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Urban Fantasy mit Setting in Deutschland? Wenn ja: wo?

Begonnen von Adalia, 08. Juni 2011, 13:56:36

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Araluen

Ich hatte gelesen, dass es noch als Contemporary gilt, solange es anfang des 20. Jahrhunderts angesiedelt ist (als ich versucht hatte herauszufinden, in welche Schublade ich nun "Schatten der Vergessenen stopfen kann - es ist nun ein viktorianischer Fantasykrimi). Also die 50er Jahre wären noch Contemporary bzw. Urban. Aber natürlich scheiden sich da die Geister ;) Aber bevor ich nun noch ein neues Subgenre kreieren würde bezogen auf die ländliche Fantasy in Schleswig Holstein, würde ich eher bei Bewährtem bleiben.

Magineer

#121
@Araluen

Bei Urban Fantasy kann man sich noch streiten (ich würde es als morderne Lebensumgebung beschreiben und damit eher die Atmosphäre als das Setting - das kann gerne auch "sub"urban sein, zum Beispiel) - aber contemporary bezieht sich immer auf die direkte Zeit- oder Wirkungsperiode des Autors. Also "Mary Poppins" zählt zur Contemparory Fantasy, zum Beispiel, aber streng genommen nur, wenn man sich auf den Roman und dessen Rezeption innerhalb seiner Schaffensperiode bezieht. Die 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, geschrieben aus dem Blickwinkel des Jahres 2022, sind dann aber in jedem Fall historische Fantasy.

Was den viktorianischen Fantasykrimi angeht - da kommt es darauf an, worauf der Fokus liegt. Ist er in einer alternativen Welt angesiedelt (wogegen allerdings die direkte Verwendung des Begriffs "viktorianisch" spricht), wäre es Alternate History bzw. Alternate Fantasy, je nach technologischen Elementen auch Steampunk. Eine im (damals) realen viktorianischen England angesiedelte Story zählt aber ziemlich sicher entweder zur Gaslight Fantasy oder (falls es noch eine Verbindung zu diversen Horror-Topoi oder Elementen des gotischen Schauerromans gibt) dann eben Dreadpunk.

Schlussendlich, bei ländlicher Fantasy in Schleswig-Holstein steht es dir vermutlich frei, dein ganz eigenes Subgenre zu kreieren. Wie wäre es mit Kuhtemporary Fantasy? Oder Deichpunk?  ;D
"In the midst of winter, I found there was, within me, an invincible summer." (Albert Camus)

Araluen

Zitat von: Magineer am 20. Oktober 2020, 13:34:14
@Araluen

Bei Urban Fantasy kann man sich noch streiten (ich würde es als morderne Lebensumgebung beschreiben und damit eher die Atmosphäre als das Setting - das kann gerne auch "sub"urban sein, zum Beispiel) - aber contemporary bezieht sich immer auf die direkte Zeit- oder Wirkungsperiode des Autors. Also "Mary Poppins" zählt zur Contemparory Fantasy, zum Beispiel, aber streng genommen nur, wenn man sich auf den Roman und dessen Rezeption innerhalb seiner Schaffensperiode bezieht. Die 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, geschrieben aus dem Blickwinkel des Jahres 2022, sind dann aber in jedem Fall historische Fantasy.
Ich verbürg mich bei dem nachgelesen Halbwissen auch nicht für Richtigkeit. Es ging dabei um die Frage, ab wann etwas noch zeitgenössisch ist und ab wann historisch und da wurde die Grenze beim 20. Jahrhundert gezogen (mittlerweile würde man das vermutlich eher beim 21. Jahrhundert tun). Ob das nun so richtig ist, sei dahingestellt.

Zitat von: Magineer am 20. Oktober 2020, 13:34:14
Was den viktorianischen Fantasykrimi angeht - da kommt es darauf an, worauf der Fokus liegt. Ist er in einer alternativen Welt angesiedelt (wogegen allerdings die direkte Verwendung des Begriffs "viktorianisch" spricht), wäre es Alternate History bzw. Alternate Fantasy, je nach technologischen Elementen auch Steampunk. Eine im (damals) realen viktorianischen England angesiedelte Story zählt aber ziemlich sicher entweder zur Gaslight Fantasy oder (falls es noch eine Verbindung zu diversen Horror-Topoi oder Elementen des gotischen Schauerromans gibt) dann eben Dreadpunk.

Schlussendlich, bei ländlicher Fantasy in Schleswig-Holstein steht es dir vermutlich frei, dein ganz eigenes Subgenre zu kreieren. Wie wäre es mit Kuhtemporary Fantasy? Oder Deichpunk?  ;D
Sorry fürs OT: Es spielt im historischen London des Jahres 1883 und erzählt eine Detektivgeschichte gespickt mit phantastischen Elementen (konkret Geister und ihr dunkles Pendant). Gaslight Fantasy ist vermutlich noch passender, da ein viktorianischer Krimi ja die phantastischen Elemente missen lässt. Dreadpunk passt nicht - nicht Lovecraft mäßig genug ;).

Magineer

#123
Zitat von: Araluen am 20. Oktober 2020, 13:58:57
Ich verbürg mich bei dem nachgelesen Halbwissen auch nicht für Richtigkeit. Es ging dabei um die Frage, ab wann etwas noch zeitgenössisch ist und ab wann historisch und da wurde die Grenze beim 20. Jahrhundert gezogen (mittlerweile würde man das vermutlich eher beim 21. Jahrhundert tun). Ob das nun so richtig ist, sei dahingestellt.

Ich glaube, da verschwimmen einfach die Grenzen. In der Literaturwissenschaft fasst man ja im Begriff der zeitgenössischen bzw. (hier begriffsgleich) Gegenwartsliteratur eigentlich das literarische Schaffen ab 1989 bis heute zusammen. Bei einer genaueren Definition des Begriffs "zeitgenössisch" geht folgende Erklärung mehr auf den Wortkern ein: "Die Autoren der zeitgenössischen Literatur teilen die gleichen zeitgeschichtlichen und persönlichen Erfahrungen wie das Lesepublikum. Demnach werden aktuelle Entwicklungen in der Gesellschaft in den literarischen Werken aufgegriffen und verarbeitet." - Zeitgenossen eben.

Zitat von: Araluen am 20. Oktober 2020, 13:58:57
Sorry fürs OT: Es spielt im historischen London des Jahres 1883 und erzählt eine Detektivgeschichte gespickt mit phantastischen Elementen (konkret Geister und ihr dunkles Pendant). Gaslight Fantasy ist vermutlich noch passender, da ein viktorianischer Krimi ja die phantastischen Elemente missen lässt. Dreadpunk passt nicht - nicht Lovecraft mäßig genug ;).

Find ich hübsch. Das ist doch dann schon ein Musterbeispiel für klassisches Gaslight.  :)
"In the midst of winter, I found there was, within me, an invincible summer." (Albert Camus)

Churke

Zitat von: Zitkalasa am 18. Oktober 2020, 16:38:39
Mir fallen vielleicht Harzsagen ein bzw. der Harz und das Erzgebirge als solches, um eine Art Natur zu haben, aber sonst habe ich das Gefühl, dass wir als Land immer in der Moderne leben und ständig im Wandel sind.

Aus einem externen Blickwinkel düfte sich das ein wenig anders darstellen. Deutschland wirkt modern, weil die historische Bausubstanz flächendeckend weggebombt wurde. Deutungen sind zudem nicht objektiv. Paris gilt als mythisch, obwohl es technisch gesehen eine klassizistische Planstadt von Napoleon III. ist. Es dürfte sich für alles ein passender Schauplatz finden lassen. Man muss nur ein bisschen suchen.

Zit

Das hat weniger mit Architektur zu tun. Es gibt auch in Dresden Ecken, die ihr eigenes Flair haben und die man sicher für fantastische Wesen/ Vorgänge hernehmen kann. Es ist eher das Mindset von Deutschen, das mich davon abhält, hier wirklich eine Märchenwelt draus zumachen.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Koboldkind

Okay, da hab ich wohl Minenfeld betreten - ich musste erstmal Contemporary nachschlagen und verstehe das als Überbegriff für Gegenwarts-Fantasy-Settings, und Urban wäre (international kann man sich sicher drauf einigen) eine Fantasystory in einem nach staatlichen Standarts geltende Stadt.
Da ich ja nun nicht wirklich einen Fuß nach Schleswig gesetzt habe, dachte und überlegte ich so und mir war es Urban genug, eine Stadt wird gelegentlich besucht, ja. Magiekämpfe in Hintergassen von Hochausschluchten, nein, dann wäre es keine Urban Fantasy, das kann ich auch unterschreiben.
Zitat von: Magineer am 20. Oktober 2020, 13:34:14
Schlussendlich, bei ländlicher Fantasy in Schleswig-Holstein steht es dir vermutlich frei, dein ganz eigenes Subgenre zu kreieren. Wie wäre es mit Kuhtemporary Fantasy? Oder Deichpunk?  ;D
Gekauft.  ;D

Zitat von: Zitkalasa am 21. Oktober 2020, 18:03:54
Das hat weniger mit Architektur zu tun. Es gibt auch in Dresden Ecken, die ihr eigenes Flair haben und die man sicher für fantastische Wesen/ Vorgänge hernehmen kann. Es ist eher das Mindset von Deutschen, das mich davon abhält, hier wirklich eine Märchenwelt draus zumachen.
Das beschreibt denke ich das, was ich oben zu meiner Verwunderung sagte - Deutschland ist so dicht besiedelt in Europa, dass sich für mich einfach jede Ecke Urban anfühlt. Okay, im Allgäu zwischen sieben Bergen hatte ich das Gefühl von DORF, allerdings ist man mit dem Auto so schnell in einer Stadt, dass man gar nicht mehr in seinem Nest verstauben muss, wie es das Genre des Heimatromans mir vorgaukelt.

Ich bin allerdings auch keine Literaturwissenschaftlerein und verfolge gespannt die weitere Auseinandersetzung hier. ... kuhtemporary Fantasy, ich brauch noch Kühe für mein Setting ...
Wer jetzt nicht wahnsinnig wird, muss verrückt sein.