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Erotische Inhalte im normalen Verlagsprogramm oder nicht?

Begonnen von FeeamPC, 11. Juni 2015, 17:14:55

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FeeamPC

Liebe TiZis, ich brauche Euren Rat. Bei mir haben sich in der letzten Zeit Manuskripfte gesammelt, die zwar keine direkten Erotik-Romane sind, aber dennoch teils kräftig zur Sache gehen.

Würdet ihr es vorziehen, wenn ein Verlag diese Titel extra kennzeichnet, eventuell sogar als eigene Reihe oder Imprint laufen lässt, oder würdet ihr sagen, Quatsch, das kann doch in das ganz normale Programm?
Wenn man eine solche Trennung vornimmt, würde das bedeuten, die Trennung ist auch auf der Webseite und im Programmheft deutlich. Eventuell so stark, dass es eine eigene Webseite für solche Bücher geben würde, schon der entsprechenden Leseproben wegen.
Auf der anderen Seite- würde ich mir damit nicht künstlich die bei einem Kleinverlag eh nicht überaus zahlreichen Leser und Webseitenbesucher in noch kleinere Gruppen aufspalten?
Ich kreisel seit geraumer Zeit um diese Fragen und komme einfach nicht weiter.

Was meint ihr?

Lothen

Hm, schwierig. Ich würde, denke ich, keine strikte Trennung (Imprint o.ä.) anstreben. Letztlich ist dein Verlagsprogramm ja überschaubar und wegen zwei Manuskripten im Jahr (sofern das eine adäquate Schätzung ist) würde ich keine eigene Sektion eröffnen.

Soweit ich dich verstehe, geht es ja nicht um Erotik im eigentlichen Sinne, sondern um Romane mit gewissen erotischen Inhalten, oder?

Ich denke, man kann durch den Klappentext, eine Buchbeschreibung, das Cover etc. ja ganz gut andeuten, dass es (zum Teil) zur Sache gehen könnte - wer das nicht mag, der kann dann immer noch die Finger davon lassen. Und bei den Leseproben muss man ja nicht gerade die heißeste Szene raussuchen. ;)

Alana

Wenn es Erwachsenen-Romane sind, sehe ich da nicht unbedingt ein Problem, das ist doch mittlerweile normal, dass in vielen Romanen sehr explizite Szenen drin sind. Du könntest höchstens in der Produktbeschreibung bei Amazon reinschreiben, dass es explizite Szenen gibt. Ein eigenes Imprint, wenn es keine waschechte Erotik ist, fände ich eher kontraproduktiv, das erzeugt falsche Erwartungen.
Alhambrana

Dämmerungshexe

Ich denke das kommt auch stark auf das restliche Programm an und die bisher angesprochenen Zielgruppen. Kinder- und/oder Jugendromane mit solchen zu mischen, die sich eindeutlich an 18+ richten, fände ich schwieriger. Wenn sowieso eine ältere und reifere Leserschaft bisher angesprochen wurde, hätte ich damit keine Probleme.
Was ich mir dann noch als hilfreich vorstellen könnte, wäre zumindest im Klappentext irgendwie deutlich zu machen, wenn in den Werken explizitere Darstellungen vorkommen.
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

PinkPuma

Ich würde mich Lothen und Alana da anschließen. Gerade wenn es Bücher für Erwachsene sind, sehe ich keine zwingende Notwendigkeit eine strikte Trennung vorzunehmen. Je nachdem wie explizit solche Szenen sind und in welcher Häufigkeit sie im Text auftreten, würde ich versuchen, das im Klappentext o.Ä. aufzufangen. Allerdings auch nur, wenn es wirklich gehäuft explizite Szenen sind, ansonsten könnten - wie Alana angesprochen hat - falsche Erwartungen geweckt werden.
Um welches Genre geht es denn? Gerade in der Fantasy habe ich schon oft Bücher gelesen, die in wenigen Szenen richtig zur Sache kommen und es gab keinerlei Hinweis darauf. Mich persönlich stört so etwas überhaupt nicht. Und gerade wenn es in Richtung Romanze geht, kann man ja als Leser damit rechnen, derartige Szenen anzutreffen.

Tigermöhre

Ich stimme den anderen auch zu.
Ich habe auch schon einige Romane mit ziemlich expliziten Szenen gelesen, auf die es keinen Hinweis im Klappentext oder sonstwo gab. Spontan fallen mir da die Ayla-Bücher und Die Nebel von Avalon ein. Beide haben sehr ausführliche Erotikszenen drin, die mit keinem Wort erwähnt werden.

FeeamPC

Der Haken ist, dass ich ja von Sachbüchern über Kinderbücher bis hin zu deutlich erotik-lastigen Titeln querbeet alles habe, und so wie sich das abzeichnet, wohl nicht nur bei ein oder zwei Titeln. Im bisherigen Verlagsprogramm waren trotz Romanzen keine Szenen, wo ich bei einem Fehlkauf mit wütenden Anrufen Erziehungsberechtigter gerechnet hätte, bei dem, was in Planung ist, sind aber durchaus einige Titel, die manchen Leuten querkommen könnten.
Ich habe ja auch bisher das ganze Programm in einem Programmheft gehabt- auch da überlege ich, wenn gleich ich bei den ganz großen Verlagen sehe, dass die munter alles in ein Heft packen. 
Vielleicht würde es ja auch genügen, auf der Webseite einen visuell abgesetzten Unterordner einzurichten, der dann die Ü18 Bücher zeigen darf.

Dämmerungshexe

So wie ich das sehe, sind die unterschiedlichen Kategorien auf der Website ja schon getrennt und auch deutlich überschrieben. Eine Aufteilung auf unterschiedliche Unterseiten wäre natürlich denkbar und so wie ich das sehe auch ganz sinnvoll, da das Programm insgesamt ja schon ziemlich umfangreich ist. Die könnten dann auch visuell voneinander trennen (Farben, unterschiedliche Bilder im Header, ...). So eine Unterscheidung kann man dann sicher auch im Katalog vornehmen.
(In Weiterführung würde ich als Grafikerin sogar eine entsprechende Anpassung der Cover vorschlagen, aber das ist hier natürlich weit jenseits des Möglichen und Sinnvollen ^^)

Aber solange es nicht wirklich explizit Erotik-Romane sind, würde ich keine weitere Trennugn zwischen den normalen Fantasy-Titeln und denen mit den "heftigen" Szenen machen. Inzwischen sind solche Szenen ja durchaus Gang und Gäbe. Nur dafür sorgen, dass diese Kategorie dann auch deutlich von Jugend-Romanen, Sachbüchern u.ä. getrennt ist.
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Franziska

Ich würde ein eigenes Label dafür machen, etwas, das deutlich macht, dass es für Erwachsene ist. Dafür brauchst du keine eigene Website oder eigenes Programmheft. Da reicht eine Überschrift. Bei den Leseproben musst du ja nicht die Erotikszenen auswählen, die kommen ja meistens nicht auf den ersten 10 Seiten vom Buch.

FeeamPC

Bei mir kommt rüber, dass ihr (außer bei reiner Erotik bzw. Bücher, deren Hauptthema Erotik ist) als Trennung eine entsprechende Kennzeichnung auf der Webseite und im Programm alle für ausreichend haltet.
Gut ...
Dann werde ich mal bei den infrage kommenden 5 oder 6 Autorinnen und Autoren anfragen, wie wir einen familienfreundlichen Hinweis bei diesen Büchern unterbringen. So ein Ü18 in der Ecke fände ich auf dem Umschlag oder der Webseite nämlich nicht so dekorativ.

Ich frage übrigens, weil ich eine nicht ganz liebenswürdige Beschwerde bekommen habe von einer Leserin, die in einem Roman nicht mit den dort vorkommenden Szenen gerechnet hatte und das Buch im Ergebnis unzumutbar fand. Wobei ich schon meine, dass der Klappentext die Richtung andeutet, aber na ja, ich bin auch Autorin, ich habe Fantasie ...

Kaeptn

Meine Tochter (14) hat auch letztens ganz entrüstet einen Romantasy-Titel als "eklig" beiseite gelegt, als da eine Liebesszene kam - und die war noch harmlos. Also gerade in Genres wo auch Jugendliche zugreifen, ist ein Hinweis sicher sinnvoll. Wenn du ihn aber zu sehr versteckst, bringt er auch wieder nichts.

Mal ganz ehrlich: So ein Hinweis auf dem Cover kann auch durchaus zugkräftig sein, man denke nur an "Parental Advisory" bei Musik-CDs, dass ja vom Warnhinweis quasi zum Gütesiegel mutiert ist.

Ary

Ich fühl mich gerade ein bisschen angesprochen, Fee.  ;D Einen Ü18-Hinweis auf dem Buchdeckel fände ich auch nicht so prall, aber eine Untersparte im Webshop mit "Fantasy für Erwachsene" würde für meinen Geschmack auch reichen. Im Webshop hast du ja schon "Fantasy für junge Leser", "Fantasy" und "Märchen für Erwachsene". Da könnte dann doch noch eine Sparte "Fantasy für Erwachsene" oder wenn nicht alles, was Dich da gerade umtreibt, Fantasy ist, "Phantastik und mehr für Erwachsene" oder sowas.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Nycra

Ich glaube, vieles hängt auch vom Cover ab, wie Lothen schon meinte. Wenn ich einen halbnackten Mann oder eine entsprechende Frau drauf sehe, erwarte ich eigentlich, dass das eher für Erwachsene ist und darf mich hinterher nicht beschweren, wenn es anders kommt.  ;)

Mich persönlich würde der Ü18 Hinweis gar nicht so sehr stören, vielleicht kämen dadurch auch höhere Verkaufszahlen zustande. Ich hatte so etwas Ähnliches ja schon einmal in ähnlicher Form bei der möglicherweise kommenden FSK-Kennzeichnung geschrieben.

Ansonsten finde ich die Idee mit der Trennung auf der Homepage sehr gut. Kann man bei Amazon auch eine Altersvorgabe machen? Ich kenn mich da nicht so aus, weil, falls nicht, wäre das irgendwie auch nicht sonderlich fördernd.

Sascha

Ich unterstütze den Vorschlag mit der Kategorie "Fantasy für Erwachsene". Da könnten dann auch Bücher rein, in denen Gewalt etwas expliziter auftaucht, die ich persönlich für ein wesentlich sensibleres Thema halte (nicht wie die Amis: Im Blut ersaufen darf man, aber wehe, es ist ein Nippel zu sehen.)
Ich meine sogar, Du solltest dann auf der Seite und im Programmheft erklären, daß diese Kategorie eben solche Szenen beinhaltet. Mich z.B. würde eine Einordnung in "Erotik" oder so eher abschrecken. Nicht, weil ich was gegen diese Szenen habe, sondern, weil ich das dann für das Hauptthema halten würde (und sowas interessiert mich nicht). Und selbiges Hauptthema sollte doch immer noch im Vordergrund stehen, explizite Szenen hin oder her.

Dämmerungshexe

Also eine entsprechende Covergestaltung (wie Nycra meinte) fände ich ebenfalls nur bei richtigen Erotik-Titeln sinnvoll.

Eine eindeutige aber zurückhaltende Kennzeichnung auf dem Cover fände ich wirklich am sinnvollsten. Es muss ja keine "Warnung" in dem Sinne sein. Wenn man es in Form eines "Störers" macht, würde ich eher eine "Empfehlung" machen. Ansonsten könnte ich mir auch einen einfachen Farbstreifen oben oder unten vorstellen, wo nur klein drin steht "ab 18".

Die Trennung auf der Website und im Katalog würde ich aber auf jeden Fall deutlich machen - also unterschiedliche (Unter-)Seiten und am besten entsprechende Gestaltung.
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques