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Wenn der Zweifel an die Tür klopft

Begonnen von Alaun, 06. August 2009, 09:47:55

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Zit

#495
;D Kein Ding. Meine ellenlange Ausführung bezog sich auch eher auf Tinnues Äußerung. Ich wollte dir damit keinen Vorschlag machen, das Schreiben sein zu lassen. Geht mir ja auch nicht unbedingt anders. (Was, im Grunde, das Nervige ist: Ohne gehe ich auf Dauer auch kaputt bzw. mir fehlt eindeutig etwas, mit komme ich aber auch nicht zu potte. Mein größter Wunsch ist es im Moment, einen Roman von vorn bis hinten auch mal fertig zu haben und nicht immer nur rumzuplanen und Szenen zu schreiben, die blutleer sind oder am Ziel vorbei gehen. :omn:)
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Tinnue

ZitatOb beide, Mensch und Schreiben, nicht ohne einander können, mag ich aber etwas bezweifeln. Vll. hilft es manchmal auch, sich hinzusetzen und mal ehrlich darüber nachzudenken, ob einem eine Sache tatsächlich noch so wichtig ist, ob man sich nur einredet, dass sie wichtig ist, weil sie es ja immer so war und sie sich viel zu tief in das eigene Selbstbild eingegraben hat. Das heißt nicht, dass ich Coppi das Schreiben ausreden will.

@Zit: Oh entschuldige, jetzt hab ich dich auch übersehen. Mea Culpa. Naja, zumindest ich für mich kann die Frage mit "Geht nicht ohen" beantworten, und da ist jetzt der Gedanke der VÖ nicht mal an erster Stelle. Aber es war auch nicht so allgemein gemeint, dass ich es für alle so darstellen will. Sicher, manche werden, wenn sie lange darüber nachdenken, auch dazu kommen, dass es wunderbar ohne geht. Meine Äußerung bezog sich damit eher auf den Zustand, wenn das nicht so ist. Ich kann meine Kreativität zu Teilen lenken, manchmal lenkt sie aber auch mich. Mir hat es zumindest aus meiner Sicht heraus sehrt geholfen, mir das endlich einmal einzugestehen. Mein "Talent", meine Figuren und Ideen können und wollen einfach nicht imme so wie ich, weil sie ebenso wenig einer Maschien entspringen wie ich. Entschuldigt, falls das hier als allgemeingültige Regel von mir rüberkam.

Assantora

Zitat von: Coppelia am 20. Juli 2014, 16:28:39
@ Assantora
Ja, ich kann mich noch daran erinnern, dass es dir auch so ging. Allerdings kann ich deinem Post nicht so ganz entnehmen, ob du da jetzt wieder raus bist oder nicht. Ich hoffe, du konntest dem Loch entkommen.
Ich will ja eigentlich gar nicht auf Leistung schreiben - ich möchte bloß zum Spaß schreiben. Absurd, dass ich mich offenbar unter Druck setze, Spaß zu haben.
Das kannst du meinem Post nicht entnehmen, weil ich selbst noch nicht weiß, ob ich die Blockade hinter mich gelassen habe, oder nicht. Ich würde sagen, es ist 50:50, auf Messers Schneide also. Heute nichts geschrieben, weil mein Hirn gekocht wird und wie das in den nächsten Tagen wird, weiß ich nicht. Auch bin ich von meinem derzeitigen Projekt noch nicht so überzeugt.

Feuertraum

Der Zweifel klopft derzeit so richtig laut bei mir an der Tür.
Ich schreibe, und ich empfinde jedes Wort, jeden Satz, jeden Absatz als schlecht, so als würde ihn ein Kleinkind verfassen.
Wenn ich Bücher anderer Autoren lese, dann finde ich deren Schreibstil brilliant. Es kommt mir so vor, als ob ich ein Stück perfekt gewürztes Fleisch vor mir haben, und jeder Biss umschmeichelt meine Geschmacksknospen und lässt einen imaginären vor Freude den Wasserstrahl nur so rausschießenden Springbrunnen denken, der so voller Kraft ist und Energie ausstrahlt. Wenn ich dann meine Texte lese, habe ich da eher Knäckebrot und stilles Wasser.
Dabei möchte auch ich so gerne so schreiben können, dass die Worte wie Fontänen aus dem Springbrunnen den Himmel kitzeln.
Aber derzeit tröpfelt es.
Wird das je enden? Wird man irgendwann einen Zustand erreichen, dass man zufrieden ist mit seiner Arbeit?
Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...

Sanjani

Hallo Feuertraum,

allein der Beitrag, den Sie gerade verfasst haben, zeigt mir, dass hier eine völlige Fehleinschätzung Ihrer Fähigkeiten vorliegt. :) Den Vergleich finde ich genial! Mir hilft es bei so etwas, meine Gedanken nicht so ernst zu nehmen. Das muss man natürlich auch erst mal etwas üben, aber bei Russ Harris steht eine gute Distanzierungstechnik, die für uns Autoren total gut passt: Stellt euch vor, euer Gehirn erzählt euch Geschichten und ihr findet einen Titel für diese Geschichten. Z. B. die "Du bist ein lausiger Autor" Geschichte. Wenn dann solche Gedanken kommen, kann man sich sagen, ach hallo, da ist ja wieder die "Du bist ein lausiger Autor" Geschichte. Und weitermachen :) Es sind eben doch nur Geschichten. Das lästige ist nur, dass man den Vorleser oben im Stübchen nicht knebeln kann ;) Also vielleicht hilft es dann ja, ihn gut zu behandeln, damit er sich wohl fühlt und vielleicht dann einschläft, dann kann er auch nicht mehr vorlesen :)

LG und Kopf hoch

Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Fynja

#500
Zitat von: Feuertraum am 29. August 2014, 11:45:14
Es kommt mir so vor, als ob ich ein Stück perfekt gewürztes Fleisch vor mir haben, und jeder Biss umschmeichelt meine Geschmacksknospen und lässt einen imaginären vor Freude den Wasserstrahl nur so rausschießenden Springbrunnen denken, der so voller Kraft ist und Energie ausstrahlt. Wenn ich dann meine Texte lese, habe ich da eher Knäckebrot und stilles Wasser.

Allein dieser Vergleich gefällt mir so gut, dass ich mir sicher bin, dass Sie auf jeden Fall sehr viel besser schreiben können, als ein Kleinkind.  :D Vielleicht hilft es, beim Schreiben nicht darüber nachzudenken, sich zu sagen, dass sowieso alles überarbeitet werden muss - manche Texte mehr, manche weniger - und Abstand zum Text zu bekommen. Mir selbst geht es auch oft so, aber wenn ich meine Texte nach einigen Monaten dann wieder lese, finde ich sie zwar immer noch nicht perfekt, aber viel besser als ich in Erinnerung hatte.

ZitatWird das je enden? Wird man irgendwann einen Zustand erreichen, dass man zufrieden ist mit seiner Arbeit?

Ich fürchte, für die meisten Schriftsteller lautet die Antwort auf dieser Frage "Nein". Perfektion ist nun mal nicht oder sehr schwer erreichbar, aber das Gute daran ist, dass man sich mit jedem Text weiterentwickeln kann. Vielleicht hilft Ihnen der Gedanke, dass es den Autoren, deren Schreibstil Sie so bewundern, aller Wahrscheinlichkeit nach genau so geht? Das Ganze ist so subjektiv, und der Autor ist sich selbst immer der größte Kritiker - ich glaube, das ist eher das Problem.

EDIT: Sanjani, danke, diese Technik werde ich auch mal ausproberen, die klingt super!  ;D

Sanjani

Noch ein Gedanke: Will man Perfektion überhaupt erreichen? Klar, wenn ich einen Text xmal überarbeitet habe, möchte ich ihn natürlich gut finden, aber ich finde, das ist meist auch einigermaßen möglich. Aber perfekt, nee, danke, das würde ja heißen, dass man ein Level erreicht hat, wo alles super ist und man nie wieder was ändern wollen würde, weil alles "toll" wäre, und ich glaube, das schließt sich gegenseitig aus oder wäre zumindest für mich so langweilig, dass ich nie wieder was schreiben würde. Ich finde, das Spannende ist ja immer wieder aufs Neue, dass man sich mit dem Inhalt auseinandersetzen und ihn irgendwie möglichst gut auf Papier / in die Datei bannen muss. Wäre man perfekt, würde einem das ja keine große Mühe bereiten, und dann wäre es auch nicht mehr wirklich kreativ für mich. Also, lieber nicht perfekt, finde ich.

So, jetzt bin ich aber fertig für heute ;)
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

HauntingWitch

#502
Zitat von: Feuertraum am 29. August 2014, 11:45:14
Wird das je enden? Wird man irgendwann einen Zustand erreichen, dass man zufrieden ist mit seiner Arbeit?

Ich weiss nicht mehr, in welchem Zusammenhang, aber der Musiker Jack White sagte einmal, er habe Angst vor dem Tag, an dem er mit sich selbst zufrieden sein wird, denn das wird der Tag sein, an dem er aufhört, sich Mühe zu geben. ;) Was fand ich das beruhigend.

Ich denke, die totale Zufriedenheit gibt es nicht. Aber man kann soweit zufrieden sein, dass man ein "Ende" darunter setzen kann. Phasen, in denen einem alles schlecht vorkommt, kennen wir alle und es gibt zwei Möglichkeiten: Trotzdem weiter machen oder Pause einlegen. Feuertraum, ich weiss aus dem Brainstorming-Chat, dass Sie stets geniale Ideen haben. Wie Fynja schon sagte, allein Ihr Vergleich hier zeigt, dass Sie durchaus in der Lage sind, mit Sprache zu arbeiten und tolle Bilder zu erschaffen. Ich würde Ihnen vorschlagen, schreiben Sie das, woran Sie gerade sind, trotzdem zu Ende. Egal, wie bescheiden es Ihnen vorkommt, machen sie einfach weiter. Achten Sie zunächst nicht darauf, wie gut oder schlecht alles ist, sondern machen Sie es fertig. Und dann, legen Sie es für ein paar Wochen beiseite und schauen mit etwas Abstand noch einmal drüber. Es wird alles ganz anders aussehen, bestimmt.  :knuddel:

Der Vergleich mit anderen macht übrigens auch unglücklich, obwohl man das natürlich automatisch tut. Man hat immer das Gefühl, diesen tollen Autoren gehe alles so leicht von den Fingern. Ist das so? Wir wissen nicht, wie viele Stunden die vor dem PC sitzen und den Kopf auf die Tischplatte hauen, weil sie es für unzulänglich halten. Wir wissen nicht, für wie gut oder schlecht die ihr Werk selber halten. Wir wissen nicht, wie oft sie im Verlauf ihrer Arbeit daran gedacht haben, das Manuskript in die Tonne zu kloppen. Mir hilft es immer, zu schauen, was genau es ausmacht, das mich so fasziniert und mich dann darin zu üben. Wahrscheinlich werde ich nie so gut wie mein Lieblingsautor, aber ich kann daraufhin arbeiten und im Zuge dessen etwas ebenfalls Gutes erschaffen.  :)

Churke

Leonardo da Vinci konnte keine Fresken malen.
Er war immer unzufrieden und nie fertig, wollte das Gemalte immer verbessern. An manchen Bildern malte er Jahrzehnte herum. Bei einem Fresco geht das aber nicht.

Man vergleiche das mal mit Bob "We don't make mistakes here, just happy little accidents" Ross, der Pinsellegende des Nachtprogramms.

Zitat von: Sanjani am 29. August 2014, 12:03:58
Aber perfekt, nee, danke, das würde ja heißen, dass man ein Level erreicht hat, wo alles super ist und man nie wieder was ändern wollen würde, weil alles "toll" wäre, und ich glaube, das schließt sich gegenseitig aus oder wäre zumindest für mich so langweilig, dass ich nie wieder was schreiben würde.
Ein Text ist ja nicht sofort perfekt, das muss man sich jedes Mal mühsam erarbeiten.

Feuertraum, vielleicht wollen Sie in einem Stil schreiben, der Ihnen nicht liegt. Nach meinem Dafürhalten ist es selten ratsam, jemanden nachahmen und ihm hinterherlaufen zu wollen. Ich finde auch, dass Sie sehr individuell schreiben, da brauchen Sie sich nicht als Kupferstecher zu versuchen.

Miezekatzemaus

Feuertraum, ich gebe Churke Recht. Sie haben einen einzigartigen Stil, Sie schreiben gut. Wenn Sie anders schreiben wollen, dann müssen Sie es in Kauf nehmen, dass Sie Ihren Anforderungen nicht sofort genügen.
Bleiben Sie bei Ihrem Stil und probieren Sie anderes nebenher aus. Wenn Sie sich nur auf den anderen Stil festlegen, frustriert Sie jede Lücke und jedes Plotloch, jeder Satz, der Ihnen Ihres Erachtens nach nicht gelingt. Glauben Sie an sich. :knuddel:

Feuertraum

Hallo an Alle!

Vielen lieben Dank für die aufmunternden Worte. Die Idee, diesen negativen Gedanken den Anstrich einer Geschichte zu geben, sie zu betiteln und dann, wenn sie wieder mal auftaucht, einfach als Geschichte zu entlarven, finde ich ebenfalls sehr gut. Ich will es einfach mal ausprobieren.
In einem Punkt will ich allerdings ein schüchternes "Veto" einwerfen: Ich will niemanden kopieren. Ich schreibe immer so, wie ich es für richtig halte, auch wenn dass dann eben einzigartig (und somit vielleicht nicht unbedingt massenkompatibel) ist.
@ Zit: Das Beispiel des Musikers Jack White gefällt mir auch sehr gut. Danke, dass Sie es geschrieben haben.
Natürlich will und werde ich weiterschrieben. Vielleicht kommt der Tag, an dem dieser fiese kleine ekelige Madigmacher wieder verschwunden ist, früher, als ich denke. Und dann stürze ich mich wieder mit "spitzer Feder" in die Überarbeitungsschlacht.

LG und noch einmal Dankeschön an Alle  :gruppenknuddel:
Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...

HauntingWitch

Zitat von: Feuertraum am 29. August 2014, 21:24:55
@ Zit: Das Beispiel des Musikers Jack White gefällt mir auch sehr gut. Danke, dass Sie es geschrieben haben.

*räusper* Ähm, das war ich. :psssst: Aber freut mich, wenn es Sie aufheitert. :)

yvilis

Kann man Schreibblockkade gleichsetzen mit: ,,Ich will nicht zu Ende schreiben?"
Bei mir ist es momentan so, dass ich mit dem Buch fast fertig bin. Die Handlungen und auch die Worte sind in meinem Kopf, aber immer, wenn ich mir vornehme weiterzuschreiben, überarbeite ich lieber die anderen Kapitel. Es ist, als will ich nicht, dass es zu Ende ist. Kann mir jemand folgen?
Sind das Selbstzweifel? Ich hab keine Ahnung.
Kennt ihr dieses Gefühl?
Natürlich möchte ich mit dem Roman fertig werden, stehe mir aber irgendwie selber im Weg.  :wums: So kommt es mir zumindestens vor.
Was macht ihr in so einer Situation?

Angela

Zitat von: yvilis am 30. August 2014, 18:19:28
Kann man Schreibblockkade gleichsetzen mit: ,,Ich will nicht zu Ende schreiben?"
Bei mir ist es momentan so, dass ich mit dem Buch fast fertig bin. Die Handlungen und auch die Worte sind in meinem Kopf, aber immer, wenn ich mir vornehme weiterzuschreiben, überarbeite ich lieber die anderen Kapitel. Es ist, als will ich nicht, dass es zu Ende ist. Kann mir jemand folgen?
Sind das Selbstzweifel? Ich hab keine Ahnung.
Kennt ihr dieses Gefühl?
Natürlich möchte ich mit dem Roman fertig werden, stehe mir aber irgendwie selber im Weg.  :wums: So kommt es mir zumindestens vor.
Was macht ihr in so einer Situation?

Mir geht es ein wenig ähnlich. Ich muss etwas in meinem Buch ändern, was ich aber eigentlich nicht ändern will. Also drücke ich mich drum herum und tu mir selbst leid. Blöd. Irgendwann geb ich mir dann hoffentlich einen Tritt und zwing mich, wenn ich sauer genug auf mich geworden bin.
So lange schreib ich an etwas anderem, was mir leider überhaupt nicht liegt, was ich aber versuchen möchte ...  :brüll:

Miezekatzemaus

:knuddel: Das ist schwierig, ihr beiden. Ich würde in einer solchen Situation - auch, wenn ihr das vielleicht schon macht - die letzten hundert Seiten lesen und nachdenken, ob mich etwas daran stört. Wenn es das ist, dann versucht, das Problem aus der Welt zu schaffen, wenn es das nicht ist, dann könnte es daran liegen, dass ihr euch nicht von dem Roman trennen wollt.
In diesem Fall würde ich ihn liegen lassen, damit ihr etwas Abstand gewinnt. Auch, wenn er dann später beendet wird - er wird dann zumindest beendet werden. :)