Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Allgemeines => Tintenzirkel => Thema gestartet von: Grey am 21. Juni 2007, 00:20:54

Titel: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Grey am 21. Juni 2007, 00:20:54
Mir ist da eben, als ich auf den  'Was wollt ihr gar nicht lesen'-Beitrag geantwortet habe, mal wieder aufgefallen, wie wenig ich es mag, wenn Autoren in ihren Geschichten nur ihren eigenen Frust auf das Leben und die schlimme böse Welt verarbeiten und jedem erzählen wie schlecht es ihnen doch geht und dann meinen, das wäre gut geschrieben.

Ist jetzt natürlich überspitzt und provokant formuliert. ;)

Aber mal ehrlich: Wie macht ihr das? Haltet ihr euer eigenes Leben raus aus euren Geschichten? Damit meine ich jetzt nicht die allgemeinen Erfahrungen, die man im Leben so macht, sondern ganz konkrete (Gefühls-)Situationen, die von manchen Autoren einfach in einen ihrer Protas reinprojeziert werden.

Denkt ihr, das ist richtig, um eine Geschichte lebendig zu machen? Oder trennt ihr da rigoros zwischen dem, was eure Charas erleben und dem, was ihr erlebt?

Bin mal gespannt auf eure Antworten!
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Franziska am 21. Juni 2007, 00:55:39
einige Situationen, die ich erlebt habe, kommen schon mal in meinen Geschichten vor, aber nicht, weil ich sie unebdingt aufschreiben muss, sondern weil sie passen. Dass sind aber eher Kleinigkeiten, Details und keine ganzen Handlungsstränge und auch  nie 1:1.
Allerdings auch nicht bei Fantasy, da passt nichts, was ich erleben könnte in meine Welten.
Wenn ich mich über etwas aufrege schreibe ich das in mein Tagebuch und nicht in meine Texte. Eine Autobiografie von mir würde ganz bestimmt niemanden interessieren.
Bei mir ist es eher umgekehrt, wenn ich traurige oder fröhliche Szenen schreibe oder mir ausdenke, komme ich auch in die Stimmung, aber nur kurz. Dann siegt wieder der kühle Verstand ;)

Ich denke aber nicht, dass es schlecht sien muss, wenn man selbst erlebte Situationen in seine Texte einbringt, es muss nur passen.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Rei am 21. Juni 2007, 07:36:15
In meinen Geschichten wird wohl immer etwas vorkommen, was ich schon mal oder so ähnlich erlebt habe.  Genau wie die Charaktere immer einen Charakterzug von mir abbekommen...  ;D
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Ary am 21. Juni 2007, 07:59:23
Zitat von: Rei am 21. Juni 2007, 07:36:15
In meinen Geschichten wird wohl immer etwas vorkommen, was ich schon mal oder so ähnlich erlebt habe.  Genau wie die Charaktere immer einen Charakterzug von mir abbekommen...  ;D

Das ist bei meinen Protagonisten ganz genauso. Irgendwie bekommen die Charaktere doch immer ein bisschen was von ihren geistigen Eltern in die Wiege gelegt. Damit will ich nicht dagen, dass ich so traumatisiert und durchgeknallt wie die meisten meiner Protagonisten bin.  ;D
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Dorte am 21. Juni 2007, 08:19:21
Man kann glaube ich nur schwer sich selbst aus seinen Hauptfiguren raushalten. Damit meine ich nicht, dass sie einem ähneln müssen. Sie können das perfekte Gegenteil sein... Oder sie können meine Ansichten zum Teil vertreten, sie können ähnliche Erfahrungen gemacht haben oder Erfahrungen, die man gewissermaßen im übertragenen Sinne als ähnlich ansehen kann. Oft sind das nur kleine, homöopathisch dosierte Dinge, die sich ganz unbewusst einschleichen, aber meine langjährigen Figuren haben eigentlich alle sowas. Mal mehr, mal weniger.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Antigone am 21. Juni 2007, 09:09:59
Ich führe ein unheimlich normales Leben  - wenn ich das in einen Roman packen würde, würd mir jeder Leser ab der zweiten Seite sanft einschlafen. Das ist ja das schöne am Schreiben - da kann man all die tollen, aufregenden Dinge erleben, die einem im wirklichen Leben entgehen.

Aber ich erwische mich hin und wieder dabei, dass ich ein paar klitzekleine Charaktereigenschaften von mir in eine Hauptperson einfließen lasse. Zwar meistens so dezent, dass das außer mir eh keiner merkt und weiß, aber irgendwie fühl ich mich ihnen dadurch dann gleich noch ein bisschen mehr verbunden.

Lg, A.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Termoniaelfe am 21. Juni 2007, 09:12:34
Und man kann sehr gut Gefühle zum Ausdruck bringen, die man im realen Leben eher unterdrückt, weil man Angst hat blöde angeschaut zu werden. Ich für meinen Teil lasse solche Gefühle wie Trauer, Verzweiflung, aber auch mal grenzenlosen Zorn, oder Rachegefühle gern in meine Geschichten mit einfließen. Ist wie ne Klammer die sich dann löst, wenn ichs runtergeschrieben habe. Und es gibt durchaus Protas bei mir Eigenschaften besitzen, die sehr ähnlich mit meinen sind.

LG
Termi
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: gbwolf am 21. Juni 2007, 09:19:47
Das man in seinen Werken emotional viel verarbeitet ist klar. In meinem alten Romananfang habe ich meine "Wie wäre ich gerne"-Persönlichkeit auf mehrere Charaktere gesplittet und jedem mehrere Wunscheigenschaften gegeben. Mittlerweile tarne ich es geschickter, denke ich und es ist auch für einen externen Leser interessanter, wenn er nicht merkt, wo ich ihm meine eigene Meinung unterjuble.

Ziemlich auf den Keks gehen mir Geschichten, die 100% Autobiografisch sind, die aber mitten in einer Prosasammlung auftauchen. Da denke ich entweder "was ein Rührstück!" oder bin begeistert, was für einen Einfallsreichtum und für eine Beobachtungsgabe der Autor hat ... und hinterher erfahre ich, dass null kreative Handlung dabei war. Nur aufgeschrieben, was erlebt wurde. Klar ist das auch eine Leitung, das handwerklich gut und packend zu machen, aber dann nicht als kreativen Akt tarnen!
In einem anderen Fall habe ich ein Kleinverlagsbuch aus dem Bereich SF hier rumliegen und ich kriege den Roman nicht rum, obwohl der Autor eine tolle Schreibe hat. Selbst wenn ich ihn nicht persönlich kennen würde, tropft durch jede Zeile seine Meinung und er konstruiert die Welt genau so, dass er im Extremen sein Ideal bauen und der verhassten, überspitzten Politik entgegen stellen kann. Und die alternativen Linken sind natürlich so gut und intelligent und alle anderen so dumm und böse ... wenn er mehr differenzieren würde und das Zukunftsszenario glaubhafter wäre, würde ich ihm das vielleicht abnehmen, aber es ist so unverhohlen seine eigene Meinung, dass ich mich als Leser gegängelt fühle ...
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Artemis am 21. Juni 2007, 09:25:42
Rein von den Gefühlen im Buch her habe ich meistens eine bunte Farbpalette, die von meinem Seelenleben wild zusammengemischt wurde. Da meine einzelnen Charaktereigenschaften wieder rauszupfrimeln, wäre selbst für mich Kleinstarbeit. Ich wollte jedem Prota einen anderen Charakter geben.

Manchmal denke ich auch, wenn ich mit so viel Enthusiasmus den widerlichen Bösewicht seine kranken Ideen ausleben lasse, dass wir Autoren doch echt schizophren sein müssen  ;) Ich meine, wer sonst könnte einen gemeinen Kerl so tief erforschen und ihm all seine Eigenschaften geben? Man kann sich ja nicht nur in die Guten reinfühlen, sondern muss auch die Bösen kennen. Daduch verstößt man ja im Prinzip gegen alle Werte, die man in seinem eigenen Leben schätzt. Und trotzdem macht es Spaß, den Bösewichten dabei zuzusehen, wie sie gaga durch die Welt taumeln und absolut nichts von einem Leben unter der Hand des guten Willens halten  :darth:
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Lavendel am 21. Juni 2007, 09:35:47
Irgendwie spielt die eigene Weltsicht ja immer in das eigene Geschreibsel rein, aber in dem Maß ist es dann schon irgendwie wieder platt...

Ich finde, es gehört zur Kunst eines Autors, Charaktere zu schaffen, die auch mal total anders sind, als man selber und sie trotzdem glaubhaft zu machen. Außerdem sollen sich ja auch die Leser/innen zu einem gewissen Grad mit den Charakteren identifizieren (denn wir sind ja nicht Bert Brecht, was ;)).
Ganz schrecklich ist es aber nur, wenn Menschen versuchen ihr eigenes gescheitertes Leben in einem Roman zu verarbeiten. Das geht nun wirklich gar nicht.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Füchslein am 21. Juni 2007, 11:05:22
Zitat von: Dorte am 21. Juni 2007, 08:19:21
Man kann glaube ich nur schwer sich selbst aus seinen Hauptfiguren raushalten. Damit meine ich nicht, dass sie einem ähneln müssen. Sie können das perfekte Gegenteil sein...

Da muss ich zustimmen. Ich denke, dass die Charaktere immer vom auch von der Persönlichkeit des Autors/ der Autorin beeinflusst sind - eher unterschwellig, ohne dass man seine eigenen Gefühle und Stimmungen in sie hinein projiziert. Aber abgesehen von dem, was praktisch automatisch einfließt und für die Leser nicht erkennbar auf mich zurückzuführen ist, halte ich mein Leben aus dem meiner Charakteren raus.
Hin und wieder schreibe ich schon Kurzgeschichten, in denen ich konkrete Situationen verarbeite. Die werden dann allerdings gleich aussortiert und niemand bekommt sie zu lesen. ;)

Liebe Grüße,
Füchslein
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Lavendel am 21. Juni 2007, 12:23:48
Also im Moment hab ich da so Charas, die überhaupt nicht so sind wie ich - zumindest habe ich den Eindruck. Manchmal ist das schon schwierig, weil ich mich in Dinge reinversetzen und Verständnis entwickeln muss, wo ich normalerweise ganz sicher keins hätte. Das ist echt von Zeit zu Zeit anstrengend, das kann ich euch sagen, aber bisher geht es trotzdem ganz gut. :hmmm:
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Coppelia am 21. Juni 2007, 12:36:26
Ich mache das nicht bewusst. Oft fällt mir erst viel später auf, dass die Figur tatsächlich etwas an sich hat, was ich von mir sozusagen "wiedererkenne". Das trifft auf die meisten wichtigen Figuren bei mir zu. Sie sind dabei trotzdem völlig anders als ich, keine teilt wirklich ihren Charakter mit mir. Dafür ist bei meinen Figuren alles "mehr". Habe ich ein Problem, hat die Figur vielleicht ein ähnliches, nur ist es viel krasser, und die Auswirkungen sind schlimmer. Habe ich vor etwas Angst - vielleicht, ohne dass ich es weiß - da ist meine Figur, die noch viel mehr Angst hat oder noch mehr Grund zur Angst hat. Finde ich etwas faszinierend, hat vielleicht eine Figur direkt damit zu tun. "Wunschfiguren" habe ich eher weniger. Ich würde auch keine meiner Figuren sein wollen. ;)
In den meisten Geschichten geht es, grob gesagt, um Probleme, die mir persönlich auch Kopfzerbrechen bereiten. Das sorgt dafür, dass ich engagiert schreibe und die Texte gut werden. Es liegt wirklich Herzblut darin - etwas, was mir wichtig ist. So habe ich z. B. eine Geschichte, bei der mir erst vor relativ kurzer Zeit klar geworden ist, dass es darin ums "Außenseiter-Sein" geht, ohne dass ich mir das vorher überlegt hatte. Und das ist ein Thema, was mich früher sehr anging. Ich halte es auch immer noch für wichtig. Eine der Figuren hat teilweise Gedanken, die meinen ähnlich sind - aber man kann nicht sagen, dass sie gleich sind, denn in so krasse Situationen wie diese Figur bin ich nie gekommen.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Solatar am 21. Juni 2007, 12:42:36
Nein...ich versuche das weitestgehend zu vermeiden. Ich glaube man würde mich für krank einstufen, wenn ich so wäre wie einige meiner Charaktere. Aber ich versuche, mich in sie hineinzuversetzen, so zu denken wie sie. Manchmal gelingt es und manchmal nicht.
Natürlich ist glaube ich niemand davor gefeit die eigene Lebenserfahrung, Wünsche, Vorstellungen, Einstellungen und Gefühle von sich selbst in die Figuren einfliessen zu lassen. Das wird wohl auch nicht anders gehen, sonst wären die meisten Geschichten zu distanziert und eine Identifikation mit einem der Charaktere fällt dann oft schwer.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Möchtegernautorin am 21. Juni 2007, 13:07:26

Greetings auch :)

Auch meine Charaktere haben durchaus alle etwas von mir. Meine Charaktere entwickeln sich ja immer mit der Zeit und im Grunde entwickeln sie sich ja mit mir mit. Da bleibt also immer etwas hängen.
Konkrete Erlebnisse allerdings setzte ich selten um, außer es passt wirklich in die Geschichte hinein. Ich muss gestehen, dass das sich auch das ganze Drama mit der Geburt meines Sohnes im nächsten Projekt niederschlagen wird ::) Nicht, weil ich das irgendwie verarbeiten musste, sondern weil es einfach ein Aspekt ist, der unheimlich gut zu der Protagonistin passt, der ich das antun werde - und auch in einem extremeren Maße  :-\
Das bleibt jedoch auch das einzige Beispiel, das ich konkret nennen kann und das ich bewusst eingebaut habe.

Wahrscheinlich findet man hier und dort auch Parallelen, die ich unbewusst eingebaut habe <lächel>
Ganz so wie meine Charas bin ich allerdings – zum Glück – nicht- Die Hälfte hat doch einen gehörigen Dachschaden. Vor allem meine neuste ausgereifte ,,Kreation".


Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: THDuana am 21. Juni 2007, 13:09:48
Hallo Grey,

ich habe komischerweise oft Figuren, die gar nicht so sind, wie ich. Zu ihnen passt folglich auch nicht mein Leben.
Mein Leben halte ich aus meinen Geschichten heraus, weil ich mich zum einen als Schreiberin auch als einen etwas anderen Menschen fühle und meine Erfahrungen nicht in die Geschichten passen. Meine Charaktere haben ihre eigenen Erfahrungen und das ist auch gut so, denn wäre eine Figur wie ich ... das wollte keiner lesen ;)

Aber ich meine an manchen Büchern schon bemerkt zu haben, dass die Autoren ein Scheibchen von ihnen hineinlegen. Ich kenne die Autoren zwar nicht, finde aber, dass sich über die verschiedenen Bücher die Personen sehr ähneln.
Und wenn ein Autor durch seine Figuren "lebt", packt er sicher etwas von sich in sie. Manche können sich dann auch leichter in ihre Charaktere versetzen.

Aus vielen Interview habe ich aber auch schon gehört, wie anders die Protagonisten/-innen ihren Autoren sind.

Persönlich finde ich es ja spannender, über einen anderen Charakter"typen", als sich selbst zu schreiben. Mich ertrage ich ja jeden Tag. ;D


Duana
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Rumpelstilzchen am 21. Juni 2007, 15:03:22
Meine Charas sind alle recht unterschiedlich, da lässt es sich auch nicht verhindern, dass einige eins, zwei Eigenschafen von mir selber abbekommen haben.
Die Erfahrungen, die ich im Leben gemacht haben, fließen natürlich mit in meine Charas ein. Ich will sie damit nicht beeinflusse, aber ich kann ihnen etwas mit auf ihren Weg geben. ;)
Meine Erlebnisse haben in meinen Geschichten nichts zu suchen, da müssen meine Charas schon ihr eigenes Leben leben, sonst kann ich gleich eine Biografie schreiben und ob das so spannend wäre...

Viel mehr ist mir bei der Überarbeitung meines letzten Romans aufgefallen, dass ich an manchen Stellen gedacht habe, ich lese eine Urlaubskatalog. Da hatte meine touristisch bezogene Seite doch unbemerkt die Oberhand gewonnen. ;D

Trotz allem steckt in meinen Geschichten ein Stück von mir, allerdings könnte ich selber nicht sagen was, es ist irgendwie so. Deshalb denke ich, dass Geschichten im allgemeinen viel über ihren Autor preisgegen können, das jedoch richtig zu deuten, aber nahe zu unmöglich ist.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Hr. Kürbis am 21. Juni 2007, 16:18:51
Ich kann ruhigen Gewissens sagen, dass ich viele meiner Eindrücke, Gefühle, Erlebnisse usw. in Geschichten einbaue oder einbauen werde.
Das hat für mich nicht unbedingt konkret etwas mit Charakteren zu tun, denen ich "mein Gesicht" gebe, sondern mit Szenen, Stimmungen und Meinungen.
Insgesamt gesehen diene ich aber wohl nur als Filter zwischen der realen Welt und meinen geschriebene Wörtern, die sich gegenseitig beeinflussen...  :omn:
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Grey am 21. Juni 2007, 16:35:19
Klar... ich kann mich keineswegs davon freisprechen, mich selbst in einer gewissen Form in meiner Romane einzubauen. Vielmehr ist es aber bei mir oft so, dass ich, wenn ich mich sehr intensiv mit einer Figur beschäftige, gewisse Verhaltens- und Denkstrukturen von ihnen übernehme. Bin da mehr oder weniger schizophren. Einzige Ausnahme: Grey. Da kann man schon ein Gleichheitszeichen zwischen mich und ihn setzen, fürchte ich...  ::)
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Warlock am 21. Juni 2007, 16:54:58
Meistens schon. Aber in meinem Roman, an dem ich im Moment arbeite, identifiziere ich mich teilweise mit meiner Hauptperson. Das fällt niemanden auf (mir wäre es auch fast entgangen), aber ich merke schon, wie einige persönliche Nuancen (wei schreibt man das bloß?) in meinen Hauptcharakter einfließen.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Grey am 21. Juni 2007, 17:25:08
Zitat von: Warlock am 21. Juni 2007, 16:54:58
Nuancen (wei schreibt man das bloß?)

Genau so ;D
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Manja_Bindig am 21. Juni 2007, 20:42:28
Hm... laut Michel Focault ist jeder Autor schizophren und suizidgefährdet [Erklärung siehe unten].

Ich bin der Ansicht, dass jeder autor zumindest eine leichte Jugendschizophrenie(sprich, "Unsichtbarer Freund") mit sich herumträgt(wer die genaue Definition davon wissen will, möge die Wikipedia befragen).
Das heißt: ich spalte mich in mehrere Ich's auf, wenn ich schreibe(und auch außerhalb, aber gut...). Das ist nötig, damit ich mich in andere charaktere einfühlen kann, aber es ist auch ganz natürlich. Zwangsläufig fließt immer etwas vom Autor ein.
Ich schreib quasi immer über mcih selbst, allerdings meistens sehr verdeckt.
Bis auf eine Geschichte, in der eine Fantasyautorin mit Schreibblockade in ihre eigene Welt geriet und sie vor dem Untergang retten musste. Das war bis jetzt mein persönlichstes Werk; die Autorin war eine Mischung aus dem, was ich bin(Charakter, aussehen, Verhältnis zu ihrem Leben), dem was ich erreichen möchte(he, sie kann vom Schreiben leben - sie kann sich ein kleines Haus leisten!) und dem, was ich immer fürchte(extreme Schreibblockade, Vereinsamung - sie schafft es nicht, den Kerl, den sie liebt, bei sich zu halten). ... und ihre Hauptcharaktere... ja... da haben mein Rinyl und mein Vyren mal wieder guten Tag gesagt. ^^°
Das ist das, was in dem Punkt am prägnantesten ist - ansonsten fließe "Ich" eher nebenbei ein, in der ein oder anderen Sicht auf etwas, in einer skurrilen Vorliebe oder Abneigung gegen etwas oder so, wie manche Szenen ablaufen - das ist dann manchmal sehr typisch ich.


Erklärung zum suizidgefährdet
Das sollte man übertragen sehen. Laut Focault tritt der Mensch hinter seiner Eigenschaft als "autor zurück, stirbt in diesem Sinne, sobald er in der Geschichte aufgeht. Außerdem - alle Figuren sind Teil des Autors, Aufspaltungen seiner Person(siehe Jugendschizophrenie) - tötet er also eine Figur in der Geschichte, begeht er quasi "Selbstmord"
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Solatar am 21. Juni 2007, 23:55:36
also ich hatte keinen unsichtbaren Freund als Kind... :hmmm:...wahrscheinlich hat mich die multiple Schizophrenie genau deshalb heute erwischt.

Dein Statement macht mich nachdenklich, Manja.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Grey am 22. Juni 2007, 01:40:46
Mich nicht... ich weiß seit einiger Zeit, dass ich zumindest innerlich multimultipel ( ;) ) bin. Dazu möcht ich auch nur noch ein wunderschönes Zitat aus einem Songtext von Edguy anführen:

ZitatThe life I redeem has got the price of insanity - that you just can't get 'cause you're not even mad, you only trust in your eyes. And sometimes it's good to be schizophrene, 'cause when I'm close to the end, I've got always a friend.

Das hab ich mal einfach adoptiert und zu meinem Lebensmotto gemacht ;D
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Lisande am 22. Juni 2007, 07:40:47
Ich merke schon, dass ich bei den Handlungen und Reaktionen meiner Charaktere immer mich selber sehe und als erstes meinen Charakter so reagieren lassen will, wie ich reagieren würde. Aber das ist nur ein erster Impuls - wie die Reaktion dann tatsächlich ausfällt ist ein Ergebnis aus Überlegung, wie der entsprechende Charakter mit seinem Hintergrund handeln würde.

Was ich allerdings mit Vorliebe mache, ist, meine Gefühlswelt an einem Charakter auszulassen. Heißt: wenn ich beruflich fürchterlich im Stress bin und mich privat in meine Welten zurückziehe - dann kriegen die Charaktere so richtig eins auf den Deckel.
Mein allererster Rollenspielcharakter leidet heute noch darunter... ich habe seinen Hintergrund gebaut, als ich beruflich sehr viel zu tun hatte, das aber leider auch sehr stupide und anstrengende Arbeiten waren. Da brauchte ich was, um meinen Frust abzureagieren... und besagter Charakter ist einer von denen, den der Autor (bzw. Rollenspieler) bitte niemals über den Weg laufen darf...  ;D
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Coppelia am 22. Juni 2007, 08:58:30
ZitatDas sollte man übertragen sehen. Laut Focault tritt der Mensch hinter seiner Eigenschaft als "autor zurück, stirbt in diesem Sinne, sobald er in der Geschichte aufgeht. Außerdem - alle Figuren sind Teil des Autors, Aufspaltungen seiner Person(siehe Jugendschizophrenie) - tötet er also eine Figur in der Geschichte, begeht er quasi "Selbstmord"
Da ist bestimmt ein bisschen was dran, auch wenn es hier negativ und überspitzt formuliert ist. Was ist mit Figuren, die ihre Probleme lösen? Mit denen, die nicht sterben, sondern aus ihrer üblen Situation noch mal die Kurve kriegen? Sollte man nicht vergessen, dass sich der Autor hier vielleicht selbst hilft. ;)
Und daran, dass man selbst kein Ich mehr hat, weil man es auf alle möglichen Figuren aufgesplittet hat, kann ich auch nicht mehr glauben. Vielleicht, weil ich es nicht will. ;D Ich bin immer noch ich, und wenn meine Figuren mit allen möglichen Splittern von mir rumlaufen. ;)
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Warlock am 24. Juni 2007, 21:07:51
Zitat von: Manja am 21. Juni 2007, 20:42:28
Außerdem - alle Figuren sind Teil des Autors, Aufspaltungen seiner Person.

Ach du sch****! Es gibt keine Story von mir, in der nicht mindestens ein schwarzer Magier vorkommt (der natürlich nicht stirbt, sonder gewinnt). Aha, jetzt weiß ich,
weiß ein Teil meiner Seele ist!  :o
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Steffi am 24. Juni 2007, 23:00:09
Ich denke schon, dass jeder Autor zwangsläufig Seiten von sich selbst in die Figuren einfließen lässt. Man hat ja nur ein begrenztes Erfahrungspotential, auf das man zum Bilden der Figuren zurückgreifen kann.

Aber wirklich über mich schreibe ich nie. Es sei denn, ich kriege einen Minicameo in einer Geschichte :)
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Termoniaelfe am 25. Juni 2007, 09:19:46
Oh je, wenn ich ein Buch über mich schreiben würde, wäre das wohl der langweiligste Schinken, den sie Welt je gesehen hätte. Viel lieber würde ich mal ein Buch über meinen Sohn schreiben. Natürlich aus der Sicht einer Mutter  ;D Ich glaube da würde sich so manche Mama drin wiedererkennen ;)

LG
Termi
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Möchtegernautorin am 25. Juni 2007, 13:09:31
Ich habe irgendwann einmal festgestellt, dass die vier ersten Charaktere, die ich kreiert habe, im Grunde vier Extreme meiner selbst waren <flöt> Naja.. zwei davon sind nicht verwendbar für Romane - oder auch wirklich für's Rollenspiel ;)
Und ich hab auch festgestellt, dass der kaputteste meiner Charaktere in einer Zeit entstanden ist, in der ich sehr Depressiv war... ähh.. ja, das färbt also alles irgendwie ab.
Nur "suizitgefährdet" bin ich wohl nicht mehr so ganz, seit ich meinen Gatten kennengelernt habe :D Mittlerweile tue ich mein möglichstes um möglichst wenige Charaktere sterben zu lassen. Außer es ist wirklich nötig oder stylisch <flöt>
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: caity am 25. Juni 2007, 13:46:37
Hallo Grey,

ich muss das leider mit teils-teils beantworten.
Einerseits bin ich mittlerweile soweit, meine Charaktere als eigenständige Charaktere zu bezeichnen. Das, was ihnen passiert, passiert auch ihnen und nicht mir. Sie durchleiden Situationen, in die ich noch nie gekommen bin und (hoffentlich) auch nie kommen werde.
Allerdings MUSS ich ja Gefühle in gewissen Situationen kennen, um das überhaupt glaubhaft rüberzubringen, oder zumindest eine Vorstellung davon haben - das kann man auch durch Erzählungen bekommen. Beispielsweise habe ich noch nie jemanden geküsst und schreibe trotzdem auch romantische Szenen, die Anklang finden.
Trotzdem: Eine VORSTELLUNG von etwas *muss* da sein, und das kriege ich immer nur durch eigene Erfahrungen ... ich finde es etwas schwierig, das jetzt vom Rest zu trennen...

Bye
caity
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Manja_Bindig am 26. Juni 2007, 21:29:43
@Coppelia: In jeder Geschcihte sterben Figuren(es sei denn du schreibst Kinderbücher oder kitschige Liebesromane - und auch da kann mal ne Leiche vorkommen) Aber der "Tod des Autors" liegt nicht nur darin, sondern auch darin, dass die Person des autors an sich hinter der Geschichte und der Autorschaft zurücktritt. In meiner Schreibe  bin ICH als Person im Ganzen unwichtig, ICH löse mich auf, verschwinde hinter der Geschichte(auch, weil ich mich in die Figuren aufspalte)
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Grey am 27. Juni 2007, 16:02:41
Manja, ich denke, damit hast du es exakt auf den Punkt getroffen. Aber ich finde das gut so und unterstütze das ;D
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Lavendel am 28. Juni 2007, 15:51:47
Ja, finde ich auch. Wenn man immer die Persönlichkeit des Autors aus seinen Büchern rausliest, dann wird es spätestens nach Werk nummer 3 langweilig oder überaus anstrengend... Also lasst uns einfach mal alle eine Runde sterben  ;D
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Coppelia am 28. Juni 2007, 17:02:09
Geht mir auch so. ;)
Ich hab es schon verstanden. Mich nervt diese Interpretation aber, gerade weil es ja total klar ist ... dass man eine einfache Sache auch immer total melodramatisch formulieren muss! Diese Wissenschaftler! Das ist ja schlimmer als Textlinguistik!  ::)
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Manja_Bindig am 29. Juni 2007, 13:24:49
He, dazu ist er Literaturwissenschaftler! ;)
Und dieser Definition von Autorschaft verdanken wir meine Kurzgeschcihte "Selbstmord" ... ^^ Bisher das Beste, was ich geschrieben hab.

Wens interessiert, wie dieser Quatsch im Detail aussieht, soll sich melden.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Grey am 29. Juni 2007, 16:10:47
*meld*

Den Gedanken find ich großartig. Schickst du mir das? Dann geb ich dir meine Mailadresse! ;D
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Firerain am 19. August 2007, 01:25:13
Nein, niemals. Obwohl sich winzige Schnittmengen natürlicherweise nicht vermeiden lassen – bei niemanden.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: THDuana am 19. August 2007, 16:02:08
@ Manja
Ich kenne ja den Quatsch im Detail ;) Und ich muss sagen, dass ich die Geschichte sehr gut und interessant finde! Vor allem, weil man bis zum letzten Satz keine Ahnung hat (zumindest hatte ich die nicht ::)).

Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Shay am 10. Dezember 2007, 22:38:42
*abstaub*

Bei mir ist das irgendwie ganz anders. Züge von mir finde ich natürlich schon in der einen oder anderen Figur, aber da sind nicht mehr Ähnlichkeiten als mit jedem x-beliebigen Menschen auf der Straße. Zu manchen Fragen gibt es eben nur eine begrenzte Anzahl an Meinungen. Auch mit meinen Lebenserfahrungen haben die Geschichten eigentlich nichts zu tun. Wenn ich mich wirklich mal über eine Situation abregen will, dann habe ich dafür einen eigenen Satz Geschichten und Figuren, die aber auch überhaupt nicht für andere bestimmt sind und ganz fest in meinem Oberstübchen verschlossen bleiben.

Ich hab mir das Geschichten Ausdenken damals als Kind nicht beigebracht, um mit irgendwelchen Schwierigkeiten fertig zu werden, oder Freunde zu haben, sondern um etwas "lesen" zu können, wenn Mama mal wieder das Licht ausgemacht hat. Es waren einfach Bücher in meinem Kopf. Insofern kann ich meinen Figuren eher Charakterzüge von Figuren aus den Büchern meiner Kindheit zuordnen. Da kommen die Erlebnisse her, die ich verarbeite. Nicht aus meinem eigenen Leben.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Antigone am 11. Dezember 2007, 09:02:11
Na, wenn der alte Beitrag schon mal ausgebuddelt wurde.... Ich hab mich ja schon früher mal geäußert dazu, dass höchstens winzigkleine Teilchen von mir in meine Protas übergehen, und auch nur ganz dezent, dass das außer mir eh keiner weiß...

Das muss ich jetzt revidieren: ich hab in letzter Zeit ein paar Kurzgeschichten geschrieben (auch etwas, was ich vor einem Jahr noch kategorisch abgelehnt habe) für Wettbewerbe, die sind schwer autobiographisch. Und eine davon ist die Vampirgeschichte... huch!   :o Ich sollt mich wohl vor mir selbst in Acht nehmen...

Lg, A.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Noctifer am 10. Januar 2008, 17:03:05
Zu meiner Schande muss ich gestehen literarischen Schund in Form eines "Tagebuch des Grauens" zu verfassen. Teilweise wirklich nur, weil ich ein frustrierter, zynischer, bösartiger Drache bin mit einem Hang zur Tolpatschigkeit.

Andererseits bekommen in meinen Geschichten meine Protagonisten nichts von mir in ihren Charakter. Gut, lege ich ihnen das Böse in die Wiege, aber überwiegend sind sie das Gegenteil von mir.
Allgemein lasse ich wenig bis nichts von meiner Meinung mit einfließen und schon gar nicht meine Moralvorstellungen, noch irgendwelche Ansichten.
Einzig ein Protagonist hat von mir einen italienischen Akzent bekommen, weil ich das von meinem Cousin her kenne und es so schrecklich gänsehauterregend (positiv!) finde.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Warlock am 10. Januar 2008, 17:29:35
Ich muss zugeben, dass sich meine Gefühlswelt stark auf meinen Roman auswirkt. Wenn ich wütend bin und Lust auf eine Schlacht habe, dann wird eben gekämpft.

Ich vertrete die Ansicht, dass man sich gar nicht vollständig von seinem Text isolieren kann. In jeder Zeile steckt der Autor selber, ob er nun will oder nicht. Gerade das macht den Text lesenswert- nicht die Gefühlswelt des Autors, sondern seine Schöpfung.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Lord Bane am 10. Januar 2008, 18:23:11
Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, wieviel von mir in den von mir geschaffenen Charakteren steckt. Ich wüsste auch nicht, wie ich das beurteilen sollte, da ja de facto alles in einer von mir geschaffenen Welt von mir stammt.

Teilweise lasse ich aber bestimmte Ansichten, die ich habe, in meinen Text einfließen, aber so, dass es die Ideen mancher Charaktere sind. Der Vorteil ist hier, dass der Leser niemals wissen kann, was ich denke und was nur das Denken meiner Charaktere ist  ;)
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Drachenfeder am 10. Januar 2008, 20:03:54
Ein bisschen Drachenfeder ist in jedem Charakter...  :hmmm:
Bei dem Einen mehr, bei dem Anderen weniger.

Aber das ist keine Absicht. Manchmal lese ich ein Stück geschriebenes durch und denke mir "so hättest du auch gehandelt" oder "genau jetzt würdest du winselnd abhauen". Aber ein Charakter der mich wiederspiegelt, den gibt es nicht (noch nicht?) Habe auch nicht so den drang dazu über mich zu schreiben
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: saraneth am 10. Januar 2008, 23:47:11
Es ist unterschiedlich. Einige Eigenschaften finden sich sicherlich wieder. Ich bemerke Ähnlichkeiten meist schon bei den ausführlichen Charakterisierungen, die ich erstelle. Meist ist es einfach zufällig, aber bei einem meiner derzeitigen Charaktere besteht schon größere Ähnlichkeit, obwohl ich das nicht geplant oder gewollt habe. Es ergab sich einfach - wie bei den andere Charas - und jetzt entdecke ich je mehr ich schreibe, immer weitere Gemeinsamkeiten.

Allgemein sollte sich die auf die Situation bezogene Ähnlichkeit von Autor und Charakter nicht so sehr decken. Das ist jedenfalls meine Meinung. Man merkt es, wenn der Autor nur eigene Probleme verarbeitet und häufig sind diese für den Leser nicht von soviel Interesse, wie für den Autor. Gerade bei solche Szenen hängt von Autoren - da spricht die eigene Erfahrung - wohl sehr viel Herzblut mit drin. Und das macht u.a. auch nicht gerade besonders kritikfreudig. ;)
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Sandera am 11. Januar 2008, 20:32:35
Wenn ich meine Figuren zeige, sind sicherlich unbewusste Eigenschaften von mir enthalten. Ausschließen kann man das glaube ich nicht.
Man experimentiert und simuliert spielend allgemeine Möglichkeiten menschlichen Verhaltens durch und erkundet sie auf diese Weise. Ob man nun ein Held oder Antiheld spielt, die Charas sind die Stellvertreter, Schauspieler und Masken für den Schatten in uns, für abgespaltene Teile und ungelebte Möglichkeiten und nicht zuletzt für die Neugier, denke ich jedenfalls.
:psssst: Meine Schattenseite finde ich ganz ok, soweit ich sie kenne...
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Rabenlied am 18. Januar 2008, 01:25:46
Ich merke, dass wenn ich direkt von meinen Erfahrungen schreibe, die Geschichten einfach nur schlecht werde, weil genau das, was hier am Anfang geschrieben worde, entsteht. Eine graue, düstere Welt, die langweiliger nicht sein könnte, aber so ist sie nunmal für mich und deshalb schreibe ich nicht aus meiner Perspektive, sondern unterdrücke das Verlangen das zu tun und versuche stattdessen interessante Erfahrungswerte in die Geschichten einzubringen, ohne das man sie auf meine Sichtweise zurückführen könnte, jedenfalls nicht auf den ersten Blick. Natürlich steckt da immer viel von mir drin, aber bei welchem Autor wäre das nicht so?
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Wölfin am 18. Januar 2008, 18:02:43
Hm,
ja, manchmal kommt es durchaus vor, dass meine Charas etwas von mir haben. Allerdings nur dann, wenn es auch in die aktuelle Situation passt.
Die Welt selbst hat aber nicht unbedingt etwas mit meinen Erfahrungen zu tun, wirklich nur die Charaktere.
Hab ich mich z.B. gerade tierisch mit jemanden gestritten, kann meiner Hauptfiguer das auch ganz schnell passieren.
Wenn ich dann allerdings merke, dass es an dieser stelle überhaupt keinen Sinn ergibt, streich ich es schnell wieder weg.^^
Viele Geschichten gewinnen aber gerade dadurch an Lebendigkeit, wenn man merkt, da ist viel von einer realen Person drin.

Okami
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Coppelia am 16. Januar 2009, 14:01:32
Mir fiel das Thema wieder ein, als ich letztens über meinen Roman nachgedacht habe.
Diesmal werd ich bewusst meine eigenen Erfahrungen mit verarbeiten. Man kann meine Situation und die meines Protas zwar nicht wirklich vergleichen, aber "wir" haben in gewisser Weise ähnliche Erfahrungen gemacht. Natürlich reagieren "wir" beide auch unterschiedlich drauf, und kein Leser wird diese Gefühle jemals mir zuordnen oder den Zusammenhang herausbekommen, aber gewisse Ähnlichkeiten baue ich diesmal extra ein. Warum? Weil ich genau weiß, wovon ich spreche/schreibe.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Mrs.Finster am 16. Januar 2009, 14:16:27
hmmm ein wirklich interessantes Thema  :hmmm:
also ich kann dazu nur beipflichten, dass meine Protagonistin genau so ist wie ich bzw wie ich mich selbst gerne sehen würde...ob das nun der Fall ist können ja nur meist die anderen beurteilen  ;D
aber gerade für jemanden der seinen ersten Roman schreibt ist es viel leichter die Person real zu gestalten, da man ja tagtäglich mit sich selbst zu tun hat (zwangsläufig)
Ich finde es ist auch eine gute Möglichkeit sich weiter zu entwickeln, eigene Schwächen zu erkennen und es besser zu machen.
Schließlich ist das eigene Buch ja wie ein eigenes ,,Kind" und wer hat nicht schon mal gehört: ,,Du erinnerst mich an deine(n) Mutter/ Vater  ;)
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: TheaEvanda am 16. Januar 2009, 19:50:24
Für meine Protagonisten schöpfe ich aus meinem Erfahrungsschatz. Allerdings kann ich nicht sagen, dass sie nur aus "Thea" bestehen. Dafür sind sie zu selbständig und haben (zumindest bemühe ich mich darum) einen eigenen Charakter und treffen eigene Entscheidungen.

Falls ich aber mal jemanden mit wirklich schweren Depressionen / echtem Burnout ausarbeiten möchte... dann brauche ich keine Psychologische Fachliteratur, um das Innenleben der Figur glaubhaft darzustellen. Ich werde aber garantiert nicht meine eigene Geschichte schreiben und die Namen ändern. Das ist den Charakteren gegenüber nicht "gerecht". Sie sollen sich auf eigene Art und Weise entwickeln können - und dabei macht ihre Umgebung und die Welt, in der sie leben, ja recht viel aus.

Das mit dem recht großen Abstand zu meinen Charakteren könnte daran liegen, dass ich durch Rollenspiel als Spieler und als eSeL recht bald gelernt habe, zwischen mir und den Charakteren eine Grenze zu ziehen. Meine Krankheit hat es dann notwendig gemacht, noch härter zu trennen - und ich denke, dass meine Charakterentwürfe dadurch besser geworden sind.

Meine Charaktere sind nicht ich, ich geben ihnen nur ein Stück meiner Erfahrungen mit, gute wie unschöne.

--Thea
Herzogenaurach, Germany
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Tenryu am 16. Januar 2009, 19:55:28
Normalerweise nicht, jedenfalls nicht bewußt. Es gibt nur zwei Ausnahmen:
Erz11! Da kommen viele Charaktere vor, von denen jeder ein kleines bißchen von mir enthält.
Erz 46! Da kommt ein verschrobener Gelehrter vor, der eine frappante Ähnlichkeit mit dem Autor hat... und ein kleiner dicklicher dreifarbiger Kater, der irgendwie auch ein alter ego ist.  ;)
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Julia am 16. Januar 2009, 20:56:24
Bedingt ... natürlich hat jede meine Figuren auch einen Teil meines Erfahrungshorizontes. Ich selbst halte mich allerdings nicht für so spannend (oder wichtig), dass ich einen Prota daraus stricken würde.
Andererseits nehme ich ganz gern eigene Marotten oder Charakerzüge, die ich dann an meine Figuren weitergebe (abgeschwächt oder auch deutlich überzeichnet); dabei kommt dann aber keine "Julia" heraus, sondern eben ganz eigene, selbstständige Figuren (vergleichbar mit guten Freundinnen oder Bekannte, die ähnliche Interessen oder Ansichten teilen).
Bei den Antagonisten ist es fast genauso, obwohl da mehr das Spiel "Was wäre, wenn" Spaß macht.

Probleme bereiten mir Figuren, die so überhaupt nichts mit mir gemeinsam haben - die typische Tussi beispielsweise. Es gibt Dinge, in die ich mich nur schwer hereinversetzen kann, also schreibe ich gar nicht erst darüber (es sei denn, die Tussi ist nur vordergründig oberflächlich - dann wird die Sache schon wieder spannend).

Eine Schwäche habe ich allerdings: Ich schreibe unheimlich gern meine Tiere mit in die Geschichten. Und so wundert es dann nicht, dass mausgraue Zottelpferde oder diverse Katzen auftauchen - und die sind ihren Orginalen dann wieder zum Verwechseln ähnlich  ;D

@ Tenryu:  :psssst: Dreifarbige Katzen sind eigentlich immer weiblich - Kater kommen als tricolor oder schildpatt so gut wie nie vor *Besserwissermoduswiederaus* ;)
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Aidan am 16. Januar 2009, 23:50:21
Ich finde das sehr schwer zu sagen. Es ist wohl so, dass ein Stück von mir in jedem meiner Charaktere steckt, aber dennoch sind sie nicht ich. Als ich irgendwem mal meine eine Idee erzählte hieß es: erinnert mich an dich. Hätte ich gar nicht so sagen vermocht.

Ich denke aber, dass die eigenen Entwicklungen sich schon in dem zeigen, was man schreibt. Da meine Geschichten ihre Basis oft in Träumen von mir haben, gehe ich auf jeden Fall davon aus. Und es ist sicher kein Zufall, dass Lyriane, meine Prota im aktuellen Projekt viel passiver, duldender ist, als Hu-Ji, deren Geschichte mir viel später eingefallen ist, und die ihr Schicksal viel bewusster und aktiver in die Hand nimmt. Hu-Ji ist aber auch älter. Und ihre Geschichte wird nicht von außen iniziiert, sondern aus ihr heraus, weil sie Chancen nutzt, die sich ihr bieten.

Und Nick? Nein, ich bin kein Vampir. Er ist mir aber zu einem Diskussionspartner geworden. Einer, der mit mir argumentiert, der mir und meiner Erziehung widerspricht.  Der Gegenposition bezieht - und damit letztlich auch mich selber spiegelt.

Ich schreibe nicht direkt über mich selber, aber ein wenig über die Themen, die mich betreffen oder mit denen ich konfrontiert werde und über die ich nachdenke.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Tenryu am 17. Januar 2009, 11:20:53
Zitat von: Julia am 16. Januar 2009, 20:56:24
@ Tenryu:  :psssst: Dreifarbige Katzen sind eigentlich immer weiblich - Kater kommen als tricolor oder schildpatt so gut wie nie vor *Besserwissermoduswiederaus* ;)

Oha!  :o (wieder etwas dazugelernt.)
Naja, dann repräsentiert er eben meine weibliche Seite...  :engel:
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Isleya am 17. Januar 2009, 11:49:07
Ich lasse auch hin und wieder (bewusst und unbewusst) gewisse Charaktereigenschaften in meine Figuren einfließen, die ich selbst besitze. Über eine Kopie von mir selbst schreiben will ich gar nicht. Alleine die Vorstellung ist irgendwie unheimlich.
Was ich allerdings schon gemacht habe, sind Kurzgeschichten, in denen ich Situationen, die ich erlebt hatte aus meiner Sicht reflektierte. Aber diese sind mehr oder weniger "zum Spaß" geschrieben worden, um skurrile/besondere Erlebnisse festzuhalten.

Liebe Grüße

Isleya

Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Leon am 17. Januar 2009, 12:02:09
Jeder Autor bringt mehr oder weniger Teile seines Selbst, in seinen Geschichten mit ein. Mann kommt nicht drum herum.

Gruß
Leon
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Aidan am 17. Januar 2009, 12:04:42
ZitatMann kommt nicht drum herum.

Und Frau?

Tschuldigung, aber die Vorlage war zu schön.

*wieder verkrümel*
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Leon am 17. Januar 2009, 12:08:36
Frau natürlich auch! ;D

Gruß
Leon
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: LoneRanger am 17. Januar 2009, 12:14:19
Hallo Tintenzirkel,

nachdem mich die Fragestellung jetzt etwas beschäftigt hat, hier etwas aus meiner persönlichen Senftube:

Ich mische natürlich überall mit, wo ich schreibe. In meinem Alter *räusper* hat sich ein Haufen Lebenserfahrung, eigenes Leid und eigene Freude, Schicksalsschläge und Prüfungen und der ganze andere Mist angesammelt. Da will schon was von raus.

Denkt mal daran, wie es ist, wenn ihr träumt. Ihr habt etwas geträumt und Euch gewundert, das diese Bilder, dieses Thema aus Eurer Seele oder dem Unterbewusstsein kommt. Ihr würdet nicht sagen, dass es mit Eurer Person zu tun hat, aber es kommt genau aus Eurer werten Person heraus. Friedliches Kerlchen das Du bist hast Du im Traum gerade total aggressiv reagiert. Oder Szenerien von Orten und Landschaften ziehen vor Euch auf, in denen ihr nie wart. Egal, ob das nun vom Fernsehen kommt, oder ob es für esoterische oder religiöse Begründungen gibt: Immer ist es Eure Person, die da träumt.

Wenn jetzt hier gefragt wird, inwieweit ihr diese geschätzte, nämlich Eure, Person mit in Eure Geschichten einbringt, dann behaupte ich mal ganz frech: Ihr könnt diese Frage nicht beantworten, weil ihr gar nicht wisst, was da in Euch drin ist oder - ALLES, was aus Euch rauskommt (Fantasy-Phantasie) war auch in Euch drin. Neutral könnt ihr ein Sachbuch über die Käfig-Gewohnheiten von Meerschweinchen schreiben (mehr oder weniger) Dann hört es aber schon auf.

Gerade Fanatsy ist ein Genre, das davon lebt und danach schreit, das Dinge aus Eurer Phantasie herauskommen. Das geht nicht ohne Geist und Seele (wobei das Unterbewusstsein je nach Auffassung zu einem von Beidem gehört) Wer sich sachlich-nüchtern hinsetzt un d Fantasy plottet (Mann nehme 3 Orks, einen Helden, eine schmachtende Geliebte und eine rätselhafte Figur mit magischen Kräften plus noch irgendwas Besonderes) und das dann einfach abzieht, ohne innere Beteiligung, ist mir unheimlich...

Noch eine Behauptung:
Wenn jemand von sich selbst schreibt, oder sich in einem Prota spiegelt, schreibt er/sie nicht von sich selbst, sondern nur von einem idealisierten Bild, das er/sie von sich hat.

So, wie es Menschen gibt, die morgens in den Spiegel blicken und sich ganz toll finden, obwohl der Rest der Menschheit das anders sieht, oder die sich nicht mögen (in sämtlichen Spielarten) und betrübt den Spiegel verhängen - aber viele Menschen mögen sie und sagen: Du bist schön, Du bist liebenswert, so kannst Du nur subjektiv über Dich schreiben. Jeder Mensch hat ein irgendwo, irgendwie verzerrtes Selbstbild. Je mehr wir den Individualismus fördern und als Ideal hinstellen, desto weniger werden diese Verzerrungen innerhalb einer Gruppe, Dorf, Gemeinschaft etc. ausgeglichen.



Meine These/n:
Wir schreiben alle über uns!
Du merkst überhaupt nicht, ob Du gerade etwas von Dir einfliessen lässt oder nicht!
Der ganze Roman bist Du!
Nichts in dem Roman ist wirklich Du

Erwarte heftigen Widerspruch  ;D

Liebe Grüße

Stefan (LR)


Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Lomax am 17. Januar 2009, 12:25:19
Tja, lustigerweise war das ein Thema, das bei meinem zuletzt abgegeben Roman tatsächlich mal aufkam. Wenn auch nicht ganz ernst gemeint. Ich fragte, was es denn wohl über einen Leser aussagt, der ausgerechnet diese Figur als Lieblingsfigur nennt. Besagter Leser fragte, was es wohl über mich als Autor aussagt, wenn ich ausgerechnet diese Figur so "sympathisch" rüberbringe. Beim Plündern und Niederbrennen eines Dorfes, beispielsweise ...

Nun ja. Jedenfalls habe ich seither meine bequeme Rückfallposition für solche Fragen gefunden. Ich schreibe Rorschachtests, die viel Projektionsfläche für die Leser bieten. Der Leser findet in meinen Büchern also, was in ihm steckt - nicht in mir ;D
  Denn immerhin kann man mit Worten ja niemals ein Bild oder einen Menschen in allen Facetten beschreiben. Man umreißt nur grobe Skizzen, und was auch immer der Autor sich dabei gedacht hat: Ein Leser muss diesen Rahmen mit eigenem Leben füllen und steckt mindestens ebenso viel von sich selbst in das Buch wie der Autor.
  Und umgekehrt wird der Autor so natürlich auch zum Leser: Wenn er im Buch seine Skizzen umreißt, hat er dabei natürlich auch eine lebendige Vorstellung im Kopf. Das kann auch zu bösen Missverständnissen führen, wenn der Autor aufgrund seiner eigenen Vorstellungen sich zu sehr selbst in dem Buch sieht - und dann beleidigt ist und sich missverstanden fühlt, wenn ein Leser die tatsächlich nur groben Inhalte mit eigenen Interpretationen füllt und die dann dem Autor als "Inhalt des Buches" vorhält.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Romy am 17. Januar 2009, 13:12:13
Zitat von: LoneRanger am 17. Januar 2009, 12:14:19
Meine These/n:
Wir schreiben alle über uns!
Du merkst überhaupt nicht, ob Du gerade etwas von Dir einfliessen lässt oder nicht!
Der ganze Roman bist Du!
Nichts in dem Roman ist wirklich Du

Erwarte heftigen Widerspruch  ;D

Nee, entschuldige, da kann ich Dir überhaupt nicht widersprechen, weil Du völlig recht hast!  :jau:
Manches fällt einem vielleicht im Nachhinein auf. So habe ich z.B. für ein Romanprojekt meine Figuren erfunden und dachte, dass die mit mir selbst eher wenig zu tun hätten. Später mal (nachdem der Roman geschrieben war) fiel mir auf: Hey, meine beiden Protas und die 2-3 wichtigsten Nebenpersonen sind mir zwar nicht sonderlich ähnlich, aber jeder hat EINE reale Charaktereigenschaft von mir abgekriegt, egal ob nun männlein oder weiblein  :hmhm?: Da kam ich mir dann echt Schizophren vor  ;D


Zitat von: Lomax am 17. Januar 2009, 12:25:19
Besagter Leser fragte, was es wohl über mich als Autor aussagt, wenn ich ausgerechnet diese Figur so "sympathisch" rüberbringe. Beim Plündern und Niederbrennen eines Dorfes, beispielsweise ...

Mir wurde auch schon von mehreren Betas unabhängig voneinander vorgeworfen, dass mein Antagonist viel zu nett dargestellt wäre, unabhängig davon, was er denn grad Böses anstellt ... Ich charakterisiere die dann immer so gut durch, dass man ihnen kaum mehr böse sein kann, für das was sie tun.
Und ich glaube, sowas passiert mir ständig.  ::) Ich will gar nicht wissen, was das über mich aussagt ...  :darth:
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Leon am 17. Januar 2009, 13:17:56
Zitat von: Leon am 17. Januar 2009, 12:02:09
Jeder Autor bringt mehr oder weniger Teile seines Selbst, in seinen Geschichten mit ein.

Gruß
Leon

Hallo LoneRanger

Du darfst gerne meine Aussage als Exposé für deine ellenlange Ausführung nehmen.  ;D

Gruß
Leon
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: LoneRanger am 17. Januar 2009, 14:19:27
@ Leon
Exposé oder Prämisse? Dein Zitat ist in etwa die Prämisse meines Textes. Im Exposé würde noch stehen, das ich meine Argumentation am Beispiel von Träumen festmache etc.  Kurz fassen im Alltag ist nicht so mein Ding. Wenn ich Thread-Beiträge bearbeiten würde wie Romankapitel, dann stünde da nur noch ein Viertel an Text. Sollen wir das mal einführen: Betalesen vor dem Posten im Forum?

Ich danke Dir, aber Du hast schon recht: Das war wohl Deine AUssage. Sieh' es mal so: Ich habe Dir nicht widersprochen  8)

Gruß

Stefan (LR)
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Leon am 17. Januar 2009, 15:31:55
Hallo LoneRanger

War doch nicht böse gemeint! Und um Gottes Willen keine Betalesung von Thread-Beiträge, dadurch würde so manch schöne Stilblüte unwiderruflich verloren gehen. Und das wäre doch schade! ;)

Nichts zu danken! Zu einem hat mir dein Text gut gefallen, zum anderen wie Du schon sagst, beide Texte ergänzen sich bestens. ;D

Gruß
Leon
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: LoneRanger am 17. Januar 2009, 16:01:33
ZitatWar doch nicht böse gemeint

Hatte ich auch nicht so aufgefasst - ich wirke nur manchmal so  8)
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Berry am 17. Januar 2009, 17:13:38
In vielen meiner eigenen (bisher vor der Öffentlichkeit gut verborgenen) Charaktere stecken Charaktereigenschaften, die ich gerne hätte, bzw. die bei ihnen stärker ausgeprägt sind. Sie handeln, wie ich gerne handelte, denn wenn sie handelten wie ich, wären das alles Würstchen.

Andererseits, so hoffe ich, wird niemand jemals anhand dieser Geschichten ein Charakterprofil von mir erstellen wollen, denn neben obengenanntem haben meine Charaktere auch sehr, sehr schlechte Eigenschaften, die bei mir wahrscheinlich nicht vorzufinden sind. Teilweise lenke ich auch bewusst von mir ab, indem ich eine Eigenschaft von mir ins Gegenteil verkehre, oder ich übernehme Handlungen und Gefühle, die in meinem Umfeld sind oder von denen ich gelesen habe. Mit manchem provoziere ich auch einfach gerne, ohne mir zu überlegen, ob das in mir wiederzufinden ist, oder nicht.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: FeeamPC am 17. Januar 2009, 19:01:05
Bewusst schreibe ich mich nur dann in Geschichten hinein, wenn es Realsatiren werden sollen...

Alles andere fällt in die Kategorie unbewusst. Und bei vielen Geschichten wäre es mehr als peinlich, wenn sich tatsächlich jemand hinsetzen und daraus ein Charakterprofil des Autoren zusammenbasteln würde.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Falckensteyn am 19. Januar 2009, 12:53:22
Wieder mal eine interessantes Thema, hier. Danke, Grey!  :)

Nun, eigentlich möchte ich es vermeiden, über mich selbst zu schreiben oder vor allem von meinen eigenen Erfahrungen oder Ereignissen zu zehren. Meine Vergangenheit, meine guten und weniger guten Erinnerungen sowie meine Persönlichkeit, geht den Leser nichts an.

Aber damit mache ich mir etwas vor.

Wie vorerwähnt, bin ICH es, der eine Geschichte schreibt, die nur aus meinem Kopf stammt. Da fliesst automatisch sehr viel von mir rein. Charaktere jeglicher Art sind lediglich beschrieben und erzählt, wie ICH sie sehe und empfinde. Dem kann ich gar nicht entfliehen.

Aber trotzdem möchte ich es vermeiden, persönlich Erlebnisse von mir in die Geschichten einzubauen. Die Leutchen sollen ihre eigenen Abenteuer haben und leben. Ob diese eines Tages lesenswert sein werden, das entscheiden andere  ::)

Kürzlich grade habe ich über meine Hauptfigur, Kalon, nachgedacht. Er hat schon ein paar Ähnlichkeiten mit mir. Zumindest, was die Weltanschauung und den Respekt anderen gegenüber betrifft. Aber ich lasse ihn mal so stehen, er muss ja nicht "Thomas von Falckensteyn" heissen.

Liebe Grüsse

Name siehe 4 Zeilen weiter oben  ;)
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Shay am 19. Januar 2009, 19:52:04
Jetzt wollte ich gerade schreiben, daß meine Figuren überhaupt keine Ähnlichkeit mit mir haben, aber das stimmt ja gar nicht. Nur meine Männer haben keine Ähnlichkeit mit mir, die stellen allerdings 95% meiner Hauptfiguren. Die Frauen haben dagegen nahezu ausnahmslos zumindest gewisse Ähnlichkeit mit mir. Aber irgendwie schreibe ich einfach lieber über Männer.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Churke am 19. Januar 2009, 20:43:02
Hihi, das erinnert mich jetzt an gewisse Autorinnen... bei denen immer die gleichen mehr oder weniger stereotypen Modell-Traumprinzen auflaufen. :hmmm:

Aber wenn man mit historischen Figuren arbeitet, dann muss man sich schon an seine Vorgaben halten... Wenn ich mir vorstelle, ich wollte eine Biographie über Dr. Helmut Kohl schreiben... :vibes:
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: fuxli am 20. Januar 2009, 15:20:14
Eigentlich gebe ich mir ja immer große Mühe, dass die Heldinnen meiner Erzählungen nicht so sind wie ich. Aber im Nachhinein stelle ich dann fest, dass sie zwar völlig anders aussehen, aber doch etwas von mir haben. Ist aber auch logisch, die Figur kann schließlich nur so handeln, wie es der Autor für richtig hält. Und der trifft seine Entscheidungen aus seinen eigenen Erfahrungen heraus. Ich schätze, deshalb gibt es so wenig wirklich überzeugende Schurken.   :hmhm?:
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Churke am 20. Januar 2009, 15:59:49
Zitat von: Fuchsfee am 20. Januar 2009, 15:20:14
Ist aber auch logisch, die Figur kann schließlich nur so handeln, wie es der Autor für richtig hält. Und der trifft seine Entscheidungen aus seinen eigenen Erfahrungen heraus. Ich schätze, deshalb gibt es so wenig wirklich überzeugende Schurken.   :hmhm?:

Möglicherweise hast du dich dann mit der Psychologie des Bösen nicht ausreichend auseinander gesetzt.  ;D
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Leon am 20. Januar 2009, 16:32:14
@ Churke
Das war auch mein Gedanke, aber Du warst eben schneller als ich! ;D

@ Fuchsfee
Auch ich hatte zu Beginn meines schreiberischen Schaffens, meine liebe Not mit den Bösewichten. Heute lasse ich meine Bösewichte all dass tun, was ich nicht tun würde. Und schon klappt es mit dem böse sein. ;)

Da drängt sich glatt eine Frage bei mir auf, wenn der Böse "Bösewicht" heißt, wie heißt dann der Gute? (Gutewicht??) :-[

Gruß
Leon
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: fuxli am 22. Januar 2009, 15:17:56
@Leon:
Gutmensch?  :vibes:

Ok, ein Böser ist böse, weil er tut, was ich nie tun würde und ein Guter ist gut, weil er tut, was ich tun würde? Schon klar. Aber wie kann der Böse das überzeugend tun, wenn sein Schöpfer im Grunde weiß, dass ds alles schlecht ist. ichmeine, ein Böser ist ja wohl böse, weil er denkt, das sei das Richtige. Klar kann er das auch machen, weil er Spaß dran hat. Dann ist er wahrscheinlich ein Irrer. Aber das ist mir zu oberflächlich. Wie kann er überzeugend rüberbringen, dass er denkt, er tut das Richtige wenn der Autor im Grunde weiß, dass es falsch ist? Da hat mich noch keiner überzeugt.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Drachenfeder am 22. Januar 2009, 15:32:45
Gerade vor ein paar Wochen habe ich meiner Brainstormfreundin etwas neues zu lesen gegeben. Ein Teil einer neuen geplotteten Szene meiner Prota. Sie las und sagte dann: "Genau das hättest auch du sein können!"  :-\  hat mir gar nicht gepasst. Ich will mich doch nicht einfließen lassen, vorallem nicht bei sowas, von dem ich selbst sage "Hallo? Warum benimmt die sich so?" *grummel*  Ich kann machen was ich will, es steckt immer etwas Drachenfeder in meinen Texten  :hmmm:
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Churke am 22. Januar 2009, 16:22:31
Zitat von: Fuchsfee am 22. Januar 2009, 15:17:56
Wie kann er überzeugend rüberbringen, dass er denkt, er tut das Richtige wenn der Autor im Grunde weiß, dass es falsch ist? Da hat mich noch keiner überzeugt.

Wie sagt man doch so schön? Ein guter Jurist kann jedes Urteil begründen.  ;D Und Autoren können jede Figur motivieren.

Ein typisches Beispiel ist da Macbeth, der sich unter Gewissensbissen zum Königsmord entschließt und dann vom Fluch der bösen Tat verfolgt wird. Auch Macbeth weiß, dass es falsch ist, aber er tut es trotzdem.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Scot am 22. Januar 2009, 22:59:15
Ich habe kürzlich ein Kapitel fertiggestellt, welches als Protagonisten einen verbitterten, misanthropischen Narzissten hat, der glaubt, dass keiner ihm das Wasser reichen kann.
Ein sehr guter Freund bekam die Szene zu lesen und sagte: "Den kenn ich!" Er meinte das scherzhaft, hatte aber nicht ganz unrecht. Dieser Charakter verinnerlicht nämlich alle meine negativen Eigenschaften, die ich manchmal habe / zu haben scheine und potenziert sie mit zehn.
Das ist Absicht: Ich schreibe ganz bewusst Charaktere, die irgendeinem meiner Ichs ähneln - man hat ja so viele Ichs, dass man keine Ahnung mehr hat, wer man eigentlich ist. Geht zumindest mir so. Schriftstellerisch ist das zumindest ein Vorteil, denn man kann so glaubwürdige Personen entwerfen.
Ich denke, wenn man einen Charakter entwirft, der nicht die geringsten Ähnlichkeiten mit einem selber hat, dann wirkt der am Ende völlig unglaubwürdig, weil man sich nicht in ihn hereinversetzen kann.
Was das angeht, bin ich mir sogar so sicher, dass ich es für kaum diskutierbar halte. Klar, nun kann mir einer sagen: "Ich bin gar nicht so, wie mein Protagonist." Da stimme ich zu. Ich bin auch nicht wie mein Protagonist, zumindest meistens. Aber wir projezieren dennoch Selbstbilder in unsere Schöpfungen, Bilder, die uns entweder entsprechen oder die wir - vielleicht unterbewusst - sein wollen.
Das gilt nebenbei ebenso für den "Guten" wie für den "Bösen."
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Lavendel am 22. Januar 2009, 23:23:19
Ich möchte gerne noch mal Lomax' letzten Post aufgreifen.

Zitat von: Lomax am 17. Januar 2009, 12:25:19
Ich fragte, was es denn wohl über einen Leser aussagt, der ausgerechnet diese Figur als Lieblingsfigur nennt. Besagter Leser fragte, was es wohl über mich als Autor aussagt, wenn ich ausgerechnet diese Figur so "sympathisch" rüberbringe. Beim Plündern und Niederbrennen eines Dorfes, beispielsweise ...

Nun ja. Jedenfalls habe ich seither meine bequeme Rückfallposition für solche Fragen gefunden. Ich schreibe Rorschachtests, die viel Projektionsfläche für die Leser bieten. Der Leser findet in meinen Büchern also, was in ihm steckt - nicht in mir ;D

Natürlich tendieren wir als Autoren dazu zunächst mal von unserem eigenen Standpunkt auszugehen. Bin ich so, wie meine Figur? Wäre ich gern wie sie? Was von mir steckt in meinem Text?

Ich behaupte jetzt mal, das ist nicht nur bei Lomax' Bücher der Fall, sondern bei jedem Roman. Wenn ich als Leser/in eine Geschichte lese, wie soll ich dann wissen, was der/die Verfasser/in sich gedacht hat oder was wohlmöglich unterbewusst in die Ansichten oder Handlungsweisen der Charaktere eingeflossen ist? Noch viel wichtiger: interessiert mich das überhaupt?
Um ganz ehrlich zu sein, nein, kein Stück.

Wenn ich ein Buch lese, dann suche ich nicht jemand anderen in den Charakteren*. Ich suche nach mir selbst, nach Eigenschaften, die ich mag, nach Dingen, die ich an einer Figur gut finden kann. Wenn ich ein Buch gut finde, dann weil ich Dinge darin finde, die mich bewegen. Es kann gut möglich sein, dass diese Dinge auch den/die Autor/in bewegen, aber das ist eher zweitrangig, denn beim Lesen bin ich allein mit dem Text und meinem eigenen Bewusstsein. Und mein Bewusstsein sucht in dem Text Dingen, die für mich Sinn ergeben. Das bedeutet, dass ich einen Text ganz anders verstehen werde, als der/die Autor/in ihn verstanden hat. Jeder Mensch liest einen Text anders. Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass wir niemals den gleichen Text zwei Mal lesen (denn wenn wir eine Geschichte ein zweites Mal lesen, hat sich unsere Sichtweise zwangsläufig verschoben, zum Beispiel, weil wir das Ende schon kennen und dadurch vorangegangene Handlungselemente anders interpretieren).



* Es sei denn, ich lese wie im Fall von Scots Freund das Werk einer Person, die mir persönlich bekannt ist. Viele versuchen dann zu verstehen, warum diese Person etwas so geschrieben hat, wie sie es geschrieben hat (was ich ganz schön gemein finde ;) )
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Coppelia am 23. Januar 2009, 05:56:29
Es stimmt wohl wirklich, dass jeder Leser offenbar Eigenschaften in eine Figur reininterpretiert, die er gern sehen möchte. Ich hab ja doch einige Lottidiskussionen geführt in den letzten Jahren, und es sind nie zwei gleiche Meinungen über eine Figur dabei rausgekommen, und das sogar bei Leuten, die Figur nur aus den Romanen kannten. Ich bin manchmal ganz verblüfft, was für Ansichten da herrschen und weiß gar nicht, woher sich das irgend jemand zusammenreimen konnte (das gilt meist vor allem für die sehr positiven Ansichten). Interessanterweise wird dann behauptet, diese Ansichten seien meine und nicht die der Leute, die sie haben.
Na ja *achselzuck* Suum cuique!

Aber die Frage, ob ich bei Lotti über mich schreibe, lasse ich mal unbeantwortet. ;D
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Grey am 23. Januar 2009, 11:12:58
Zitat von: Coppelia am 23. Januar 2009, 05:56:29
Aber die Frage, ob ich bei Lotti über mich schreibe, lasse ich mal unbeantwortet. ;D

Jetzt machst du mir aber ein bisschen Angst, Coppi ... *grusel*
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Lomax am 23. Januar 2009, 12:56:56
Nun, ich kann noch ein weiteres Beispiel aus der Praxis beisteuern, wie wenig sinnvoll es tatsächlich ist, sich zu viele Gedanken darüber zu machen, wem eine Figur tatsächlich ähnelt. In einer Kurzgeschichte habe ich mal einen Bekannten von mir als Protagonisten verwendet. Ich habe ein wenig überzeichnet alles hineingepackt, was an diesem Bekannten nerven kann - und so ziemlich jeder aus meinem Bekanntenkreis, der die Geschichte gelesen hat, hat auch erkannt, wenn ich da beschrieben habe.
  Bis diese Geschichte dann dem betreffenden Bekannten selbst in die Hand gefallen ist.
  Da machte man sich dann schon Gedanken, wie er es aufnimmt. Aber er hat sich gut amüsiert und meinte danach: "Ach - das ist ja 1a der so-und-so." Dieser So-und-so war ein anderer aus meinem Bekanntenkreis, und an den hätte ich dabei nie gedacht.
  Ich denke also tatsächlich, dass ohnehin jeder in Geschichten sieht, was er sehen will. Wichtig ist eigentlich nur, dass man als Autor genug Distanz hat und sich nicht selbst angesprochen und kritisiert fühlt, wenn jemand eine der Figuren nicht mag.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Linda am 23. Januar 2009, 14:38:44
Zitat von: Lomax am 23. Januar 2009, 12:56:56
Wichtig ist eigentlich nur, dass man als Autor genug Distanz hat und sich nicht selbst angesprochen und kritisiert fühlt, wenn jemand eine der Figuren nicht mag.

das Problem ist, dass die Kritik durchaus auf den Autor zurückfällt.
Denn selbst, wenn er nicht über sich selbst geschrieben hat, so hat er doch die Figur erfunden und künstlerisch dargestellt. Man könnte also diese Kritteleien auch direkt auf die Fähigkeit als Autor beziehen, glaubwürdige oder sympathische Figuren zu entwerfen.

Aber es ist wie überall: Figuren sind Geschmackssache und am Geschmack kann man nicht deuteln - damit muss man leben.

Gruß,
Linda
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: xadhoom am 24. Januar 2009, 14:41:16
Aloha!

Eine interessante Frage und viele interessante Kommentare ... Ich habe eigentlich nie darüber nachgedacht, ob sich in den Charakteren meiner Erzählungen Eigenschaften von mir wiederspiegeln. Liegt vielleicht daran, dass ich nie bewusst versucht habe, dergleichen dort mit hineinzustricken oder es – ebenso bewusst – zu vermeiden.

Die Ansätze, sich in seinen Charakteren wiederzufinden, weil die diese oder jene Eigenschaft besitzen, sich dies alles auf verschiedene Gestalten aufsplittet, halte ich für gewagt. Jedes Individuum ist ein Sammelsurium von unterschiedlichen Charaktereigenschaften, die in ihrer Gesamtheit das Wesen ausmachen. Wenn ich davon ausgehe, in einem Charakter zwei meiner Eigenschaften wiederzufinden, und deshalb zu unterstellen, ich habe die da absichtlich oder unterschwellig installiert, halte ich das zwar nicht für unmöglich, aber zumindest unwahrscheinlich. Wenn ich alle meine Charaktereigenschaften die mir bewusst sind, aufliste und diese für meine Kreaturen wegstreiche, wird es schwierig ...

Meine Charaktere sind – so weit ich das beurteilen kann – mir so nah oder fern und ähnlich oder fremd wie andere Menschen, denen man zufällig oder absichtlich über den Weg läuft. Bestimmte Eigenschaften machen sie sympathisch oder eben nicht und das liegt ganz sicher im Auge des jeweiligen Betrachters. Die Gestalten in meinen Erzählungen entwickeln sich und legen sich einen Teil ihrer Eigenschaften auch erst durch ihre Handlungen zu. Die Frage, ob ich selbst so oder so handeln würde, stelle ich mir ehrlich gesagt weder während des Schreibens noch beim Lesen.

Gerne verarbeite ich skurrile Handlungsweisen, Verhalten und Eigenschaften anderer Menschen. Deshalb beobachte ich gerne und speichere ab, was vielleicht irgendwann einmal Verwendung finden kann. Das gilt auch für bestimmte Orte, Szenarien oder Kulturen, die Bestandteil oder Basis für eine weitere Ausarbeitung sein können. Bestes Beispiel ist die Serie ,,Der Arzt": Die Stadt Dahenn ist architektonisch sehr geprägt von meinen Eindrücken, die ich auf Gozo und Malta machte, während das Drumherum sicher eher von Reisen in Wüstenstaaten beeinflusst wurde. Und bevor jetzt jemand auf die Idee kommt, den armen Maltesern zu unterstellen, sie würden sich wie meine Lin verhalten, halte ich fest, dass Lin erfunden sind. Dass für den Schafsprofessor Wollus McSheep der gute Erich von Daenicken herhalten musste, mag ja schon aufgefallen sein ...

Ich finde es niedlich, wenn jemand anhand meiner Texte oder Rollenspiel-Charaktere eine Interpretation versucht. Es stört mich nicht, denn obwohl ich keiner dieser Charaktere bin, sind sie aber alle ein Teil von mir und ich trage selbstredend die Verantwortung für deren Wohlverhalten! *hüstel* Da ich zunächst nicht verhindern kann, dass sich Menschen ein Bild von mir machen und ich auch keinen Einfluss darauf habe, was sie als Grundlage verwenden, ist es mir egal, was sie sich da zusammenreimen und mir andichten.

Ob ich gerne einer dieser Charaktere wäre, oder zumindest so ähnlich? Keine(r) von denen, die bisher in den Erzählungen auftauchten – ich bin real schon schlimm genug. :darth: Ob ich gerne in einer dieser Welten leben würde? Tja, was soll ich sagen ... Ich hab sie entworfen, die müssen gut sein! Wie das Volk der D'ni aus MYST die Welten zusammenschreibt und sie auch real besuchen kann, verbringe ich meine Zeit ja auch dort mit all den Gestalten.

Ich habe immer mal wieder angefangen, Reiseberichte aufzuschreiben, da die Anekdoten und Erfahrungen teilweise bis ins Absurde hinein reichten. Unterhaltsam sind sie allemal, aber eine Autobiographie fände ich einigermaßen absurd.

Das ist ein wundervolles Thema!
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Tamara am 21. April 2009, 00:24:17
Ab und zu (dh SEHR SELTEN) lasse ich einen Chara eine Eigenschaft von mir haben. Eher nahme ich Züge von anderen Leuten die ich gut kenne und ebenso gut einschätzen kann, aber ich achte dabei immer darauf, dass man nicht erkennen kann, wer als Vorbild genommen wurde.
Über meine Gefühle oder über mein Leben habe ich bisher nie geschrieben, und habe es auch nicht vor, erstens ist das meine Angelegenheit, und zweitens will das sowieso niemand wissen. Ich jedenfalls nicht.
Lg,
Tamara
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Mogwied am 21. April 2009, 01:12:36
Wenn ich über mich schreiben würde, würde der Held sich beim ersten Kampf das Knie verdrehen, und für den Rest des Romans verletzt ausfallen. Also nein.  ;D
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Wolfskind am 21. April 2009, 15:33:59
Das kommt darauf an, um was es geht.
Ich denke immer, ich beschreibe vor allem Verhaltensweisen, die ich so beobachtet habe.
Wenn ich dann Textfragmente nach sehr langer Zeit in die Finger bekomm, hab ich aber doch oft den Eidruck, dass es mehr mit mir zu tun hat, als ich beim Schreiben gemerkt hab.^^

Bei Nebensächlichkeiten greife ich aber schon gerne "absichtlich" auf das zurück, was ich selber erlebt habe, weil ich dann Details kenne, die jeder wiedererkennt, der damit Erfahrung hat.
Ich hab noch nie etwas über einen Taxifahrer geschrieben, aber sollte ich es je tun, würde auf jeden Fall Folgendes drin vorkommen: Wenn man nach einer 12-Stunden-Samstag-Nacht-Schicht mit dem eigenen PKW nach Hause fährt, hört man 1. dauernd das nicht vorhandene Funkgerät knistern und denkt 2. bei jedem Fußgänger, der irgendwo an der Straße herumsteht, dass man ihn mitnehmen muss.  ;D

Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Jara am 29. April 2009, 13:33:40
Ich habe mir jetzt vorgenommen, mich mal selbst in einem Projekt zu verwirklichen.
Also im wahrsten Sinne des Wortes "verwirklichen".
Die Geschichte wird von einem personalen Ich  - Erzähler geschildert und ich habe meine Prota sehr an mir orientiert.
Sie bekommt etwas von meinem Aussehen, ein paar meiner mehr oder weniger unzulänglichen Charaktereigenschaften und auch ein paar äußere Umstände aus meinem Leben aufs Auge gedrückt.

Warum ich das mache? Keine Ahnung.
Vielleicht aus dem selben Grund, weshalb sich einige Leute im Internet ein virtuelles Leben erschaffen?!

Ich bin definitiv gespannt, ob ich das durchhalte, oder ob ich eher dahin verfalle, mehr und mehr an dem Charakter herumzubasteln, damit er perfekter oder zumindest anders wird.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Sooky am 29. April 2009, 16:01:55
Jara:
Viel Glück - stelle ich mir verdammt schwierig vor!  :hmhm?: Bestimmt kein leichtes Stück Arbeit, besonders, wenn man sich realistisch darstellen will.

Ich persönlich schreibe... ich glaube es zumindest, nicht über mich. Ich behandle Themen, die mich interessieren, aber das ist ziemlich offensichtlich, wer würde auch über etwas schreiben, das einen nicht die Bohne interessiert?
Doch ich baue nie mich selbst in Geschichten ein, nicht in meinen Weltanschauungen, nicht in meinen Hobbys, nicht in meinen Charakterzügen. Davon mal abgesehen, dass ein Charakter mit meinen charakterlichen Eigenschaften das totale Sympathieminus sein würde (Ich will gar nicht mit meinen schlechten Eigenschaften anfangen...), mache ich es aus zwei Gründen nicht: Wenn man sich selber und seine Erlebnisse einbaut, wird man sehr dazu verleitet, seine Weltanschauung als richtige Moral zu predigen. Ich möchte zwar Werke schaffen, die zum Nachdenken anregen, aber nicht den Lesern eine einzige Perspektive zeigen und ihnen zeigen: "Siehe, das war falsch und dies richtig..." Wenn man eigene Charaktere hat, dann kann man viel neutraler beurteilen. Ich möchte ein realistisches Werk, das wirklich alle negativen Seiten der Menschen und auch die positiven zeigt. Darüber hinaus sind andere Charaktere einfach spannender. Ich möchte mich auch nicht beim Lesen mit einem Charakter identifizieren (vielleicht schon, aber definitiv nicht so, wie manche Twilight-Fanatiker Bella sein wollen  ::) ), sondern eine gute Geschichte lesen. Das ist das gleiche mit dem schreiben. Es ist mir wichtig, mich der Welt mitzuteilen, aber das geht auch anders, als mit derart offensichtlichen Methoden, wie sich selber in eine Geschichte zu stecken. Nicht falsch verstehen: Ich habe nichts gegen Self-Inserts. Können richtig gut sein.  Allerdings bezweifle ich, dass ich sowas könnte.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: ChaldZ am 03. Mai 2009, 17:27:42
Zitat von: Fuchsfee am 22. Januar 2009, 15:17:56
Aber wie kann der Böse das überzeugend tun, wenn sein Schöpfer im Grunde weiß, dass ds alles schlecht ist. ichmeine, ein Böser ist ja wohl böse, weil er denkt, das sei das Richtige. Klar kann er das auch machen, weil er Spaß dran hat. Dann ist er wahrscheinlich ein Irrer. Aber das ist mir zu oberflächlich. Wie kann er überzeugend rüberbringen, dass er denkt, er tut das Richtige wenn der Autor im Grunde weiß, dass es falsch ist? Da hat mich noch keiner überzeugt.

Meiner Meinung nach gibt es hier vier Möglichkeiten.

Die erste ist, dass der "Böse" ein Psychopath ist und in seiner verquerten Welt denkt, das Richtige zu tun oder einfach das tut, wonach ihm der Sinn steht.
Das ist schwierig zu beschreiben, denn man soll ja als Leser dennoch nachvollziehen können, warum der Char so handelt, auch wenn seine Taten "böse" sind. Es muss nicht der Logik in unserem Sinne entsprechend, muss aber für den Char - und somit nachvollziehbar für den Leser - Sinn ergeben.
Schafft der Autor das, bekommt man einen sehr interessanter Char, der trotz seines chaotischen Geistes nachvollziehbare Aktionen macht, die "böse" sein können.

Die zweite ist, dass der Char in einem Umfeld aufgewachsen ist, in dem bestimmte Regeln und Handlungsweisen als legitim und wünschenswert eingestuft werden. Klassisch hier ist zum Beispiel das System Herr und Sklave. Oder dass, um eine Machtposition zu erhalten, alles erlaubt ist.
Mit dem entsprechenden Hintergrundwissen sind solche Chars nachvollziehbar. Dafür ist es aber nötig, erst einmal selbst viel über die Lebensumstände des "Bösen" zu wissen (was ja generell nie schlecht ist) und diese Ideale und Traditionen auch dem Leser zugänglich zu machen.
Leistet der Autor diese Arbeit, erhält man einen "Bösen", der für sich und die Umstände seines Großwerdens nicht "böse" ist, sondern meint, das Richtige zu tun. Für die Moralvorstellungen des Lesers sind die Taten aber unmoralisch, falsch und scheinen vielleicht unreflektiert. Ich denke, man bekommt so bestenfalls einen "Barbaren", aber keinen wirklich "bösen" Char. Dennoch ist es einfacher zu bewerkstelligen als einen Psychopathen.

Die dritte Möglichkeit ist es, dem "Bösen" ein Ziel einzugeben.
Ich denke, das ist die meist genutzte Option. Allerdings auch oft sehr flach ausgearbeitet. Für einen Char zu sagen "ich will die Welt beherrschen und jeder, der sich mir in den Weg stellt, wird getötet" ist nicht wirklich nachvollziehbar. Zwar gerne genutzt, weil es eben so einfach ist; aber mal ehrlich: Wer von euch würde sagen: Ja, das ist nachvollziehbar?
Viel interessanter sind solche Chars, die durch Erlebnisse in ihrem Leben ein Ziel haben, zu dessen Erreichen ihr Lebensinhalt wird. Das Ziel sollte nicht in Beherrschung der Welt ausarten, für mich ist das zu klischeebehaftet. Vielleicht wurden sie von einer mächtigen Familie in Grund und Boden gedemütigt und arbeiten sich hoch, um mit ihrer neuen Machtposition Rache nehmen zu können. Der Moral haben sie entsagt, doch Menschlichkeit ist noch immer zu finden. Das macht den Char nachvollziehbarer, interessanter.
Schafft man es überzeugend, einem Char solch ein Ziel einzugeben, hat man einen runden "Bösen", der nachvollziehbar ist. Das ist mit einer Hintergrundgeschichte relativ einfach hin zu bekommen und die Taten sind wirklich "böse".

Die vierte Möglichkeit (mein Favorit).
Umstände, die einen Char dazu verleiten, (vermeintlich) "Böses" zu tun. Eine Geschichte, die, aus einer Perspektive erzählt, dazu verleitet anzunehmen, dass die Gegenfraktion "böse" ist oder "böse" handelt.
Meiner Meinung nach die schönste Variante, da sie Überraschungen in der Geschichte und interessante Wendungen zulässt.
Aus der einen Perspektive wirken die Handlungen niederträchtig. Doch später und aus anderer Perspektive sind sie nachvollziehbar und es lässt sich nicht mehr in "Gut" und "Böse" einteilen.

Vielleicht hat sich der ein oder andere gewundert oder auch davon genervt gefühlt, dass ich "böse" ständig in Anführungsstriche gesetzt habe. Doch meiner Meinung nach liegt hier genau darin die Wurzel von einem "bösen" Char, der nicht nachvollziehbar ist: Einfach "böse" zu sein, weil er eben böse ist und Spaß daran hat. Das ist nicht nachvollziehbar.
Die Kunst ist, hinter diesen Char eine Geschichte zu stellen, die mit ihm harmoniert und stimmig ist, einen Grund liefert, warum der Char genau so ist, wie er ist.
Wenn man einen "Bösen" braucht, so sollte man sich nicht ausmalen, wie "böse" er ist. Sondern was ihn dazu verleiten könnte, keine Moral mehr zu haben, der Moral abgeschworen zu haben, ein Ziel über alle Güte zu setzen.
Und dann wird auch der Char automatisch interessant.


@Topic:
Sicher haben Charaktere Züge von mir selbst. Doch sie entscheiden nicht wie ich, sondern eben so, wie es diejenigen Züge, die sie haben, eben "vorschreiben" oder implizieren.
Charakterzüge sind auch keine Schalter, die entweder "an" oder "aus" sind. Jeder hat jeden Charakterzug. Bei manchen ist er mehr oder weniger ausgeprägt, bei anderen vom Gegenteil überragt, so dass er nicht in Erscheinung tritt.
Insofern ist in jedem Char und in jedem Menschen etwas von uns (jemand zuvor brachte das Beispiel mit den Menschen auf der Straße, die genauso was von ihm selbst haben wie seine Chars).
Richtig ist zwar, dass alles das, was in unserem Texten steht aus uns kommt; aus dem Bewusstsein oder Unterbewusstsein. Aber solange wir nichts beschreiben, das wir persönlich erlebt haben, sondern nur nachempfinden, uns hinein versetzen und dergleichen, hat das für mich nichts Autobiographisches.
Insofern legt man sicher in Charaktere Eigenschaften, die bei einem selbst vielleicht ausgeprägter sind. Aber ich denke nicht, dass man damit über sich selbst schreibt.

Einige sagten, sie würden nicht über sich selbst schreiben, weil das viel zu langweilig wäre. Ich würde ebenfalls eine miese Romanfigur abgeben. Da würde nichts passieren.
Chars leben davon, dass sie überspitzt sind, dass sie extrem sind, leidenschaftlich, wechselhaft, aber immer nachvollziehbar bleiben.
Wir selbst sind selten extrem... dafür aber zumeist für uns selbst nicht nachvollziehbar.
Schon von daher wäre es schwer, über einen selbst zu schreiben.

Ohje, entschuldigt den langen Text... habe mich etwas gehen lassen  :-[
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Evenia am 03. Mai 2009, 18:57:55
Also ich schreibe nicht über mich selbst. Jedenfalls nicht so, dass ich etwas bestimmtes erlebe oder fühle und dazu dann eine passende Situation in einem meiner texte schreibe. Ich fühle mich einfach in die Hauptperson rein, so dass nicht sie meine Situationen noch einmal erlebt, sondern ich ihre... Das klingt jetzt bescheuert und an den Haaren herbeigezogen, ist aber so.
Trotzdem hab ich kein Problem mit Leuten die über ihre eigenen Erlebnisse schreiben. Solange der Text am Ende gut ist, ist doch alles egal oder?
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Grey am 03. Mai 2009, 21:59:49
Zitat von: ChaldZ am 03. Mai 2009, 17:27:42
Ohje, entschuldigt den langen Text... habe mich etwas gehen lassen  :-[

Der lange Text ist gar kein Problem - aber bei all der Mühe wäre das ein schöner Beitrag in einem entsprechenden Workshop-Thread gewesen. ;) Jetzt ist er leider nur ein gewaltiges OT, und niemand, der etwas zur überzeugenden Darstellung von Bösewichten sucht, wird ihn jemals mit der Suchfunktion finden können ... :seufz: Schade drum, eigentlich. ;)
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Churke am 03. Mai 2009, 23:45:47
Och, eigentlich würde es doch ganz gut in diesen Thread passen, oder?

http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,377.0.html

Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Grey am 04. Mai 2009, 09:13:30
Ja - das wollte ich doch damit sagen. In so einem Thread wäre der Beitrag besser aufgehoben gewesen. ;)
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Lavendel am 04. Mai 2009, 22:39:52
Und es spricht nichts dagegen, das in besagtem Thread zu wiederholen, da du dir schon so viel Mühe gegeben hast ;).
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: ChaldZ am 04. Mai 2009, 23:32:40
Schön, dass ihr alle so dezent seid  :pfanne: ... mittlerweile habe sogar ich es verstanden  ;D
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Joscha am 05. Mai 2009, 10:34:10
Mal zurück zum eigentlichen Thema:
Ich schreibe nicht bewusst über mich selbst, zumindest in Fantasy-Romanen, da kann ich mich gut distanzieren (wenn ich in der heutigen Zeit und Welt schreibe, passiert es mir öfter mal, dass ein Charakter unbeabsichtigt ein bisschen mehr Ich ist als ich will). Allerdings merkt man vor allem bei meinen Plots, dass meine Weltanschauung zu Tage tritt. In meinem aktuellen Projekt spielt zum Beispiel eine mächtige Kirche eine Rolle, deren obere Kreise weitestgehend korrupt sind und deren Gott nicht existiert. (Ich hoffe, es fühlt sich jetzt niemand beleidigt. Ist eben nur meine Sicht der Dinge.) Der halbwahnsinnige Massenmörder  hat, hoffe ich mal, keinen meiner Charakterzüge geerbt, das würde nicht gerade für mich sprechen.  ;D
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Antonia Assmann am 05. Mai 2009, 10:45:52
Direkt über mich selber, wäre zuviel gesagt. Aber ich muss doch zugeben, dass meine weiblichen Hauptdarsteller so manche Eigenschaft von mir haben- manchmal auch welche, die ich mir selber gar nicht so gerne zugebe... ;)
Wenn dann die Anderen reagieren sehe ich ja was dabei rauskommt. Ich finde es manchmal herrlich erfrischend, wenn meine Heldin mal so richtig draufhauen darf, was sich natürlich im RL nicht so einfach machen lässt. Doch, ich würde schon sagen, dass ich auch über mich schreibe.

Antonia
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Waffelkuchen am 06. Mai 2009, 16:24:07
Bewusst schreibe ich nicht über mich selbst- allerdings wurde mir mit ein, zwei Jährchen Abstand zu meinem ersten Roman klar, dass der weibliche Hauptprota genau den Konflikt in sich trug, den ich auch in mir hatte- bei ihr war es der Wunsch nach Freiheit und die gleichzeitige Angst davor, bei mir der Wunsch nach mehr Selbstständigkeit. Irgendwie ironisch, dass ich mir danach ein Stück ihrer Freiheit in mein Leben geholt hab- seitdem mache ich nämlich regelmäßig lange Waldspaziergänge, um meine Gedanken zu ordnen und zur Ruhe zu kommen. Sie ist nur aufgebrochen, um die Welt zu retten. *hüstel*
Noch dazu hatte ich auch eine recht komplizierte Vater-Tochter Beziehung eingebaut, die im Nachhinein auch an mein eigenes verkorkstes Verhältnis zu meinem Paps erinnert. (Das hat sich mittlerweile auch zum Besseren verändert. ;) )
Aber damals, beim Schreiben und als ich privat mitten in dieser Sitaution war, hab ich das natürlich nicht gesehen. Irgendetwas von seinen eigenen Konflikten fließt wohl irgendwie immer ein, mal in stärkerem und mal in schwächerem Umfang.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Lavina am 20. Mai 2009, 12:11:47
Über mich schreibe ich nicht, aber ich versuche schon meine Gefühle oder Eindrücke in meine Geschichten einzubauen, allerdings verteilen die sich beinahe gleichmäßig auf die Charaktere. Ich fühle mich damit stärker mit der Geschichte verbunden und kann sie so besser erzählen.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Coppelia am 21. Mai 2009, 08:28:47
Im Moment finde ich, dass in meinem Prota ein Teil von mir steckt, aber ich bin nicht so sicher, ob mir der Teil gefällt. :-\ Vor allem, weil das ohnehin kein gutes Ende nimmt.
Aber ich schätze, ein Teil von mir steckt in allen Protas, wie ich ja auch schon mal vorher ausgeführt habe, auch wenn man es nicht gleich merkt. Und man hat ja nicht nur Eigenschaften, die einem selbst gefallen (na ja, die meisten).
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Drachenfeder am 21. Mai 2009, 11:23:00
Zitat von: Coppelia am 21. Mai 2009, 08:28:47
Aber ich schätze, ein Teil von mir steckt in allen Protas,

Das sehe ich bei mir auch so. Ob mir dann die Eigentart gefällt ist wieder eine andere Sache. Meine Freundin sagte vor einiger Zeit, als sie eine meiner großen Storys das erste mal gelesen hatte: "X bist du und xx ist so wie du gerne wärst." Uff... ok, ich habe mir mal drüber Gedanken gemacht. Bei der ein oder anderen Sache musste ich ihr sogar Recht geben  :-\
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Dämmerungshexe am 09. Juni 2009, 10:39:09
Schwer zu sagen ob ich tatsächlich über "mich" schreibe. Ich weiß dass ich ab und an gewisse Eigenschaften und Ansichten von mir auf meine Figuren projiziere, aber ich denke das ist ein gutes Mittel um sie etwas glaubhafter zu machen. Irgendwie steckt in jeder Figur etwas von ihrem Schöpfer und wieweit der das durchblicken lässt ist seine Entscheidung.
Was mir ab und an wirklichen Spaß macht, ist eine Figur einzubauen, die tatsächlich die Position eines "Autors" einnimmt - jemand der alles über jeden zu wissen scheint und alle Fäden in der Hand hält. Mit so einer Figur zurechtzukommen ist eine große Herausforderung für die anderen Charaktere.
Es gibt auch einige Autoren, nicht unbedingt im Fantasy-Bereich, die die Metalepse auf die Spitze treiben und tatsächlich sich selbst als Autor in ihre Geschichten schreiben und ihren Figuren das auch auf die Nase binden (die daraufhin, vielleicht zurecht, ziemlich sauer auf ihren Schöpfer sind). Ich müsste das entsprechende Zitat nocheinmal heraussuchen, es stand in einem Buch über "transmediale Erzähltheorie".

Dämmerungshexe

PS: Coppelia - ich denke nicht unbedingt dass es schlecht ist, dass eine Figur wie du wirkt und eine andere wie dein Idealbild. Immerhin geht es in Geschichten darum, dass sich die Figuren entwickeln und dass die Leser diese Entwicklung nachvollziehen können und vielleicht selbst etwas daraus lernen. In soweit sind Autoren auch nicht viel mehr als Philosophen, die versuchen die Welt zu verbessern.  ;)
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Schreiberling am 07. Januar 2010, 21:42:51
*Thread wieder ausgrab*

Ich habe mir jetzt nicht alles durchgelesen, dafür war es mir dann doch zu viel, aber viele sagen, dass nur Teile von ihnen in den Charakteren ihrer Projekte stecken und sie mehr auch gar nicht wollen.
Meine Frage dazu: Warum nicht?
Ich rede jetzt nicht von den Geschichten, die eine Figur erlebt, sonderm schlichtweg von ihrem Charakter. Warum nicht eine Figur haben, die einem (bis auf Kleinigkeiten) gleich ist?
Zu langweilig ist dafür niemand, ich bin jetzt einfach mal so kühn zu behaupten, dass jeder Mensch unglaublich interessant ist und es auch wert wäre, ein Buchcharakter zu sein. ;) Denn was unterscheidet uns von einem selbst konstruierten Charakter, warum nicht gleich die eigene Persönlichkeit nehmen?

Rede ich schon wieder Unsinn?
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Grey am 07. Januar 2010, 22:04:47
Na ja ... Unsinn finde ich deine Argumentation grundsätzlich nicht, aber mir wäre das einfach zu persönlich. Deswegen würde ich sowas nicht in Betracht ziehen.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Ratzefatz am 07. Januar 2010, 23:36:28
@ Schreiberling:

Unsinnig finde ich das nicht. Mir fallen bloß zwei Schwierigkeiten ein:

1) Damit aus dir selbst ein glaubhafter Charakter wird, müsstest du dich sehr gut kennen. Und mal ehrlich, wer von uns weiß schon, wie er wirklich reagieren würde, wenn man ihn plötzlich mit der Rettung der Welt beauftragen oder ein Drache ihn auf das Mittagsmenü setzen würde?

2) Du müsstest dich auch völlig objektiv betrachten. Dich nicht klüger machen, als du bist, nicht dümmer, nicht hübscher, nicht hässlicher ... Und du dürftest auch nicht dazu neigen, zu denken, dass die anderen Charaktere deinen Avatar mögen müssen. Ich stelle mir das alles ziemlich schwierig vor.

Was natürlich niemanden abhalten soll! :-)

LG
Ratzefatz

Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Rika am 13. Januar 2010, 14:26:59
Höchst interessante Unterhaltung hier!

Ich habe glaube ich noch nicht genug geschrieben, um da so richtig viel drüber sagen zu koennen, aber ich denke schon, dass man es nicht vermeiden kann, von sich selbst was einfliessen zu lassen. Immerhin haben wir alle nur unsere eigenen Erfahrungen, die wir wirklich erlebt haben, und wo wir erlebt haben, wie es sich anfühlt.

So deutlich wie in den Werken, über die Grey gestolpert war, sollte das allerdings nicht sein, bzw es würde mir auch nicht gefallen, eine versteckte Predigt in eine Geschichte hineingezwungen zu finden.

Ich habe auch nicht vor, mich in meine Geschichte hinein zu stecken - ob das gelingt werde ich (oder meine Betaleser) ja vielleicht sehen, wenn ich sie fertig habe. Wenn ich allerdings drüber nachdenke, gibt es schon auch Parallelen, wenn auch (zum Glück!) keine identischen. Wenn ich darüber jetzt mehr nachdenke fällt mir allerdings auch auf, daß für den, der danach guckt, sich eigentlich fast überall irgendwie irgendwelche Ähnlicheiten finden lassen. Wie es so schön heißt "wir sind doch alle Menschen".
Meine Prota & ich teilen, wenn mensch es so abstrahiert, das Erlebnis eines frühen Verlustes als Trauma. Und wir haben beide sowohl "survivor" Aspekte, als auch sich-manchmal-gehen-lassen-und-überwältigt fühlen. So betrachtet, sind das definitive Ähnlichkeiten. Andererseits, Verlust erleben viele Menschen schon früh. Früher oder später jeder. Überleben, mit welchen seelischen "Wunden" oder "Narben" (oder vielleicht auch nur Formung) tun das auch die meisten. Und sich überfordert fühlen ist ja nun auch wirklich keine Seltenheit.
Ist das also mehr eine Ähnlichkeit mit mir? Oder eine in sich stimmige Idee, die u.a. deshalb stimmig ist, weil soetwas halt wirklich einigermaßen häufig vorkommt? Oder eine Frage davon, aus welcher Perspektive man es betrachtet, bzw. wie nahe man "ranzoomt"? Für mich ist die Antwort darauf nicht wichtig, sondern nur, daß die Geschichte & der Chara in sich stimmig und realistisch sind.

@Manja - deine Geschichte "Selbstmord" würde mich auch interessieren! Ich PMe dann mal...

ZitatEin Leser muss diesen Rahmen mit eigenem Leben füllen und steckt mindestens ebenso viel von sich selbst in das Buch wie der Autor.
@Lomax - Ja, auf jeden Fall.
ZitatWenn ich als Leser/in eine Geschichte lese, wie soll ich dann wissen, was der/die Verfasser/in sich gedacht hat oder was wohlmöglich unterbewusst in die Ansichten oder Handlungsweisen der Charaktere eingeflossen ist? Noch viel wichtiger: interessiert mich das überhaupt?
Um ganz ehrlich zu sein, nein, kein Stück.
@Lavendel - Geht mir ganz genauso.
ZitatZu langweilig ist dafür niemand, ich bin jetzt einfach mal so kühn zu behaupten, dass jeder Mensch unglaublich interessant ist und es auch wert wäre, ein Buchcharakter zu sein. ;) Denn was unterscheidet uns von einem selbst konstruierten Charakter, warum nicht gleich die eigene Persönlichkeit nehmen?
@Schreiberling - Auch ein interessanter und positiver Ansatz. Ich habe auch durchaus schon gute Vertreter von sowas gelesen, bewußt bermerkt vielleicht eher außerhalb des Fantasygenres. Auch Fantasy muß jedoch nicht immer von Weltrettung, Schlachten oder Drachenfutter handeln, auch hier kann es interessante "kleine" Geschichten geben, bzw interessante Geschichten in denen es um "kleine"/"normale" Leute geht.
Kitchen Heroes (http://www.talis.net/songbook/kitchenheroes.html), wie Talis Kimberley (http://www.talis.net) es in einem Lied nennt, können auch spannende Momente haben, die es sich zu erzählen/lesen lohnt. ;)

LG - Rika
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Joscha am 13. Januar 2010, 17:32:00
Hallo!

Ich persönlich schreibe nicht über mich selbst - oder zumindest nicht bewusst. Gründe habe ich dafür mehrere. Zum einen ist es schwer, dabei ehrlich zu sein - ich neige dazu, eine idealisierte und/oder eine übermäßig negative Darstellung meiner selbst zu wählen - und ich habe einfach eine Abneigung gegen Bücher, bei denen es sich so anfühlt, als wäre der Charakter das Wunsch-Selbstbild des Autors. Genau so, wie ich es nicht mag, wenn eine männliche/weibliche Person - je nach Geschlecht des Autors - als Idealbild des jeweiligen Geschlechts beschrieben wird.

Außerdem würde ich, glaube ich, eine relativ langweilige Romanfigur abgeben. Ich würde mich in bestimmten Situationen einfach verhalten wie die meisten und ich habe eine Vorliebe für eher düstere Charaktere - zu denen man mich beim besten Willen nicht zählen kann.

Des weiteren, wie einige vor mir schon geschrieben habe, wäre das etwas zu persönliches. Natürlich ist jeder Roman persönlich, zumindest ein wenig und gibt eine Menge über die Person des Autors preis, dennoch gibt es eine bestimmte Grenze. Ich will nicht, dass jeder weiß, wie ich denke und wie ich mich in bestimmten Situationen verhalte, was meine geheimen Ängste sind und dergleichen. Irgendwo sollte ja noch ein wenig Privatsphäre bleiben.

Grüße
Joscha
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Kati am 13. Januar 2010, 18:59:30
Ich mache das auch nicht bewusst, genau wie ich nicht bewusst über andere Leute schreibe. Und trotzdem kommt es manchmal vor, dass mir jemand ein Manuskript zurückgibt und ganz freudig feststellt: "Diese Rothaarige, die erinnert mich total an mich!"
Ich weiß nicht, ob ich das gut finden soll, wenn ich da an diese Sache mit dem Verklagen denke...

LG,

Kati
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Schreiberling am 18. März 2010, 16:24:28
Ich hoffe, es ist nicht schlimm, wenn ich das Thema schon wieder hochhole, aber es lässt mich einfach nicht los und ich zerbreche mir immer wieder den Kopf darüber.  ::)

Dass man wirklich sich in seinem Ganzen als Hauptperson nimmt, halte ich inzwischen auch für problematisch, wegen oben genannten Gründen (Privatsspähre, sich nicht gut genug kennen, etc.).
Für mich wäre es interessant gewesen, dass mal zu machen ohne eine Gedanken an Veröffentlichung zu verwenden, sozusagen nur für mich.
Aber bei Romanen, die ich anderen auch zum Lesen geben will, möchte ich nicht, dass erkennbar von mir so viel in den Charas steckt. Besonders nicht, da es einige Personen gibt, die mich fast besser kennen, als ich mich. Aber momentan bin ich mir einfach nicht sicher, ob ich mich wirklich aus meinen Geschichten rauslasse(n kann). Obwohl ich versuche meine Charas nicht so zu gestalten wie ich bin, habe ich das Gefühl, dass trotzdem viel zu viel von mir in ihnen steckt.
Auch die Konflikte, die ich bearbeite, interpretiere ich momentan auf einen Teil meiner Situation, aber ich bin mir nicht sicher, ob das stimmt.
Ich habe eifnach das Gefühl, viel zu viel in meine Charaktere und mich hinein zu interpretieren.
Beim Schreiben habe/fühle ich auch nicht die Unterscheidung Autor/Charakter, sondern der Charakter bin dann ich, bzw. der Charakter ist so tief in mir, dass er schon fast ich ist.

Oh Mann, ich hoffe, dass waren jetzt nicht zu viele Chaosgedanken. *rauchenden Kopf habe*
Liebe Grüße,
Schreiberling
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Nycra am 18. März 2010, 17:11:58
Zitat von: Schreiberling am 18. März 2010, 16:24:28
Beim Schreiben habe/fühle ich auch nicht die Unterscheidung Autor/Charakter, sondern der Charakter bin dann ich, bzw. der Charakter ist so tief in mir, dass er schon fast ich ist.

Hiho,

das klingt irgendwie ein bisschen nach gespaltener Persönlichkeit ;) - nee quatsch... nur ein Spaß.

Ich kann da nur von mir sagen, dass ich meinen Chars immer ein bisschen von mir mitgebe. Bei Lili ist es eindeutig ein bisschen mehr. Ich verarbeite gerne eigene Konflikte in meinen Büchern, so ist es halt auch nicht verwunderlich, dass es zum Beispiel eine genervte Sekretärin gibt, die kaltlächelnd dabei zuschaut, wie ihr Chef umgebracht wird. Wer Chef und wer Sekkie ist, dürfte dabei klar sein.

Trotzdem achte ich dabei darauf, dass man nicht direkt Rückschlüsse auf mich ziehen kann, es sei denn, man kennt mich sehr gut. Ich finde halt, dass es wichitg ist, über Dinge zu schreiben, die man kennt und seine eigene Gefühlswelt bspw.  gehört dazu.

Gruß

Nycra

Ps: Grrr.. hab heute zum 3. Mal Nyra geschrieben, wenn das so weitergeht, lass ich mich umbenennen..  :pfanne:
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Grey am 18. März 2010, 17:20:05
Na ja, so einzelne Elemente aus dem Privatleben einzuflechten, ist natürlich auch was anderes, als einem Charakter die eigene Persönlichkeit zu verpassen. Mein Lieblingsvampir Ceddi beispielsweise ist mir von der Persönlichkeit her absolut nicht-ähnlich. Trotzdem hasst er es, Formulare für Drittmittelanträge für seine Forschungsstation auszufüllen - und als er das kundgetan hat, hat wirklich jeder meiner Betaleser sofort mein Gejammere darin wiedererkannt. ;D Ist doch auch nur legitim, das so ein bisschen zu verarbeiten. ;)
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Schreiberling am 18. März 2010, 18:40:54
Mhm, ein bisschen finde ich okay und stört mich nicht. Aber obwohl meine Charaktere so verschieden sind, habe ich das Gefühl, dass man mich sehr deutlich in jedem wieder erkennt. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll.
Habt ihr manchmal auch das Gefühl, in solche Dinge zu viel rein zu interpretieren?
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Kuddel am 18. März 2010, 20:04:16
Zitat von: Schreiberling am 18. März 2010, 18:40:54
Mhm, ein bisschen finde ich okay und stört mich nicht. Aber obwohl meine Charaktere so verschieden sind, habe ich das Gefühl, dass man mich sehr deutlich in jedem wieder erkennt. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll.
Habt ihr manchmal auch das Gefühl, in solche Dinge zu viel rein zu interpretieren?
100% Wenn ich meine Charaktere lese, dann denke ich immer: Verdammt, das bist du. Aber wirklich was dagegen tun, kann man glaube ich auch nicht. Immerhin steckt in jedem Charakter etwas  :engel: und was  :darth: von uns mit drin.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Schreiberling am 18. März 2010, 20:29:09
Zitat von: Kuddel am 18. März 2010, 20:04:16
100% Wenn ich meine Charaktere lese, dann denke ich immer: Verdammt, das bist du. Aber wirklich was dagegen tun, kann man glaube ich auch nicht. Immerhin steckt in jedem Charakter etwas  :engel: und was  :darth: von uns mit drin.

Langsam kriege ich das Gefühl, mich gedanklich im Kreis zu drehen. :P
Ich glaube, ich frage mal denjenigen, der meine Charas dann ein wenig kennt, was er dazu meint. *Kopf kratz*
Warum muss das alles so kompliziert sein? ;)
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Wuo Long am 18. März 2010, 20:58:33
In einem Vorwort zu dem Buch Fahrenheit 451 hat der Autor Ray Bradbury davon gesprochen, dass die Charaktere in seinem Buch aus seinem Unterbewusstsein sprachen.

In dem Sinne scheinen also auch in die Charaktere eines bedeutenden Autors Teile seiner Persönlichkeit einzufließen und wer kann es ihm oder dir oder irgendeinem anderen Autor verübeln? Schließlich sind wir diejenigen, die eine Geschichte erzählen, und eine Geschichte erzählt sich nun mal über die Charaktere.

Ein Punkt, der bei einem zu autor-ähnlichen Charakter zu Problemen führt ist, wenn er als Mary Sue deklariert werden kann. Wenn es sich um eine idealisierte Version der Autor-Persönlichkeit handelt, eine Figur, der alles gelingt, die jeden Konflikt löst blabla. Falls du das vermeidest, sehe ich keine Probleme, selbst wenn deine Charaktere autobiographische Züge hat. Deine späteren Leser kennen dich in der Regel ja nicht so gut, wie vielleicht deine Beta-Leser.

Ich hatte auch einmal mit einem zu Charakter zu kämpfen, der drohte, mir zu ähnlich zu werden. Sein Vorstellungsgespräch kannst du übrigens hier im Forum nachlesen (Levin). Was ich dann getan habe, waren zwei Dinge:

1. Ich habe ihm zwei distinkte Eigenschaften gegeben, die im krassen Gegensatz zu mir stehen. Erstens ist er ein Frauenheld und zweitens mag er kein scharfes Essen. Das ist bei mir exakt das Gegenteil.
2. Ich habe angefangen, mit ihm zu reden und zu streiten. Aus Spaß, aber auch um ihn als eine eigenständige Identität von mir selber zu trennen. So lange du das nicht irgendwo machst, wo man dich beobachtet (Sieht für andere aus wie Selbstgespräch), hat es für mich ganz gut funktioniert. ich glaube in meinem Vorstellungsgespräch sieht man einige Anzeichen meiner Bemühungen.

Gruß Wuo Long

Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Joscha am 18. März 2010, 21:46:31
Zitat von: Kuddel am 18. März 2010, 20:04:16
100% Wenn ich meine Charaktere lese, dann denke ich immer: Verdammt, das bist du. Aber wirklich was dagegen tun, kann man glaube ich auch nicht. Immerhin steckt in jedem Charakter etwas  :engel: und was  :darth: von uns mit drin.

Bei mir eindeutig mehr  :darth:. Aber ich kenne das Gefühl. Das ist einer der Gründe, warum ich lieber aus der Sicht von älteren Personen schreibe. Je jugendlicher meine Figuren, desto mehr habe ich das Gefühl, da steckt zu viel von mir selbst drin. Besonders bei einem meiner aktuellen Protagonisten (Rokos Kovic) habe ich das gespürt. Ich habe ihm das aber größtenteils ausgetrieben, indem ich ihn hier einem Vorstellungsgespräch ausgesetzt und darauf geachtet habe, dass es wirklich er ist, der da antwortet und nicht ich.
Wenn ich älter bin, schreibe ich vermutlich nur noch Jugendromane. ;D
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Hanna am 18. März 2010, 21:49:52
Ich denke gerade darüber nach, sehr eindeutig über mich selbst zu schreiben. Nämlich für einen Beitrag für den Härtling-Preis, wo ja offenbar ausschließlich Problembücher prämiert werden. Als Teenie war ich ein echter Problemfall. Aber ich ringe noch mit mir. Ich weiß nicht, ob es gut für mich wäre, in meiner Vergangenheit zu buddeln und außerdem mag ich Problembücher eigentlich nicht. Härtling schmäht zwar Fantasy als Flucht vor der Realität, aber die Realität ist oft grausam - vorallem für Kinder. Da sollte man ihnen doch die kleinen Fluchten lassen, oder?

Irgendwie habe ich bei diesen Problembüchern das Gefühl, sie werden eher für Erwachsene geschrieben als für Kinder ... aber das wäre ein Thema für einen eigenen Thread.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Grey am 18. März 2010, 21:56:43
Zitat von: Wuo Long am 18. März 2010, 20:58:33

2. Ich habe angefangen, mit ihm zu reden und zu streiten. Aus Spaß, aber auch um ihn als eine eigenständige Identität von mir selber zu trennen. So lange du das nicht irgendwo machst, wo man dich beobachtet (Sieht für andere aus wie Selbstgespräch), hat es für mich ganz gut funktioniert.

Das ist toll, das mache ich auch immer. Vor allem, wenn die mysteriösen Typen, die bei mir doch immer mal auftauchen, so mysteriös sind, dass sie sich weigern, mir ihre Pläne zu erzählen. :darth:
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: zDatze am 19. März 2010, 09:54:43
Ob bei mir dieses "Der Prota ist wie ich" zutrifft, kann ich nicht wirklich sagen. Da ich nur selten Texte von jemanden lesen lasse, da ich meistens zu unzufrieden damit bin und niemanden etwas Unfertiges aufdrängen möchte. Und wenn jemand einmal das Vergnügen hat einen der Texte zu lesen, dann kennt mich derjenige meistens nicht persönlich.

Ich vererbe aber manche meiner Macken an meine Charas weiter. z.B. die Abneigung gegenüber einer bestimmten Farbe. Da es aber sicherlich einige Leser gibt, die vielleicht genauso diese eine Farbe nicht mögen, denke ich mir nicht viel dabei.

Zitat von: Gothanna am 18. März 2010, 21:49:52
Ich denke gerade darüber nach, sehr eindeutig über mich selbst zu schreiben.
Schreiben kann helfen, oder auch unangenehme Erinnerungen hervor rufen. Mir hat es geholfen, einmal meinen ganzen Frust in ein kleines Büchlein zu schreiben, aber das hab ich dann sicher verwart und ich denke, dass es niemand gefunden/gelesen hat.
Würdest du angeben, dass das Buch nach einer wahren Begebenheit ist?
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Hanna am 19. März 2010, 10:01:28
Zitat von: zDatze am 19. März 2010, 09:54:43geholfen, einmal
Würdest du angeben, dass das Buch nach einer wahren Begebenheit ist?

Nein. Im Gegenteil. Ich würde es sogar am liebsten unter Pseudonym machen. Meinen eigenen Namen hebe ich mir für meine heißgeliebten Fantasysachen auf. Irgendwie ist meine Einstellung eine ganz andere, als die der großen Literaten. Über die Gegenwart kann jeder schreiben, für Fantasy muss man kreativ sein.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Wollmütze am 19. März 2010, 18:47:04
Huhu,

Ich glaub, ganz kann man das nicht verhindern, einen Teil von sich in den Charakter einzubringen, man kennt ja schließlich nur die eigenen Erfahrungen und durchlebten Situationen und die damit verbundenen Gefühle.
Ich muss zugeben, auch meine Charaktere bekommen immer irgendeine Angewohnheit oder ein Laster von mir. Zwar versuche ich genau das immer bei der Planung zu verhindern, und meistens funktioniert es bis dorthin auch,- aber spätestens bei der ersten Überarbeitung fällt mir auf, dass hier und dort Regungen versteckt sind, die mich an mich erinnern.  ::)
Die meisten davon werden korrigiert und ersetzt, aber manchmal kann man eben einfach nicht anders, grade dann, wenn es an eine bestimmte Stelle einfach passt, und dann ist es meiner Meinung nach, wenn es nicht zuuu offensichtlich ist, vollkommen OK.

Grüßle,
Wolli

Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Kati am 19. März 2010, 19:07:01
Mir passiert es auch immer, dass ich irgendetwas von mir in meine Charaktere einbaue. Manchmal sind es Charaktereigenschaften, manchmal Erlebnisse die ich für romantauglich halte. Ich rede mir gern ein, dass meine Geschichten dadurch persönlicher und authentischer werden und ich kann mir auch vorstellen, dass es wirklich so ist. Außerdem glaube ich nicht, dass es niemanden gibt, der das nicht macht.

Für mich besteht zudem noch ein Unterschied zwischen "Charakteren eigene Eigenschaften geben" und einen Charakter nach sich selbst erstellen und am besten noch eine Mary-Sue daraus machen. Das finde ich schlimm, besonders, wenn es bewusst geschieht.

LG,

Kati
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: nina b. am 21. März 2010, 00:26:53
Hallo Grey!

Ohne die ganzen Beiträge jetzt noch nachträglich lesen zu müssen, antworte ich einfach mal so auf deine Frage.

Damals habe ich teilweise meinen eigenen GEfühlszustand mit in meine Charaktere mit reinprojeziert und dachte in der Tat, dass das super ist. Aber für mich selbst habe ich entdeckt, dass dem nicht so ist.
Ich schreibe natürlich meinen Frust auch in Geschichten hinab... Aber das bleibt dann auch für meine Schublade. Gedichte, KG oder Briefformen.

Eher nutze ich die GEfühle, wenn ich alles verarbeitet habe oder mich abreagiert habe. Doch an das Gefühl kann man sich super erinnern oder aber ich habe mir Notizen in Metapherform etc aufgeschrieben und dann kann man das auch übernehmen...

Liebe Grüße
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: nina-a am 21. März 2010, 17:45:23
Ich habe in meinem erst vor kurzem veröffentlichten Buch "Verflixte Hühnersuppe" meine Protagonistin so erscheinen lassen, wie ich niemals war und niemals sein werde - und das hat mir so viel Spass gemacht, dass ich vier weitere Bücher in dem Stil geschrieben habe. Vielleicht wünsche ich mir, so frech und schlagfertig zu sein wie sie, vielleicht wachse ich ja so langsam in ihre Rolle hinein ...

Erfahrungen, die ich zwischendurch gemacht habe, und sei es sogar eine unbedeutende vor zig Jahren, bringe ich in meinen Phantasik-Büchern häufiger unter, natürlich mit mehr Dramaturgie als ich es erlebt habe. Das finde ich auch nicht schlimm, sie müssen nur passen. Als ich über einen behinderten Jungen schreiben wollte, habe ich mich im Behinderten-Forum umgeschaut und mir diese Probleme angesehen - und viel gelernt! Aber ich glaube noch immer, das, was ich selbst erlebt habe, kann ich besser rüberbringen, als das, was ich von anderen gelesen habe!

Bei einem Buch habe ich jetzt allerdings ein Problem: Ich habe den Freund meines Sohnes und seine Familie mit so vielen Eigenschaften und Tatsachen in meinem Fantasybuch beschrieben, dass ich es so nie veröffentlichen darf! Leider passte es hundertprozentig zum Plot!
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: nina b. am 21. März 2010, 18:32:47
Hallo Nina!

Das ist wirklich ärgerlich, dass sich die Familie von dem Freund deines Sohnes so mit deiner im Roman beschriebenen deckt. Jedoch frage ich mich jetzt, ob es Eigenschaften sind, die man so in keiner anderen findet?
Ansonsten könntest du es ein wenig umwandeln und es würde nicht mehr auffallen??

Grüße,
Nina
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: nina-a am 22. März 2010, 17:35:19
Hi Nina b,

ich hab natürlich schon oft nachgedacht, ob ich nicht etwas Gleichbedeutendes finde, damit die Familie sich damit nicht gleich identifiziert. Die meisten Leute würden sogar sagen, das gibt es doch nicht, ist völlig übertrieben. Aber es ist wahr und so ungeheuerlich ... da ich dieses Manuskript noch nirgendwo eingereicht habe, spielt es erst mal keine Rolle. Schön finde ich es jedenfalls nicht, so jemanden zu kopieren und versuche daher auch Abstand dazu zu nehmen!

LG
Nina (Veronika)
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Schreiberling am 22. März 2010, 21:23:28
Zitat von: nina am 21. März 2010, 17:45:23
Aber ich glaube noch immer, das, was ich selbst erlebt habe, kann ich besser rüberbringen, als das, was ich von anderen gelesen habe!

Mhm, geht mir ganz genauso. Deshalb finde ich es auch einfacher für die Zielgruppe zu schreiben, zu der ich auch gehöre, da ich so die Leseerwartungen kenne und auch weiß, was ich selbst gerne lesen würde.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Lila am 22. März 2010, 22:19:37
Ich möchte es einfach mal mit den sensationell weisen Worten der Gruppe "Fettes Brot" audrücken: jein! ::) Sicherlich, wenn ich vorhätte ausschließlich über mich selbst zu schreiben, dann könnte ich auch gleich eine Autobiografie anfangen. Das habe ich nicht vor! Dennoch lässt es sich kaum vermeiden, dass die ein oder andere meiner Figuren meinen Zügen nicht unähnlich ist. Zumindest was den Charakter anbelangt. Ich kann nunmal am besten über das schreiben, worin ich mich selbst wiederfinden kann, was ich nachvollziehen kann, was mir ähnlich ist. Das heißt aber nicht, dass jede Figur absolut nach mir schlägt. Im Gegenteil! Es gibt keinen Charakter von dem ich sagen würde: "Er oder sie ist genau wie ich." Und es gibt auch durchaus solche Figuren, die das komplette Gegenteil von mir sind. Aber genau das ist für mich ja das spannende beim Schreiben: man kann die Dinge immer aus einer neuen Perspektve betrachten. ;)
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Schattenspielerin am 24. März 2010, 18:14:51
So nachdem ich mir die letzten Beiträge durchgelesen habe denke ich fahre ich einfach mal fort.

Ich für meinen Teil schreibe eigentlich nicht im direkten Sinne über mich selbst.
Also meine Hauptpersonen sind mir immer am ähnlichsten. Aber dennoch sind sie anders als ich. Ich versuche mich immer in die Situationen hinein zu versetzen. Ich versuche alles zu berücksichtigen was ich meinem Charakter gegeben habe. Angefangen von seiner Geschichte bishin zu seinen Eigenschaften. Dann entscheide ich mich was passiert. Ich gehe eigentlich immer von mir aus nur berücksichtige ich das andere Umfeld.
Meist entscheide ich mich nachdem was ich bereits schoneinmal erlebt habe oder aber tue das was logisch wäre.

liebe Grüße
Tabea
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Chocolatechip am 25. März 2010, 19:14:20
Schwierige Frage......

Ich persönlich denke, dass es gar nicht anders geht, als etwas von sich selbst in die Figuren mit einfließen zu lassen. Selbst wenn es noch so kleine, winzige Details sind, irgendwo kann sich jeder von uns mit seinen Personen identifizieren. Es passiert automatisch und ohne das ich es wirklich merke, aber auf einmal teilt die Freundin der Hauptperson mit mir den Musikgeschmack, die Lieblingsfarbe oder ähnliches.
Meistens ist es aber auch so, dass ich die Figuren in meinem Kopf viel ausführlicher und spezieller ausgearbeitet habe. Was ich schreibe, ist nur ein typisches Bild von ihnen, eine Kurzbeschreibung: "Hallo, ich bin .... und mag Katzen".
Doch in meinen Gedankensträngen haben alle ein ganz bestimmtes aussehen, einen ganz bestimmten Charakter, eine ganz bestimmte Art zu reden, sich zu bewegen.....

Und wenn ich genauer darüber nachdenke, sind sie alle im Prinzip genauso wie ich.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Schreiberling am 01. April 2010, 13:14:56
Je intensiver ich an den neuen Charakteren arbeite, desto besser kann ich damit und mit ihnen umgehen.
Langsam weiß ich, dass sie alle etwas von mir haben. Abneigungen, Eigenschaften, Wunsch-Eigenschaften, das komplette Gegenteil davon. Sie alle sind irgendwie wie ich, weil sie ja aus meinem Kopf kommen oder zumindest meinen Kopf als Transmitter (gibt es das Wort in dem Zusammenhang ??? ) benutzen. Da muss also schließlich was hängen bleiben.
Und ehrlich gesagt, kann man als Leser sich ja mit dem Hauptcharakter eines Buches oder irgendeinem Charakter auch immer ein wenig identifizieren und sei es nur eine winzige Eigenschaft/Merkmal. Im Grunde sind sich die Menschen und der menschliche Aufbau gar nicht so unterschiedlich.

:hmmm: schwieriges Thema, immernoch
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Maran am 01. April 2010, 23:17:55
Ich weiß jetzt nicht, ob ich das schon einmal geschrieben habe, oder jemand anderes ... Ein Charakter kommt m.E.n. nur dann wirklich glaubwürdig rüber, wenn der Autor einen Teil seiner Seele mit hineinpackt, sprich: Weiß, wovon er schreibt. Ich denke/vermute, je mehr mir ein Charakter am Herzen liegt, desto mehr von mir ist auch ihn ihm.

Ich kann natürlich Charaktereigenschaften beschreiben, von denen ich keine Ahnung habe, die ich zwar verstandesgemäß begreife, aber emotional nicht nachvollziehen kann, weil mir die Erfahrung fehlt, weil ich nicht "so ticke" etc., doch denke ich, daß solche Charaktere beim Leser genauso wie bei mir als Autorin ankommen: "da stimmt was nicht", "neeee", "ich wünschte, die hätte Ahnung von dem Thema" ...

Ich fürchte, meine Charas sind mir wichtiger als die story, die um sie herum gewoben wird. Insofern kann ich die Frage ganz klar bejahen, zumindest in Bezug auf die Hauptcharaktere. Die beinhalten mindestens einen Aspekt meines Selbst. Bei den Nebencharakteren sieht es anders aus. Die gehen eher in die Richtung, wie ich als Autorin gerne sein möchte, wie ich persönlich gewisse Dinge regeln möchte ...
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Feather am 01. April 2010, 23:43:24
Ich denke, man kann es gar nicht verhindern seinen Figuren einen kleinen Teil von sich selbst mit auf den Weg zu geben. Sie entstammen nun mal unserem Gehirn, in dem all unsere Eigenschaften zusammen laufen und unsere Kreativität ihren Weg nach draußen findet. Wenn sie diese Schnittstelle durchlaufen, nehmen sie einen winzigen Teil von uns mit. Doch genau das macht sie zu dem womit der Leser sich identifizieren kann. Eben das menschliche in den Charakteren, was er braucht um sie lieb zu gewinnen, oder auch zu hassen.
Was ich selbst als Schreiberling brauche um sie weiter auf ihrem Weg durch die erdachten Geschichte zu begleiten.

Die Frage ob ich über mich schreibe, kann ich nicht direkt beantworten. Eigentlich schreibe ich über meine Charas, doch ab und zu entdecke ich Dinge, bei denen ich mich doch etwas ertappt fühle.
Manchmal verdrehe ich aber auch meine eigenen Eigenschaften. Vor allem wenn ich mir neue Figuren ausdenke und mit ihnen einen gedanklichen Charakterbogen ausfülle. Dabei bekommen sie ab und zu meine Vorlieben oder Abneigungen aufs Auge gedrückt. Wenn ich es merke, wird es verworfen, wenn nicht hoffe ich auf meine Betas und ihre Kritik. Doch wenn niemandem etwas auffällt... dann ist es halt so. Ich denke, wenn man nicht expliziet über sich selbst schreiben will, ist es nicht möglich zu viele Eigenschaften von sich einzubringen. Jedenfals nicht so extrem, dass es negativ aufstößt.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Maran am 01. April 2010, 23:55:53
Um es noch einmal ganz klar zu sagen (und um Mißverständnissen vorzubeugen): Ich schreibe nicht über mich als Person, ich nutze meine eigenen Charaktereigenschaften und meine persönlichen Erfahrungen bei der Entwicklungen von Charakteren - oder diese Charaktere stellen einzelne Aspekte meiner Selbst dar.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Romy am 02. April 2010, 01:59:35
Zitat von: Maran am 01. April 2010, 23:55:53
Um es noch einmal ganz klar zu sagen (und um Mißverständnissen vorzubeugen): Ich schreibe nicht über mich als Person, ich nutze meine eigenen Charaktereigenschaften und meine persönlichen Erfahrungen bei der Entwicklungen von Charakteren - oder diese Charaktere stellen einzelne Aspekte meiner Selbst dar.

Oh ja, das ist mir bei einem Projekt von mir besonders aufgefallen. Keine der beiden Protas oder der wichtigen Nebenpersonen ist wirklich haargenau wie ich, aber unbeabsichtigt habe ich jedem der wichtigen Figuren eine bestimmte Eigenschaft von mir gegeben, sie ansonsten aber zu ganz eigenen Charakteren gemacht. Ich glaube nicht, dass es außer mir jemals jemandem auffallen wird, aber mir bringt es meine Figuren besonders nahe.
Nebenwirkung ist, dass ich mir spätestens seit dieser Erkenntnis irgendwie ganz leicht schizophren vorkomme ;D
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Merrit am 02. April 2010, 09:55:08
Hi,
   nun, über mich als Person schreibe ich natürlich nicht, aber wie soll man sich aus seinen Figuren raushalten, wenn man doch auf die eigenen Erfahrungen und Gefühle in sich selbst zurückgreifen muss, um sie zu beseelen?
Vermutlich wird immer ein Teil von mir selbst in den Personen stecken, wenn auch nur minimalste.
Ich persönlich muss ja jede Entscheidung, jeden Gedanken, jedes Gespräch schreiben und entwickeln, also gibt es ja nichts in dem MS, das ich mir nicht vorstellen kann.
Gib es hier Autoren, welche eine Person gänzlich von sich losgelöst beschreiben (können) und wenn ja, wie geht das?
Beobachtet ihr Menschen, welche ihr euch als Vorbild für eine Person herauspickt?

  Lg Merrit

(Mein erster Beitrag, Bann gebrochen :) )
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Feather am 04. April 2010, 12:43:10
Mhm... völlig losgelöst... ich denke das ist ein schwieriges Unterfangen. Selbst habe ich es noch nicht probiert, bin also selbst auf Antworten gespannt. Doch ich denke es ist kompliziert, da man ja dann eigentlich das Gegenteil von sich selbst schreibt. Frei von allen Einflüssen ist meiner Meinung nach nicht möglich, weil es immer Dinge gibt, die man unbewusst mit einfließen lässt. Die einem noch nicht mal selbst auffallen müssen.

Explizit beobachtet habe ich noch keinen Menschen und ihn dann als Figur für eine meiner Projekte auserkoren. Eher nehme ich sie als Grundgerüsst, das ich nach und nach ausbaue. Aber es ist immer wieder interessant die Menschen im Allgemeinen zu beobachten.
Einmal ist mir bisher die Vorlage für eine Figur selbst erschienen, ohne das ich darauf geachtet hätte. Ein Mann setzte sich vor mich in den Bus und ich war so fasziniert, das musste aufgeschrieben werden (irgendwie kommt mir das bekannt vor, so was in der Art hatten wir glaub ich schon mal). Fast als stelle sich mein Chara bei mir vor.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Mrs.Finster am 04. April 2010, 21:58:15
Ich schreibe gerade die erste Story in der Ich- Version. Sehr interessante Schreibweise  :hmmm: Da ich sonst immer in der 3 Person geschrieben habe, musste ich mich völlig umstellen. Jetzt muss ich viel mehr von mir preis geben, bin kein stummer Beobachter mehr, sondern schilder aus meiner Sicht.

Also in der Ich- Version schreibe ich definitiv über mich selbst, angefangen über die Ausdrucksweise, bis hin zum Ausdruck der Empfindungsweise.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Joscha am 06. April 2010, 09:11:16
In der Ich-Perspektive habe ich noch nie versucht zu schreiben. Ob sich das darauf auswirken würde, ob ich mehr in Richtung meiner eigenne Wahrnehmung abdriften würde, weiß ich nicht. Einerseits kenne ich ja meinen eigenen Charakter und meine eigene Sicht der Welt am Besten, was ja besonders in der Ich-Perspektive durchschimmert. Andererseits würde ich mich aber, glaube ich, auch im Vorhinein schon viel mehr mit meinem Charakter auseinandersetzen und dann schließlich einfach in seine Rolle schlüpfen und die Welt gezielt so beschreiben, wie er sie wahrnimmt und nicht ich.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Telas am 17. August 2010, 17:52:00
Aus aktuellem Anlass greife ich das Thema nochmal auf, auch wenn es schon ein wenig älter ist. In jedem meiner Projekte hatte ich stets meine Lieblingscharaktere und dabei musste es nicht unbedingt der Prota sein, der sich von den anderen abhob. Er wirkte einfach lebhafter als die anderen, da ich mich besser in seine Lage hineinversetzen konnte.
Dennoch waren seine Gefühle nie eins zu eins die meinen. Ich konnte immer nur erahnen, wie ich mich in seiner Situation fühlen würde und wie ich aller Voraussicht nach handeln würde, wenn ich an seiner Stelle stünde.
In meinem kommenden Werk, das ich gerade durchplotte will ich alles ein wenig anders machen. Ein Charakter soll zwar nicht denselben Namen tragen wie ich, doch soll er mir vom Wesen, noch mehr aber meiner Stimmung entsprechen. Auf diese Weise will ich meine Identifikation mit der entsprechenden Figur maximieren.
Ich hoffe nur dass es mir gelingt, Dinge aus der Realität so auszublenden, dass sie nicht beim Schreiben in das Buch fließen und mein Chara hinterher an einer Stelle glücklich ist, obwohl er doch eigentlich traurig sein sollte.
In jedem Fall stelle ich es mir nicht leicht vor, aber es wird sicher eine neue, aufregende Erfahrung.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Milena am 17. August 2010, 18:23:30
Ich denke, es ist so gut wie unmöglich, sich ganz aus seinen Charas rauszuhalten... schließlich sind die Charakter im Buch eines Autoren, wenn der Autor das Buch "ernst meint", immer ein Teil von ihm... oder ist das nur bei mir so?

Ich habe heute entdeckt, dass mein Valentin eine meiner (vielleicht nicht ganz so guten)Eigenschaften "geerbt" hat:
Verbissen seine Meinung zu vertreten, auch wenn's manchmal besser wäre, es auf sich beruhen zu lassen und sich nicht in jede Schlacht zu werfen...
Da fällt mir das ein, was ich manchmal (im Scherz) zu meiner Mutter sage:
"Deine Gene ruinieren mir mein ganzes Leben..."  ;D
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: silence am 29. August 2010, 23:27:34
Also bei mir ist es TeilsTeils. Zum Teil lasse ich meine Erfahrungen und Erlebnisse mit einfließen, lasse meine Figuren aber meistens ihre eigenen Erfahrungen machen. Ein paar meiner Eigenschaften habe ich auch schon eingearbeitet, aber eine Kopie meiner selbst habe ich noch nicht erschaffen (ist mir jedenfalls noch nicht aufgefallen), und habe es auch nicht vor. Das würde mir eher wie ein Seelenstriptease vorkommen, und damit hätte ich meine Probleme. Weil der einzige, der auch nur eine Ahnung davon hat,wie es in mir aussieht, ist mein Lebensgefährte, und dass ist auch gut so. Ich würde mich verkriechen, wenn einige die Dinge von mir wüssten, die tief in mir begraben liegen.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: zDatze am 30. August 2010, 09:29:41
In meinen aktuellen Geschichten fließt zwar immer wieder etwas von mir bzw. meiner Meinung mit ein, aber trotzdem sind die Charas kein Abklatsch von mir. Trotzdem vererbe ich ihnen immer wieder ein paar Dinge. Musikgeschmack z.B. Aber da es noch x-tausend andere Menschen gibt, die diese Musik mögen mache ich mir da keine Sorgen, dass ich mich da selber in die Geschichte schreibe.

Bewusst über mich selbst geschrieben habe ich bisher nur einmal. Das war ein kleines Büchlein, in das ich meinen Frust gekritzelt habe. Dinge, die mich einfach runtergezogen haben und die ich auch keinem anderen anvertrauen würde. Die stehen alle in diesem kleinen Büchlein, das ich unter Verschluss halte und ich bin mir sicher, dass es wohl niemand je zu Gesicht bekommen wird. ;D
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Rika am 30. August 2010, 09:53:06
Ich weiß nicht, wie doll ich mich oder Teile von mir in bestimmte Figuren hineinschreibe, oder auch hineinrollenspiele. Ich habe noch keine Chara geplanterweise als "Abklatsch" meiner selbst in einer anderen Welt erschaffen...
...aber andererseits denke ich, jeder Charakter "lebt" aufgrund der Basis meiner Erfahrungen. Und damit meine ich vor allem Gefühle, Gewohnheiten, Reaktionen. Je mehr Erfahrung ich gesammelt und selbst erlebt habe, desto breiter ist meine "Farbpalette", mit der ich malen kann. Ich kann diese Farben dann auch in gewissem Sinn mischen, oder "verdünnen/verdicken". Und auch Dinge/Zusammenhänge, die ich an anderen beobachte, oder die mir im Gespäch/Austausch mit anderen verständlich erklärt werden, geben mir weitere Farben.
I muß z.B. nicht unbedingt den Verlust meiner gesamten Familie erlebt haben, um dies in einem Chara nachempfinden zu können, aber es hilft doch, selber schon einige solche Verluste erlebt zu haben - und auch, in anderer Art, durch einen Schüleraustausch mal "allein in einem fremden Land" gewesen zu sein.

Insofern glaube ich, alle meine Charas haben mindestens Teile von mir, aber halt (hoffentlich) nicht genauso zusammengesetzt wie ich bin, und auch mit Anteilen, die entweder Eigenschaften von mir wesentlich vergrößern/verkleinern oder aus meinen Beobachtungen dazukommen. Also nicht = ich.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Sternenlicht am 30. August 2010, 10:49:53
Wenn ich ehrlich bin, steckt in jeder meiner Hauptfiguren ein Teil von mir selbst, bei manchen mehr, bei manchen weniger. Auch wenn es mir direkt beim Schreiben vielleicht noch gar nicht auffällt.
Vermutlich liegt es daran, dass man, wenn man eine Figur sehr intensiv abhandelt, immer etwas von einem selbst hineinfließt.

Nebenfiguren können dagegen auch völlig anders sein als ich. Da orientiere ich mich auch an realen oder fiktiven Personen.

Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Faol am 30. August 2010, 15:48:41
Mir gehts da wie Sternlicht, in meine Hauptfiguren tragen oft Eigenschaften wie ich und vertrehten änliche Meinungen. Allerdings würde ich nicht behaupten, dass ich von mir schreibe.
Man merkt auch, an meinen Figuren, wie ich mich selbst in den letzten Jahren verändert habe. Als ich angefangen habe zu schreiben, waren meine Figuren so das ziemliche Gegenteil von mir. Sie waren so, wie ich damals sein wollte.
Jetzt sind sie mir sehr änlich, oft Außenseiter. Obwohl sie immer noch so sind, wie ich gerade seinen will, nur dass ich jetzt so sein will, wie ich bin.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Runaway am 30. August 2010, 20:44:58
Ich fand's mal sehr lustig, wie eine Freundin zu mir sagte, meien Fantasyheldinnen würden sie alle an mich erinnern. Die sind alle völlig unterschiedlich - die eine ist traumatisiert und verhält sich auch ständig so, die andere ist völlig normal und verhält sich sehr frauentypisch, die dritte ist eine Kriegerin und wieder ganz anders...
Aber natürlich haben sie alle irgendwas von mir. Mir ist aufgefallen, daß meine Helden immer irgendwas von mir haben. Sie haben aber auch oft was, was ich gar nicht habe. Meine aktuelle Heldin ist furchtbar lieb und nett und ich bin das nur, wenn ich Lust habe ;)
Ich denke da auch nicht groß drüber nach. Beim Charakterbasteln ist Ähnlichkeit mit mir selbst kein Kriterium. Ich will stimmige Charaktere - Ähnlichkeiten oder reale Vorbilder sind eben nützlich, um tolle Charaktere zu erschaffen. Das läßt sich ja beliebig mischen.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Valaé am 04. September 2010, 04:53:51
Mir geht es ganz ähnlich wie den Meisten hier. Zwar bin ich davon überzeugt, dass jeder meiner Charaktere irgendwo einen Eigenschaftszug von mir abbekommen hat (mir graut es, wenn ich dabei an einen Charakter namens Eila denke. Mir ist bis heute nicht klar, wie ich ihr so nahe sein kann. Ich meine... sie erschreckt mich! Und ich erschrecke mich selbst, dass ich so jemanden wie sie beschreiben kann) und manche Charaktere durchaus einen Aspekt meiner eigenen Persönlichkeit verkörpern können, doch ich habe noch nie einen Charakter extra auf mich zugeschnitten
Dennoch spielen eigene Erfahrungen immer mit hinein. Es ist einfach leichter, eine Situation zu beschreiben, wenn man zumindest ein ähnliches Gefühl erlebt hat. Als einer meiner Protas beispielsweise (ein sehr junges Mädchen) in einer fremden Stadt mitten in der Nacht vollkommen alleine gelassen wird und Wahnvorstellungen von einem Verfolger bekommt, war es für mich sehr von Vorteil, dass mir selbst bereits einige solche Dinge geschehen sind und ich sehr gut nachvollziehen kann, was für eine höllische Panik man bekommt, wenn man glaubt, jemand ist hinter einem her und was für verdammt gute Streiche die Sinne einem spielen können.
Dennoch bin ich froh, dass meine Charaktere niemals mich selbst darstellen. Aspekte von mir, das geht in Ordnung. Aber wenn ich über mich schreiben möchte, schreibe ich Tagebuch. Meine Charaktere aber sind meine Charaktere und jeder für sich eigenständig, da mögen sie hier und da noch so viel von mir haben.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Halblingschruut am 07. Februar 2019, 21:50:53
Habt ihr denn schon mal eine Geschichte verfasst, in der ihr euch als Protagonisten dargestellt habt?
Nicht unbedingt auf den Namen und die Vorgeschichte bezogen, aber vielleicht vom Aussehen her oder den Entscheidungen die sie trifft?
Also dass man alle Entscheidungen so trifft, wie man selbst (der Autor) sie treffen würde.

Da würden mich eure Meinungen/Erfahrungen sehr interessieren.  :buch:  :hmmm:
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Maubel am 07. Februar 2019, 22:36:54
Jein, ich habe bisher keine Geschichte verfasst, in die ich mit dem Gedanken reingegangen bin, mich selbst reinzuschreiben. ABER in den meisten meiner Geschichten und Charakteren steckt etwas von mir drin und seien es nur die Wertvorstellungen, ganz spezielle Erinnerungen/Gefühle/Beobachtungen und vor allem Gedankengänge. So ist in "Geruch des Sommers" zum Beispiel mein Erlebnis als ich nach sechs Jahren Abwesenheit den Geruch des brandenburgischen Sommers wahrgenommen habe und was er ausgelöst hat, zentral für die Geschichte. In kleinerem Maßen spielt ein Baum eine Rolle, der im Spiel zu einem Raumschiff wird, etwas, das ich damals auch hatte.
In "Far Beyond Reality" werden meine Gedankengänge zum Thema: Ob die Realität lebenswert ist, im Vergleich zur bunten Fantasiewelt verarbeitet.
In "Ravenblood" kommen viele psychologische und philosophische Ideen zu tragen, eingebettet in einen politischen Dark Fantasy Plot.
In dem zukünftigen "Time to Remember" verarbeite ich meine Erdbebenerfahrungen und meine Liebe zu der Stadt, die sechs Jahre meine Heimat war.

Und so steckt halt immer etwas von mir in den Büchern drin, mal mehr mal weniger. Dabei geht es aber nicht darum, mich darzustellen, sondern meine Ideen in die Welt hinauszutragen. Ich kann zwar ohne Weiteres Protagonisten schreiben, die gänzlich anders an Sachen rangehen und andere Wertevorstellungen haben, aber ein Buch, mit dessen Aussage ich mich selbst null identifizieren könnte, würde ich nicht hinbekommen und wenn würde es mir kaum etwas bedeuten.

Ich mache gerade die Masterclass von Neil Gaiman und er scheint da eine ähnliche Herangehensweise zu haben. Zumindest in der ersten Stunde betont er das "ehrlich sein", womit gemeint ist, über etwas zu schreiben, was einem wichtig ist und was persönlich ist. Wie man das dann nun verkleidet, ist eine ganz andere Sache - und natürlich gibt es viele Autoren, die nichts von sich in Geschichten packen. Bei mir resonieren die nur meist deutlich weniger.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Antennenwels am 07. Februar 2019, 22:52:16
Zitat von: Maubel am 07. Februar 2019, 22:36:54
Und so steckt halt immer etwas von mir in den Büchern drin, mal mehr mal weniger. Dabei geht es aber nicht darum, mich darzustellen, sondern meine Ideen in die Welt hinauszutragen. Ich kann zwar ohne Weiteres Protagonisten schreiben, die gänzlich anders an Sachen rangehen und andere Wertevorstellungen haben, aber ein Buch, mit dessen Aussage ich mich selbst null identifizieren könnte, würde ich nicht hinbekommen und wenn würde es mir kaum etwas bedeuten.

Ich hatte nie so wirklich darüber nachgedacht oder war mir dessen bewusst, aber dieser Abschnitt hat mir gerade ein wenig die Augen geöffnet. Es gibt paar wenige Eigenschaften an mir, die sich teils auch in meinen Protagonisten wiederfinden. Oft geht es dabei eher um ethische Grundsätze, oder die Denkensweise generell. Ich dachte eigentlich bisher, dass dies vor allem dazu dient es mir leichter zu machen mich in die Hauptprotagonisten hineinzuversetzen. Aber ich vermute nun, es hat definitiv auch damit zu tun, dass diese Dinge mir persönlich sehr wichtig sind und ich sie deshalb in meinen Texten verarbeiten möchte.

Ich muss allerdings auch sagen, dass ich Charaktere bisher nie konkret geplant habe; die sind irgendwie einfach aufgetaucht und die Handlung der Geschichte hat sich dann rund herum gebildet. Ich habe nie wirklich bewusst bestimmte Eigenschaften einer Figur zugeteilt, das hat sich jeweils einfach so entwickelt.

Ich hatte aber definitiv noch nie die Absicht mich selbst in eine Geschichte reinzuschreiben. Ich glaube kein Mensch würde eine Geschichte mit mir in der Hauptrolle lesen wollen; ich schon mal gar nicht.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Sascha am 08. Februar 2019, 08:52:34
Als Prota hab ich mich nie irgendwo reingeschrieben, allerdings hatte ich mir mal einen kleinen Cameo-Auftritt erlaubt als überforderter Vater, der an meinen Protas vorbeikommt. Ist leider der Überarbeitung zum Opfer gefallen. ::)
Ansonsten steckt aber natürlich in vielen Figuren von mir irgendwas drin, Wertvorstellungen oder auch mal kleine Macken oder so. Was man kennt, beschreibt man am besten, oder?

Ach, hier isser, mein gelöschter Cameo-Auftritt: http://fantasy.raubal.de/kurt2_goody_cameo.html (http://fantasy.raubal.de/kurt2_goody_cameo.html) ;D
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: CarlH am 04. März 2019, 21:53:18
Ich hole das ganze noch mal aus der Versenkung. Ich hoffe ihr verzeiht mir das. Ich will auch mal was ins Forum Kritzeln.

Ich plane gerade eine Geschichte (ich bin noch beim entwerfen der Charaktere) in der die Protagonistin ein inneres Erleben der Welt besitzt, wie ich sie in Kindheit selber erfahren habe. Deshalb kann ich sie glaubhaft schildern, und ich hoffe auch handwerklich umsetzen. Das wird für mich unerfahrenen Autor keine einfache Sache, aber wenn es schief geht ... ich brauche kein Geld damit verdienen.
Ich habe noch sehr intensive Bilder von damals in meinen Kopf, und ich traue mir zu dieses Erleben von Wirklichkeit der Protagonistin zu geben, so das der Leser in der Lage ist, diese selber zu erleben, wenn er sich dadrauf einlässt.
Ich will den Leser mitnehmen in eine magische Welt, eine unsichtbare Welt, eingerahmt von der Welt die wir Realität nennen. Das kann ich nur in einer Fantasiewelt. In einer wahren Welt habe ich schon mal versucht, aber abgebrochen, da ich diese beiden Welten nicht ineinander bekam.
Ich habe schon einige Ansätze gehabt, aber sie aus verschiedenen Gründen nicht weiterführen können.
Bilder aus den 50er Kindertagen gibt es nicht, die Orte meiner Kindheit sind für mich nicht erreichbar. Es bleiben nur die Erinnerung.
Ist die Propagonistin der Autor?
Nein. Sie erlebt die Welt zwar wie ich, aber da sie in einer Fantasy Welt lebt, ist sie eine eigenständige Figur, die anders Handeln muss, weil die Welt eine andere ist.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Maria am 05. März 2019, 14:15:53
In meinen Geschichten steckt nicht viel Autobiographisches. Mein Leben ist einfach nicht dramatisch genug.
Ab und an "verarbeite" ich eine nervige Angewohnheit eines Mitmenschen in einer Geschichte, oder einige der Charakterzüge, die ich haben soll, gebe ich veredelt einer Prota, aber meine Lebensgeschichte spiegelt sich in keinem meiner Bücher.

Ich habe auch zu viel Respekt vor den Menschen in meinem Umfeld, als dass ich sie mit Wiedererkennungswert in eine Geschichte packen würde oder gar eine Story schreibe, die den Stempel "autobiographisch" bekommt. Sowas macht sich gut in der E-Literatur, vor allem wenn es um traumatische Erlebnisse oder schwierige Familiensituationen geht, in meine Fantasygeschichten passt es mein (normales, undramatisches) Leben einfach nicht.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: CarlH am 06. März 2019, 09:35:30
Ist dann auch immer die Frage, ob Frau/Mann objektiv sein kann. Ich denke nicht. Man sieht sich anders, man erlebt die Welt anders, und bewertet anders. So gesehen ist alles was man über sich selber schreibt, reine Fiktion. Die innere Welt ist nicht die äußere.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Belgerog am 07. März 2019, 08:51:17
Also ich würde glaub ich keine Geschichte über mich schreiben und/oder mich als Muster nehmen.

Sicherlich hat der eigene Charakter Einfluss auf den geschriebenen Charakter und das eigene Handeln, oder wie man handeln würde, lässt auch den geschriebenen Charakter anders handeln.

Aber geplant könnte ich mir das garnicht vorstellen. Höchstens mal als Satire oder so :P
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Erin am 10. Mai 2019, 23:50:36
Ich schreibe bevorzugt aus der Ich-Perspektive. Da kommt es schnell vor, dass man Gefühle beschreibt, die den eigenen ähneln. Aber ich mache es teilweise auch absichtlich, das heißt, meine Protagonistinnen beinhalten häufig einen Teil meiner Persönlichkeit, der dann allerdings überspitzt dargestellt wird. Meine gelegentlichen Momente, in denen ich mir Wer-bin-ich-und-was-ist-der-Sinn-meines-Lebens?-Fragen stelle, werden zu einer ausgewachsenen existenziellen Krise. Meine Selbstkritik wächst in einem Buch zum Selbsthass. Diverse Tage, in denen ich etwas gereizt bin, werden zu einem Aggressionsproblem. Kurz, ich verwende Konflikte, die ich kenne, als Konflikte für meine Charaktere und lasse sie diese lösen, aber nicht, um es zu verarbeiten, jedenfalls nicht primär (ein bisschen passiert das beim Schreiben ja sowieso), sondern eher, um eine Aussage damit zu machen, nämlich, dass man all diese Konflikte überwinden kann! Abgesehen davon haben meine Protas auch positive Eigenschaften von mir, allerdings dient das auch nur dazu eine Aussage zu machen.

Ich glaube also, über sich selbst zu schreiben ist in Ordnung, so lange man diese Tatsache nicht in den Mittelpunkt schreibt. Für den Charakter sollte die Geschichte, das Geschehen, die anderen Charaktere von Bedeutung sein, und nicht ständig nur die eigene Persönlichkeit. Dann kommt es glaube ich gern mal etwas... ich weiß auch nicht, erzwungen/verzweifelt/unecht rüber. Aber das zählt so insgesamt bei Charakteren. Das hängt mit diesem Show-not-tell-Prinzip zusammen, falls man versteht, was ich meine.


Was Situationen und Ärgernisse angeht, die mir so im Alltag begegnen, da kann es mir schon mal passieren, dass ich mich beim Schreiben darüber ausheule. Aber dann komm ich nach ein paar Tagen wieder zurück zu der Stelle und bemerke, dass es einfach nicht da rein gehört, und ich entferne es wieder. Die therapeutische Wirkung hatte es trotzdem! Also würde ich sagen, tut euch keinen Zwang an, Leute, schreibt, was euch auf der Seele brennt. Wenn der Charakter damit fertig wird, geht es einem häufig besser. Aber ich würde eine solche Szene nicht im Endeffekt drin lassen (es sei denn sie ist wirklich gut, es gibt ja immer Ausnahmen).


Fazit: Eigene Gefühle/Gedanken/Erfahrungen/Konflikte sind durchaus ein nützliches Werkzeug beim Schreiben. Ja, ich würde sogar sagen, ein wichtiges Werkzeug. Jedenfalls solange all dies als Inspiration dient und nicht als... *Metapher such* ... *keine passende find* Ach, ihr wisst, was ich meine! ...Hoffentlich. ...vielleicht.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Lisa Bell am 01. Oktober 2019, 20:16:42
Von einem richtigen Self-Insert halte ich wenig. Das wäre bei mir auch nicht sonderlich spannend zu lesen. Aber es ist schon bezeichnend, dass bisher nur weibliche Figuren bei mir die Ich-Perspektive erobern konnten. Dabei hält sich das Geschlechterverhältnis bei den Protagonisten bei mir im etwa die Waage. Dazu hab ich die Ich-Perspektive zwar bewusst gewählt, viel weniger aber das Geschlecht der Protagonistin. Das war wohl immer unterbewusst und ist mir erst kürzlich klar geworden.

Bestimmte Beziehungskonstellationen, die ich einerseits gern lese und andererseits aus dem richtigen Leben kenne, tauchen auch vermehrt auf. Das sind Beziehungen, die ich gut von innen kenne und deshalb wohl auch meine, glaubhaft erzählen zu können.

Und sobald die wörtliche Rede ins Spiel kommt, legt man den Figuren Phrasen in den Mund und jedes ihrer Worte ist ja irgendwie auch das eigene. So ganz entfernt von einem selbst oder Menschen aus der näheren Umgebung ist es schwer, eine authentische Person zu erzählen, die nicht blass bleiben soll oder nur so vor stereotypen Verhaltensmustern strotzt. Da ist die Balance für mich schwer zu finden.

Fazit: Teils, teils. Ganz ohne könnte ich wohl aber nicht.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: Lana am 10. Oktober 2019, 06:41:02
Die Frage ob ich über mich selbst schreibe finde ich sehr interessant.
In gewisserweise sollten wir schreiben, über das was wir kennen und erlebt haben. was wir wissen und von was uns begeistert. Deswegen denke ich, steckt in jedem meiner Geschichten ein Teil von mir.

Mein NaNo dieses Jahr wird sogar sehr persönlich. es ist die Geschichte, wie sie meine Oma nach dem Krieg erlebt hat in ihrer Familienkonstellation. Aber untergemischt sind mystische Aspekte und eine Familie in der Gegenwart.
Außerdem hat jeder meiner Protas irgendetwas an sich, was ich an anderen schon beobachtet habe, was interessant war oder lustig.

Ich - ganz persönlich - stecke auch immer irgendwo in meinen Figuren. Nicht komplett, aber Fasetten, Lebensabschnitte, die ich in meinen Leben erleben musste und zu Papier bringe.
Titel: Re: Schreibt ihr eigentlich über euch selbst?
Beitrag von: moonjunkie am 10. Oktober 2019, 14:09:33
Doch, in vielen meiner Bücher steckt irgendein Teil von mir. Es gibt keine Figur, die genauso ist wie ich, aber manche haben Charaktereigenschaften, die ich auch habe oder andere haben Hobbies, die ich auch habe (in vielen meiner Bücher macht zum Beispiel irgendwer Yoga, meist vertraute Menschen der Hauptfiguren und die probieren es dann in Krisensituationen mal aus - ist mir neulich erst wieder aufgefallen). Oft wohnen sie dort, wo ich zumindest schon mal war.