechnik verfasse ideal für schnelle actionlastige Sequenzen wo viel passiert. Die gelingen mir so am Besten. Wenn ich hingegen Gefühl, Emotionen und wichtige Kernmomente des Textes schreibe, dann eigentlich lieber satzweise.
Im Nano schreib ich nur Tomate, die Sexszenen kriegen manchmal etwas gefühlt lustiges. Als wenn meine Akteure Angst hätten, gleich kommt einer um die Ecke. Und so fühle ich mich auch beim Schreiben.

Thaliope

Zitat von: Snöblumma am 24. November 2013, 15:55:37

Meine größte Sorge wäre ja, bei dieser Technik unwahrscheinlich viele Pausen zu machen.



Ich denke, es geht darum, dass man die Pausen kanalisiert und bewusst nutzt, anstatt immer mal zwischendurch unkontrolliert rumzusurfen, weil man seine Pausenzeiten nicht klar definiert hat.
Ich finde diese 25 Minuten ziemlich ideal, weil ich mich so lange wirklich gut konzentrieren kann und alle abweichenden Gedanken und Ideen auf die Pausen verschieben kann.

Wenn du aber, Snö, vier Stunden am Stück durchlernen oder durchschreiben kannst, ohne zwischendrin wegzudriften, ist die Technik für dich natürlich völlig überflüssig und mein Neid ist dir sicher ;D Aber ich finde auch, dass es einem das Anfangen ungemein erleichtert, wenn man keine endlosen Stunden direkt vor der Nase hat, sondern ein überschaubares Häppchen von 25 Minuten.
Wenn ich in emotionaler Bestform bin, mache ich die Pausen automatisch, wenn ich sie brauche, und arbeite dazwischen auch konzentriert. Aber oft klappt das nicht von allein, und dann ist diese Technik echt prima.

Ich habe es auch scho mit (10+2)*5 probiert. Also, jeweils zehn Minuten arbeiten, 2 Minuten Pause, das ganze fünf Mal pro Stunde. Das ist auch extrem produktiv, aber eben auch recht aufwändig, und einen ganzen Arbeitstag lang halte ich das kaum durch - geschweigedenn mehrere. Aber mit diesen 25 Minuten, gerade mit dem praktischen Online-Timer komme ich jetzt echt ganz gut zurecht :)

LG
Thali, die vor der nächsten Tomate jetzt mal eine längere Pause einlegt ...

Snöblumma

Zitat von: Thaliope am 24. November 2013, 19:03:42
Ich denke, es geht darum, dass man die Pausen kanalisiert und bewusst nutzt, anstatt immer mal zwischendurch unkontrolliert rumzusurfen, weil man seine Pausenzeiten nicht klar definiert hat.
Ich finde diese 25 Minuten ziemlich ideal, weil ich mich so lange wirklich gut konzentrieren kann und alle abweichenden Gedanken und Ideen auf die Pausen verschieben kann.

Wenn du aber, Snö, vier Stunden am Stück durchlernen oder durchschreiben kannst, ohne zwischendrin wegzudriften, ist die Technik für dich natürlich völlig überflüssig und mein Neid ist dir sicher ;D

Schön wäre es, wenn ich nicht abdriften würde ;). Klar definierte Pausenzeiten sind sicher wichtig, um effektiv zu arbeiten, und die habe ich auch - eben auch für diese kleinen Dinge wie mal eben Tee kochen / aufs Klo gehen / surfen / usw. usf. Ich versuche auch, mein Handy nicht neben mir liegen zu haben, keine Bücher für "nur mal eben den Absatz lesen" griff bereit zu haben und wenn ich Durst habe und vergessen habe mir etwas in der letzten Pause mit an den Schreibtisch zu holen - Pech gehabt.

Wobei ich es gar nicht so schlimm finde, mal abzudriften. Ich glaube, gerade bei geistig anstrengenden Dingen wie schreiben oder eben auch lernen braucht der Kopf einfach ab und zu undefiniert einen schweifenden Blick. Ich verbiete mir den auch nie, egal wie passend er mir gerade vorkommt. Solange man nicht aufsteht und tatsächlich etwas anderes macht, gehe ich immer davon aus, dass mein Hirn einfach gerade eine kreative Pause braucht. Das kann nach zwei Minuten sein, nach fünf oder auch mal vier Stunden gar nicht. Nur dieses "Kleinigkeiten erledigen", das finde ich kanalisiert irgendwie besser ;).

Ja, keine Ahnung, vielleicht sollte ich es mal ausprobieren. Ich bin eigentlich auch niemand, der sich lange konzentrieren kann, ich versuche alle zwanzig Minuten die Art der Tätigkeit zu wechseln, und ich habe eine wirklich brutal kurze Aufmerksamkeitsspanne (Prinzip: "Wie? Nein, ich bin nicht hyper... oh guck mal, ein Eichhörnchen!"). Nur habe ich bei so kurzen Einheiten immer das Gefühl, es lohnt sich gar nicht erst. Wenn ich dagegen weiß, dass ich jetzt mal vier Stunden an der Sache sitze, dann lohnt sich das auch, dafür wirklich an den Schreibtisch zu gehen...