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Frauen schreiben für Frauen

Begonnen von Hochkogler, 08. März 2018, 14:24:38

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Trippelschritt

Zitat von: Judith am 10. März 2018, 10:25:50
Zitat von: Maja am 09. März 2018, 22:47:10
Du wirst dich wundern, wie viele Männer da gegenüber Frauen wirklich noch ein steinzeitliches Verhalten an den Tag legen, und ja, auf die Dauer bleibt das hängen.
In unseren Ausbildungen können sich weibliche Kursleiterinnen in schönster Regelmäßigkeit von Männern anhören, sie müssten sich ja wohl von einer Frau nichts sagen lassen. Und wir reden hier vom öffentlichen Bibliothekswesen, einem Bereich, in dem vor allem in Österreich durch den hohen Prozentsatz der ehrenamtlich geführten Bibliotheken die Branche zu etwa 80% weiblich ist.
Also ja, da muss man sich echt wundern, was für ein Verhalten da mitunter noch immer an den Tag gelegt wird.


Nein, da sollte man sich nicht wundern. Ob das etwas mit einem steinzeitlichen Verhalten zu tun hat, kann ich aber nicht sagen. Tatsache ist, dass Männer von Kindheit an Hahnenkämpfe ausfechten. Und das hört erst in hohem Alter auf, wenn überhaupt. In einer neu etablierten Gruppe, geht es zunächst kaum um Sachinformationen, sondern um eine Bestimmung der Positionen in der Hackordnung. Wenn man das als Frau nicht weiß, wird man sich in der Tat wundern.
Frauen versuchen lieber zunächst eine Art von Gruppenkonsens herzustellen, um dann aus einer gmeinsamen Stärke heraus zu argumentieren. Ich persönliche hast das für kein schlechtes Vorgehen und deshalb sind manche Frauengruppen erfolgreicher als entsprechende Männergruppen. nur was hilft das, wenn den Frauen in gemischten Gruppen keiner zuhört. Was macht ihr, wenn bei eine Gruppenbesprechung euer männlicher Gegenüber die Tageszeitung aus der Tasche nimmt und anfängt zu lesen und ers tauf hört, wenn ein mann das Wort hat.
Auf so etwas braucht frau eine souveräne Antwort. Sich wundern hilft da nicht. Es als Unhöflichkeit abtun auch nicht, weil die Unhöflichkeit ja ein bewusst eingestztes Kampfmittel war.

Frauen auf der zweiten Hierarchieebene verzichten deshalb gern auf einen aufsteig, wie sie sich die zukünftigen Hahnenkämpfe nicht antun wollen. Frauen, die das allerdings tun, können sich ohne weiteres Respekt verschaffen, müssen bestenfalls den Ehrentitel "eiserne Lady" hinehmen. Aber da ist dann auch Respekt drin.

War OT, ich gebe es zu.
Was das Verhältnis Autorin und Leser angeht, bin ich nicht der Meinung, dass Autorinnen von Männern nicht gelesen werden. Das ist eher eine Genrefrage. Es gibt in der Literatur mehr als nur eine Nobelpreisträgerin (zwei von ihnen gehören zu meinen Lieblingsautoren) und in der Fantasy haben LeGuin und McKillip Standars gesetzt und selbst Kathrine Kurtz hat bereit in den Siebzigern den Zweig der historischen Fantasy begründet.

Über die Beziehung weibliche Autoren und Verlage kann ich nichts sagen. Ich bin kein Insider

Liebe Grüße
Trippelschritt

Mondfräulein

Zitat von: Trippelschritt am 10. März 2018, 11:19:44
Nein, da sollte man sich nicht wundern. Ob das etwas mit einem steinzeitlichen Verhalten zu tun hat, kann ich aber nicht sagen. Tatsache ist, dass Männer von Kindheit an Hahnenkämpfe ausfechten. Und das hört erst in hohem Alter auf, wenn überhaupt. In einer neu etablierten Gruppe, geht es zunächst kaum um Sachinformationen, sondern um eine Bestimmung der Positionen in der Hackordnung. Wenn man das als Frau nicht weiß, wird man sich in der Tat wundern.
Frauen versuchen lieber zunächst eine Art von Gruppenkonsens herzustellen, um dann aus einer gmeinsamen Stärke heraus zu argumentieren. Ich persönliche hast das für kein schlechtes Vorgehen und deshalb sind manche Frauengruppen erfolgreicher als entsprechende Männergruppen. nur was hilft das, wenn den Frauen in gemischten Gruppen keiner zuhört. Was macht ihr, wenn bei eine Gruppenbesprechung euer männlicher Gegenüber die Tageszeitung aus der Tasche nimmt und anfängt zu lesen und ers tauf hört, wenn ein mann das Wort hat.
Auf so etwas braucht frau eine souveräne Antwort. Sich wundern hilft da nicht. Es als Unhöflichkeit abtun auch nicht, weil die Unhöflichkeit ja ein bewusst eingestztes Kampfmittel war.

Frauen auf der zweiten Hierarchieebene verzichten deshalb gern auf einen aufsteig, wie sie sich die zukünftigen Hahnenkämpfe nicht antun wollen. Frauen, die das allerdings tun, können sich ohne weiteres Respekt verschaffen, müssen bestenfalls den Ehrentitel "eiserne Lady" hinehmen. Aber da ist dann auch Respekt drin.

Diese Mentalität, dass Männer so sind, Frauen so sind und wenn sich Frauen in der Unternehmenswelt behaupt wollen, müssen sie sich halt ändern, geht mir auf den Geist wie sonst kaum etwas. Es schiebt die Schuld und Verantwortung nur wieder auf die Frauen, das System zu ändern, das sie systematisch benachteiligt, und das regt mich auf.

FeeamPC

Ein grundlegendes Problem ist da wohl auch, dass sich Männer, die sich der Frauenwelt im Denken und Verhalten anpassen, einiges (von beiden Geschlechtern) anhören dürfen, wobei Weichei noch das Feinste ist, und Frauen, die sich der Männerdomäne anpassen, ebenfalls (von beiden Seiten) als unnatürliche Mannweiber betitelt werden. Das heißt, die Blockaden kommen von beiden Parteien.

PBard

Zitat von: Mondfräulein am 10. März 2018, 13:58:40Diese Mentalität, dass Männer so sind, Frauen so sind und wenn sich Frauen in der Unternehmenswelt behaupt wollen, müssen sie sich halt ändern, geht mir auf den Geist wie sonst kaum etwas. Es schiebt die Schuld und Verantwortung nur wieder auf die Frauen, das System zu ändern, das sie systematisch benachteiligt, und das regt mich auf.
Vor allem, weil es leider nur in der Theorie funktioniert. Die "eiserne Lady" wird man durch Teilnahme am Hahnenkampf nur in den seltensten Fällen, meist landet man schlicht und ergreifend in der Kategorie der "Zicken". Been there, done that.

Und gerade im Verlagswesen wird einem der Tipp, sich als Frau auch mal Eier wachsen zu lassen, nicht viel weiterhelfen - immerhin kann man ja schlecht den Kopf aus dem Cover herausstrecken und den potenziellen Leser anfahren: "Lies das Buch, du chauvinistisches Schwein!"

Man kann sich eben höchstens wie Maja weigern, sich in eine Ecke drängen zu lassen - aber damit ein Buch dann veröffentlicht wird, braucht es eben wiederum auf der anderen Seite ein Umdenken.

(Wobei die andere Seite ja nicht "die Männer" sind. Viele, viele Steine werden einem als Frau von anderen Frauen in den Weg gelegt, die den sexistischen Vorurteilen erlegen sind. Und viele, viele Brücken werden einem von Männern gebaut, die in einem mehr als eine haushaltsführende Gebärmaschine sehen.)

Zitat von: FeeamPC am 10. März 2018, 14:12:40Ein grundlegendes Problem ist da wohl auch, dass sich Männer, die sich der Frauenwelt im Denken und Verhalten anpassen, einiges (von beiden Geschlechtern) anhören dürfen, wobei Weichei noch das Feinste ist, und Frauen, die sich der Männerdomäne anpassen, ebenfalls (von beiden Seiten) als unnatürliche Mannweiber betitelt werden. Das heißt, die Blockaden kommen von beiden Parteien.
Das ist ja auch der Grund, warum der Kampf um Gleichberechtigung auch der gesamten Menschheit dienlich wäre, nicht nur der weiblichen Hälfte.

Mondfräulein

Zitat von: PBard am 10. März 2018, 14:21:16
(Wobei die andere Seite ja nicht "die Männer" sind. Viele, viele Steine werden einem als Frau von anderen Frauen in den Weg gelegt, die den sexistischen Vorurteilen erlegen sind. Und viele, viele Brücken werden einem von Männern gebaut, die in einem mehr als eine haushaltsführende Gebärmaschine sehen.)

Es ist eben nicht so einfach. Zum Problem gehören natürlich auch sexistische Menschen, Männer wie Frauen, aber das eigentliche Problem ist das System, das diese Vorurteile überhaupt in uns verankert. Natürlich müssen wir Männern, die sich so verhalten klar machen, dass das so nicht geht, natürlich müssen wir die Vorurteile aus den Köpfen der Frauen bekommen. Aber diese Vorurteile und Stereotypen sind nicht angeboren. Es fängt ja schon im Kindergarten an, dass Erwachsene andere Erwartungen an Jungs und Mädchen haben, und sie damit in bestimmte Ecken gedrängt werden. Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass Eltern ihren zarten Mädchen häufig weniger zutrauen. Es ist kein Wunder, dass diese Indoktrinierung von Beginn an irgendwann Folgen hat. Es ist kein Wunder, dass Männer Frauen irgendwann als Objekte sehen, wenn sie in den Medien die ganze Zeit auch so dargestellt werden, oder dass Frauen sich weniger zutrauen, wenn ihnen von Anfang an gesagt wird, dass sie auch weniger können.

Amanita

#65
Erstmal ein paar Gedanken von mir zu dem Zitat in Bezug auf Bücher.
Leider gibt es wirklich so eine Grundtendenz, nicht nur bei Büchern, dass es für Männer peinlich ist, sich auf etwas Weibliches "hinunterzubegeben", umgekehrt ist das eher akzeptabel. Fängt ja schon mit Röcken vs. Hosen an. Das kann dann vielleicht dazu führen, dass Männer Bücher von Frauen eher ablehnen. Rein aus Autorinnenperspektive frage ich mich aber auch, warum man als schreibende "sexistische Männer" überhaupt unbedingt in die Zielgruppe miteinschließen sollte, tendenziell lesen ja sowieso eher Frauen und ich denke auch, dass denen meine Geschichten inhaltlich eher wenig geben würden.
Das literarische Ernstgenommenwerden ist ja bei Fantasy sowieso weniger ausgeprägt, unabhängig vom Geschlecht der Autoren. Es gibt aber doch einige Standardwerke von Autorinnen, die auch durchaus etabliert. Ursula LeGuin, Mercedes Lackey, Marion Zimmer-Bradley und später Rowling z.B. Wobei ich ehrlich gesagt den Eindruck habe, dass Frauen früher Interessanteres geschrieben haben als heute. Ich finde sowohl weibliche Romanzen als auch männliche "Soldat zieht von der Schlacht zum Puff und zurück"-Geschichten langweilig und ziehe eine Mischung aus verschiedenen Aspekten des menschlichen Daseins in der Geschichte vor.

Thema Sexismus allgemein: Da hatte ich persönlich das Glück, dass ich weder an der Schule noch an der Uni persönlich damit konfrontiert wurde. Ich weiß nicht, ob das an Naturwissenschaften allgemein liegt, an Chemie, oder ich nur ausnahmsweise Glück habe, aber bei uns ist das alles ziemlich genderneutral und ich hatte noch nie den Eindruck, dass weibliche Betreuer weniger akzeptiert würden und Kritik, die ich bekommen habe, war auch nie sexistisch angehaucht.
Deswegen kommen mir diese Diskussionen aus meiner eigenen Erfahrung heraus teilweise schon ein bisschen überzogen vor, aber ich weiß natürlich auch, dass andere Menschen ganz andere Erfahrungen machen können.
Was diese Online-Entrüstungsstürme angeht, gibt es da natürlich wirklich viel Widerliches, auch bei vielen anderen Themen, das ist schon ein Problem für sich. Für die oben genannten Entgleisungen gibt es natürlich keinerlei Entschuldigung, aber ehrlich gesagt habe ich schon ein gewisses Maß an Verständnis, wenn Fans nicht begeistert davon sind, wenn lange als Männer etablierte Figuren plötzlich zu Frauen gemacht werden. Ähnlich auch mit der schwarzen Hermione bei dem Harry Potter-Theaterstück. Wenn eine Figur lange als Idendifikationsfigur aus der eigenen Gruppe etabliert war und plötzlich zu etwas anderem wird, ist das nicht für alle ganz einfach.
Da fände ich es ehrlich gesagt allgemein besser, lieber neue Werke mit Frauen oder Schwarzen zu schaffen, als Altbekanntes umzuschreiben.
Diese hysterischen Reaktionen, anders kann ich's nicht nennen, sind sicherlich häufig ein Zeichen von Schwäche und Angst, aber natürlich ist es schwer als Betroffene damit klarzukommen und ich verlange da bestimmt auch von niemandem Mitlied zu haben. Ich denke aber, man sollte diesen Aspekt auch im Blick behalten, statt immer die starke Bedrohungsmacht zu sehen, wie es Frauen ja leider auch von feministischer Seite immer wieder eingeredet wird. Ich sehe da durchaus "Angstbeißer", Männer, die sich in ihren "Safe spaces" jetzt auf einmal auch mit den Mädchen abgeben müssen, die sich schon in der Schule nur über sie lustig gemacht haben und dann wild verbal um sich schlagen.
Ehrlich gesagt sehe ich im heutigen Deutschland auch keine so große systematische männliche Übermacht mehr, wie das teilweise dargestellt wird. In manchen Bereichen und Konstellationen ist das sicherlich immer noch der Fall, aber die Art und Weise wie das verallgemeinert dargestellt wird, finde ich durchaus übertrieben. Genau wie die Unterstellung, in unserer Kultur würde eine Einstellung herrschen, die Vergewaltigung fördert. (Aber wehe man kritisiert den Umgang mit diesem Thema in anderen Kulturen, wir bösen Nazis aber auch...)

Mönchen

Es ist leider immer noch so. Als Frau muss man kämpfen. Gerade in der Berufswelt.
Wieso wird sonst über eine "Frauenquote" diskutiert?
Das man darüber überhaupt diskutieren muss, finde ich genauso schlimm, wie die Tatsache, dass es etwas besonderes ist, dass wir zum ersten mal eine Kanzlerin haben.
Das sollte normal sein, nichts besonderes!

Ich habe da mal ein Beispiel:
Wir haben zwei Neue Mitarbeiter, eine junge Frau und einen jungen Mann.
Beide gerade aus der Ausbildung, also beide die gleiche Erfahrung. Sie haben die gleiche Ausbildung gemacht, also auch die gleiche Qualifikation.
Er verdient aber mehr als sie. Warum? Warum verdienen Männer mehr, als eine Frau in der gleichen Position, im gleichen Alter, mit der gleichen Qualifikation und Berufserfahrung?
Von den Noten her war sie sogar besser, worauf er nur meinte, dass ein bestimmter Lehrer Frauen ja bevorzugen würde.
Auf die Idee, dass sie einfach besser war als er, kommt er scheinbar nicht.

Wobei ich zugeben muss, dass auch ich so einen Lehrer hatte in der Berufsschule.
Er hat jedoch Männer bevorzugt. Standen sie zwischen zwei Noten, dann bekamen sie automatisch die bessere Note.
Als Frau musste man an die Tafel und eine Aufgabe lösen, wenn man die bessere Note wollte.
Dieser Lehrer meinte auch, diese Ausbildung wäre ja sowieso nichts für Frauen, da die ja eh irgendwann Kinder kriegen und dann raus sind aus dem Beruf.
WTF?!??!?!
Gott sei dank wurde dieser Lehrer mittlerweile entlassen!

Um nochmal auf die Literatur zurück zu kommen:
Ich schaue nicht auf den Autor, ob Männlein, oder Weiblein, interssiert mich nicht.
Das Genre und der Klappentext sind entscheident für den Kauf.

Rosa Bücher schrecken mich persönlich ab, einfach weil ich nicht auf reine Liebesromane stehe, ich habe schon früher lieber Stephen King gelesen.
Und gegen rosa habe ich eine Abneigung, weil meine Mutter mich früher in rosa Kleidchen und Röcke gesteckt hat.

In dem Zusammenhang würde mich interssieren, ob ein Autor bei einem Verlag prozentual mehr bekommt, als eine Autorin.

Aphelion

#67
Ich hatte einen längeren Beitrag geschrieben, aber ich gehe mal nur auf das Literarische ein.

Zitat von: Trippelschritt am 10. März 2018, 11:19:44Es gibt in der Literatur mehr als nur eine Nobelpreisträgerin (zwei von ihnen gehören zu meinen Lieblingsautoren)
Selma Lagerlöf
Grazia Deledda
Sigrid Undset
Pearl S. Buck
Gabriela Mistral
Nelly Sachs
Nadine Gordimer
Wisława Szymborska
Elfriede Jelinek
Doris Lessing
Herta Müller
Alice Munro
Swetlana Alexijewitsch

13 Frauen in 116 Jahren. Das ist mehr als eine, stimmt. ::) Das ändert aber nichts am Gesamtbild.

Zitatund in der Fantasy haben LeGuin und McKillip Standars gesetzt und selbst Kathrine Kurtz hat bereit in den Siebzigern den Zweig der historischen Fantasy begründet.
Geh mal auf die Straße und frag Menschen nach FantasyautorInnen, die sie kennen. Du findest auch in der Antike und im Mittelalter Schriftstellerinnen; trotzdem würde wohl kaum jemand bestreiten, dass Frauen damals alles andere als schriftstellerisch gleichberechtigt waren. Maja (?) ist darauf ja schon kurz eingegangen.

Hier ist übrigens noch ein schöner Artikel mit harten Zahlen: "Der Literaturbetrieb hat ein Problem mit Frauen" (ZeitOnline). Als Faustregel scheint auch hier zu gelten: je weiter oben, desto weniger Frauen.

Hochkogler

Zitat von: Mondfräulein am 10. März 2018, 13:58:40
Zitat von: Trippelschritt am 10. März 2018, 11:19:44
Nein, da sollte man sich nicht wundern. Ob das etwas mit einem steinzeitlichen Verhalten zu tun hat, kann ich aber nicht sagen. Tatsache ist, dass Männer von Kindheit an Hahnenkämpfe ausfechten. Und das hört erst in hohem Alter auf, wenn überhaupt. In einer neu etablierten Gruppe, geht es zunächst kaum um Sachinformationen, sondern um eine Bestimmung der Positionen in der Hackordnung. Wenn man das als Frau nicht weiß, wird man sich in der Tat wundern.
Frauen versuchen lieber zunächst eine Art von Gruppenkonsens herzustellen, um dann aus einer gmeinsamen Stärke heraus zu argumentieren. Ich persönliche hast das für kein schlechtes Vorgehen und deshalb sind manche Frauengruppen erfolgreicher als entsprechende Männergruppen. nur was hilft das, wenn den Frauen in gemischten Gruppen keiner zuhört. Was macht ihr, wenn bei eine Gruppenbesprechung euer männlicher Gegenüber die Tageszeitung aus der Tasche nimmt und anfängt zu lesen und ers tauf hört, wenn ein mann das Wort hat.
Auf so etwas braucht frau eine souveräne Antwort. Sich wundern hilft da nicht. Es als Unhöflichkeit abtun auch nicht, weil die Unhöflichkeit ja ein bewusst eingestztes Kampfmittel war.

Frauen auf der zweiten Hierarchieebene verzichten deshalb gern auf einen aufsteig, wie sie sich die zukünftigen Hahnenkämpfe nicht antun wollen. Frauen, die das allerdings tun, können sich ohne weiteres Respekt verschaffen, müssen bestenfalls den Ehrentitel "eiserne Lady" hinehmen. Aber da ist dann auch Respekt drin.

Diese Mentalität, dass Männer so sind, Frauen so sind und wenn sich Frauen in der Unternehmenswelt behaupt wollen, müssen sie sich halt ändern, geht mir auf den Geist wie sonst kaum etwas. Es schiebt die Schuld und Verantwortung nur wieder auf die Frauen, das System zu ändern, das sie systematisch benachteiligt, und das regt mich auf.

Aber die "an allem sind die Männer und das System schuld" Mentalität wertet Frauen auch nicht auf. Es suggeriert viel mehr eine Abhängigkeit der Frau von männlichem Wohlwollen ob es eine Veränderung gibt oder nicht.

Gegen jeden Widerstand hat die Frauenbewegung Dinge wie das Frauenwahlrecht durchgesetzt.
Die Emanzipation wurde Teil von Verfassungen, Nationalhymnen wurden geändert um den Frauen gerecht zu werden, es gibt ein Frauenministerium und eine Frauenministerin, Frauen gewinnen den Nobelpreis und den Oscar.
All diese Leistungen werden geschmälert wenn einfach gesagt wird: Wir können ja nichts dafür wenn wir uns nicht behaupten können weil böses System und böse Systemmänner.

FeeamPC

Die Prozente beim Verlag dürften für alle zunächst gleich mickrig sein.
Dumm ist nur, dass tendenziell Männer auch im Verlagswesen in den meisten Sparten deutlich mehr wahrgenommen werden, jedenfalls für meine Optik, somit automatisch die Chance haben, (noch) mehr Bücher in den Markt zu bringen, und jeder, der gut im Markt etabliert ist, kann auch mehr Prozente kriegen, weil, auf den wollen die Verlage nicht verzichten.
Das Männer bei bestimmten Sorten Buch bessere Verdienstmöglichkeiten haben (könnten), liegt also an Faktoren, die nichts mit den normalen Verlagsverträgen zu tun haben.

Aphelion

Es gibt eine sehr gute Untersuchung aus den USA zum Thema Verdienst, aber die ist leider alt. Die Daten sind von 1979... Außerdem ging es nur um absolute Zahlen.

Demnach verdienten Autoren mehr als Autorinnen (Median: 5.000 US$ vs. 4.000 US$ pro Jahr) und sie gehörten häufiger zu den Topverienern, die mehr als 50.000 $ im Jahr verdienten (11% der Autoren, 6% der Autorinnen gehörten zu dieser Gruppe). Autoren befanden sich außerdem etwas seltener in der nierigsten Verdienstkategorie von < 2.500 $.

Literaturpreise wirkten sich nur leicht positiv auf den Verdienst aus.

Die Zahlen sind grundsätzlich relativ optimistisch, weil nur AutorInnen mit mind. einem veröffentlichten Buch berücksichtigt wurden. Die Stichprobengröße war mit 2.241 AutorInnen jedoch sehr gut. Leider sind die Zahlen, wie gesagt, sehr alt.

Quelle: Paul W. Kingston & Jonathan Cole (1980). "The Wages of Writing: Per Word, Per Piece or Perhaps".

Trippelschritt

#71
Zitat von: Mondfräulein am 10. März 2018, 13:58:40
Diese Mentalität, dass Männer so sind, Frauen so sind und wenn sich Frauen in der Unternehmenswelt behaupt wollen, müssen sie sich halt ändern, geht mir auf den Geist wie sonst kaum etwas. Es schiebt die Schuld und Verantwortung nur wieder auf die Frauen, das System zu ändern, das sie systematisch benachteiligt, und das regt mich auf.

Da scheine ich ja auf einen Knopf gedrückt zu haben. Deshalb nur kurz zur Präzisierung. Ich habe nicht gesagt, wie Männer oder frauen sind, sondern beschreiben was sie in diesen Situationen tun. Das sind Beobachtungen und damit Facts. Sorry.
Und ich benutze das Wort Schuld so gut wie nie. Ich denke lieber in Ursache-Wirkungzusammenhängen, weil Schuld etwas mit Dominanz, Ursache-Wirkung etwas mit Mechanismen oder Abhängigektien zu tun hat.
Über die Fakten kann man sich aber trotzdem getrost aufregen. In der Tat ändert sich nur etwas, wenn sich das System ändert. Das ist möglich, aber nicht einfach.
Dass jemand eine Frau, die sich in einer der oben beschriebenen Situationen durchsetzt, als Zicke bezeichnet, habe ich noch nicht erlebt. So etwas gilt für ein anderes Verhalten.

Und wieder zurück zum Autoren-Leser-Verhalten. In meiner Bib sind Autorinnen überreich vertreten und dazu muss ich nicht in die Vergangenheit der siebziger Jahre zurückgehen. Tana French oder Nina George sind zwei von mir hochgeschätzte Autorinnen.

Über den Literaturbetrieb kann ich nichts sagen.

Liebe Grüße
Trippelschritt

Aphelion

#72
Zitat von: Trippelschritt am 10. März 2018, 17:02:14
In meiner Bib sind Autorinnen überreich vertreten und dazu muss ich nicht in die Vergangenheit der siebziger Jahre zurückgehen.
Irgendwie habe ich das Gefühl, du willst den Kern des Problems nicht verstehen und greifst bewusst Strohpuppenargumente auf. Niemand hat behauptet, es gäbe keine Autorinnen. Aber Autoren und Autorinnen werden unterschiedlich behandelt.

Übrigens sind deine sonstigen Ausführungen ziemlich dünn, da sie sehr unvollständig sind. Das könnte ich dir erneut mit aktuellen Zahlen belegen, aber mir das so langsam zu doof. Aktuelle Zahlen hatte ich jetzt schon zweimal verlinkt, aber du ignorierst sie anscheinend genauso wie die sagenhaft große Zahl von 13 Frauen, an die der Literaturnobelpreis verliehen wurde, was deiner vorherigen Argumentation widerspricht.

Schöne kleine Einzelfälle ändern nichts am problematischen Gesamtbild. Die bloße Existenz von Frauen (respektive Männern) in einer Branche bedeutet noch lange keine praktische Gleichberechtigung.

Tintenteufel

#73
Ich habe jetzt nicht alle fünf Seiten gelesen, möchte mich aber mal outen. Dabei bitte ich alle Beteiligten im Hinterkopf zu behalten, dass laut schimpfen nichts bringt und ich das hauptsächlich tue, um eine Perspektive zu geben. Das grundlegende Problem von einer (in meinen Augen notwendigen) Umstrukturierung der Gesellschaft, um gerechter und gleicher zu werden, klammere ich dabei mal aus: Mir geht es um Literatur und den Literaturbetrieb.

Gerade bin ich beim Durchstöbern des Threads durch mein (im Exil etwas bescheidenes) Bücherregal gegangen. Bei den 18 Autoren, die da mit 20 Romanen in der Belletristik vertreten sind, sind 3 Frauen dabei: Shirley Jackson, Patricia Highsmith und Donna Tart. Letztere noch ungelesen und eine Leihgabe von einer Bekannten. Highsmith und Jackson habe ich mir nicht wegen der Autorinnen ausgesucht, sondern weil ich jeweils "Talented Mr.Ripley" und "Hill House" lesen wollte - das Geschlecht war mir dabei gleichgültig.
Bei meinen anderen Büchern sieht das ähnlich aus, denke ich.
Der Großteil der Autoren in meinem Regal ist männlich, durch de Bank, die Epochen und Genres weg. Klingt hart, ist aber aus irgendwelchen Gründen so.
Das liegt - sollte eigentlich selbstverständlich sein, aber ich mag es mal betonen - nicht daran, dass Frauen nicht schreiben könnten. oder dass ich denke Frauen schrieben nur Murks oder dass sie ausschließlich Genres bedienen würden, die mir zuwider sind.

Aber entweder ist der Markt so sehr verzerrt, dass Frauen einen so geringen Anteil an den bekannten Autoren ausmachen oder meine Wahrnehmung ist derart eingeschränkt, dass mir all die weltberühmten Autorinnen entgehen, die in meinem Bereich liegen.
Letzteres würde ich insofern in Zweifel ziehen, als dass Literatur einen guten Teil meiner bisherigen akademischen Laufbahn ausgemacht hat und ich mich sicherlich mehr mit dem ganzen Kram auseinandergesetzt hab, als ein x-beliebiger Straßenumfrageteilnehmer. Schon studiumsbedingt.

Insofern würde ich Aphelion da zustimmen: Da scheint einiges im Argen zu liegen, was die Vermarktung und Wahrnehmbarkeit von Autorinnen angeht.

Was mich wundert, da zumindest in den Online Communities der Großteil der Schreibenden schon weiblich sind und ich ständig das Gefühl habe, dass es vielmehr weibliche als männliche Schreibende gibt. Zumal Lektorate und Korrektorate mir auch eher weiblich besetzt vorkommen.
Auf der anderen Seite denke ich bei weiblichen Autoren aber auch meist eher an Austen und Allende als an Atwood. :hmmm:

Nachtrag:
Zitat von: FeeamPC am 09. März 2018, 01:14:37
Als Autoren könnten wir dem Ganzen nur dann die Spitze nehmen, wenn konsequent kein einziger Vorname ausgeschrieben und damit die sexuelle Zuordnung unmöglich würde.
Dann wären auch die Verlage gezwungen, die Cover ausschließlich nach Handlung und Inhalt und nicht nach Autoren-Geschlecht zu wählen.
Das finde ich eine wunderbare Idee. :)

Linda

#74
Zitat von: Tintenteufel am 10. März 2018, 18:06:58
Was mich wundert, da zumindest in den Online Communities der Großteil der Schreibenden schon weiblich sind und ich ständig das Gefühl habe, dass es vielmehr weibliche als männliche Schreibende gibt.

was auch daran liegen könnte, dass Frauen kommunikativer sind (huch, Klischee) und mehr über das Schreiben schreiben, während Männer in der Zeit ihr Word-Dokument füllen.  :engel:
Dafür theoretisieren Männer in Literaturgrüppchen aber mehr über Geschriebenes (Publiziertes), während Frauen es lesen und genießen.
Wobei das nur meine persönlichen Erfahrungen und Ansichten sind, ich mich selbst aber davon ausnehme... Schreibratgeber und -Gruppen sind mir gleichermaßen ein Graus.