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Strafen Leser Parallelen ab?

Begonnen von Feuertraum, 25. Juli 2011, 09:18:25

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Feuertraum

Einen wunderschönen Guten Morgen!

Gestern beim Brainstorming war auch die Krimikomödie, an der ich bastele, Thema, und mika hatte eine Idee beigesteuert, die das Feuer der Begeisterung in mir so dermaßen entfacht hatte, dass ich diese Idee unbedingt mit hineinbringen möchte (an dieser Stelle noch einmal ein dickes Dankeschön an mika  :knuddel:).

Nun ist es jedoch so, dass diese Idee schon in einem Film Erwähnung findet, und auch wenn meine Wenigkeit einen vollkommen anderen Weg einschlägt, so befürchte ich doch einen Tenor a la "Das ist definitiv aus :'Eine Leiche zum Dessert'". Und dass der Leser aufgrund dieses "schamlosen Bedienens" verärgert ist und die Geschichte in den Papierkorb befördert, er sich also gar nicht mehr die Mühe macht, den weiteren Weg zu verfolgen.

Nun wird sicherlich der eine oder andere von Ihnen sagen: "Ja und? Was solls? Es gibt kaum noch eine Idee, die nicht verbraten wurde, warum also das Rad neu erfinden?"
Das ist schon richtig, aber ich sehe doch einen gravierenden Unterschied: die meisten Ideen wurden schon so oft bemüht, dass sie allgemein akzeptiert wurden und kaum noch einen Überraschungseffekt haben.
"Vergreift" man sich aber hingegen an eine Idee, die - trotz ihres Alters - so gut wie überhaupt nicht genutzt wurde und dennoch bei Freunden dieses Genres bekannt ist und irgendwo auch geliebt wird, dann könnte man doch eben doch plötzlich als "dreister Dieb" dastehen, der versucht, auf den Lorbeeren des ersten auch noch einen Platz zu finden.

Wie sehen Sie das ganze? Ist eine Idee, bei der man Parallelen eindeutig erkennt, eine Sünde, die man auf jeden Fall vermeiden sollte? Legen Sie das Buch weg, wenn Sie so etwas in der Geschichte finden und machen um weitere Geschichten des Autors einen weiten Bogen?
Oder sehen Sie das anders und verfolgen neugierig den Weg des Autors um zu wissen, wie er das "Problem" löst, er die Szenerie weiterführt, mit welchen Überraschungen er aufwartet?

Neugierige Grüße und schon mal ein dickes Dankeschön im Voraus
Feuertraum

Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...

Grey

Na ja, genau wie es hier Meinungen geben wird, die davon abraten, aber auch solche, die so einen "Diebstahl" nicht weiter schlimm fänden, werden sich wohl auch die Meinungen der Leser unterscheiden. Es wird vermutlich Leser geben, die dir das Ding um die Ohren hauen deswegen, damit musst du rechnen. Andererseits wird es sicher auch Leser geben, die sich freuen, wenn jemand eine gute Idee noch einmal aufgreift und etwas eigenes daraus macht. Und dann gibt es noch die, die "Eine Leiche zum Dessert" vielleicht gar nicht kennen und denen es schon mal überhaupt nicht auffällt.

Im Endeffekt musst du selbst entscheiden, ob du damit klarkommst, die Idee geklaut zu haben. Damit, dass es einige Menschen geben wird, denen das nicht gefällt. Und ob das deiner Geschichte, so wie du sie am liebsten erzählen möchtest, im Weg stehen soll.

moonjunkie

Hallo Feuertraum,

das ist ein schwieriges Thema. Ich finde es kommt sehr darauf an, wie viel von der Idee geklaut wird. Und was daraus gemacht wird, vielleicht bemerkt man am Ende gar nicht mehr richtig, dass die Idee geklaut wurde? Ich kenne den Film "Eine Leiche zum Dessert" und fand ihn gut. Natürlich wird es viele Leser geben, die den Film nicht kennen.

Bei mir als Leserin ist das so: wenn ich ein Buch lese und darin kommt etwas vor, was mich sehr an einen anderen Film/ein anderes Buch erinnert, dann ärgert mich das manchmal. Aber wenn der Rest des Buches mir unheimlich gut gefällt, fällt diese eine Sache nicht mehr so sehr ins Gewicht.

Als Autorin scheue ich mich davor, Ideen zu verwenden, die ich aus anderen Büchern und Filmen kenne. Allerdings ist das teilweise sehr schwer, weil ja wirklich schon sehr viel schonmal da war.

Ich finde es kommt aufs Ausmaß an und dann noch darauf, wie viel von der orginalen Idee übrig bleibt. Vielleicht können Sie die Idee ein bißchen abwandeln, dass der Ursprung nicht sofort ins Auge fällt?

Gruß
moonjunkie

Sven

Und um allen Nörglern den Wind aus den Segeln zu nehmen, könnte man im Nachwort auf das Original verweisen. Warum sollte man seine Inspirationsquellen nicht nennen? Dann wäre es nicht direkt ein "Klauen", sondern eher eine Hommage.
Beste Grüße,
Sven

Runaway

Genau. Mit dem Kniff hab ich mich auch schon mal gerettet. Einer meiner Antagonisten sollte sich eines Tricks bedienen, den ich - und er - im "Schweigen der Lämmer" gesehen hatte. Ich hab's geschrieben und die Protagonistin in der Szene an den Film denken lassen. Da bot sich das an.
Ansonsten ist es mir auch schon passiert, daß Betas zu mir meinten, diese und jene Szene hätte sie an xy erinnert und ich kannte xy nicht mal. Den Schuh zieh ich mir dann auch nicht an, aber es zeigt mir, daß es wirklich schwierig ist, immer neue Ideen zu finden. Wenn man nicht blöd klaut und das alles irgendeinen Sinn hat, sehe ich darin kein Problem. Und wie schon zuvor gesagt, vielleicht kennen die Leser die Vorlage nicht mal.

Farean

@Feuertraum:

Wenn es etwas ist, das Sie selbst würden lesen wollen, dann schreiben Sie es. Dann muß ja wohl irgendetwas dran sein, daß Sie nicht damit zufrieden sind, sich stattdessen einfach noch mal "das Original" anzusehen. Und dann wird es für Ihre Geschichte auch Leser geben, die es genauso sehen.

Thaliope

Ich denke, wenn Sie es als Anspielung erkennbar machen, sollte es nicht als "Diebstahl" interpretiert werden. Anspielungen, Zitate, Verneigungen vor den Meistern etc. werden doch gerade in diesem Genre sehr gerne gesehen und üblich.

Sternenlicht

#7
Angesichts der vorhandenen Menge an Geschichten, dürfte es kaum möglich sein, etwas zu erschaffen, das auch nur annäherungsweise "neu" ist. Es sind immer "alten" Ideen, bekannte Charaktertypen. Insofern dürfte die Schmerzgrenze bei den meisten Lesern relativ hoch liegen. Erst wenn die Ähnlichkeit zu groß wird (Idee, Charaktere, Aufbau, Stil uä.), kippt das Ganze.
Ein paar, die sich beschweren, wird es aber natürlich immer geben.

Rosentinte

Hallo,
Also wie die anderen schon gesagt haben, denke ich, dass es auf den Leser ankommt. Ein Beispiel, das mir gerade einfiel: Vor nicht allzu langer Zeit lief die Serie 'Vampire Diaries' an. Natürlich profitiert sie von dem Erfolg der Biss-Romane und ich persönlich gucke sie deswegen nicht an. Tatsächlich aber gab es die Bücher, aus denen die Serie entstanden ist, schon vor Biss und es gibt mittlerweile viele Fans der Serie.
Es kommt aber auch auf die Offensichtlichkeit an. Im Moment werden hunderte von Vampirromanen veröffentlicht, von denen über die Hälfte nur eine schlechte Kopie von Biss ist (Bücher von hier registrierten Autoren ausgenommen  ;)). Ich finde die ganz furchtbar, aber es wird genug Teenies geben, die sie nur so verschlingen.
Fazit: Man kann es nie allen recht machen, also machen Sie etwas, das Ihnen gefällt!
LG, Rosentinte
El alma que anda en amor ni cansa ni se cansa.
Eine Seele, in der die Liebe wohnt, ermüdet nie und nimmer. (Übersetzung aus Taizé)

Mohnrote

Hallo Feuertraum,


Sie sprechen ein Thema an, das mich auch schon des öfteren beim Schreiben beschäftigt hat. Natürlich ist alles schon auf gewisse Art und Weise dagewesen, doch besonders wenn die Ähnlichkeit einem selbst so stark bewusst ist, fühlt man sich doch irgendwie verantwortlich.
In Ihrem Fall würde ich aber nicht auf die zündende Idee verzichten wollen, und zwar aus folgenden Gründen: Zunächst einmal - Krimikomödie! Ich bin zwar kein besonders reger Krimileser, aber soweit ich das einschätzen kann, ist diese Kombination zurzeit nicht sehr weit verbreitet (Von Heimatkrimis mal abgesehen). Soll heißen, ich könnte mir gut vorstellen, dass die Leser so glücklich über diesen neuen Aspekt sind, dass sie Ihnen ein paar Ähnlichkeiten zu besagtem Film verzeihen werden. Ich gebe zu, dass ich den Film nicht kenne, obwohl der Name durchaus geläufig klingt. Vielleicht geht es mehreren Lesern so, die sich in dieses Genre wagen?
Ganz abgesehen von rationalen Überlegungen würde ich immer dazu raten, das zu tun, was einen innerlich antreibt, was bei dieser Idee ja der Fall zu sein scheint. Also ran an die Feder! Solange sich die Geschichte durch individuelle Elemente abhebt, lohnt es sich sicherlich, sie aufzuschreiben.


Liebe Grüße

Feuertraum

Einen wunderschönen Guten Morgen  :winke:

Vielen lieben Dank für die Antworten; ich kann also ruhigen Gewissens diese Idee verwenden. Allerdings bin ich auf den Gedanken, das als Hommage anzusehen, noch gar nicht gekommen. Jetzt weiß ich, wie ich es "verkaufen" kann  ;D

Dankeschön an alle

Feuertraum
Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...