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Allgemeines => Buch- und Verlagswesen => Thema gestartet von: Kaeptn am 19. Juli 2014, 11:06:39

Titel: Amazons Kindle Unlimited
Beitrag von: Kaeptn am 19. Juli 2014, 11:06:39
Hallo,

für alle, die es noch nicht gehört haben: Amazon weitet seine Leihbibliothek in den USA mit "Kindle Unlimited" aus. Es kostet 9,99 $ im Monat, man muss kein Prime-Kunde mehr sein, darf bis zu 10 eBooks gleichzeitig ausleihen und muss nicht mehr zwangsweise einen Kindle dafür nutzen. Bis auf die Big 5 sind die wesentliche Verlage wohl mit an Bord, 60.000 Titel sollen verfügbar sein, auch deutschsprachige. Wann das ganze nach Deutschland kommt, ist noch nicht bekannt.

Siehe:
http://www.buchreport.de/nachrichten/verlage/verlage_nachricht/datum/2014/07/18/jetzt-steigt-amazon-gross-ins-abo-geschaeft-ein.htm

Im Grunde also eine Leihbücherei - eine recht teure, wenn man mich fragt. Aber das wird den Amazon-Jüngern herzlich egal sein, sie werden das Angebot jubelnd annehmen, auch wenn die Stadtbibliothek vor Ort ein günstigeres Angebot offeriert.

Ich frage mich allerdings, was das ganze für Self-Publisher bedeutet. Wie die Selfpublisherbibel ausführt (wann haben die eigentlich diese grauenhafte Kachel-Startseite eingefügt?) bekommt man wie bisher Geld aus einem Fonds für jeden Leihvorgang. Wieviel, wird maßgeblich vom Verhältnis Fondsgröße zu Leihvorgängen abhängen.
http://www.selfpublisherbibel.de/erster-test-was-bringt-amazonse-book-flatrate-kindle-unlimited-fuer-leser-und-autoren/

Darüber hinaus gibt es wohl erst Geld, wenn 10% gelesen wurden, wobei das System wohl nicht ganz fehlerfrei funktioniert
http://www.selfpublisherbibel.de/kindle-unlimited-wie-das-amazon-system-sich-bei-der-abrechnung-der-kaeufe-irrt/

Vor allem aber wird das System - vorausgesetzt es setzt sich durch - bisherige Marketing-Mechanismen außer Kraft setzen. Kostenlos- oder Preisaktionen helfen natürlich wenig, wenn der Kunde das Buch so oder so umsonst leihen kann. Wie macht man dann als SelfPublisher (oder auch Kleinverleger) noch auf sein Buch aufmerksam?

Wie seht ihr die Sache?
Titel: Re: Amazons Kindle Unlimited
Beitrag von: Christopher am 19. Juli 2014, 11:39:14
Die erste Frage die sich mir gestellt hatte war:
Wie viel kriegt der Autor/Verlag denn pro Verleihung? Als da im ersten Artikel was von "Verkaufspreis abüzglich Händlerrabatt" stand war ich recht zufrieden. Bis ich auf die Stelle stieß: "In Deutschland 20% des Verkaufspreises" bitte? Das ist ja wohl ein schlechter Scherz! Der Kunde bekommt die volle Leistung, der Autor/Verlag aber nur 20%? Was soll denn das?
Titel: Re: Amazons Kindle Unlimited
Beitrag von: FeeamPC am 19. Juli 2014, 11:40:17
Das bedeutet im Klartext, dass Self-Publisher und Kleinverlage sowie Autoren allgemein noch mehr Markting über sozial websites und Rezensions-Blogs machen müssen, damit also noch mehr Zeit und Energie draufgeht, und dass wir noch weniger dafür bekommen.

Amazon nutzt seine marktbeherrschende Position, um es sich richtig gemütlich nach eigenen Vorstellungen einzurichten. Und solange der Leser das Gefühl hat, dass diese Einrichtung auch ihm nützt, ist ihm vermutlich vollkommen schnuppe, was das für den Rest der Welt bedeutet.

Also: Daumen hoch für Amazon als Firma, Daumen runter für Amazon als Geschäftspartner.
(Wobei ich zugebe, dass ich nicht nach belastbaren Zahlen, sondern nach Bauchgefühl urteile).
Titel: Re: Amazons Kindle Unlimited
Beitrag von: Aphelion am 19. Juli 2014, 14:53:25
Allgemein habe ich keine feste Meinung zu diesem System. Ich sehe Vor- und Nachteile.

@Christopher:

Wie viel bekommt ein Autor für eine "normale" Bibliotheksausleihe? Ich weiß es nicht, aber ich würde schätzen, dass es deutlich weniger als 20% des Verkaufspreises ist.

Der Leser bekommt *nicht* die volle Leistung - wie bei anderen Ausleihen von Büchern auch. Auch ein physisches Buch kann man theoretisch kopieren... Aber wozu, wenn man es sich nochmal ausleihen kann und das weniger Aufwand ohne Zusatzkosten bedeutet?
Titel: Re: Amazons Kindle Unlimited
Beitrag von: FeeamPC am 19. Juli 2014, 14:56:34
Bei normaler Ausleihe bekommt der Autor oft mehr als die 70%, die er mit KDP bekäme.
Titel: Re: Amazons Kindle Unlimited
Beitrag von: Kaeptn am 19. Juli 2014, 16:15:30
Ich glaube Aphelion meinte die normale Stadtbibliothek - und da gibt es in der Tat nur die VGWort-Ausschüttung (und ok, 1x die Anschaffung der Bib), keine Ahnung wieviel das je Leihe dann wirklich ist.

@FeeamPC:
Rezensionen (sofern sie nicht von einem bekannten Magazin kommen, das man auch zitieren kann) und das ganze FB-Gedöhns bringen meiner Meinung nach so gut wie gar nichts - verglichen mit einer Preissenkung/Kostenlos-Aktion ist der Effekt nahe 0. Wichtig sind natürlich gute Rezensionen bei den Anbietern selbst.
Titel: Re: Amazons Kindle Unlimited
Beitrag von: Aphelion am 19. Juli 2014, 17:05:03
Zitat von: Kaeptn am 19. Juli 2014, 16:15:30
Ich glaube Aphelion meinte die normale Stadtbibliothek - und da gibt es in der Tat nur die VGWort-Ausschüttung (und ok, 1x die Anschaffung der Bib), keine Ahnung wieviel das je Leihe dann wirklich ist.
Ja.

Denn wenn man schon vergleicht, dann bitte mit der relevanten Bezugsgröße, nicht mit einer Wunschgröße.
Titel: Re: Amazons Kindle Unlimited
Beitrag von: FeeamPC am 19. Juli 2014, 17:52:38
Okay, missverstanden, ich habe die Ausleihe auf Kindle und Amazon bezogen. Da passiert es tatsächlich, dass Autoren für eine Ausleihe mehr Geld bekommen, als wenn das Buch gekauft wird. Bislang jedenfalls. Wie das mit der neuen Flatrate aussieht, bleibt abzuwarten.
Titel: Re: Amazons Kindle Unlimited
Beitrag von: Judith am 19. Juli 2014, 17:57:37
Zitat von: Kaeptn am 19. Juli 2014, 11:06:39
Im Grunde also eine Leihbücherei - eine recht teure, wenn man mich fragt. Aber das wird den Amazon-Jüngern herzlich egal sein, sie werden das Angebot jubelnd annehmen, auch wenn die Stadtbibliothek vor Ort ein günstigeres Angebot offeriert.
Ich bin ja ein großer Fan der Bibliotheks-Onleihe, aber ich kenne viele, für die die Onleihe aufgrund der oft langen Wartezeiten nicht in Frage kommen. Manche Leser wollen einfach jetzt sofort ein bestimmtes Buch lesen und das geht mit der Onleihe nun mal nicht. Für diese ist wohl das Amazon-Angebot tatsächlich besser geeignet, auch wenn es teurer ist. Schließlich gibt es auch viele, die Skoobe nutzen (ähnliches Preis-Leistungs-Verhältnis).
Titel: Re: Amazons Kindle Unlimited
Beitrag von: Maja am 07. Oktober 2014, 20:36:48
Ich habe gerade festgestellt, dass mein Puppenzimmer auch über Kindle unlimited verfügbar ist und keine Ahnung, wie mir das vergütet werden soll - vor allem, was mit denjenigen ist, die das Angebot einen Probemonat lang kostenlos nutzen: Geht das auf Kosten von Amazon, oder auf die der Autoren/Verlage?

Ich bin ein Fan von Bibliotheken und habe kein Problem damit, dass Leser meine Bücher dort kostenlos bekommen (Probleme habe ich nur damit, dass die VG Wort mich als Ebook-Autorin nicht anerkennt und mir dementsprechend auch keine Vergütung zahlt). Aber bei Angeboten wie dem von Amazon, bei dem Leser monatlich Geld zahlen müssen, um leihen zu können, möchte ich mein Stück vom Kuchen abhaben.
Titel: Re: Amazons Kindle Unlimited
Beitrag von: Carolina am 08. Oktober 2014, 06:43:05
@Maja: Selfpublisher bekommen Geld aus einem monatlichen Topf, der schon für die Prime-Ausleihe angelegt wurde. Das ausgeschüttete Geld liegt meist bei 1,50 Euro, schwankt von 1,30 bis 1,80.
In meinem Fall ist die Ausleihe (KDP Select Programm) ein nicht unerheblicher Anteil der monatlichen Tantiemen, auch schon vor Kindle Unlimited. Die Ausleihe zählt ins Ranking dazu, aber nicht zur Popularität ("Kunden kauften auch").

Soweit ich gelesen habe, bekommen die Verlage ausgehandelte Beträge, sobald ein Kunde 10% oder mehr des Buches liest. Wie viel das genau ist, und wie hoch dein Anteil daran ist (vermutlich prozentual wie beim E-Book-Kauf), musst du bei deinem Verlag nachfragen. Die Antwort würde mich übrigens sehr interessieren!

Amazon will seine Position verbessern und Geld verdienen. Für mich als Selfpublisher ist das Programm von Vorteil, wobei es natürlich noch besser wäre, wenn KDP Select, das ich anwählen muss, um als Selfpublisher teilnehmen zu können, nicht an Exklusivität geknüpft wäre. Aber die anderen Shops sind eh uninteressant, da sie nichts für Selfpublisher machen, sie sogar gezielt im Shop verstecken und Distributoren einen Teil der Marge abzwacken.
Titel: Re: Amazons Kindle Unlimited
Beitrag von: chaosqueen am 27. Oktober 2014, 21:57:45
Ich stolpere mal verspätet hier herein.

Maja ist keine Selfpublisherin, insofern passt Deine Antwort hier nicht ganz, Carolina. Insgesamt ist sie aber schon informativ.
Die Frage, wie der Verleih über Kindle Unlimited vergütet wird, vor allem, wenn Bücher im kostenlosen Probemonat geliehen werden, finde ich sehr interessant, auch wenn es mich bisher (und sicher noch eine ganze Weile) nicht betrifft. Wie ich Amazon einschätze, geht es eher zu Lasten von Verlag / Autor, sofern der Verlag nicht groß genug ist, um dagegen anzugehen.

Maja, ich bin da ganz bei Dir! Wenn Amazon Kohle damit scheffelt, dass der Kunde eine Art "Buch-Abo" abschließt, dann sollten auch die Autoren am Gewinn beteiligt werden.
Titel: Re: Amazons Kindle Unlimited
Beitrag von: Maja am 27. Oktober 2014, 22:04:25
Nein, ich bin sicher keine Selfpublisherin ... ;) Und 1,50 bekomme ich nicht mal für ein verkauftes Exemplar - oder ist das ein monatlicher Fixbetrag?

In der Zwischenzeit kam dazu eine Rundmail von meiner Verlegerin an Autoren und Agenten, warum sie das Flatrate-Prinzip ganz toll finden, dass sie Amazon nicht boykottieren wollen, sondern sich freuen, Teil dieser zukunftsweisenden Entwicklung zu sein, der man sich nicht verweigern darf - und leider nichts darüber, wie das vergütet werden soll. Möff. Dieser Absatz hier ist aber sehr interessant:
ZitatAmazon wird das Bestsellerranking zusammenlegen – was bedeutet, dass die Verleihzahlen genauso gewertet werden wie die Verkaufszahlen und unsere Bücher dadurch eine größere Chance bekommen, als Topseller sichtbar zu werden. In Amerika hat dieses Prozedere bereits zu einer deutlichen Veränderung der Amazon-Bestsellerliste geführt und größere Aufmerksamkeit auf reine eBook-Verlagsmodelle gelenkt. Im Moment sehen wir schon die Entwicklung, das unsere eBooks von Debütautoren bei Buchhandelsplattformen wie Thalia, Kobo, eBook.de und Google play ganz selbstverständlich neben Stephen King und Co. stehen. Dies wird sich nun auch bei Amazon fortsetzen.
Trotzdem, begeistert bin ich von dieser Entwicklung nicht. Wer eine Leseflatrate will, soll sich an eine Bibliothek wenden. Dafür sind die da. Und ich will nicht, dass Amazon nach Buchhandlungen und Verlagen jetzt auch das Bibliothekswesen kaputt macht.
Titel: Re: Amazons Kindle Unlimited
Beitrag von: Janika am 27. Oktober 2014, 22:06:09
Ich habe eine Mail von meinem Verleger bekommen, dass sie total stolz verkünden können, in das Programm eingestiegen zu sein. Das war schon zu Eröffnung des Threads hier, ich hatte es aber irgendwie aus den Augen verloren.

Wie das genau abläuft, weiß ich aber so überhaupt nicht, und zur Vergütung habe ich noch nichts gelesen ...

Edit: Da kam mir Maja zuvor. Schön, dass ich nicht allein in die Röhre gucke. Und ich hoffe wirklich sehr, dass deine Befürchtung sich nicht bewahrheitet.
Titel: Re: Amazons Kindle Unlimited
Beitrag von: chaosqueen am 28. Oktober 2014, 13:29:49
Maja, Janika, habt ihr nachgefragt, wie es mit der Vergütung aussieht? Ist ja hübsch, dass das Ranking sich dadurch verbessern kann, aber Autoren sind nach wie vor kein Selbstbedienungsladen! Wenn unsere Texte allen gratis zur Verfügung stehen sollen (oder zumindest die Autoren nur einen Minimallohn bekommen), dann sollten Autoren einen "Autorenausweis" bekommen, mit dem sie überall gratis (oder zu einem Bruchteil des Originalpreises) einkaufen können.

Ich finde, das ist eine Marktlücke. ;D
Titel: Re: Amazons Kindle Unlimited
Beitrag von: Lamarie am 30. Oktober 2014, 14:23:16
Chaosqueen, diese Idee möchte ich an dieser Stelle mal unterstützen - ich wäre sofort dabei ;)

Ich habe generell das Gefühl, dass es auch in Sachen Büchern immer mehr in Richtung Flatrate gehen wird - eine Entwicklung, die ich eher negativ sehe, weil ich das Gefühl hab, dass es weniger darum geht "gute Bücher" als "möglichst viele Bücher" lesen zu dürfen - insofern stehe ich Kindle Unlimited generell noch nicht ganz überzeugt gegenüber.
Titel: Re: Amazons Kindle Unlimited
Beitrag von: Kaeptn am 16. Februar 2016, 11:44:49
Wenn man sich die Entwicklung von Kindle Unlimited so ansieht, muss man das als Autor wirklich boykottieren. Bei der Selfpublisherbibel kann man sehen, wie stark das Programm mittlerweile angenommen wird (4 Milliarden gelesene Seiten im Monat). Amazon erhöht zwar den Fonds von Monat zu Monat, aber weit weniger stark als die Zahl der gelesenen Seiten wächst.
siehe: http://www.selfpublisherbibel.de/kindleunlimited-quoten-fuer-januar-nur-noch-033-cent-pro-seite/

Seit im Juli 2015 auf seitengenaue Zählung umgestiegen wurde, ist der Fonds um 30% gewachsen, die Zahl der gelesenen Seiten aber um 100%. Folglich kriegt man nun nur noch 0,33 Cent pro Seite (im Juli waren es mal 0,53 Cent). Für die Top-Autoren lohnt es sich dank AllStar-Bonus trotzdem noch, aber wenn man als Normalo für 1000 gelesene Seiten nur noch 3,30 Euro bekommt, sollte endlich jedem klar sein, dass das reine Ausbeutung ist. Hätte die Vergütung sich mehr auf 1 Cent pro Seite zubewegt, wäre es ja ok gewesen.

Nun will Amazon mit einer neuen Zählweise auf "Augenwischerei" umschalten. Vermutlich kommt dabei heraus, dass plötzlich nur noch halb so viele Seiten gelesen wurden und der Autor deshalb viel mehr pro Seite bekommt. Da sowieso niemand nachprüfen kann, inwieweit die Zahlen stimmen, kann Amazon da bescheißen wie sie wollen und sich die Zahlen immer so zurechtdrehen, dass ihre Marge stimmt.

Ich rate daher dringend von Kindle Select ab - höchstens für Kurzgeschichten und im Erotik-Sektor mag sich das lohnen.
Titel: Re: Amazons Kindle Unlimited
Beitrag von: FeeamPC am 16. Februar 2016, 16:37:09
Die Sache ist ziemlich einfach. Der einzige wirkliche Gewinner dabei ist Amazon.

Wie immer die zählen, und was immer die zählen, darüber gibt es eh keine Kontrollmöglichkeit (im Gegensatz zu gekauften Ebooks, bei denen es so Sachen wie Novelrank gibt, die zwar keine exakten Zahlen, aber zumindest Näherungswerte liefern).

Das heißt, Verlage und Autoren sind vom Goodwill Amazons abhängig. Und der reicht nur bis zur nächsten Dividenden_Ausschüttung der Aktionäre.
Titel: Re: Amazons Kindle Unlimited
Beitrag von: Alana am 16. Februar 2016, 20:37:48
Ich denke, auf Dauer wird die Entwicklung dahin gehen, dass es in KU nur noch Ramsch gibt. In USA ist es wohl schon so.
Titel: Re: Amazons Kindle Unlimited
Beitrag von: Kaeptn am 06. Juli 2020, 14:28:26
Ich krame den mal hier hervor.

Die Entwicklung, die wir oben vorhersahen, ist ja anders verlaufen als gedacht und die Strategie ist für Amazon voll aufgegangen. 10 Milliarden gelesene Seiten pro Monat mittlerweile, nur noch 0,26 Cent pro Seite und trotzdem haben sie immer noch jede Menge exklusive Autoren auf ihrer Seite.

Wobei ich mich frage: Ist die Exklusivität eigentlich rechtens?
a) von wegen Kartellrecht/marktbeherrschender Stellung
und vor allem
b) wegen der Tatsache, dass nur Selfies die Exklusivität bieten müssen, Verlage hingegen auch an KU teilnehmen können, wenn sie ihr Buch auch noch anderswo digital anbieten.
Gab es da mal einen Versuch, das zu kippen seitens einer Branchenvertretung?

Denn meinen Boykott-Aufruf von oben kann ich zwar moralisch immer noch vertreten, aber wenn es um's Geld geht, muss ich schon klar sagen, dass ich in meinen  KU-Monaten bei Amazon meist mehr verdiene, als mit Verkäufen bei Tolino. I.d.R. mache ich KU die ersten 3 Monate, probiere dann Tolino, und wenn das so gar nicht läuft (leider die Regel), schmeiße ich das Buch bei Tolino wieder raus und gehe wieder zu KU. Wenn auch mit dem blöden Gefühl, einen Monopolisten zu stärken, aber wenn das Buch bei Tolino eh kaum einer wahrnimmt...

Wie handhabt ihr das?
Titel: Re: Amazons Kindle Unlimited
Beitrag von: Alia am 06. Juli 2020, 14:46:32
Ich habe ca. 2/3 meiner Einnahmen über KU.
Den Tolinoversuch habe ich auch gemacht, aber es lohnte einfach nicht.
Ich werde jetzt einen Versuch mit epbuli Print + ebook bei KU/Amazon starten.
Aber solange KU mir das Geld einbringt und Tolino nicht, werde ich bei den Ebooks wohl exklusiv bei Amazon bleiben.
Titel: Re: Amazons Kindle Unlimited
Beitrag von: FeeamPC am 06. Juli 2020, 18:19:18
Ich werde meine ganzen Selfpublisher-Bücher jetzt aus KDP rausnehmen, sobald die jeweilige 3-Monate-Bindung beendet ist, und damit über Bookwire auch in die Tolino-Fraktion geben. Habe ich schon einmal ohne Erfolg versucht, aber da waren es nur einzelne Bücher. Mal sehen, was passiert, wenn ich die komplette Serie umswitche.
Wenn sich bei Tolino was verkauft, nehme ich die Bücher auch bei Amazon KDP heraus und lass Amazon nur noch über Bookwire beliefern. Ansonsten bleiben sie bei KDP und ich kann das nach Bedarf wieder aktiv schalten.
Das finanzielle Risiko ist überschaubar, da bei Amazon sowieso sehr viel weniger verkauft wird als noch vor einem Jahr. Ich habe das Gefühl, die boykottieren meine Bücher bei der Suche, seit ich einmal abgelehnt habe, in deren "Buch der Woche"-Sonderangebot mitzumachen. Dafür hatten die mir, wie schon bei diversen Malen zuvor, nur ein besseres Butterbrot angeboten, und das habe ich nicht eingesehen.
Der letzte Kindle-Deal hat mir den Gegenwert von 40 Normal-Verkäufen damals eingebracht, aber Amazon hat fast 350 Bücher verkauft - und danach, vermutlich, weil sich die Leser mit dem Billig-Angebot eingedeckt hatten, brachen die Verkäufe komplett ein.
Wenn ich selbst die Bücher auf so billig (99Cent) gesetzt hätte,  hätte ich doppelt so viel verdient wie mit dieser Amazon-Werbeaktion. Profitiert hat also letzten Endes nur der Konzern.
Und darauf habe ich keinen Bock mehr.
Titel: Re: Amazons Kindle Unlimited
Beitrag von: Marta am 06. Juli 2020, 22:16:01
Ich bin da größtenteils bei euch, @Kaeptn  und @FeeamPC. Zumindest, soweit ich euch verstanden habe.  ;D

Ich bin Amazon wahnsinnig dankbar, dass sie Selfpublishing so einfach gemacht haben. Aber die Exklusivität bei KU finde ich zum Kotzen. Und nein, ich verstehe auch nicht, warum die legal ist. Oder nötig. Okay, klar, Amazon will sich so einen Marktvorteil verschaffen. Das ist alles. Und es funktioniert und wenn es so weitergeht und all ihre KU-Autoren weiter mitmachen, haben sie die Konkurrenz irgendwann ausgeschaltet. Und bis dahin verlieren wir Autoren Geld.

Ich gehöre nämlich zu denen, die ihre Bücher nach 3 Monaten Exklusivität zu Tolino bringen und das lohnt sich. Man braucht nur einen langen Atem. "Mal ausprobieren" bringt nichts, man muss durchhalten. Im ersten Jahr (2015? 2016?) habe ich nur zweistellig verdient, im zweiten dreistellig ... und jetzt stehe ich knapp vor meinem ersten vierstelligen Monat. Geld, das mir durch die Lappen gehen würde, wenn ich exklusiv sein müsste. Ich bin inzwischen sehr froh, dass ich mich für diesen Weg entschieden habe, nur ärgert es mich, dass ich die Bücher nicht gleichzeitig bei KU haben darf. Das finde ich nämlich eigentlich nicht übel für Leser mit einem schmaleren Geldbeutel. Und es sind halt monatlich ein paar (hundert Euro), die ich gut brauchen könnte.

Ich finde auch die Diskussion pro oder kontra KU ... kompliziert, weil die Befürworter nur mit "Da kriege ich mehr Geld" argumentieren, und die Gegner meist mit "Die Exklusivität macht den Buchmarkt kaputt und die immer kleineren Beträge sind eine Frechheit." Das geht seit Jahren so und ich schätze, so bleibt es ... bis Tolino aufgibt, weil alle exklusiv sind oder Amazons Cent-Bruchteils-Beträge irgendwann doch zu klein sind. Meine persönliche Grenzen habe ich schon gezogen: Sobald ich mit einer Leihe nur noch ein Drittel dessen verdiene, das ich bei einem Kauf bekomme, bin ich komplett raus.

Zur Zeit handle ich es so, dass ich zuerst überall veröffentliche und dann nach einer Woche aus Tolino rausgehe und das Buch für 3 Monate nach KU bringe. Dann gehe ich endgültig raus.

Aber es ist auch nicht ganz so einfach, gerade im Mittelfeld, wo ich mich bewege. Ich weiß anhand meiner Zahlen leider, dass ich ab und zu einen AllStar-Bonus einstreichen würde, wenn ich mit allen Büchern exklusiv wäre. Das ist verlockend, trotz allem ... Ich hoffe jetzt mal, dass es bei Tolino so weitergeht, dann komme ich aus der Zwickmühle raus und kann das tun, was ich moralisch für richtig halte ... und trotzdem mehr Geld verdienen als ohne KU. Hey, ich bin auch nur ein Mensch, und zu wissen, dass ich Geld verliere, wurmt mich.

Ah, eins noch: Ich höre wirklich oft, dass jemand die Hälfte oder mehr über KU einnimmt. Was ich gemerkt habe, als ich da rausgegangen bin, war Folgendes: Die Leser kaufen mehr. Ist ja auch logisch, weil sie nicht mehr alles leihen können. Man kann es also nicht wirklich vergleichen.

Okay, soweit meine Meinung zu KU. Ich hoffe, ich bin niemandem auf die Füße getreten, das Thema regt mich leider auf.  :brüll:
Titel: Re: Amazons Kindle Unlimited
Beitrag von: Fianna am 06. Juli 2020, 23:04:48
Ihr schreibt doch oft Reihen, warum keine Sammelbände Amazon-exklusiv?  ??? Das habe ich schon mehrfach gesehen.
Titel: Re: Amazons Kindle Unlimited
Beitrag von: FeeamPC am 07. Juli 2020, 09:00:06
Weil Amazon die Sammelbände bei KU nur akzeptiert, wenn auch die kompletten Einzelbände bei KU sind. Jedenfalls im Selfpublishing. Wenn es Autoren gibt, die das anders hinkriegen, wundert mich, dass Amazon die noch nicht gesperrt hat. Das machen die nämlich, wenn sie merken, dass man gegen diese Auflage verstößt.
Titel: Re: Amazons Kindle Unlimited
Beitrag von: Koriko am 07. Juli 2020, 09:25:28
Mir geht es ähnlich wie Marta - ich bin ja auch kein KU Fan, einfach weil ich das moralisch nicht vertretbar finde und diese Exklusivität mir massiv auf die Nerven geht. Aktuell kann ich nicht sagen, was besser läuft - meine Nachtschatten-Reihe läuft auf Tolino wie verrückt, gerade der Sammelband knackt bald die 1.000 Verkäufe (für mich ist das wirklich viel!) auf Tolino, während er auf Amazon gerade 250 mal verkauft wurde. Mein neues Buch "Herz aus Kristall" läuft wiederum gar nicht -  bei Tolino hab ich einige wenige Verkäufe, ebenso bei Amazon - woran das liegt, weiß ich nicht. Jetzt bin ich am Überlegen, das Buch doch bei KU einzustellen, einfach um noch ein bisschen Geld zu generieren, denn von meinen Ausgaben hab ich halt bisher nur einen Bruchteil wieder drin. Eigentlich widerstrebt mir KU, aber auf die möglichen Einnahmen (zumal bei Tolino nix geht), kann ich jetzt auch nicht einfach so verzichten ... ist halt blöd, weil man das Gefühl hat, dass man ohne nicht weit kommt :-\
Titel: Re: Amazons Kindle Unlimited
Beitrag von: Kaeptn am 07. Juli 2020, 10:11:56
Die Sorge, dass Tolino irgendwann aufgibt, habe ich auch. Denn dann können wir die 70% bei Amazon vergessen (und effektiv werden es ja auch immer weniger, weil man ja mehr und mehr Geld in Amazon-Werbung stecken muss). Tolino ist aber z.T. auch selbst Schuld, weil sie Selfies benachteiligen (Verkaufsrang nach Umsatz, nicht nach Anzahl, da hat man als 2,99 eBook natürlich gegen die großen Namen die für 9,99+ verkauft werden nie eine Chance) und keinerlei Werbemöglichkeit außer Preisaktion bieten.

Aber diese KU-Exklusivität treibt schon seltsame Blüten. Torsten Weitze, mit "Der 13. Paladin" ein megaerfolgreicher Selfpublisher, bietet derzeit Band 5-9 bei Tolino als eBook und nicht in KU an. 1-4 sind in KU und nicht bei Tolino. Wer Band 5-9 kaufen soll, wenn es 1-4 nicht gibt ... ?

MMn sollte ein Branchenverband da mal Klage einreichen. Ich glaube nicht, dass das rechtens ist, schon gar nicht wenn nur Selfies exklusiv sein müssen, Verlage aber nicht. Fragt sich nur, wer sich traut, sich mit A anzulegen.
Titel: Re: Amazons Kindle Unlimited
Beitrag von: Coppelia am 07. Juli 2020, 10:17:19
Edit: Habe hier definitiv im falschen Thread geschrieben (tut mir leid!) - haben wir einen, wo allgemeine Fragen zum Selfpublishing zugelassen sind?
Titel: Re: Amazons Kindle Unlimited
Beitrag von: Alia am 07. Juli 2020, 10:56:24
Wäre es eigentlich eine Alternative, für sich selbst einen Verlag zu gründen und bei Amazon dann über den die eigenen Bücher einzustellen?  :hmmm:
Ich weiß, dass Anja/Mella Dumont das gemacht hatte, aber sie kann ich leider nicht mehr fragen.  :'(
Titel: Re: Amazons Kindle Unlimited
Beitrag von: Coppelia am 07. Juli 2020, 10:58:51
Das hatte ich auch schon mal überlegt, aber jemand (Marta?) hatte mir gesagt, dass sich das überhaupt nicht rentiert. Die Gründe weiß ich allerdings nicht mehr.
Einen eigenen Verlag zu gründen, würde mich schon reizen (auch wenn es dann streng genommen immer noch Selfpublishing wäre).
Titel: Re: Amazons Kindle Unlimited
Beitrag von: Rumpelstilzchen am 07. Juli 2020, 11:05:55
Ich bin ein absoluter Fan von tolino, weil die einen verdammt guten Service haben und ich mich dort besser aufgehoben fühle. Allerdings habe ich auch komplett andere Erfahrungen gemacht und meine Bücher verkaufen sich dort wesentlich besser als über KDP. Ob ich zukünftig noch mal Bücher über KU anbiete, weiß ich nicht, da mir die Entwicklung dort immer mehr missfällt, auch der extreme Unterschied im Ranking von KU-Titeln und nicht KU-Titeln gefällt mir nicht. Das möchte ich eigentlich nicht weiter unterstützen.

Wenn es in dem Thread jetzt mehr um die persönlichen Erfahrungen geht, wäre es dann nicht sinnvoll, dass er ins SP-Board verschoben wird?