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Wenn der Zweifel an die Tür klopft

Begonnen von Alaun, 06. August 2009, 09:47:55

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Sunflower

Zitat von: Sprotte am 22. Januar 2015, 19:19:56
Ich bin ein Verfechter von "Geschichtenerzählen muß Spaß machen".

Das unterschreibe ich mal. Es gibt unter den Schreiberlingen ja grob eine Zweiteilung - eigentlich sind viele irgendwo dazwischen, aber wie auch immer: Es gibt die Plotter und die Bauchschreiber. Keins ist besser als das andere.
Plotter müssen sich erst einmal hinsetzen und ihre Geschichte ausfeilen, Kapitel und Szenen erstellen, seitenweise Charakterinterviews bearbeiten etc. etc. Ich bin so jemand, ich kann nicht schreiben, wenn ich nicht weiß, wo es hingeht. Ich plotte sogar Kurzgeschichten.
Dann die Bauchschreiber, die sich einfach erst einmal von ihrer Geschichte entführen lassen, ohne zu wissen, wohin die Reise geht. Und im Laufe des Schreibprozesses wird ihnen einiges klar. Bauchschreiber müssen ihre Geschichten von der Handlung her wohl einige Male überarbeiten (hat mir mal eine überzeugte Bauchschreiberin erzählt), weil ihnen z.B. erst am Ende einfällt, dass Charakter XY ja eigentlich der Antagonist ist ... oder so.
Und dann gibt es viele, die ein bisschen plotten und viel auf sich zukommen lassen, welche, die nur Charakterbögen ausfüllen und dann ihren Figuren über die Schultern sehen und mit ihnen die Geschichte erkunden ....

Man muss erst einmal herausfinden, mit welcher Arbeitsweise man sich am wohlsten fühlt. Beim Schreiben gibt es kein Richtig oder Falsch und Spaß ist normalerweise ein Indikator dafür, dass du eine für dich passende Weise gefunden hast. Mit dem strengen Plotten hat es keinen Spaß gemacht. Also ist es nicht deine Arbeitsweise. Jetzt versuch es mal mit dem Bauchschreiben, und wenn du merkst, dir fehlt etwas, kannst du wieder schrittweise auf das Plotten zugehen, bis du irgendwann deinen ganz eigenen Weg gefunden hast. :)
Ach - und ich weiß, dass Werke von Bauchschreibern nicht weniger komplex sind als die von Plottern. Es sind unterschiedliche Arbeitsweisen, aber die eine ist definitiv nicht besser oder anspruchsvoller oder irgendwas als die andere.
"Stories are, in one way or another, mirrors. We use them to explain to ourselves how the world works or how it doesn't work. Like mirrors, stories prepare us for the day to come. They distract us from the things in darkness."
- Neil Gaiman, Smoke and Mirrors

Snöblumma

Volle Zustimmung zu dem, was Sunflower sagt. Ich bin ja auch Kategorie Bauchschreiber, und der einzige Roman, den ich geplottet habe bis ins Detail, das ist auch bislang der einzige, den ich grandios gegen die Wand gefahren habe, einfach weil mir zwischendrin das Gefühl für die Figuren abhanden kam. Überarbeiten kann man ja immer noch später, was zählt ist der Spaß an der Sache und mit den Figuren. Ich will, während ich schreibe, gar nicht groß nachdenken, weder über den Plot noch über das Veröffentlichen oder sonst etwas, sondern einfach nur schreiben.

Das ist aber etwas, das jeder für sich rausfinden muss, und da kann es eben einfach mal passieren, dass man etwas gegen die Wand setzt beim ersten Versuch. Dann heißt es einfach nur: schütteln, anderen Plot nehmen, andere Arbeitsweise ausprobieren und an seinen Fehlern wachsen.  :rofl:

Sprotte


Lauren Mandrake

@Sprotte: Ja, das könnte tatsächlich der Grund sein. Auf eine Veröffentlichung setze ich es gar nicht an, also zumindest nicht in Verlagen. Eher so auf den Portalen wo ich schon seit 10 Jahren aktiv bin. Aber ja, geplantes Schreiben behindert mich stark - ein Grund warum meine Hausarbeiten an der Uni manchmal ziemlich wirr sind und ich trotz guten Argumenten Punkteabzug für "Kraut und Rüben" bekomme.

Ihr seid alle so super, danke  :knuddel: (Ah, wo ist denn der Gruppenumarmungssmiley? D:)

Ich habe heute beim Sport auch viel drüber nachgedacht und dachte: hey, schreib doch, dann isses eben wie deine Fanfictions: unberechenbar! Klar, irgendwann fängt man an, die roten Fäden die man angelegt hat, auch einzusammeln, aber meistens brauche ich so... drei, vier, oder auch zehn Kapitel bis ich dahin komme und manchmal bau ich auf einmal Charas ein, die nicht geplant waren und die ich dann wieder loswerden muss :D

Vielen Dank für euern Zuspruch, jetzt hab ich doch grade wieder Lust das Dokument zumindest mal wieder anzuschauen (was ich seit Dezember nicht mehr getan habe, weil "AAAAH!).

(insert the Gruppenkuschel-Smiley here, ich brauche den echt dringend in meinem Inventar!)

:knuddel: :knuddel: :knuddel: :knuddel:

Dumme Lauren, macht sich selber runter für unnötige Sorgen.  :pfanne:

Snöblumma

Zitat von: Lauren Mandrake am 22. Januar 2015, 21:44:06
manchmal bau ich auf einmal Charas ein, die nicht geplant waren und die ich dann wieder loswerden muss :D

Oder du schreibst einfach einen neuen Roman mit diesem Chara in der Hauptrolle und hast auf einmal eine Trilogie.   :rofl: So geht es mir jedenfalls regelmäßig...

Valkyrie Tina

Lauren, ich muss sagen, ich les deinen Beitrag, und denk nur immer wieder: joooo, normal!  :)

Du hast eine Superidee, fängst an, sie zu entwickeln, hast tausend weitere Ideen, alles spurdelt, ist neu und aufregend: normal!
Dann fängst du an zu schreiben, am Anfang geht es super, aber dann, nach einigen tausend Wörtern, kommst du zu einem Halt: normal!
Entweder fehlt dir gerade das technische Know How, wie weiterzumachen ist,
oder dir ist aufgefallen, dass die Version auf deinem Bildschirm so ganz anders ist wie das was du dir erträumt hast: Beides, leider, sowas von normal.  (Sogar der Meister Hemingway meinte: die erste Version von jedem Manuskript ist Scheiße)
Und dann kommen die Zweifel: solltest du dich überhaupt an sowas versuchen? Nicht besser was anderes, oder es ganz sein lassen. ich lass mal jemand anderes "normal sagen: http://nanowrimo.org/pep-talks/neil-gaiman
Und du hast das Gefühl, niemand versteht dich, und kann deine Probleme nachvollziehen. Leider ist auch das- du errätst es: normal.
Die gute Nachricht ist, dass es zu jedem dieser Punkte Lösungen gibt. Ich weiß jetzt nicht, an welcher Stelle deines Romans du bist. Hast du schon einen ersten Entwurf fertig? Wo genau liegen die Probleme?
Mein Tip wäre, erst mal eine Nacht drüber zu schlafen (Probleme schrumpfen über Nacht) und dann das ganze noch mal logisch und planmäßig anzugehen. Vielleicht magst du auch einen Thread bei "mein Roman" eröffnen. Dann kannst du uns die ganzen Probleme vorstellen und wir überlegen zusammen, was geht.
Du schaffst das. Wir sind da!  :knuddel:



Zitat von: Lauren Mandrake am 22. Januar 2015, 16:23:52
Ich muss mich auch noch mal kurz auskotzen bei euch :(

Seit November schreibsel ich an meinem Roman herum, war auch voller Elan und habe mir ein Magiesystem ausgearbeitet, plante diesen schönen Hybriden aus Liebesroman und Urban Fantasy. Ich war richtig elektrisch und hab geschrieben, geplottet und Charaktere ausgearbeitet. Aber jetzt ist mir aufgefallen, dass alles zu "kompliziert" ist... bzw für mich zu kompliziert. Ich habe ja Fanfiction geschrieben und da ging es einfach drauflos. Ich hab geschrieben worauf ich Bock hatte und habe denkbar wenig recherchiert oder recherchieren müssen, weil ich als Teenie über Teenie-Probleme geschrieben habe. Jetzt versuche ich mich an etwas, wo ich weiß, was passieren soll, und ich fing an zu recherchieren. Aber jetzt fang ich an zu zweifeln, ob ich nach fast vier Jahren überhaupt noch in der Lage bin, etwas anständiges zu Papier zu bringen oder auch: überhaupt mal was anständiges.

Ich traue mir schlichtweg nicht zu, etwas Gutes zu schreiben, etwas Ausgefeiltes, Spannendes. Etwas, das nicht nur aus Gefühlsduselei besteht. Manchmal sitze ich vor meinen Notizen und würde am liebsten alles wegwerfen, obwohl ich so unheimlich viel Bock auf meine Geschichte habe. "Meine" Charaktere liebe ich jetzt schon so.

Ich hab auch das Gefühl, bisschen alleine damit zu sein. Mein Freund interessiert sich nicht für meine Plots, weder für "Livia's Blood", noch für meinen noch namenlosen Roman über einen Trans*Mann. Und selbst wenn er sich interessierte, er ist kein Schreiberling.

Das ist doch blöd. Die Geschichte überwältigt mich...  :versteck:

Lauren Mandrake

#591
Liebe Valkyrie,

also im Moment bin ich noch bei der mickrigen Seite 25 und bisher ist gerade mal die Prota aufgetaucht. Ich stocke hauptsächlich daran, soviel Informationen wie ich mir schon zur den Chars überlegt habe, in bisher noch einen ungewissen Plot zu packen. Und ich befürchte einen derben Logikfehler im Magiesystem, aber ich komm nicht drauf. Ich kann noch keinen Beitrag in "Mein Roman" freischalten, dafür muss ich noch ein paar Beiträge verfassen *g* Aber da ich ja nicht rumspammen will, dauert's eben so lange wie es dauert. Vielleicht hab ich bis dahin auch die Ruhe wieder weg oder meinen Fehler gefunden, bzw. den Plot weitergeführt.
Aber da hier ja nicht die Roman-Section ist, plapper ich mal nicht zu viel rum, sonst wird's offtopic :)

Wenn dieses Gefühl allzu normal ist, sollte ich mich dran gewöhnen und versuchen, nicht immer gleich den Stift fallen zu lassen. Sondern ich reagier mich ab, denk noch mal genau drüber nach und dann geht's weiter!

/edit: ich kann doch ein Thema erstellen! Jetzt muss ich nur noch wissen ob's Sinn macht, in so einem mickrigen Stadium schon was einzustellen! :D

Entropy

@Lauren Mandrake: Ich finde es gut, dass du einen neuen Anfang wagen willst. Wenn du deine Charaktere liebst, dann würde ich an deiner Stelle die Geschichte einfach schreiben. Recherche ist in dieser Hinsicht eher nebensächlich, Logikfehler kannst du im Nachhinein immer noch ausbessern. Ich denke, man merkt, ob der Autor eines Buches mit seinen Charakteren im Einklang stand. Dann werden die Gefühle viel authentischer und belebter vermittelt, es entwickelt sich eine größere Nähe zu den Charakteren.

Ich habe zur Zeit ein anderes Problem, was das Schreiben betrifft. Ich kann mich nicht entscheiden, was ich zuerst schreiben soll und welcher Plot besser noch ein bisschen ruhen sollte, damit er ausgereifter wird. Nach meinen enttäuschenden Erfahrungen mit dem Bauchschreiben habe ich Angst meine Projekte unrettbar gegen die Wand zu fahren. Ich habe mir eigentlich vorgenommen mein Herzensprojekt vorerst ruhen zu lassen, weil ich mir noch nicht reif genug vorkomme, um es zu schreiben. Trotzdem ist es das Einzige, worauf ich mich im Moment ausreichend konzentrieren kann, wo ich mir sicher bin, nicht kompletten Müll zu schreiben. Bei den restlichen Projekten bin ich mir schrecklich unsicher, was Plot und Protagonisten betrifft. Jetzt kann ich jedenfalls überhaupt nicht mehr schreiben. Ich komme einfach nicht weiter, denn alles landet unmittelbar im Papierkorb. Charaktere, Plots, Ideen und Kapitelanfänge werden wöchentlich verschrottet und langsam habe ich keine Lust mehr auf den anwachsenden Stapel an Ideen, die mir zwar gefallen, aber bei denen ich nicht weiß, wie ich sie umsetzen kann. Ich komme mir gerade überhaupt nicht wie die Möchtegern-Autorin vor, die ich gerne sein würde, sondern wie eine Ideenschleuder, die längere Texte darüber schreibt, wie sehr sie das Schreiben nicht hinkriegt, anstatt wirklich etwas zu schreiben.  ::)

Sprotte

Dieser Wunsch nach Reife vor dem Schreiben ... Ich kenne das nicht, ehrlich.
Entweder die Geschichte ist reif zum Schreiben, oder sie ist es nicht. Mein Lieblingsspruch: Nur was geschrieben ist, kann überarbeitet werden.

Wie willst Du Dich schreiberisch weiterentwickeln, wenn Du nicht schreibst, Herausforderungen meidest, nicht wachsen willst, weil Du "noch nicht reif" bist?

Meinen ersten Roman habe ich - aus dem Bauch, angefüllt mit Enthusiasmus aber ohne die geringste Ahnung, worauf ich mich einlasse - mit 16 - 19 geschrieben. Ich habe unglaublich viel gelernt. Und den Roman 20 Jahre später neu geschrieben, weil die Teenagerversion einfach nur zum Weglaufen war. Aber ich hab das Ding geschrieben, ohne an so etwas wie Reife auch nur zu denken. Ich beherberge viele Schubladenromane, aber auch das ist okay. Weil die Lust am Geschichtenerzählen ungebrochen in mir pulsiert.

Macht Euch nicht klein, bevor ihr es nicht versucht habt. Ja, klar, man kann alles gegen die Wand fahren. Auch die Erfahrung habe ich gemacht. Einen Roman habe ich nur mit energischer Betahilfe retten können, einen anderen habe ich ins Asyl zu guten Freunden geschafft und dann von meiner Festplatte gelöscht. Aber ich habe es versucht.

Alana

@Lauren: Wenn mich die Komplexität einer Geschichte überwätligt, dann gehe ich immer zu den Figuren zurück. Ich überlege mir genau, wie ihre Charakterentwicklung verlaufen soll, auch für die Nebenfiguren. Das hilft mir meist schon, mehr Struktur reinzubringen und klarer zu sehen. Dann überlege ich, an was für Szenen ich die Entwicklung gut zeigen könnte. Die Infos, die ich mir ausgedacht habe, dienen dann meist im Hintergrund zum Ausschmücken oder als Werkzeuge, um etwas zu zeigen. Jeder macht das natürlich anders, aber mir hilft diese Methode sehr gut. :)

Du bekommst das hin, Lauren.  :knuddel:
Alhambrana

Entropy

Bisher habe ich auch nie wirklich über Reife nachgedacht. Ich habe einfach geschrieben, was ich gerade schreiben wollte. Letzlich habe ich allerdings jemandem von meinem Projekt erzählt und er meinte, dass es sich um ziemlich ernste Themen drehen würde und dass ich davon doch noch gar nichts verstehe. Da bin ich ins Grübeln gekommen. Und seitdem lässt mir der Gedanken keine Ruhe mehr.

Vielleicht stimmt es wirklich. Ich meide Herausforderungen beim Schreiben, weil ich Angst habe mich selbst zu enttäuschen und deswegen werde ich niemals weiterkommen. Ich versuche es andauernd, aber am Ende lerne ich nichts und dann gebe ich auf. Erbärmlich.

Lauren Mandrake

@Entropy: Dann sitzen wir ja grade auch etwas im selben Boot.
Nun ja, ernste Themen... da muss man einfach mit Fingerspitzengefühl angeht und wovon du keine Ahnung hast, dann lies dir Wissen an. Einfach pauschal sagen, "Das kannst du nicht, das ist ernst", das ist ja auch irgendwie nicht so die feine englische Art :/



Zu meiner Erleichterung hab ich grade zwei Seiten geschrieben und ich komm wieder rein.


Malinche

@Entropy: Ich kenne zwar das Gefühl, dass man sich noch nicht reif genug für eine Geschichte fühlt, und ich denke, es hat manchmal durchaus seine Berechtigung. Ich habe selbst vor Jahren mal eine Projektidee gehabt, die ich damals nicht umgesetzt habe (bis heute nicht), weil ich wusste, ich konnte dem Thema in jenem Moment nicht gerecht werden, ich muss dafür sowohl eine Menge recherchieren als auch handwerklich wachsen. In dem Fall war das auch die richtige Entscheidung, es muss nicht immer so sein. Aber es sollte auf jeden Fall aus einem selbst heraus kommen und nicht von anderen an einen herangetragen werden, wie es in deinem Fall klingt, Entropy.

Dein Herzensprojekt scheint jedenfalls nach dir zu rufen, und dann würde ich mich nicht von anderen verunsichern lassen. Lass dich nicht einschüchtern, auch nicht von deinen eigenen Zweifeln. Versuch es einfach. Wenn du merkst, dass du dich in eine Sackgasse geschrieben hast, kannst du noch immer abbrechen. Wenn du merkst, dass bestimmte Szenen und Entwicklungen einfach noch mehr Zeit brauchen, kannst du noch immer eine Pause machen. (Ich habe auch schon öfter den Fehler gemacht, dass ich Geschichten zu früh begonnen habe - da waren sie noch nicht reif genug.) Aber dafür musst du erst einmal anfangen.

Ich habe vor ein paar Monaten mit einem historischen Projekt begonnen, das gerade ruht, das ich aber sehr liebe, obwohl es unglaublich viel Recherche bedeutet. Und eine Zeitlang habe ich mir auch gesagt, ich sollte besser nicht anfangen, weil ich noch so viel dafür herausfinden muss. Aber dann hat es mir so in den Fingern gejuckt, dass ich es einfach getan habe, und letztlich habe ich bislang vor jedem Kapitel den gleichen Prozess durchlaufen - Zweifel, ob ich es schon kann, unbändiges Verlangen, es einfach zu versuchen, und dann doch das Schreiben. Das hatte für mich den Vorteil, dass ich im Schreibprozess fokussiert gesehen habe, wo ich innehalten und recherchieren muss, anstatt mich ganz unbestimmt in Recherchebergen zu vergraben. Es ist in deinem Fall sicher noch mal anders, weil es ja keine Frage der Recherche zu sein scheint, aber ich will auch nur darauf hinaus, dass man ein Projekt auch stückchenweise wachsen lassen kann - um stückchenweise selbst daran zu wachsen. Trau dich. :)
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Sunflower

#598
Zitat von: Entropy am 22. Januar 2015, 22:32:00
Vielleicht stimmt es wirklich. Ich meide Herausforderungen beim Schreiben, weil ich Angst habe mich selbst zu enttäuschen und deswegen werde ich niemals weiterkommen. Ich versuche es andauernd, aber am Ende lerne ich nichts und dann gebe ich auf. Erbärmlich.

:knuddel: Schreib, was du willst. Ich finde das soooo wichtig! Denk nicht darüber nach, wie kompliziert jetzt dieses oder jenes Projekt sein könnte, sondern geh es an. Versuch es einfach. Fahre es gegen die Wand. Nochmal. Und nochmal. Und irgendwann wirst du schon herausfinden, wo es hängt, oder wie du es noch besser machen kannst.

Und du lernst mit jedem Wort, das du schreibst. Nenne es nicht erbärmlich. Weißt du, als ich mit 16 in den TiZi gekommen bin, habe ich auch kurz danach den Nano mitgeschrieben, das erste längere Projekt. Dann habe ich es liegen gelassen, weil ich ein schrecklicher Überarbeitungsmuffel bin. Mit 18, letztes Jahr, habe ich mir das Projekt wieder angeschaut und weil ich da eben schon weiter war im Schreiben als mit 16, habe ich die ganzen Anfängerfehler gesehen. Das Projekt neu geschrieben. Und liegen gelassen.
Jetzt bin ich 19, in ein paar Monaten 20, und sehe mir das Projekt wieder an. Wenigstens ist es so weit, dass ich es überarbeiten kann. Aber ich muss vieles neu schreiben, teilweise habe ich haarsträubende Fehler gemacht und auch der Plot ist ... puuuh. Verbesserungswürdig. Das sehe ich jetzt und wenn ich mir in zwei Jahren die Version ansehen werde, die ich in den nächsten Monaten erstellen werde, dann werde ich vermutlich wieder die Hände über den Kopf zusammenschlagen.
Und das ist gut so. Ich merke, ich lerne. Jedes Jahr, selbst in den paar Monaten zwischen August 2014 und Januar 2015 kann ich wieder Veränderungen, Verbesserungen an meiner Schreibe feststellen.

Aber man lernt nur, wenn man auch schreibt. Erst einmal ist es völlig egal, was eigentlich, Hauptsache, man schreibt. Schreiben ist, abgesehen vom Lesen, wahrscheinlich das einzige, durch das man wirklich Schreiben lernen kann. Trau dich und schreib. Und warum nicht dein Herzensprojekt? Es macht dir Spaß und man wächst ja bekanntlich mit seinen Herausforderungen.
Was die Reife angeht, die kommt schon noch. Schreib die Geschichten, die du erzählen willst - ich verweise da mal auf meine Signatur, Mr. Gaiman drückt das unendlich viel besser aus als ich es kann. Und ja, ich habe das in meiner Signatur stehen, um mich selbst immer wieder daran zu erinnern. Ich habe nur einmal versucht, ein Projekt zu schreiben, das kein Herzensprojekt war und es nach 100 NS gegen die Wand gefahren.
Seitdem schreibe ich nur noch die Projekte, in die ich mich mit Herz und Seele verliebt habe.

Also: Trau dich!

Und @Tina, danke für den Link. Ich finde, Neil Gaiman sagt immer wieder ganz tolle Sachen über das Schreiben. Und sein Peptalk hat mir wirklich gut getan, denn wenn selbst ein solches Genie überwältigende Selbstzweifel hat ... Naja, es gehört wohl dazu. Wie er schreibt.

Edit: Ähnelt teilweise dem Post von Malinche.
"Stories are, in one way or another, mirrors. We use them to explain to ourselves how the world works or how it doesn't work. Like mirrors, stories prepare us for the day to come. They distract us from the things in darkness."
- Neil Gaiman, Smoke and Mirrors

Entropy

Zitat von: Malinche am 22. Januar 2015, 22:39:14Dein Herzensprojekt scheint jedenfalls nach dir zu rufen, und dann würde ich mich nicht von anderen verunsichern lassen. Lass dich nicht einschüchtern, auch nicht von deinen eigenen Zweifeln. Versuch es einfach. Wenn du merkst, dass du dich in eine Sackgasse geschrieben hast, kannst du noch immer abbrechen. Wenn du merkst, dass bestimmte Szenen und Entwicklungen einfach noch mehr Zeit brauchen, kannst du noch immer eine Pause machen.

Danke für deinen Zuspruch, Malinche! :) Ich werde versuchen meine Unsicherheit endlich über Bord zu werfen. Es brennt mir auf der Seele diese Geschichte zu schreiben und ich denke mittlerweile, ich sollte nicht mehr warten. Der Plot ist reif, ich habe mich noch bei keinem anderen Projekt den Charakteren so nahe gefühlt und der Anfang steht bereits. Ich liebe diese Idee und deswegen hatte ich das Bedürfnis, ich müsste das Beste aus mir herausholen. Daher habe ich überlegt, zuerst an einigen anderen Werken zu schreiben und Erfahrungen zu sammeln. Nach einigen Nachdenken habe ich nun beschlossen, mich wirklich zu trauen. Das Problem mit der Recherche kenne ich, aber in diesem Fall handelte es sich wirklich um die Themen an sich.

Zitat von: Sunflower am 22. Januar 2015, 22:45:08
Aber man lernt nur, wenn man auch schreibt. Erst einmal ist es völlig egal, was eigentlich, Hauptsache, man schreibt. Schreiben ist, abgesehen vom Lesen, wahrscheinlich das einzige, durch das man wirklich Schreiben lernen kann. Trau dich und schreib. Und warum nicht dein Herzensprojekt? Es macht dir Spaß und man wächst ja bekanntlich mit seinen Herausforderungen.

Ich weiß. Deswegen habe ich in den letzten Tagen auch massenweise gelesen, wenn ich schon nichts geschrieben habe. ;D Aber du hast natürlich recht, was die Herausforderungen betrifft. Der Plot hatte mich im Dezember allerdings so gefordert, dass ich fast verzweifelt bin. Das lag vermutlich daran, dass ich damals noch kontinuierlich geschrieben habe. Bei dem Wollen kann ich dir auch nur zustimmen. Wenn ich nicht vollkommen überzeugt von der Geschichte bin, dann kann ich sie nicht erzählen. Ich kenne zwar Neil Gaiman nicht - Ist das irgendwie eine Bildungslücke? - aber das Zitat ist wirklich schön und motivierend. :)