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Das Wort "Mensch"

Begonnen von Sanjani, 03. August 2011, 19:11:43

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Sanjani

Hi zusammen,

meine Betaleserin hat mir eine Sache angemerkt, an der ich sehr zu knabbern habe. Es gibt in meiner Welt Elfen, Zwerge, Sirenen der Nacht, Drachenkrieger und Menschen.

Sie meinte, ich würde oftmals das Wort Mensch benutzen, wo gar kein Mensch gemeint war, z. B. wenn ich eigentlich verschiedene Rassen gleichzeitig meine, aber Menschen schreibe. Ich bin daraufhin auf Wörter wie Personen oder Lebewesen oder Lebensformen ausgewichen.
So weit, so gut.
Jetzt hat sie mir hier einen Satz angestrichen, da geht es um Elfen und ich habe geschrieben: Sie versprachen alles menschenmögliche zu tun. Sie findet, ich sollte elfenmögliche schreiben, aber das klingt für mich einfach zu schräg, weil ich das wort an dieser Stelle nicht mit dem Menschen als Menschen assoziiere, sondern es ist für mich einfach eine geläufige Redewendung.

Wie steht ihr dazu? Soll ich mich dran halten und nur dann Menschen schreiben, wenn es auch wirklich um die Menschen als solche geht? Macht ihr das so? Oder findet ihr das auch zu eigentümlich?

Danke und Grüße

Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Ary

Hi,
wenn es darum geht, dass verschiedenste Wesen zusammengefasst werden müssen, sage ich inzwischen ganz oft neutral "Leute" - das habe ich bösest bei Rika geklaut.
Wendungen wie "alles menschenmögliche" versuche ich bei Nichtmenschen zu vermeiden, genauso, wie ich es vermeide, Flüche wie "verdammt" zu benutzen, wenn die Religion der Protagonisten keine Verdammung vorsieht. Das "menschenmögliche" könnte man doch einfach mit "taten ihr Möglichstes" oder "gaben ihr Bestes" oder so umschreiben, da muss der Mensch nicht unbedingt drinstecken, finde ich.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Rika

Ich würde schlichtweg auf "alles nur mögliche" oder dergleichen ausweichen.

Lisande

Das ist ein Problem, das ich auch sehe, und das leider oft ziemlich schlecht gelöst wird. "Lebensformen" - ärgs, nein, bitte nicht! "Leute" finde ich sehr gut (ebenfalls von Rika geklaut). Menschen haben tatsächlich, wenn keine anwesend sind, auch in der Begrifflichkeit nichts zu suchen. Elfen, die "allles menschenmögliche" tun wollen, klingen seltsam. Das "elfenmögliche" finde ich aber auch vollkommen gekünstelt, deswegen würde ich ebenfalls empfehlen, das umzuformulieren und das Volk komplett aus der Begrifflichkeit rauszulassen.

Mohnrote

Ich finde "alles elfenmögliche" gar nicht so schlecht und könnte mir auch vorstellen, es zu verwenden - allerdings wohl nur in einem eher humorvollen Kontext, wie bei Pratchett zum Beispiel.
Ansonsten würde ich auch auf "Leute" oder nur "Wesen" ausweichen. "Lebewesen" klingt irgendwie zu sehr nach Biologieunterricht. Oder speziell in diesem Zusammenhang vielleicht "alles lebensmögliche"? Mhm, ob das überhaupt ein Wort ist..

Snöblumma

Ja, Mensch sollte man dann wohl tatsächlich vermeiden. Mir wäre es bisher allerdings noch in keinem Buch negativ aufgefallen, dass das irgendwo gestanden wäre, wo es eigentlich nicht hingehört. Muss ich mal drauf achten, wie andere das lösen *notizmach*.

"Elfenmöglich" klingt mir auch zu gekünstelt, als ob krampfhaft nach einer Alternative gesucht worden wäre. Ich würde, ähnlich wie Aryana, ausweichen auf Wendungen wie "alles in ihrer Kraft stehende", "alles, was ihnen in dieser Situation möglich war", "alles nur erdenkliche" oder ähnliches. Elfenmöglich klingt für mich schon fast nach Persiflage, auch wenn ich das jenseits meines Gefühls nirgends wirklich festmachen kann.


Sanne

In jedem Fall würde ich auch die "Menschen"-Wortverbindungen nur bei Menschen verwenden und sie ansonsten lieber weglassen bzw. ganz anders formulieren. Ich glaube "menschenmöglich" in Verbindung mit "Elfen" ist wirklich nicht so glücklich. Da muss ich meinen Vorschreibern zustimmen, wobei krampfhafte Umformulierung noch mehr auffallen könnte. Vielleicht einfach die Verbindung zum "Menschen" weglassen - wurde ja auch schon vorgeschlagen.

Sanjani

Hallo zusammen,

ok, danke euch. dann wird also nix elfenmögliches gemacht. :) Da dürfte die Umformulierung nicht schwer fallen. Allerdings finde ich das in anderen Kontexten schon schwieriger. Das Wort Leute mag ich z. b. überhaupt nicht. Das klingt für mich irgendwie ein bisschen proletig, nach dem Motto: Die kleinen Leute. Da bleib ich dann lieber bei meinen Personen oder ggf. bei den Lebensformen. Letztere verwende ich aber auch eher in einem allgemeinen Kontext, wenn es um alle Lebensformen geht, ich sie aber nicht einzeln aufzählen möchte.

Aber wie ist es z. B. mit dem Wort Menschenkenntnis? Für mich ist das so ein Wort, wo jeder weiß, was damit gemeint ist, und es immer zu umschreiben a la "er konnte andere Personen immer gut durchschauen", fände ich ziemlich gekünstelt.

Die anderen Menschen-Wörter versuch ich dann mal zu streichen. Das schreibt sich aber auch so selbstverständlich runter :seufz:

LG Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Mohnrote

Zitat von: Sanjani am 03. August 2011, 21:44:51
Aber wie ist es z. B. mit dem Wort Menschenkenntnis? Für mich ist das so ein Wort, wo jeder weiß, was damit gemeint ist, und es immer zu umschreiben a la "er konnte andere Personen immer gut durchschauen", fände ich ziemlich gekünstelt.
LG Sanjani

Wie wäre es mit: "Er hatte gute Kenntnis über andere / Fremde"? Oder "es fiel ihm sehr leicht, andere zu durchschauen" finde ich auch nicht so schlecht.

Du hast wirklich recht, wenn man einmal anfängt, über diese Wörter nachzudenken, fallen einem viele Beispiele ein, wo man sich drum herum mogeln muss.

Lemonie

Oh, wenn ich das hier so lese hab ich das Bedürfnis direkt mal in meiner Geschichte nach sowas zu suchen...

Ich finde auch, dass zum Beispiel "alles Elfenmögliche" nicht gut kommt, weil das ja ursprünlighc beim Mensch eine Redewendung ist. Über etwas Elfenmögliche stolpert man dann beim Lesen...
ich mogle mich immer drum rum, oder schreibe "Leute". Noch schwieriger finde ich es mit Religionswörtern, da gibt es glaub ich auch einen Thread zu...

Rakso

Ich finde, es kommt darauf an, was der Zweck der Geschichte sein soll. Wenn sie etwas parodistisch ist, dann fände ich alles elfenmögliche/zwergenmögiche, gar nicht mal so übel.

"Leute" ist schon schön zum umschreiben. Aber ich finde man kann auch auf "Nation(en)" ausweichen, oder man erfindet einen eigenen Terminus.

Zitat von: Sanjani am 03. August 2011, 21:44:51
Aber wie ist es z. B. mit dem Wort Menschenkenntnis? Für mich ist das so ein Wort, wo jeder weiß, was damit gemeint ist, und es immer zu umschreiben a la "er konnte andere Personen immer gut durchschauen", fände ich ziemlich gekünstelt.

Naja, da könnte man auch "er konnte ihn/sie lesen wie ein offenes Buch" verwenden oder "X konnte(n) ihm nichts vormachen/verheimlichen". Das wäre aber alles wieder Kontextabhängig.

Sanjani

Hallo zusammen,

also, ich glaube, den Menschenkenner behalte ich drin. So was könnte sich ja auch aus der Sprache entwickelt und sich dann als Begriff für andere Rassen ausgedehnt haben.

Es ist ja auch nicht so, als würde ich die vorgeschlagenen Formulierungen nicht selbst auch verwenden, aber bei so ein paar Stellen wirkt Menschenkenntnis bzw. Menschenkenner einfach am natürlichsten für mich.

Und nein, meine Geschichte ist keine Parodie, es wurde mir beim Schreiben nur nicht bewusst, dass menschenmöglich gar nicht passt :)

LG Sanjani, die am besten noch mal ne Nacht drüber schläft
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Pestillenzia

Wenn ich von mehreren unterschiedlichen "Lebensformen" spreche, verwende ich meist das Wort Wesen. Leute mag ich aus dem Grund nicht, weil ich mir darunter automatisch Menschen vorstelle und das Wort im Kontext meines Romans auch meistens zu flapsig bzw. umgangssprachlich wirkt. Wenn weder Wesen noch alle passt, zähle ich entweder alle auf (wenn es z.B. nur Menschen, Zwerge und Elfen sind) oder ich führe ein paar beispielhaft an.

Wenn von einer Elfe gesagt wird, sie habe Menschenkenntis, ist das für mich wirklich nur auf Menschen bezogen; sprich, sie kennt sich zwar mit Menschen aus, aber nicht zwangsläufig auch mit ihrer eigenen oder einer anderen Spezies.

Leandors

Ich versuche das Wort "Mensch" bei Nicht-Menschlichen Völkern so gut es geht zu vermeiden. Allerdings haben sich bei meinen Texten auch schon solche "Fehler" eingeschlichen, die ich dann erst beim x-ten Mal korrigieren bemerkt habe. Leider klingt das Wort für uns am natürlichsten, da auf unserer Welt keine anderen (intelligenten) Völker leben.

Ich mache das so wie Pestillenzia geschrieben hat: Völker aufzählen, umformulieren oder das Wort Wesen benutzen.

Sanjani

Hallo Pestillenzia,

so habe ich das noch gar nicht betrachtet, aber eigentlich hast du Recht. Ich würde ja auch nicht Menschenkenntnis schreiben, wenn ich über Affen rede. Und vermutlich hinkt der Vergleich nicht einmal, weil die anderen Rassen ja nur menschähnlich sind und von derselben oder ähnlicher Intelligenz, aber trotzdem unterschiedlich.

Danke für diesen Denkanstoß :)

LG Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)