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Fantasy-Story als wöchentlicher Blog

Begonnen von Nick P., 01. November 2018, 16:25:05

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Nick P.

Hallo, alle zusammen. Zunächst mal bin ich mir nicht sicher, ob das hier das korrekte Unterforum für eine solche Angelegenheit ist. Sollte dem nicht so sein, bitte ich bereits im Voraus um Entschuldigung. Ich bin echt neu hier und kenne mich noch nicht so recht aus.

Darüber hinaus wollte ich euch gerne etwas vorstellen, bzw. um euren Rat bitten, was eines meiner Projekte angeht. Eigentlich ist es das eine Projekt, an dem ich schon seit Jahren arbeite, das aber jüngst eine ziemlich drastische Wendung genommen hat. Da mich von Anfang an beeindruckt hat, wie professionell dieses ganze Forum wirkt und wie warm ich gleich willkommen geheißen wurde, würde ich gerne wissen, was ihr davon haltet.

Es geht um eine epische Fantasy-Story in Blogform. Ich schreibe jetzt schon seit mehreren Jahren an einer riesigen Story, die insgesamt neun Bände und jeweils drei Prequel- und Sequel-Bände umfassen soll. Wir reden hier also von weit über einer oder gar zwei Millionen Wörtern, wahrscheinlich sogar noch mehr, Dutzenden Erzählsträngen, Subplots und wahrscheinlich am Ende mehreren hundert Charakteren.
Nachdem ich den ersten ganzen Band komplett noch einmal geschrieben habe, da er längst nicht mehr meinem heutigen Standard entsprach, habe ich ihn an Agenturen und Verlage geschickt, doch wie erwartet kamen natürlich nur Absagen oder keine Rückmeldung.

Es macht natürlich Sinn, dass kein Verlag der Welt und schon gar keine Agentur einen Neuautoren aufnimmt, der gleich mit etwas so Gewaltigem anfangen will. Da diese Art von Geschichten jedoch so etwas wie meine Berufung sind, bzw. alles, was ich schreiben möchte, habe ich mich schnell in einer Zwickmühle gefunden. Vielleicht habt ihr auch schon einmal eine solche Erfahrung gemacht, in der euer eigenes Werk vielleicht ein wenig zu ambitioniert gewesen ist. Wenn ja, würde ich nur zu gerne mehr dazu hören.

Jedenfalls habe ich meine Optionen abgewägt und mir gedacht, hey, warum veröffentlichst du die Geschichte nicht einfach komplett selbst? Die Ebook-Variante war noch nie so mein Ding und ich bin generell Fan von wöchentlich veröffentlichen riesigen Geschichten, siehe Shonen Jump, etc.

Was ich nun in dieser Hinsicht fragen wollte, ist, wie hört sich so etwas für euch an? Würdet ihr euch prinzipiell auf eine Story einlassen, die wöchentlich Kapitel um Kapitel veröffentlicht und so über Jahre andauert? Kennt ihr vielleicht Geschichten, die schon so operieren und wenn ja, welche? Habt ihr für mich, der gerade erst vor einem Monat damit angefangen und weder Erfahrung im Publizieren noch in der Blogsphäre hat, irgendwelche Ratschläge? Wie lassen sich solche Geschichten und Formate am besten bewerben und wo? Ich würde mich über jeden Rat oder Tipp sehr freuen.

Für alle Interessenten, hier ist die Seite, auf der ich angefangen habe, Kapitel zu veröffentlichen: https://derlichtbringer.net/

Alles noch sehr am Anfang und bis auf das Titelbild noch kaum designed, aber ich werde das, denke ich, für eine sehr lange Zeit machen und hoffe, die Seite in der Zeit noch um einiges schöner zu machen und mit einigen Features auszustatten.

Vielen Dank für's Lesen,

Nick Peters

Trippelschritt

Meine Meinung dazu? Gern. Ich habe ebenfalls die Tendenz dazu, mich zu übernehmen. Aber bevor ich Dir einen Rat gebe, müsste ich wissen, was für Schreibziele Du für dich gesetzt hast.
Wenn Du ein Hobbyschreiber bist, der einfach Lust am schreiben hat, dann mach es so. Wirst schon sehen, ob du Leser findest oder nicht.

Wenn Du ein Schreiber werden möchtest, der gut schreibt und zielgerichtet das Handwerk erlernen möchte, dann ist es der verkehrte Weg und ich würde empfehlen, zunächst einmal zu lernen, ie man eine gute Szene schreibt, oder, solltest Du wissen, wie das geht, an einer interessanten Figur arbeiten. Oder was auch immer. Diese kleinen formen kann man unter Umständen auch veröffentlicht bekommen. Ich habe Dir einfach mal unterstellt, dass Du noch kein vollkommener Schreiber bist, weil es unwahrscheinlich ist, dass jemand als erstes Produkt so ein Projekt, wie du es vorgestellt hast, stemmen kann. Aber ich lasse mich gern eines besseren belehren.

Solltest Du einmal ein Professional werden wollen und von den Schreibprodukten leben, dann musst Du zunächst lernen, was für Projekte sich verkaufen und welche nicht. Deines wahrscheinlich eher nicht, weil es einfach zu groß ist. Doch das soll dich nicht daran hindern, weiter daran zu arbeiten. wer schreibt lernt. Ständig.

Ich selber würde einem Mammutprojekt in einem Blogg ncht folgen, aber andere womöglich schon.

Liebe Grüße
Trippelschritt
der langsam versteht, warum Du Epen liebst und was Du darunter verstehst.  :vibes:

Christopher

Die Idee hatte ich auch mal, sehr viel an deinem Post erinnert mich an meine Anfänge. Auch eine Story die viel zu groß ist, die ich aber mit Liebe geschrieben habe. Die Idee war auch etwa wöchentlich zu veröffentlichen. Letztendlich habe ich es aber nicht getan, wollte erst mal "fertig" werden oder sowas ähnliches.

Mit der Zeit habe ich viiiel gelernt und rückblickend muss ich sagen: Ein Glück, dass ich mein Herzensprojekt nicht so "verbrannt" habe.

Du musst bedenken: Sobald du veröffentlichst, egal in welcher Form, ist es sehr schwer bis unmöglich noch etwas zu ändern. Gerade in so großen Storys fällt einem aber nach 100-200k Wörtern ein, dass man hier und da vllt. noch was ändern möchte, oder 50k Wörter vorher die Story in eine Richtung geführt hat, die dich nun in eine Sackgasse bringen. Wo man am Ende steht, ist meistens Anfangs nicht ersichtlich.
Ich würde nicht völlig abraten, aber dir zumindest empfehlen, den ersten "Band" quasi, fertig zu schreiben und erst dann mit dem veröffentlichen zu beginnen. Vielleicht blickst du auch wie ich dann zurück und stellst bei deinen ersten Worten fest: "Das kann ich inzwischen viel besser."
Das wäre schade.

Ganz nebenbei gibt es aber für genau so etwas bereits diverse Plattformen - wo viele Autoren und Leser agieren. Ich glaube, wenn du an deinem Plan festhalten willst, wäre das eine bessere Idee. Dort hast du bereits ein Publikum, mit einer eigenen Webseite musst du dir das erst mühsam erarbeiten. Gerade dieses Erarbeiten dürfte unheimlich schwierig sein. Das ist schon für direktere Formen der Unterhaltung (Twitch, Kunst, Videos, Musik etc.) schwierig, für das Lesen denke ich noch schwerer.
Be brave, dont tryhard.

Wildfee

Als Anfänger würde ich so etwas wohl nur in einem kleineren, überschaubaren Rahmen machen. Eben in den erwähnten Plattformen.

Ich kenne eigentlich nur eine Autorin bzw. Autorenpaar, die eine Reihe als Blog vorab veröffentlichen.
Illona Andrews macht das bereits geraume Zeit mit den Inkeeper Romanen. Die beiden haben aber auch eine Menge Follower und sind bereits etablierte Autoren.
Ich persönlich finde die Idee an sich schon interessant, aber ich kann überhaupt nicht abschätzen, ob man da als Neuling überhaupt entsprechende Leser anziehen würde.

Minna

Nur ganz kurz an Rande: Tipp mal Blogroman in die Suche ein. Irgendwo gibt es schon einen Thread zu dem Thema.
Liebe Grüße Minna

Topaz

Ich lese derzeit einen Blogroman und ich folge auch zwei Webcomics die inzwischen 5 oder 10 Jahre am laufen sind mit jeweils einem Update pro Woche.
Bei neuen Projekten warte ich meistens bis ich mitlese bis die mal ein Jahr alt sind. Es gab einfach zu viele, die ich angefangen habe und nach ein paar Wochen hat der Autor nicht mehr weiter geschrieben. Warum auch immer.

Meine Meinung:
Da du Band 1 gerade nochmal überarbeitet hast, was glaubst du machst du, wenn du bei Band 10 bist? Ihn nochmal überarbeiten, oder lassen? Hast du die Energie da zehn oder mehr Jahre lang regelmäßig ein Kapitel online zu stellen?
Ich würde mindestens drei oder vier Bände fertig haben bevor ich damit anfange, dann weiß ich ich habe Vorrat, falls mal was dazwischen kommt (Umzug, Jobwechsel, Trauerfall, Schaffenskriese, ...)

Nick P.

Zitat von: Trippelschritt am 01. November 2018, 16:48:53
Wenn Du ein Schreiber werden möchtest, der gut schreibt und zielgerichtet das Handwerk erlernen möchte, dann ist es der verkehrte Weg und ich würde empfehlen, zunächst einmal zu lernen, ie man eine gute Szene schreibt, oder, solltest Du wissen, wie das geht, an einer interessanten Figur arbeiten. Oder was auch immer. Diese kleinen formen kann man unter Umständen auch veröffentlicht bekommen. Ich habe Dir einfach mal unterstellt, dass Du noch kein vollkommener Schreiber bist, weil es unwahrscheinlich ist, dass jemand als erstes Produkt so ein Projekt, wie du es vorgestellt hast, stemmen kann. Aber ich lasse mich gern eines besseren belehren.

Ich selber würde einem Mammutprojekt in einem Blogg ncht folgen, aber andere womöglich schon.

Es ist nicht so, dass ich dieses Projekt als totaler Anfänger beginnen möchte. Ich habe bereits einige Jahre Schreiberfahrung und bin mittlerweile recht gut damit vertraut, wie man Charaktere und Szenen gestaltet, plottet, etc. Als totaler Anfänger wäre so etwas natürlich eine Nummer zu groß, da gebe ich dir recht. Aber mit jetzt bestimmt fünf Jahren beinahe durchgängig täglichen Schreibens traue ich mir da zumindest schon ein klein bisschen zu.  ;D

Zitat von: Trippelschritt am 01. November 2018, 16:48:53
Ich selber würde einem Mammutprojekt in einem Blogg ncht folgen, aber andere womöglich schon.

Darf ich fragen, warum nicht? Gibt es da spezifische Gründe, die dich abhalten?

Zitat von: Christopher am 01. November 2018, 18:11:59
Du musst bedenken: Sobald du veröffentlichst, egal in welcher Form, ist es sehr schwer bis unmöglich noch etwas zu ändern. Gerade in so großen Storys fällt einem aber nach 100-200k Wörtern ein, dass man hier und da vllt. noch was ändern möchte, oder 50k Wörter vorher die Story in eine Richtung geführt hat, die dich nun in eine Sackgasse bringen. Wo man am Ende steht, ist meistens Anfangs nicht ersichtlich.
Ich würde nicht völlig abraten, aber dir zumindest empfehlen, den ersten "Band" quasi, fertig zu schreiben und erst dann mit dem veröffentlichen zu beginnen. Vielleicht blickst du auch wie ich dann zurück und stellst bei deinen ersten Worten fest: "Das kann ich inzwischen viel besser."
Das wäre schade.

Ich kann definitiv verstehen, was du meinst. In meinem Fall ist es nur eben so, dass ich einen riesigen Teil eben dieses "könnte ich später besser machen" schon hinter mir habe, da ich ja eben den ersten Band noch einmal komplett geschrieben habe und der zweite auch bereits zu ca. drei Vierteln steht.

Zitat von: Christopher am 01. November 2018, 18:11:59
Ganz nebenbei gibt es aber für genau so etwas bereits diverse Plattformen - wo viele Autoren und Leser agieren. Ich glaube, wenn du an deinem Plan festhalten willst, wäre das eine bessere Idee. Dort hast du bereits ein Publikum, mit einer eigenen Webseite musst du dir das erst mühsam erarbeiten. Gerade dieses Erarbeiten dürfte unheimlich schwierig sein. Das ist schon für direktere Formen der Unterhaltung (Twitch, Kunst, Videos, Musik etc.) schwierig, für das Lesen denke ich noch schwerer.

Was gibt es denn da so für Plattformen? Und wie sind die aufgebaut, bzw, was muss man da für Kriterien erfüllen oder bedenken? Ich kenne mich in der Hinsicht leider wenig aus.
In der Sache mit dem Erarbeiten des Publikums gebe ich dir natürlich recht. Das ist natürlich mit Abstand die größte Herausforderung an der Sache. Aber wo soll ich sonst hin, wenn ich eine Millionen Wörter lange Story parat habe?

Zitat von: Topaz am 01. November 2018, 23:19:20
Ich lese derzeit einen Blogroman und ich folge auch zwei Webcomics die inzwischen 5 oder 10 Jahre am laufen sind mit jeweils einem Update pro Woche.
Bei neuen Projekten warte ich meistens bis ich mitlese bis die mal ein Jahr alt sind. Es gab einfach zu viele, die ich angefangen habe und nach ein paar Wochen hat der Autor nicht mehr weiter geschrieben. Warum auch immer.

Wie bist du auf diese Blogromane gekommen? Mich würde interessieren, wo du sie gefunden hast.

Ferner ist natürlich logisch, dass niemand sich gerade in solcher Form einen Roman zu Gemüte führt, wenn die Gefahr besteht, dass der Autor einfach nach drei Monaten aufhört. Da kann ich deine Regel von einem Jahr total nachvollziehen.

Zitat von: Topaz am 01. November 2018, 23:19:20
Da du Band 1 gerade nochmal überarbeitet hast, was glaubst du machst du, wenn du bei Band 10 bist? Ihn nochmal überarbeiten, oder lassen? Hast du die Energie da zehn oder mehr Jahre lang regelmäßig ein Kapitel online zu stellen?
Ich würde mindestens drei oder vier Bände fertig haben bevor ich damit anfange, dann weiß ich ich habe Vorrat, falls mal was dazwischen kommt (Umzug, Jobwechsel, Trauerfall, Schaffenskriese, ...)

Was das angeht, würde ich sagen, dass ich in einer überraschend guten Position bin. Mit Band 1 und wie weiter oben schon erwähnt 3/4 von Band 2 bin ich ziemlich zufrieden und habe sie eigentlich nur umgeschrieben, weil sie vor so langer Zeit geschrieben worden sind, dass in Sachen Stil einfach riesige Diskrepanzen da waren. Band 3 und 4 sind auch schon auf dem Papier und an 3 müsste ich eigentlich nur ein wenig herumdoktorn, während ich mit Band 4 ebenfalls weitestgehend zufrieden bin. Ich habe also mindestens ein zwei Jahre Polster und kann mittlerweile auch recht schnell produzieren. Was würdest du zu einer solchen Ausgangsituation sagen?

Fianna

#7
Zu den Plattformen: es gibt BookRix, Wattpad, Sweek und Neobooks. BookRix und Neobooks sind auch Distributoren, die größeren Verlagen angehören (aber soweit ich mitbekommen habe, hat man davon nichts mehr), Sweek & Wattpad sind glaube ich reine Fun-Plattformen, auf denen man gar nicht verkaufen kann. Da bin ich mir aber nicht ganz sicher. Du kannst es ja mal ein bisschen Googlen und schauen, wo die meiste Aktivität in Deinem Genre herrscht.
Bedenken solltest Du aber zwei Dinge: 1. kann man auf der Plattform die Geschichte auch im Ebook-Format herunterladen, möchtest Du das, und falls nicht, kann man diese Funktion abschalten? 2. Wenn Du eine Plattform nutzt, wird ein Cover benötigt. Obwohl der Content kostenlos ist, gilt dasselbe wie bei dem Buchmarkt, ein schlechtes Cover vertreibt die Leser.

Zauberfrau

Hallo Nick,

gerade habe ich mich mal ein wenig in deine Texte hineingelesen. Und ich frage mich, ob du auch Testleser an deiner Seite hast, die dir Feedback geben. Freunde, die dich unterstützen, zum Beispiel.
Ich muss gestehen, dass ich zwar dem Prolog noch einigermaßen folgen konnte (leider nur unwillig, es hat mich nicht reingezogen), aber beim ersten Kapitel schon gleich am Anfang etwas verwirrt war, was da überhaupt im Thronsaal geschieht. Nicht nur, dass die Figuren zwar humanoid, aber doch atypisch sind. Auch die Handlung an sich ist mir nicht ganz klar. Auf der zweiten Seite habe ich abgebrochen. Du nennst eine Figur mit einem Namen, die aber vermutlich mit "Novus" angesprochen wird. Erklärungen fand ich da keine. Auch wechselst du überraschend den Point of View, was mich im Lesefluss irritierte.

An deiner Stelle würde ich vielleicht erst einmal am Erzählstil feilen. Mit kleinen Geschichten kann man auch gut üben, verständlich und einprägsam zu schreiben. Diese Geschichten dann unbedingt mal ein paar Testlesern (Freunden) zur Verfügung stellen und ihr Feedback zu Herzen nehmen. Schreiben ist Handwerk. Und - entschuldige, wenn sich das hart anhören sollte - vielleicht ist Klasse auch manchmal mehr als Masse.

Dein Epos läuft dir nicht weg. Die Geschichten sind in deinem Kopf. Meiner Meinung fehlt es dir an Feedback von außen, wie dein Text auf Leser wirkt. Erst wenn du das weißt, kannst du dich auf einen Romanblog einlassen. Und das heißt: Mit kleinen Geschichten üben und das Feedback der Testleser ernst nehmen. Schreibkurse und Seminare sind auch Gold wert  ;)

Das ist jetzt mein ganz individueller Eindruck. Vielleicht gibt es auch andere, die mit deinem Erzählstil mehr anfangen können. Vielleicht melden sich ja noch welche zu Wort  :)

Liebe Grüße von der
Zauberfrau

Tintenteufel

Ui, Blogromane - seit drei Jahren mein Lieblingsthema.
Vorneweg: Es gibt eine Plotgruppe zum Thema, die "Bloggosphäre", wo sich allerdings seit ein paar Monaten nicht wirklich mehr was tut. Aber es gibt im Forum einige, die das auch machen: @Dämmerungshexe, @Lina Franken @Guddy @Aljana und meine Wenigkeit sind zumindest in der Plotgruppe vertreten. Zumindest meine Serie läuft seit knapp 3 Jahren (obwohl ich ehrlicherweise im Januar nochmal neu angefangen und alles überarbeitet habe).

Im englischsprachigen Internet gibt es davon auch eine ganze Menge - so hab ich dazu gefunden. http://topwebfiction.com/ sammelt davon mit die besten. Daneben gibt es natürlich noch Royal Road, das schon erwähnte Wattpad und ein großes Spektrum an Eintagsfliegen, bezahlten Veröffentlichungen ohne wirkliches Konzept und schlicht alleinstehenden Blogs.

Was Topaz schreibt ist generell richtig und sicherlich vernünftig, aber ich kenne persönlich eine Menge an Gegenbeispielen, bei denen es ohne ein solches Polster ging und geht. Erfahrungsgemäß ist das auch sehr schnell weg. Alles eine Frage der Hingabe und Disziplin. Die ist tatsächlich auch das allergrößte Problem bei dieser Art der Veröffentlichung: Du gibst mehr oder weniger ein Versprechen ab, da ein Monsterwerk zu schaffen.
Und der Grund, warum Verlage so etwas selten bis nie drucken ist in den seltensten Fällen Bösartigkeit, sondern Skeptik. Die allerwenigsten Autoren schaffen lange Serien aus einem Guss, in einer ähnlichen Qualität und mit einem vernünftigen Plot. Stephen King ist dran gescheitert, Brandon Sanderson ist dran gescheitert, George R.R.Martin scheitert gerade dran - nicht, weil die schlecht sind, sondern weil superduperriesige Monsterwerke eine Aufgabe sind, die Fingerspitzengefühl fordert und Experimentierfreude. Mit klassischen Plotmethoden kommt man nicht weit, die Rückmeldung für die ersten Jahre ist üblicherweise sehr gering, man verliert schnell den Mut und irgendwann zwischen Band 6 und 8 merkt man alle vor sieben Jahren gemachten Fehler schmerzlichst, weil sie einem Entwicklungsmöglichkeiten verbauen.

Was nicht heißen soll, dass es nicht geht. Ich bin gerne Teil der WebSerialCommunity und des Forums und habe große Freude daran. Aber es will wohl überlegt sein. Vor allem die eigenen Erwartungen und Ansprüche. Denn gerade die können einem das Genick brechen, wenn man nicht aus sich selbst heraus schreibt und große Resonanz erwartet.

Aphelion

Hallo (und willkommen) Nick, ich gehe einfach mal deinen Beitrag durch und merke an, was mir dabei so durch den Kopf geht. :)

Zitat von: Nick P. am 01. November 2018, 16:25:05
Es geht um eine epische Fantasy-Story in Blogform. Ich schreibe jetzt schon seit mehreren Jahren an einer riesigen Story, die insgesamt neun Bände und jeweils drei Prequel- und Sequel-Bände umfassen soll. Wir reden hier also von weit über einer oder gar zwei Millionen Wörtern, wahrscheinlich sogar noch mehr, Dutzenden Erzählsträngen, Subplots und wahrscheinlich am Ende mehreren hundert Charakteren.
An der Stelle musste ich die Stirn runzeln. Das Projekt scheint mir nicht nur wegen der Anzahl der Bände für einen Jungautor "unverkäuflich" (was du ja auch selbst so einschätzt), sondern auch vom sonstigen Umfang her. Bei Büchern gibt es zwar offiziell keine Überlänge, aber inoffiziell gibt es definitiv Bücher, die dieses Attribut verdient haben. Ich weiß jetzt natürlich nicht, worum es in deinem Projekt geht und ob der Umfang sinnvoll ist - aber diesen Punkt würde ich auf jeden Fall im Hinterkopf behalten. Wenn du ihn für dich abhaken kannst, weil du daran schon gedacht hast und dich trotzdem bewusst so entschieden hast: weiter im Text. ;)

Wenn der Plot (und das Setting, dein Stil usw.) so viel Stoff hergibt, frage ich mich hier also direkt: Wäre es nicht sinnvoller, mehr Bände daraus zu machen, die für sich genommen dann aber übersichtlicher sind?

Völlig anderer Punkt: Mehrere hundert Charaktere finde ich selbst für so ein Mammut-Projekt zu viel, selbst wenn du jede Figur mitzählst, die nur einmal vorkommt und identifizierbar ist – reine Statisten sind davon ausgenommen.

Da ich dein Projekt nicht kenne, kann ich das nicht einschätzen - aber das sind für mich verschiedene Hinweise darauf, dass dein Projekt im derzeitigen Stadium noch ganz andere Probleme hat. Das spricht nicht gegen eine Veröffentlichung, aber es könnte auf stilistische Probleme hindeuten (z.B. zu viel Ballast, ineffizienter Erzählstil - wie gesagt, das sind nur willkürliche Beispiele) - und/oder darauf, dass Romane vielleicht nicht die passende Form sind. Blogromane können Romane sein, die einfach nur aufgeteilt sind. Es gibt aber auch... hm... Textarten (die durchaus Romane sein können, aber eben nicht müssen), die von der Struktur her besser für eine solche Aufteilung geeignet sind als andere. Ich denke gerade in Richtung Serial, das eher wie eine Fernsehserie oder ein Manga konzipiert ist, aber eben in Prosa.

Wo du Shonen Jump etc. ansprichst: Das ist in meinen Augen einer der Gründe dafür, warum Jump funktioniert: Die Geschichten sind von vornherein so konstruiert, dass du gleichlange Kapitel hast, die jeweils einem Spannungsbogen folgen: Jedes Kapitel hat einen Spannungsbogen, und die gesamte Geschichte hat nochmal einen übergeordneten. In einem Blogroman können die einzelnen Teile theoretisch beliebig lang sein, weil du keinen Redakteur im Nacken hast, der sagt, dass es genau x Seiten sein müssen und kein Panel weniger. Aber... Aber. Diese Struktur ist einfach sinnvoll, weil kein Teil völliger Leerlauf ist - und ich persönlicht halte es auch für sinnvoll, Blogroman-Episoden relativ einheitlich zu gestalten, damit die Leser dranbleiben, damit du einen Rhythmus findest, damit die Geschichte nicht zerstückelt wirkt, ...

ZitatNachdem ich den ersten ganzen Band komplett noch einmal geschrieben habe, da er längst nicht mehr meinem heutigen Standard entsprach, habe ich ihn an Agenturen und Verlage geschickt, doch wie erwartet kamen natürlich nur Absagen oder keine Rückmeldung.
Nur ein Gedanke: Wenn du die Idee noch nicht völlig aufgegeben hast, vielleicht wäre es eine Option, mit ein paar einzelnen Romanen (die durchaus Spin-offs sein können! - muss ja am Anfang keiner wissen, was du noch so in der Schublade hast ;)) zu versuchen, einen Fuß in die Tür zu bekommen? Das wäre in meinen Augen auch eine wunderbare Möglichkeit, um zu testen, ob dein Schreibstil gut ankommt. Und wenn dann immer noch niemand dein Monster-Projekt veröffentlichen will: ja, was soll's, du hast dann ein paar Romane veröffentlicht, die dir hoffentlich auch Spaß gemacht haben, du hast dir Respekt erarbeitet und Leser gewonnen, die sich dann vielleicht auch auf deinen Blog locken lassen.

ZitatDie Ebook-Variante war noch nie so mein Ding und ich bin generell Fan von wöchentlich veröffentlichen riesigen Geschichten, siehe Shonen Jump, etc.
Du könntest auch beides miteinander kombinieren. Ich will dir nicht den Blogroman ausreden, aber das ist eine Option, die dir durchaus offenstünde.

ZitatWürdet ihr euch prinzipiell auf eine Story einlassen, die wöchentlich Kapitel um Kapitel veröffentlicht und so über Jahre andauert?
Ich persönlich: Ja und nein. Ich mag das Format, aber ich will die Gewissheit, dass die Geschichte auch zu Ende gebracht wird. Hier gibt es wieder einen entscheidenden Unterschied zwischen einem Blogroman und den Jump-Publikationen: Bei Jump sitzt dir ein Redakteur im Nacken, du bist vertraglich gebunden und musst weiterarbeiten. Außerdem erhältst du Geld, mit dem du dir Zeit erkaufen kannst. Diese Zeit kannst du wiederum in dein Projekt investieren. Bei einem Hobby-Blogroman fällt das alles weg, weshalb ich Blogromanen skeptisch gegenüberstehe, obwohl ich wöchentliche Episoden an sich gut finde.

ZitatHabt ihr für mich, der gerade erst vor einem Monat damit angefangen und weder Erfahrung im Publizieren noch in der Blogsphäre hat, irgendwelche Ratschläge?
Ich habe keine Erfahrungen mit Blogromanen, aber beim Bloggen allgemein spielt die Community meist eine wichtige Rolle. Du findest sehr viele Artikel online, wie du einen Blog erfolgreicher machen kannst oder mehr Besucher auf deine Seite lockst. Ich würde diese Tipps nicht als das Nonplusultra betrachten, aber wenn du ein paar solcher Artikel liest, erkennst du eine Richtung und kannst Ratschläge, die passen, für dich adaptieren.

Ich habe einen Blogroman mal angefangen, aber nicht weiterverfolgt. Asche auf mein Haupt, zumal das genau das ist, was ich als Leserin nicht mag. Es sprach für mich irgendwann einfach zu viel dagegen. Damit will ich die Form nicht an sich diskreditieren, aber ein Blogroman ist schon eine sehr spezielle Form des Veröffentlichens. Ich würde sie deshalb nicht als Notlösung betrachten, sondern wirklich als eigenständige Form mit spezifischen An- und Herausforderungen.

Nick P.

Zitat von: Tintenteufel am 03. November 2018, 10:31:40
Ui, Blogromane - seit drei Jahren mein Lieblingsthema.
Vorneweg: Es gibt eine Plotgruppe zum Thema, die "Bloggosphäre", wo sich allerdings seit ein paar Monaten nicht wirklich mehr was tut.

Na, vielleicht wärme ich die ja mal wieder auf.  ;)
Magst du mir zu deiner Story vielleicht mal einen Link schicken? Etwas, das in ähnlicher Form schon drei Jahre läuft interessiert mich schon.

Zitat von: Tintenteufel am 03. November 2018, 10:31:40
Was Topaz schreibt ist generell richtig und sicherlich vernünftig, aber ich kenne persönlich eine Menge an Gegenbeispielen, bei denen es ohne ein solches Polster ging und geht. Erfahrungsgemäß ist das auch sehr schnell weg. Alles eine Frage der Hingabe und Disziplin. Die ist tatsächlich auch das allergrößte Problem bei dieser Art der Veröffentlichung: Du gibst mehr oder weniger ein Versprechen ab, da ein Monsterwerk zu schaffen.
Und der Grund, warum Verlage so etwas selten bis nie drucken ist in den seltensten Fällen Bösartigkeit, sondern Skeptik. Die allerwenigsten Autoren schaffen lange Serien aus einem Guss, in einer ähnlichen Qualität und mit einem vernünftigen Plot. Stephen King ist dran gescheitert, Brandon Sanderson ist dran gescheitert, George R.R.Martin scheitert gerade dran - nicht, weil die schlecht sind, sondern weil superduperriesige Monsterwerke eine Aufgabe sind, die Fingerspitzengefühl fordert und Experimentierfreude. Mit klassischen Plotmethoden kommt man nicht weit, die Rückmeldung für die ersten Jahre ist üblicherweise sehr gering, man verliert schnell den Mut und irgendwann zwischen Band 6 und 8 merkt man alle vor sieben Jahren gemachten Fehler schmerzlichst, weil sie einem Entwicklungsmöglichkeiten verbauen.

Was nicht heißen soll, dass es nicht geht. Ich bin gerne Teil der WebSerialCommunity und des Forums und habe große Freude daran. Aber es will wohl überlegt sein. Vor allem die eigenen Erwartungen und Ansprüche. Denn gerade die können einem das Genick brechen, wenn man nicht aus sich selbst heraus schreibt und große Resonanz erwartet.

Das mit dem Versprechen verstehe ich. Natürlich kann man den ganzen Tag lang erzählen, dass man mit ganzer Hingabe schreibt, wenige Leute wird das überzeugen. Dennoch glaube ich zumindest, dass ich mit wenigstens einer Prise gesunder Erwartungen an die ganze Sache herangehe, da ich keineswegs denke, in ein paar Monaten gleich ein riesiges Publikum zu haben oder selbst nach Jahren.
Dennoch würde ich dich vielleicht bitten, ein wenig zu erläutern, was genau du mit Fingerspitzengefühl und dergleichen meinst. Du scheinst in der Hinsicht ja einiges an Ansichten zu haben, wenn ich so die Namen höre und dass sie alle deiner Meinung nach versagt haben, so lange Serien zu schreiben. Würde mich schrecklich interessieren.

Zitat von: Aphelion am 03. November 2018, 13:28:25
An der Stelle musste ich die Stirn runzeln. Das Projekt scheint mir nicht nur wegen der Anzahl der Bände für einen Jungautor "unverkäuflich" (was du ja auch selbst so einschätzt), sondern auch vom sonstigen Umfang her. Bei Büchern gibt es zwar offiziell keine Überlänge, aber inoffiziell gibt es definitiv Bücher, die dieses Attribut verdient haben. Ich weiß jetzt natürlich nicht, worum es in deinem Projekt geht und ob der Umfang sinnvoll ist - aber diesen Punkt würde ich auf jeden Fall im Hinterkopf behalten. Wenn du ihn für dich abhaken kannst, weil du daran schon gedacht hast und dich trotzdem bewusst so entschieden hast: weiter im Text. ;)

Ich weiß, was du meinst. Nenne es jugendlichen Leichtsinn, aber ich will eben gerade versuchen, eine solch umfangreiche Story zum Funktionieren zu bringen. Wie sagt man so schön, Profisport fängt da an, wo die Gesundheit aufhört. Für mich fangen große Geschichten erst da an, wo es anderen schon zu umfangreich ist. Dann ist die Herausforderung, die Geschichte so zu gestalten, dass sie trotzdem noch spannend bleibt. Ob es getan werden kann, wer weiß. Aber der Versuch kann und sollte nicht schaden.  ;D

Zitat von: Aphelion am 03. November 2018, 13:28:25
Da ich dein Projekt nicht kenne, kann ich das nicht einschätzen - aber das sind für mich verschiedene Hinweise darauf, dass dein Projekt im derzeitigen Stadium noch ganz andere Probleme hat. Das spricht nicht gegen eine Veröffentlichung, aber es könnte auf stilistische Probleme hindeuten (z.B. zu viel Ballast, ineffizienter Erzählstil - wie gesagt, das sind nur willkürliche Beispiele) - und/oder darauf, dass Romane vielleicht nicht die passende Form sind. Blogromane können Romane sein, die einfach nur aufgeteilt sind. Es gibt aber auch... hm... Textarten (die durchaus Romane sein können, aber eben nicht müssen), die von der Struktur her besser für eine solche Aufteilung geeignet sind als andere. Ich denke gerade in Richtung Serial, das eher wie eine Fernsehserie oder ein Manga konzipiert ist, aber eben in Prosa.

Wo du Shonen Jump etc. ansprichst: Das ist in meinen Augen einer der Gründe dafür, warum Jump funktioniert: Die Geschichten sind von vornherein so konstruiert, dass du gleichlange Kapitel hast, die jeweils einem Spannungsbogen folgen: Jedes Kapitel hat einen Spannungsbogen, und die gesamte Geschichte hat nochmal einen übergeordneten. In einem Blogroman können die einzelnen Teile theoretisch beliebig lang sein, weil du keinen Redakteur im Nacken hast, der sagt, dass es genau x Seiten sein müssen und kein Panel weniger. Aber... Aber. Diese Struktur ist einfach sinnvoll, weil kein Teil völliger Leerlauf ist - und ich persönlicht halte es auch für sinnvoll, Blogroman-Episoden relativ einheitlich zu gestalten, damit die Leser dranbleiben, damit du einen Rhythmus findest, damit die Geschichte nicht zerstückelt wirkt, ...

Da stimme ich dir in den meisten Dingen zu. Gerade wenn ich meine Story angucke, sehe ich, dass sie sowieso dazu neigt, eher serial mäßig zu wirken, weswegen ich die einzelnen Bände beinahe schon eher als "Arcs" ansehe, wie sie ja auch oft in großen Shonen-Mangas vertreten sind. Wäre also auf jeden Fall etwas, das man noch als Konzept verfeinern könnte, aber was du sagst macht auf jeden Fall Sinn. Vielen Dank für den Einblick.

Zitat von: Aphelion am 03. November 2018, 13:28:25
Nur ein Gedanke: Wenn du die Idee noch nicht völlig aufgegeben hast, vielleicht wäre es eine Option, mit ein paar einzelnen Romanen (die durchaus Spin-offs sein können! - muss ja am Anfang keiner wissen, was du noch so in der Schublade hast ;)) zu versuchen, einen Fuß in die Tür zu bekommen? Das wäre in meinen Augen auch eine wunderbare Möglichkeit, um zu testen, ob dein Schreibstil gut ankommt. Und wenn dann immer noch niemand dein Monster-Projekt veröffentlichen will: ja, was soll's, du hast dann ein paar Romane veröffentlicht, die dir hoffentlich auch Spaß gemacht haben, du hast dir Respekt erarbeitet und Leser gewonnen, die sich dann vielleicht auch auf deinen Blog locken lassen.

Da spricht in der Tat überhaupt nichts gegen. Ich schreibe nebenbei hin und wieder Horrorstorys und habe da auch schon zwei ganze Romane geschrieben. Beide Wege zu gehen oder es auf ihnen zumindest zu versuchen hört sich auf jeden Fall nach der besten Methode an. Mir wurde auch schon geraten, diese Romane ebenfalls kostenlos irgendwo anzubieten, aber wozu dass, wenn man es zumindest auf die traditionelle Art und Weise versuchen kann, oder? Kann man danach ja immer noch machen.  ;D

Zitat von: Aphelion am 03. November 2018, 13:28:25
Ich habe einen Blogroman mal angefangen, aber nicht weiterverfolgt. Asche auf mein Haupt, zumal das genau das ist, was ich als Leserin nicht mag. Es sprach für mich irgendwann einfach zu viel dagegen. Damit will ich die Form nicht an sich diskreditieren, aber ein Blogroman ist schon eine sehr spezielle Form des Veröffentlichens. Ich würde sie deshalb nicht als Notlösung betrachten, sondern wirklich als eigenständige Form mit spezifischen An- und Herausforderungen.

Magst du mir da sagen, was dich dazu bewegt hat, bei diesem spezifischen Blogroman aufzuhören?

Tintenteufel

Zitat von: Nick P. am 05. November 2018, 13:23:01
Das mit dem Versprechen verstehe ich. Natürlich kann man den ganzen Tag lang erzählen, dass man mit ganzer Hingabe schreibt, wenige Leute wird das überzeugen. Dennoch glaube ich zumindest, dass ich mit wenigstens einer Prise gesunder Erwartungen an die ganze Sache herangehe, da ich keineswegs denke, in ein paar Monaten gleich ein riesiges Publikum zu haben oder selbst nach Jahren.
Wir reden nicht von einem nicht-riesigen Publikum, sondern von irgendeinem Publikum. Ich habe jetzt natürlich den Link verlegt, aber Wildbow (Autor von "Worm", aktuell einflußreichste amerikanische WebSerial) hat auf Reddit (r/parahumans) und auf WebFictionGuide.com ab und an seine Statistiken gezeigt. Die Serie mit 1.188.277 Wörtern lief knapp 2,5 Jahre mit 2-3 Updates die Woche, im Schnitt ein veröffentlichter(!) NaNo-Roman im Monat - und für die ersten 2 Jahre gab's praktisch keine messbare Leserschaft. Und das bei einer Serie, von der der Autor seit 5 Jahren mehr oder weniger lebt. Keine Erwartungen sind in dem Fall gesunde Erwartungen - vollkommen unabhängig von Person, Thema, Stoff oder Qualität des Werks. Einfach wegen der hier auch schon mehrfach angesprochenen Problematik der Zugänglichkeit für die Leser. Ab einer gewissen Länge wird es für Neueinsteiger barbarisch schwer und das schreckt Leute ab - gleichzeitig braucht man als Autor eine gewisse Mindestlaufzeit, um Verlässlichkeit zu signalisieren.
Ich für meinen Teil würde z.B. nie mit Wheel of Time anfangen oder Star Trek, egal wie gut die mir gefallen würden. Ich möchte mir nicht die Zeit nehmen, um 14 Türstopper durchzulesen. Das wäre mindestens ein Jahr an Lesestoff für mich und schränkt mich sehr ein. Aber nur 2 oder 3 Bücher zu lesen (was auch schon viel verlangt ist) würde mir nicht den vollen Eindruck geben.

Zitat
Dennoch würde ich dich vielleicht bitten, ein wenig zu erläutern, was genau du mit Fingerspitzengefühl und dergleichen meinst. Du scheinst in der Hinsicht ja einiges an Ansichten zu haben, wenn ich so die Namen höre und dass sie alle deiner Meinung nach versagt haben, so lange Serien zu schreiben. Würde mich schrecklich interessieren.
Ich sage nicht, dass sie versagt haben, Serien zu schreiben. Ich sage dass sie daran gescheitert sind, monumentale Einzelwerke aus einem Guss zu fabrizieren. Das sind vollständig verschiedene Dinge. Genau so, wie sich die Herr der Ringe Filme, deren Plot und Figuren und Kapitel und Szenen vorher schon weitgehend feststehen, krass von einer Serie wie den Simpsons unterscheidet. Das ist ein enorm wichtiger konzeptioneller Unterschied für Autoren. Vor allem von längeren Werken.
Martin scheitert gerade dran, weil er seine ursprünglich simple Aufteilung immer wieder umstürzt und Details hinzufügt, während er schreibt (man schaue sich die sehr gemischten FanReaktionen auf Dance of Dragons und Feast of Crows an). King ist ganz bewusst dran gescheitert, weil er zwischen Band 4 und 5 von Dark Tower eigentlich nicht weiter machen wollte, d.h. von der Konzeption her was andres machen wollte, als er am Ende gemacht hat. Und Sanderson ist zumindest bei Wheel of Time per Default dran gescheitert, insofern er die ersten 11 Bände nicht selbst geschrieben hat. Ergo gibt's bei jedem  dieser Monumentalwerke Brüche und Risse, die sind nicht aus einem Guss. Alle drei haben aber das Glück, großartige Autoren zu sein, die in jedem Fall vor Erscheinen der Risse bekannt genug waren, damit man angefixt war.
Als unbekannter Neuling, bei dem weder ein durchgängiger Stil noch Plot noch Qualität gesichert oder wahrscheinlich ist hat man entsprechend wenig Aussichten darauf.
Deswegen sage ich, dass Verlage nicht aus Bösartigkeit solche langen Reihen generell weniger verlegen oder überhaupt Reihen von Neulingen nicht nehmen - sondern weil das eine monumentale Aufgabe ist an der die meisten ganz einfach scheitern.
Stephen King hat nur das Glück, mehr Fans als der gesamte Tintenzirkel zusammen zu haben :P Der kann schreiben, was er will.

Das soll nicht heißen, dass du nicht etwas vernünftiges aus deiner Idee bekommst. Aber eben, dass es eine ganze Menge Arbeit ist. Arbeit, die meiner Erfahrung nach von sehr vielen Einsteigern unterschätzt wird. Ich habe schon einige Blogromane nach ein paar Monaten sterben sehen, weil keine Resonanz da war, weil das Projekt schal wurde, weil der Plot sich wiederholte und dem Autoren nicht mehr gefallen hat usw. usf. Da gibt es tausend Gründe, aufzuhören. Die allermeisten finden einen.
Du hast nach Rat gefragt und das war meiner: Überleg dir gut, ob du auf Jahre hinaus nicht nur beinahe nichts anderes schreiben willst, als diese eine Geschichte (mit allen Einschränkungen für die eigene Kreativität, das Veröffentlichen, Lesen usw., die das beinhaltet) und trotzdem noch dein Sozialleben aufgeben willst.
Weil Urlaub is dann nicht mehr.

Topaz

@Nick P.: Wenn du sagst du hast schon was zum Anfangen, warum nicht. Am Ende musst du wissen, ob du es durchziehst. Ich habe nur meine Meinung dagelassen.

@Tintenteufel: Was ist die Bloggosphäre denn für eine Gruppe? In der Gruppenliste habe ich die nicht gefunden.

Dämmerungshexe

@Topaz - es ist eine Arbeits- bzw Plotgruppe, die werden nicht in der Gruppenliste aufgeführt sondern sind in der Plotschmiede zu finden. In diesem Fall allerdings nicht mehr, da die Gruppe sich schon zusammengetan hat.
Ich bin da Moderatorin. Aber wie @Tintenteufel schon sagte, ist im Moment ziemlich Funkstille (so wie es leider bisher bei allen meinen Plotgruppen passiert ist - ab einem gewissen Punkt ist alles, was es zu besprechen gab soweit besprochen und jeder macht für sich weiter oder das Projekt wurde - wie in meinem Fall - auf Eis gelegt.)
Mein Blogroman ist natürlich weiterhin erreichbar, erhält aber im Moment keine Updates. Wer mal reinschauen will: Cardoom - Episode 1. Es ista uch relativ episch angelegt, allerdings eher was die Thematik als den Umfang betrifft und ich habe nur einen groben Plan, wohin der Plot führen soll. Manchmal ist das angenehm, weil man flexibel ist, manchmal ein großer NAchteil, wenn man nicht mehr weiß, wie es weitergehen soll.
Meine meisten Leser habe ich über Facebook bekommen, wo ich vor allem auch Tintenzirkler und andere Autoren in der Freundesliste habe. Es kamen einige schöne Feedbacks und ein oder zwei wirklich treue Fans hatte ich auch und es tut auch irgendwo weh, denen nichts neues mehr liefern zu können.
Irgendwann mache ich weiter. Ich weiß nur noch nicht, wann.
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques