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Der englische Buchmarkt- auch für deutsche Autoren?

Begonnen von FeeamPC, 13. Juni 2013, 23:28:15

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Tanrien

Zitat von: Nadine am 14. Juni 2013, 09:12:26
Die Frage, die ich mir stelle ist, in welcher Nische deutsche Self Publisher in einem anglophonen Land erfolgreich sein können. Romance, Fantasy, Krimi, Reiseberichte? Genres, die eigentlich immer laufen und in denen das Publikum keinen literarischen Anspruch hat? Oder klappt es hier in Nischen besonders gut, die amerikanische Autoren nicht besetzen oder kaum besetzen?

Erfolgreich geht's auf jeden Fall im m/m romance Genre. Da gibt es einige deutsch-sprachige Autoren, die, ob self-published oder mit kleinem Verlag, erfolgreich Fuß gefasst haben. Trifft aber vielleicht auf "Publikum ohne literarischen Anspruch" zu.  ;) Da gibt es zwar auch tonnenweise amerikanische Autoren drin, aber ein Lektorat ist ja auch für Self-Publisher Standard, also merkt man letztendlich keinen Unterschied.

Franziska

@Tanrien: interessant, welche Autoren kennst du denn da? Und trifft das dann nur auf Niveau Groschenroman zu? Da ist der Markt ja jedenfalls schon mal größer als hier. Aber die Bücher, die ich über novelrank eingegeben habe (sollten die Zahlen da auch nur ansatzweise stimmen) haben sich alle unter 1000 mal im Jahr verkauft. :hmmm:

Tanrien

Zitat von: Franziska am 14. Juni 2013, 23:47:39
@Tanrien: interessant, welche Autoren kennst du denn da? Und trifft das dann nur auf Niveau Groschenroman zu? Da ist der Markt ja jedenfalls schon mal größer als hier. Aber die Bücher, die ich über novelrank eingegeben habe (sollten die Zahlen da auch nur ansatzweise stimmen) haben sich alle unter 1000 mal im Jahr verkauft. :hmmm:

Am bekanntesten von den deutschen Autoren ist wohl Aleksandr Voinov. Ganz den Überblick habe ich da auch nicht, weil es natürlich oft nirgendwo angegeben ist, woher die Autoren kommen; auch die, deren ebooks gerade oben in Rankings stehen. Unsere Robin White veröffentlicht beispielsweise ja auch in dem Segment.

Niveau Groschenroman würde ich nicht sagen? Außer, man würde das ganze Genre so bezeichnen, aber es ist halt Romance und sehr oft auch echt gute und sehr oft auch recht schlechte. :) Aber gerade mit einer guten Story und halt guten Sexszenen lässt sich da viel machen, wenn auch viel Arbeit, nicht unbedingt Geld, in Werbung reingesteckt wird. Es ist halt schlicht so, dass sich weder die Kleinverleger noch natürlich die Leser wenn es ums Self-Publishing geht, darum kümmern, woher der/die Autor_in kommt, weil das Internet ja alles näher zusammenrückt.

Und nein, reich wird man damit eher selten, wie immer. Aber es ist halt nett, wenn man eh auf Englisch schreibt und vielleicht auch in der Community drin ist.

Maria

Ich würde sehr gern den englisch sprachigen Markt ausprobieren.

Noch beobachte ich, wie das bei Klaus Seibel läuft, einem deutschen SF/Krimi-Autor, der seinen SF-Roman ins Englische hat übersetzen lassen und seine Eindrücke im Montesgur Autornforum postet:
http://autorenforum.montsegur.de/cgi-bin/yabb/YaBB.pl?num=1368955288

Er hat seinen Übersetzer mit ins Boot geholt, sie sind ein Team und stehen beide auf dem englischen Cover, werden beide auf der HP vorgestellt und ich kann mir gut vorstellen, dass es eine für beide zufriedenstellende Teilung der Einnahmen gibt.

Es ist meines Erachtens ein Riesenvorteil, wenn man dort wohnt, also in den USA. Man ist für den Verlag erreichbarer, kann Lesereisen absolvieren, kann Radiointerviews an Land ziehen, kann viele Dinge tun, die ich in den amerikanischen Autorenratgebern gelesen habe.

Cornelia Funke hat das verstanden und ist in die USA gezogen.
Kai Meyer wurde auch übersetzt, er schreibt sicher nicht schlechter als Funke, doch er ist hier in Deutschland wohnhaft (soviel ich weiß) und damit nicht so am Leser dran.

Ein Vergleich: Kai Meyers zweiter Arcadien-Band ist im Februar dort in den USA erschienen.  Eine dunkle Romanze. Sein Ranking und seine Rezensionen halten sich in Grenzen:
http://www.amazon.com/Arcadia-Burns-Awakens-Trilogy/dp/0062006088/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1371308114&sr=8-1&keywords=kai+meyer

eine erfolgreiche dark romance Autorin dort hat im Jänner ein Buch herausgebracht, ebenfalls ein zweiter Band einer dunklen Romanze:
http://www.amazon.com/Through-Ever-Night-Under-Never/dp/0062072064/ref=pd_sim_b_3

(Der Rang ist nicht der große Unterschied, vielmehr die Zahl der Reviews). Mir hat der Name der Autorin nichts gesagt, ich denke auch nicht, dass sie um Klassen besser schreibt als Kai Meyer. Aber sie ist dort, sie hat den Rückenwind durch den Verlag, sie ist da, um Zeitungsreporter zu treffen, sie kann auf Leser zugehen, und ich bin sicher, dass sie vieles tut, um ihren Marktwert dort zu erhöhen.


Und wenn ich mir vorstelle, als nobody einen Start auf dem US Markt zu tun, dann würde ich auf jeden Fall die Ärmel hochkrempeln und erst mal ein ordentliches Kapital zur Seite legen, um mir einen native Speaker-Übersetzer zu leisten, der gut ist. Ich bin Englischlehrerin aber ich weiß, dass ich nicht genug in der Sprache lebe, um wirklich authentisch zu klingen. Deutsch ist nun mal anders,  und auch wenn mein Reziptives Englisch gut ist, mein aktives Englisch ist weniger gut. Korrekt übersetzen, das würde ich sicher hinbekommen, aber die Geschmeidigkeit und Stilsicherheit eines guten Native Speakers hat mein Englisch auf keinen Fall.
Dann würde ich Geld in eine englische PR Agentur investieren, die den Job macht, den ich nicht machen kann, weil ich nicht dort bin.

Eine habe ich wiederholt gelesen. Mit Kurzgeschichten haben es US Autoren  es auf dem US Markt deutlich leichter als deutsche Autoren auf dem deutschen Markt.

Und was dort viel auf kindle gelesen wird, sind offenbar neben Erotik auch Bücher mit religiösem Inhalt /Touch.


FeeamPC

Ich werde das Projekt auf jeden Fall versuchen. Zufällig habe ich englische Verwandschaft, deren Deutschkenntnisse sehr gut sind, und die können dann meiner in Deutschland erzeugten Übersetzung den letzten muttersprachlichen Schliff geben.
Noch besser wäre natürlich, jemanden in Amerika für diese Aufgabe zu finden, weil das amerikanische Englisch doch teils deutliche Unterschiede zum englischen Englisch hat.

Nuya

Ja, das klingt wirklich spannend. Freu mich schon, hier mehr zu lesen.  :jau:

Ich habe schon meine FFs übersetzt/übersetzen lassen (je nachdem, in Zusammenarbeit mit meiner Schwester, die Englisch auf Lehramt studiert), und war begeistert von dem großen Anklang, den die Stories fanden.
Außerdem finde ich, kann man manchmal im Englischen etwas akurater ausdrücken, was man sagen will.

Das gerade Kurzgeschichten in Amerika gut laufen hab ich auch schon gehört, vor allem wenn man sie fix auf dem Kindle lesen kann. :)

moonjunkie

Ich finde das Projekt auch sehr spannend. Habe schon selbst überlegt, ob ich nicht auch mal eins meiner Manuskripte ins Englische übersetzen sollte, zumal die drei, die es bisher gibt alle in Großbritannien spielen. Auf jeden Fall werde ich in der Zukunft mal versuchen einen kompletten Roman auf englisch zu schreiben.

Nur bin ich mir unsicher, ob in USA tatsächlich gerne Bücher gelesen werden, die in England spielen. Die meisten amerikanischen Romane, die ich gelesen habe, spielen auch in USA. Trotzdem muss das natürlich nicht heißen, dass Romane mit anderen Settings in USA keine Chance auf Erfolg haben (siehe Harry Potter - ich habe letzte Woche übrigens in Bath eine Schule gesehen, die sehr gut Hogwarts hätte sein können...).


Cailyn

Das mit der Übersetzung habe ich mir auch schon durch den Kopf gehen lassen. Meine Schwiegermutter (Übersetzerin mit Muttersprache Englisch) geht bald in Pension. Vielleicht wäre das ein Job für sie?   ;D
Alldergings frage ich mich, ob man zum Einschicken an einen Verlag auch nur den Anfang übersetzen lassen müste oder wirklich schon das ganze Buch.

Zitat von: Zanoni am 14. Juni 2013, 12:31:22
Was hier gut funktioniert, interessiert dort möglicherweise niemanden.
Kann aber auch genau das Gegenteil sein. Wenn man z.b. hier kein Glück hat, weil das Geschriebene nicht den Nerv trifft, trifft es vielleicht gerade den "englischen" Nerv.

Fianna

Mit der Fanzahl USA/GB kenne ich mich nicht aus, aber ich habe bei den "Amelia Peabody Murder Mystery"s von Elizabeth Peabody mitbekommen, dass die amerikanischen Begriffe, die den britischen Protagonisten vereinzelt in den Mund gelegt wurden, nicht gut bei Lesern ankamen.
(Und da hat neben dem Autor ja auch der Lektor des Verlags draufgeschaut.)

Ich denke, ähnlich verhält es sich, wenn man amerikanische Protagonisten zu britisch reden lässt, also würde ich keinesfalls einen Anglisten/vergleichbares dran setzen.

Zanoni

Zitat von: Cailyn am 20. August 2013, 15:10:20Allerdings frage ich mich, ob man zum Einschicken an einen Verlag auch nur den Anfang übersetzen lassen müste oder wirklich schon das ganze Buch.
Die meisten Verlage bevorzugen es fertige Texte zu erhalten - klar. Aber als Übersetzer würde ich mich nicht darauf einlassen, sondern immer nur Textproben anbieten. Denn selbst wenn die Geschichte und deren Übersetzung einem Verlag noch so gut gefallen, kann es passieren, dass dieser die Rechte daran nicht erwerben kann oder will. Und dann hat man irsinnig viel Zeit und Arbeit in eine Übersetzung hineingesteckt, die niemals veröffentlich wird - sehr frustrierend!

Daher würde ich immer nur Textproben liefern, damit der Verlag das zu erwartene Ergebnis einschätzen kann. Die vollständige Übersetzung immer erst nach Vertragsabschluß bzw. nach konkreter Auftragsvergabe.

Etwas anders liegt der Fall, wenn sich Autor und Übersetzer auf der persönlichen Ebene zusammentun, um gemeinsam etwas in einer anderen Sprache zu veröffentlichen. Aber selbst da braucht es natürlich eine solide Vertrauensbasis für eine solche Zusammenarbeit.


Cailyn

Zanoni,
Eben darum fragte ich wegen dem Teil oder dem Ganzen. Ich selber würde nie das ganze übersetzen lassen, wenn ich nicht wüsste, dass es dann auch gedruckt wird. Aber 1-2 Kapitel würden sicher drin liegen. Von der Vertrauensbasis her müsste hätte ich in meinem Fall ja nichts zu befürchten, da es sich bei der Übersetzerin um meine Schwiegermutter handeln würde. Die Frage ist nur, ob sie es machen würde, denn sie kann mit Fantasy so gar nichts anfangen.

Zanoni

Zitat von: Cailyn am 21. August 2013, 15:46:55da es sich bei der Übersetzerin um meine Schwiegermutter handeln würde.
Genial! :-)