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Steampunk/Steamfantasy

Begonnen von zDatze, 12. März 2010, 19:02:40

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Steffi

Zitat von: Lomax am 14. März 2010, 11:42:28
Dabei wollte ich genau das eigentlich nicht schreiben (und nicht nur, weil "Steampunk"/"Steamfantasy" bei den Verlagen derzeit aus irgendwelchen Gründen eher als "Kassengift" gilt ;)).

Zur Not könnte man ja immer noch glitzernde Vampire einbauen, und die Sache ist geritzt  ;D
Sic parvis magna

Wuo Long

Zitat von: Lomax am 14. März 2010, 11:42:28
  Die Vermischung von Fantasy und Technik scheint also sehr schnell Steampunk-Assoziationen hervorzurufen, auch ohne das "viktorianische" Flair. Ich habe das Gefühl, dass der Ausdruck inzwischen sehr allgemein gebraucht wird für eine "neblige" Grauzone am technischen Rand der Fantasy. ;)

Das ist auch meine Meinung. Auch der sogenannte Cyberpunk ist eigentlich kein Genre mit festen Elementen sondern eine "neblige" Grauzone im großen Feld der Science Fiction. Ohnehin finde ich es seltsam, sich an solchen Details wie viktorianischen Flair oder Dampfmaschinen aufzuhängen. Schließlich sind wir alle Phantasten in diesem Forum und zumindest für mich ist das der Freischuss meine Welt so zu gestalten, wie mir die Feder... oder meinetwegen die Tastatur gewachsen ist.
Außerdem reden wir hier über Fiktion und das sollte sich sowieso nicht in ein allzu enges Korsett zwängen lassen. Der einzig sinnvolle Nutzen für Genre-Schubladen liegt für mich darin, dass die Leute in der Buchhandlung die Bücher in den Regalen sortiert kriegen.

gbwolf

Zitat von: Steffi am 14. März 2010, 12:00:18
Zur Not könnte man ja immer noch glitzernde Vampire einbauen, und die Sache ist geritzt  ;D
Nein, ich bin mir nicht sicher, ob da der Kern des Problems liegt.
Steampunk, SF, Bollywood, Asien und Western sind Genre, die im Kino immer wieder für riesige Verkaufszahlen sorgen, im Comic häufig vorkommen (gut, Bollywood nicht), im Buchregal aber selten zu sehen sind, ebenso wie historische Epochen außerhalb des Mittelalters, etc.
Das liegt, denke ich, auch daran, dass es Genre sind, die vor allem visuell wirken durch Details, Verzierungen, etc., die eine Romanbeschreibung schnell schwerfällig und technisch werden lassen. Dadurch muss der Leser sich stärker auf den Hintergrund konzentrieren und kann sich nicht mehr so entspannen.
Die Masse der Leser und Kinogänger ist aber auf Unterhaltung und Entspannung aus, auf ein Abtauchen aus dem Alltag. Ein bisschen Bildung und ein bisschen Besonderes darf schon dran sein, aber man mag nach einem langen Arbeitstag oder am Wochenende nicht mehr unbedingt recherchieren oder lange über Sätze nachdenken, um sich einen Roman zu erschließen.

Mittelalter, Vampire, Elfen sind ja relativ in jedem verankert als romantisierter Geschichteunterricht, als Träumereien von Supermenschen, die alle Hindernisse der Welt überwinden, an denen wir im Alltag scheitern.
Das viktorianische Zeitalter, Dampfkraft und Co. klingen nicht nach schnellem Problemlösen und sie sind fremd. Es gibt (noch?) keinen Standard, an dem sich der Leser orientieren kann, jeder Autor definiert seine Welt anders. Da ist nicht einfach ein Held und der hat ein Schwert und das Bild ist da. Das erschwert den Zugang schon erheblich.

Wir sehen's ja auch daran, dass die meisten hier Filme zitieren und keine Bücher und Buchstellen mit "typischen" Elementen.

Hier noch eine interessante Seite, die sich mit Dingen beschäftigt, die in Steampunk häufig vorkommen: http://www.writing.com/main/view_item/item_id/1249132
Grimmer hatte hier mal den Link zu Steamtown gepostet. Vielleicht hat er noch Tipps zu seinen Recherchequellen.

Rika

Meine Referenz zu Nausicaa bezog sich auf die Graphic Novel mehr als den Film. Ich zähl's hinzu, weil die Technik, die dort gezeigt wird, ob nun Dampf direkt vorkommt oder nicht, meiner Ansicht nach genau die Vermischung von "alt/Dampf" und "futuristisch" zeigt, insbesondere bei den diversen Flugmaschinen.

Zitat von: Die Wölfin am 14. März 2010, 12:15:58
Steampunk, SF, Bollywood, Asien und Western sind Genre, die im Kino immer wieder für riesige Verkaufszahlen sorgen, im Comic häufig vorkommen (gut, Bollywood nicht), im Buchregal aber selten zu sehen sind, ebenso wie historische Epochen außerhalb des Mittelalters, etc.
Das liegt, denke ich, auch daran, dass es Genre sind, die vor allem visuell wirken durch Details, Verzierungen, etc., die eine Romanbeschreibung schnell schwerfällig und technisch werden lassen.
Ich denke, damit liegst du nicht falsch.

Lomax

Zitat von: Wuo Long am 14. März 2010, 12:07:27Der einzig sinnvolle Nutzen für Genre-Schubladen liegt für mich darin, dass die Leute in der Buchhandlung die Bücher in den Regalen sortiert kriegen.
... was allerdings kein unerheblicher Punkt ist, wenn man Bücher auch verkaufen möchte ;)

Steffi

Ich denke auch, dass diese Genres vor allem visuell gut wirken und sich damit als Buchform schwer tun. "Firefly" zum Beispiel finde ich wegen der "Wild West" - Atmosphäre so genial, merke aber gerade selber das es fürchterlich schwierig ist, so etwas ins geschriebene Wort zu übertragen.
Sic parvis magna

Steffi

Ich hab mir heute Abend den hier empfohlenen "City of Ember" angesehen und bin völlig hingerissen. Was für ein Juwel von einem Abenteuerfilm! Ganz toll! :D Wieso hatte ich da vorher noch nichts von gehört?
Sic parvis magna

Hanna

Zitat von: Steffi am 15. März 2010, 00:00:11
Ich hab mir heute Abend den hier empfohlenen "City of Ember" angesehen und bin völlig hingerissen. Was für ein Juwel von einem Abenteuerfilm! Ganz toll! :D Wieso hatte ich da vorher noch nichts von gehört?

Davon hat mir mein Exfreund kürzlich erzählt, der auch ganz begeistert von den Büchern war.
#happyverpeilt oder auch gründlich überfordert ...

Lila

Zitat von: Kerimaya am 14. März 2010, 03:52:36Genau aus dem Grund gibt es seit einiger Zeit auch die Einteilung Steamfantasy, TasTä ;)

Oh je, ja. Das habe ich wohl in meinem Kommentier-Eifer ganz eifrig überlesen. ::) Asche auf mein Haupt! Aber ich mag Steampunk ohne Magie eindeutig lieber. Dampf und Elektrizität tun es doch auch. Wozu noch Magie unterrühren? Waaah, ich fange schon wieder an zu sticheln. :zensur:
Livid Oppressed King: Ignite!
Tyranny Has Overcome Rules."
(oder: was man nicht alles aus LOKI & THOR machen kann!) - TasTä (aka Lila)

zDatze

Auf die Gefahr hin, dass ich mich ketzerisch äußere ...
Zitat von: Tastentänzerin am 15. März 2010, 01:26:08
Dampf und Elektrizität tun es doch auch. Wozu noch Magie unterrühren? Waaah, ich fange schon wieder an zu sticheln. :zensur:
Es kommt ganz stark darauf an ob für einen persönlich Dampfkraft und Elektrizität reichen. Ich finde Dampfkraft alleine nicht sehr fesselnd. Auch wenn man diese Technik weiter entwickelt, würde ich wohl nur mit den Schultern zucken, wenn die Umsetzung im Text zu technisch ist. (Mir fehlt da glaub ich einfach das Interesse ...)

Ich finde, wenn man den magischen Aspekt auch noch einbringt, kann man sich viel mehr phantastische Elemente basteln. Mehr platz zum Träumen. Vielleicht auch mehr Schlupflöcher für den Plot.  ;)

Ich hab den leisen Verdacht, ich will meine Geschichten nicht an realitätsnahen Elementen aufhängen.  ::)

Lila

Zitat von: zDatze am 15. März 2010, 09:31:40Ich finde, wenn man den magischen Aspekt auch noch einbringt, kann man sich viel mehr phantastische Elemente basteln. Mehr platz zum Träumen. Vielleicht auch mehr Schlupflöcher für den Plot.  ;)

Ah, genau das! Es widerstrebt mir aufs Äußerste es mir mit Hilfe von "Magie" leichter zu machen. Klar, die Möglichkeit besteht. Gar keine Frage! Aber für mich gibt es, zumindest mir selbst gegenüber, nichts Schlimmeres, als zu sagen: "Och, da fällt mir jetzt gerade keine logische oder sonst wie passende Erklärung zu ein. Löse ich das ganze eben einfach mit Magie...!"

Nein, nein, nein und nochmals NEIN! :o So einfach will ich es mir ja nun auch nicht machen. Ich finde das bin ich schon allein meinen Lesern schuldig. Vielleicht bin ich auch einfach zu anspruchsvoll. Okay, ich bin eindeutig zu anspruchsvoll! Aber allein der Gedanke, dass mir irgendwann mal irgendjemand vorwerfen könnte, dass ich es mir an der und der Stelle leicht gemacht habe, indem ich einfach mal eben Magie eingesetzt habe, weil ich zu faul oder zu dumm war mir eine logische, rationale Erklärung dafür zu überlegen... :gähn: *schauder*

Versteh mich nicht falsch! Ich verurteile niemanden, der diese Gelegenheit für sich in Anspruch nimmt. Und es ist ja nicht so, dass man nicht auch aus Magie durchaus eine komplexe Wissenschaft machen kann. Nur käme das für mich niemals in Frage. ::)
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gbwolf

@TasTä: Ohne unken zu wollen, aber müsste dann nicht "His dark materials" eine der schlimmsten Reihe für dich sein? Aufrechtgehende Eisbären, die sprechen können, Seelen, die als Tierbegleiter herumrennen, Uhren, die prophezeien, der magische "Staub", ...  :psssst:

Lila

Zitat von: Die Wölfin am 15. März 2010, 18:10:46@TasTä: Ohne unken zu wollen, aber müsste dann nicht "His dark materials" eine der schlimmsten Reihe für dich sein? Aufrechtgehende Eisbären, die sprechen können, Seelen, die als Tierbegleiter herumrennen, Uhren, die prophezeien, der magische "Staub", ...  :psssst:

Aber absolut nicht! Aufrecht gehende und sprechende Eisbären haben doch nichts mit "Magie" zu tun. Je nachdem, wie die Evolution auf einem anderen Planeten (oder in diesem Fall eben in einer anderen Welt) läuft, kann es doch durchaus sein, dass sie eine solche Rasse hervorbringt. Die hat ja niemand mal eben so dahin gezaubert. Und in ihnen fließt auch keine Magie. Es sind Wesen aus Fleisch und Blut.

Die Tierbegleiterseelen sind aus dunkler Materie. Das Zeug gibt es wirklich und niemand weiß wozu diese Teilchen in der Lage sind, was sie machen, wo sie herkommen, und so weiter. Warum soll sie sich in einer Welt mit ähnlichen Lebensbedingungen wie den unseren nicht in Form von "Dæmonen" manifestieren können? Vielleicht, wenn man die physikalischen Gegebenheiten dort ein klein wenig ändert...?

Und auch die Uhr, bzw. der Kompass wird von dieser dunklen Materie gelenkt. Nochmal: das Zeug existiert! Und niemand weiß wozu es fähig ist. Aber es hat ja mal eindeutig nichts, aber auch null Komma gar nichts mit "Magie" zu tun. ;)

Das einzig "magische" an His Dark Materials, was mir spontan einfallen will, ist eben das "magische Messer". Gut, darüber lässt sich streiten. Aber so wie Pullman es erklärt hat selbst das nicht wirklich viel mit Zauberei, Magie und Hokuspokus zu tun. :hmhm?:

Okay, vielleicht einigen wir uns darauf, dass meine Definition von "Magie" offensichtlich eine andere ist, als die allgemein gängige. Wahrscheinlich verwechsele ich das, was ich als "Magie" bezeichne, mit dem, was ihr "Zauberei" nennen würdet. :hmmm: Ich muss bei dem Begriff halt immer an Harry Potter denken und da kringeln sich bei mir nunmal die Zehennägel hoch. ::)
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Arrisull

Zitat von: Steffi am 15. März 2010, 00:00:11
Ich hab mir heute Abend den hier empfohlenen "City of Ember" angesehen und bin völlig hingerissen. Was für ein Juwel von einem Abenteuerfilm! Ganz toll! :D Wieso hatte ich da vorher noch nichts von gehört?

Hihihihi ich danke dir !! Also allein die Tatsache, dass jemand meine Kommentare liest ist schon Ehre genug  :D Es ist wirklich ein Juwel und der hat einfach die falsche Zeit erwischt. Zwischen Harry Potter und Twilight hatte der Film einfach keine Chance sich Gehör zu verschaffen.

gbwolf

Zitat von: Tastentänzerin am 15. März 2010, 18:59:21
Die Tierbegleiterseelen sind aus dunkler Materie. Das Zeug gibt es wirklich und niemand weiß wozu diese Teilchen in der Lage sind, was sie machen, wo sie herkommen, und so weiter. Warum soll sie sich in einer Welt mit ähnlichen Lebensbedingungen wie den unseren nicht in Form von "Dæmonen" manifestieren können? Vielleicht, wenn man die physikalischen Gegebenheiten dort ein klein wenig ändert...?
Weil dunkle Materie physikalisch gesehen nur ein theoretisches Konstrukt ist, ebenso wie bei Tachyonen, ist es höchst unwahrscheinlich, dass es ein Allheilmittel sein wird.
Ich kenne auch den Spruch, dass jede höhere Technologie zunächst wie Magie erscheinen mag, aber wenn wir eine Materie bemühen, die nur theoretisch bewiesen ist, dann können wir zum Funktionieren des Plots auch Magie von Göttern, Wirken von Kleinstlebewesen und Atomkugelstoßen nehmen. Ich verwende bei den Hasardeuren auch ein "Erz", das sehr reaktiv ist und es ist Magie.
Die dunkle Materie hat bei Pullman schlicht und einfach die Funktion von Magie.
Mein Haus- und Hofphysiker meinte auch, dass die physikalischen Gesetze im Universum überall gelten, ein sprechender Eisbär mit Menschenintelligenz also nicht unbedingt denkbar ist. Auch Geister, Seelen und Co ... wie erklärst du es, wenn nicht mit Magie? Ohne die dunkle Materie und ihre Kräfte, rein auf physikalischer Basis, würde Pullmans Handlung nicht funktionieren.
Schau mal, ob du Greg Keyes magst. Der zieht auch eine Pseudowissenschaft heran, um seine Magie zu brgünden, es ist aber sehr stimmig und nicht so "klassisch Rollenspielmagisch" wie z.B. die Eingliederung von Magie in Shadowrun (die ich persönlich nicht mag).

Magie, die "Krachbumm Feuerball" oder "ich lenke mal den Bösen in die Lavagrube" ist, um Plotlöcher zu stopfen, lehne ich ebenfalls ab, aber subtile magische Eingriffe, eine Begründung, die das ganze Weltgefüge erklärt, finde ich absolut zu Steampunk passend.