Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Handwerkliches => Workshop => Thema gestartet von: zDatze am 09. Mai 2011, 12:00:43

Titel: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: zDatze am 09. Mai 2011, 12:00:43
Hallo!
Das Thema "Love Interest" taucht immer wieder auf und es wundert mich ein wenig, dass wir noch gar keinen Thread dazu haben. Ich möchte euch alle gerne dazu einladen, hier ein wenig über das Thema zu diskutieren. (Dos and Don'ts, Beispiele für ein gutes/weniger gutes Love Interest, eure eigenen Gedanken, usw.)

Bei meinen eigenen Geschichten baue ich Love Interests nicht auf biegen und brechen ein, aber ich überlege im Vorhinein schon, wer sich möglicherweise für die Rolle eignen könnte. Mir gefällt es nicht, wenn ein Chara eben nur wegen seinem Status als Love Interest mitspielen darf, ohne weiter in die Story involviert zu sein.

Doch was genau macht ein Love Interest aus?
Für mich muss der Chara sympathisch sein. (Ja, das ist sehr subjektiv, ich weiß.) Geheimnisvoll ist auch in Ordnung, nur empfinde ich das schon wieder beinahe als Klischee, bei dem ich eher die Augen verdrehe, als dass es den gewünschten Effekt erzielt. Schwärmen finde ich auch okay, solange es nicht zum bedingungslosen Geschmachte ausartet und das Love Interest zu einer Mary Sue oder einem Gary Stu hochgehimmelt wird.

Genre und der Zielgruppe haben auch einen Einfluss, aber da bin ich ein wenig überfragt, wie sich dieser Einfluss im Detail bemerkbar macht.

So. Und jetzt warte ich gespannt auf eure Posts. :)
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Schreinhüter am 09. Mai 2011, 12:08:31
Ich kann love interests nicht leiden, die auf kurze Zeit konstruiert werden, um einen turn in eine Geschichte zu bringen. Ich finde, das braucht lange Zeit, damit der Leser nachvollziehen kann, warum man sich allmählich verliebt. Das Kennenlernen des Gegenübers, des love interests, kann ganz nach Belieben ausfallen und ich finde es nicht verwerflich das z.B. mit Sex beginnen zu lassen. Es darf nur eben nicht Knall auf Fall und zu gewollt rüber kommen. Am schönsten ist es, wenn man aus einer Perspektive schreibt und als Autor merkt, dass man sich an der Stelle des Protas in einen der Charaktere verlieben würde. Dann ist es lebendig. Und auch, wenn es manchmal nicht passt, in Gedanken so verlieben ist wahrscheinlich allein einem so verrückten Haufen wie den Autoren vorbehalten.  ;)  :-*
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Ary am 09. Mai 2011, 12:25:05
Love interests auf Biegen und Brechen mag ich auch gar nicht. Vor allem nervt es mich, dass anscheinend eine Liebegeschichte bei vielen genres ein "Muss" ist - zum Beispiel bei Jugendbüchern für Jugendliche so ab 12.
Wenn, dann sollten sie sie so sein, wie Schreini geschrieben hat - die Beziehung sollte sich entwickeln können, sie sollte glaubhaft sein und nicht nur da sein, weil eben eine Liebesgeschichte da sein muss. Wenn ich Liebe in einer Geschichte habe, dann ist sie auf lange Sicht geplant und die Charaktere, die sich ineinander verlieben sollen, sind auch darauf angelegt, dass es am Ende "passt", wenn auch zwischendrin nicht immer alles glatt geht. Das mag ich nämlich auch nicht - sich zu verlieben bedeutet auch immer gewisse Konfliktsituationen, vor allem, wenn die Liebe "reift" und die Figuren über das erste Rosabrille-Verliebtsein hinaus sind. Die Momente, in denen man die Macken des anderen erkennt und sich fragt, ob man nicht nur mit dem geliebten Freund/der geliebten Freundin, sondern auch mit dessen/deren Macken zusammenbleiben will, gibt nettes Konfliktpotential.
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Zit am 09. Mai 2011, 12:25:12
Love Interest, hm. Ich baue es ja auch nicht auf Biegen und Brechen ein, aber mir kommen aus dem Stehgreif zwei aktuelle Projekte und ein Kopfprojekt von mir in den Sinn, wo ich mich im Groben nur um zwei Charaktere kümmere -- und diese zwei Charaktere sind männlich und weiblich. Da liegt es doch nahe, zwischen wem da die Liebesgeschichte abgeht ... (Also, wenn ich eine wöllte.)

Ansonsten habe ich nur noch das Projekt mit der Werwolfsdame, wo ich mir um einen LI erstmal noch gar keine Gedanken gemacht habe. Natürlich ist sie deswegen nicht völlig frigide und erfahrungslos. Anteil an der Handlung, hat die Liebe erstmal nicht. Allerdings bin ich noch nicht wirklich weit gedrungen mit diesem Projekt (such sogar noch ein schönes Notizbuch dafür ...), weiß also nicht, ob es sich nicht beim Schreiben irgendwann entwickelt. Ich hoffe nicht. ;D Meine Werwolfdame ist im Kopf nicht wirklich darauf ausgelegt à la Romantasy dahin zu schmachten -- auch wenn sie mir während einer Vampire Diaries-Folge hins Hirn gesprungen kam. :engel:

Genremäßig gibt es sicherlich Anhaltspunkte, was LI angeht. Spontan fallen mir in der Hinsicht jedoch nur JuBu und AllAge ein, in denen es meiner Erfahrung nach recht oft um auch um Liebe geht. (Romantasy schenken wir uns mal ...)
Wo es mir bisher weniger explizit vorkam, ist High Fantasy, speziell Sword & Sorcery. Da gibt es natürlich auch in einigen Büchern Liebesgeschichten, aber -- wenn ich mich recht entsinne -- waren das dann JuBu/AllAger. *Kopf kratz*

Letztlich glaube ich auch, dass es da auch ganz auf den Autor ankommt. Selbst wenn ich eine von Megaschlachten regierte S&S-Welt erschaffe, einen Prota habe, der auch noch die Welt retten muss und dabei alles Mögliche nieder metzelt, kann er doch auch Gefühle haben und sich eben nach einem Partner sehnen oder sich in ein Gruppenmitglied verknallen, letzteres erhöht natürlich noch schön das Konfliktpotential und kann zu tollen Entscheidungssituationen führen.
Auf der anderen Seite kann es dem Autor natürlich auch zu viel werden an Konflikten und eben Dingen, der er bedenken muss, dass er sich dann den Liebespart bei seinen Charakteren schenkt. Seien wir ehrlich, es ist doch anstrengend einen vernüftigen Liebesplot zu stricken, wenn nebenbei noch die Welt gerettet werden muss. Außerdem gibt es ja in der HF dann immer noch den Hintergrundplot, der regelt, was in der Welt geschieht während unser Held sich durch seine Queste metzelt. Das sind dann drei Plots, die nebeneinander herlaufen und gegenseitig beeinflussen ... Wenn einer das im Schlaf aus dem Boden stampft, Hut ab. Ich bekomme bei sowas Hirnverknotungen.
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Sven am 09. Mai 2011, 12:35:11
Für micht sollte ein Love Interest der Grund dafür sein, dass eine Figur etwas tut, oder unterlässt. Die Liebe zu einer Person kann ein enormer Antrieb sein. Sie lässt einem auch Dinge tun, die man eigentlich gar nicht tun will.
Eigentlich paddel ich nicht Nachts auf einen dunklen See, wo zwischen Nebelschwaden Ungeheuer lauern, aber wenn auf der anderen Seite die Frau wartet, in die ich unsterblich verliebt bin, springe ich über meinen Schatten.
Es braucht also einen Grund, warum die Liebesgeschichte im Roman steht.

Will man mit der Liebesgeschichte nur Seiten füllen, verschont mich bitte damit. Es gibt einen Grund, warum ich keine Liebesromane lese  ;)
Der deutsche Film "Anatomie" hätte glatt gut werden können, wenn nicht die Hälfte des Films mit diesem Liebesgeschnulze gfüllt gewesen wäre. Ich glaube, man tut sich keinen Gefallen, wenn man auf Gedeih und Verderb eine Portion Liebe zwischen die Seiten quetscht.
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Sanne am 09. Mai 2011, 12:46:44
Hmm - ich hab in meinem aktuellen Projekt auch eine (unglückliche) Liebesgeschichte darin. Eine Sandkastenliebe, die - als sie sich eben ein wenig näher kommen - auf eine harte Probe gestellt wird. Das war nicht von Anfang an geplant, aber es ergab sich und passte so wunderbar dazu, dass ich nicht widerstehen konnte.

Als ein MUSS sehe ich das allerdings nicht, trotzdem finde auch ich, dass das wunderbares Konfliktpotential bietet und als zusätzliche Belastung der Prota einfach "praktisch" ist.  ;D
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Farean am 09. Mai 2011, 12:49:15
Zitat von: zDatze am 09. Mai 2011, 12:00:43
Doch was genau macht ein Love Interest aus?
Ich glaube nicht, daß man da eine Konstruktionsanleitung formulieren kann... für mich hat es sich eher bewährt, eine große Sammlung von unterschiedlichen Charakteren bereitzuhalten und abzuwarten, ob sich davon welche ineinander verlieben. Es muß halt "passen" und "funken", genau wie im richtigen Leben. Wenn du eine Geschichte schreiben willst, in der die Liebe eine Rolle spielt, greif dir aus deiner Charakteresammlung zwei raus, die in deinem Hinterkopf sowieso schon miteinander turteln und dementsprechend bereitwillig mitspielen werden.
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Sorella am 09. Mai 2011, 12:56:09
All you need is love  ;D Ich bin einfach hoffnungslos. Ich lese am liebsten spannende Bücher, die eine Liebesgeschichte enthalten. Mein Top-Favorit dabei: Aus Hass wird Liebe. Wenn dieses Szenario gut geschrieben ist, kann ich wochenlang noch von der Geschichte zehren. Natürlich mag ich auch alle anderen verrückten Varianten an Liebesgeschichten, die in spannenden Handlungen verwoben sind.
Dementsprechend macht es mir auch als Autor unglaublich Spaß meine Charaktere in eine Liebesgeschichte zu stürzen (Zusätzlich zu den Problemen, die sie eh schon haben  ;)). Praktischerweise ist das in Jugendbüchern beliebt, von dem her fühle ich mich in dieser Zielgruppe pudelwohl. 
Wie gesagt: hoffnungslos  :d'oh:
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: zDatze am 09. Mai 2011, 13:24:50
Dass es nicht Knall auf Fall sein soll, finde ich auch.
ZitatAm schönsten ist es, wenn man aus einer Perspektive schreibt und als Autor merkt, dass man sich an der Stelle des Protas in einen der Charaktere verlieben würde. Dann ist es lebendig. Und auch, wenn es manchmal nicht passt, in Gedanken so verlieben ist wahrscheinlich allein einem so verrückten Haufen wie den Autoren vorbehalten.  ;)  :-*
Danke für diese Worte, Schreini. Das ist ein Punkt, den ich nicht zu fassen bekam. :knuddel:

@Farean: Ich will hier auch keine Konstruktionsanleitung am Ende stehen haben. Ich bin in erster Linie neugierig, wie ihr LIs handhabt und welche Gedanken ihr euch über sie macht.
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Schommes am 09. Mai 2011, 13:34:18
Zitat von: Sorella am 09. Mai 2011, 12:56:09
Aus Hass wird Liebe.
Das funktioniert übrigens meiner Meinung nach deswegen so gut, weil es auch im wirklich richtigen Leben eine sehr starke Verbindung erzeugt. Das hört man dann oft Paare in irgendwelchen Talk-Shows oder ähnlichem sagen: "Also zuerst war er/sie mir total unsympathisch."
Eine längere Entwicklung der Liebesgeschichte für größere Glaubhaftigkeit finde ich auch wichtig. Ein Motiv von "Sie konnten zusammen nicht kommen  (no pun intended)" ist zusätzliche Spannung. Allerdings sollte es auch irgendwann Erlösung geben. Das einzige was mir an den Tributen nie so richtig gefiel, war diese endlos ausgewalzte Dreiecksgeschichte.
In Abweichung vom eben Gesagten kann es allerdings auch schon sein, wenn es zwischen den beiden Lovern gleich zu Beginn der Geschichte heftig funkt und es dann gleich im Anschluss zu einem Streit kommt. Der Leser darf sich dann fragen: "Kriegen sie das wieder hin?"
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Rigalad am 09. Mai 2011, 13:50:20
Meine LI verselbstständigen sich immer. Die Paare, die ich füreinander vorgesehen habe, finden nie, nie, nie zusammen. Entweder tauchen plötzlich Protas auf, die viel besser zu wem passen, oder die Chemie stimmt einfach nicht. Da lasse ich meine Charaktere ganz eigenständig wählen. Wenn ich die Entwicklung auf Beziehungsebene selbst erst miterlebe, während ich erzähle, dann wird es hoffentlich auf den Leser genauso glaubwürdig wirken wie auf mich. Denn überraschen muss ich mich leider immer wieder lassen und ich glaube, das ist meine Stärke in diesem Bereich.

Wenn man für Jugendliche oder YA schreibt, gerade für Frauen und Mädchen, gehört ein Love Interest aber auch irgendwie dazu. Auch fast schon zwingend. Liebe und alles dazugehörige ist einfach ein Thema, das in dieser Altersgruppe sehr präsent ist. Diese manchmal etwas herablassende Art gegenüber Liebesromanen im Allgemeinen finde ich persönlich auch echt schade. Wenn es extrem kitschig geschrieben ist, ist das auch nichts für mich, aber wenn der Stil schön und die Charaktere plausibel sind, gibt es doch kaum ein schöneres Thema, mit dem sich so viele Menschen identifizieren können.
Von daher: Pro Love Interest.  :vibes:
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Franziska am 09. Mai 2011, 13:55:55
Ich lese eigentlich ganz gerne Liebesgeschichten und schreibe sie auch gerne. Ich könnte nicht sagen, dass ich da auf was bestimmtes achte. Ich habe noch nie gedacht: Da fehlt noch ein Love Interest, also baue ich mal einen ein. Die waren immer von Anfang an da.
Was ich gar nicht mag ist dieses Romantasy-Klische, dass leider auch oft auftaucht, dass eine hübsche schüchterne Frau von ihrem Ritter gerettet werden muss. Wenn die  Frau nichts als hübsch ist und überhaupt keinen Charakter hat. Klar kann man sich auf den ersten Blick in jemanden verlieben. Aber es muss dann auch spürbar werden, was außer den wunderschönen blauen Augen so toll an der Person ist. Es geht mir ganz oft so, dass ich etwas lese und dann gar nicht nachvollziehen kann, warum der Prota sich jetzt verliebt hat, weil es nicht fühlbar wird. Oder anders gesagt: Ich mag Liebesgeschichten mit Tiefe. Meine eigenen Liebesgeschichten sind alle sehr unterschiedlich. Interessant finde ich Liebesgeschichten, wo die Protas ineinander verliebt sind, es sich aber nicht eingestehen.
Wenn man immer wieder andere Konstellationen wählt, bleibt es beim Schreiben interessant. Ich habe zum Beispiel einen Text, wo sich die Protas fast auf den ersten Blick verlieben, am Ende heiraten, als sie sich noch kaum kennen und sich aber wieder scheiden lassen, weil sie in einer ganz anderen Situation merken, dass sie doch nicht zusammen passen.
Dass meine Protas sich in jeman anderes verlieben, als sie sollten, habe ich noch nie erlebt. Brave Protas *tätschel*. Oft habe ich sogar zuerst eine Liebesgeschichte und danach erst kommen die ganzen Nebenfiguren und der Plot.
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Churke am 09. Mai 2011, 14:02:26
Zitat von: Schommes am 09. Mai 2011, 13:34:18
Allerdings sollte es auch irgendwann Erlösung geben.

Warum eigentlich? Wenn ich sage, dass ein Plot durch die, äh, erotische Spannung zwischen zwei Figuren funktioniert, ist die Erlösung nicht viel mehr als ein Sahnehäubchen. Ob man so etwas braucht, ob es die Geschichte runder macht, hängt m.E. vor allem von der Stellung ab, die die *große Liebe* im Plot einnimt.

Zitat von: Schommes am 09. Mai 2011, 13:34:18
In Abweichung vom eben Gesagten kann es allerdings auch schon sein, wenn es zwischen den beiden Lovern gleich zu Beginn der Geschichte heftig funkt und es dann gleich im Anschluss zu einem Streit kommt. Der Leser darf sich dann fragen: "Kriegen sie das wieder hin?"

Einen Streit kann man schlichten. Viel schlimmer ist, wenn unüberbrückbare Differenzen anderer Art auftauchen. Wenn die Alte ins Kloster geht oder so.
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Isabel am 09. Mai 2011, 14:21:21
Ich habe keine pauschale Handhabe für dieses Thema. Meine "Love Interests" (diesen Ausdruck benutze ich sonst eigentlich nie) sind von Anfang an da und erfüllen alle eine Funktion in der Geschichte, auch abseits der reinen Liebesgeschichte. Von daher würde auch ich mich dagegen sträuben, mit Gewalt einen "Love Interest" einzubauen. Entweder ergibt es sich von allein oder eben nicht. Fast wie im wahren Leben. ;)

Was mir generell widerstrebt: Das von Franziska bereits angesprochene Romantasy-Klischee der "damsel in distress". Unbedarftes Frauchen wirft sich perfektem Über-Mann an den Hals. Momentan ist das ja wieder unglaublich populär, aber ich kann damit nichts anfangen. Vielleicht, weil ich mich noch nie mit der klassisch-passiven Frauenrolle identifizieren konnte, aber das ist ein anderes Thema. ;)
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Fizz am 09. Mai 2011, 14:26:41
Da ich mittlerweile erfahren habe, dass zDatze irgendwie nicht von dem Thema nicht los kommt ;) mische ich nun mal auch ein.

Zitat von: Aryana am 09. Mai 2011, 12:25:05
Love interests auf Biegen und Brechen mag ich auch gar nicht. Vor allem nervt es mich, dass anscheinend eine Liebegeschichte bei vielen genres ein "Muss" ist - zum Beispiel bei Jugendbüchern für Jugendliche so ab 12.

Ich gehe sogar einen Schritt weiter und sage, dass manchen Leuten Liebesgeschichten innerhalb einer Geschichte nerven.
Persönlich habe nichts dagegen, solange sie die Geschichte nicht vereinnahmt. Denn wenn ich eine Liebesgeschichte lesen möchte, dann suche ich mir gleich ein solches Genre aus.
Da das Thema immer wieder bei Gesprächen über Bücher auftritt, habe ich sogar gemerkt, dass gerade Männer öfters von LI genervt sind. Mein Bruder, als extremes Beispiel, liest keine Bücher mit Liebeleien, bzw. legt solche Bücher weg, selbst wenn die Geschichte gut und spannend ist. Einer seiner Lieblingsserien hat er sogar nur aus diesem Grund aufgehört zu lesen.
Mein Bruder ist vielleicht nicht unbedingt der Regelfall, aber insgesamt denke ich, dass manche Bücher ohne LI oft besser dran sind, als wenn sie sonst zu gekünstelt und gewollt klingen. Wenn es eben nicht passt, dann passt es nunmal nicht rein. Weniger ist manchmal doch mehr.
Soweit ich weiß, waren es in meiner Jugend auch nicht unbedingt die Bücher mit LI, die mich am meisten beeindruckt haben...



OT:

Zitat von: Schommes am 09. Mai 2011, 13:34:18
Das funktioniert übrigens meiner Meinung nach deswegen so gut, weil es auch im wirklich richtigen Leben eine sehr starke Verbindung erzeugt. Das hört man dann oft Paare in irgendwelchen Talk-Shows oder ähnlichem sagen: "Also zuerst war er/sie mir total unsympathisch."

Scheint sich lustigerweise bei mir und meinem Freund zu bestätigen xD.

Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Sven am 09. Mai 2011, 14:34:43
Zitat von: Churke am 09. Mai 2011, 14:02:26
Warum eigentlich? Wenn ich sage, dass ein Plot durch die, äh, erotische Spannung zwischen zwei Figuren funktioniert, ist die Erlösung nicht viel mehr als ein Sahnehäubchen.

Stimmt. In manchen Fällen, ist diese "Erlösung" sogar kontraproduktiv. Akte X hat an Reiz verloren, als sich Scully und Mulder bekommen haben.
Ein Ende ohne diese "Erlösung" kann stärker sein und tiefer gehen. Da bietet sich einem die Möglichkeit, den großen Plot mit einem Happy End enden zu lassen, aber den Leser dennoch mit einem flauen Gefühl zurückzulassen.
Der Plot sollte in meinen Augen nicht zu sehr gezuckert sein. Den Teig darunter sollte man noch erkennen.
Die Gesamtkomposition macht den Geschmack aus und natürlich die Art der Torte. Eine rosa Sahnetorte ... nein, ich möchte diesen Vergleich nicht überstrapazieren  ;)
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Farean am 09. Mai 2011, 14:41:46
Zitat von: Churke am 09. Mai 2011, 14:02:26
Wenn ich sage, dass ein Plot durch die, äh, erotische Spannung zwischen zwei Figuren funktioniert, ist die Erlösung nicht viel mehr als ein Sahnehäubchen.
Wenn die romantische/erotische Spannung irgendwann in Stasis mündet, ist es aber auch nicht gerade ideal.

Sobald mir klar wird, daß der Autor nicht die Absicht hat, den beiden jemals ein Ende zu gönnen, sei es Happy oder sonstwie, verliere ich das Interesse an der Liebesgeschichte. Dann lieber irgendwann ein runder Abschluß, und wenn er sich auf ein "hätte nett mit dir sein können" beschränkt.

Zitat von: zDatze am 09. Mai 2011, 13:24:50
@Farean: Ich will hier auch keine Konstruktionsanleitung am Ende stehen haben.
Wollte ich dir auch nicht unterstellen, sorry.
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Sven am 09. Mai 2011, 15:10:32
Zitat von: Farean am 09. Mai 2011, 14:41:46
Sobald mir klar wird, daß der Autor nicht die Absicht hat, den beiden jemals ein Ende zu gönnen, sei es Happy oder sonstwie, verliere ich das Interesse an der Liebesgeschichte.

Aber woran würdest Du es erkennen?
Wenn einer bei dem anderen ständig abblitzt vielleicht. Dann würde aber die Spannung fehlen, und der Nebemplot ist, wenn nicht für eine bestimmte Motivation des Charakters benötigt, eh über.
Oder machst Du das an anderen Gegebenheiten fest?
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Farean am 09. Mai 2011, 16:43:12
Zitat von: Sven am 09. Mai 2011, 15:10:32
Aber woran würdest Du es erkennen?
Ganz allgemein daran, wenn im Grunde keine Bewegung mehr zu erkennen ist bzw. die Bewegung immer im Kreis plätschert.

Ein Beispiel, das mir da spontan einfällt, ist die Comicserie "Strangers in Paradise". Die lesbische Romanze zwischen Katchoo und Francine fing harmlos und unauffällig an, so daß man zunächst nur ein unterschwelliges Gefühl von "uh-oh" bei ihrer freundschaftlichen Zwei-Frauen-WG hatte. Während Sammelband 2 "I Dream Of You" nahm diese Geschichte rasant Fahrt auf, es kam zu diversen Enthüllungen, Bekenntnissen usw. Und danach flachte es ab. Eigentlich wußten beide, wie es stand. Die Zufälle, damit sie trotzdem nicht zusammenkamen, wurden immer absurder und immer weniger unterhaltsam. Die Muster wiederholten sich. Um überhaupt noch Bewegung in der Handlung zu halten, hat der Autor stattdessen nach und nach die Charaktere umdefiniert, immer neue, abstrusere Details aus ihrer Vergangenheit emporkommen lassen usw. usf. Am Ende bewegte sich so ziemlich alles, nur nicht die beiden aufeinander zu. Es war ein Krampf, den ich nicht mehr lesen wollte.

Romantische Spannung lebt für mich auch von dem Versprechen, daß irgendwann klare Verhältnisse herrschen. Ob sie sich kriegen, ob sie nur eine einzelne Nacht miteinander verbringen, ob sie auseinandergehen und es für den Rest ihres Lebens bereuen - egal.(*) Aber eine Endlos-Romanze, bei der sie für alle Zeiten umeinander rumschleichen, empfinde ich als genauso unterhaltsam wie den unkaputtbaren Schurken, der fünfmal besiegt und augenscheinlich getötet wird, nur um beim sechsten Mal wieder mit einem theatralischen "Ha-ha!" quicklebendig dazustehen. Wer's mag, dem sei es ungenommen, aber bei mir funktioniert so was einfach nicht.


(*) Naja, nicht ganz egal. Am liebsten ist es mir meist schon, wenn sie sich kriegen und glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende... :-*
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Mika am 09. Mai 2011, 17:20:41
Ich bekenne mich hier mal: Ich liebe Liebesgeschichten. Egal in welcher Form, egal wo und ich finde es herrlich wenn ich Bücher lesen kann in denen welche vorkommen. Ein zwingendes Muss ist es natürlich nicht, im Gegenteil, hab auch durchaus schon Bücher gelesen in denen mir der LI auf die Nerven ging oder Bücher die ganze ohne ausgekommen sind und trotzdem Spaß gemacht haben, ich bestehe also nicht prinzipiell darauf, aber ich leses so etwas eben gern.

Es beschränkt sich leider nicht nur aufs Lesen, manche Serie die ich im Fernsehen verfolge ist darauf ausgelegt, nie offen, sondern unterschwellig ob sich die Protas nun kriegen oder nicht. Jedes Mal wenn eine Staffel zu Ende geht und sich die beiden immer noch nicht bekommen haben werde ich schier wahnsinnig und gucke trotzdem die nächste. Ich bin also so ein klassischer Fall denn man mit so was wunderbar locken kann. :)

Was meine eigenen LIs betrifft. Momentan schreibe ich an meinem High Fantasy Monster, das oh Wunder, ohne Liebe gar nicht funktionieren würde, diese Liebe ist einfach eines der Leitmotive die ich mir als Basis genommen habe, ebenso wie das Welt-retten.
In diesem Monster ist die Liebe mal als Katalysator vertreten, mal um Reaktionen hervor zu rufen, die die Handlungen antreiben, mal sie ist sie verboten und die größte Sünde überhaupt, manchmal ist sie glücklich, meistens nicht. Ich würde also sagen in diesem Monster habe ich ziemlich viele Fascetten verarbeitet.
Geplant war das so allerdings nicht, klar ich hatte mir definitiv schon einen Chara ausgedacht, bzw. er war plötzlich da..., der meiner Protagonistin vielleicht gefallen könnte und irgendwo war auch unterschwellig die Idee da, dass die beiden zusammen kommen könnten, weil sie obgleich gegensetzlich, sich doch wunderbar ergänzen.
Nun ja... das Ende vom Lied war: sie haben sich verliebt (was für meienn Geschmack noch etwas zu rasch passierte, daran werde ich beim überarbeiten definitiv noch feilen müssen, er macht ihr einen Antrag (aha, das wollte ich sicher nicht) und dann geht er ex (wenn ich so ein Buch lesen müsste würde ich den Autor schlicht weg hassen).

Was ich damit sagen will: so genau ich auch plotte meine LIs sind so ein eigenartiger Unsicherheitsfaktor, bzw. als solche direkt sind sie meist nicht mal gedacht. Also die Figuren die sich bei mir verlieben tun das selbstständig, über meinen Kopf hinweg und genauso glücklich oder unglücklich geht es letztlich dann aus wie sie es haben wollen (naja, ist nicht ganz richtig, hier kommt schon wieder etwas mein Einfluss dazu, wenn es dann eben unglücklich ausgeht weil ich den Schmerz der bei einer der Figuren dadurch entsteht zum Beispiel als Katalysator für irgendetwas brauche).

Bislang habe ich noch keine Figur einfach eingebaut weil ich einen LI brauchte, ich habe es auch nicht vor, zum Glück haben meine Figuren eigentlich immer andere Funktionen und die Liebesgeschichte entwickelt sich meist einfach so. Ich fürchte nur ich wäre gar nicht in der Lage irgendetwas ohne eine wenigstens kleine Liebesgeschichte zu schreiben weil ich einfach dahingehend soooo schrecklich romantisch bin. (Ich finde es wirklich manchmal ätzend und wünschte echt ich könnte auch mal ohne Schmalz, aber es geht einfach nicht)
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Kati am 09. Mai 2011, 17:46:09
Ich mag Liebesgeschichten in Fantasyromanen, besonders welche, die eher auf die Romantik als auf Erotik angelegt sind. Deshalb schreibe ich ja auch für Jugendliche. Ich kann zwar nicht sagen, wie das aussehen wird, wenn ich selbst keine Jugendliche mehr bin, aber ich glaube nicht, dass sich das ändern wird. Ich mag diese Art Buch einfach: Eine hoffentlich originelle Fantasygeschichte mit einer hoffentlich schönen Liebesgeschichte drin. Die nicht immer gut ausgehen muss. Aber die Liebesgeschichte würde mir wohl auch nicht fehlen, wenn es sie nicht geben würde. Früher mochte ich sowas ja eh nicht, aber inzwischen...  ;D

Na ja, es gibt zwei Dinge an Liebesgeschichten und LIs die ich wirklich nicht mag:

1) Die "Die Liebe ihres/seines Lebens"-Kiste geht mir momentan echt auf den Zeiger. Zwei Teenager, beide unerfahren, treffen aufeinander und wissen schlagartig, dass sie füreinander bestimmt sind und niemals mehr auseinander gehen dürfen. Das ist unrealistisch. Ich mag es lieber, wenn Liebesgeschichten sich über das Buch hinweg langsam aufbauen. Auch habe ich nichts dagegen, wenn die Beziehung nur das erste Verliebtsein umschreibt oder eine ganz normale Beziehung ohne Romeo und Julia Geschwafel ist.  ;)

2) Ich mag es auch überhaupt nicht, wenn das LI nur LI ist. Es passiert so oft, dass die Prota im Rampenlicht steht und das LI nur ein Sidekick ist, der ein paar Sachen sagen darf und nichts mit der Geschichte zu tun hat. Oder aber der Autor scheint das LI lieber zu mögen, investiert seine ganze Kreativität in ihn oder sie und der oder die eigentliche Prota bleibt blass und ein Werkzeug für den Plot. Wenn man ein Pärchen hat, sollten beide gleich wichtig sein.
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Farean am 09. Mai 2011, 19:19:55
Was ich in diesem Kontext bemerkenswert finde: ziemlich viele scheinen der Ansicht zu sein, sie müßten ihre Neigung zu Liebesgeschichten "bekennen", sich rechtfertigen oder entschuldigen. Woher kommt das?
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Sven am 09. Mai 2011, 19:35:40
Ich würde sagen, das liegt daran, dass Liebesgeschichten gemeinhin als Kitsch bezeichnet werden.
Kitsch ist in den meisten Fällen negativ behaftet.
Liegt vielleicht auch daran, dass RTL und Konsorten, dieses Romatikthema überstrapazieren. Da muss in einer Folge GZSZ die ganze Palette abgespult werden.
Umso wichtiger ist es, die Liebesgeschichte in einem Roman gut und weniger aufdriglich zu gestalten. Es kann eine Bereicherung sein, selbst wenn es in den Kitsch abgleitet. Es kann einen aber auch ganz schnell anöden.
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Wollmütze am 09. Mai 2011, 20:24:06
Ich bin für Liebesgeschichten, wenn es passt. Wenn man aber nur versucht, sein Werk ein bisschen aufzupolstern und unter diesen Umständen eben ein LI einfach mal einflechtet, ohne, dass diese Figur für den Rest der Story von Belang ist,- nope. Das funktioniert nicht. Es ist platt und ich finde, man merkt es. Teilweise kommt man sich sogar - entschuldigung - aber verarscht vor, weil der/die eingeworfene LI nur zur Herauszögerung o.ä dient.
Liebesgeschichten müssen sich für mich entwickeln, langsam, prickelnd. So, dass ich bei jeder Begegnung darauf hoffe, dass sie sich endlich anlächeln, küssen, berühren... so schnell kann ich gar nicht blättern, wie ich lese, wenn einem Autor das gelungen ist.
Einen LI eingebaut, nur für diesen einen Zweck, habe ich noch nie. Bei mir sind es bisher immer Prota/Prota Konstellationen oder Prota/Nebenprota(Nebenprota, kein LI!) und meistens gehen die Geschichten nicht gut aus, das ist aber meine persönliche Vorliebe beim Schreiben - ich hab einfach einen Hang zum Drama - allerdings lasse ich gerne andere in dem Zwist: Wird das was oder wird das nichts? Eindeutiges: Das klappt nie, gibt es bei mir nicht. So eindeutig ist es schließlich im wahren Leben auch selten, hm? Selbst wenn man sich trennt, kann man der Versuchung, es noch einmal zu versuchen oder auf einen Kuss bzw. Sex noch einmal anzuspringen, manchmal nicht widerstehen. Es muss für mich einen Sinn haben, dass die Geschichte da ist. Sie braucht gewissermaßen eine Daseinsberechtigung, genau wie die Charaktere in der Geschichte, aber ich finde nicht, dass sie zu weit in den Vordergrund gerückt werden sollte. Sie gehört zum Charakter, ist aber (außer in Büchern wie Bis(s) und anderem Liebeskladeradötsch) eigentlich nicht das Mainquest.
Mein Senf dazu,
Liebste Grüße,
Wolli   ;)
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Runaway am 09. Mai 2011, 21:12:02
Mich interessiert in diesem Zusammenhang der Begriff "Love Interest". Ganz subjektiv kenne ich den jetzt daher, daß er gern bei Filmkritiken verächtlich eingesetzt wird, wenn Charaktere eigentlich keine andere Bestimmung haben, als als Love Interest neben dem Helden gut auszusehen. Also eher eine oberflächliche und platte Sache, um dem Popkornkinomainstreampublikum zu gefallen (sorry, hatte grad Lust auf das Bandwurmwort ;) ).
Wie definiert ihr denn den Begriff?

In diesem Zusammenhang finde ich es jedenfalls blöd. Zum Beispiel kommt die Rolle von Megan Fox in Transformers mir gleich als gähnendes Love Interest in den Sinn. Die sieht doch da nuuuuur gut aus und ist zum Anhimmeln da.
Und das braucht erklärtermaßen kein Mensch!

Aber "Liebesgeschichten" im ernsthafteren Sinn - immer! Das habe ich auch immer drin. Das ist eine so starke Motivation und Triebfeder und ich lese sowas auch immer gern - Bücher, in denen der Held durch Liebe motiviert ist, haben erst so richtig Biß. Auch hier wieder ein (Gegen)Beispiel: Dan Brown. Er hat nur so Abziehbild-Frauenfiguren und sein Professor Langdon hat eine Menge Hirn, aber ansonsten ist bei dem absolut nix los. Menno... langweilig.
Ich brauch es einfach, daß Protagonisten sich verlieben und es beim Leser (oder in meinem schöpferischen Fall beim Autor) kribbelt. Super!
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Sven am 09. Mai 2011, 21:20:30
@ Dani: Transformers wäre mir in dem Zusammenhang nicht eingefallen, aber da hast Du absolut Recht. Die weibliche Nebenrolle ist in diesem Plot völlig über und nur im Film, damit Männer (noch) mehr Spaß haben. Ob das so ist, sei dahin gestellt  :engel:

"Love Interest" ist für  mich ein völlig neutraler Begriff und sagt nur aus, dass es eine Figur gibt, in die der Prota verknallt ist. Positiv, oder negativ wird es erst bei der Umsetzung.
In letzter Zeit habe ich aber das Gefühl, dass er bei Romanen als Punkt zum abhacken verkommt. Nach dem Motto: Gibt es in der Geschichte einen Love Interest? Ja? Super! Nächster Punkt ...
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Wollmütze am 09. Mai 2011, 21:23:56
Genau wie du. Eine Person, die zu nichts anderem dient, als dazu, den Helden irgendwie zu umhüpfen und immer wieder an den blödesten Momenten zu rufen: Hier bin ich! Hallo! Lest diesen Dialog, auch wenn er nichts mit der Geschichte zu tun hat sondern der Autor nur Seiten plustern wollte!
Manchmal fühlt sich das echt so an, als wäre vorher gar keine Liebesgeschichte in dem Buch gewesen und beim lektorieren kam dann irgendwie auf: Mensch, mit ein bisschen Liebe würd' sich das Ding doch glatt besser verkaufen! Schreib mal was dazu bis nächsten Monat!

Megan Fox in Transformers ist da ein gutes Beispiel von dir. Hab zwar nur den ersten gesehen, aber da erfüllt sie keinen anderen Zweck, als zu zeigen "uncooler Typ kann heißes Mädchen DOCH haben." Wobei das noch nicht mal ein relevanter Zweck für die Story ist. Also. Love Interest. Nervig!

Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Telas am 09. Mai 2011, 21:32:55
Nachdem ich mich schonmal dabei ertappt habe, dass ich beinahe eifersüchtig auf meinen eigenen Chara wurde, mache ich wieder einen weiten Bogen um Liebesgeschichten frei nach dem Motto, was ich nicht kriege, das sollst du auch nicht haben :snicker:.

Aber ernsthaft, es gibt für mich wenige Dinge die schlimmere, literarische Todsünden sind als schlecht gemachte Liebesgeschichten. Kapitellanges Gesülze ist auch nicht mein Fall. Ich bin für Liebesgeschichten, die eher unerwartet kommen und die nicht so vorhersehbar sind.
Da ich das meistens selbst nicht hinbekomme, verzichte ich eben gerne auf dieses Element.
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Farean am 09. Mai 2011, 22:50:35
Zitat von: Sven am 09. Mai 2011, 19:35:40
Liegt vielleicht auch daran, dass RTL und Konsorten, dieses Romatikthema überstrapazieren.
Aber warum haben die Leute dann keinerlei Scham, zuzugeben, daß sie voll auf Action, Explosionen und möglichst viel Krachbummpeng abfahren? Das wird von den Privatsendern genauso gnadenlos ausgelutscht, ist aber irgendwie in der alltäglichen Konversation salonfähiger. Oder kommt mir das nur so vor?

Zitat von: Sven am 09. Mai 2011, 21:20:30
In letzter Zeit habe ich aber das Gefühl, dass er bei Romanen als Punkt zum abhacken verkommt.
Ja, dieser Impuls beschleicht mich bei manchen krampfhaft eingeflochtenen Romanzen durchaus auch... ;D
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Kraehe am 09. Mai 2011, 22:56:57
Ich habe mir in letzter Zeit ehrlich gesagt auch die Frage nach dem LI gestellt. Und so. Ich habe gerade eine weibliche Erzählerin und sie lernt einen Typen kennen. Eigentlich ist er maßgebend für die Handlung, im Sinne von: er führt das Titelgebende und handlungsbestimmende Element ein und begleitet die Handlung als Initiator, Dialogpartner und und und.
(Jah, er hat also eine Rolle!)
Da die Zielgruppe in Richtung junge Leute/Jugendliche fallen könnte und es ja auch denkbar wäre bin ich auch nicht so sicher. Eigentlich wollte ich keine Liebesgeschichte.
Aber: die erste Person, die reingelesen hat meinte, da würde sich doch sicher noch was entwickeln, vonwegen Liebe und und und.
Meine Charas haben mich also ausgetrickst ::)

Generell lese ich aber selber durchaus gerne Liebesgeschichten. Wenn sie gut sind. Und von Handlung eingebettet, sozusagen. ;)
Ein wenig problematisch finde ich aber auch die Hass wird zu Liebe - Geschichte. Das ist momentan einfach sehr oft vertreten und man muss es doch recht gut lösen, um wieder originell zu sein.
Wobei es vielleicht druchaus stimmt, dass es sehr plausibel ist. Und es gibt vieleicht auch nicht so viele essentielle Möglichkeiten, eine Beziehung zu inszenieren oder zu starten.
Es stimmt eben:
Es ergibt eine neue Handlungsebene, neue Motivationen und dient nicht zuletzt auch der Charakterentwicklung. Aber es muss auch von den Charas ausgehen und nicht vom Autor, zumindest für mich als Leser sollte der Eindruck so sein.
Und nicht zuletzt ist es auch irgendwie ein Teil normales Leben, das man ja auch in den Charas wiedererkennen möchte - um sie greifbar und nahbar und nachvollziehbar zu machen. Normale Probleme eben, für (mehr oder weniger) normale Leute in vermutlich nicht so normalen Situationen/Geschichten :)
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Zit am 10. Mai 2011, 01:23:01
Das Ding "Hass/Abneigung wird zu Liebe" findet sich oft in Liebesheftromanen wieder -- sie findet ihn zum K*tzen und total arrogant, wenn er jedoch nicht so unbeschreiblich gutaussehend wäre. Hach! :bittebittebitte: Außerdem kenne ich die Schiene aus vielen (schlechten) FanFic's, weswegen ich bei solchen Konstellationen immer das Gähnen bekomme und sich mir die Augen drehen.

Was ich wichtig finde -- besonders als Leser -- ist, wo das Hauptaugenmerk der Geschichte liegt. Geht es darum, die Welt zu retten oder dass XY mit ZA glücklich wird?

Zitat von: WollmützeLiebesgeschichten müssen sich für mich entwickeln, langsam, prickelnd. So, dass ich bei jeder Begegnung darauf hoffe, dass sie sich endlich anlächeln, küssen, berühren... so schnell kann ich gar nicht blättern, wie ich lese, wenn einem Autor das gelungen ist.

Ich will dir nicht zu Nahe treten, aber, hm, wie soll ich sagen: Das klingt so, als würde dann der Autor sich großteils um die Liebesgeschichte kümmern -- und da würde ich mich meinerseits, wenn es nicht gerade ein LiRo ist, vera*scht fühlen.

Ganz ehrlich: Liebe ist wohl eines der größten Gefühle, die wir empfinden können und wir sind auf sie angewiesen wie die Luft zum Atmen. Sei es nur in Form von Freundschaft, Kollegen, die man mag, oder eben als Lebensabschnittsgefährte. Wenn ich, sobald irgendwie Zuneigung zwischen zwei Figuren aufflammt, dieser Zuneigung den Platz einräume, den sie verdient, habe ich am Ende als Autor einen LiRo. Super. Was aber, wenn meine Figuren eigentlich die Welt retten sollten -- und was denkt der Leser? Wenn ich HF oder S&S kaufe, dann will ich auch ebensolches bekommen und keine verkappte Liebesgeschichte (oder eine Geschichte über die Liebe ...). Das hat nichteinmal etwas mit dem Verschnulzungsgrad zu tun, sondern mit der Gewichtung der Liebesszenen mit den restlichen Szenen und wie explizit sich die Liebe auch noch in den Gedanken und Handlungen der Charaktere manifestiert. Liebe als Antrieb die Welt zu retten -- okey. Dass der Held aber nur der Angebeteten hinterher hechelt -- Zonk gezogen.

Es ist also gut und schön, dass sich so viele für die Liebe aussprechen -- mich würde jedoch interessieren, wie viel Platz ihr dann aber auch der Liebe einräumt bei euren Nichtliebesgeschichten.

Zitat von: SvenLiegt vielleicht auch daran, dass RTL und Konsorten, dieses Romatikthema überstrapazieren. Da muss in einer Folge GZSZ die ganze Palette abgespult werden.

Das kann nur der als Überstrapazierung einstufen, der nicht zum Klientel solcher Sendungen gehört. Ist also klar, dass dir das zuwider läuft. ;) GZSZ befriedigt dieselben Bedürfnisse wie sie Serien-Liebes-Heftromane (die ganzen Arzt-Dinger zBsp.) befriedigen. Allerdings ist die Auswahl an konstanten Figuren, mit denen man mitleiden und mitfreuen kann, bei GZSZ größer. Dr. Norden muss ja immer neue Pärchen zusammen führen -- und lässt sich nicht etwa in das eigene Liebesleben gucken. ;)
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Sven am 10. Mai 2011, 09:04:52
Zitat von: Farean am 09. Mai 2011, 22:50:35
Aber warum haben die Leute dann keinerlei Scham, zuzugeben, daß sie voll auf Action, Explosionen und möglichst viel Krachbummpeng abfahren? Das wird von den Privatsendern genauso gnadenlos ausgelutscht, ist aber irgendwie in der alltäglichen Konversation salonfähiger. Oder kommt mir das nur so vor?

Nein, ich glaube, das ist tatsächlich so. Ich würde sagen, dass liegt an der deutschen Mentalität. Gefühle zeigen ist ein NoGo. Zwar stehen viele darauf, zeigen, bzw. sagen es nicht, um nicht bloß dazustehen. In Italien, oder Spanien ist die Toleranzgrenze wohl höher.

Zitat von: Zitkalasa am 10. Mai 2011, 01:23:01
Das kann nur der als Überstrapazierung einstufen, der nicht zum Klientel solcher Sendungen gehört.

Natürlich. Es ist auch leichter, abfällig über solche Sendungen zu reden und damit die Konsumenten als dumm dastehen zu lassen, als zu sagen, dass man es ganz toll findet. Wenn ich mich als Fan von Liebesschnulzen oute, gebe ich mich immer einer breiten Masse preis, die darauf wartet, jemanden abzuschießen. Daher guckt ja auch keiner GZSZ, so wie keiner zu Mc D. geht. Niemand will auffallen, schon gar nicht wenn man Dinge mag, die leicht als Unfug entlarvt werden kann. Die Liebesgeschichten in GZSZ, oder auch in Arztserien sind extrem seicht gestrickt. Jeder weiß, dass es fern ab jeglicher Realität ist. Die Konsumenten nehmen das in Kauf.

Aber im Gegensatz zu den täglichen Serien, sollten diese Themen in Romanen anders behandelt werden. Viel zu schnell zieht man den Vergleich zu GZSZ und Konsorten. Wie schnell Gefühle in negativen Kitsch umschlagen können weiß fast jeder Jugendliche, der schon mal ein Liebesgedicht geschrieben hat  ;)
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Grey am 10. Mai 2011, 09:22:49
Ich denke, man sollte hier noch ein bisschen trennen zwischen dem "Love Interest" und der Liebesgeschichte als solcher. Ob wir Liebesgeschichten mögen oder nicht, darüber haben wir ja schon oft diskutiert, und ich denke, wir sind uns einig: Ob man nun eine Liebesgeschichte in sein Buch einbaut oder nicht, muss jeder für sich entscheiden. Wenn ich die Miezedatze (;D) richtig verstanden habe, dann geht es hier aber um den Love Interest als Figur, wie man ihn gestaltet und mit ihm arbeitet - und wenn man über den reden möchte, dann kommt man um die Liebesgeschichte nicht drumrum. Love Interest ohne Liebesgeschichte macht keinen Sinn, oder? ;)

Was mich betrifft, handhabe ich es niemals so, dass ich an eine Figur herangehe und versuche, sie so zu gestalten, dass der Leser sie zum Verlieben findet. Solche Figuren würden bei mir immer künstlich wirken. Es soll sich ja auch in erster Linie nicht der Leser verlieben, sondern die Heldin oder der Held - und der Leser zieht dann im Idealfall mit, weil er sich so gut mit der Hauptfigur identifiziert. Optimalerweise übernimmt der Love Interest sogar selbst eine Hauptrolle. Also versuche ich, herauszufinden, warum gerade diese Figur sich qualifiziert, eine so wichtige Rolle in der Geschichte zu übernehmen - was sie heldenhaft und spannend genug macht, um die Handlung am Laufen zu halten und mit ihrer romantischen oder erotischen Anziehungskraft einen zusätzlichen Kick in die Story zu bringen. Der "Interest"-Teil steht bei mir während der Planung weit über dem "Love"-Anteil. Aber für gewöhnlich kommt die Verbindung zwischen den beiden dann irgendwann von allein.
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Zit am 10. Mai 2011, 09:45:14
Nja, Sinn ... Ein LI ohne Liebesgeschichte ist allerdings möglich, sowohl was das Genre als solches angeht oder dann als Nebenplot. Nur weil mein Charakter sich für jemanden interessiert, muss es nichtmal Liebe oder Verliebtsein sein, er kann den LI auch einfach nur so besonders mögen. Der LI muss ja auch nicht die Gefühle meines Charakters in dem Ausmaß erwidern, wie sie ihm gewidmet werden. Er kann auch sagen: "Stopp, ich mag dich, aber mehr als Freundschaft ist nicht." Auch denke ich, dass mein Charakter mehr als nur ein LI haben kann.
Wenn ich mich nicht irre, ist ein LI ja nur ein Charakter, der vom Autor für einen anderen Charakter so interessant angelegt wurde, dass er für diesen anderen Charakter als potentieller Partner in Frage kommt. Das heißt ja noch lange nicht, dass die sich tatsächlich kriegen oder der andere Charakter sich auch in den LI tatsächlich verliebt. Wenn ich durch die Stadt laufe oder dieses und jenes erledige, gibt es immer mal Menschen, die auf den ersten Blick nett anzuschauen sind und/oder interessant wirken -- aber dennoch bandelt sich da nie etwas an, trotz gelegentlichen Flirtens (war mal ganz schlimm mit einem Verkäufer als ich kurze Hosen kaufen war; habe ich am Ende nur gemerkt, weil mein Freund etwas grummlig war ... :engel:). Genauso verlange ich es dann auch nicht von meinen Figuren, sich in jeden zu verlieben, der für sie "interessant" ist.
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Judith am 10. Mai 2011, 09:47:53
Ich hab bei meinen Texten festgestellt, dass es fast immer schiefgeht, wenn ich eine Liebesgeschichte von Vornherein einplane und also sage: So, die Hauptfigur verliebt sich dann allmählich in den Love Interest.
Ergebnis ist dann meistens, dass sich die Figur nciht die Spur verliebt ...  ::) Oder ich lasse die Figuren kein Eigenleben mehr entwickeln, weil ich mir denke: Aber die müssen doch so und so sein, damit sie sich wirklich ineinander verlieben.
Und da ist das Desaster natürlich vorprogrammiert.
Ich schätze, das liegt unter anderem natürlich gerade an dieser Figur des "Love Interest". Der hat bei mir zwar auch immer eine essentielle Rolle in der Handlung, aber wenn ich ihn im Kopf als potentiellen Typen zum Verlieben für die Hauptfigur entwickle, wird er bei mir starr und unflexibel und langweilig.  :hmmm:

Dagegen hab ich in zwei Romanen Liebesgeschichten (nicht als Haupthandlung), die so nicht geplant waren. In dem einen Fall sollte es eine unglückliche, einseitige Liebe sein, nur blöderweise habe ich irgendwann gemerkt, dass da von beiden Seiten sehr große Gefühle im Spiel waren. Da war eine solche Anziehungskraft, dass es mir beim Schreiben fast schon Schmerzen bereitet hat, die beiden nicht zusammenfinden zu lassen - bis ich schließlich die ursprüngliche Planung über den Haufen geworfen und doch eine Liebesgeschichte eingebaut habe.
Und im zweiten Fall sollte es nur eine Affäre/Liebschaft sein. Zwar eine durchaus längerfristige (es war also nicht etwa als One-Night-Stand gedacht), aber wirklich tiefe Gefühle sollten eigentlich nicht im Spiel sein. Tja, nur haben sie sich dann irgendwie entwickelt.

Aber wenn man auch wirklich eine Liebesgeschichte im Roman haben möchte (in diesen beiden Romanen wollte ich sie nicht unbedingt haben), dann ist es natürlich schwer, sie vorher nicht bereits einzuplanen. Und wie ich das handhaben soll, ohne eben eine Figur auf einen Love Interest zu reduzieren und das ganze völlig in den Sand zu setzen, das weiß ich nicht.  :schuldig:
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Churke am 10. Mai 2011, 10:15:44
Zitat von: Zitkalasa am 10. Mai 2011, 01:23:01
Das Ding "Hass/Abneigung wird zu Liebe" findet sich oft in Liebesheftromanen wieder -- sie findet ihn zum K*tzen und total arrogant, wenn er jedoch nicht so unbeschreiblich gutaussehend wäre. Hach! :bittebittebitte:

DAS ist natürlich ein sehr schwaches Motiv.
Ich folge da ganz gerne dem Muster, dass der Hass auf Unkenntnis und Vorurteilen beruht. Charakter A glaubt, dass Charakter B ein ganz übler Schurke ist - bis man erkennt, wie der andere in Wirklichkeit ist. Das Interessante daran ist, dass sich zwischen solchen zwei Personen ein dramaturgisch effektvoller Graben auftut. Ein Gegensatz, der überwunden werden muss.

Zitat von: Zitkalasa am 10. Mai 2011, 01:23:01
Wenn ich, sobald irgendwie Zuneigung zwischen zwei Figuren aufflammt, dieser Zuneigung den Platz einräume, den sie verdient, habe ich am Ende als Autor einen LiRo.

Was heißt hier, "den sie verdient"?
Die Schnulzerei über die GanzGroßeLiebe (TM) ist ein Produkt des Zeitgeistes. Bei den alten Römern hieß es: "Verliebte verdienen eher Mitleid als Tadel." Ihnen war der Verlust der Einsichts- und Steuerungsfähigkeit suspekt. Liebe ist Schwäche und ein Römer kann seine Gefühle kontrollieren. Das Gedusel hält einen nur davon ab, die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Dementsprechend sollte man akzeptieren, dass Leute auch andere Sorgen haben können.


Zitat von: Grey am 10. Mai 2011, 09:22:49
Es soll sich ja auch in erster Linie nicht der Leser verlieben, sondern die Heldin oder der Held - und der Leser zieht dann im Idealfall mit, weil er sich so gut mit der Hauptfigur identifiziert.

Stelle ich mir schwierig vor. Geht das überhaupt? Mal angenommen, ER ist unsterblich in Angela Merkel verliebt. Ob der Leser da mitzieht?  ::)   


Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Farean am 10. Mai 2011, 10:19:22
Ich hab' mir mal (ins Unreine) Gedanken über die möglichen Konstellationen gemacht:
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: zDatze am 10. Mai 2011, 13:43:57
ZitatWenn ich die Miezedatze (;D) richtig verstanden habe, dann geht es hier aber um den Love Interest als Figur, wie man ihn gestaltet und mit ihm arbeitet - und wenn man über den reden möchte, dann kommt man um die Liebesgeschichte nicht drumrum. Love Interest ohne Liebesgeschichte macht keinen Sinn, oder? ;)
Ja, du hast die Miezedatze (:pfanne:) richtig verstanden, Grey. Mir geht es mehr um die Figur, aber ich möchte die Liebesgeschichte nicht von der Diskussion abkappen. Das eine definiert das andere, finde ich.

Ich packe meistens irgendwo eine kleine Liebelei als Nebenplot dazu. Dass ich meinen ganzen Plot an den Haken hänge, dass sich zwei meiner Charas verlieben, ist mir doch zu riskant. Ich bin da auch nicht so der Fan von reinen Liebesgeschichten und die GanzGroßeLiebe (TM) halte ich fast für eine Legende. Vielleicht fällt es mir auch gerade deswegen nicht so leicht ein Love Interest zu "planen". Schließlich kann man im echten Leben auch nicht planen, in wen man sich verliebt. *am Kopf kratz*
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Farean am 10. Mai 2011, 13:53:45
Ob es wohl etwas aussagt, daß ich mich zu meiner ersten Geschichte, in der die eine, große Liebe im Mittelpunkt steht, erst inspiriert fühlte, sobald ich mit meiner Frau zusammen war? :hmmm:
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Sven am 10. Mai 2011, 14:09:01
Zitat von: Farean am 10. Mai 2011, 13:53:45
Ob es wohl etwas aussagt, daß ich mich zu meiner ersten Geschichte, in der die eine, große Liebe im Mittelpunkt steht, erst inspiriert fühlte, sobald ich mit meiner Frau zusammen war? :hmmm:

Steht sie gerade hinter Dir?  ;)

In meinem Roman ist der Love Interest nur, um die Hauptfigur anzutreiben. Als Person ist sie zwar da, sie agiert auch hinreichend viel, um dem Leser zu vermitteln, was die Hauptfigur an ihr interessant findet und um die Hauptfigur in eine Krise zu stürzen, dennoch treibt sie nie in den Vordergrund. Sie ist eine Person, wie die anderen Nebencharaktere auch.
Ich glaube, wäre sie eher wie eine der Hauptcharaktere angelegt, womöglich sogar als Perspektivcharakter, würde sie uninteressanter werden. Man würde mehr über sie erfahren und die Liebesgeschichte würde mehr in den Mittelpunkt rücken (@ Grey: Woran man sieht, dass es recht schwierig ist, den LI von der Liebesgeschichte zu trennen  :-X ). Das wollte ich aber nicht, daher bleibt sie als Figur eher im Hintergrund. Würde ich die Liebesgeschichte herausstellen wollen, hätte ich die Figur des LI wahrscheinlich aktiver agieren lassen und vielleicht zu einem Perspektivcharakter gemacht.
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Farean am 10. Mai 2011, 14:11:54
Zitat von: Sven am 10. Mai 2011, 14:09:01
Steht sie gerade hinter Dir?  ;)
:pfanne: Wie kommst du :pfanne: denn :pfanne: darauf? :pfanne: :pfanne: :pfanne:
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Grey am 10. Mai 2011, 14:13:49
Nu nu, ich wollte nichts kappen - ich wollte bloß, dass das nicht abdriftet und ganz von der Arbeit mit Love Interests, weil ich das sehr spannend finde. :)
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Wollmütze am 10. Mai 2011, 17:56:55
Hey Zitkalasa,

Zitat von: Zitkalasa am 10. Mai 2011, 01:23:01
Ich will dir nicht zu Nahe treten, aber, hm, wie soll ich sagen: Das klingt so, als würde dann der Autor sich großteils um die Liebesgeschichte kümmern -- und da würde ich mich meinerseits, wenn es nicht gerade ein LiRo ist, vera*scht fühlen.
Wieso klingt das denn für dich so?
Mit langsam prickelnd und bei jeder Begegnung hoffen,- das muss ja kein LiRo sein. Beispiele:
Harry Potter
1.Paar: Ginny/Harry
Eigentlich weiß man(oder man kann es sich denken) seit dem 2ten Teil, dass da mehr laufen wird. Immer wieder kurze Blicke, oder das Nachdenken über den Anderen, aber die beiden scheinen nicht wirklich zu kapieren, was sie wollen. Besonders Harry ist da ja anfangs etwas lahmarschig. Als er dann auch noch mit Cho zusammenkommt, wird es immer spannender. Man WILL endlich etwas von Harry/Ginny lesen. Naja und im 6ten ist es ja dann auch so weit...
2.Paar: (Wie soll es anders sein?) Hermine/Ron
Ich brauch nicht viel dazu sagen, wenn du HP gelesen oder die Filme gesehen hast. Es war klar, da musste sich irgendwann was entwickeln und man ist gespannt darauf, bei jedem noch so kleinen Schritt aufeinander zu(metaphorisch gemeint). Man wartet eben darauf, weil man eine gewisse Chemie und somit Spannung spürt(die gekonnt rübergebracht werden muss um eine Liebe authentisch wirken zu lassen)
Und HP ist nun wirklich keine Liebesgeschichte, das Element gehört in den Büchern zu der Entwicklung der Charaktere vom Kind zum Teenager und zum Erwachsenen hinzu.
2.Beispiel: Die Tribute von Panem
Ist das für dich eine reine Liebesgeschichte? Für mich nicht. Klar. Liebe spielt wieder eine große Rolle, auch, oder gerade weil  Katniss in der Sache irgendwie ein Brett vorm Kopf hat. Die Sache mit Peeta und Gale, dieser Zwist und dann diese Momente mit Peeta, wo man will, dass sie sich endlich drauf einlässt und versteht. Und dann wieder Gale, der ihr eigentlich viel ähnlicher ist...
Vielleicht hast du meinen Post auch einfach nur falsch interpretiert, aber mit langsam, prickelnd usw. meinte ich einfach nicht, dass auf jeder Seite sich der Liebesschleim ausbreiten soll, sondern, dass es da eine Spannung geben muss, und Spannung und das Nachvollziehen des Lesers kommt eben nicht direkt auf der ersten Seite, dazu muss man schon etwas Einblick in Charaktere und Hintergründe bekommen. Das ist aber noch lange kein Liebesroman - für mich zumindest nicht. Natürlich muss jeder die richtige Dosierung selbst hinbekommen und mit sich ausmachen, aber wenn man keinen LiRo schreiben will, sollte der Hauptplot - und da bin ich ganz einer Meinung mit dir - sich nicht ständig um die Liebe drehen.
Aber in o.g Beispielen kannst du ja jetzt auch sehen, wie ich das meinte.

LG,
Wolli
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Zit am 10. Mai 2011, 18:13:41
1. Ginny ist doof. ;D Eben durch das Geeiere mit Harry.
3. Panem kenne ich nicht.

2. Hm, ich weiß nicht. Natürlich versteh ich, was du meinst. Ich weiß auch nicht, warum mir diese Aussage nach dem "Prickeln" nicht so schmeckt. Vll. weil es mich nicht interresiert? Hermine/Ron fand ich über Strecken müßig, ganz ehrlich, und irgendwann habe ich da auch desinteressiert drüber hinweg gelesen. Solange noch etwas nebenbei passierte, war das ja okey. Aber dann bei der Hälfte des siebten Bands ... Davon abgesehen, dass der Teil eh viel zu sehr in die Länge gezogen und somit langweilig war.

Vll. empfinde ich auch Liebesgeschichten, wenn es nicht gerade ein LiRo ist, auch generell als störend, da bin ich mir nicht so einig. Oder es kommt darauf an, ob ich die Charaktere, die sich da "beprickeln", auch mag. Ginny mochte ich halt nicht und habe mich immer gefragt, was Harry an der findet. Ron war okey, gelegentlich aber auch eine ziemliche Zicke. Hermine mochte ich.

In der Drachenreiterin von Troisi himmelt Nihal auch einen Ritter an, der ist aber mit ihrer Lehrerin liiert -- und stirbt dann auch. Sennar wiederum ist in Nihal verschossen, die interessiert sich aber nicht für ihn. Wie es zwischen den beiden ausgeht, weiß ich nicht. Habe den dritten Band seit drei/vier Jahren im Regal stehen und vergess die immer wieder bei all den neuen Büchern. :engel: Jedenfalls: Nihal ist zwar so oder so eine Mary Sue, allerdings störte mich da ihr Angehimmel des Ritters nicht. Vll. eben weil es eine unerfüllte Liebelei war und eben nichts mehr hergab denn Himmeln. Es war eine Seite von Nihal, die sie auch als Frau zeigt, wo sie sich doch so männlich gibt und in einer Männerdomäne behauptet (und das noch als letzte Halbelfe) -- aber es übernahm sich nicht. Wenn Nihal auf dem Feld stand, metzelte sie sich wie ein Berserker durch die Menge und verlor nicht kurz zuvor einen Gedanken daran wie es dem Ritter wohl erginge. Gefühle sind also eine Seite von ihr, aber nicht das, wofür sie lebt.
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Grey am 10. Mai 2011, 18:28:40
Zitat von: Zitkalasa am 10. Mai 2011, 09:45:14
Nja, Sinn ... Ein LI ohne Liebesgeschichte ist allerdings möglich, sowohl was das Genre als solches angeht oder dann als Nebenplot. Nur weil mein Charakter sich für jemanden interessiert, muss es nichtmal Liebe oder Verliebtsein sein, er kann den LI auch einfach nur so besonders mögen.

Das sehe ich allerdings nicht so. Das wäre m.E. kein Love Interest mehr, sondern nur noch ein Interest. ;) Oder ein potentieller sehr guter Freund oder Vertrauter.

Zitat von: Zitkalasa am 10. Mai 2011, 09:45:14
Wenn ich mich nicht irre, ist ein LI ja nur ein Charakter, der vom Autor für einen anderen Charakter so interessant angelegt wurde, dass er für diesen anderen Charakter als potentieller Partner in Frage kommt. Das heißt ja noch lange nicht, dass die sich tatsächlich kriegen oder der andere Charakter sich auch in den LI tatsächlich verliebt.

Sehe ich im Prinzip auch so - aber auch eine Geschichte über einseitige Liebe ist doch eine Liebesgeschichte, wenn auch eine traurige, oder? Wie gesagt, ich denke, ein Love Interest ganz ohne Verliebtheit von beiden Seiten oder zumindest eine innere Auseinandersetzung darüber, ob eine Beziehung in Frage käme, verdient den Namen nicht mehr.

Zitat von: Churke am 10. Mai 2011, 10:15:44
Zitat
Es soll sich ja auch in erster Linie nicht der Leser verlieben, sondern die Heldin oder der Held - und der Leser zieht dann im Idealfall mit, weil er sich so gut mit der Hauptfigur identifiziert.

Stelle ich mir schwierig vor. Geht das überhaupt? Mal angenommen, ER ist unsterblich in Angela Merkel verliebt. Ob der Leser da mitzieht?  ::)   

:rofl:
Fordere mich nicht heraus! Wenn der Leser durch IHN die liebenswerten Seiten an Angie entdeckt - warum nicht? ;D

Zitat von: Sven am 10. Mai 2011, 14:09:01
Ich glaube, wäre sie eher wie eine der Hauptcharaktere angelegt, womöglich sogar als Perspektivcharakter, würde sie uninteressanter werden. Man würde mehr über sie erfahren und die Liebesgeschichte würde mehr in den Mittelpunkt rücken (@ Grey: Woran man sieht, dass es recht schwierig ist, den LI von der Liebesgeschichte zu trennen  :-X ). Das wollte ich aber nicht, daher bleibt sie als Figur eher im Hintergrund. Würde ich die Liebesgeschichte herausstellen wollen, hätte ich die Figur des LI wahrscheinlich aktiver agieren lassen und vielleicht zu einem Perspektivcharakter gemacht.

Und genau das sehe ich gar nicht so. Ich finde eine Figur, die nur da ist, um LI zu sein, viel unspannender als eine, die zwar LI ist, aber in erster Linie eine wichtige Figur in der Geschichte. Wollis Beispiele finde ich da sehr gut gewählt. Alle genannten Charaktere sind unverzichtbar für den Plot, und zwar nicht nur, weil sie den Helden oder die Heldin zum Handeln zwingen, sondern weil sie selbst handeln. Dass sich durch dieses Handeln Emotionen entwickeln und weiterentwickeln und wiederum die Handlung der Helden beeinflussen, ist Teil des Charakterkonzepts, aber nicht ihre einzige Funktion. Und das finde ich sehr wichtig für eine glaubwürdige Liebesgeschichte, wenn denn nun eine in den Plot integriert ist.

Ach so, und ich glaube, ich habe mich missverständlich ausgedrückt. :-\ Natürlich kann man LI und Liebesgeschichte nicht trennen. Im Gegenteil. Ich wollte nur darauf aufmerksam machen, dass die Grundsatzdiskussion "Liebesgeschichte oder nicht" sich eigentlich schon erledigt hat, wenn man sich entscheidet, einen LI zu haben - und dass ich es schade fände, wenn das Gespräch über die Arbeit mit einem LI unter dieser Grundsatzdiskussion begraben würde.

Was Liebesgeschichten im Allgemeinen angeht: Sicher eine Geschmacksfrage, aber ich denke, wenn man eher für die Leser schreibt als für sich selbst, dann sollte man sich darüber im Klaren sein, dass es sehr, sehr viele Leser und vor allem Leserinnen gibt, die gern gute Liebesgeschichten lesen. Liebe ist etwas, das eigentlich jeder kennt und womit man sich identifizieren kann, sie ist emotional, und wenn man beim Lesen Emotionen weckt, ist das gut. Gerade bei jüngeren Lesern gehört Verliebtsein zu den Interessengebieten Nr. 1, und deshalb macht es m.E. wenig Sinn, sich beim Anlegen eines Plots komplett dagegen zu sperren. Eine Liebesgeschichte macht noch keinen Liebesroman und kann sehr dezent angelegt sein - und trotzdem macht man vielen Menschen damit eine Freude.
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Zit am 10. Mai 2011, 18:41:57
Ich checks nicht. Wenn in meinem Roman ein Arzt vorkommt, dann ist es nicht zwangsläufig ein Arztroman. Wenn Freundschaften vorkommen, ist es nicht zwangsläufig ein Kinderbuch. Wenn Tod ein Thema ist, gibt es auch keine spezielle Bezeichnung. Und nur weil meine Helden mit Pferden durch die Gegend reiten, ist es noch lange keine Pferdegeschichte für Mädchen.
Aber, oh weh, einer meiner Charaktere hat gesteigertes Interesse an einem anderen Charakter, dann ist es sofort eine Liebesgeschichte. ::)
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Grey am 10. Mai 2011, 18:50:40
Ehe wir völlig aneinander vorbeireden: Ich stimme dir da absolut zu!
Mit Liebesgeschichte meine ich nicht das ganze Buch, sondern ein Element des Gesamtkonzepts - das, wie gesagt, durchaus sehr klein sein kann. Man könnte natürlich auch allgemeiner bleiben und es "sexualhormongesteuerte Verwicklungen" nennen. Oder anders gesagt: Eine Liebesgeschichte innerhalb eines Romans macht noch keinen Liebesroman, genau wie ein Arzt noch keinen Arztroman macht.
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Zit am 10. Mai 2011, 19:07:09
Ah, okey. Mir kam der Begriff "Liebesgeschichte" bisher so tragend vor, so wertend für die Gesamtgeschichte. Dabei sehe ich Liebe nur als einen Aspekt der Charaktere/Charakterentwicklung und nicht als etwas Besonderes/Hervorhebungswürdiges, was der Begriff Liebesgeschichte bei mir auslöste. Aber ich will nicht noch weiter vom Thema abkommen. ;D

Wie sieht also der perfekte LI aus? Ich bin mir nicht so sicher, ob sich so eine Liebe tatsächlich planen lässt, ohne dass es zu offensichtlich und kitschig (also einfach) ist wie in Heftromanen. :hmmm: Also die Figuren aufeinander abzustimmen, ist dann der einfache Weg, der entsprechend im Roman, der wohl ein bisschen mehr als nur das behandelt, die Schiffbruchrate erhöht.

Hm. Es gibt den schönen Ausspruch: Gelegenheit macht Diebe. Was, wenn Gelegentheit auch Liebe macht? Dass der LI also ein Charakter ist, der einfach für den Charakter, mit dem er anbandeln soll, einfach da ist im richtigen Moment? Da würde ich dann sogar Red&Blue drunter ordnen, Grey. Wobei die "Gelegenheit" dann schon damals auf der Farm bestand und beide ja über das Verlieben an sich hinaus sind. Sie müssen sich nur noch finden und die Liebe somit bestätigen. Aber das ist wohl auch leichter gesagt als getan. ;D
Es ist also weniger wichtig, wer der LI ist, sondern wie er mit dem anderen Charakter und dessen Gefühlen umgeht.
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Farean am 11. Mai 2011, 10:34:54
Zitat von: Zitkalasa am 10. Mai 2011, 19:07:09
Es ist also weniger wichtig, wer der LI ist, sondern wie er mit dem anderen Charakter und dessen Gefühlen umgeht.
Das ist auf jeden Fall das eigentlich Interessante an der Geschichte. Wer (und wie) das LI ist, hat vor allem Bedeutung dafür, daß das Ganze glaubwürdig wirkt und der Leser die gegenseitigen Gefühle nachvollziehen kann (optimalerweise auch nachempfinden). Das steckt also eher in der "Vorarbeit" als im eigentlichen Schreiben.
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Sven am 11. Mai 2011, 10:56:39
Zitat von: Grey am 10. Mai 2011, 18:28:40
Und genau das sehe ich gar nicht so. Ich finde eine Figur, die nur da ist, um LI zu sein, viel unspannender als eine, die zwar LI ist, aber in erster Linie eine wichtige Figur in der Geschichte. Wollis Beispiele finde ich da sehr gut gewählt. Alle genannten Charaktere sind unverzichtbar für den Plot, und zwar nicht nur, weil sie den Helden oder die Heldin zum Handeln zwingen, sondern weil sie selbst handeln. Dass sich durch dieses Handeln Emotionen entwickeln und weiterentwickeln und wiederum die Handlung der Helden beeinflussen, ist Teil des Charakterkonzepts, aber nicht ihre einzige Funktion. Und das finde ich sehr wichtig für eine glaubwürdige Liebesgeschichte, wenn denn nun eine in den Plot integriert ist.

Ich glaube, da haben wir ein wenig aneinander vorbeigeredet? Dem, was Du hier sagst, stimme ich zu. Ich hatte das etwas weiter oben schon geschrieben, dass ein LI für die Geschichte wichtig sein sollte. Das finde ich absolut!
Eingeschränkt hatte ich nur die Tiefe der Figur.
Eine Hauptfigur, die einen LI hat, wird sich mit dieser Liebe beschäftigen. Die Liebe wird sie antreiben, oder hemmen. Würde ich jetzt den LI ebenfalls zu einer Hauptfigur (bzw. einem Perspektivcharakter) machen, müsste ich auch ihre Gefühle thematisieren. Die Liebe als solche, würde in den Vordergrund gerückt und die Geschichte bekäme einen Touch, den ich nicht will.
Der LI sollte dem Hauptcharakter ebenbürtig, oder vielleicht sogar überlegen sein. Ihre Wichtigkeit für die Geschichte sollte dazu dienen, sie dem Leser gegenüber interessant zu machen und um den Hauptcharakter hinreichend zu beeinflussen.
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Churke am 11. Mai 2011, 12:13:37
Zitat von: Sven am 11. Mai 2011, 10:56:39
Eine Hauptfigur, die einen LI hat, wird sich mit dieser Liebe beschäftigen. Die Liebe wird sie antreiben, oder hemmen.

Also das ist mir jetzt zu schematisch gedacht.
Ich konstruiere meine LIs gerne mit Hauptfiguren und sehe den LI eigentlich nie als Antreiber oder Motivator.

Manchmal dient der LI auch ganz profanen Zwecken. Zum Beispiel kann eine LI-Figur für den Perspektivträger zum Fenster in andere Gesellschaftsschichten werden.
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Grey am 11. Mai 2011, 12:47:52
@Sven
Hm, ich sehe was du meinst, aber ich gehe da auch eher mit Churke - und ich behaupte, man kann auch Bücher schreiben, in denen die beiden Hauptfiguren füreinander LIs sind, ohne dass die Liebesgeschichte im Vordergrund steht. Zumindest bilde ich mir ein, das selbst schon mehrfach so gemacht zu haben. :)
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Churke am 17. Mai 2011, 12:50:41
Da kam ja am Wochende dieser Riverworld-Film. Ich weiß nicht, ob den jemand gesehen hat.
Ich will hier nicht über den Film diskutieren und ihn schon gar nicht mit Romanvorlagen vergleichen. Aber unter dem Aspekt LI ist mir da eines aufgefallen:

Das bestimmende und antreibende Motiv für den Protagonisten ist seine Suche nach der geliebten Jessie.
Dabei hilft ihm Tomoe Gozen, eine legendäre Schwertkämpferin aus dem mittelalterlichen Japan.

Irgendwann verfestigte sich mein Eindruck, dass die Tomoe doch eigentlich viel besser ist als seine Jessie. Zumal sich dann am Schluss noch erweist, dass es mit der großen Liebe von Jessies Seite her doch nicht ganz so weit her ist.
Am Ende des Films sucht er immer noch (oder wieder) seine innig geliebte Jessie - mit Unterstützung von Tomoe Gozen.
Das fand ich unter dem Aspekt LI irgendwie störend.
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Zit am 17. Mai 2011, 13:41:06
Hm, ob der Autor dann einfach auf seiner Idee beharrte und selbst nicht gesehen hat, die beiden Protas sich zueinander entwickeln? Vll. ist er aber auch einfach zu verblendet von der Liebe und Tomoe mag ihn und hilft ihm deswegen? Manche neigen ja zu solchem selbstverletzendem Verhalten. Wobei ich solche Figuren selbst auch als verblendet bezeichnen würde.
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Churke am 17. Mai 2011, 14:41:27
Gestört hat mich daran weniger, dass er mit Tomoe nicht in der Kiste landet bzw. daran auch gar kein Intresse hat. Aber ich hatte das Gefühl, dass die Angebete das alles nicht wert ist.
An für sich ein interessantes und abwechslungsreiches Motiv beim LI. Aber wenn der Progatonist daraus keine Konsequenzen zieht, bleibt ein schaler Nachgeschmack.
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Silvia am 18. Mai 2011, 00:03:46
Seit ein paar Jahren bin ich tatsächlich auf der Suche nach Büchern OHNE diese Love-Interest-Geschichten. Wahrscheinlich kommt es einfach mit der Anzahl an Büchern, die man so gelesen hat ... oder deren Klappentexte man so in der Hand hatte ... aber ich finde es einfach langweilig, dass in jedem Buch eine Liebesgeschichte vorkommen MUSS.
Vor allem in den Jugendbüchern. Das waren noch Zeiten, als es eine Freundschaft auch getan hat  ;D Himmel, ich werde alt!  ;D
Einmal war ich auf einem Autoren-Seminar, wo wir so unsere Projekt vorstellten. In meinem hatte ich vor Zeiten extra aus obigem Grund (keine Lovestory mit mir!) die Protas zu Geschwistern gemacht. Nun zeigte sich nach Jahren, dass die Geschichte besser funktionierte, wenn sie nicht miteinander verwandt waren. Ich baute das ganze also wieder um ... und was kam? Wie von mir schon erwartet der Kommentar: "Wer weiß, vielleicht entwickelt sich da ja auch eine zarte Liebesgeschichte?" Argh! Was ich natürlich vehement verneint habe. Vor allem, nachdem mir dort gesagt wurde, es "müsse so sein". Nö. Muss es nicht. Schon gar nicht von vornherein geplant.
Lustigerweise würde ich es meinen beiden inzwischen sogar zugestehen, wenn sie sich im Laufe der Geschichte etwas mehr zueinander hingezogen fühlen, aber niemals so schmachtfetzig, wie es oft daherkommt. Sowas könnte ich gar nicht schreiben.
Nein, ich finde es immer wieder toll, wenn ich eine Story ohne Love-Interest finde und einfach in Ruhe eine Geschichte mit Abenteuern und Spannung genießen kann, ohne ständig die Frage "Kriegen sie sich nu oder nich?" vor die Nase gehalten zu bekommen, obwohl ich mir die gar nicht stellen will. Sie kriegen sich ja am Ende eh meistens. Wo soll da noch die Spannung sein? 
Schon der Begriff "Love Interest" ... so wie "Bond Girl" - der definiert doch schon eine Figur, die nur zu diesem einzigen Zweck da ist. Langweilig und austauschbar. Deswegen hat Bond wohl in jedem Film ein neues Girl?
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Grey am 18. Mai 2011, 09:50:00
Zitat von: Silvia am 18. Mai 2011, 00:03:46
Schon der Begriff "Love Interest" ... so wie "Bond Girl" - der definiert doch schon eine Figur, die nur zu diesem einzigen Zweck da ist. Langweilig und austauschbar.

Na schön, wenn man es so betrachtet, dann kann ja keine vernünftige Figur dabei herauskommen. Deswegen denke ich ja auch, Love Interest sollte vielmehr eine Funktion sein, die eine der Figuren übernimmt - neben ihren anderen, tragenden und wichtigen Funktionen in der Geschichte - als dass der Begriff eine ganze Figur beschreibt. Ich bin auch absolut dagegen, eine Figur nur einzuführen, damit man eine zweite Hälfte fürs Liebespärchen hat. Trotz aller Liebesbeziehungen sollte jeder Charakter seinen Teil zur Haupthandlung beitragen, sonst hat er in der Geschichte nichts zu suchen. Und von reinen Liebesgeschichten bin ich sowieso kein Fan. Mal so gar nicht. ::)
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Guddy am 24. April 2014, 14:32:41
Entschuldigt bitte, wenn euch meine ständige Threadnekromantie auf den Geist geht, dann höre ich damit auf :) Ich stöbere an langweiligen Nichtstu-Tagen nur so gerne im Forum herum :)


Oftmals wirken LIs auf mich zu konstruiert: Sie sind eine krude Aneinanderreihung von geheimnisvollen, sexy, interessanten, positiven [insert beliebig anderes, vielversprechendes Adjektiv] Eigenschaften, die, in die Form eines Adonis mit Monsterpenis gepresst, nur darauf erpicht sind, sich auf die naive, aber nichtsdestotrotz hinreissende Protagonistin zu werfen und ihr endlich zu zeigen, wie man richtig liebt. Sie passen zueinander, ergänzen sich perfekt, als haben beide ihr Leben lang nur auf den jeweils anderen gewartet. Man merkt in einem solchen Fall, dass der LI erschaffen wurde, um... ein LI zu sein. Er existiert nicht als eigenständige Persönlichkeit, wurde stattdessen nur gemacht, um zu passen.

Wie jemand hier bereits sagte: Wenn für den Autoren von Beginn an feststeht, dass die beiden zueinander finden müssen, läuft ihm Gefahr, dass es aufgesetzt wirkt. 
Ich persönlich habe es lieber, wenn es sich entwickelt - auch innerhalb des Plottens. Wenn man als Autor irgendwann merkt: Hey! Die beiden zusammen... das wäre doch toll, das passt!
Weil es sich ergibt oder weil man schlichtweg merkt, dass der Char dem anderen gefallen könnte.

Das gilt natürlich insbesondere für "normale" Fantasyromane mit Liebesanteilen. Nicht für von Beginn an als Romantasy konzipierte Projekte. Dass man da einen LI aus den Fingern saugen muss, ist klar. Den typischen Vampiren und Konsorten mag ich dabei persönlich nicht.
Wobei auch hier gilt: müssen für meinen Geschmack als eigenständige Individuen klar erkennbar sein. Sowohl als Autorin, als auch als Leserin sind mir Protagonisten-Chimären, ineinander verwachsene Verliebte ein Dorn im Auge.
Romantik, auch ewige Liebe, muss dabei nicht unter den Tisch fallen. Aber dann doch bitte möglichst authentisch ;)
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: HauntingWitch am 24. April 2014, 14:57:45
Zitat von: Guddy am 24. April 2014, 14:32:41
Entschuldigt bitte, wenn euch meine ständige Threadnekromantie auf den Geist geht, dann höre ich damit auf :) Ich stöbere an langweiligen Nichtstu-Tagen nur so gerne im Forum herum :)

Also ich finde das super, da kriechen interessante Sachen aus den Gräbern. Ich hoffe jetzt nur, dass ich nicht damit herum nerve, dass ich dir ständig in diese Threads folge.  ;D

Ich finde, wenn es sich so entwickelt, wenn sie auf natürliche Weise zusammenfinden, ist das eine tolle Sache. Wenn es erzeugt wird, nur damit nun auch noch eine Liebesgeschichte vorhanden ist (so wie im zweiten Hobbit-Film z.B.), finde ich das furchtbar, weil unnötig.

Bei Liebesromanen, Romantasy und so weiter, ist das insofern etwas anderes, als es da natürlich per Definition vordergründig um die Liebesgeschichte geht. Aber ich finde, auch da gibt es künstlich erzeugte LIs und solche, die natürlicher wirken, realistischer. Auch hier sehe ich es wie im Helden-Thread: Übertypen sind genauso unglaubwürdig wie totale A...-Charas. Die Mischung und die Art und Weise, wie es rübergebracht wird, macht es aus.
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Guddy am 24. April 2014, 18:11:10
Zitat von: HauntingWitch am 24. April 2014, 14:57:45
Ich hoffe jetzt nur, dass ich nicht damit herum nerve, dass ich dir ständig in diese Threads folge.  ;D
Also mich nicht ;D

Der Hobbitfilm.... die Liebesgeschichte war grauenhaft, in meinen Augen wirklich heillos an den Haaren herbeigezogen! Und dann auch noch zwischen diesen beiden! Da habe ich mich noch im Kino aufgeregt und gezetert wie ein Rohrspatz  ::)
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Zit am 24. April 2014, 18:30:44
Aber ist die Frage nicht auch, ob es wirklich realistisch sein soll? Ich meine: Träume sind Schäume, nicht Stein. ;D
Was ich jetzt bemängeln würde, wäre die Masse an solchen unrealistischen, alte Rollenbilder bedienenden LIs. Aber da hilft auch nur selber schreiben und die Sachen zu kaufen, die nicht so sind.
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Klecks am 24. April 2014, 18:40:54
Love Interests in YA finde ich oft austauschbar und ich habe das Gefühl, die Autoren hätte ihnen keine Persönlichkeit verpasst. Sie sind irgendwie alle gleich - mysteriös, attraktiv, geheimnisvoll ...  :hatschi:
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Guddy am 24. April 2014, 18:50:37
Zitat von: Zitkalasa am 24. April 2014, 18:30:44
Aber ist die Frage nicht auch, ob es wirklich realistisch sein soll? Ich meine: Träume sind Schäume, nicht Stein. ;D
Für mich persönlich muss es authentisch sein und ich bin ein ganz, ganz strenger und pingeliger Kritiker wenn es darum geht, das musste Heroine auch schon feststellen, leider  :(

Das heißt aber ja nicht, dass nicht auch Traumschlösser gebaut werden dürfen, das bringen solche Gefühle ab und an mal mit sich.  Austauschbare Charaktere gefallen mir einfach nicht.

Wobei ich ganz klar finde, dass man auch abschalten darf. Und: Beim LI spielen immer Träume und Wunschvorstellungen mit. Wäre ein LI nicht attraktiv... mir würde was fehlen. "Attraktiv" muss dabei nicht gleich "gutaussehend" sein. Nicht selten verliebt man sich in Gesten, die bestimmte Art, wie er/sie lächelt(stellvertretend für die Persönlichkeit ;) ), anstatt in einen hübschen Bizeps.   öÖ

Wenn's nach mir geht, darf der LI auch sehr gerne ein mutiger Held sein *g* Aber authentisch sollte er trotzdem sein, sonst kann ich ihn und somit die ganze Liason nicht ernst nehmen. Vermutlich ist das aber auch Ansichtssache. Ich zB. finde die Paarung in der Schattengilde von Lynn Flewelling wundervoll, glaubwürdig und sehr gut erzähl, während andere Leser es unauthentisch finden.
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Siara am 24. April 2014, 19:04:34
Zitat von: Guddy am 24. April 2014, 14:32:41
Man merkt in einem solchen Fall, dass der LI erschaffen wurde, um... ein LI zu sein. Er existiert nicht als eigenständige Persönlichkeit, wurde stattdessen nur gemacht, um zu passen.
Den Punkt würde ich genau so unterschreiben, weil ich es auch schon oft so wahrgenommen habe. Es gibt Charaktere, die leben, und es gibt Charaktere, die einfach nur existieren. LIs gehören viel zu oft zur zweiten Sorte und dann fällt es sehr schwer, ihn in irgendeiner Form gern zu haben, geschweige denn die Gefühle des Protas nachvollziehen zu können.

Das Entwickeln ist eine tolle Sache, wobei man dafür natürlich einen Plot braucht, den man dahingehend abändern kann. Oder Protas, die so sehr nerven, bis man ihnen ihr Liebesglück gönnt. ;D

Zitat von: Zitkalasa am 24. April 2014, 18:30:44
Aber ist die Frage nicht auch, ob es wirklich realistisch sein soll? Ich meine: Träume sind Schäume, nicht Stein. ;D
Was ich jetzt bemängeln würde, wäre die Masse an solchen unrealistischen, alte Rollenbilder bedienenden LIs.
Unrealistisch darf es meiner Ansicht nach ruhig sein, solange es trotzdem berührt. Und das wunderbare LI-Bild, das Guddy beschrieben hat, berührt mich persönlich einfach überhaupt nicht. Damit man vielleicht auch als LeserIn (hier geht es ja vorwiegend um den Mann, der angehimmelt wird) eine kleine Schwärmerei entwickeln kann, reicht gutes Aussehen und geheimnisvolle Aura einfach nicht. Auch hier kann ich Guddy nur vollkommen zustimmen - wenn der Charakter uninteressant wäre, wäre er kein LI, taugt er in meinen Augen auch als LI nichts.

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich nicht den ganzen Thread gelesen habe, also falls das hier schon mal näher thematisiert wurde, gerne pfannen. ;D Wie sieht es eigentlich mit weiblichen LIs aus, wenn das Buch mal nicht aus Sicht der grauen Maus geschrieben wurde, sondern aus Sicht des Mannes? Ich tippe mal, reine Romanzen gibt es für Männer eher selten, wenigstens was heterosexuelle Liebe angeht, aber in Subgenres tauchen solche LIs ja dann doch mal auf. Sind euch da (abgesehen von Schönheit) auch Klischees aufgefallen, was die Frau betrifft? Und wenn ja, was haltet ihr davon?
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Zit am 24. April 2014, 19:18:00
Hm, ich denke, dass hier auch viel reinspielt, dass wir von Geschmäckern reden bzw. drehen wir uns auch im Kreis. Vieles würde ich aufs Genre schieben bzw. auch auf den Zeitgeschmack oder das Alter (s. Klecks Beispiel). Auch kann ich die Forderung nach authentischen Charakteren verstehen, ohne konkrete Beispiele (die dann aber wieder Geschmackssache sind) mir aber nicht vorstellen.

Wichtig ist, denke ich, dass ein Charakter in sich geschlossen/ logisch ist. Wenn er dann Schaum ist, ist auch okey. Ich denke auch, dass manche Charaktere keine Tiefe haben, weil die Tiefe dann von den Lesern kommt. Sie kriegen eine Schablone, eine grobe Richtung vorgegeben, die sie dann mit eigenen Träumen füllen können. (Ich meine, gerade was sexuell attraktiv ist, ist Geschmackssache. "Er sah umwerfend gut aus." ist wohl einfacher als "Er hatte eine goldene Surferfrisur, sonnengebräunte Haut und seine Augen strahlten so tiefblau wie das Meer." Würde mich jetzt ansprechen, aber ob das auf andere zutrifft? ;D)

ZitatWie sieht es eigentlich mit weiblichen LIs aus, wenn das Buch mal nicht aus Sicht der grauen Maus geschrieben wurde, sondern aus Sicht des Mannes?

Gute Frage, da muss ich noch mal mein Bücherregal anstarren und gucken, welche Bücher aus einer männlichen Sicht geschrieben sind. xD
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Snöblumma am 24. April 2014, 20:04:37
Den Typ fände ich auch gut, Zit. Leider sind gerade im Erotik-Genre oft diese dunkelhaarigen Latinotypen unterwegs, mit denen ich so absolut gar nichts anfangen kann (wirklich rein persönlicher Geschmack). Darum habe ich irgendwann selbst angefangen, mir Kerle zu bauen, und bis auf einen sind meine Kerle eher blond und blauäugig und meistens Surfer :D.

Weibliche LIs sind mir bisher eigentlich noch gar nicht untergekommen. Wenn Bücher aus der Sicht des Helden geschrieben sind, sind es ja meist keine Lovestorys, sondern eher andere Genres - Lovestorys bedienen nun mal primär Frauen, und da will frau doch auch eine Dame in der Hauptrolle sehen, mit der sie sich identifzieren kann, denke ich. Also vorausgesetzt, wir reden hier nur vom LI in der klassischen Liebesgeschichte, sei es nun Young Adult, New Adult, Romance oder Erotik.

Was mir an den Männern immer wichtig ist, ist dass sie nicht so machomäßig-dämlich daherkommen. Außerdem sollen sie normale Berufe haben, also nicht sowas wie Elitesoldat (aber eigentlich gaaaaanz harmlos), Superdetektiv und Bauarbeiter in einem ;). Aber so wirklich habe ich darüber noch nie nachgedacht, was einen Mann in einer Liebesgeschichte für mich eigentlich attraktiv macht... :hmmm:
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Guddy am 24. April 2014, 20:14:27
Seid ihr denn wirklich so auf das Aussehen bedacht? Das ist mir zum Beispiel in Romanen wirklich egal  :hmmm: Privat stehe ich auf blonde, blauäugige Männer, aber wenn ein Mann innerhalb eines Romans dunkle Haare hat, stört es mich absolut nicht, fühle mich trotzdem in die Gefühlswelt ein. Gerade dann, wenn ich die Charaktere interessant finde.

Dafür bin ich begeistert von allem Kriegerischen und da meine Protagonisten - egal ob Roman oder zB auch  Videospiel - meistens Krieger/Soldaten sind... 
Dazu sollte ich vielleicht sagen, dass ich am liebsten aus männlicher Sicht schreibe (Frau in ich selber, ist ja langweilig dann auch noch aus Sicht der Frau zu schreiben/spielen ;D ) und der LI der Frau dann automatisch der Prota und somit Krieger ist. (Sprecht mich in 15 Jahren nochmal, wenn ich mehr als nur ein schriftstellerisches Projekt haben sollte, dann sieht es vielleicht auch wieder anders aus ;) ) Als Leserin mag ich den kriegerischen Typ auch am liebsten, aber ich bin da wirklich flexibel wenn's um die LIs anderer Autoren geht, da es mir auf die Gefühlswelt und Atmosphäre selbst ankommt, ob diese gut dargestellt ist. Ich selber verliebe mich ja nicht beim Lesen, sondern fühle nur mit den Leuten mit ;)

Edit: was weibliche LIs angeht... es gibt durchaus einige männliche Autoren, die auch weibliche LIs schreiben, diese sind meinem Gefühl nach oft das weibliche Pendant zum männlichen LI: super sexy, intelligent, gutaussehend (wenn auch tolle Brüste statt toller Penis)...
Der LI meines Protas ist eine intrigante Schlange ;)
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Snöblumma am 24. April 2014, 20:35:39
Doch, ich gebe zu: Mir ist das Aussehen schon sehr wichtig, gerade bei Liebesromanen. Aber inzwischen baue ich mir einfach mein eigenes Bild von dem Kerl und ignoriere alle Beschreibungen, die in Richtung "zu muskelbepackter Latino" gehen :D.
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Franziska am 24. April 2014, 21:52:22
Was mich immer nervt ist, wenn der Typ nur durch das Aussehen definiert wird. Ich habe in letzter Zeit einige Jugendbücher gelesen, die waren da recht unterschiedlich. In einigen war es klischehaft so, dass der Typ überhaupt keine Persönlichkeit hatte und ich gar nicht nachempfinden konnte, warum sie sich verliebt (z.B. Amy on the summer road) In anderen wiederum konnte ich es schon sehr gut nachempfinden. Zum Beispiel: "Herzklopfen auf Französisch". Etienn St. Claire. Der Schwarm der Schule, sieht natürlich super aus, obwohl er als recht klein beschrieben wird, ist witzig und alle mögen ihn. Aber er hat auch Schwächen (extreme Höhenangst und verhält sich nicht immer korrekt). Bei dem Buch ist es aber schon wieder so, dass ich den LI mochte, aber die Erzählerin nicht und gar nicht anchvollziehen konnte, warum er sie jetzt so toll findet. Wenn man schon so einen super tollen LI erfindet, dann muss die Erzählerin ebenfalls toll sein.
Andere gute Beispiele im Jugendbuch-Liebesroman findet man bei Sarah Dessen. Sie hat mit Vorliebe Außenseiter als LI. Die beiden Figuren lernen sich immer erst länger kennen und werden Freunde, bevor sie merken, dass sie sich verliebt haben. Zumindest war das in den drei Büchern so, die ich bisher gelesen habe. Das sind meistens keine super gutaussehenden Typen, aber man kann nachvollziehen, warum das Mädchen sich in sie verliebt und darum geht es ja.

Habt ihr denn LIs, die ihr richtig toll fandet, in die ihr euch sogar ein bisschen verliebt habt?
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Guddy am 24. April 2014, 22:42:57
Zitat von: Franziska am 24. April 2014, 21:52:22
Habt ihr denn LIs, die ihr richtig toll fandet, in die ihr euch sogar ein bisschen verliebt habt?
Verliebt habe ich mich noch nie in einen Protagonisten, nicht ansatzweise. Auch davon ab ist es unglaublich schwer, mich zu begeistern, was Charaktere angeht :/ Zumindest "auf diese Weise", also dass ich das Gefühl habe, dass ich diesen Typ Mann attraktiv finden könnte.
Das ist bisher nur einmal "passiert": Bei Aranur aus der Wolfwalker-Reihe von Tara K. Harper (Fantasy mit Liebes-Anteil, der absolut nicht im Vordergrund steht). Warum? Er wirkt einfach echt...und maskulin, ohne NUR aus Testosteron und Samensträngen zu bestehen.
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Zit am 24. April 2014, 22:57:33
Was das Aussehen angeht: Doch, ist es schon. Nur ist der Surferboy nicht die einzige Art von Schnuckelchen. Die Typen mit den langen schwarzen Haaren mag ich auch. Und anziehenden ist auch, wenn man sich die Zähne an ihnen ausbeißt; gegenseitiges Erobern sozusagen. ;D Aber da bin ich auch etwas verquer vermutlich. xD

Und verliebt... Naja, ich mag meinen Jindric ganz gern -- und auf das Piratenprojekt, das bisher nur aus einer Idee und Vorhaben besteht, freu ich mich auch schon. Hr, hr. Allerdings sind das auch nur Schwämereien. Das echte Schnuckelchen liegt ja bei mir auf der Couch. Als Kind war ich mal in Ash Ketchum verschossen, aber das war eh ne komische Phase. :rofl:
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Lothen am 24. April 2014, 23:05:15
Zitat von: Franziska am 24. April 2014, 21:52:22
Habt ihr denn LIs, die ihr richtig toll fandet, in die ihr euch sogar ein bisschen verliebt habt?

Als Teenager stand ich total auf Old Shatterhand - aber in letzter Zeit ist mir das nicht mehr passiert... ;)

Was das Aussehen angeht, neige ich beim Lesen sowieso dazu, offizielle Darstellungen zu ignorieren und meine eigene Vorstellung zu kreieren - insofern sehen die LIs dann einfach so aus, wie ich das will :D

Zitat von: Guddy am 24. April 2014, 20:14:27
Der LI meines Protas ist eine intrigante Bitch ;)

Hihi - das gefällt mir :) Meine Prota dürfte mich in puncto Liebesleben mittlerweise wie die Pest hassen, ich hab gerade ihren zweiten Lover gekillt :(
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: HauntingWitch am 25. April 2014, 09:37:37
Zitat von: Siara am 24. April 2014, 19:04:34
Wie sieht es eigentlich mit weiblichen LIs aus, wenn das Buch mal nicht aus Sicht der grauen Maus geschrieben wurde, sondern aus Sicht des Mannes? Ich tippe mal, reine Romanzen gibt es für Männer eher selten, wenigstens was heterosexuelle Liebe angeht, aber in Subgenres tauchen solche LIs ja dann doch mal auf. Sind euch da (abgesehen von Schönheit) auch Klischees aufgefallen, was die Frau betrifft? Und wenn ja, was haltet ihr davon?

LIs für Männer... Gute Frage, da müsste ich auch mal meine Sammlung durchsehen. Anne Rice dürfte die eine oder andere haben, aber das sind meistens natürliche Entwicklungen. Nur sehen die Mädels alles supergut aus und die meisten sind blond. Aber das ist bei ihr autorenspezifisch, denke ich. Ansonsten wüsste ich gerade nichts.

Zum Aussehen:
Surfertypen finde ich auch toll, wie kommt das nur? Sind doch eigentlich Schönlinge und ich dachte immer, ich stehe nicht auf Schönlinge. Da stellt sich aber natürlich wieder die Frage, was frau als Schönling definiert...  ;D

Ganz allgemein sehe ich das aber sowohl in Realität als auch bei Romanen so: Es gibt gewisse optische Merkmale, die ich bevorzuge bzw. besonders toll finde und ich habe entsprechende Idealbilder. Ich habe herausgefunden, dass das sogar noch weiter geht, die meisten Männer, die ich attraktiv finde haben bestimmte optische Eigenschaften (die nicht Haar- oder Augenfarbe sind). Kommt nun aber einer, der das völlige Gegenteil ist und mich trotzdem von den Füssen haut, ist das auch gut.

Letztlich kommt es auf die Ausstrahlung an. Es gibt Menschen, die sind zwar schön anzusehen (für einen Film durchaus ganz in Ordnung), mit denen kann ich aber sonst nicht viel anfangen. Die sind einfach nur schön und weiter nichts. Dann gibt es solche, die sind nicht ganz so schön, haben aber dafür eine Ausstrahlung, die einen wünschen lässt, sie wären im gleichen Raum mit einem. Letztere finde ich viel interessanter. Und dann gibt es ganz, ganz wenige, die haben beides.
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: SemiFe am 06. Mai 2014, 15:22:34
Also, da ich mich meist an die Regeln des klassischen Hollywoodkino schreibe (Double-Plotline und so), habe ich eigentlich immer ein LI.
Es kommt zwar selten vor, dass ich einen männlichen Prota habe, aber der hat dann auch immer ein LI.

Bei den weiblichen LI kommt es mir drauf an, dass sie nicht allzu abhängig von den Männern werden, sondern auch als eigener Charakter stehen könnte. Natürlich geht es auch darum, die LI irgendwie anziehend zu gestalten, ihr also Charaktereigenschaften zu verleihen, die sie auf den Prota attraktiv wirken lassen. Dabei sollte sie weder "needy", noch "kalt" wirken. :)
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Naudiz am 06. Mai 2014, 16:56:13
Zitat von: Guddy am 24. April 2014, 14:32:41
Oftmals wirken LIs auf mich zu konstruiert: Sie sind eine krude Aneinanderreihung von geheimnisvollen, sexy, interessanten, positiven [insert beliebig anderes, vielversprechendes Adjektiv] Eigenschaften, die, in die Form eines Adonis mit Monsterpenis gepresst, nur darauf erpicht sind, sich auf die naive, aber nichtsdestotrotz hinreissende Protagonistin zu werfen und ihr endlich zu zeigen, wie man richtig liebt. Sie passen zueinander, ergänzen sich perfekt, als haben beide ihr Leben lang nur auf den jeweils anderen gewartet. Man merkt in einem solchen Fall, dass der LI erschaffen wurde, um... ein LI zu sein. Er existiert nicht als eigenständige Persönlichkeit, wurde stattdessen nur gemacht, um zu passen.

Gut gesprochen, Guddy! Genau solche Typen finde ich in Romanen ganz, ganz furchtbar.

Ich hatte in einem meiner Projekte einen LI, auf den diese Beschreibung ungefähr gepasst hätte. Allerdings gab es einen gravierenden Unterschied in puncto eigentliche Romanze: Es funktionierte einfach nicht zwischen Prota und LI. Anfangs rosarote Brille, später Drama, als ihr klarwurde, wie arrogant, selbstsüchtig und besitzergreifend ihr Lover ist. Sie hat ihn geliebt, klar, er hatte schließlich auch seine positiven Attribute, aber im Endeffekt hat sie sich dann doch von ihm getrennt, weil sie mit seinen Fehlern nicht leben konnte.

Worauf ich mit dieser kleinen Anekdote hinauswill: Meinetwegen können die LIs gerne total toll, attraktiv, blabla sein, ja, sie dürfen sogar so wirken, als ergänzen sie die Prota in allen Aspekten. Aber nur, wenn sie auch negative Attribute zugesprochen bekommen, wenn es Streit gibt, Fehler gemacht werden und die beiden um ihre Beziehung kämpfen müssen - nicht gegen Konventionen oder andere äußere Einflüsse, sondern gegen sich selbst, gegen das, was sie menschlich macht, nämlich ihre Macken.

Also nicht so wie bei Bella und Edward, die ja im Prinzip eher gegen Edwards Glauben an eine Seele und seine damit einhergehende Abneigung gegen Verwandlungen gekämpft haben als gegen ihre ganz persönlichen charakterlichen Schwächen. Sondern eher wie bei dem Hexer Geralt und seiner Yennefer, deren Liebe durch Yennefers brennenden Wunsch nach Kindern, den beide nicht erfüllen konnten, und Geralts Beruf und den damit einhergehenden Reisen auf die Probe gestellt wurde.

Was ich auch nicht mag, sind diese mega-abhängigen Typen von Protagonist. So a là "Ahh, er / sie ist meine große Liebe, wenn er / sie mich auch nur eine Sekunde allein lässt, werde ich ganz sicher vor Liebeskummer sterben, und ach, ich will lieber in den Freitod gehen, als jemals von ihm / ihr verlassen zu werden." Kotz! Und wenn das Mädel oder der Kerl dann auch noch zur 'damsel in distress' mutiert, obwohl sie eigentlich vor dem LI ganz super allein klargekommen ist, ist es für mich aus. Solche Bücher pfeffere ich dann metaphorisch in die Ecke. So geschehen bei "Kryson" von Bernd Rümmelein. Da gab es eine ähnliche Konstellation, und ich fand es so, so, so ätzend.

Für mich als Autorin ist es daher wichtig, eigenständige, lebendige Figuren zu erschaffen, ganz gleich, ob es sich nun um den Protagonisten oder 'nur' den LI handelt. Keiner von beiden sollte perfekt, aber genausowenig vom anderen abhängig sein. Ich meine, wenn man in das echte Leben schaut, dann kommt man doch ohne seinen Partner aus, ohne gleich zum heulenden Elend zu mutieren, das überhaupt nichts mehr auf die Reihe bekommt, oder? Warum sollte es in Romanen dann anders sein?

Allerdings muss ich sagen, dass ich die Romanzen für meine Protas (und andere Akteure) oft nicht bewusst plane. Es würde auch nichts bringen, da sich meine Figuren sowieso meist völlig anders entwickeln als gedacht. Beispiel Lirosan und Syrina aus dem "Klosterkrieg": Ursprünglich sollte Lirosan mit jemand anderem zusammenkommen. Syrina war lediglich als eine Art geistige Schwester gedacht, als seine Vertraute. Aber er verliebte sich während des Schreibens in sie, und sein eigentlicher LI kam im Endeffekt mit seinem Bruder zusammen. Das hat den ganzen Plot noch mal umgeworfen, passte aber wirklich um Längen besser, weswegen ich mir jetzt vorgenommen habe, keine LIs mehr zu planen.

Fazit: Ich kann mit LIs in Romanen durchaus etwas anfangen, aber nur, wenn sie authentisch sind und die Beziehung nicht nur Friede-Freude-Eierkuchen ist.
Wenn ich selbst schreibe, entwerfe ich die LIs nicht als LIs, sondern als eigenständige Figuren mit Plotrelevanz und halte mich an die Regel, die ich auch beim Lesen aufstelle.
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Lothen am 06. Mai 2014, 17:05:28
Zitat von: Naudiz am 06. Mai 2014, 16:56:13
Für mich als Autorin ist es daher wichtig, eigenständige, lebendige Figuren zu erschaffen, ganz gleich, ob es sich nun um den Protagonisten oder 'nur' den LI handelt. Keiner von beiden sollte perfekt, aber genausowenig vom anderen abhängig sein. Ich meine, wenn man in das echte Leben schaut, dann kommt man doch ohne seinen Partner aus, ohne gleich zum heulenden Elend zu mutieren, das überhaupt nichts mehr auf die Reihe bekommt, oder? Warum sollte es in Romanen dann anders sein?

Das unterschreibe ich so, Naudiz!

Ich glaube, in einem anderen Thread (ich glaub das war beim Quassel-Laber-Thread) hatten wir das schon einmal diskutiert: Ich finde es auch nicht zielführend, wenn die Charaktere (Protas oder nicht) auf "Teufel-komm-raus" mit irgendwem verkuppelt werden müssen. Vielleicht sind sie ja auch ohne Partner einfach besser dran :)
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Malinche am 06. Mai 2014, 17:15:20
Zitat von: Naudiz am 06. Mai 2014, 16:56:13
Allerdings muss ich sagen, dass ich die Romanzen für meine Protas (und andere Akteure) oft nicht bewusst plane. Es würde auch nichts bringen, da sich meine Figuren sowieso meist völlig anders entwickeln als gedacht. Beispiel Lirosan und Syrina aus dem "Klosterkrieg": Ursprünglich sollte Lirosan mit jemand anderem zusammenkommen. Syrina war lediglich als eine Art geistige Schwester gedacht, als seine Vertraute. Aber er verliebte sich während des Schreibens in sie, und sein eigentlicher LI kam im Endeffekt mit seinem Bruder zusammen. Das hat den ganzen Plot noch mal umgeworfen, passte aber wirklich um Längen besser, weswegen ich mir jetzt vorgenommen habe, keine LIs mehr zu planen.

O ja, das kommt mir bekannt vor und ist mir jetzt kürzlich erst wieder in einem Romanprojekt passiert: Die Hauptfiguren sollten auf lange Sicht einfach Freundschaft schließen, einen richtigen LI hatte ich für niemanden geplant, eigentlich sollte es in der Story überhaupt keine Romanze geben. Tja, dumm gelaufen. Relativ gegen Ende musste ich feststellen, dass meine zwei Hauptfiguren sich mehr als nur ein bisschen ineinander verguckt hatten. Mehr noch: Dass sie zusammenkommen, war im Ursprungsplot zwar nicht vorgesehen, aber plötzlich die einzig sinnvolle Entwicklung, auch für die weitere Handlung.

Witzig war dann, dass ich den fertigen Roman noch einmal besorgt durchlas, weil ich fürchtete, diese Entwicklung könnte sehr konstruiert und aufgesetzt wirken. Schließlich hatte ich sie ja nicht geplant. Und mich hatte sie überrascht. Stattdessen stellte ich fassungslos fest, dass sie sich zwischen den Zeilen schon sehr, sehr früh andeutet, über den Roman hinweg logisch aufbaut und es letztlich kaum anders hätte kommen können. Das haben mir jetzt auch schon Betaleser bestätigt, ich bilde es mir also nicht nur ein. Trotzdem war das ein ziemlicher WTF-Moment, dass alles Sinn ergab, ohne dass ich mir das bewusst so überlegt hatte.

Soll heißen: Wenn die Figuren für sich genommen funktionieren, lebendig sind und einigermaßen Tiefe haben, also auch einen Charakter mit Ecken und Kanten, dann kann sich vieles "wie von selbst" ergeben, ohne dass ich als Autor das Label "LI" wie auf dem Silbertablett herumtragen muss - weil die Figuren, wie Naudiz und Guddy das ja auch schon gesagt haben, als eigenständig und plotrelevant entworfen wurden. (Und genau so verlieben sie sich dann bisweilen auch. Eigenständig und plotrelevant.  :P)
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: AlpakaAlex am 23. Mai 2019, 17:15:53
Per se würde ich nicht sagen, dass es wirklich viele Regeln bzgl. eines Love Interests gibt oder braucht - abseits halt von einer: Es sollte kein komplettes Arsch sein, das di*en Protagonist*in permanent misshandelt. Denn ja, das finde ich einfach daneben und es romantisiert Missbrauch. Und dabei verstehe ich sehr wohl den Reiz von düsteren Romanzen und ich kann bis zu einem Grad durchaus damit leben wenn Love Interest halt psychisch ziemliche Probleme hat und zu anderen ein Arsch ist. Aber ab da, wo Prota missbraucht wird oder Prota den Missbrauch anderer schönredet, weil Love Interest, ist es für mich vorbei.

Davon abgesehen entwickeln sich bei mir viele Love Interests einfach aus den Geschichten heraus. 7 Nächte ist aktuell das einzige Projekt, wo das Love Interest von Anfang an geplant ist und selbst da ... Die Geschichte beruht auf einem Projekt, das ich in meiner Jugend geschrieben habe, wo das Love Interest ein anderes war, so dass der Gedanke hier eher ist: "So passt es aber besser."

Was mir prinzipiell aber wichtig ist, ist, dass das Prota und Love Interest mehr verbindet als "Wir sehen gut aus" oder "Wir machen halt dieselbe Sache". Es sollte halt in irgendeiner Form ein Vertrauen da sein. Die beiden sollten auch als Freundschaft funktionieren. Denn erst dann kaufe ich die Romanze ab.
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Erin am 04. Juni 2019, 16:32:27
Spannendes Thema. Einige der Beiträge haben mir gerade echt weiter geholfen. Ich habe derzeit nämlich ein echtes Problem mit meiner Protagonistin und dem Kerl, mit dem sie zusammen kommen soll. So langsam kriege ich es zwar in den Griff, aber der Anfang muss dringend überarbeitet werden und ich habe keine Ahnung, wie. Es kommt halt echt wie dieses typische Schwärmen rüber, jedenfalls von Seiten der Protagonistin, und das ist eigentlich auch beabsichtigt, da ich erst mal eine rosarote Brille brauche, wenn ich eine im Verlauf der Geschichte kaputt machen will. Was ich tue. Dennoch geht es mir anfangs einfach auf die Nerven. Es wird erst gut, nachdem er ihr einen Grund gibt ihn zu hassen, woraufhin sie reagiert, indem sie ihm einen Grund gibt sie zu hassen. Dann landen sie zu zweit in einer ausweglosen Situation, in der es vor dem jeweils anderen kein Entkommen gibt. Ich denke, das braucht eine Romanze. Jede Menge Konflikt, aber eben auch einen Grund, wieso der Konflikt sie nicht völlig auseinander brechen lässt. Irgendwas muss die beiden zwingen, sich mit dem Gegenüber näher auseinander zu setzen, sodass vielleicht der Hass, oder was auch immer der gewählte Konflikt ist, überwunden werden kann. Jetzt mal so im Allgemeinen. Ob das bei mir funktioniert, das- ...hoffe ich.
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Alana am 04. Juni 2019, 16:47:11
Hast du schonmal überlegt, ob deine Geschichte zu früh anfängt? Vielleicht wäre der Punkt, an dem sie anfangen, sich zu hassen, ein besserer Einstieg in die Geschichte?
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Gizmo am 04. Juni 2019, 16:49:04
@Erin
Hast du den Anfang mal jemandem gezeigt und gesehen, wie sie das empfinden? Möglicherweise findest du den Anfang nur "nervig", weil die Schwärmerei nicht das ist, worüber du eigentlich schreiben wolltest / was dich an dem Plot interessiert. Jemand, der den Stoff dagegen nicht kennt, hat möglicherweise eine ganz andere Sicht darauf.

EDIT: Mit Alana überschnitten. Aber das wäre auch eine Möglichkeit, dass die Story zu früh einsetzt.
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: AlpakaAlex am 04. Juni 2019, 17:37:26
Jetzt habe ich noch vor ein paar Tagen hier darüber gesprochen, dass mir vorrangig Gemeinsamkeiten wichtig sind - und dass es nicht toxisch ist, und dann sitze ich heute hier und grübel meinerseits über ein Love Interest.

Ist kein Projekt, an dem ich aktiv schreibe, sondern eher die Überlegung ein altes Projekt wieder zu beleben und die Hauptbeziehung ist etwas, das mir aktuell Gedanken. Eventuell hat hier jemand Ideen.

Die Geschichte ist eine Trilogie, aber es existiert auch eine Prequel-Geschichte. (Diese ist vorrangig nicht in der Trilogie, da sie 14 Jahre vorher spielt, während die Trilogie mehr oder minder zusammenhängend ist.) Außerdem ist die Geschichte aus den Perspektiven von zwei Charakteren erzählt. Nennen wir sie einmal A und N. N ist aus einer humanoiden Spezies, die eine relativ hohe Lebenserwartung hat. As Vater war ebenfalls aus der Spezies, ihre Mutter jedoch menschlich. Ändert nichts daran, dass auch sie eine relativ hohe Lebenserwartung hat und ein paar der Probleme der Spezies  geerbt hat. Namentlich: Ein wortwörtlich feuriges Temprament. Feurig genug, als dass ihr halber Körper mit Brandnarben übersät ist.

N ist derjenige, der das festgestellt hat. Also dass sie ein Halbblut ist.  Als sie ein Kind (und er über 100) war. Während sie von anderen Leuten großgezogen wurde, hatte er immer mal wieder ein Auge auf sie, gerade da einer ihrer Ziehväter ein guter Freund von ihm ist. Er war nicht immer da, hat aber ein, zwei Mal im Jahr vorbeigeschaut und mehrfach versucht sie dazu zu bekommen, mit ihm zu üben, ihr Temprament unter Kontrolle zu halten. Sie ist aber zu stolz und hat außerdem das Problem, dass sie ihren biologischen Vater nicht kennt, weshalb sie sich schwer tut diesen Teil von sich zu akzeptieren. Dass es extremen Rassismus gegenüber der Spezies gibt, macht es nicht besser.

In Band 1 ist A dann um die 20. A und N haben jeweils verschiedene Love Interests in diesem Band. Ns Love Interest stirbt aber, As wird gefangen genommen - und stirbt ebenfalls später. Ups.

Jetzt ist die Sache ... Kurzgefasst entwickelt N das Gefühl für sie verantwortlich zu sein, da sie zu Beginn von Band 2 sehr psychisch instabil ist. Daraus entwickeln sich auf seiner Seite nach einer Weile romantische Gefühle, die sie dann auch für eine Weile erwidert. Diese Gefühle sind auf beiden Seiten vorrangig daraus geboren, dass es zwei sehr verzweifelte, sehr einsame Personen sind.

Das Problem ... Es ist etwas creepy. Da er sie eben als Kind kannte. Jedenfalls denke ich mir das auf der einen Seite. Auf der anderen Seite: Da die verschiedenen Spezies in der Welt sehr unterschiedliche Lebenserwartungen haben und damit halt auch länger in einem Alter sind, in dem sie Beziehungen führen, sollte es gesellschaftlich wahrscheinlich nicht so selten sein, dass so etwas passiert. Auf der anderen, anderen Seite: Er war halt während ihrer Jugend in ihrer Nähe. Aaaargh. Keine Ahnung.
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Alana am 04. Juni 2019, 17:47:54
Ich finde das nicht creepy. Solange er nicht schon damals auf sie ein Auge geworfen hatte, was wirklich creepy wäre. Solche Love Storys gibt es gerade in der Fantasy total oft und da ich große Altersunterschiede mag, ist sowas z.B. auch genau mein Beuteschema.
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Koboldkind am 10. Juli 2019, 22:26:14
Zitat von: NelaNequin am 23. Mai 2019, 17:15:53Was mir prinzipiell aber wichtig ist, ist, dass das Prota und Love Interest mehr verbindet als "Wir sehen gut aus" oder "Wir machen halt dieselbe Sache". Es sollte halt in irgendeiner Form ein Vertrauen da sein. Die beiden sollten auch als Freundschaft funktionieren. Denn erst dann kaufe ich die Romanze ab.
Da bin ich dermaßen bei dir. Ich unterscheide mittlerweile in "Verknallt" und "Verliebt" und habe bei zweiterem eher das Gefühl, dass es auch noch lange nach dem Ende des Romans eine Beziehung gibt.
Okay, grade bin ich auch mitten im Thema, weil ich zwei Charaktere habe, die sich kennen und langsam lieben lernen ("Slow Burn" heißts wohl bei Fanfictions, was ich überaus passend finde), aber eigentlich so viel Ängste haben, dass ich mich frage "Wie sollen die drei, zehn Jahre danach noch zusammen sein, ohne das sie eine Abhängigkeit voneinander entwickeln?"
Aus persönlichem Anspruch würde ich bei Love Interests also auch gerne sehen, dass die Figur alleine funktioniert, alleine ihr Leben noch bestreiten kann. Eigenes Hobby, überlebt auch mal eine Woche, einen Monat ohne den anderen. Meinen beiden Charas werde ich noch mitgeben, dass sie genau das entwickeln sollen, dann bin ich mit meiner Story denke ich zufrieden.

Was mich zu deinem Plot bringt, @NelaNequin : Ich finde den Altersunterschied und dass er sie schon seit ihrer Kindheit kennt persönlich auch etwas zu weit, aber ich denke in der Story kommt es dann auf den Reifegrad der Charas an, wie weit ich das akzeptieren kann. Dass die beiden sich gefunden haben, weil sie zwei sehr einsame, verzweifelte Situationen hatten, macht mir eher Magenschmerzen, da ich (siehe oben) keine Haltbarkeit ind er Beziehung befürchte.
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Trippelschritt am 11. Juli 2019, 10:15:19
Für mich sind verknallt und verliebt gleichbedeutend. Nur die Sprachebene unterscheidet sich. Beide sind kurzfristig und hormongesteuert auf Kosten kognitiver Intelligenz. Ob verliebt sein in Liebe mündet, ist immer eine offene Frage.

Aber das kann man auch völlig anders sehen. Vielleicht vergisst du einfach die beiden Begriffe und schreibst, wie es ist. Das verstehen dann alle Leser.

Liebe Grüße
Trippelschritt
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Churke am 11. Juli 2019, 11:58:13
Aber wenn der LI geheimnisvoll ist, gehört das gewisse Misstrauen dazu. 
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Teben von Westend am 09. Oktober 2019, 21:31:51
Allein der Begriff "Love Interest" sagt doch schon aus, dass es eigentlich nur eine Art "Zweckliebe" ist. Für Jugendromane sicherlich nicht verkehrt, da eben auch gezielt nach sowas gesucht wird. Bei Erwachsenenliteratur denke ich: entweder ich schreibe eine Liebesgeschichte oder ich lass es bleiben. Gerade in Fantasy-Geschichten mit ausufernden Sideplots lässt sich sowas wunderbar und vor allem sinnvoll einbauen.
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Dino am 13. Oktober 2019, 12:46:49
Ich finde nicht, dass "Love Interest" aussagt, dass es eine Zweckliebe sein muss. Meiner Meinung nach bezeichnet es lediglich die Person für den der/die Protagonist/in Gefühle hat oder entwickelt. Dabei kann es meiner Meinung nach letztendlich nur eine kurze Liebelei oder eben die große ewige Liebe (um es überspitzt darzustellen) sein. Oder habe ich dich einfach nur falsch verstanden?

Ich versuche grade für den Nano zu plotten und stelle mir die Frage, ob es möglich sein kann, dass der Love Interest gleichzeitig der Antagonist ist. :hmmm:
In meinem Fall erfahren Leser und Protagonistin zwar im Verlauf der Geschichte, dass die Beweggründe des LI nicht durchweg böse/falsch/egoistisch sind und es kommt ein größerer/böserer Antagonist ins Spiel, aber Gefühle und Interesse seitens der Protagonistin müssten schon vorher bestehen. Außerdem denke ich nicht, dass ein kompletter Wandel des LI zum Ritter in glänzender Rüstung glaubhaft ist, die Beziehung der beiden würde also in gewisser Weise toxisch sein.
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Trippelschritt am 13. Oktober 2019, 13:23:42
Für mich sagt der Begriff "love interest" gar nichts aus. er ist ein Etikett ähnlich wie Protagonist und Antagonist. Der Love interest könnte beipielsweise auch die Mutter des Protagonisten sein, wenn er keine weiteren emotionalen Bindungen hat.
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Aphelion am 13. Oktober 2019, 18:43:56
@Dino
Ich sehe da kein grundsätzliches Problem, solange es gute Gründe gibt, warum sich die Protagonistin in den Antagonisten verliebt. Meiner Ansicht nach ist diese Konstellation gar nicht so selten, also durchaus etabliert?  :hmmm:
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Teben von Westend am 13. Oktober 2019, 20:41:38
Zitat von: Dino am 13. Oktober 2019, 12:46:49
Oder habe ich dich einfach nur falsch verstanden?

Jein.  ;D

Also ich persönlich finde einfach eine kurze Liebelei gibt mir persönlich nicht genug, um sie wirklich als einen Bestandteil der Geschichte aufzufassen. Und eine Liebe, wie bspw. zwischen deinem Protagonisten und Antagonisten, wäre für mich dermaßen essenziell, dass ich sie nicht einfach mit diesem Stempel "Love Interest" bezeichnen würde. Bin da selbst zu sehr Romantiker, da geht es um zwei Menschen und ihre Gefühle füreinander  :knuddel: . "Love Interest" klingt halt für mich immer so, als würde man das nur einbauen, um eben eine Liebesgeschichte drinzuhaben.

Z.B. habe ich in meinem jetzigen Projekt ein "Love Interest" rausgeschrieben, weil es der Story einfach keinen Mehrwert gab. Es ging um die persönliche Entwicklung des Protagonisten, der am Anfang der Geschichte seine Geliebte verliert. Jetzt wird es lediglich angedeutet, dass sein Herz überhaupt wieder soweit ist, Zuneigung für eine andere Frau zu empfinden. Aber daraus wird eh leider nix, weil ich grausamer Gott es verbiete und sie am Ende ohnehin stirbt  :brüll: :d'oh:

Jedenfalls hatte ich echt nicht so das Gefühl, dass die Gespräche zwischen den beiden und die letztendliche Liebesszene irgendetwas beigetragen haben, dass man nicht hätte weglassen können.
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Dino am 15. Oktober 2019, 19:02:12
Dankeschön für eure Einschätzungen :) wahrscheinlich mache ich mir hier wieder unnötige viele Gedanken.

@Teben von Westend da haben wir tatsächlich unterschiedliche Meinungen :) mein Nano-Roman wird eine Liebesgeschichte, das hindert mich aber nicht daran den Mann als Love Interest zu betiteln.
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Trippelschritt am 16. Oktober 2019, 06:15:12
Wenn ein Roman eine Liebesgeschichte ist, dann gibt es definitiv einen "Love interest".
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Koboldkind am 16. Oktober 2019, 20:28:57
Witzig, mein spontanes Gefühl war, dass es bei Liebesromanen nur Protas gibt, die ja meist die beiden Verliebten wären. Love Interests sind für mich eher Nebencharaktere, die auch nicht unbedingt das Gelbe vom Ei sein müssen bzgl. große Liebe.
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Tom Arroway am 03. Februar 2020, 19:28:23
Auch wenn ich das Thema hier etwas aus der Vergangenheit "ausgrabe"...

Ich habe mir einige Zeit den Kopf zermartert, ob ich in meinem Science Fiction Roman einen Love interest brauche oder nicht?

Beim privaten Lesen war ich in manchen Büchern angetan davon, dass es eine Spannung zwischen Protagonist*in und Nebenfigur gab. In anderen war ich total genervt davon.

Ich hatte mich deshalb entschieden, im meinem eigenen Roman, den Ball dazu etwas flach zu halten. Und beim Schreiben ist es nun doch passiert, dass im Rahmen der Auflösung Gefühle entstehen.
Mal sehen, ob das Ganze die Überarbeitung übersteht.

Was ich aber sagen will: Ich bin eigentlich ein absoluter "Plotter". Aber gerade wenn meine Kernhandlung so völlig gar nichts mit Gefühlen zu tun hat, habe ich gemerkt, dass das Eigenleben der Figuren das schon selbst regelt...
Titel: Re: Diskussionsrunde: Love Interest
Beitrag von: Tom Arroway am 03. Februar 2020, 19:31:13
@Dino Hi!  :winke:

ZitatIch finde nicht, dass "Love Interest" aussagt, dass es eine Zweckliebe sein muss. Meiner Meinung nach bezeichnet es lediglich die Person für den der/die Protagonist/in Gefühle hat oder entwickelt.
Das sehe ich übrigens genau so. - Ich würde sogar soweit gehen, dass der Love interest eher etwas für den Leser ist, als für den/die Protagonist*in. Also, dass das "Mitfiebern" im entferntesten Sinne eine ganz entscheidende Rolle spielt.