• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Historische Fantasy

Begonnen von Lennard, 30. Dezember 2007, 20:57:27

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Grey

Ich denke, es macht auch noch mal einen Unterschied, ob man historische Personen einfließen lässt, als "atmosphärisches Detail" sozusagen, oder ob man sie zu Haupthandlungsträgern macht.

Bei vielen historischen Settings bieten sich Fantasyelemente ja fast unausweichlich an - je größer der vorherrschende Aberglaube und je weniger weit fortgeschritten die Wissenschaft, desto mehr braucht es ja übernatürliche Erklärungen. Kai Meyer hat seine ersten Fantasyromane auch eiskalt als historische Romane verkauft, obwohl es eigentlich historische Fantasy war. Er hat es nur nicht so genannt, und niemanden hat es groß gestört ...

gbwolf

Zitat von: Lavendel am 22. Dezember 2011, 11:29:22Ich habe mal zusammengeführt, dann haben wir es leichter. ;)
Sorry, Doktor DOS, mein Fehler! Habe die Diskussion aus der Schreibbar rausgeekelt und übersehen, dass wir schon einen Thread haben.

Kati

Oh, den Thread gab es schon.  :versteck:

Darf ich nochmal was fragen? Was würdet ihr zu Personen, die real existiert haben, sagen, wenn der Roman aber alternative Geschichte behandelt? Ich überlege mir gerade einen Steampunk-Roman in einer Stadt, die es so nicht gibt, aber ich würde gern Personen einbauen, die es wirklich gab. Die Stadt liegt schon in unserer Welt, sie liegt auch in England. Ich bin da unsicher.  ::)

Snöblumma

Ich stelle mir das schwierig vor, auch wenn es funktionieren kann. Dann darfst du dir meiner Meinung nach aber keinen Fehler bei Recherche und Co. erlauben. Ich persönlich habe bei fantasy-angehauchten Historienromanen oder Fantasyromanen, die einfach nur historische Ereignisse etwas verfremden, häufig das Gefühl, dass da jemand keine Lust auf Recherche hatte. Damit will ich nicht dir unterstellen, dass du das machen würdest, keine Sorge, ich will dich nur auf dieses Problem hinweisen :).

An und für sich stelle ich  mir so ein Projekt aber interessant vor. Wie genau willst du die historischen Figuren denn einarbeiten? Gibt es einen Grund, aus dem sie in der Geschichte sein müssen?

Kati

Okay, ich hole weiter aus.  ;D Erstmal: Ich kenne das auch, dass es wirkt, als wollte jemand einfach nicht recherchieren. Das wirkt dann manchmal, als hätte jemand einen Roman im viktorianischen England schreiben wollen und irgendwann nicht weitergewusst. Recherchieren würde ich gern, aber ein paar der Figuren, die ich mir ausgesucht habe, sind kaum historisch belegt, da kann man leider nur ein wenig recherchieren und dann versuchen, die Person anhand von dem, was man hat, zu erschließen.  :d'oh:

Bei mir ist es so, dass es die großen englischen Städte, allen voran London, nach einem Anschlag/ einer Revolution so nicht mehr gibt. Was genau da passiert ist, weiß ich noch nicht, ist alles noch sehr 0815. Es ist aber das viktorianische Zeitalter, daran ändert sich logischerweise nichts. Nun will ich Personen, die damals gelebt haben, nicht einfach unterschlagen (Queen Victoria und Oscar Wilde verschwinden ja nicht einfach, bloß, weil die Städte untergehen) und ein paar auch zu Protas machen. Meine Ich-Erzählerin ist aber ausgedacht. Ich weiß nur nicht, wie gut das ankommt.  :d'oh:

Drachenfeder

#35
Hey schön! Da habt ihr ja einen tollen Thread aus dem Keller geholt.

Ich liebe historische Fantasy. Selbst habe ich schon Kurzgeschichten in diesem Subgenre geschrieben. Ein richtiger Roman steckt noch in Kinderschuhen. Zur Zeit bin ich am Recherchieren und Planen.
Die Geschichte wird im Spätmittelalter an der Grenze zur Neuzeit spielen. Meine Charaktere sind meine eigenen. Wie Lavendel schon erwähnt hat; es nimmt mir zu viel Spielraum, wenn ich auf bekannte Personen umsteige, bzw. wäre mir das zu langweilig. Trotzdem ist Recherche unumgänglich. Ich kann kein Velo als Fortbewegungsmittel benutzen, wenn es die in der Zeit in dem der Roman spielt, noch nicht gab. Aber das ist ja klar. Da steckt noch mehr Arbeit dahinter, als in rein fantastischen Geschichten. Zumindest was das Nachforschen betrifft.

Ich werde gewiss demnächst öfter in die Bibliothek gehen und mich durch alte Geschichtsbücher wälzen, denn die Recherche allein im Netz ist mir ebenfalls zu langweilig und man weiß ja nie, was dort alles für ein Mist zusammengefasst ist.




Snöblumma

@Kati
Ersteres halte ich auch in rein-historischen Romanen nicht wirklich für ein Problem. Es ist ja meistens so, dass man von den Figuren nur wenig weiß, ein paar Eckdaten, vielleicht ein paar Dokumente, aber das ist im Regelfall ja schon alles. Der Rest ist immer Fantasie des Autors, nicht wahr?!

Wenn die Figuren einfach auftauchen, halte ich das nicht unbedingt für ein Problem. Wenn du sie zu Protas machen willst, stehst du ja eigentlich vor denselben Rechercheprobleme wie im historischen Roman, sehe ich das richtig? Nur dass du die Leerstellen nicht mit historisch fundierten Dingen füllst, sondern mit Begebenheiten, die in deine Welt passen? Das könnte funktionieren, denke ich.

Kati

Genau so ist es.  :) Ich werde es einfach ausprobieren. Ich will auch Begebenheiten aus dem echten London einbauen, die dann einfach in meinem passieren, so weit sie noch möglich sind. Wieso sollten sie auch nicht genauso passieren, wenn sie nicht durch andere Technik oder so verhindert werden?

Was ich gar nicht mag, ist historische Fantasy, wenn gar keine wahren Begebenheiten mit drin sind. Das ist ganz oft bei Liebesromanen so. Dann frage ich mich echt, warum es kein Roman, der heute spielt, geworden ist. Auch, wenn man die Ständeunterschiede und so darstellen will, kann man wenigstens am Rande ein paar Events mit einbauen. Das fehlt mir ganz oft, als wäre damals nichts passiert, außer die Liebeleien von irgendwelchen Adeligen.  :-\

Lavendel

Also, selbstverständlich kannst du Oscar Wilde und Queen Victioria in deinem Buch auftauchen lassen. Warum nicht? Darüber würde ich mir nicht so viele Gedanken machen. Und klar kannst du sie auch bei einem alternativen Geschichtsverlauf verwenden.

Allerdings muss ich dir sagen, dass in meiner Vorstellung das England des 19 Jhdts absolut unzerstörbar ist. :darth:

Kati

Weshalb?  :) Es tut mir ja auch ein bisschen im Herzen weh, ich liebe England und ich liebe das viktorianische Zeitalter, aber ich mache ja nichts wirklich in dem Sinne "kaputt". Es gibt bloß eine Riesenveränderung. Und ich freue mich gerade so auf´s Schreiben.  :vibes:

Berjosa

Na ja, nach einer Revolution, bei der diverse große Städte untergehen, könnte ich mir schon vorstellen, dass es hinterher ein anderes Staatsoberhaupt oder gleich eine andere Staatsform gibt. Meistens ist so etwas doch das Ziel der Revoluzzer.
Aber mit einer guten Erklärung geht bekanntlich alles, und wenn man nur lange genug wartet, siegt sowieso die finstere Restauration.

Churke

Also ich würde eine alternative Vergangenheit nicht als historische Fantasy bezeichnen. Es ist nun einmal nicht "historisch" im Sinne einer erschöpfend recherchierten Welt, sondern alternativ und fiktiv.

Ich arbeite sehr gerne mit historischen Personen. Sie engen mich nicht ein, sie inspirieren mich. Ich versuche auch immer, den Vorbildern gerecht zu werden. Ich habe noch niemanden unverdient zum Clown oder Schurken gemacht.

sirwen

@Churke: Meinst du sowas hier?

Mit historischen Personen habe ich noch nie gearbeitet, aber Teile meines letzten Nano-Romans spielen in einem historischen Setting, das ich so gut es ging recherchiert habe. Die Geschichte fängt in New York um 1865 an. Wann wurde die Brooklyn-Brücke gebaut? Welche Einwanderergruppen lebten in welchen Quartieren? ... Das waren ein paar grundsätzliche Fragen, die ich mir gestellt habe. Irgendwann habe ich mich dabei ertappt, wie ich danach recherchiert habe, wann eigentlich der erste Lippenstift erfunden wurde. Das war 1883, also nicht in meiner Romanzeit. Da habe ich mir gedacht, ach was, lass es sein, der Rest der Geschichte spielt sowieso in einer Alternativhistorischen Welt (wo Kalifornien als unabhängiger Staat existiert), und der Lippenstift passt nun Mal gut zur Szene. Meiner Meinung sind diese kleinen Freiheiten ok, solange man klar macht, dass es sich um eine fiktive Geschichte und Welt handelt.

Lemonie

Ich hab über das Thema auch schon öfter mal nachgedacht, interessanter Thread :)

Bisher hatte ich das Problem noch nicht, weil ich immer erfundene Welten hatte oder die heutige Zeit, aber das wird auf jeden Fall noch kommen.
Für eine kürzere Geschichte (ich weiß ehrlich gesagt noch nicht genau, was daraus wird), die wahrscheinlich irgendwo im Mittelalter angesiedelt sein wird, muss ich wahrscheinlich auch noch eine Menge recherchieren, zwar spielt sie sich komplett nur in einem kleinen Dorf ab, aber der Aberglaube der Menschen spielt da eine wichtige Rolle (es gibt dann halt die Fantasywesen wirklich und nicht nur in der Vorstellung. Aber sie werden zu unrecht verfolgt). Und dazu brauche ich dann eben die Recherche. Wahrscheinlich frage ich dann mal meine Geschichtslehrerin nach Literatur ;)

Was reale Personen betrifft: ich denke schon, dass man das machen kann, ist auch ziemlich interessant, aber man sollte eben gut recherchieren, vor allem, wenn die Personen auch mitsamt ihrem Charakter und typischem Verhalten vorkommen und nicht nur am Rande erwähnt werden um die Welt zu illustrieren. Es gibt nämlich immer Leute, die sich auskennen, und man merkt es beim Lesen ziemlich schnell, wenn jemand schlecht oder gar nicht recherchiert hat.

Drachenfeder

Hallo Ihr Lieben,

ich hole diesen Thread noch einmal hoch, da ich nun am Anfang eines neuen Großprojektes stehe. Schon seit 2011 habe ich eine Idee für einen Roman der mir nun Kopfschmerzen bereitet.

Er soll Ende des Hochmittelalter spielen. Das Setting ist ein fiktives Land (keine eigene Welt) mit einem roten Faden von mittelalterlichem  Brauch, Leben, Glauben und Sitte, der sich durch die Geschichte zieht. Es sind keine berühmten Personen darin geplant. Die Charaktere sind freu erfunden. Doch nehme ich bestimmte Plätze aus Hessen (z.B. eine Burg) als Beispiel.

Zählt so etwas auch zur Historical Fantasy?