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Gibt es diese Wörter eigentlich überall?

Begonnen von Grey, 24. November 2007, 17:21:32

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Herbstblatt

"Sich den Wolf laufen"... nie gehört. Wenn ich das in einem Roman lesen würde, hätte ich mich nicht ausgekannt und hätte es googeln müssen... Ich denke, hier in Österreich sagt man sowas nicht, jedenfalls habe ich das bisher noch nie jemanden sagen hören oder es sonst irgendwo gelesen.
Generell würde ich Redewendungen in Romanen nicht verwenden, jedenfalls nicht in Fantasyromanen, da sind dann doch große regionale Unterschied, nicht?  :D

Nikki

Also hier in Wien kennt man diese Redewendung ... oder auch nicht.  ;D In meinem unmittelbaren Umfeld (aus Wien und NÖ) hält es sich die Waage. Ich finde, Redewendungen sind das i-Tüpfelchen einer Sprache, aber sie sollten sich so oder so aus dem Kontext ergeben, selbst wenn sie der hypothetischen Leser*innenschaft nicht geläufig sind. Bei Urban Fantasy sehe ich keinen Grund, davon Abstand zu nehmen (wie immer ist es eine Frage des Maßes), da die Protas ja für gewöhnlich in dem jeweiligen Urbansetting sozialisiert wurden, wo Redewendungen durchaus etwas Natürliches sind.

Herbstblatt

Stimmt, in Urban Fantasy ist es passend. Irgendwie vergesse ich ständig, dass es dieses Untergenre von Fantasy auch gibt.  :D

Interessant, dass man in Wien die Redewendung kennt... ich habe eine zeitlang dort gewohnt, war und bin immer noch häufig dort, untergekommen ist sie mir nicht, genauso wenig wie in Niederösterreich...
Aber ja, Niederösterreich ist groß, man findet allein dort schon sprachliche Unterschiede je nach Bezirk ... ich verwende im Sprachgebrauch zum Beispiel viele Wörter, die an meinem Herkunftsort sehr üblich sind, und mein Freund aus dem Nachbarbezirk kennt sie schon gar nicht mehr...  :D

Im Übrigen verwende ich in meinen Geschichten Wörter wie "Topfen" anstelle von "Quark", "Faschiertes" statt "Hackfleisch", eeeh... Irgendwie möchte ich da meine österreichische Konnotation beibehalten, vor allem, weil mir österreichische Fantasyautoren sehr unterpräsentiert vorkommen.  :P

Nikki

Schau dir mal diesen Thread an, den ich zu dem Thema Sprachvarietäten und sprachliche Diversität eröffnet habe. Denn auch ich muss mir am laufenden Band die Frage stellen, welche Austriazismen sind noch okay (werden sie über die Sprachgrenzen hinweg verstanden? sind sie für den Sprachgebrauch meiner Figuren authentisch?) und welche sollten besser ersetzt werden, um es sich nicht völlig mit nicht-österreichischen Leser*innen zu verscherzen. ;D

Herbstblatt

Ah, ein bisschen Eigenwerbung für deinen eigenen Thread, da schau ich mal rein  :D

Nikki

Ein bisschen ja, aber ich glaube, die hier entstehende Diskussion passt dort besser rein als hier. :)

Herbstblatt

Stimmt schon. Ich finde, die Threads haben sehr große Ähnlichkeit, da fällt es mir schwer, eine klare Linie zu ziehen.  :P

Nikki

Bevor jemand von der Moderation mit dem Besen kommt und uns davonscheucht, führe ich uns lieber mit Tee und Keksen in das angrenzende Zimmer, wo sich besser plauschen lässt.  ;D

Hier werden eher nur fallweise bestimmte Wörter erfragt, der von mir vorgeschlagene Thread (ich will nicht ausschließen, dass es noch andere passende gibt) widmet sich dem allgemeinen Thema, wie man mit unterschiedlichen Sprachvarietäten, zu denen Austriazismen wie Topfen etc. eben auch gehören, umgehen kann.

Nikki

Im Englischen gibt es dieses super Idiom "walking on eggshells", im Deutschen gibt es die Redewendung "wie auf Eiern gehen". Verwendet ihr die? Eine kurze Googlesuche suggeriert, dass auch "(wie) auf Eierschalen gehen" Eingang ins Deutsche gefunden hat. Kommt euch diese Redensart bekannt vor oder handelt es sich eurer Meinung nach, eher um einen frischgeschlüpften (hihi) Anglizismus?

Araluen

"Auf Eiern gehen", ist mir durchaus bekannt schon aus der Kindheit. In der Regel im Zusammenhang mit unsicherem Untergrund verwendet, wenn es zum Beispiel glatt ist, oder man ungewohnt hohe Schuhe trägt. Also es kann gut sein, dass es aus dem Englischen rübergeschwappt ist, dann aber schon vor 20 bis 30 Jahren. Manchmal werden im Englischen und im Deutschen aber auch einfach die gleichen Idiome verwendet oder zumindest sehr ähnliche.

Nikki

Ist dir diese Redewendung auch in metaphorischer Bedeutung geläufig? Im Sinn von in der Gegenwart von einer Person (wie) auf Eiern gehen, weil man Angst hat, sie durch eine unüberlegte Aussage zu verärgern, reizen, verletzen etc.?

Maubel

#1796
Je nach Situation gibt es "sich auf dünnem Eis bewegen" oder "mit Samthandschuhen anfassen" - das sind die deutschstämmigen Entsprechungen. Auf Eiern gehen kannte ich bisher nicht und würde ich erst mal als aus dem Englischen übernommen sehen.

Edit: In deinem Fall wären das dann eher die Samthandschuhe.

Barra

Bei uns hieß das: "wie auf rohen Eiern laufen". Und das hatte nichts mit Glatteis zu tun. Damit war ein besonders (durchaus auch übertriebenes) vorsichtiges Verhalten gemeint. Durchaus auch in Bezug auf fremde Leute. Wobei es da auf die Situation ankam und nicht eine andere Redewendung (zb: "wie die Katze um den heißen Brei schleichen") passender war. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wann ich es das letzte Mal wörtlich benutzt hätte. Bestimmt mal in einem Text, aber könnte mich nicht bewusst dran erinnern.

Araluen

#1798
Ne, wirklich mehr im Sinne von unsicherer Gang. Ich gehe wie auf Eiern = Ich gehe besonders vorsichtig oder unsicher. Ich überlege gerade, ob ich ein Idiom mit deiner gesuchten Bedeutung kenne, habe sogar das Gefühl, dass dem so ist, aber mir will es nicht einfallen.

Edit:
Ja genau wie Maubel sagt: Bei Personen würde ich auch eher mit Samthandschuhen anfassen oder auf dünnem Eis gehen.
Und ja genau @Barra, es waren die rohen Eier. Zuletzt hatte ich das sogar gesagt, nachdem ich nach einem Unfall erstmalig aufstehen sollte. Da hatte ich mich "wie auf rohen Eiern gefühlt" als ich stand, weil ich so unsicher auf den Beinen war.

Barra

#1799
Hier wäre auch eine mögliche Ableitung möglich:

"einen Eiertanz aufführen" - vorsichtig oder sogar unnötig kompliziert etwas angehen
ZitatDer erste Beleg des Wortes findet sich 1795 in Johann Wolfgang von Goethes Wilhelm Meisters Lehrjahre, in dem Mignon mit verbundenen Augen zwischen auf dem Boden ausgelegten Eiern tanzt.

So wie: "jemanden wie ein rohes Ei behandeln" - vorsichtig mit ihm sein - wenn er zum Beispiel grad genesen ist, @Araluen .
Oder auch: "Herumeiern" - eben wieder ausweichend, durchaus auch vorsichtig rantasten, etc.

Und jetzt machen wir uns ein Spiegelei. :)

Edit:
hab bisher gefunden: "walking on eggshells" war mal: "walking on eggs" und das war mal: "tread on eggs"
eine Möglichkeit könnte sein: Roger North biographical works around 1734, in denen es heißt:
Zitat"He had his jury to deal with, and if he did not tread upon eggs, they would conclude sinistrously."

Vielleicht hilft das weiter?