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Trends und Übersättigung

Begonnen von Yukan, 25. Dezember 2012, 00:26:07

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Fianna

Zu den Sachen mit den Remittenten hatte ich in der Schreibwerkstatt mal etwas gelesen. Dort hiess es, dass das nicht für die (Rest-)Auflage gesamt gilt, sondern es wurden Gründe genannt, warum mehrere Exemplare nicgt normal verkauft werden.

Das hab ich vergessen :( ich weiss nur noch, dass es in der SWS als Fehlinformation / falsche Beweuskette (Wühltisch -> verramschte Auflage) entlarvt wurde.

Franziska

#31
@Ryadne: ich denke schon, dass die Trendlosigkeit typisch für dieses Jahr war und auch für das kommende.

Hier war die Sendung von Kuddel mit Thomas Finn und Thomas Plischke reden über Trends. Da sagen sie auch, dass es eine Chance sein kann.
Kann es nicht wirklich eine Chance für etwas ungewöhnlichere Sachen sein? Yukan hat natürlich recht, wenn Verlage Fantasy komplett abschreiben, wäre das schade und dann entsteht natürlich auch kein neuer Trend.
Ich frage mich auch wirklich, was das sein könnte. In letzter Zeit hatten wir ja wirklich fast alles.
Völkerromane, Highfantasy, was den ganzen Fantasy-Boom ja ausgelöst hat.
Dann die Jugendbuchwelle mit Twilight und Panem und Harry Potter.
Vampire, Werwölfe, Gestaltwandler, Engel, Geister, Zombies, Feen, Steampunk, Hexen, Dömonen, Dystopien.
Das gab es alles schon immer in der Fantasy und wird es immer geben. Mir fällt wirklich nichts ein, was es in den letzten Jahren nicht gab. Zu Bestsellern werden meiner Ansicht nach Bücher, die entweder enorm vom Verlag gepuscht werden und Gesprächsstoff liefern (Feuchtgebiete, 50 Shades) Aber auch gute Bücher, die durchaus anspruchsvoll sein können aber auch gut unterhalten (Lied von Eis und Feuer, Der Name des Windes ...) Solche Bücher werden ja auch rausgebracht und gekauft.
Ich habe immer noch die Hoffnung, dass eine richtig gute Geschichte, die richtig gut erzählt ist auch ankommt, nicht immer bei den Massen, aber doch so gut, dass es veröffentlicht wird, ohne dass sie das Rad neu erfinden muss. Es gibt ja auch immer wieder Beispiele dafür.

edit: Dass wir alle auf Manuskripten sitzten, die dennoch nicht genommen werden ist natürlich schade und man merkt ja hier auch immer wieder, dass gute Sachen dann doch nicht genommen werden. Mir ging es eher um den Aspekt, dass man nicht unbedingt was komplett Neues bringen muss.

Was ich jedoch wie Yukan traurig finde: wie gesagt, seit Monaten gibt es kaum noch Fantasy-Bücher von denen ich denke, dass ich sie lesen möchte. Ob das nun daran liegt, dass die Verlage sich nicht trauen, dass es nicht gekauft wird oder daran, dass Autoren keine guten Stoffe anbieten? Ich weiß es nicht, ich hoffe nur, dass sich das wieder ändert.

chaosqueen

Zitat von: Franziska am 27. Dezember 2012, 17:03:47
Was ich jedoch wie Yukon traurig finde: wie gesagt, seit Monaten gibt es kaum noch Fantasy-Bücher von denen ich denke, dass ich sie lesen möchte. Ob das nun daran liegt, dass die Verlage sich nicht trauen, dass es nicht gekauft wird oder daran, dass Autoren keine guten Stoffe anbieten? Ich weiß es nicht, ich hoffe nur, dass sich das wieder ändert.

Da kann ich für mich widersprechen. Ich finde immer mal wieder kleine Schätze auch im Bereich der Fantasy. Natürlich lese ich auch die Bücher, die groß angepriesen werden und freue mich auf "Reckless 2" von Cornelia Funke (hab es aber noch immer nicht gekauft), aber was ich gerade zufällig gefunden habe und was mir sehr gefällt, weil es anders ist als der Mainstream: Das Mädchen mit den gläsernen Füßen von Ali Shaw. Es ist zwar wieder kein deutscher Autor, aber immerhin ein wunderbares Buch, das gekonnt phantastische Elemente in unsere reale Welt einbindet. Und ich habe so das Gefühl, dass das insgesamt im Kommen ist. Die eine oder andere Veröffentlichung von TiZi-Mitgliedern geht in die Richtung (Greys Feen, Felsis Optimum), und auch sonst begegnen mir Bücher dieser Art häufiger.
Ob das jetzt ein neuer Trend ist oder nur mein subjektives Empfinden, vermag ich allerdings nicht zu sagen.

Franziska

Ja klar, gibt es solche Bücher. Aber auch deine Beispiele sind schon etwas älter, ich meinte eher so die letzten drei Monate, da merkt man schon deutlich, dass Fantasy zurückgefahren wird. Meine letzten rausgesuchten Bücher sind von September und dann auch meistens Jugendbücher (Grischa) oder von etablierten Autoren (Ache und Phoenix von Kai Meyer klingt auch recht ungewöhnlich).

Grey

Zitat von: Fianna am 27. Dezember 2012, 16:18:42
Ist das denn sicher mit den paar Monaten?
Nicht jeder kauft ja sofort ein tolles Buch, oder hat einfach nicht das Budget, sofort eins zu kaufen. Man hat ja eine Leseluste mit Fortsetzungen zu anderen Büchern, die schon gekauft werden müssen.

Ja, das ist sicher. Und zwar nicht wegen der Leser, die nicht schnell genug kaufen, sondern wegen der großen Masse an Neuerscheinungen, die in den Buchhandel gedrückt werden. Ich habe letztens noch gelesen, dass jeden Tag(!) rund 250 Neuerscheinungen in die Läden kommen (ich weiß zwar nicht, ob da die Sachbücher auch mit drin sind, aber viel ist es so oder so). Das bedeutet, die Buchhandlungen haben viel zu wenig Platz. Was nicht super geht, wird also auch nicht nachbestellt, schlimmstenfalls werden Restexemplare zurück an den Verlag geschickt - wohin soll man denn sonst mit dem ganzen Kram? Und ein Buch, das nicht mehr im Laden ausliegt, hat logischerweise auch direkt weniger Verkäufe, da all diejenigen Leser wegfallen, die nur zum Stöbern in den Laden gehen und es quasi "im Vorbeigehen" kaufen. Nimmt man dann auch noch die Reizüberflutung hinzu, der die ja grundsätzlich kaufwilligen Leser ausgesetzt sind, wundert es nicht, dass neue Trends sich nur schwer bilden. Selbst bei Büchern, die mit wirklich viel Marketingaufwand beworben wurden.
Dazu ein Beispiel aus meiner persönlichen Erfahrungskiste: Mein Jugendroman bei cbj hat wirklich eine Menge Werbung bekommen, Leseexemplare vorab für den Buchhandel und Rezensenten, übergreifender Spitzentitel, Buch des Monats, gute Plätze in den großen Buchhandlungen - und hat es gefruchtet? Jein. Die Zahlen waren nicht total schlecht, aber auch längst nicht so gut wie gehofft. Woran liegt es? Niemand weiß es. Ich bin nur froh, dass mein Verlag trotzdem weiter auf mich setzt und mich weiter unterstützen und aufbauen will. Das ist wohl auch nicht selbstverständlich. :omn:

Alia

ZitatUnd zwar nicht wegen der Leser, die nicht schnell genug kaufen, sondern wegen der großen Masse an Neuerscheinungen, die in den Buchhandel gedrückt werden. Ich habe letztens noch gelesen, dass jeden Tag(!) rund 250 Neuerscheinungen in die Läden kommen

Schaufelt sich da der Buchmarkt denn nicht selbst das Grab?
Klar. Wenn die Mitverlage ständig Neuerscheinungen bringen, muss ich mit halten, weil sonst die neuen Bücher der Konkurrenz in den Regalen liegen und meine als "alt" zurück geschickt werden.
Wenn ich aber zB 100.000 Exemplare drucke ist es ja theoretisch egal, welche Titel. Der Preis ist der selbe. (nicht ganz - klar. Höhere Auflagen bedeuten auch geringere Kosten...) Aber die ganze Vorarbeit Lektorat, Korrektorat, Satz, Layout, Werbung, etc. entsteht ja für jeden Roman neu. Wenn ich aber zB die doppelte Anzahl von Romanen mit der halben Auflagenstärke auf den Markt schmeißen "muss", weil es alle anderen auch machen, bedeutet das, dass der finanzielle Faktor, den ein Roman verursacht, doppelt schwer wiegt. Der ganze Aufwand muss ja erst einmal refinanziert werden.
Letztlich ist das nicht nur schlecht für die Verlage, sondern auch für uns Autoren. Es ist bei so vielen Neuerscheinungen vielleicht etwas leichter, sein Buch an den Verlag zu bringen. Aber die Gewinne pro geschriebenem Buch werden so natürlich weniger - sowohl für den Verlag, als auch den Autor.

Ob das wohl noch lange so weiter gehen kann?

Grey

Nein, kann es nicht und wird es wohl auch nicht. Die Verlage kaufen ja schon weniger ein, gerade im Fantasybereich, der dank Harry Potter, Twilight, Panem und Hobbit besonders überladen ist - womit wir wieder beim Thema wären. Denn dieses Einkaufverhalten spüren natürlich auch die Agenten, was darin resultiert, dass sie beim Annehmen von Manuskripten deutlich zögerlicher sind als sie es vielleicht vor zwei oder drei Jahren waren. Zumindest ist es das, was ich glaube, mitbekommen zu haben. So ganz steckt man da ja nie drin, wenn man nicht selbst in der Materie arbeitet.

Alia

Dann wird es aber für Verlage auch wieder interessanter einen Autor richtig aufzubauen. Wenn es nicht mehr nur nach Masse geht, sonder darum eine "Marke" Autor, Romanreihe und Verlag zu etablieren, wird es für diejenigen, die "drin" sind vermutlich einfacher davon zu leben.
Die "Hobbyautoren" mit einem Buch werden dann weniger. (Das ist kein Angriff auf irgendwen hier. Bitte nicht falsch verstehen.)
Bei uns Juristen ist es ja auch so. Es gibt viel zu viele. Etliche krebsen am untersten Ende der Verdienste mehr schlecht, als recht rum. Nur wenige verdienen tatsächlich so viel, wie man gemeinhin annimmt.
Und dann gibt es wieder Studiengänge, wo derjenige, der den Abschluss schafft quasie eine Garantie auf einen gut bezahlten Job hat.

Wenn ich für die Autoren wählen könnte, würde ich das zweite wählen. Lieber schwer in die Kiste reinkommen, aber dafür dann davon leben können, als in Massen reinströmen und dann jede Menge Autoren, die für Luft und Liebe schreiben...

Kaeptn

#38
Zuletzt sind wir hier ja bei 2 Themen angekommen:

@Masse: Das hatten wir ja schon anderswo. Ich sehe das ja bei meiner Kleinverlags-Veröffentlichung. Von Verkaufszahlen will ich da gar nicht anfangen, aber man kommt ja nicht mal mehr an Rezensions-Plätze, wenn man nicht ein paar Leute kennt.

Es kommen einfach viel zu viele Bücher raus, sodass man als Autor, selbst wenn man es dann mal geschafft hat, bei einem namhaften Verlag unterzukommen, noch lange nicht den großen Wurf landet. Siehe Schommes und seine Klagen über geringe Vormerkungen für seinen Zweitling irgendwo im OffTopic-Bereich oder Grey eben.
Die eBook-Schwemme macht das ganze dann noch schlimmer, auch da werden von der Masse an Neuerscheinungen wieder Leser gebunden, die z.B. 1-2 Bücher weniger kaufen, weil sie ein günstiges oder gar kostenloses Indie-eBook gelesen haben.

Was die Fantasy angeht, hat die HdR/Harry-Potter-Welle mit anschließender Völkerroman-Welle einfach so viele dt. Autoren etabliert, die weiter ihre 1-2 Romane im Jahr raushauen, dass auch ohne Trend eine Übersättigung da ist - und zwar mit Fantasy an sich. Ich hab immer noch viele Titel aus den 0er-Jahren auf der Liste, die ich mal lesen will, ich komme gar nicht nach - denn ich lese eben auch mal in anderen Genres.

@Trends:
So ganz kann ich das "trendlos" nicht nachvollziehen. Das große Thema 2012 war doch (neben dem Wiederaufflammen von Panem dank des Films) eindeutig Game of Thrones. Klar, gibt es schon lange, aber dank der TV-Serie hat es das Buch ganz nach oben in die Bestseller-Listen geschafft, Band 1 ist in den Amazon Jahrescharts auf Rang 21, die englische(!!!) 4er-Box auf Rang 19. Und Nachahmer gibt es da ja auch (Dolch & Münze von Hanover z.B. wird oft als "ähnlich" bezeichnet, Acacia usw...). Und nun sind ja wieder ganze Tische voll mit Halbling-zeugs und ich könnte mir gut vorstellen, dass Orks, Trolle, Zwerge und Elfen nochmal eine Renaissance erleben und die Völkerserien nochmal fortgesetzt werden (bzw ist das ja schon geschehen bzw. angekündigt (Hardebusch, Hennen, Heitz...).

Und generell sehe ich in der klassischen Fantasy einen Trend hin zu erwachsenerer Schreibe, mehr Gewalt, mehr Sex, rohe Sprache usw, passend zu dem was Serien wie Spartacus oder eben Game of Thrones sogar im prüden Amerika auf den Bildschirm brachten.

Churke

Zitat von: Kaeptn am 28. Dezember 2012, 13:30:26
@Trends:
So ganz kann ich das "trendlos" nicht nachvollziehen. Das große Thema 2012 war doch (neben dem Wiederaufflammen von Panem dank des Films) eindeutig Game of Thrones.

Game of Thrones ist wie du richtig sagst nicht neu, sondern neu entdeckt. Ich halte es auch für sehr schwierig, daraus Honig saugen zu wollen. Martin hat Shakespeares Königsdramen in ein Fantasy-Setting transponiert. Das ist das, was die Serie ausmacht, und aus verschiedenen Gründen nicht wiederholbar.

Grey

Zitat von: Kaeptn am 28. Dezember 2012, 13:30:26
@Trends:
So ganz kann ich das "trendlos" nicht nachvollziehen. Das große Thema 2012 war doch (neben dem Wiederaufflammen von Panem dank des Films) eindeutig Game of Thrones. Klar, gibt es schon lange, aber dank der TV-Serie hat es das Buch ganz nach oben in die Bestseller-Listen geschafft, Band 1 ist in den Amazon Jahrescharts auf Rang 21, die englische(!!!) 4er-Box auf Rang 19. Und Nachahmer gibt es da ja auch (Dolch & Münze von Hanover z.B. wird oft als "ähnlich" bezeichnet, Acacia usw...). Und nun sind ja wieder ganze Tische voll mit Halbling-zeugs und ich könnte mir gut vorstellen, dass Orks, Trolle, Zwerge und Elfen nochmal eine Renaissance erleben und die Völkerserien nochmal fortgesetzt werden (bzw ist das ja schon geschehen bzw. angekündigt (Hardebusch, Hennen, Heitz...).

Wenn du es so siehst, klar. Aber Trend dort eben nicht in dem Sinne, dass viele neue Bücher in dem Bereich erscheinen, sondern dass alte bis ältere Veröffentlichungen nochmal neuen Schwung bekommen. Die Übersättigung des Markts hat da schon vor zehn Jahren stattgefunden, wie du ja selbst schon festgestellt hast, und wir zehren immer noch davon. Bis da mal wieder ein großer Verlag sagt: "Wir brauchen einen neuen Autoren, den wir ernsthaft aufbauen!", dauert es vermutlich auch noch ein Weilchen ... nur so meine Prognose, wenn sich irgendwann herausstellt, dass ich falsch liege, umso besser. ;)
Welches Stichwort ich trotz aller Trendlosigkeit in letzter Zeit öfter gehört habe, ist das des "Magischen Realismus" - will in diesem Kontext sagen, realistische Geschichten mit mehr oder weniger dezentem phantastischem Element. Was auch immer genau das heißen oder wie es aussehen soll. :hmmm:

Fianna

'Magischer Realismus', da werde ich ja ein Trendsetter ^^

Ich verstehe unter dem Wort spontan: meine Auffassung von Low Fantasy mit etwas Realismus-Fetisch.
Oder ich beschäftige mich gerne mit 'langfristigen' Problemen, z.b. das politische Zusammenspiel unabhängig gewordener Provinzen (lange nach diesen Befreiungskriegen) oder komplexe politisch-gesellschaftliche Konstrukte eines Landes, die zusammenbrechen / zu drohen. Sowas ist der Hintergrund oder oft auch Hauptgegenstand meiner Plots...
... spontan denke ich bei 'Magischer Realismus' an sowas.

Entweder die Probleme wirklich/glaubhaft gewachsener Kulturen, oder eine sehr 'logistische' Fantasy.
(Heere stehen nicht mal eben vor der Haustür, da der Nachbar erst aufrüsten, mobilisieren und einige dieser Kampfverpflichteter sicher noch ausbilden/auffrischen muss).


Ryadne

Zitat von: Grey am 28. Dezember 2012, 15:17:11
Welches Stichwort ich trotz aller Trendlosigkeit in letzter Zeit öfter gehört habe, ist das des "Magischen Realismus" - will in diesem Kontext sagen, realistische Geschichten mit mehr oder weniger dezentem phantastischem Element. Was auch immer genau das heißen oder wie es aussehen soll. :hmmm:

Daran habe ich auch gedacht, allerdings habe ich das Gefühl, dass das zumindest im Jugendbuchbereich schon länger ein konstant anhaltender "Trend", bzw. einfach ein sehr etabliertes Subgenre ist. Vielleicht fasse ich es jetzt etwas zu weit, aber wenn ich mir z.B. anschaue, was meine jüngere Schwester in den letzten 3-4 Jahren an Büchern angesammelt hat, das lässt sich locker zu 70-80% unter "Magischen Realismus" packen. Und mit Kai Meyer hat Deutschland da ja schon länger ein ziemliches Autoren-Paradebeispiel zu bieten.

Zitat von: Kaeptn am 28. Dezember 2012, 13:30:26
Und generell sehe ich in der klassischen Fantasy einen Trend hin zu erwachsenerer Schreibe, mehr Gewalt, mehr Sex, rohe Sprache usw, passend zu dem was Serien wie Spartacus oder eben Game of Thrones sogar im prüden Amerika auf den Bildschirm brachten.

Diesen Trend sehe ich auch wieder aufkeimen, aber nicht unbedingt nur im Fantasybereich.

Bis vor kurzem hatte ich auch das Gefühl, dass wie zu Beginn der 90er wieder so eine Noir-  oder Hyde-Phase anbricht, die nicht so stark auf Brutalität, dafür aber mehr auf Atmosphäre und psychologischen Kram setzt. Die Idee kam mir ursprünglich, weil die ganzen Superhelden plötzlich einen auf "Uh, ich hab meine finstere Seite entdeckt" gemacht haben und Ambivalenz glücklicherweise wieder größer geschrieben wurde. Im Fantasybereich hat da zum Beispiel Broms Der Kinderdieb gut reingepasst, in Teilen sogar auch Bernhard Hennens Elfen-Reihe. Aber inzwischen frage ich mich, ob diese Phase nicht schon wieder überholt wurde, auch wenn einzelne Aspekte noch immer auftauchen.

Yukan

Im Endeffekt können wir sowieso nur spekulieren. Wer den nächsten Bestseller schreibt oder wer DER neue deutschsprachige Autor wird, (oder Autorin) wird die Zeit zeigen.

Natürlich wäre es schöner, wenn man wissen würde, dass man "einfach" nur ein gutes Buch schreiben muss, aber das reicht heutzutage nicht mehr aus.  (Wobei ich hier nur Autoren meine, die auch schreiben können und nicht jeden Menschen, der ein Buch zu einer/m Agentur/Verlag schickt.)

Viel wichtiger sind Glück und Timing oder Kontakte.

Steffi

"Magischer Realismus" ist, sofern ich mich aus der Uni recht entsinne, das sehr dosierte Einsetzen von scheinbar unerklärlichen Elementen, die der Geschichte einen Touch des Wunderbaren geben, bei der die Geschichte aber dennoch vorrangig dem Realismus zugeordnet bleibt. Das kann dem Buch/dem Film einen zuweilen sehr surrealen Touch geben, sowas traumartiges, bei dem man nicht ganz zwischen Wahrheit und Fiktion unterscheiden kann. Wenn zum Beispiel Geschäfte spurlos verschwinden, und sich niemand an sie entsinnen kann, Figuren doppelt auftauchen oder gefundene Bücher das Leben des Protagonisten beschreiben, ohne, dass diese Sachen die zentrale Handlung ausmachen. Paul Auster tut das in seinen Romanen zuweilen (ich denke da an die New York Trilogie oder "Oracle Night"), und in den 90er Jahren waren Elemente davon auch im TV sehr beliebt. Bei "Ein Mountie in Chicago" zum Beispiel gelingen Ray und Fraser immer die wunderbarsten Fluchten aus brenzligen Situationen, die ganz klar fernab des möglichen sind (Absprünge vom Flugzeug aus viel zu großer Höhe und sowas) und deutlich überspitzt dargestellt werden, die Serie aber nicht zu Fantasy machen.

Es gibt natürlich auch andere Interpretationen von "Magischer Realismus" und auch Überschneidungen mit der Fantasy, aber das hab ich mal so gelernt und gefällt mir eigentlich ganz gut.  :)

Sic parvis magna