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Mittelalter oder Fantasy?

Begonnen von Arielen, 15. Mai 2006, 09:59:29

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Kalderon

In der Tat hätte es seinen Reiz, Fantasy-Geschichten bewusst in andere Epochen zu verschieben, zum Beispiel die Barockzeit. Wenn es einem gut gelingt, könnte man damit auch die Vorstellung vom Mittelalter-Fantasy brechen. Bei Conan beispielsweise hatte ich immer das Gefühl, fast in der Steinzeit zu sein, wären da nicht die Eisenschwerter gewesen.  :rofl:

Erst kommt Fantasy, dann kommt alles andere. Ob Mittelalter, Neuzeit, Zukunft oder sonst etwas.
Erst kommt der Krimi, dann kommt alles andere. Ob Mittelalter, Neuzeit, Zukunft oder sonst etwas.
Erst kommt Sci-Fi, dann kommt alles andere. Ob Mittelalter, Neuzeit, Zukunft oder sonst etwas.
Erst kommt der Liebesroman, dann kommt alles andere. Ob Mittelalter, Neuzeit, Zukunft oder sonst etwas.

Genre lassen sich nicht in historische Zeiten quetschen. Sie haben soviel Raum wie nur möglich. Beispiele gibt es genug. Es gibt Mittelalterkrimis, sogar Mittelalter-Sci-fi.
Ich habe ein Bild von einem Künstler gesehen, wo ein Steinzeitmensch gegen eine riesige, biomechanische Schlange oder soetwas kämpft,... mit einem Speer! Das fand ich sehr inspirierend... Steinzeit-Sci-fi... find ich genial  :rofl:

Dorte

Ich kenne genug Fantasy, die NICHT im Mittelalter spielt. Nur weil die gängigen RPGs mittelalterähnliche Settings haben, heißt das doch nicht, dass Fantasy was mit Mittelalter zu tun hat. Erstens ist meine Welt zigtausend Jahre alt und hat daher von unbelebter Materie bis zur Etablierung von Trambahnen alles zu bieten, und zweitens gab es nicht mal auf unserer Welt in der Wüste ein europäisches Mittelalter. Wieso also sich immer an Europa orientieren? Wann hatten die Leuts in Nord- und Südamerika denn "Mittelalter"? Oder in Asien? Oder sonstwo?
;)
Kurz: ich mache, was ich will, basta. Meine Welt ist ein totes Wesen und von daher schonmal gar nicht mit einem Planeten vergleichbar. Schon allein, weil sie keine Kugel ist, sondern ein Matschfleck. Da soll mir mal einer mit Historie oder Naturwissenschaften kommen, hihi...

Moni

Ich habe mit  "Ich recherchiere ausgiebig und verwende das, was mir gefällt, egal ob an gesellschaftlichen oder technischen Entwicklungen" gestimmt, denn wenn ich etwas verwende, muß es stimmig sein. Auch wenn man sagt in der Fantasy ist alles erlaubt und es gibt keine Grenzen, ich will Stimmigkeit in meiner Geschichte und nicht nur auf den eigentlichen Plot bezogen.
Ich habe verschiedene Zeiten durchprobiert und meine Schattenhüter sind jetzt in einer Quasi-Renaissance (Hanse, Handelsbünde, Stadtstaaten), mit Teilbarocken Zügen (besonders im Bereich der Kunst) und einem Antiken Hintergrund angesiedelt. Es gibt einige Errungenschaften, wie z.B. mechanische Uhren, bargeldlosen Handel etc., die m.E. nach nicht in eine Früh- bis Hochmittelalterliche Welt passen. Ich habe mich von dem inspierieren lassen, was ich gelesen habe, aber es nicht eins zu eins übernommen.
Außerdem gilt diese zeitliche Einordnung nur für den kleinen Teil der Welt, in der diese Geschichte spielt. Wie es auf der anderen Seite und auf den anderen Kontinenten aussieht, habe ich noch nicht mal ansatzweise ausgearbeitet... (und meine Welt ist ein Planet, jawohl, es gibt Naturgesetze und an die halte ich mich, so weit es geht.)

Lg
Moni
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

Möchtegernautorin

<schräg schau> Es gibt Menschen, die allen ernstes glauben, dass Fantasy auf wirklichen Begebenheiten basieren muss? Heißt das, die würden auch glauben, dass es meinetwegen die griechischen Götter wirklich gegeben hat?
Und da soll noch mal einer behaupten Autoren von Fantasy würden in einer Traumwelt leben <kopfschüttel>

Naja, zum Thema:
Ich schreibe eigentlich auch das, was ich will. Ich gestalte mir meine Fanmtasywelt auf einer Basis, bei der ich denke, dass es so funktioniert und nicht, dass es im Mittelalter so gewesen war. Ich bin zwar auch der Meinung, dass die gängige Meinung, dass Frauen im Mittelalter gar nichts getan haben auch nicht ganz stimmen kann, sonst hätte es nicht auch immer wieder Frauen wie Elisabeth I gegeben, aber wo bliebe denn dann die Phantasie? Also, der Fantasy- Aspekt? Die Art von Zauberei und Magie, die ich toll finde?
Ich schreibe das Ganze so, wie ich es für richtig halte und wenn ich keine Konkrete Vorstellung habe, dann recherchiere ich ein wenig und mache mir ein Bild davon, wie ich es darstellen könnte. Manchmal habe ich auch einfach durch geschichtliche Begebenheiten oder Fakten Idee, die ich umsetzten will.

Fakt sich dabei jedenfalls: Es ist eine eigene Welt, die sich eigens auch entwickelt und sich nicht an das halten muss, was hier passiert ist. Es gibt sogar verschiedene Kontinente, die eben verschiedene Entwicklungsstadien haben.
Her plants and flowers, they're never the same - Blue and silver, it's all her gain
flying dragons, an enchanted would - She decides, she creates
It's her reality
Within Temptation - "World of Make Believe"

Arielen

Ich lasse mich tatsächlich von der geschichte inspirieren, was wohl daran liebt, daß ich gerne geschichtliche oder historische Sachbücher lese und stellenweise auch sammle. Ich habe einiges aus dem Hin und her zwischen den renaissancefürsten für meine eigenen Geschichten gelernt, greife auch immer wieder auf Wissen bezüglich Heilkunst und Gifte oder Nahrung zurück, oft inspirieren mich Kleinigkeiten.

Vor allem denke ich mir gesellschaftliche Dinge weiter. Wenn ich etwa lese, daß Frauen und Männer des Handwerkerstandes sich gerade im frühen und hoehn Mittelalter die Arbeit geteilt haben - sprich wenn er das Handwerk ausübte, dann war sie für den verkauf im Laden oder auf dem Markt verantwortlich, wenn sie das Handwerk ausübte, dann ergänzte er sie, dann übernehme ich das auch gerne für die Fantasy und übertrage das auch auf andere Epochen. Mittelalter ist eigentlich missverständlich, man kann das auch auf viele andere Epochen übertragen, deren gesellschaftliche Strukturen ähnlich interessant sind. Was kann man nicht alles aus der Stellung der Sklaven in der Antike machen? War es wirklich so unangenehm unfrei zu sein.

So denke ich halt weiter und über die gängigen Klischees hinaus.
Alles liegt im Auge des Betrachters

Steffi

Zitat von: Arielen am 16. Mai 2006, 18:58:37
Ich lasse mich tatsächlich von der geschichte inspirieren, was wohl daran liebt, daß ich gerne geschichtliche oder historische Sachbücher lese und stellenweise auch sammle.

Das tue ich auch sehr gerne. Für meine aktuelle Gescichte hab ich mir sogar Anleihen beim ersten Weltkrieg geholt, zumindest was das Interesse der jeweiligen Königreiche betrifft. Die spannensten Sachen schreibt eben doch immer noch das Leben, warum sich nicht von der Geschichte inspirieren lassen?

Und wenn ich dann lese, dass es im Mittelalter im Adel als schick galt, Kleidung mit möglichst engen Ärmeln und Hosenbeinen zu tragen, weil es bedeutete, dass man nicht arbeiten musste (dafür war die Kleidung viel zu steif), dann ist das doch ein prima Nebenwissen, das ich prima einbauen kann und das meine Geschichte lebendiger macht  :)
Sic parvis magna

Arielen

Das sagst du was! Manchmal sind es Kleinigkeiten, die man sich merkt. In einem Buch über die Schiffe, die weibliche Sträflinge nach Australien brachten standen ja auch nette Dinge über Wäsche, die mit Meereswasser gewaschen wurde, weil es nicht anders ging. Die Mannschaft in den lockeren Seemannshosen hatte es da noch ganz gut, aber die Offiziere in ihren engen Hosen hatten einiges zu leiden, da das Seewasser den Stoff steif und kratzig machte. Kein Wunder also wenn die Seeoffiziere brummig durch die Gegend stapften, bei der Entzündung zwischen den Beinen...
Alles liegt im Auge des Betrachters

Manja_Bindig

Ja, solche Details merkt man sich auch so eher, weil es eben Details sind.
Zum Beispiel, wenn man mal wo liest, dass der Adel seine Mauern um die Gärten besonders glatt gebaut hat, damit Diebe nciht reinkonnten - das war ein Zeichen dafür, dass man sich keine Wachen leisten konnte. Perfekto. Wunderbar.

Termoniaelfe

Zitat von: Schelmin am 16. Mai 2006, 11:42:47
Hi!
Harry Potter ist so eine ganz besondere Sache, denn es spielt in unserer Zeit und quasi in einer Nische unserer Welt, die keiner kennt. Aber dort ist alles plötzlich altertümlich, was allerdings nicht stört, sondern Flair gibt. Da fahren Kutschen, in Hogsmeade gibt es Schankmaiden wie vor 300 Jahren und Dinge wie Schachcomputer sind eben magisch. Das gefällt mir recht gut.
Schelmin

Hi,

ich halte es genau so. In meinem Roman, der ebenfalls in zwei Welten spielt, habe ich mich ganz bewusst dafür entschieden, dass Termonia eher altertümlich ist. Ich möchte damit zeigen, dass es den Termonianern wunderbar gelingt, auch mit einfachen Mitteln recht gut zu leben. Und das ist es auch, was meine Protagonistin dort dann allmählich begreift. Zum Beispiel, dass man sehr gut auch ohne Telefon, Fernseher, PC und all diesen technischen Dingen, die das Leben hier bei uns "einfacher" machen, auskommt. In Termonia gibt es kein "ich bin besser, weil ich mehr besitze". Dort sind alle Menschen gleich wichtig. Die Arbeit der Frauen, wie das Kochen, Waschen und Putzen, werden genau so anerkannt und respektiert wie die eines Schreiners, Fischers oder Bauern. Es gibt dort kein Zahlungsmittel, nein in Termonia werden die Dinge fürs tägliche Leben getauscht. Dafür herrscht dort ein Zusammenhalt der Leute, wie Kathy ihn von ihrer Welt nicht kennt. Man ist für einander da und hilft sich gegenseitig. Es wird zusammen gefeiert und getrauert. Ich kenne mich mit dem Mittelalter oder anderen Epochen nicht so gut aus, und halte mich daher auch nicht an irgendwelche Fakten. Es ist meine Fantasiewelt und die gestalte ich so, wie ich es für richtig halte.  ;)

LG
Termi

Fennel

Termoniaelfe - wie steht es in Termonia(welches ja sehr paradiesisch beschrieben wird) eigentlich mit Andersdenkenden, die sich da nicht so in das Schema einfügen? Es scheint ja, wie du es aufzählst, einige Rollen dort zu geben, die erwartet werden(Spezifische Arbeit für Frauen und für Männer statt Arbeit nach spezifischen Fähigkeiten), Einzelgängertum scheint für Individuen dieser Gesellschaft auch problematisch zu werden(man denke an das zusammen feiern/trauern, jemand, dem das nicht so passt, wird es da ja schon schlechter gehen). Oder ist das in dieser Welt kein Faktor, da es solche Leute gar nicht erst gibt?

Nur Interesse halber, das ist jetzt nicht als Kritik gemeint. Es ist zumindest ein durchaus interessanter Weltentwurf, interessant ist dann vor allem, wie du es mit der Computerisierten Welt verbindest und die beiden Welten gegenüberstellst. :)

Termoniaelfe

Ich sehe das durchaus nicht als Kritik an. Jeder Einzelne ist dort eine eigenständige Persönlichkeit. Und niemand macht dem anderen Forschriften. Es ist kein Zwnag mit allen zusammen zu feiern oder zu trauern. Wer nicht dabei sein will wird genauso akzeptiert wie alle anderen, Natürlich gibt es durchaus auch Auseinandersetzungen und Streit. Und sicher gibte es auch einige, die nicht miteinander reden oder so. Ich will Termonia nicht als heile Welt beschreiben. Das Augenmerk liegt einzig darauf, dass man auch mit wenig glücklich sein kann und das es dort nun einmal nicht den Fortschritt gibt, wie in unserer Welt. Habgier, Neid und Missgunst, sind dort nicht das Thema. Und ich muss dazu sagen, das die Geschichte um Termonia ein Kinder und Jugendbuch ist. Es werden also keine große Schlachten geschlagen. Aber es gibt einen Thyran, der sich die Bewohner von Termonia untertan gemacht hat und sie peinigt, ausbeutet und für seine Zwecke opfern lässt. Was zusätzlich den Zusammenhalt der Termonianer festigt.

LG
Termi

Fennel

Genaugenommen eine Art gefallenes Paradies also, dank diesem Thyran. Es klingt jedenfalls wirklich ziemlich originell, und ein bisschen nach der alten Star Trek Serie(was positiv gemeint ist, wiederum, ich mochte diese) :)


Termoniaelfe

ZitatGenaugenommen eine Art gefallenes Paradies also, dank diesem Thyran. Es klingt jedenfalls wirklich ziemlich originell, und ein bisschen nach der alten Star Trek Serie(was positiv gemeint ist, wiederum, ich mochte diese)

Paradies ist vielleicht ein wenig zu hochgegriffen. Termonia ist eine von vielen magischen Welten.  Nun, es ist ja noch in Arbeit, ich habe vor ein paar Tagen begonnen, die gesamte Storry neu zu schreiben. Die erste Fassung habe ich komplett gekillt. Nur einzelne Passagen kopiere ich in die neue Fassung, der Rest wird gnadenlos in den Papierkorb verschoben. Ich habe in den letzten Jahren so viel übers Schreiben dazugelernt, dass ich einfach selber festgestellt habe, wie stümperhaft die erste Fassung ist. Die grobe Handlung und die Protas bleiben unverändert der Rest wird neu aufpolliert. Der Roman wird vorausichtlich in 2 Teilen spielen, wobei ich bewusst im ersten Teil viele Fragen offen lasse, die dann im Zweiten beantwortet werden. Ich möchte schon, dass Termonia nicht als üblicher Einheitsbrei betrachtet wird auch wenn ich das Gute gegen das Böse kämpfen lasse und auch wenn es in der Geschichte um eine Prophezeiung geht, die sich erfüllen wird/muss. Ich lasse mir ganz viel Zeit, denn ich weiß, dass die Storry gut ist ich muss nur alle neuen Ideen erstmal sortieren. So genug geschwafelt. Heut ist Sonntag und ich wünsche Dir einen schönen solchen.

LG
Termi

Arielen

Na ja, ich denke, in der Fantasy ist es aucz möglich ideale Gesellschaften in einer archaischen Umgebung zu schaffen, darum ist sowas sicher auch legitim. Und wer weiß, vielleicht hat es so etwas ja auch gegeben, was nur m Laufe der Geschichte verloren ging. Ich glaube nicht, daß die Menschheit nicht immer nur aufeinander eingeprügelt hat.
Alles liegt im Auge des Betrachters

Manja_Bindig

Tja... und ideale Gesellschaften werden irgendwann hochmütig, weil es ihnen zu gut geht... und prompt wurden sie von "höheren Mächten" bestraft.
Siehe Vineta und Atlantis. (ich gehehier vom mythologischen aus, nciht von den Fakten.)