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Erotische Inhalte im normalen Verlagsprogramm oder nicht?

Begonnen von FeeamPC, 11. Juni 2015, 17:14:55

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HauntingWitch

Ich finde auch, dass zumindest eine Kennzeichnung vorhanden sein sollte. Es muss ja nicht gleich eine eigene Sparte sein, aber einfach so ein kleines Tag (ich weiss nicht, wie es üblich ist, aber bei Grossverlagen steht doch das Genre immer auch mit auf dem Cover, so etwas stelle ich mir vor) oder ein Hinweis beim Klappentext. Eine Sparte "Fantasy für Erwachsene" würde für mich aber je nachdem, wie hoch der Erotikanteil ist, nicht ausreichen. Es geht ja nicht nur um Kinder/Jugendliche, es gibt auch erwachsene Menschen, die solche Sachen nicht so gerne lesen und auch nicht damit überrascht werden möchten.
Wenn ich "Fantasy für Erwachsene" kaufe, erwarte ich vor allem Gewalt, vielleicht auch die eine oder andere Erotik-Szene. Aber wenn das dann eher "Erotik-Fantasy" wäre, hätte ich persönlich auch keine Freude. Wobei ich dann nicht dem Verlag die Schuld geben, sondern eher das Buch einfach wieder weglegen würde...  ;)

heroine

Also ich bin kein Freund von Buchkennzeichnungen in der Richtung. :no: Ich finde die Leute sollten entspannter werden, was spricht dagegen die Szene einfach zu überblättern und später weiter zu lesen? Wieso muss alles gleich kategorisiert werden (kein Sex, angedeuteter Sex, expliziter Sex) und dann vielleicht noch gleich ein Label dazu um was für eine Form von Inhalt es sich handelt (harter Sex, Blümchensex, Fetisch). Was soll danach kommen? Kennzeichnung von Gewalt, das ist ja schon fast wie ein Spoiler: Vorsicht Person wird umgebracht, mehrere Personen sterben, Hauptcharakter stirbt, nur als Vorwarnung für die besonders sensiblen, damit sie sich nicht emotional an eine fiktive Gestalt binden und dann traurig werden.

Klar man kann jetzt darüber diskutieren, dass man niemanden dazu zwingen kann/sollte sich in einer sexualisierten Gesellschaft mit Themen zu befassen, die bei ihm/ihr Unwohlsein herbei rufen. Gleichzeitig finde ich es jetzt bei Büchern in der Verantwortung des Lesers selber zu selektieren was man liest und wenn es auftaucht das Buch beiseite zu legen oder die Stelle zu überspringe. Es steht einem ja frei, dann nichts mehr von dem Autor zu lesen, was man ja auch nicht machen würde, wenn einem der Stil nicht gefällt. Man kann oft genug Bücher/Leseproben kurz durchgehen um zu schauen ob der Schreibstil dem entspricht, was man erwartet. Im Endeffekt ist allein der Klappentext ja oft genug ein Hinweis darauf was den Leser erwartet.

Ob nun Sex angedeutet wird mit irgendwelchen Türen die sich hinter den Liebenden schließen und einer Reflexion darüber wie Einfühlsam/Ignorant der LI war oder ob nun genau darauf eingegangen wird wie das genaue Vorgehen war und der Leser selber entscheiden kann ob er den Sex langweilig oder bewusstseinserweiternd einstuft, halte ich jetzt für keinen großen Unterschied.

Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, dass es mich weder als Kind noch jetzt stört, wenn ein paar Sexszenen auftauchen, ob erwartet oder nicht.

Sascha

@heroine: Ich wäre im Prinzip bei Dir, aber die Fee schreibt ja schon, daß sie bereits eine Beschwerde in der Hinsicht hatte. Natürlich sind das die Übersensibelchen, die deswegen gleich böse Mails rausblasen, aber gegen eine kleine Info  z.B. auf der Webseite oder im Programm im Stile von "Enthält einige explizite erotische Szenen" bzw. "Enthält explizite Gewalt" ist doch nix einzuwenden. Man muß es nicht übertreiben, aber wie einige schon meinten, es kann sogar werbewirksam sein. Und wer so denkt wie Du (und ich ja auch), der sagt dann halt auch "Stört mich nicht, kann ich ja überspringen".
Die Leute sollten entspannter werden, da bin ich Deiner Meinung. Ich fürchte nur, die reale Entwicklung geht da wie in vielen Bereichen in die andere Richtung. Ich warte noch auf die Mikrowelle, auf der ein Aufkleber prangt "Nicht zum Trocknen von Haustieren geeignet." In USA soll das schon so sein.

HauntingWitch

#18
@heroine: Es geht ja nicht darum, die Verantwortung für die Gefühle des Lesers zu übernehmen. Wo kämen wir denn da hin? Da müsste man diverse Autoren und andere Künstler gleich ganz aus dem Verkauf nehmen. :-X Aber es gibt Menschen, die gewisse Themen aus Gründen nicht so gut vertragen oder nicht damit konfrontiert zu werden wünschen. Besonders in Bezug auf Sex und Gewalt ist es in unserer heutigen Gesellschaft, mit all der Informationsflut und der Selbstverständlichkeit, mit der diese Themen verarbeitet und aufgenommen werden, sehr, sehr schwierig, dem auszuweichen. Insofern fände ich einen Hinweis seitens Verlag einfach nett und hilfreich.

Wenn ich diesen Hinweis habe, kann ich immer noch selbst entscheiden, es doch zu wagen (dann darf ich mich hinterher aber natürlich auch nicht beklagen). Habe ich diesen Hinweis nicht, werde ich unter Umständen davon überrannt - und natürlich kann ich das Buch dann einfach weglegen oder die entsprechenden Stellen überblättern. Aber zu diesem Zeitpunkt bin ich bereits davon überrannt worden. Natürlich liegt die Verantwortung für die eigenen Gefühle beim Leser. Aber es wäre halt einfach nett gegenüber denen, die so ihre Probleme mit gewissen Themen haben.

Zitat von: heroine am 12. Juni 2015, 10:33:18
Ob nun Sex angedeutet wird mit irgendwelchen Türen die sich hinter den Liebenden schließen und einer Reflexion darüber wie Einfühlsam/Ignorant der LI war oder ob nun genau darauf eingegangen wird wie das genaue Vorgehen war und der Leser selber entscheiden kann ob er den Sex langweilig oder bewusstseinserweiternd einstuft, halte ich jetzt für keinen großen Unterschied.

Für mich macht das übrigens einen sehr grossen Unterschied.  ;) Das abstrakte Wissen darüber, was sie hinter der geschlossenen Tür machen, ist etwas anderes, als quasi zusehen zu müssen. Ich weiss nicht, wie andere Leute lesen, aber wenn ich lese, stehe ich im Geiste neben dem Protagonisten und sehe dem Geschehen zu. Wenn die Tür zugemacht und ein Bruch gemacht wird, bleibe ich vor der Tür stehen und sehe erst in der nächsten Szene wieder zu.

Churke

Zitat von: FeeamPC am 11. Juni 2015, 23:17:27
Bei mir kommt rüber, dass ihr (außer bei reiner Erotik bzw. Bücher, deren Hauptthema Erotik ist) als Trennung eine entsprechende Kennzeichnung auf der Webseite und im Programm alle für ausreichend haltet.
Gut ...
Dann werde ich mal bei den infrage kommenden 5 oder 6 Autorinnen und Autoren anfragen, wie wir einen familienfreundlichen Hinweis bei diesen Büchern unterbringen. So ein Ü18 in der Ecke fände ich auf dem Umschlag oder der Webseite nämlich nicht so dekorativ.

Publikumsverlage trennen in dieser Hinsicht auch nicht groß. Ich habe mich in dem anderen Thread schon über Vicki Petterssons Pornoeinlagen ausgelassen. *Eigentlich* sollte sich eine altersgerechte Einstufung aus einem geschickt forumlierten Klappentext ergeben, wie du richtig bemerkt hast. Wenn das irgendjemand missdeutet... ist das halt so, man kann es nicht allen recht und DAU-konform machen. Mit einem virtuellen Giftschrank schießt man sich als Verleger möglicherweise selbst in den Fuß.