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Ausländische Namen und ihre Aussprache

Begonnen von Mondfräulein, 26. Dezember 2020, 17:19:57

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FeeamPC

#15
Bei real existierenden Sprachen gebe ich keine Anweisung. Wenn der Leser das wirklich wissen will, kann er sich informieren, Google macht's möglich.
Bei meiner Fantasy-Sprache habe ich eine Anleitung gegeben, weil in den Namen sehr viele Vokale aufeinanderfolgen und sie, im Gegensatz zum Deutschen, nicht zusammengezogen werden. Saawa wird dann Sa-a-wa gesprichen. Und die Anleitung ist im Anhang, in dem ich auch ein paar Erläuterungen zu den Völkern, Staaten und Religionen gebe. Wen's nicht interessiert, der braucht das nicht zu lesen.

Herbstblatt

Zitat von: FeeamPC am 27. Dezember 2020, 15:04:58
Saawa wird dan Sa-a-wa gesprichen.

Da hätte ich in dem Fall in Erwägung gezogen, im Fließtext stattdessen Sa'awa zu verwenden.

FeeamPC

Nope. Ich hasse schlicht und einfach diese ganze Aposthropherei. Meine persönliche Vorliebe ist ohne, und die Leser müssen damit leben. Über DEN Teil meines Schreibens hat sich bislang auch noch keiner beschwert.

Phlox

#18
zu @Mondfräuleins konkretem Projekt: Wenn ich das richtig verstanden habe, ist das eine japanische Figur unter lauter Deutschen, und auch wenn der Name vielleicht nicht so kompliziert für deutsche Zungen ist, haut das vermutlich nicht gleich beim ersten Versuch richtig hin. Vielleicht hat Sousuke sich angewöhnt, seinen Namen bei der Vorstellung gleich zwei Mal zu nennen, um dem üblichen Stirnrunzeln und Nachfragen zuvorzukommen, und beim 2. Mal könntest du den Namen schreiben "wie die Deutschen ihn hören/sprechen".   
Wenn es in deinem Roman überwiegend Deutsche sind, die sich mit irischer Mythologie beschäftigen, werden sie sich vielleicht auch einmal angelegentlich über die Aussprache (und Klangschönheit) der irischen Namen unterhalten, und du könntest die wichtigsten Namen und ihre korrekte Aussprache hier unterbringen.
Glossare finde ich grundsätzlich auch ok, besonders wenn es sich um viele Namen aus einer bestimmten Sprachfamilie handelt.
Den Ansatz "wer es genauer wissen will, wird es schon googeln", finde ich dagegen nicht so glücklich - zum einen sollte man meiner Erfahrung nach nie die Trägheit seiner Mitmenschen unterschätzen  ;) - zum anderen muss man ja auch erst mal auf die Idee kommen, dass die Namen anders ausgesprochen werden könnten, als sie dastehen - nicht, weil die Lesenden zu doof sind, sondern einfach, weil geschriebene Texte nun mal eine gewisse Beharrungskraft haben.

Anj

Ich lese relativ viele Romane/Serien in denen irische oder gallische Namrn vorkommen und wenn ich die Namen immer nur lese finde ich es unglaublich schwer mir die korrekte Aussprache anzueignen, weil ich das Klangbild nicht damit verbinde. Ich hab erst mach dem 3. Oder 4. Buch erfahren, dass es nicht englisch ausgesprochen wird. Da war aber die falsche Aussprache schon mit den Namen verknüpft und ich muss jetzt immer aktiv korrigieren was mich aus jedem Lesefluss reißt. Wenn dann noch ein Glossar vorne im Buch fehlt, ärgere ich mich inzwischen. Denn googeln ist dann extrem aufwendig und vielleicht hab ich nicht immer ein internetfähiges Gerät da und schon habe ich keine Chance es beim lesen nochmal nachzuschauen. Von daher find ich ein Glissar absolut notwendig und würde einen Link oder eine Homepage sehr begrüßen, auf der ich die Aussprache anhören könnte. Was für Selfpublisher ja vielleicht sogar zusätzlich Leser auf die Homrpage zieht.
Und wers nicht will kann drüberherblättern. (Ich ganz persönlich würde sogar die Lautmalerei in Klammern im Fließtext begrüßen, aber damit bin ich vermutlich recht allein^^) Aber ich finde, wenn ich sowas als Autor nutze gehört es dazu wenigstens dazmeauf hinzuweisen, dass es anders gesprochen wird, als die Zielgruppe es intuitiv tun wird.
Und im Zuge der Diskussion um Rassismus bzw. Inklusion finde ich, stellt es sich nicht mehr als Frage, ob man sich die Mühe sparen soll, weil es eh alle falsch aussprechen. Wenn "es machen eh alle so wie sie es meinen, also spare ich mir die Mühe zu informieren" hier ein plausibles Argument ist, dann ja wohl auch in der anderem Diskussion. Oder es ist in beiden Fällen kein echtes Argument... (Btw frage ich mich auch bei inklusiven Worten immer wir sie gesprochen werden: "sier" mit langem ihr? Jeder Buchstabe geschmeidig geschliffen oder wie zwei Worte mit Apostroph? Ist das hier auch zu viel Mphe es zu erklären, weil es eh jeder so liest wie er, sie oder sier (ist das jetzt korrekt angewendet?) meint? Ich plädiere in all diesen Fälken mindestens für einen Hinweis auf die Aussprache oder darauf, dass es entgegen verbreiteter Intuition ist.
Außerdem würde ich mich sehr freuen, wenn ein Buch mir beibringt wie Namen korrekt ausgesprochen werden und ich mal Kursteilnehmer ad hoc korrekt ansprechen könnte, weil ich mir der Aussprache sicher bin.
Übrigens könnte man Vorstellungen auch mal so machen, dass es einen Zusatz gibt wie "Hi, ich bin Souzuke. Ganz leicht auszusprechen, aber wem du meinen Namen aufschreiben willst, frag mich vorher besser wie er geschrieben wird."
Ist vielleicht nicht wahnsinnig oft möglich, aber für den Leser vielleicht mal denkbar.
"Wenn du andere Leute ansiehst, frage dich, ob du sie wirklich siehst, oder ob du nur deine Gedanken über sie siehst."
Jon Kabat-Zinn.

Kraehe

Ich persönlich favorisiere einen - zu Beginn stehenden - Glosar (oder wenn es sein muss auch Fußnoten). Das gibt allen die Chance, sich mit den Namen und Aussprachen in dem Maß zu befassen, in dem es sie interessiert, und im Idealfall lernen die Leser*innen so noch was. :)

Zitat von: FeeamPC am 27. Dezember 2020, 15:04:58
Bei real existierenden Sprachen gebe ich keine Anweisung. Wenn der Leser das wirklich wissen will, kann er sich informieren, Google macht's möglich.
Bei meiner Fantasy-Sprache habe ich eine Anleitung gegeben, weil in den Namen sehr viele Vokale aufeinanderfolgen und sie, im Gegensatz zum Deutschen, nicht zusammengezogen werden.
Das finde ich sehr schade. Gerade ein real existierender Name, in dem sich auch Leser*innen repräsentiert sehen könnten, und dessen Verwendung somit auch Einfluss auf deren Leben haben kann, sollte die Mühe einer Erklärung wert sein, wenn man sich dieselbe Mühe auch für fiktive Namen macht.

Denn:
Zitat von: Phlox am 03. Januar 2021, 14:43:38
Den Ansatz "wer es genauer wissen will, wird es schon googeln", finde ich dagegen nicht so glücklich - zum einen sollte man meiner Erfahrung nach nie die Trägheit seiner Mitmenschen unterschätzen  ;) - zum anderen muss man ja auch erst mal auf die Idee kommen, dass die Namen anders ausgesprochen werden könnten, als sie dastehen - nicht, weil die Lesenden zu doof sind, sondern einfach, weil geschriebene Texte nun mal eine gewisse Beharrungskraft haben.
Wir müssen dafür nicht einmal in die Literatur gehen, sondern uns nur Kamala Harris und den Gebrauch ihres Namens anschauen. Die Frau wird jetzt Vizepräsidentin der USA, und selbst bei ihr machen sich 90% der Leute keine Mühe, die korrekte Aussprache ihres Vornamens zu recherchieren oder einzuüben, sondern interpretieren lieber eine Kamilla-Variante hinein. Und Kamala ist weder schwierig auszusprechen, noch ist die Frau dahinter eine triviale Persönlichkeit.

Um auch hier wieder den Bogen zu schließen: Diversität und Repräsentation in einem Buch sind was tolles, und sollten nicht einfach nur über Board geschasst werden, weil einem die Namen zu umständlich sind. Aber wenn schon Repräsentation stattfindet, dann finde ich, gehört auch eine gewisse Verantwortung dazu, nicht nur das Hinschreiben anderen Kulturen entnommener Namen. Die Aussprache und Beschäftigung mit Namen hat auch mit Respekt zu tun, und deshalb würde ich den Lesern unbedingt ein Instrument an die Hand geben, wie sie es richtig machen können. Ob sie das dann wahrnehmen ist eine andere Sache, aber du als Autorin hast damit deinen Beitrag zu vollwertigerer Repräsentation geleistet.

Dass Leute wiederum den Namen falsch aussprechen werden, sobald sie ihn lesen, ist eine andere Sache - dann kann man ihn immer noch vokal im Text erklären lassen. Und glaub mir. Leute werden Namen selbst dann falsch aussprechen, wenn sie sie schon x-mal gehört haben und dann zum ersten mal lesen, weil "da steht es ja anders". Die Gelegenheiten, es noch bildlich zu veranschaulichen, sollte also schaffbar sein, wenn dir das wirklich lieber ist. :lehrer:
(Nur ob sich dann beim Erklären jemand absichtlich selbst ausgerechnet zum 100. Mal mit Soße vergleichen oder nicht doch ein besseres lautmalischeres Bild wählen wird, stelle ich mal dahin... ;))

Volker

Gerade im Britischen sind Namen und Aussprache nicht immer gut herleitbar. Man Vergleiche beispielsweise "Simon" und "Siobhan"... 

Oder im alten Hebräischen  oder Arabisch - da fehlen die Vokale in der Schrift komplett. Man weiß also nicht, ob für die altägyptische Göttin  "Keket" oder "Kauket" korrekter wäre. Oder gar wenn beim Gott Israels nachträglich die Vokale des Begriffs "Herr" (weil man den Namen des Herrn nicht nennt) über die Konsonanten des Namens 'drübergeschrieben wurden.

Mondfräulein

Ihr habt in der Zwischenzeit auf jeden Fall einige sehr interessante Punkte genannt, über die ich erstmal ein wenig nachdenken musste, vielen Dank dafür!

Zitat von: Fianna am 26. Dezember 2020, 20:53:06
Ich dachte an ganz banale Alltagssituationen, da nach meinen Erfahrungen jeder irgendwo seinen Namen schriftlich anzeigt an einem Tag: (Straßen-)Bahnkontrolleur, Rezept abholen, Bibliotheksbücher abholen oder zurückgeben, Massagetermin / Kosmetikerin / Friseurtermin wahrnehmen... grade bei den zuletzt genannten Beispielen zahlt man oft nach Erhalt der Leistung und muss dazu nochmal Leistung, Termin oder Namen sagen.

Das sind jetzt nur die ersten gewesen, die mir einfallen, da gibts noch viele andere - ich hatte das Gefühl, man könnte bei einem zeitgenössischen Roman sehr einfach eine Situation kreieren, die nicht lange dauert und eben dieses Ausspracheproblem transportieren kann. 

Für mein Buch passt das nicht unbedingt, zumindest ist mir noch keine Situation eingefallen. Das liegt aber einfach daran, dass Sousuke ein Leben führt, in dem es sehr, sehr wenige Situationen gibt, in denen er seinen Namen aufschreiben würde. Selbst wenn, müsste ich erstmal überlegen, warum er ihn nicht auf Japanisch aufschreiben würde, gerade weil meine Hauptfigur das nicht lesen kann und selbst wenn sie es könnte, gibt es für Namen, die als Kanji geschrieben werden, manchmal verschiedene mögliche Aussprachen.

Aber prinzipiell ist das etwas, was man machen könnte, wenn man die Aussprache direkt in den Text einbauen will. Es ist durchaus eine Möglichkeit, die für manche Namen passen könnte, aber eben nicht immer funktioniert, ohne dass die Situation zu konstruiert wirkt. Wenn ich eine ganze Szene einbauen muss, in der die Figuren zur Pediküre gehen, nur damit die Aussprache des Namens erklärt werden kann, ist das ja nicht Sinn der Sache, aber wenn ich so eine Szene ohnehin schon im Roman habe, kann ich sie dafür nutzen und Sousuke macht dann eben die Reservierung anstatt einer anderen Figur.

Zitat von: Fianna am 26. Dezember 2020, 20:53:06
Ansonsten fände ich ein Glossar vorne oder Fußnoten nicht schlecht.
Fußnoten wären besser, da wäre die Frage, wie das außerhalb des Brezina- oder Pratchett-Leserkreises ankommt  ;D

Das ist glaube ich so eine Sache. Ich habe die Fußnoten in der Bartimäus-Reihe geliebt, aber andere haben sie gehasst und sie haben sie so sehr rausgerissen, dass sie das Buch dann weggelegt haben. Da gehörten die Fußnoten aber noch zur Geschichte. Hier geht es ja um Fußnoten, in denen ich mich als Autorin quasi kurz melde und von außen die Aussprache eines Namens erkläre. Ich glaube, mich würde das nicht stören, aber ich kann mir gut vorstellen, dass es andere stören würde.

Zitat von: Araluen am 26. Dezember 2020, 21:50:41
Ich würde ein Glossar nit Aussprachehilfe machen und die Namen in der Originalschreibweise belassen. Marillier hat das in ihrer "Sevenwaters"- Reihe auch so gehandhabt. Die Reihe spielt im mittelalterlichen Irland und es wimmelt nur so von fürs deutsche Auge unlesbare Namen. Da war das Glossar sehr hilfreich.

Danke auf jeden Fall für den Hinweis auf die Reihe! Das kommt meinem Problem ja ziemlich nahe.

Zitat von: FeeamPC am 27. Dezember 2020, 15:04:58
Bei real existierenden Sprachen gebe ich keine Anweisung. Wenn der Leser das wirklich wissen will, kann er sich informieren, Google macht's möglich.

Ich glaube das Problem ist ja auch, dass die Leser häufig gar nicht wissen, dass sie den Namen falsch aussprechen, wie Phlox schon geschrieben hat:

Zitat von: Phlox am 03. Januar 2021, 14:43:38
Den Ansatz "wer es genauer wissen will, wird es schon googeln", finde ich dagegen nicht so glücklich - zum einen sollte man meiner Erfahrung nach nie die Trägheit seiner Mitmenschen unterschätzen  ;) - zum anderen muss man ja auch erst mal auf die Idee kommen, dass die Namen anders ausgesprochen werden könnten, als sie dastehen - nicht, weil die Lesenden zu doof sind, sondern einfach, weil geschriebene Texte nun mal eine gewisse Beharrungskraft haben.

Dem kann ich nur zustimmen, sowohl bei der Trägheit und beim Unwissen. Ich merke das vor allem bei schwedischen Namen. Skarsgård zum Beispiel sprechen die meisten sehr problemlos und selbstsicher aus, nur leider falsch, denn das å wird zum Beispiel wie ein O ausgesprochen, aber woher soll ich das wissen, wenn ich nicht zufällig aus Langeweile mal einen Schwedischkurs an der Uni belegt habe? Köttbullar spreche ich auch eher wie "Schöttbullar" aus, aber wenn ich das Wort lese, komme ich gar nicht darauf, es nicht so auszusprechen, weil viele schwedische Worte und Namen doch deutsch genug anmuten. Wenn ich mich mit der Sprache also überhaupt nicht auskenne, dann komme ich gar nicht darauf, mich zu informieren. Besonders bei Köttbullar ist das so ein Fun Fact, den man hier und da mal hört, aber von selbst kommt da niemand drauf. Bei vielen anderen ausländischen Namen habe ich als Leser auch eher den Instinkt, die Aussprache, die ich mir anhand der Schreibweise zurechtlege, für bare Münze zu nehmen.

Zitat von: Phlox am 03. Januar 2021, 14:43:38
Wenn ich das richtig verstanden habe, ist das eine japanische Figur unter lauter Deutschen, und auch wenn der Name vielleicht nicht so kompliziert für deutsche Zungen ist, haut das vermutlich nicht gleich beim ersten Versuch richtig hin. Vielleicht hat Sousuke sich angewöhnt, seinen Namen bei der Vorstellung gleich zwei Mal zu nennen, um dem üblichen Stirnrunzeln und Nachfragen zuvorzukommen, und beim 2. Mal könntest du den Namen schreiben "wie die Deutschen ihn hören/sprechen".   

Ich glaube das Problem ist hier, dass der Namen gar nicht schwer auszusprechen ist. Ich glaube, wenn sich jemand einem Deutschen mit diesem Namen vorstellen würde, dann hätte die Person damit kaum Probleme. Die Schwierigkeit ist eher, dass er für deutsche Augen anders geschrieben wird als man ihn ausspricht und dass das, was im Roman gesprochen wird, den Lesern ja in verschriftlichter Form vorliegt.

Zitat von: Anjana am 03. Januar 2021, 17:12:38
Ich lese relativ viele Romane/Serien in denen irische oder gallische Namrn vorkommen und wenn ich die Namen immer nur lese finde ich es unglaublich schwer mir die korrekte Aussprache anzueignen, weil ich das Klangbild nicht damit verbinde. Ich hab erst mach dem 3. Oder 4. Buch erfahren, dass es nicht englisch ausgesprochen wird. Da war aber die falsche Aussprache schon mit den Namen verknüpft und ich muss jetzt immer aktiv korrigieren was mich aus jedem Lesefluss reißt.

Ich glaube ein Faktor, der hier eine große Rolle spielt, ist auch wie wichtig der Name innerhalb der Geschichte überhaupt ist. Beim Namen der Hauptfigur sollte das definitiv erklärt werden.

Zitat von: Krähe am 03. Januar 2021, 20:24:53
Gerade ein real existierender Name, in dem sich auch Leser*innen repräsentiert sehen könnten, und dessen Verwendung somit auch Einfluss auf deren Leben haben kann, sollte die Mühe einer Erklärung wert sein, wenn man sich dieselbe Mühe auch für fiktive Namen macht.
[...]
Um auch hier wieder den Bogen zu schließen: Diversität und Repräsentation in einem Buch sind was tolles, und sollten nicht einfach nur über Board geschasst werden, weil einem die Namen zu umständlich sind. Aber wenn schon Repräsentation stattfindet, dann finde ich, gehört auch eine gewisse Verantwortung dazu, nicht nur das Hinschreiben anderen Kulturen entnommener Namen. Die Aussprache und Beschäftigung mit Namen hat auch mit Respekt zu tun, und deshalb würde ich den Lesern unbedingt ein Instrument an die Hand geben, wie sie es richtig machen können. Ob sie das dann wahrnehmen ist eine andere Sache, aber du als Autorin hast damit deinen Beitrag zu vollwertigerer Repräsentation geleistet.

Das ist finde ich ein sehr wichtiges Argument. Es geht ja nicht um irgendwelche Fantasynamen sondern echte Namen, mit denen Menschen auch hier in Deutschland leben. Gerade beim Irischen gibt es da auch politische Spannungen, die eine große Rolle spielen und ein Grund sind, warum ich die Schreibweise auf keinen Fall ändern will. Wenn ich mich in meinem Roman dieser Kulturen bediene, dann will ich das Problem mit der Aussprache auch nicht einfach ignorieren.

Zitat von: Volker am 03. Januar 2021, 20:53:14
Gerade im Britischen sind Namen und Aussprache nicht immer gut herleitbar. Man Vergleiche beispielsweise "Simon" und "Siobhan"... 

Ich denke bei englischen Vornamen sind die meisten an die Aussprache gewöhnt (obwohl ich damals als Kind bei vielen Büchern englische Namen sehr, sehr falsch ausgesprochen habe), aber Siobhán zum Beispiel ist auch wieder ein irischer Name. Die englische Entsprechung ist glaube ich Joan. Jemand, der Irisch spricht, weiß wahrscheinlich auch, wie der Name ausgesprochen wird, aber mit der englischen Aussprache komme ich hier eben nicht weit. Simon würde ich denke ich voraussetzen, Siobhán aber nicht.

FeeamPC

Bei einer mir völlig fremden Sprache wie Irisch würde ich vermutlich im Glossar Aussprachehinweise und übersetzte Bedeutung aufnehmen.
Bei geläufigen Sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Latein) bin ich zwar auch ziemlich sicher, dass ich selbst nicht immer die richtige Aussprache kenne, aber da ignoriere ich sowohl bei mir als auch beim Leser dieses Nicht-Wissen.
Mag vielleicht nicht richtig sein und zudem eine ordentliche Portion Faulheit, aber, wie schon gesagt, darüber hat sich bislang noch nie auch nur ein Leser beschwert.

Volker

Zitat von: Mondfräulein am 05. Januar 2021, 01:45:51
Zitat von: Volker am 03. Januar 2021, 20:53:14
Gerade im Britischen sind Namen und Aussprache nicht immer gut herleitbar. Man Vergleiche beispielsweise "Simon" und "Siobhan"... 

Ich denke bei englischen Vornamen sind die meisten an die Aussprache gewöhnt (obwohl ich damals als Kind bei vielen Büchern englische Namen sehr, sehr falsch ausgesprochen habe), aber Siobhán zum Beispiel ist auch wieder ein irischer Name. Die englische Entsprechung ist glaube ich Joan. Jemand, der Irisch spricht, weiß wahrscheinlich auch, wie der Name ausgesprochen wird, aber mit der englischen Aussprache komme ich hier eben nicht weit. Simon würde ich denke ich voraussetzen, Siobhán aber nicht.

Wenn ich das richtig im Hinterkopf habe, dann so ganz grob nach (deutscher Umschrift-Versuch): "Schewonnn", englisch vielleicht: "Jevaughn"?
Sozusagen ein "ev" in "Sean" hineingeschoben.
Aber ich bin da auch kein Experte.

Maubel

ZitatWenn ich das richtig im Hinterkopf habe, dann so ganz grob nach (deutscher Umschrift-Versuch): "Schewonnn", englisch vielleicht: "Jevaughn"?

"Schewonn" ist richtig. Auf englisch eher: Shevaughn, das ist schon ein scharfes Sch, während Je ja weich wäre.

Anderes Beispiel, die Schauspielerin Saiorse Ronan wird "Sierscha" mit scharfem S am Anfang ausgesprochen. Fürs Irische findet man ganz leicht Aussprachehilfen, weil die Namen so verbreitet sind, aber ja, es gibt viele englische Entsprechungen, wo man sich manchmal denkt... okay, einfach mal die Hälfte aller Buchstaben weggelassen. Oder zum Beispiel aus Niamh wird dann Neve, oder aus Eoghan wird Owen.

Araluen

Für Síobhan kenne ich auch die Aussprache Sche-wahn. So wurde es in der Serie "Ringer" ausgesprochen, sowohl in der Synchro als auch im Original und auf einer Seite zur Aussprachehilfe irischer Namen finden sich beide Varianten von Muttersprachlern (so es stimmt) vorgesprochen. Die Schwierigkeit im Rischen liegt auch darin, dass wir es zwar mit einem kleinen Land zu tun haben, was die Iren aber nicht davon abhält je nach Region anders zu sprechen wenn auch nur in Nuancen. So sind meines Wissens für den Namen Deirdre die Aussprache Dierdra und Dierdri beide korrekt.
Niamh kenne ich durch die Sevenwaters-Reihe als Ni-ev
Eoghan mit Owen im Englischen gleichzusetzen ist gar nicht mal so falsch.

Yamuri

Ich habe ja ein Manuskript mit mehrheitlich chinesischen Namen, zum Teil auch koreanisch bzw. japanisch und ein Chara hat auch einen arabischen Namen. Da werde ich wohl ein Glossar auch mit der richtigen Schreibweise anlegen, also auch mit den korrekten Zeichen dafür und eben der Lautschrift. Glücklicherweise habe ich jemanden an der Hand, die ich dann nochmal drüber schaun lassen kann, wenn das Glossar dann fertig ist. Zwar habe ich auch begonnen chinesisch zu lernen und habe intensive Recherchen betrieben, aber es fühlt es besser an, wenn man jemanden hat, der sich auskennt und nochmal seinen Segen dazu geben kann. :) Besonders bei solch schwierigen Sprachen wie Chinesisch, Koreanisch oder Japanisch finde ich wichtig, dass man den Leser:innen auch die Möglichkeit gibt die Namen korrekt auszuprechen, auch wenn sie es vielleicht nicht zu 100% korrekt hinbekommen, weil das bei chinesischen Namen schon ordentlich Übung braucht. Wobei ich bewusst Namen ausgewählt habe, die etwas leichter zum aussprechen sind und man sich besser merken kann, meiner Meinung nach.
"Every great dream begins with a dreamer. Always remember, you have within you the strength, the patience, and the passion to reach for the stars to change the world."
- Harriet Tubman