Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Allgemeines => Tintenzirkel => Thema gestartet von: Feuertraum am 07. Juli 2006, 00:55:09

Titel: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Feuertraum am 07. Juli 2006, 00:55:09
Vor kurzem wurde mir ein Satz um die Ohren gehauen, der mich derzeit ein wenig zweifeln läßt, ob man überhaupt noch schreiben sollte. Der Satz lautet: "Schau erstmal, ob Bedarf besteht und dann kann man sich an die Arbeit machen".*

Besteht Bedarf an meinen Geschichten?
Besteht überhaupt noch  Bedarf an neuen Geschichten?
Wenn ich ehrlich sein soll, muß ich sagen: Nein! Es gibt Milliarden an Büchern unterschiedlichster Genres. Der Konsument kann auf soviel Literatur zurückgreifen, das es sich überhaupt nicht mehr lohnt, etwas Neues auf die Beine zu stellen.
Warum also noch schreiben?

Ich denke (und ich behaupte mal, das ich für alle spreche, die nicht vom Schreiben leben müssen), der Grund ist der, das man seine Ideen, seine Gedanken, seine Welt einfließen lassen kann.
Es mag sein, das man auch Freude daran hat, seine Fantasie in Worte zu kleiden, sie aus einem Gedanken so formen kann, das sie Gestalt anzunehmen scheint, die Sinne des Schreibers genauso tanzen läßt wie die des Lesern das vielleicht tun werden, wenn diese beim Lesen das Kino im Kopf einschalten.

Nein, ich denke, das der Satz "Mache nur etwas, wenn auch Bedarf besteht" nicht auf alles umgemünzt werden darf. Ansonsten wäre die Welt um einiges leerer.

LG

Feuertraum

*genauer gesagt ging es darum, das jemand meine Arbeit an der Abiturseite madig machte und meinte, das es doch mehr als genug dieser Seiten gibt und demzurfolge kein Bedarf mehr bestünde.
Ich möchte (und werde) sie trotzdem weitermachen; ich mag meine Seite, und ich lasse Ideen miteinfließen, die ich  bei anderen Seiten nicht durchkriegen würde!!
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Aneirin am 07. Juli 2006, 06:14:53
Hallo Feuertraum,

um herauszufinden, ob Bedarf an ihren Geschichten besteht, müssen sie sie erst mal schreiben und in diesem Punkt beißt sich die Katze in den Schwanz.

ZitatDer Konsument kann auf soviel Literatur zurückgreifen, das es sich überhaupt nicht mehr lohnt, etwas Neues auf die Beine zu stellen.
Was Neues lässt sich sowieso nicht schreiben, es wurde alles schon mal erzählt.

Und warum überhaupt so negativ denken? Ich bin der festen Überzeugung, dass Bedarf an meinen Geschichten besteht  :) Ein bisschen Hybris tut manchmal ganz gut. Im Wesentlichen schreiben wir doch alle, weil wir Spaß dran haben und schreiben wollen und nicht um einen Bedarf zu decken. Das ist in meinen Augen nicht der richtige Ansatz, um an ein Projekt heranzugehen, das ich in meiner Freizeit machen will und mit dem ich Spaß haben will.

Grüße
Aneirin
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: lapaloma am 07. Juli 2006, 07:02:16
Ein interessantes Thema. Hier ein paar Gedankensplitter dazu:

Hat der Leser Bedarf an meinen Geschichten?
Meine Geschichten haben Bedarf an Lesern!

Wie dem auch sei:

Eine gute Geschichte zu schreiben, die nicht gelesen wird, ist eine Verschwendung. Eine schlechte Geschichte zu schreiben, auch wenn sie gelesen wird, ist eine Frechheit.

Mein Brot mit Schreiben verdienen? Den Frust vom Leibe schreiben? Anerkennung, ja gar Berühmtheit?

Ob das die ,richtigen' Gründe sind, für all die Mühe, die zerkauten Bleistifte?

Spaß am Schreiben?

Schon eher, denn ohne Spaß wäre das Leben ein Jammertal.

Doch da ist noch etwas anderes:

Für uns normal Sterbliche ist Schreiben die einzige Möglichkeit Unsterblichkeit zu erlangen. Unsere Gedanken und unsere Gefühle werden weiterleben, wenn wir schon längstens gestorben sind, auch wenn es nur in wenigen Buchexemplaren sein wird, in denen wir unsere Spuren hinterlassen haben.

Liebe Grüsse, Sid
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: lapaloma am 07. Juli 2006, 07:08:43
Zitat

Was Neues lässt sich sowieso nicht schreiben, es wurde alles schon mal erzählt.


Nein! Nein! Nein! Da muss ich heftig widersprechen.

Am Ende der Zeit wird jeder Gedanke gedacht und jede Geschichte ersonnen sein. Nichts mehr wird neu sein und die Literatur wird zu einem riesigen Universum der Wiederholung.

Doch davon sind wir noch weit entfernt.
Es gibt noch unzählige Geschichten zu entdecken.

LG, Sid
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Aneirin am 07. Juli 2006, 09:16:39
Hey Sid,

ob man noch was Neues erzählen kann oder nicht, ist wohl eine Frage der Definition.

Ich halte die Grundthemen der Geschichten für begrenzt (Liebe, Hass, Rache, Streben anch Macht usw), der Varianten sind allerdings viele und die Kunst des Erzählens besteht darin, die Zutaten neu zu mischen oder Altbekanntes auf eine neue Weise zu erzählen.

Zu dieser Begrenztheit der Grundthemen gibt es ein Buch, ist mal bei Zweitausendeins erschienen, aber jetzt nciht mehr lieferbar, das sie auf 25 begrenzt.

Grüße
Aneirin
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Manja_Bindig am 07. Juli 2006, 10:14:44
Warum soll ich auf den Markt gucken, wenn ich schreibe?
Ich schreibe, was ich will und im Nachhinein kann ich schauen, ob es auf einen Markt passt. Anders läufts bei mir nicht(es sei denn, ich trete aus finanziellen Gründen in die Dienste eines Heftromans).
Kann sein, dass ichbeim Schreiben merke: "Oh, den umzubringen, das wird den Lesern nciht passen..." dann zieh ich so gut ich kann die Notbremse. Aber ansonsten...

Ich bin fantasyautorin und ich werds noch in 100 Jahren sein, was der Markt da sagt, ist mir ehrlich gesagt egal.
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: lapaloma am 07. Juli 2006, 10:19:41
Na klar doch, liebe Areinin
Wenn man Drachen, Helden, Zauberer und Schwerter immer neu mixt, das Ganze noch mit ein paar Ungeheuern und Dämonen würzt und etwas Liebesschmalz dazu gibt, ist das Ende der Fahnenstange wohl bald erreicht.
Aber Spass beiseite...Deine Erwähnung der 25 Grundthemen ist eine interessante Anregung, darüber lässt sich herrlich philosophieren und 'streiten'. Vielen Dank und herzliche Grüsse, Sid
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Maja am 07. Juli 2006, 10:47:52
Ich weiß nicht recht, aber das ist eine Frage, die ich mir selbst regelmäßig stelle. Eigentlich muß man aber zwei verschiedene Fragen draus machen:
1. Warum sollte überhaupt irgendjemand überhaupt noch schreiben?
2. Warum sollte ausgerechnet ich noch überhaupt noch schreiben?

Zu Frage Eins:
Bücher kommen, Bücher gehen. So ist die Welt. Es wird immer Leser geben, die sagen "Alles schon mal dagewesen" und sich dann gemütlich mit ihrem Dostojewskij oder Shakespeares gesammelten Werken auf den Balkon legen. Es wird aber auch immer Leser geben, die nach dem Neuen dürsten, sei es, weil es in ist, oder chic, oder in den Bestsellerlisten - wann war zuletzt Dostojewskij in der Bestsellerliste? Aber weder, wer sich vor der aktuellen Literatur verschließt, noch wer die Klassiker boykottiert hat Recht.
Es wird immer wieder Bücher geben, die ein Glücksgriff sind, die etwas völlig neues auf die Beine stellen, die der Sprache etwas völlig Neuartiges abgewinnen und dem Hirn Drehungen und Wendungen zumuten, wie es die coolste Designerdroge nicht kann. Und darum muß weitergeschrieben werden - selbst wenn nur ein Buch pro Jahrgang auf Dauer überlebt, ist dieses Buch doch die ganze Mühe und all das vorgeblich verschwendete Papier wert.

Zu Frage Zwei:
Weil niemand außer mir meine Gedanken denken, meine Träume träumen kann. Es gibt niemanden, der meine Geschichten schreiben kann als ich selbst. Ich finde zunehmend weniger Gefallen an Fremderleuts Träume, an anderen Büchern, deren Gedanken ich oft nicht nachvollziehen kann oder in denen ich mich alleingelassen oder überfordert fühle. Die Bücher, die ich wirklich am liebsten will, sind die, die in meiner Brust schlummern. Ich kann sie dort lassen, damit sie mich nachts begleiten, oder ich kann versuchen, sie herauszulassen für den Tagesgebrauch.
Aber solange ich das Gefühl habe, etwas Neues auf die Beine stellen zu können, die Achterbahnen in meinem Hirn in Wörter zu fräsen, und vielleicht plötzlich nicht mehr nur mich damit zu überfordern, sondern auch noch anderen Lesern daran was zu knabbern zu geben - solange muß ich weiterschreiben. Bis irgendwann der Punkt kommt, wo ich mich verstehe, und wo andere mich verstehen. Dieser Punkt liegt irgendwo in der Ferne. Und bis ich dort ankomme, muß ich weiterschreiben.
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Feuertraum am 07. Juli 2006, 10:58:06
@Manja: Darum geht es doch in meinem Posting: Das man sich nicht hinstellen und sagen sollte (bzw. gesagt bekommen sollte): es gibt schon mehr als genug, warum also noch mehr Wassertropfen in einem überfüllten Fass?
Weil man einfach dem ganzen nachgehen sollte, egal, ob jemand drin baden will oder nicht. Wichtig ist, das man etwas macht, das einem Spass macht (und bei dem kein anderer zu schaden kommt)

@Sid: das mit der Unsterblichkeit haben Sie schön gesagt - leider hat das ganze einen Schönheitsfehler: Unsterblichkeit durch seine Bücher kommt nur jenen zuteil, die in aller Munde sind. Einen Stephen King wird man wohl noch in 30 Jahren kennen, einen Stephen Laws eher nicht. Aber das ist ein vollkommen anderes Thema...

LG

Feuertraum
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Lomax am 07. Juli 2006, 12:38:10
Zitat von: Feuertraum am 07. Juli 2006, 00:55:09Schau erstmal, ob Bedarf besteht und dann kann man sich an die Arbeit machen"
Tja, und bevor man weiteratmet, sollte man sich erst mal überlegen, ob überhaupt noch Bedarf an der eigenen Person besteht ;D

Nein, aber im Ernst: Wer immer nur guckt, ob auch jemand zuschaut und das gut findet, bevor er etwas tut; oder der nur das sagt, was andere Leute gerne hören wollen, der entspricht doch damit ziemlich genau einem Menschentyp, der nirgendwo guten Ruf genießt. Und das zurecht. Wer also das Leben auf diese Weise ausgerichtet sehen will, legt damit einen Maßstab an, der in der Praxis überall als minderwertig angesehen wird.
  Warum sollte man sich das zu eigen machen?

Ich denke also, man kann eine solche Aufforderungen nur so verstehen, dass man sich selbst über seine eigenen Ziele Rechenschaft ablegen soll. Es kann nicht gemeint sein, dass man stets nur auf die anderen schaut und niemals selbst Initiative an den Tag legt. Es kann aber sehr wohl gemeint sein, dass man, wenn man etwas für andere tun will, dass zumindest so tut, dass es auch bei anderen ankommt.
  Also: Wer schreiben will, soll schreiben. Wer aber gelesen werden will, sollte beim Schreiben auch an den Leser denken. Und wer eine Abi-Page machen will, soll auch das tun. Wer aber will, dass andere von dieser Seite profitieren, der sollte zumindest versuchen, dieser Seite einen Nutzwert zu verschaffen.
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Linda am 07. Juli 2006, 12:48:45
Zitat von: Aneirin am 07. Juli 2006, 09:16:39

Zu dieser Begrenztheit der Grundthemen gibt es ein Buch, ist mal bei Zweitausendeins erschienen, aber jetzt nciht mehr lieferbar, das sie auf 25 begrenzt.

Grüße
Aneirin

das müsste "20 Masterplots" sein

Ansonsten habe ich zu dem Thema nur folgendes zu sagen: ich schreibe in erster Linie über Menschen (gut manchmal sinds auch Elfen).  Jeder Mensch ist anders, auch wenn er zu vielen anderen bestimmte Ähnlichkeiten hat. Jeder Mensch hat seine eigene Lebensgeschichte und Begegnungen, ist quasi eine eigene Welt an Erfahrungen.
Also ist jede Geschichte anders und jeder Roman was Eigenständiges.

Ich weigere mich, meine Texte gedanklich vorab in Schubladen zu stecken und sie damit zu reglementieren. Das sind Krücken, die manche verwenden, ich aber nicht brauche.
Ich weiß allerdings, (und wusste schon vor dem Schreiben), dass "Goldener Wolf", etwa eine Selbstfindungsgeschichte ist. Somit ist thematisch eine Richtung vorgegeben, aber die Klassifizierung überlasse ich dann gerne der Wissenschaft.

Der Gedanke: ich schreibe jetzt mal morgen eine Rachegeschichte, ist mir noch nie gekommen. Ich denke immer an den kompletten Text als Ganzes. "o eine Rachegeschichte", das stelle ich höchstens hinterher fest. Und manchmal bin ich auch recht erstaunt, was so in Rezensionen zu lesen ist, was xx oder yy sein soll :-)

Und nochmal zu Feuertraum - o ja, an guten Geschichten besteht immer Bedarf. Selbst heute, in einer medial überfrachteten Gesellschaft. Was allerdings gut ist, das muss der Einzelne schon selbst entscheiden!


Gruß,

Linda
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Lomax am 07. Juli 2006, 12:52:03
Zitat von: Aneirin am 07. Juli 2006, 06:14:53Was Neues lässt sich sowieso nicht schreiben, es wurde alles schon mal erzählt.
Das hört man oft, aber es ist Blödsinn. Auch das mit den "25 Masterplots" - aus einer gewissen Perspektive ist es zwar richtig, aber der Aussagewert liegt trotzdem bei Null.
  Nehmen wir mal die Sprache: Die Anzahl der Worte ist endlich, selbst wenn man alle Worte in allen Sprachen zusammennimmt. Von ein paar Neologismen abgesehen ist jedes Wort auch schon mal verwendet worden - logischerweise, sonst würde ja niemand es kennen. Ist es etwa deshalb sinnvoll zu behaupten, dass man "eh nichts Neues mehr sagen kann, weil jedes Wort schon mal irgendwo gefallen ist"?
  Worte, Redewendungen, Bilder, Themen - all das sind in gleicher Weise Bausteine einer Geschichte. Zu behaupten, man könne keine neuen Geschichten mehr schreiben, weil ja die Bausteine alle schon mal verwendet wurden, ist in dem einen Fall so sinnlos wie in dem anderen. Denn eine Geschichte besteht nicht nur aus willkürlich in einen Topf geworfenen Bausteinen - die Komposition dieser Bestandteile ist entscheidend.
  Und weil im Gegensatz zu den Bestandteilen die Variationsmöglichkeiten derselben potenziell unendlich sind, kann man auch jederzeit etwas Neues schreiben.

Ich erinnere mich noch, wie in der Fahrschule der Lehrer empfahl, man solle nicht auf die Hindernisse schauen, sondern auf den Weg, den man fahren möchte. Denn das Lenkrad folgt unbewusst dem Auge, und wer immer starr auf den gefährlichen Baum am Straßenrand blickt, der wird irgendwann an einem solchen Baum landen; aber wer das Auge auf der Straße hält, der bleibt auch drauf.
  Diesen Vergleich finde ich für viele Bereiche recht treffend, und daher halte ich auch den Gedanken für schädlich, dass es "ohnehin nichts Neues mehr gibt": Denn wer stets diesen Gedanken im Hinterkopf hat, der wird auch das Neue nicht sehen; denn wer die Ausrede schon in der Hand hält, wird sich leichter mit Ergebnissen zufrieden geben, für die er die Ausrede braucht.
  Aber jemand, der immer felsenfest davon überzeugt ist, dass er die bahnbrechende, neue, noch nie dagewesene Idee gefunden hat ... wird womöglich auch nur die altgewohnten Bestandteile zu 99% in den altgedienten Bahnen komponieren, aber behält doch zumindest die Chance, jenes 1% zu finden, das gerade sein Werk einzigartig macht - durch Elan, fehlende Scheuklappen und den ständigen Drang, doch noch etwas Neues zu suchen.
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Lomax am 07. Juli 2006, 13:04:51
Zitat von: Feuertraum am 07. Juli 2006, 10:58:06das mit der Unsterblichkeit haben Sie schön gesagt - leider hat das ganze einen Schönheitsfehler: Unsterblichkeit durch seine Bücher kommt nur jenen zuteil, die in aller Munde sind. Einen Stephen King wird man wohl noch in 30 Jahren kennen, einen Stephen Laws eher nicht.
Nun, es gibt "Schnelldreher" und "Longseller". Wer also heute besonders erfolgreich ist, muss in 30 Jahren nicht unbedingt bekannter sein als jemand, der sich mäßig aber stetig verkauft - wenn nämlich der erste Autor nur den Zeitgeist und die Mode getroffen hat, der zweite aber eher zeitlose Anliegen zu verkünden besteht. Aber das nur am Rande.

Die Frage nach dem "Ruhm" trifft nämlich m.E. nach nur einen kleinen Aspekt der "Unsterblichkeit", und zwar den eher weniger wichtigen. Denn was nutzt es, wenn in 30, 100 oder 1000 Jahren noch jemand meinen Namen kennt? Namen sind Schall und Rauch ...
  Als Autor möchte man in der Regel wohl eher seine Gedanken verbreiten, und die können durchaus unabhängig vom Namen weiterleben. Wenn ein Buch andere Menschen beeinflusst und ihr Denken ändert, ist das eine Welle, die fortleben kann; oder zumindest eine kleine Strömung, die u.U. weiter trägt als der bloße Name. Und es gibt beispielsweise eine Menge Autoren, die aus welchen Gründen auch immer keinen nachhaltigen Publikumserfolg hatten - aber gerade in der literarischen Szene außergewöhnlichen Einfluss hatten. Wer beispielsweise kennt heute noch Robert W. Chambers?
  Das sind Autoren, die in erster Linie von Autoren gelesen wurden. Ihr Name trägt vielleicht nicht weit; aber ihre Gedanken finden sich anders aufbereitet in den Werken Dutzender, weit berühmterer Autoren - und leben daher vielleicht sogar stärker fort, als wenn sie selbst berühmter geworden wären, aber nicht von so vielen Kollegen aufgegriffen.
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Rei am 07. Juli 2006, 13:45:00
Hmm, zuallererst schreibe ich für mich, und ich habe Bedarf an meinen Geschichten.  ;D

Und es geht einfach nur darum, sich selbst in diese Geschichte einzubringen. Da kann der Plot schon dreihundert Mal durchgekaut worden sein, aber niemand wird diese Variante so schreiben können wie ich das kann. Denn das ist meine Geschichte, das sind meine Gedanken. Und meine Gedanken kann kein anderer für mich denken.

Und - wie gesagt - ich schreib in erster Linie für mich. Gut, wenn sich etwas anbietet, dann schicke ich eine Geschichte zu einem Wettbewerb oder zu einer Ausschreibung oder stelle sie auf meine Homepage. Und wenn es dann keiner liest? Muß ja nicht sein, auch wenns schön ist, einen Leser zu haben (ist übrigens nicht so, daß ich keine hätte...).

Es kommt immer darauf, an, aus welchem Grund man schreibt: Hobby oder "Beruf"*




*Beruf in Anführungszeichen, weil ich damit das Veröffentlichen meine
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Kalderon am 07. Juli 2006, 16:24:58
Lieber Feuertraum.
Warum überhaupt noch schreiben?
Ganz einfach: Warum denn nicht?

Wenn jeder sagen würde: "Es gibt genug Bücher. Ich schreibe jetzt nicht mehr." Dann gäbe es folglich gar keine neuen Bücher mehr. Und was machen die Menschen dann? Fernsehen  :pfanne:

Bitte, bitte, bitte. Auch wenn die Menschheit sich zurückentwickelt, 90% aller Menschen mit Gewissheit bereits geistesgestört sind, die Welt von diktatorischen Machthabern korrumpiert und bedroht wird, hunderte Kinder täglich sterben und die Menschheit sich ganz bestimmt selbst vernichtet, bevor es jemand anderes tut... bitte, schreiben Sie Ihre Geschichte! Ob Bedarf besteht??? :rofl: Wen interessiert das? Die Werbung stellt sich nie diese Frage. Sie weckt erst den Bedarf. Oder hätte sich vor 10 Jahren jemand dafür interessiert, dass es heute Klingeltöne für das Handy gibt?

Ich bin zur Not auch gerne mein eigener Leser. Ich strebe zwar danach, von anderen gelesen zu werden, aber ich lese meine Geschichten trotzdem selbst gerne. Klingt ein bisschen selbstverliebt, ist es aber auch ;D. Nein, aber ein wenig muss man ja auch das mögen, was man macht.
Die Frage nach dem Bedarf stellt sich für mich nicht. Eher die Frage nach dem: "Will das, was ich schreibe, jemand lesen?" Aber mit diesem Genörgel will ich jetzt nicht anfangen. Es langweilt mich bisweilen selbst.

Liebe Grüße: Kalderon
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Arielen am 07. Juli 2006, 17:06:22
In den letzten Jahren habe ich mich das auch immer gefragt, vor allem, wenn es mir durch die Arbeit schlecht ging und ich nicht einmal mehr Trost darin finden konnte zu schreiben, weil ich nicht mehr die Kraft dazu hatte.

Warum schreiben, wenn das was ich schreibe sowieso keinen interessiert, warum schreiben, wenn ich meine Texte schlecht finde? Und weil es sowieso genug andere gibt, die veröffentlichen können und der Zug abgefahren ist.

Vielleicht ist es wirklich sinnvoll es sein zu lassen. Ich habe mehrfach vor der Entscheidung gestanden, und tue es auch jetzt fast schon wieder. Schreiben bringt doch nichts, schreiben ist nicht produktiv und ein Zeitvegeuder...

Warum also dann überhaupt noch schreiben?

Weil es immer noch irgendwo einen Funken Hoffnung gibt und jemanden, der sich über die Geschichte, die man gerade geschrieben hat freut. Oder man sich danach so gut wie schon lange nicht mehr fühlt?

Ich wünschte ich könnte diesesn Funken öfters in mir spüren.
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Linda am 07. Juli 2006, 17:49:29
Zitat von: Arielen am 07. Juli 2006, 17:06:22
Warum schreiben, wenn das was ich schreibe sowieso keinen interessiert, warum schreiben, wenn ich meine Texte schlecht finde? Und weil es sowieso genug andere gibt, die veröffentlichen können und der Zug abgefahren ist.

Vielleicht ist es wirklich sinnvoll es sein zu lassen. Ich habe mehrfach vor der Entscheidung gestanden, und tue es auch jetzt fast schon wieder. Schreiben bringt doch nichts, schreiben ist nicht produktiv und ein Zeitvegeuder...

Warum also dann überhaupt noch schreiben?

also wirklich, Ari, warum so trübsinnig?!

Ich lese hier gerade "Das Tor nach Ta-maket" und da sind gleich zwei Stories von dir dabei...

Gruß,

Linda
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Schelmin am 07. Juli 2006, 18:50:43
ZitatWenn jeder sagen würde: "Es gibt genug Bücher. Ich schreibe jetzt nicht mehr." Dann gäbe es folglich gar keine neuen Bücher mehr. Und was machen die Menschen dann? Fernsehen  Bratpfanne
Richtig. Mache ich so auch schon gerne. Aber auch da will ich nicht dauernd den gleichen Einheitsbrei sehen.  Nicht immer das selbe, keine Wiederholungen. Auch im Film/Fernsehen müssen also neue Geschichten erfunden, neue Gags geschrieben und neue Charaktere entwickelt werden.

An Unsterblichkeit habe ich noch nie gedacht. Das ist mir ziemlich wurscht, ob Leute meine Geschichten in 200 Jahren noch lesen.
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: MarkOh am 07. Juli 2006, 19:54:32
Dem kann ich eigentlich nur zustimmen. Ich bin selbst leidenschaftlicher TV-Glotzer ( ... in normalem Rahmen natürlich ), aber wenn immer wieder die gleichen Wiederholungen kommen, kann ich schon sauer werden. Vor allen Dingen wenn man meint, dieses oder jenes nun zum dritten oder vierten male vorgesetzt zu bekommen.

LG MarkOh
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Manja_Bindig am 07. Juli 2006, 20:30:23
Puncto Unsterblichkeit: es ist eh selten genug, dass ein WIRKLICH guter Autor noch nach 200 Jahren gelesen wird... stattdessen dürfen wir uns mit Heinrich Mann rumschlagen... ups, der ist ja noch keine 200 Jahre tot...
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Arielen am 07. Juli 2006, 22:14:45
Zitat von: MarkOh am 07. Juli 2006, 19:54:32
Dem kann ich eigentlich nur zustimmen. Ich bin selbst leidenschaftlicher TV-Glotzer ( ... in normalem Rahmen natürlich ), aber wenn immer wieder die gleichen Wiederholungen kommen, kann ich schon sauer werden. Vor allen Dingen wenn man meint, dieses oder jenes nun zum dritten oder vierten male vorgesetzt zu bekommen.

LG MarkOh

Und auch daran gewöhnt man sich, vor allem wenn es gar nichts anderes als das mehr gibt. Wozu also noch die Mühe machen?
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Kalderon am 07. Juli 2006, 22:34:42
Warum überhaupt noch schreiben?
Ich lasse einfach mal die Großen sprechen:

Der Geist, der sich gewöhnt, seine Freuden aus sich selbst zu schöpfen, ist glücklich.
-   Demokrit

Wahres Glück ist, seinen Geist frei zu entfalten.
-   Aristoteles

Es ist nichts als die Tätigkeit nach einem bestimmten Ziel, was das Leben erträglich macht.
-   Friedrich von Schiller

Solange ein Mensch ein Buch schreibt, kann er nicht unglücklich sein.
-   Jean Paul

Ich setze mich nicht an meinen Schreibtisch, um etwas in Verse zu fassen, was ich schon klar im Kopf habe. Wenn es schon klar wäre, gäbe es keinen Anlass und kein Bedürfnis, darüber zu schreiben... Wir schreiben nicht, um verstanden zu werden, wir schreiben, um zu verstehen.
-   C. Day Lewis

Wer nicht von dreitausend Jahren sich weiß Rechenschaft zu geben, bleib im Dunkeln unerfahren, mag von Tag zu Tage leben.
-   Johann Wolfgang von Goethe
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Zealot am 07. Juli 2006, 22:36:53
ich muss zugeben
C.D.Lewis kenne ich nicht...
aber da fehlt noch die Langeweile oder einfach das gefühl seine Gedanken/Fantasien loszuwerden bevor sie einen erschlagen
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Kalderon am 07. Juli 2006, 22:45:28
Nachtrag: Welche Gründe kann es schon geben? Man schreibt um seiner Selbst willen. Um andere zu erfreuen. Um damit Geld zu verdienen. Um sich selbst zu verstehen. Um andere zu verstehen. Um sich Gehör zu verschaffen.
Es gibt so viele Gründe, warum man schreiben kann/sollte.
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Zealot am 07. Juli 2006, 22:53:07
Zitat von: Kalderon am 07. Juli 2006, 22:45:28
Nachtrag: Welche Gründe kann es schon geben? Man schreibt um seiner Selbst willen. Um andere zu erfreuen. Um damit Geld zu verdienen. Um sich selbst zu verstehen. Um andere zu verstehen. Um sich Gehör zu verschaffen.
Es gibt so viele Gründe, warum man schreiben kann/sollte.

volle Zustimmung :jau:
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Maja am 07. Juli 2006, 23:39:13
C. Day Lewis? Sind dir da Clive Staples Lewis (Autor von Narnia) und Daniel Day Lewis (Schauspieler, "Der Letzte Mohikaner") durcheinandergeraten?
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Hyndara am 08. Juli 2006, 02:26:27
So, wie ich das sehe, müßte die Frage eigentlich umformuliert werden. Ich hab mehr als einmal versucht, mit dem Schreiben aufzuhören, es hat nie geklappt. Also, wie soll man mit dem Schreiben aufhören, wenn man es schlichtweg nicht kann? Da muß ich zugeben, bin ich ratlos.

Die andere Frage ist, was willst du mit deinen Geschichten erreichen? Willst du "groß und berühmt" werden? Oder hast du einfach Spaß am Fabulieren? Ich denke, es wird eher der zweite Grund sein, und das ist der richtige. Also laß dich nicht von so einer H...birne runterziehen. Ist doch Quatsch. Mach weiter und schreib deine Geschichten. Ob sie gebraucht werden oder nicht, daß laß mal lieber die Leser entscheiden, und nicht irgendeinen Bekritler, der vielleicht nur neidisch ist.

Außerdem, auch wenn Verlage kaufmännische Unternehmen sind, die nach Gewinn streben, jemand, der schreibt, ist das in erster Linie eigentlich eher nicht. Du bist doch kein Wirtsschaftsunternehmen, sondern ein Mensch, auch wenn heutzutage auf den Menschen immer weniger Rücksicht genommen wird zugunsten des Profits, das wird sich irgendwann rächen. Also bleib ein Mensch, bleib am Schreiben, mach dein Ding und laß dich nicht runterziehen von irgendeinem ... das Wort spare ich mir jetzt mal, einsetzen könnt ihr selbst.

@ Sid:
Ich finde deine Aussage schon etwas gewagt, daß es Verschwendung ist, eine Geschichte nicht Lesern zugänglich zu machen. Ich denke, daß liegt im Ermessensspielraum des jeweiligen Autoren, ob er sie irgendjemandem gibt oder nicht. Verschwendung ist das, was uns von den großen "Verlagen" meist vorgesetzt wird, Papierverschwendung, um genau zu sein.

Ich sehe keinen Sinn darin, meine Sachen mit Biegen und Brechen anderen aufzudrängen, also lasse ich es ganz bleiben. Als Verschwendung sehe ich es trotzdem nicht an, kann es einfach nicht so ansehen. Es ist meine eigene Entscheidung, und ich schreibe, weil ich es nicht lassen kann und Spaß daran habe (auch wenn es manchmal ein verdammter Knochenjob ist).
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Kalderon am 08. Juli 2006, 10:50:55
Zitat von: Maja am 07. Juli 2006, 23:39:13
C. Day Lewis? Sind dir da Clive Staples Lewis (Autor von Narnia) und Daniel Day Lewis (Schauspieler, "Der Letzte Mohikaner") durcheinandergeraten?

Zugegeben, ich habe ihn nur zitiert, weil ich das Zitat passend fand. Einer der ganz großen ist er wohl nicht. C. Day Lewis ist ein englischer Schriftsteller gewesen. Er schrieb Kriminalgeschichten unter dem Pseudonym Nicholas Blake und hatte eine umfassende Gedichtssammlung: Overture to Death, The Poetic Image, Collected Poems, The Whispering Roots und die Romane The Morning After Death und The Private Wound. Falls die jemand kennt... ich tue es nicht.

Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Arielen am 08. Juli 2006, 12:35:34
Zitat von: Kalderon am 07. Juli 2006, 22:45:28
Nachtrag: Welche Gründe kann es schon geben? Man schreibt um seiner Selbst willen. Um andere zu erfreuen. Um damit Geld zu verdienen. Um sich selbst zu verstehen. Um andere zu verstehen. Um sich Gehör zu verschaffen.
Es gibt so viele Gründe, warum man schreiben kann/sollte.

Und auch viele Gründe dagegen. Aber ist doch so. Wenn man schreibt, dann vergeudet man kostbare Zeit, die man zur Pflege menschlicher Kontakte, des Gartens, der Wohnung und sich selbst besser verweden kann. Man schafft nichts, was der allgemeinheit zu gute kommt, man ist nicht gesellig in der Zeit oder opfert sich für andere auf. Man hat keine Zeit für die wirklich wichtigen Dinge des Lebens.  :pfanne: Schon mal daran gedacht?
Das ist es, was jedermann denken sollte.  :wums: Und alles was man nicht für Geld verwerten kann, das ist blanker Unsinn und Kinderei. Wir sollten erwachsen werden.
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Zealot am 08. Juli 2006, 12:37:41
Zitat von: Arielen am 08. Juli 2006, 12:35:34
Zitat von: Kalderon am 07. Juli 2006, 22:45:28
Nachtrag: Welche Gründe kann es schon geben? Man schreibt um seiner Selbst willen. Um andere zu erfreuen. Um damit Geld zu verdienen. Um sich selbst zu verstehen. Um andere zu verstehen. Um sich Gehör zu verschaffen.
Es gibt so viele Gründe, warum man schreiben kann/sollte.

Und auch viele Gründe dagegen. Aber ist doch so. Wenn man schreibt, dann vergeudet man kostbare Zeit, die man zur Pflege menschlicher Kontakte, des Gartens, der Wohnung und sich selbst besser verweden kann. Man schafft nichts, was der allgemeinheit zu gute kommt, man ist nicht gesellig in der Zeit oder opfert sich für andere auf. Man hat keine Zeit für die wirklich wichtigen Dinge des Lebens.  :pfanne: Schon mal daran gedacht?
Das ist es, was jedermann denken sollte.  :wums: Und alles was man nicht für Geld verwerten kann, das ist blanker Unsinn und Kinderei. Wir sollten erwachsen werden.

beweisst nicht dieses Forum selbst, dass auch durch schreiben menschliche Kontakte entstehen`??  ;)
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Arielen am 08. Juli 2006, 12:41:17
Zitat von: Zealot am 08. Juli 2006, 12:37:41
beweisst nicht dieses Forum selbst, dass auch durch schreiben menschliche Kontakte entstehen`??  ;)

Keine richtigen und persönlichen. keine im direkten sozialen Umfeld, auf die es ja ankommt, und die man allem anderen vorziehen sollte. :hmhm?:

Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: lapaloma am 08. Juli 2006, 13:09:07
Zitat

Und alles was man nicht für Geld verwerten kann, das ist blanker Unsinn und Kinderei. Wir sollten erwachsen werden.


Blödsinn! Das Wichtigste und Schönste im Leben kann man nicht mit Geld kaufen.
Aber vielleicht habe ich den Ironie-Tag übersehen?

Liebe Grüsse, Sid
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: lapaloma am 08. Juli 2006, 15:53:01
Zitat von: Arielen am 08. Juli 2006, 12:41:17
Zitat von: Zealot am 08. Juli 2006, 12:37:41
beweist nicht dieses Forum selbst, dass auch durch Schreiben menschliche Kontakte entstehen?  ;)

Keine richtigen und persönlichen. keine im direkten sozialen Umfeld, auf die es ja ankommt, und die man allem anderen vorziehen sollte. :hmhm?:


Ja, wenn man die ganze Zeit im stillen Kämmerlein sitzt und vor sich hinbrütet, wenn man bloß für sich selber schreibt und dann seine Geschichten in der Schublade verschwinden lässt, dann ist das den sozialen Kontakten kaum förderlich. Im Gegenteil, man läuft dabei Gefahr, dass man zum schrulligen Einsiedler wird, der seinen selbst verursachten Frust in seinem Geschreibsel ablädt. Dass das dann kaum jemand lesen will und schon gar nicht einen Verlag findet, ist eigentlich nicht verwunderlich.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Veröffentlichen soziale Kontakte schafft. Auch wenn ich in der ganzen Literaturszene nur ein winzig kleines Irrlicht bin, ein Nobody sozusagen, so habe ich doch meinen treuen Leserstamm (ich verkaufe selber jeweils etwa 100 Bücher in meinem 'sozialen Umfeld') und daraus sind viele bereichernde Kontakte, interessante Begegnungen, Dialoge und auch Freundschaften entstanden.
Das allein macht alle Mühe wett.

Auch wenn ich in der glücklichen Lage bin, nicht arbeiten zu müssen, so bewundere ich doch die Autoren, die es geschafft haben, von ihren Geschichten zu leben. Ich bewundere sie insbesondere, weil sie einen schwierigen, mit vielen Entbehrungen gepflasterten Weg gewählt haben und trotz aller Schwierigkeiten bis zum Ziel gegangen sind.

Liebe Grüsse, Sid

PS @Schelmin: Autor ist m.E. nicht ein Job (wie jeder andere) sondern eine Passion.







Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Arielen am 08. Juli 2006, 16:48:00
Zitat von: Sid am 08. Juli 2006, 15:53:01
PS @Schelmin: Autor ist m.E. nicht ein Job (wie jeder andere) sondern eine Passion.

Nicht unbedingt. Ich habe schon bei einigen erlebt, daß sie vom passionierten (=leidenschaftlichen) Autor zum Berufsschreiber, also Handwerker wurden.

Warum ich in den letzten Postings so bitter und böse war? Ich weiß auch nicht, aber mir geht es im Moment nicht gut und ich stecke in einer ziemlichen Krise die mich alles, aber auch wirklich alles sehr negativ sehen läßt, und dementsprechend habe ich auch über manche Postings nachgedacht und so dagegen gesteuert.

Was soziale Kontakte angeht, so ist das ein zweischneidiges Schwert. Vielleicht beommt man durch die Veröffentlichung der Texte netten und stärkenden Kontakte zu gleichgesinnten, aber ich habe auch schon oft erlebt, dass es auch genau umgekehrt gelaufen ist, und man nicht unterstützt, sondern eher niedergeknüppelt wurde, weil man eine Gefahr für die anderen die "Stars" wurde. Je nach dem an was für Leute man gerät, kann man auch sehr schnell wieder aufgben. Mir ist auch schon mehrfach gesagt worden, ich solle meine Geschichten doch in die "Tonne kloppen" oder das "kitschige Machwerk wegwerfen". Da war ich schon weit genug um den entsprechenden Leuten den Vogel zu zeigen und sie zu ignorieren. Aber das ist nicht allen Leuten beschieden und ich habe so manchen auch aufgeben sehen.

Vielleicht ist das ein Zeichen von Charakterstärke oder auch - schwäche. Wer wirklich schreiben will schreibt weiter meint ihr ... andererseits kann oben geschilderte Ablehnung aber auch zu einer Schreibblockade führen. Man möchte schreiben, aber es geht einfach nicht mehr. Und dann beginnt man sich zu fragen:
Warum schreibe ich noch?
Wozu schreibe ich?
Will ich überhaupt schreiben oder ist das bloß mein Dickkopf?
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: lapaloma am 08. Juli 2006, 17:11:06
Zitat von: Arielen am 08. Juli 2006, 16:48:00
Zitat von: Sid am 08. Juli 2006, 15:53:01
PS @Schelmin: Autor ist m.E. nicht ein Job (wie jeder andere) sondern eine Passion.

Was soziale Kontakte angeht, so ist das ein zweischneidiges Schwert. Vielleicht beommt man durch die Veröffentlichung der Texte netten und stärkenden Kontakte zu gleichgesinnten, aber ich habe auch schon oft erlebt, dass es auch genau umgekehrt gelaufen ist, und man nicht unterstützt, sondern eher niedergeknüppelt wurde, weil man eine Gefahr für die anderen die "Stars" wurde. Je nach dem an was für Leute man gerät, kann man auch sehr schnell wieder aufgben. Mir ist auch schon mehrfach gesagt worden, ich solle meine Geschichten doch in die "Tonne kloppen" oder das "kitschige Machwerk wegwerfen". Da war ich schon weit genug um den entsprechenden Leuten den Vogel zu zeigen und sie zu ignorieren. Aber das ist nicht allen Leuten beschieden und ich habe so manchen auch aufgeben sehen.


Da hast du leider Recht, ich habe noch nie eine "Berufsgruppe" erlebt, in der so viel Futterneid herrscht.

Liebe Grüsse, Sid

PS. Tut mir leid, dass es dir zur Zeit nicht so gut geht. Ich schick dir etwas Sonnenschein und in Gedanken einen Strauss Sommerblumen.

Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Schelmin am 08. Juli 2006, 18:42:46
@Sid
Glaubst du, andere Berufsgruppen üben ihren für dich vielleicht gewöhnlichen Job nicht mit Leidenschaft aus? Ich kenne ebenso leidenschaftliche Sozialarbeiter, Informatiker, Bauingenieure, Biologen, und ich glaube, heute habe ich sogar eine richtig leidenschaftliche Fleischereifachverkäuferin kennen gelernt.
Schriftsteller ist ein Beruf, den man mit genausoviel Leidenschaft ausüben kann, wie jeden anderen Beruf, sofern man sich dazu Berufen fühlt. Die liebte ihren Job, das merkte man ihr an.

Genauso gibt es in jedem Beruf, in dem nicht gerade tausende von Stellen frei sind,  "Futterneid". Ich hatte genug verschiedene Jobs um das zu merken. Der einzige Unterschied ist vielleicht, daß man in künstlerischen Berufen eine Gradwanderung unternimmt zwischen belächelt werden und erstaunter Anerkennung. Daß man z.B. auch da hart arbeiten muß, muß man vielen erst noch erklären, während das bei einem Bauarbeiter vorausgesetzt wird.

Schelmin
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Arielen am 08. Juli 2006, 19:00:36
Zitat von: Schelmin am 08. Juli 2006, 18:42:46
Genauso gibt es in jedem Beruf, in dem nicht gerade tausende von Stellen frei sind,  "Futterneid". Ich hatte genug verschiedene Jobs um das zu merken. Der einzige Unterschied ist vielleicht, daß man in künstlerischen Berufen eine Gradwanderung unternimmt zwischen belächelt werden und erstaunter Anerkennung. Daß man z.B. auch da hart arbeiten muß, muß man vielen erst noch erklären, während das bei einem Bauarbeiter vorausgesetzt wird.


Er meinte schon (und ich auch) den Futterneit zwischen den Kollegen. Und der ist in den künstlerischen Berufen besonders schlimm (ich schließe nicht aus, das er auch in den anderen vorhanden ist). Aber das den anderen nicht gönnen wollen, Werke oder Kunst madig machen - der Konkurrenzkampf - ist besonders stark  unter der schreibenden und gestaltenden Zunft. Da wird niemand vorsichtig angepackt, der nicht schon von anfang an seine bewunderer um sich gescharrt hat, die ihn verteidigen. Ist er allein ist er ein ideales Opfer, das geschlachtet werden kann, und zwar bis das Blut spritzt. Und ich habe schon einige erlebt, die dadurch den Mut verloren zu schreiben.
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Lomax am 08. Juli 2006, 19:03:05
Zitat von: Schelmin am 08. Juli 2006, 18:42:46Glaubst du, andere Berufsgruppen üben ihren für dich vielleicht gewöhnlichen Job nicht mit Leidenschaft aus? Ich kenne ebenso leidenschaftliche Sozialarbeiter, Informatiker, Bauingenieure, Biologen, und ich glaube, heute habe ich sogar eine richtig leidenschaftliche Fleischereifachverkäuferin kennen gelernt.
... aber einen Unterschied gibt es schon: Je weniger selbständig so ein Job ist, umso mehr wird die Leidenschaft zur Ausnahme. Ich habe auch schon sehr viele Leute kennen gelernt, die sich nur mit Widerwillen zur Arbeit schleppen und im Prinzip nur auf die Rente warten. Und besonders traurig sind die Fälle, die sich nur mit Widerwillen zur Arbeit schleppen und immer davon reden, was sie lieber tun würden - denen man aber anmerkt, dass der ungeliebte Job trotzdem ihr Lebensinhalt ist. Das werden dann vermutlich die Fälle, die im lang ersehnten Ruhestand dann in ein Loch fallen :(

All das findet man in kreativen Berufen eher selten. Häufiger sind da schon die leidenschaftlichen Leute, die irgendwann ausgebrannt sind - aber ein künstlerischer Beruf erfordert doch immer die ganze Person und nicht nur die Handlung, und das macht sich schon bemerkbar.
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Linda am 08. Juli 2006, 19:06:43
Zitat von: Lomax am 08. Juli 2006, 19:03:05
All das findet man in kreativen Berufen eher selten. Häufiger sind da schon die leidenschaftlichen Leute, die irgendwann ausgebrannt sind - aber ein künstlerischer Beruf erfordert doch immer die ganze Person und nicht nur die Handlung, und das macht sich schon bemerkbar.

Launiger Spruch, ernstes Thema:

entweder sie sterben besonders früh, weil sie zu sehr gestresst sind oder aber sie leben besonders lange und ausgeglichen. Oder irgendwas dazuwischen :-)
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Rei am 08. Juli 2006, 19:44:59
Zitat von: Schelmin am 08. Juli 2006, 19:17:55
Bei Autoren geht es nicht um Stellen, wohl aber um Plätze in den Verlagsprogrammen.
Und das ist genau das, was zum Futterneid führt. So nach dem Motto: He, wieso ist DER / DIE denn schon wieder in einer Antho drin, bei der ich mich auch "beworben" habe? Warum hat DER / DIE schon wieder was veröffentlicht und ich nicht? Warum immer alle anderen nur ich nicht? Klar, das geht mir auch teilweise durch den Kopf und dann kommt eben der berühmte Satz meines netten Unterbewußtseins: Vielleicht bringst Dus einfach nicht...?

Und was mache ich dann? Tue mir selbst leid, stecke alles in die Schublade und fange von vorne an. Und das mache ich seit sechszehn Jahren so, weil das Schreiben das Einzige ist, daß ich mir noch nicht habe madig machen können, selbst wenn ich dabei Zeit vergeude, selbst wenn ich dabei nichts Weltbewegendes erschaffe. Solange ich Spaß dabei habe, ist mir das doch wurscht!

Ich bin eine Einzelgängerin, meine Freunde kann ich an einer Hand abzählen, aber das hat nichts mit meinem Hobby zu tun, ich bin eben so. Ich setze meine Prioritäten anders, bin lieber für mich oder bemühe mich von Zeit zu Zeit um meine richtigen Freunde statt einen Stall von Leuten zu haben, um die ich mich tagtäglich kümmern muß. Da wird man ja wahnsinnig...  ;) Diese verlogenen, freundehaschenden Zeiten habe ich mit dem Abi hinter mir gelassen und bin so froh darüber. Mir reicht das, was ich hier im Tintenzirkel finde, meine Freunde und natürlich mein Mann, mehr brauche ich nicht.

Ich brauche im Grunde keine Veröffentlichung, freue mich aber trotzdem tierisch, wenn ein Text genommen wird oder wenn ich sogar nach einer Fortsetzung gefragt werde. Aber ich würde nie auf die Idee kommen, mein Hobby an den Nagel zu hängen. Niemals! Nicht einmal, wenn mir einer sagt, ich habe kein Talent. Es macht mir Spaß, das ist es doch, worauf es ankommt, oder? Ich will damit kein Geld verdienen, ich will in erster Linie mich selbst damit glücklich machen, weil das Schreiben mich einfach glücklich macht. Wenn ich dann einen Leser auf meiner Homepage finde oder ein Text für eine Veröffentlichung angenommen wird, freue ich mich, auch wenn ich nicht weiß, ob der Leser den Text mag oder nicht. Aber er hat ihn gelesen. Und das ist doch auch schon mal was, oder? Und wenn es einer liest, dann liest es vielleicht ein Zweiter und so weiter und so weiter...
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Termoniaelfe am 08. Juli 2006, 20:06:42
Mir geht es da schon ähnlich wie Schelmin. Ich schreibe nicht nur für mich und ja ich möchte gern eines Tages, meine Geschichten veröffentlicht sehen und vielleicht sogar etwas Geld damit verdienen. Aber mein Leben hängt nicht davon ab. Ich arbeite an meinen Texten, wann immer ich Zeit und Muße dazu habe. Und ich würde lügen, wenn ich behaupte, dass ich keine Anerkennung brauche. Natürlich möchte ich für das, was ich schreibe auch Anerkennung haben. Ich möchte mich schon ein wenig abheben, von den Leuten, die in ihrem Leben nix riskieren und immer nur nach Schema F leben. Nur freiberuflich als Bürokauffrau arbeiten und meinem Mann eine gute Ehefrau und meinem Sohn eine gute Mutter zu sein, dass reicht mir nun mal nicht. Ich will mehr. Und ich genieße es, wenn mich jemand anspricht (wie vorgestern beim Kellnern) und sagt:
"He, Renate, ich war neulich auf Deiner HP und konnte gar nicht aufhören zu lesen. Ich wusste ja gar nicht, dass Du so toll schreiben kannst."
Das macht mich stolz und spornt mich an. Und es zeigt mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin, egal wie weit das Ziel ist, ich lasse es nicht aus den Augen. Ich stehe zu dem, was ich tue und lasse mir von niemandem das Gegenteil einreden.

Machen Sie weiter Feuertraum und lassen Sie sich nicht beirren. Es gibt immer einen, der dankbar für das ist, was man versucht zu geben.

LG
Termi
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Schelmin am 08. Juli 2006, 20:49:50
ZitatEs gibt immer einen, der dankbar für das ist, was man versucht zu geben.
Das hast du schön gesagt, ..äh, geschrieben. :)
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Hyndara am 09. Juli 2006, 03:17:17
Ich möchte euch das ja jetzt nicht madig machen (mal ganz abgesehen davon, daß das wahrscheinlich gar nicht möglich ist ...), aber:

- ein Job, in dem man überwiegend Auftragsarbeiten abliefern muß

- ein 24-Stunden-Job

- die Geschichten sind ein Teil des jeweiligen Schreibers. Es tut weh, wenn sie von Futterneidern in der Luft zerfetzt werden - sehr, sehr, sehr weh sogar

- der schon erwähnte Futterneid, einmal zwischen den Autoren, dann aber auch zwischen den Fans eines Autoren und einem anderen Autoren. Da geht es hart zur Sache.

- jetzt mal abgesehen von Sid haben sich bis jetzt "nur" Frauen geoutet, daß sie vom Schreiben leben wollen. Äh, ich weiß jetzt nicht, ob eine von euch groß in der Fan-Szene aktiv ist, aber Frauen und Schreiben, das wird meist sehr penetrant ignoriert. Wenn Männer dagegen sich an die Schreibmaschine/die Tastatur setzen, sind sie gleich reif für den Literatur-Nobelpreis.

- die Verlagssuche. Hinschicken, warten, warten, warten, warten, warten, warten und noch mal warten, bis dann *endlich* das Standardabsageschreiben auftaucht - im günstigsten Fall. Es soll ja auch Verlage geben, bei denen Manuskripte anderweitig benutzt werden ...

- Fortsetzungen. Selbst wenn ihr Glück habt mit eurem Konzept, der Verlag daran interessiert ist, usw., wird immer gleich darauf geschielt, ob man Fortsetzungen schreiben kann. Und zwar teilweise Fortsetzungen, bis sie einem zum Halse heraushängen. Das wars dann mit dem tollen Konzept und den noch tolleren Figuren.

- Terminstreß. Wenn trotzdem alles geklappt hat, kommt der "böse" Lektor und ... arbeitet mit eurer Geschichte. Sorry, ich habs erlebt (wenn auch absolut drastisches Beispiel), daß die Fahnen bei mir schon rot lackiert waren. Wenn es nach dieser "Lektorin" gegangen wäre, hätte ich den ganzen Roman umschreiben müssen, damit er genehm wäre.

- Kritik. Als Rezensentin hab ich mich jetzt schon des öfteren mit Autoren herumschlagen müssen, die meine Kritik an ihren Werken als unberechtigt empfanden. Dabei achte ich im allgemeinen darauf, die Rezis so positiv wie möglich zu gestalten. Klar hab ich Vorlieben, und klar gibt es Dinge, die ich in einem - meiner Meinung nach - schlechten Buch erwähnen muß. Trotzdem weiß ich eben auch von der anderen Seite, als Schreiberline, wie hart eine schlechte Rezi sein kann.

- gar keine Kritik. Hört sich jetzt klasse an, oder? Ist aber tatsächlich das schlimmste, was passieren kann. Keine wie auch immer geartete Meinung bedeutet letztendlich nichts anderes, als das man vom Publikum nicht wahrgenommen wird. Was schlimmeres KANN einem Künstler nicht passieren!

Das sind jetzt nur Dinge, die mir durch den Kopf gingen, als ich eure Meinungen gelesen habe. Wenn ich weiter nachdenken würde, würde mir sicher noch einiges mehr einfallen, aber lassen wir das jetzt erst einmal.

Ganz ehrlich, den Beruf eines Schriftstellers stelle ich mir als extrem streßig (weil Selbstarbeit, keine feste Dienstzeit), nervenaufreibend und tödlich für jede noch so kleine Idee vor. Man lebt überwiegend von Auftragsarbeit, die man mehr oder weniger routiniert runterschreiben muß, von eigener Kreativität ist da kaum noch was zu spüren. 08/15 ist gefragt, nicht das außergewöhnliche (denn den birgt ja schon der Stil des jeweiligen Autoren). Solange ich die Wahl habe, gehe ich lieber arbeiten, und wenn mir der Job noch so sehr stinkt und ich keinen Bock habe. Ist immer noch besser, als mich von etwas so unsicherem abhängig zu machen wie der Schreiberei oder Kunst überhaupt.
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Arielen am 09. Juli 2006, 09:13:41
Danke für die erwähnten Punkte. Auch wenn gleich andere wieder Sturm dagegen laufen werden. Hyndara hat zum großten Teil recht. Das was sie sagt ist nicht von irgendwoher hergeholt, sondern fußt auf Erfahrungen, teilweise habe ich ähnliche gemacht.

Es ist ein sehr mutiger Schritt, hauptberuflicher Autor zu werden und ich bewundere jeden, der sich darauf einlässt.

Wenn ihr jetzt keinen Rückhalt durch eine wohlhabende Familie habt, bei der ihr mietfrei wohnen und kostenlos Grundbedürfnisse erfüllen könnt könnt, müßt ihr euch auf magere Zeiten und Zukunftsängste einstellen. Ich selbst habe das nicht erlebt, weiß aber von anderen hauptberuflichen und sogar schon etablierten Autoren, daß sie oft genug nicht wussten, wie sie die nächste Telefon und Stromrechnung bezahlen konnten. Um netto etwa das heraus zu bekommen, was ein Beamter im mittleren Dienst verdient, muss ein Heftromanautor 2-3 Heftromane pro Monat im besser bezahlten Männer-Bereich abliefern.
Denn mit den Honorar allein ist es ja nicht getan. Autoren müssen auch Steuern bezahlen und sich bei der Künstlersozialkasse renten- und krankenversichern.
Gerade deshalb arbeiten viele Autoren auch noch als Journalisten, Übersetzer, Lektoren oder Korrektoren. Ohne das kann man heute hier in Deutschland nicht leben.

Schreiben ist harte Knochenarbeit, wenn man feste Termine hat, zu denen man das Manuskript abliefern muss. Und da darf man sich keine Schreibblockaden erlauben. Viele Autoren betreiben gerade vor Manuskriptabgabe Raubbau mit seinen Körpern. Beim Schreiben kannst du nicht nach 8 Stunden den Stift aus der Hand legen. Du bist zwar freier in deiner Zeiteinteilung, aber du mußt auch eine sehr hohe Selbstdiiplin haben. Und so bitter es ist - nach vielen Jahren führt das zu einer Abstumpfung. Am Ende verkaufst du dich selber. Ein hauptberuflicher Autor ist letztendlich ein Lohnschreiber, der seine eigenen Interessen oft genug zurückstellen muss. Wie in jedem anderen Beruf auch.

Wer sich das zutraut, der ist stark und mutig. Ich könnte es nicht und habe es nie gewollt. Dazu bin ich zu sehr Künstlerin. Und ich muss damit leben eben nur nebenher zu schreiben, weil ich mich nicht auf die Härte des Berufs einlassen will.
Warum schreibe ich also? Weil ich letztendlich irgendwie meine Gedanken kanalisieren und ihnen Ausdruck verleihen will. Weil ich meine innere Stimme freilassen will, auch wenn sie in den letzten Jahren sehr leise geworden ist.

Und Mädels. Auch diese Aussage von Hyndara stimmt:
" jetzt mal abgesehen von Sid haben sich bis jetzt "nur" Frauen geoutet, daß sie vom Schreiben leben wollen. Äh, ich weiß jetzt nicht, ob eine von euch groß in der Fan-Szene aktiv ist, aber Frauen und Schreiben, das wird meist sehr penetrant ignoriert. Wenn Männer dagegen sich an die Schreibmaschine/die Tastatur setzen, sind sie gleich reif für den Literatur-Nobelpreis."

DAS kann ich mehr als groß unterstreichen, denn ich habe es in den ganzen Jahren erlebt und ich erlebe es auch heute noch in der Horror und SF-Szene. Und schaut euch mal an, wen die Verlage puschen. Frau Felten ist die Alibi-Frau, doppelt so stark beworben werden allerdings die männlichen Autoren, auch wenn sie noch unbekannter sind. Nennt mir deutsche Autorinnen und Autoren des phantastischen Genres. In der Fantasy sind Frauen zwar häufiger, aber auch nicht dominant, in Horror und SF nur minimal vertreten.

Und ich rede wohlgemerkt von der DEUTSCHEN SZENE, von DEUTSCHEN AUTOREN und dem PHANTASTISCHEN GENRE. Die Herren der Schöpfung setzen sich einfach mehr in Szene oder wissen besser zu klappern. Da werden schon Veröffentlichungen im Selbstverlag zu preisverdächtigen Werken und innovativen Debüts hochstilisiert, auch wenn sie es vielleicht nicht sind.

Hier ist es glücklicherweise anders, hier herrscht eigentlich mehr ein Miteinander als ein - ich bin besser als du. Aber außerhalb... Ich kenne Forne, in denen ist die Selbstbeweihräucherung das A und O.
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Feuertraum am 09. Juli 2006, 11:41:56
Oh je, was habe ich da bloß angerichtet? Ich muß und werde jetzt etwas gerade biegen, weil ich befürchte, teilweise falsch verstanden worden zu sein:

1. Meine Aussage war eigentlich eher eine Kritik an jenen Menschen, der da sagte: "Warum überhaupt noch etwas machen, wenn es doch mehr als genug davon gibt." Umgemünzt auf das Medium Buch: "Warum soll man überhaupt noch schreiben, gibt es doch mehr als genug Bücher"
Ich wollte diesem entgegensteuern, das ich einfach sage: ich schreibe, weil ich meiner Fantasie in dieser Form Ausdruck verleihen will. Ob meine Geschichten jemand liest oder ob der Bedarf besteht, das steht auf einem vollkommen anderen Blatt.

Und damit komme ich auf einen Punkt von Kalderon zu sprechen: die Aussage, wenn es keine NEUEN Romane mehr gibt, dann werden die Menschen mehr Fernsehen schauen.
Okay, dem stimme ich insoweit zu, das sie tatsächlich die Möglichkeit in Betracht ziehen können. Aber ich denke, bis alle Bücher eines Genres durchgelesen sind...

@REI: die Aussage "Du bringst es einfach nicht" ist eine Aussage, die ich als "fehlgeleitet" auslege. Selbst WENN Sie eine Geschichte bei einem Anthowettbewerb einschicken und diese abgelehnt wird, so heißt dieses nicht zwangsläufig, das Sie "es nicht bringen".
Eigentlich bedeutet es nichts anderes, das die ausgewählten Geschichten bei der Jury mehr Anklang fanden, sei es von der Story, der Wortwahl, der Melodie (ich setze natürlich voraus, das man als Autor handwerklich einwandfreie Geschichten abliefert). Nicht mehr und nicht weniger. Darum finde ich diese Ihre Aussage als schlichtweg falsch!

@Termi: Nicht böse sein, aber ich befürchte, Sie haben mich da mißverstanden. Ich bin in keine Sinnkrise verfallen. Ich wollte mit meinem Eingangsposting nur klar machen, das man sich nicht immer danach richten soll, ob Bedarf besteht oder nicht, sondern dass man etwas macht, was einem selbst Spaß macht... ;) Unabhängig davon, ob jemand damit Geld verdienen will oder das ganze sogar als Beruf ausüben...

LG

Feuertraum
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Rei am 09. Juli 2006, 12:55:03
Zitat von: Feuertraum am 09. Juli 2006, 11:41:56
@REI: die Aussage "Du bringst es einfach nicht" ist eine Aussage, die ich als "fehlgeleitet" auslege. Selbst WENN Sie eine Geschichte bei einem Anthowettbewerb einschicken und diese abgelehnt wird, so heißt dieses nicht zwangsläufig, das Sie "es nicht bringen".
Eigentlich bedeutet es nichts anderes, das die ausgewählten Geschichten bei der Jury mehr Anklang fanden, sei es von der Story, der Wortwahl, der Melodie (ich setze natürlich voraus, das man als Autor handwerklich einwandfreie Geschichten abliefert). Nicht mehr und nicht weniger. Darum finde ich diese Ihre Aussage als schlichtweg falsch!
Sagen Sie das mal meinem Unterbewußtsein...! Diese Aussage gilt ja nicht für die Allgemeinheit, das ist einzig das, was in meinem Kopf los ist, wenn wieder eine Absage kommt.
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Kalderon am 09. Juli 2006, 13:48:43
Zitat von: Rei am 09. Juli 2006, 12:55:03
Sagen Sie das mal meinem Unterbewußtsein...! Diese Aussage gilt ja nicht für die Allgemeinheit, das ist einzig das, was in meinem Kopf los ist, wenn wieder eine Absage kommt.

Dann ist es Ihnen ja bereits bewusst. Mangelndes Selbstbewusstsein hat allerdings nichts damit zu tun, ob Sie gut schreiben können oder nicht. Mein Selbstbewusstsein ist auch im Keller. Aber der Wille, niemals aufzugeben, geht über mein Leben hinaus. Das bin ich mir selbst schuldig.
Und es verlangt niemand, dass man J.K.Rowling von ihrem Thron stößt. Futterneid hin oder her. Rivalitäten sind das Leben. Es ist unangenehm, aber es ist unabdingbar.

Es gibt nur einen angeborenen Irrtum, und es ist der, dass wir da sind, um glücklich zu sein.
-   Arthur Schopenhauer

Ich schreibe nicht, weil ich glücklich bin. Es wäre allerdings auch übertrieben zu sagen: "Ich schreibe, weil ich unglücklich bin."
Jedoch kann ich mit Sicherheit sagen: "Ich schreibe, weil es mich glücklicher macht."
Was am Ende zählt ist nur eines: die eigene Zufriedenheit.
Wenn man merkt, dass man keinen Spaß am Schreiben hat, sollte man es nicht machen.

Aber ich denke das, was man hier hört, ist weniger der Wunsch, das Schreiben aufzugeben, sondern lediglich die Erschöpfung, die das Leben birgt.

Dulde nur still, mein Herz, schon Schwereres hast du ertragen.
-   Homer
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Manja_Bindig am 09. Juli 2006, 15:05:32
Hnda hat recht bei ihren Punkten... so recht, dass einem fast schon schlecht werden kann(nix gegen dich, Hynda - aber viele böse Fakten auf einmal schlagen auf den mMagen :) )

Aber andererseits - wenn ichs nciht versuche, kann ich es nie wissen. Also MUSS man es mal versuchen - und wenn ich dann auf die Nase falle, lebe ich immer noch.
mal ganz davon abgesehen, dass ich hauptberuflich am Pulitzer-Preis arbeiten werde ;) ... aber wer weiß, vielleicht klappt es mit dem hauptberuflichen autor. Träumen darf man ja.
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Kalderon am 09. Juli 2006, 15:33:00
Lasst euch nicht entmutigen.

Es gibt doch immer wieder schöne Zeiten, die man mit dem Schreiben verbindet. Das geht mir jedenfalls so. Selbst wenn ich nicht freiberuflicher Schriftsteller werde oder überhaupt etwas veröffentliche, so ist mir damit dennoch geholfen. Ich habe etwas geleistet, worauf ich stolz sein kann. Und ich kann meine Bücher immer noch Menschen geben, die ich mag.

Daumen hoch :jau:

Schreiben ist eine Anstrengung, aber eine schöne Anstrengung.
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Astrid am 09. Juli 2006, 15:46:32
Hyndara hat recht? Dann komme ich jetzt mal mit MEINEN Erfahrungen.

Zitat von: Hyndara am 09. Juli 2006, 03:17:17
- ein Job, in dem man überwiegend Auftragsarbeiten abliefern muß
Das muß ich in jedem anderen Beruf auch.

Zitat- ein 24-Stunden-Job
Nicht, wenn man ihn vernünftig betreibt und täglich arbeitet, statt wie ich monatelang nichts zu tun und dann vier Wochen vor Abgabetermin in Panik zu verfallen.

Zitat- die Geschichten sind ein Teil des jeweiligen Schreibers. Es tut weh, wenn sie von Futterneidern in der Luft zerfetzt werden - sehr, sehr, sehr weh sogar
Daran gewöhnt man sich, solange es auch gute Kritiken gibt.

Zitat- der schon erwähnte Futterneid, einmal zwischen den Autoren, dann aber auch zwischen den Fans eines Autoren und einem anderen Autoren. Da geht es hart zur Sache.
Davon habe ich noch nichts mitbekommen.

Zitat- jetzt mal abgesehen von Sid haben sich bis jetzt "nur" Frauen geoutet, daß sie vom Schreiben leben wollen. Äh, ich weiß jetzt nicht, ob eine von euch groß in der Fan-Szene aktiv ist, aber Frauen und Schreiben, das wird meist sehr penetrant ignoriert. Wenn Männer dagegen sich an die Schreibmaschine/die Tastatur setzen, sind sie gleich reif für den Literatur-Nobelpreis.
Ich bin nicht in der Fanszene aktiv, sondern schreibe Bücher für den Kosmos-Verlag. Da werden Autorinnen ebenso ernstgenommen wie Autoren und auch genauso bezahlt.

Zitat- die Verlagssuche. Hinschicken, warten, warten, warten, warten, warten, warten und noch mal warten, bis dann *endlich* das Standardabsageschreiben auftaucht - im günstigsten Fall. Es soll ja auch Verlage geben, bei denen Manuskripte anderweitig benutzt werden ...
Das mit der heimlichen Weiterverwertung halte ich für eine Urban Legend. Mag sein, daß es zwei oder drei solche schwarzen Schafe im Verlagswesen gibt - aber sicher nicht lange. Ach ja, und der günstigste Fall ist nicht die Standardabsage, sondern die Annahme des Manuskripts. Diese Möglichkeit sollte nicht gänzlich vergessen werden.

Zitat- Fortsetzungen. Selbst wenn ihr Glück habt mit eurem Konzept, der Verlag daran interessiert ist, usw., wird immer gleich darauf geschielt, ob man Fortsetzungen schreiben kann. Und zwar teilweise Fortsetzungen, bis sie einem zum Halse heraushängen. Das wars dann mit dem tollen Konzept und den noch tolleren Figuren.
Kann ich nicht bestätigen. Zwar wollte der Verlag ursprünglich eine Endlosserie haben, aber nun haben wir uns auf eine Geschichte geeinigt, die nach zehn Bänden zu Ende ist. Ich hatte überhaupt kein Problem, der Lektorin klarzumachen, daß eine vernünftige Geschichte Anfang, Spannungsbogen und Ende haben muß. Kann aber sein, daß wir mit dem Konzept nachher weiterarbeiten, und das ist doch nichts Schlimmes.

Zitat- Terminstreß. Wenn trotzdem alles geklappt hat, kommt der "böse" Lektor und ... arbeitet mit eurer Geschichte. Sorry, ich habs erlebt (wenn auch absolut drastisches Beispiel), daß die Fahnen bei mir schon rot lackiert waren. Wenn es nach dieser "Lektorin" gegangen wäre, hätte ich den ganzen Roman umschreiben müssen, damit er genehm wäre.
Mit was für Lektoren arbeitest du? Ich habe nur welche, die meine Arbeit respektieren. Wir sprechen ein paar Vorgaben ab, ich schreibe, und dann kommen nur noch ein paar marginale Korrekturen zurück. Keine meiner Lektorinnen ist bisher angekommen und hat versucht, meine Geschichten umzuschreiben.

Zitat- Kritik. Als Rezensentin hab ich mich jetzt schon des öfteren mit Autoren herumschlagen müssen, die meine Kritik an ihren Werken als unberechtigt empfanden. Dabei achte ich im allgemeinen darauf, die Rezis so positiv wie möglich zu gestalten. Klar hab ich Vorlieben, und klar gibt es Dinge, die ich in einem - meiner Meinung nach - schlechten Buch erwähnen muß. Trotzdem weiß ich eben auch von der anderen Seite, als Schreiberline, wie hart eine schlechte Rezi sein kann.
Mit Kritik muß man leben können. Oder man muß sie ignorieren. Mir tut eine schlechte Kritik auch weh - aber bei -zigtausend Lesern muß ich darauf gefaßt sein, daß sich die Geschmäcker zum Teil erheblich unterscheiden und die Leute es auch sagen, wenn ihnen etwas nicht paßt. Das gehört selbstverständlich dazu.

Zitat- gar keine Kritik. Hört sich jetzt klasse an, oder? Ist aber tatsächlich das schlimmste, was passieren kann. Keine wie auch immer geartete Meinung bedeutet letztendlich nichts anderes, als das man vom Publikum nicht wahrgenommen wird. Was schlimmeres KANN einem Künstler nicht passieren!
Kommt darauf an. Natürlich bekomme ich gerne Rückmeldungen, aber ein Recht darauf habe ich nicht. Was zwischen Leser und Buch passiert, geht mich nichts an. Ich schreibe ja auch keine Rezi zu jedem Buch, das ich in meinem Leben gelesen habe.

ZitatGanz ehrlich, den Beruf eines Schriftstellers stelle ich mir als extrem streßig (weil Selbstarbeit, keine feste Dienstzeit), nervenaufreibend und tödlich für jede noch so kleine Idee vor. Man lebt überwiegend von Auftragsarbeit, die man mehr oder weniger routiniert runterschreiben muß, von eigener Kreativität ist da kaum noch was zu spüren. 08/15 ist gefragt, nicht das außergewöhnliche (denn den birgt ja schon der Stil des jeweiligen Autoren).
Nein. Routine, Originalität und Kreativität schließen sich nicht gegenseitig aus. Natürlich muß man sich daran halten, daß der Verlag eine klar definierte Marktlücke füllen will. Aber das heißt doch nicht, daß danach jedes Wort nur noch Schablone ist. Wenn du das glaubst, ist der Beruf wirklich nichts für dich. Ich habe bisher nicht erlebt, daß meine Ideen, meine Kreativität oder meine Wortwahl beschnitten worden wären.

ZitatSolange ich die Wahl habe, gehe ich lieber arbeiten, und wenn mir der Job noch so sehr stinkt und ich keinen Bock habe. Ist immer noch besser, als mich von etwas so unsicherem abhängig zu machen wie der Schreiberei oder Kunst überhaupt.
Ich habe viele Jahre als Sekretärin gearbeitet. Das ging eine Weile gut, aber an meiner letzten Arbeitsstelle war es vorbei. Ich war mir in dieser Rolle so zuwider, daß ich nicht mehr schreiben KONNTE. Und das Gefühl, plötzlich von der eigenen Seele abgeschnitten zu sein, war grausig. Ich habe lieber jede finanzielle Katastrophe in Kauf genommen, als diesen Job weiterzumachen.
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Arielen am 09. Juli 2006, 17:11:45
Zitat von: Astrid am 09. Juli 2006, 15:46:32

Hyndara hat recht? Dann komme ich jetzt mal mit MEINEN Erfahrungen.

1) Ich bin nicht in der Fanszene aktiv, sondern schreibe Bücher für den Kosmos-Verlag. Da werden Autorinnen ebenso ernstgenommen wie Autoren und auch genauso bezahlt.

2) Mit Kritik muß man leben können. Oder man muß sie ignorieren. Mir tut eine schlechte Kritik auch weh - aber bei -zigtausend Lesern muß ich darauf gefaßt sein, daß sich die Geschmäcker zum Teil erheblich unterscheiden und die Leute es auch sagen, wenn ihnen etwas nicht paßt. Das gehört selbstverständlich dazu.

3) Nein. Routine, Originalität und Kreativität schließen sich nicht gegenseitig aus. Natürlich muß man sich daran halten, daß der Verlag eine klar definierte Marktlücke füllen will. Aber das heißt doch nicht, daß danach jedes Wort nur noch Schablone ist. Wenn du das glaubst, ist der Beruf wirklich nichts für dich. Ich habe bisher nicht erlebt, daß meine Ideen, meine Kreativität oder meine Wortwahl beschnitten worden wären.

4) Ich habe viele Jahre als Sekretärin gearbeitet. Das ging eine Weile gut, aber an meiner letzten Arbeitsstelle war es vorbei. Ich war mir in dieser Rolle so zuwider, daß ich nicht mehr schreiben KONNTE. Und das Gefühl, plötzlich von der eigenen Seele abgeschnitten zu sein, war grausig. Ich habe lieber jede finanzielle Katastrophe in Kauf genommen, als diesen Job weiterzumachen.

zu 1) Das ist auch gut so. Wie gesagt, von was sie redet, das ist die Fan-Szene. Wenn man beruflich schreibt, dann sollte man sich da auch raushalten, das ist das beste, sonst vergeudet man mit dem Hickhack nur Zeit und Nerven.

zu 2) DAS habe ich mir bei den DSA-Romanen auch immer gesagt. Denn letztendlich kann man immer sagen - der schweigenden Masse gefällt es. Schön ist es dann wirklich offene und ehrliche positive Fan-Reaktionen zu erhalten. Das ist dann Balsam für die Seele.

zu 3) Aber wie ist es mit der Routine? Laugt die nicht aus? Ich beobachte bei vielen Autoren, deren Weg ich verfolgt habe einen Weg vom vor Idee sprühenden und idealistischen Anfänger, über den sich etablierenden Profi, der dann aber auch routiniert das abspuelt, was die Leute an seinen Texten mögen. Ein Bispiel wäre die hoier von einigen doch sehr geschätzte Mercedes Lackey. Aber das ist wie in jedem Beruf. Auch Lehrer stumpfen ja mit den Jahren Schulalltag ab.

zu 4) Ich weiß genau, was du meinst. Mir hat der Job als Schreibkraft, Aktenträgerin, Rosinenzählerin und Dosenwiegerin auch fast das Genick gebrochen und meine Kreativität so gut wie erstickt. Ich versuche gerade  den Funken am Leben zu erhalten.


Allgemein: Na ja, es scheint nicht wichtig zu sein, was ich schreibe, offensichtlich ist es nur dummes Zeug. Vielleicht sollte ich die Klappe halten. Frustriert und müde. Ari
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Manja_Bindig am 09. Juli 2006, 17:54:11
*Ari knuddel* So schlimm? Pause nötig? *Eis servier* *Eiskaffee koch* *hocker für die Beine hinstell* Da, ausruhen! sofort!

Ich meine, Hynda(du heißt Hynda! dein name ist mir zu kompliziert!) hat insofetn recht, dass das ein schwieriger Job ist, wovon man nur leben kann, wenn man wie ein Tier ackert und eventuell sparsam ist. seh ich ein.
Nur - wenn man gern schreibt, kann man das "Job" streichen und "Lebensinhalt" hinsetzen. Und dann WILL man sich reinhängen und wie ein Tier ackern.
Ich meine, ich müsste es nicht. Ich hab erst noch mein Studium, ehe ich mir Gedanken machen muss.
Trotzdem:
ich mache momentan(weil vieeeeeeeel Zeit da ist)täglich 10 Blätter meiner Kladde voll - oder anders gesagt, 20 kariertre A5-seiten(für eine Seite brauch ich ca 20 Minuten - rechnet, wie lang ich sitze). Ich will was schaffen, also setz ich mir so ein hohes Level.
Nebenbei tipp ich ab und überarbeite, streite seit neuesem wieder mit meinem Verleger über die Namensänderungen.
Und schon sind 12 Stunden des Tages rum.
Und komischerweise macht mich das nicht kaputt - ich zeichne und mache Musik, wenn mein Kopf mal am Platzen ist. Es macht mir Spaß.
Und ja, ich weiß, später werd ich das nicht durchhalten können, da muss ich dann das Schreiben ein gutes Stück zurückstellen. Aber immerhin weiß ich, meine zeit einzuteilen. Und wenn man sich die Zeit einteilen kann und noch ein wenig Pause macht - vielleicht das Schreibzeug für einen Tag ganz beiseite legt(oder wenns gut läuft auch mal ne Woche), dann wird es nicht SO stressig.
Alles eine Frage der Organisation.
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Hyndara am 10. Juli 2006, 01:36:00
Okay, Astrid, du siehst es anders, du erlebst es vielleicht anders. Für mich wäre dieser Schritt nichts. Ich träume zwar davon, mich selbstständig zu machen, aber sicher nicht auf Kosten meiner Babys und meiner Kreativität (und die wäre spätestens bei Auftragsarbeiten hin. Eine Werbegeschichte hat mir gereicht).

@ Manja:
Die Abkürzung für meinen Nick, die sich bei mir durchgesetzt hat, ist einfach "Hyn". Darfst mich auch gern so nennen.
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: MarkOh am 10. Juli 2006, 07:16:20
Also ich für meinen Teil hätte auch nichts dagegen vom Schreiben leben zu können. Doch bin ich nunmal trotz meiner Schwäche für Fantasy ein Realist. Und mein doch realistisches Gemüt sagt mir, dass es "fast" unmöglich sein dürfte. Ich bin weder Journalist, noch Lektor oder sonstiges in dieser Art. Ein dem Schreiben an sich artverwandter Brotberuf wäre ja durchaus schon mal etwas. Aber rein vom geschriebenen Wort zu leben? Nein, da braucht es wohl mehr als mein Geschreibsel. Aber wie schon gesagt, dagegen hätte ich auch nichts...

Lieben Gruß
MarkOh
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Manja_Bindig am 10. Juli 2006, 11:54:14
Ich sag mal so: ich bin ehrlich bereit, auch Autragsarbeiten anzunehmen, bei Heftromanen mitzuwirken - solange es keine Themen sind, die mir ganz abgehen. Ich will mir die Möglichkeit schaffen, relativ viel Freiraum bei meiner Thematik zu haben. Und ich kann zwischen reiner auftragsarbeit und persönlichen Werken unterscheiden. Wenn ich Auftragsarbeit habe(z. B. ein Theaterstück für unseren Kurs), geb ich mir Mühe und des Öfteren entsteht sogar was Gutes. Manchmal wächst es mir ans Herz.
Anernfalls MUSS ich mir Mühe geben, weil ich ncihts schlechtes abliefern will.
Bei persönlichen Sachen WILL ich mir mühe geben.
Und weil bei Auftragsarbeiten das "muss" dahintersteht, bin ich bei denen auch distanzierter - es sei denn, sie sind mir in der zwischenzeit sehr ans Herz gewachsen.

Ich denke, mit der Einstellung krieg ich das hin. Ich hab das hinzukriegen, das waren 2 Jahre mentales Training!

BTW: ich habe hier Journalistische Texte ausgeklammert.
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: MarkOh am 11. Juli 2006, 07:16:50
Denke mal, mit Auftragsarbeiten hätte ich auch keine Probleme, sofern es halbwegs in meinem Schreibgenre liegen würde. Ein Liebesschnulzroman könnte ich wahrscheinlich auch nicht vorzaubern. Und wenn, dann wäre er wahrscheinlich wirklich grottenschlecht...
Aber an dem "Was neues ausprobieren" ist schon auch was dran. Deshalb endet mein Roman auch endgültig mit dem zweiten Teil. Ein neues Projekt schwirrt mir schon im Kopf herum, und jenes muss ganz etwas anderes werden, in ganz andere Richtungen gehen. Schaun mer mal...

Lieben Gruß
MarkOh
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Manja_Bindig am 11. Juli 2006, 10:41:08
Gleichfalls... die neuen Plotideen sind - stelle ich fest - nicht die klassische Fantasy... *stolz ist*
Hoffen wir mal, dass das so bleibt...
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Karin am 11. Juli 2006, 11:33:10
Zitat von: Arielen am 09. Juli 2006, 09:13:41

DAS kann ich mehr als groß unterstreichen, denn ich habe es in den ganzen Jahren erlebt und ich erlebe es auch heute noch in der Horror und SF-Szene. Und schaut euch mal an, wen die Verlage puschen. Frau Felten ist die Alibi-Frau, doppelt so stark beworben werden allerdings die männlichen Autoren, auch wenn sie noch unbekannter sind. Nennt mir deutsche Autorinnen und Autoren des phantastischen Genres. In der Fantasy sind Frauen zwar häufiger, aber auch nicht dominant, in Horror und SF nur minimal vertreten.

Und ich rede wohlgemerkt von der DEUTSCHEN SZENE, von DEUTSCHEN AUTOREN und dem PHANTASTISCHEN GENRE.

Das stimmt mich sehr nachdenklich. So habe ich das noch nie gesehen. Aber ja, es stimmt.  :no:

Für mich persönlich muss ich sagen, dass ich weder den Mut, noch die Durchsetzungskraft habe, mich als zukünftige hauptberufliche Autorin zu sehen. Ich bin froh, ein sicheres Einkommen zu haben. Erst seitdem das so ist, vermag ich wieder ohne Druck und mit Freude an meinen Sachen zu schreiben, selbst wenn sie nie einen Verlag finden werden - oder nie fertig werden. Jetzt habe ich endlich Zeit und muss nicht ständig wegen mangelndem Geldes Panikattacken bekommen. Darüber bin ich sehr froh.

Also kann ich nur sagen: ich schreibe, weil ich nicht damit aufhören kann. Im Prinzip ist das der einzige Grund. Natürlich existiert irgendwo ganz tief in mir diese Hoffnung, vielleicht sogar einen Verlag zu finden, wenn ich es irgendwann vielleicht versuche - aber das ist definitiv nicht der Grund, warum ich schreibe. Der Grund sind die Charaktere, die aufgeschrieben werden wollen und die mich durchs Leben begleiten.
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Isabel am 14. Juli 2006, 23:24:43
Zitat von: Karin am 11. Juli 2006, 11:33:10
Also kann ich nur sagen: ich schreibe, weil ich nicht damit aufhören kann. Im Prinzip ist das der einzige Grund. Natürlich existiert irgendwo ganz tief in mir diese Hoffnung, vielleicht sogar einen Verlag zu finden, wenn ich es irgendwann vielleicht versuche - aber das ist definitiv nicht der Grund, warum ich schreibe. Der Grund sind die Charaktere, die aufgeschrieben werden wollen und die mich durchs Leben begleiten.

Sehr schön formuliert. So sehe ich das auch. Ich schreibe, weil ich nicht damit aufhören kann, nicht, weil ich mich dazu verpflichtet fühle oder nach Erfolg strebe - wobei ich es natürlich toll fände, etwas von mir veröffentlicht zu sehen, aber in erster Linie zählt für mich die Freude am Schreiben an sich.
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: Arielen am 15. Juli 2006, 08:59:03
Was bleibt uns auch anderes, als DAS als Motor zu sehen. Sonst würden wir nicht mehr schreiben!
Titel: Re: Warum überhaupt noch schreiben ?
Beitrag von: MarkOh am 15. Juli 2006, 09:34:20
Könnte man wirklich so beschreiben. Etwas, dass einen antreibt. Ob man will oder nicht. Geschichten die aufgeschrieben werden wollen, weil sie uns sonst Tag ein und Tag aus im Kopf rumschwirren. Gewürzt mit einem Schlückchen Ehrgeiz und dem Wunsch der Veröffentlichung, denn man will ja auch irgendwo zeigen, vorstellen...

Lieben Gruss
MarkOh

( ... schade, wenn man dann an einen Partner gerät, der nicht wirklich einen Draht dazu hat und mit Unverständnis reagiert... )

:wums: Bahh... Das ist doch glatt Stoff für einen neuen Thread.