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Ist mein Roman zu lang?

Begonnen von Paka, 10. Dezember 2022, 23:07:05

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Paka

Hi ho!
Ich schreibe seit einer Ewigkeit an meinem ersten Roman - Fantasy für Kinder ab 12. Zumindest war er so gedacht. Gerade bekomme ich aber Zweifel, ob das was wird, so wie ich mir das vorgestellt habe. Ich bin - würde ich jetzt mal schätzen – zu 2/3 fertig und habe im Moment 267 Normseiten. Ist das nicht viel zu lang für die Altersgruppe? Zumal bei einem Erstlingsroman? (Ja, ich hatte an Verlag gedacht.) So furchtbar viel kürzen werde ich da auch nicht mehr können, sonst würde die Story sehr leiden.
Oder wie sieht das aus?
Ich denke, notfalls wäre das für Jugendliche auch noch interessant, allerdings gibt es keine Liebesgeschichte (Pflicht?😝) und ich müsste natürlich das Alter der Protas hochsetzen und sie dazu natürlich ein wenig umschreiben.
Dankbar für Meinungen und Erfahrungen.
Lg
Anya
Gerade eine Liste der acht am häufigsten aus US-Bibliotheken verbannten Bücher gesehen. Fünf davon stehen in meinem Regal. 👍🏻😇

Maja

du bist, würde ich sagen, in einem grenzwertigen Bereich. Wenn ich das hochrechne, komme ich auf gut 400 Normseiten für das fertige Buch, und das ist schon eine anständige Dicke. Bei einem Buch ab 14 sollte das kein Problem sein, für ein Buch ab 12 ist es sehr dick, aber machbar. Zum Vergleich: "Tintenherz" wird ab 12 empfohlen und hat 576 Seiten im Druck (du kannst pi mal Daumen sagen, eine Normseite kommt ungefähr auf eine Druckseite raus) - es gibt also durchaus Bücher für dieses Lesealter, die auch für ein Erwachsenenbuch noch sehr dick wären.

Aber als "Tintenherz" erschienen ist, war Funke schon eine berühmte, beim Verlag etablierte Autorin. Als unbekannte Autorin hast du es mit einem so dicken Buch schwerer, das als Warnung. Ich habe mein Kinderbuch "Unten" als Buch für Zehnjährige mit 268 Normseiten Manuskriptlänge verkauft, das fertige Buch wird 302 Seiten haben, und das ist für die Altersgruppe ab 10 schon ziemlich lang, und es hat auch ein Verlag abgewunken, weil zu umfangreich. Damit musst auch du rechnen, je nachdem, bei welchem Verlag du es versuchst.

Mit einem Kinderbuch rate ich dir extrem dazu, den Weg über eine Agentur zu einem der größeren Verlage zu versuchen, weil Kinderbücher sehr stark von ihrer Buchhandelspräsenz leben und viel stärker als Erwachsenenbücher über Empfehlung durch Buchhändler:innen verkauft werden (üblicher Anlass: "Ich suche ein Geschenk für ein Kind,  was haben Sie da ...?"). Schreib das Buch erstmal zuende, und dann versuch, es beim Überarbeiten so knackig einzudampfen, wie du irgendwie hinbekommst - 10% bekommt man immer rausgekürzt, 20% sind möglich, tun aber weh. Je näher du von 400 Seiten wieder an 350 rankommst, desto besser. Mit 350 Seiten solltest du bei deiner Zielgruppe keine Probleme bekommen.

Aber wenn es am Ende doch 400 sind, ist das kein Todesurteil. Gerade in der Fantasy (siehe Funke) können Bücher auch mal ein bisschen dicker sein. Du verkleinerst nur eventuell das Feld infragekommender Verlage. Aber mit der richtigen Agentur im Rücken sollte auch das zu schaffen sein.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Yamuri

Es kommt auch immer drauf an, wie es formatiert ist. Ich komme tatsächlich mit 80.000 Wörtern bei meiner Märchenadaption mit Schriftgröße 12 und der Schriftart Spectral auf knapp 300 Seiten. Ich war sehr überrascht, dass ich knapp darunter liege, denn ich hätte bei 80k schon mit 400 Seiten gerechnet.

Ich dachte Verlage und Agenturen achten ohnehin mehr auf die Wort- und Zeichenzahl und weniger auf Seitenzahlen, weil durch die Formatierung sich an den Seiten oft was verändert? Oder irre ich mich da?
"Every great dream begins with a dreamer. Always remember, you have within you the strength, the patience, and the passion to reach for the stars to change the world."
- Harriet Tubman

Coppelia

#3
So ist es. Die Wortzahl (oder Zeichenzahl) sagt aus, wie lang der Roman ist. Wobei ein Kinderbuch vermutlich größer gedruckt wäre, um das Lesen zu erleichtern, und daher eher zu mehr Seiten führen würde.

(Subjektiv sagt dagegen die Seitenanzahl aus, als wie lang ein Buch empfunden wird. Bei "Dornenritter" waren ja die 130.000 Wörter, die ca. 600 Seiten entsprechen würden, vom Verlag auf 450 zusammengequetscht worden, weshalb einige Leser*innen kritisiert haben, die Kapitel wären zu kurz. Sie haben eine normale Länge, nur das Format lässt sie kurz wirken. Ich vermute daher, ein Buch mit 100.000 Wörtern, die auf 350 Seiten zusammengequetscht wurden, würde immer deutlich kürzer empfunden als eins, wo sie auf 500 Seiten aufgebläht sind.)

Alana

#4
Jugend- und Kinderbuchverlage sind bei der Länge teilweise sehr penibel. Bei Arena darf es für Bücher ab 14 nicht wesentlich über 400 Seiten gehen. Ich hatte über 500 und musste dann 100 Seiten kürzen. Aus der Erfahrung kann ich sagen: kürzen geht immer. Ich hab mir ausgerechnet, dass ich 35 Wörter pro Seite kürzen muss und das habe ich dann auch gemacht. Tatsächlich habe ich das später als gute Übung empfunden, denn man wird gezwungen, sehr auf den Punkt zu schreiben und das ist eigentlich gut. 75K bis 85K Wörter sind der Sweetspot für Jugendfantasy. Die Leser empfinden das als lang genug, aber nicht zu lang und es ist, was die Kosten für Lektorat, Druck und evtl. Hörbuch betrifft, für die Verlage viel besser zu stemmen als 100K. Ich würde daher schon versuchen, in dem Bereich zu landen. Vor allem, bei einem Debut, das auch für die Agenturbewerbung sein soll. Dafür schon mal ganz viel Erfolg. :)
Alhambrana

Paka

Vielen Dank, ihr Lieben. Dann versuche ich mal, mich für den Rest kurz zu fassen und am Ende nochmal zu kürzen.
Gerade eine Liste der acht am häufigsten aus US-Bibliotheken verbannten Bücher gesehen. Fünf davon stehen in meinem Regal. 👍🏻😇