Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Allgemeines => Tintenzirkel => Thema gestartet von: Alaun am 11. Juli 2009, 16:09:09

Titel: Morgenseiten
Beitrag von: Alaun am 11. Juli 2009, 16:09:09
Hallo!  :winke:

ich schreibe seit 5 Tagen die "Morgenseiten", die Julia Cameron in ihrem Buch "The right to write" empfiehlt. Ich wollte einfach mal einen kurzen Statusbericht abgeben, vielleicht interessiert sich ja der eine oder andere dafür.

Grund für das Testen der Morgenseiten war eine handfeste Blockade meinerseits. Schreiben war mühsam, ich hatte den Eindruck, mit jedes einzelne Wort wirklich abringen zu müssen. Mit dem Geschriebenen war ich nie wirklich glücklich und kritisierte in einem fort an mir herum. Mit Spaß hatte das absolut nichts mehr zu tun.

Die Morgenseiten sollen dazu dienen, den inneren Zensor zu besänftigen. Man schreibt jeden Morgen direkt nach dem aufstehen 3 Seiten (DinA4). Man schreibt irgendwas. Es geht nichts darum, besondern toll, kreativ, begabt, witzig, tiefgreifend oder sonstwas zu sein. Man schreibt einfach. Setzt den Stift aufs Papier und legt los. Nicht mehr, nicht weniger.

Meine Erfahrungen nach den ersten Tagen sind zwiegespalten.

Positiv: Ich fühle mich sehr erleichtert und gestärkt durch die Tatsache, dass ich einfach schreibe. Zudem produziere ich nicht nur Müll- eine schöne Erkenntnis, selbst wenn auch Müll für die Morgenseiten ok wäre. Ich glaube, dass sich durch dieses morgendliche Schreiben eine gewisse Routine einstellt, die den weiteren Schreibfluss im Lauf des Tages begünstigt. Mir sind auch einige wichtige und enorm hilfreiche Gedanken für mein aktuelles Projekt gekommen, während ich an den Morgenseiten schrieb. Außerdem habe ich das Gefühl, dass der Druck gewichen ist, besonders gut zu schreiben. Mit diesem Druck habe ich immer wieder zu tun und das werden wohl alle kennen, die schreiben- aber immerhin kann ich diesem Druck nun etwas entgegensetzen. Schreiben wird wieder mehr zu dem, was es eigentlich sein sollte- Freude.

Negativ: der faule Anteil meines inneren Schriftstellers legt dann gern den Stift zur Seite, gähnt herzhaft und sagt: "So, genug geschrieben für heute, hast ja was zu Papier gebracht! Und jetzt gehst Du schwimmen/ essen/ ins Kino/ lesen/ fernsehen/fliegst zum Mond/..." Ich muss sehr aufpassen, dann wirklich im Lauf des Tages an den morgendlichen Schreibfluss anzuknüpfen und mich nicht auf dem schon geschriebenen auszuruhen. Wenn ich es aber schaffe, anzuknüpfen, dann geht es wesentlich leichter von der Hand als zuvor, das ist wieder eindeutig positiv.


Alles in allem kann ich bisher sagen, dass es ein interessantes Experiment ist. Ich werde die Morgenseiten weiterführen und sehen, wohin sie mich bringen.

Übrigens- der Rest des Buches von Julia Cameron ist hier und da ganz nett, allerdings fühle ich mich manchmal etwas zu sehr von Esoterik überrollt  ::) Aber das ist natürlich subjektives Empfinden. Manche ihrer Tipps sind aber auch sehr hilfreich, einige Übungen machen Spaß und Sinn und haben mich durchaus weitergebracht.

Falls jemand von euch Erfahrungen mit den Morgenseiten gemacht hat, würde mich das sehr interessieren! Ich beobachte auf jeden Fall, wie sich das Ganze weiterentwickelt.

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende!
*Alaun



Titel: Re: Morgenseiten
Beitrag von: Mrs.Finster am 11. Juli 2009, 16:24:08
Das hört sich wirklich interessant an  :hmmm:

Das Problem wäre bei mir schlicht weg die Zeit. Ich stehe um halb sechs auf. Wenn ich noch früher aufstehen müsste, sagen wir um halb fünf wäre ich viel zu müde, um überhaupt zu schreiben.  :d'oh:

Vielleicht wäre das ein lohnenswertes Projekt im Urlaub  :hmmm:
Titel: Re: Morgenseiten
Beitrag von: Alaun am 11. Juli 2009, 16:27:57
Hallo,

ja, das mit der Zeit ist ein nachvollziehbares Problem...ich bin allerdings überrascht, wie schnell es geht, ich brauche im Schnitt 10-20 Minuten für die 3 handschriftlichen Seiten. Vielleicht ist etwas in diesem zeitlichen Rahmen für Dich ja trotzdem machbar? Ansonsten kann man es ja vereinfachen und nur 2 Seiten schreiben, wenns gar nicht anders geht.

Liebe Grüße,
*Alaun
Titel: Re: Morgenseiten
Beitrag von: Mrs.Finster am 11. Juli 2009, 16:41:40
Vielleicht ist dies, genau das Problem. Mein erster Gedanke war gerade: zwei Seiten in 10 Minuten? Schaffe ich nie.
Das Problem: Man denkt zuviel nach. Welches Thema? Welche Wortwahl? Hört sich das gut an?
Die Übung fördert schlicht weg die Losgelassenheit des Autors.

Danke Alaun! Du hast mich auf eine super Idee gebracht. Morgen früh probiere ich das direkt mal aus  :jau:
Titel: Re: Morgenseiten
Beitrag von: Tenryu am 11. Juli 2009, 20:00:28
Grundsätzlich halte ich das Schreiben am frühen Morgen (zumindest wenn man berufstätig ist) für besser als am Abend. Wenn man von der Arbeit nach Hause kommt, ist man müde und hat weder Muße noch Energie zum Schreiben. Also besser früh ins Bett gehen und dafür morgens eine Stunde früher aufstehen und schreiben.
Viele bekannte Autoren haben das so gemacht, wie etwa Antony Trollope. (Wobei dieser die Stunde wörtlich nahm und mit dem Uhrschlag den Griffel aus der Hand legte, auch wenn er mitten im Satz war...)
Titel: Re: Morgenseiten
Beitrag von: Hanna am 11. Juli 2009, 22:41:38
Ich hatte mal mit ihrem Buch "Der Weg des Künstlers" geliebäugelt, es dann aber doch nicht gekauft. Ist das das gleiche Buch? Das mit den Morgenseiten habe ich schon mal gehört, aber das frühe Aufstehen bekomme ich doch nicht hin.
Titel: Re: Morgenseiten
Beitrag von: Alaun am 12. Juli 2009, 10:37:21
Hallo,
nein, es ist ein anderes Buch, aber von der gleichen Autorin. Die Morgenseiten sind ein Grundprinzip in beiden Büchern.

@Mrs. Finster: Themenwahl? Wortwahl? Ich habe mich heute ausführlich drüber ausgelassen, wie mich gestern eine wildgewordene Friseurin verunstaltet hat. Und mir war egal, ob es gut klingt, ehrlich gesagt :o)
Titel: Re: Morgenseiten
Beitrag von: Mrs.Finster am 12. Juli 2009, 13:17:38
@ Alaun: Das ist ein gutes Thema  :rofl: Da wird man sicher gut seine Aggressionen los. Ich hoffe, es sieht nicht allzu schlimm aus  :knuddel:

Ich habe deine Idee etwas abgewandelt. Morgen werde ich mir ein schönes Schreibbuch kaufen, um all meine Gedanken aufschreiben. Ich denke viel und gerne über Gott und die Welt nach. Aber ich vergesse das meiste davon wieder. Das ist schade. Darum schreibe ich jetzt alles auf. Aber nicht nur Morgens, sondern immer wenn meine Gedanken wieder auf Reisen gehen.

In ein paar Wochen kann man ja die Ergebnisse miteinander vergleichen, wenn du magst   :)
Titel: Re: Morgenseiten
Beitrag von: Hanna am 12. Juli 2009, 14:24:10
@ Mrs. Finster: Bei dir klingt das wie Tagebuchschreiben. Sind die Morgenseiten denn so gedacht? Das mache ich nämlich bereits seit ich dreizehn bin. Und in Schreibblockaden komme ich trotzdem ...  ???
Titel: Re: Morgenseiten
Beitrag von: Aidan am 12. Juli 2009, 14:34:38
Ich bekomme das selten hin, gleich nach dem Aufstehen zu schreiben. Meist sind da die zwei Kinder, die ich dann treiben muss.

Was mir allerdings eine Zeit wichtig war, unabhängig von der Tageszeit, dass ich vor dem eigentlichen Schreiben ins Tagebuch geschrieben habe. Damit ich erstmal meine Gedanken sortieren und ablegen konnte, bevor ich mich auf mein Schreibprojekt konzentrieren konnte. Nach einer Zeit ließ das nach und ich konnte gleich schreiben, aber es tut noch immer gut. Und wenn ich jetzt - nach meiner Pause - irgendwann wieder zum Schreiben kommen sollte, kann es sein, dass ich diese Brücke wieder brauchen werde.

Morgenseiten - es ist eine schöne Idee. Aber ich denke, man kann auch versuchen, gleich die 3 Seiten fürs Projekt zu verwenden. Vor allem, wenn nur wenig Zeit überhaupt zum Schreiben da ist.

Mein innerer Lektor schimpft über die Häufung des Wortes Zeit, aber ich lasse ihn schimpfen und nutze die Gelegenheit, ein klein wenig auszuruhen. Mittagsruhe! Wie lange hatte ich das schon nicht mehr...
Titel: Re: Morgenseiten
Beitrag von: Alaun am 12. Juli 2009, 15:24:23
Hm, ich glaube, Tagebuchschreiben ist doch noch anders...zumindest bei mir merke ich Unterschiede. Ich habe ja auch lange Jahre über Tagebuch geschrieben.
Tagebuchschreiben ist bei mir ein sehr gelenkter Vorgang. Ich schreibe über das, was mir wichtig war/ ist oder was mich belastet. Die Morgenseiten sind viel freier, fast schon gewollt unwichtig. Und hier und da schiebt sich dann ein Kommentar von Figuren aus meinem aktuellen Projekt ein- ohne, dass ich es so wollte oder forciert habe.

Liebe Grüße,
*Alaun

PS @Mrs. Finster: Es sieht nicht schlimm aus. Es sieht wirklich überaus entsetzlich aus  :-\
Titel: Re: Morgenseiten
Beitrag von: Mrs.Finster am 12. Juli 2009, 17:22:31
@ Gothanna:

Nein, kein Tagebuch. Mehr so in die Richtung Philosophie. Blödes Beispiel: Der Sinn des Lebens, Die Aufgabe im Leben, Der Sinn des Schreibens etc.  ;)

Tagebuch habe ich das letzte Mal mit 11 geschrieben. Damit konnte ich mich nie identifizieren. Ich fand mein Leben immer zu langweilig  ;D

Viel interessanter hingegen finde ich seine eigenen Gedankengänge zu verfolgen. Dadurch lernt man sich besser kennen und weiß welche Ziele man verfolgt.

@ Alaun: Ich würde den Laden boykottieren. Sag mir wo und wann. Ich helfe dir! Nichts ist schlimmer als unfähige Friseure  :no:
Titel: Re: Morgenseiten
Beitrag von: Aidan am 12. Juli 2009, 18:07:05
Hm, ich schreibe auch einfach Gedankengänge in mein Tagebuch. Nicht nur das, was am Tag gewesen ist, auch das, aber vor allem, was ich denke und fühle, manchmal überlege ich auch, was ich bis wann gemacht haben muss, schreibe Träume auf, und was ich in ihnen sehe, lasse meine Gedanken fließen.

Vielleicht verdient das Büchlein, was niemand zu lesen hat, auch gar nicht den Namen Tagebuch. Ich schreibe auch nicht jeden Tag hinein, dann, wenn es sich ergibt und wenn ich es brauche. Gedankensortierbuch klingt aber auch doof. ;-) Und manchmal ist es auch Nonsense, was ich hinein schreibe, aber es hilft. Ich entwickel meine Ideen in dem Buch genauso, wie ich aufschreibe, was gewesen ist.

Sprich, Mrs. Finster, dass, was du meinst, kommt in mein Tagebuch. Bei mir in Sütterlin geschrieben, wenn möglich mit Feder und Tinte und nie die gleiche Farbe für den nächsten Tag. Man muss ja seinen Spleen kultivieren.
Titel: Re: Morgenseiten
Beitrag von: Alaun am 13. Juli 2009, 09:39:46
@Winterkind: Das ist aber ein netter Spleen, und ziemlich aufwendig dazu, hm? Wenn ich mir vorstelle, ich müsste meine Morgenseiten in Sütterlin schreiben  :o Chapeau

Die heutigen Morgenseiten waren unergiebig, aber ok, dann ist das eben so. Anscheinend hatte mein Unterbewusstsein nichts zu sagen...

@Mrs. Finster: Ja, ich boykottiere den Laden. Definitiv. Obwohl ich inzwischen herzhaft lachen kann, wenn ich in den Spiegel sehe  :rofl:
Titel: Re: Morgenseiten
Beitrag von: Mrs.Finster am 13. Juli 2009, 16:26:59
@ Winterkind:

Genau so habe ich mir das vorgestellt. Verschönern könnte man das Ganze noch mit Zeichnungen oder Fotografien, um die Seiten anschaulicher zu gestalten.  Man könnte es im weitesten Sinne mit einem Kunstobjekt vergleichen  :hmmm:
Titel: Re: Morgenseiten
Beitrag von: Judith am 23. August 2009, 09:58:32
Seit ein paar Wochen probiere ich das mit den Morgenseiten. Allerdings schreibe ich nur 1 Seite - dafür brauche ich ca. 10 Minuten (man muss allerdings sagen, dass ich eine Winzschrift hab), und diese Zeit kann ich relativ problemlos am Morgen abzweigen. Ich setz mich da immer gleich nach dem Aufstehen mit meiner Kladde in die Küche, und während der Kaffee runterläuft, schreibe ich (also auf nüchternen Magen  ;D ).

Mein Fazit bisher: Was mir irrsinnig viel bringt, ist, dass ich meistens über Plots und Charaktere schreibe - Probleme, die ich habe, Überlegungen, wie ich Logiklöcher stopfen könnte, Ideen, in welche Richtung sich die Handlung entwickeln könnte, Verhaltensanalysen der Charaktere, etc.
Ab und zu hab ich auch schon Szenenfetzen oder einfach nur meinen Traum niedergeschrieben.
Da ich also (von den Träumen abgesehen) immer etwas im Zusammenhang mit meinen Romanen schreibe, kommen mir manchmal ganz gute Ideen und ich bleib vor allem schön in den Geschichten "drin".

Fürs Schreiben an sich (oder um Blockaden zu lösen) bringt mir meine tägliche Morgenseite nicht recht viel. Anders wäre es vielleicht, wenn ich sie als Schreibeinstieg nutzen würde - also diese Seite immer schreiben, ehe ich mich an meinen Roman setze.
Da ich aber am Vormittag normalerweise nicht schreibe, da ich dann meist in der Bibliothek sitze, zur Uni muss oder halt zuhause an meiner Doktorarbeit herumwerkel, liegt bei mir immer eine zeitliche Distanz zwischen der Morgenseite und meinem sonstigen täglichen Schreibpensum.
Ich frage mich, ob ich es dennoch so weiterführe oder die Seite doch lieber als "Aufwärmübung" vor meinem Tagespensum schreiben soll.

Der Vorteil an der Morgenseite ist halt, dass durch den festen Zeitpunkt eine gewisse Routine reinkommt. Ich hab mich schon so dran gewöhnt, vor dem Frühstück meine Seite zu schreiben, dass sie mir bereits fehlen würde, wenn ich sie nun nicht mehr schreiben würde.
Titel: Re: Morgenseiten
Beitrag von: Ary am 23. August 2009, 21:23:17
Das ist eine nette Sache - allerdings werden es bei mir wohl keine Morgenseiten werden, sondern eher Tagesseiten, und auch keine hanggeschriebenen A4-Seiten, sondern schlicht und ergreifend mindestens drei Normseiten eines laufenden Projektes, einfach, damit ich endlich mal wieder in die Puschen komme, mit irgendetwas. Bin gerade mitten in Normseite 2 für heute... *rausschleich*
Titel: Re: Morgenseiten
Beitrag von: Hanna am 26. August 2009, 00:59:24
Ich habe leider immer noch keine Routine in meinen Morgenseiten. Ich habe das Buch von Julia Cameron zum Geburtstag bekommen, aber ich schaffe das mit den Morgenseiten einfach nicht. Wenn mein Wecke klingelt und das Kind nicht davon wach wird, stelle ich ihn aus und schlafe weiter, bis der Kleine mich weckt  ::) Und wenn er erst mal wach ist, lässt er mich nicht schreiben.

Naja. Vielleicht ist ja eh demnächst alles anders. Dann kann ich es noch mal versuchen.
Titel: Re: Morgenseiten
Beitrag von: Anamalya am 31. Oktober 2009, 14:19:51
Ich hab heute das erste Mal meine Morgenseiten geschrieben. Das war wirklich ungewohnt. Für die drei Seiten habe ich etwa eine halbe Stunde gebraucht und etwa alle zwei Minuten habe ich mich gefragt: "Wann habe ich denn endlich die drei Seiten voll???" Naja, aber insgesamt klingt die Idee schon interessant, dass man sich alles von der Seele schreibt, was einen belastet und somit die Kreativität befreit. Da kann man sich in aller Ruhe mal auslästern, ausjammern, Sorgen machen etc. und man nervt niemanden damit. Ab und zu, wenn es mir wirklich schlecht geht, schreibe ich Gedichte, um das Gefühl irgendwie aus mir rauszulassen und das hat eigentlich fast immer geholfen. Vielleicht ist das bei den Morgenseiten ja genauso.
Im Moment habe ich Ferien, also ist das mit dem Aufstehen auch kein Problem. Meine Hoffnung ist, dass  sich nach der ersten Woche etwas Routine entwickelt und mir das Schreiben nicht mehr ganz so viel Überwindung kostet. Ein bischen Morgenseiten ist ja ganz ok, aber drei Seiten sind für mich schon gewöhnungsbedürftig.
Bin ja mal gespannt!
Schreibt von euch noch jemand Morgenseiten?
LG
Anamalya
Titel: Re: Morgenseiten
Beitrag von: Thaliope am 02. November 2009, 16:24:49
Die Morgenseiten kenne ich aus dem Buch "Schreib dich schlank" - das ist auch von Juila Cameron ... (daher kenn ich auch den Namen ...). Vor etwa einem Jahr habe ich regelmäßig diese Morgenseiten geschrieben und bin damit gut zurecht gekommen, habe es aber irgendwie wieder aus den Augen verloren.
Und jetzt hat mir meine *sich outet* Threapeutin die Morgenseiten nochmal ans Herz gelegt, ich habe mir ein schönes Buch dafür gekauft, damit ich mich beim Aufstehen auf etwas freuen kann, und schreibe nicht nach Seitenzahl sondern nach Zeit: eine halbe Stunde lang, einfach was mir durch den Kopf geht, was mich belastet, manchmal auch kleine Geschichten. Mir hilft das sehr dabei, in den Tag zu kommen und eine Struktur zu kriegen.
Inzwischen habe ich mir außerdem angewöhnt, immer direkt aufzuschreiben, wenn mich etwas bedrückt, dann komme ich meistens schneller dahinter, was eigentlich das Problem ist, als wenn ich die Gedanken nur im Kopf wälze.

Da ich freiberuflich arbeite, ist das mit der Zeit kein Problem für mich ...  Aber nach den positiven Erfahrungen, die ich mit den Morgenseiten gemacht habe, würde ich dafür vermutlich sogar ne halbe Stunde früher aufstehen.

Die Morgenseiten sind bei mir ganz klar von der Projektarbeit getrennt. Wenn mir dabei Ideen kommen, gut, aber eigentlich steht etwas anderes im Vordergrund. Deshalb laufe ich auch nicht Gefahr, nachher zu denken, ich hätte schon genug für heute geschrieben ;-)
Ich überlege auch noch, vor der eigentlichen Projektarbeit eine kleine Einschreibphase einzulegen ... mal sehen.
LG
Thaliope
Titel: Re: Morgenseiten
Beitrag von: Anamalya am 02. November 2009, 18:25:08
Zitat von: Thaliope am 02. November 2009, 16:24:49
Da ich freiberuflich arbeite, ist das mit der Zeit kein Problem für mich ...  Aber nach den positiven Erfahrungen, die ich mit den Morgenseiten gemacht habe, würde ich dafür vermutlich sogar ne halbe Stunde früher aufstehen.

Das hört sich ja gut an. Das ist gleich ein Ansporn für mich als Morgenseiten-Anfängerin. Mir fallen sie irgendwie immer noch ein bisschen schwer. Vor allem, weil ich sie eben morgens schreibe und immer noch leicht verschlafen bin und mich eigentlich schon auf das Frühstück freue.  ;D Aber allgemein denke ich ist es gut, einmal alles, was einen belastet, aufzuschreiben. Mir hilfst es nämlich auch, darüber zu reden, und Schreiben ist ja ähnlich... man wird es auf jeden Fall einmal los. Auch die Übungen in "Der Weg des Künstlers" sind für mich sehr hilfreich. Ich bin auf diese Weise schon auf Dinge gestoßen, die mich unbewusst schon noch verfolgt haben, obwohl ich eigentlich in letzter Zeit nicht mehr bewusst darüber nachgedacht habe.
Jedenfalls scheint das alles ziemlich vielversprechend zu sein.

LG
Anamalya
Titel: Re: Morgenseiten
Beitrag von: Alaun am 02. November 2009, 18:35:35
Also ich kann nach einigen Monaten Erfahrung mit Morgenseiten nur sagen, dass sie für mich ganz wunderbar funktionieren. Ich glaube, sie haben viel dazu beigetragen, mich regelmässig hinzusetzen und das Schreiben als Tätigkeit wirklich ernst zu nehmen- und nicht nur als "Hobby" abzutun. Allein deshalb sind sie für mich enorm wichtig. Sie bringen mich dazu, mein Schreiben mehr wertzuschätzen.

Liebe Grüße!
*Aquamarin

PS: Und es gibt Tage, da hängen einem die Morgenseiten einfach zum Hals raus. Ist eben so  ;)
Titel: Re: Morgenseiten
Beitrag von: Anamalya am 07. November 2009, 19:24:16
Nach einer Woche Morgenseiten, Künstlertreff und Übungen gibt es bei mir tatsächlich schon Veränderungen. Erst einmal sind die Morgenseiten schon fast Routine und ich muss mich nicht mehr so überwinden, mich hinzusetzen. Dann komme ich mir auch gelassener und irgendwie ausgeglichener vor. Ich habe den Eindruck, ich konnte durch das Schreiben etliche Probleme loswerden, über die ich mir nicht mehr so lange den Kopf zerbrechen musste. Ich habe auch den Eindruck, dass ich allmählich meinem Buch wieder näher komme, immerhin habe ich heute ein bisschen (wenn auch nur gaaanz wenig) geschrieben.

LG
Anamalya
Titel: Re: Morgenseiten
Beitrag von: Judith am 10. Juli 2010, 10:14:25
Nachdem ich die Morgenseiten bald wieder aufgegeben habe (wie ich es leider bei vielen Dingen mache), habe ich nun wieder damit begonnen.
Es war ziemlich spannend zu lesen, was ich da im letzten Jahr alles geschrieben habe. Ich habe gemerkt, dass mir da doch so einige Ideen gekommen sind. Vielleicht (hoffentlich!) halte ich dieses Mal ja länger durch.
Titel: Re: Morgenseiten
Beitrag von: Chris am 10. Juli 2010, 15:10:58
Hallo,
ungefähr drei Jahre lang habe ich brav meine Morgenseiten geschrieben. Okay, manchmal auch mittags oder abends oder kurz vorm Schlafengehen, aber jeden Tag drei Seiten.  :engel: Um mich zu motiveren, habe ich mir schöne Bücher und noch schönere Stifte gekauft, was sich positiv auswirkte. Geschrieben habe ich im Zug, in der Straßenbahn, in Cafés, was sich halt so anbot. Aber und das ist ein großes ABER inzwischen schludere ich ziemlich mit den Morgenseiten, weil ich gemerkt habe, dass sich die Themen leider sehr wiederholen und mich eher frustrieren als beglücken  :wums:. Frust mit Ausschreibungen, Schreibblockaden, der ungerechte Buchmarkt, die fehlende Anerkennung meiner Genialität  :hmmm: - all das findet sich wieder und wieder. Zwischendurch allerdings auch tolle Ideen und schöne Sätze oder Personenskizzen oder so etwas, was mich immer noch dabei hält. Etwas anstrengend ist das schlechte Gewissen, wenn ich es wieder einmal über Wochen nicht geschafft habe, die Morgenseiten zu füllen, und die guten Vorsätze, dass demnächst alles besser wird  :pfanne: 
Seitdem ich kontinuierlicher an meinen Texten schreibe, stelle ich die Morgenseiten etwas zurück. Lieber eine Seite an der aktuellen Geschichte als drei Morgenseiten, aber grundsätzlich halte ich sie als Übung für gut, auch um mal den Kopf frei zu bekommen und all das auszuk...,  :gähn: was mich sonst vom Schreiben abhalten würde.
Chris, die heute noch keine drei Seiten, aber schon 2.500 Worte geschrieben hat und das trotz Saunatemperaturen vorm PC  :jau:
Titel: Re: Morgenseiten
Beitrag von: Lila am 11. Juli 2010, 21:01:41
Ich habe das auch mal eine zeitlang geschafft. Allerdings hatte ich diesen Tipp nicht aus dem besagten Cameron-Ratgeber. Deshalb war die Anweisung wohl auch ein wenig abgeändert: jeden Morgen nach dem Aufstehen etwas schreiben und am besten am nächsten Tag immer etwas mehr, als am vorherigen. Tja, das habe ich ein paar Wochen durchgehalten, dann wurde es einfach zu viel. Ich hätte irgendwann eine geschlagene Stunde früher aufstehen müssen um das zu packen und da ich ohnehin nicht gerade ausschlafen konnte ging das einfach irgendwann nicht mehr.

Seitdem habe ich es auch leider nicht noch einmal versucht. Mein extra gestaltetes Heft habe ich allerdings noch! Und was mir als Tipp gut geholfen hat war auch, dass wenn einem mal gar nichts einfällt, man auch einfach versuchen kann, dass was man zuvor geträumt hat aufzuschreiben. :jau:
Titel: Re: Morgenseiten
Beitrag von: Maran am 12. Juli 2010, 00:13:14
Zitat von: Chris am 10. Juli 2010, 15:10:58
Aber und das ist ein großes ABER inzwischen schludere ich ziemlich mit den Morgenseiten, weil ich gemerkt habe, dass sich die Themen leider sehr wiederholen und mich eher frustrieren als beglücken  :wums:.

Genau das ist aber positiv, denn es zeigt die Themen auf, die Dich beschäftigen und blockieren, also nach Lösungen verlangen. ;)
Titel: Re: Morgenseiten
Beitrag von: Luna am 13. Juli 2010, 08:57:26
Da fällt mir was ein. Die nächtlichen Träume würden sich doch bestimmt auch gut als Thema für Morgenseiten machen. Hab` ich eine Zeit lang getan, und, sofort nach dem Aufwachen sind sie noch sehr präsent, bevor sie nach und nach verblassen. Das Problem dabei ist nur, man hat leider nicht immer Träume. Meine Traumgeschichten von früher lese ich aber immer noch sehr gerne, sogar die Alpträume.