• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

[Rassismus in den USA][Jazz] Wie stellt man Rassismus korrekt dar?

Begonnen von Lorelei, 07. Februar 2021, 20:19:44

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Lorelei

Ich schreibe einen Vampirroman, und zwar momentan eine Szene, die im Jahr 1950 spielt. Einer meiner Vampire ist großer Jazz-Fan. In einem Club in New York wohnt er einem Auftritt von Ella Fitzgerald bei. Er selbst ist weiß, die Clubbesitzerin, eine Bekannte von ihm, ist ebenfalls weiß. Ich stelle mir vor, dass die Clubbesitzerin die Sängerin an ihren Tisch einlädt, ihr Champagner ausgibt und Smalltalk betreibt. Aber es fällt mir sehr schwer, das in Bilder und einen Dialog zu verwandeln, weil das zeitlich und geografisch so weit weg ist.
Mir ist bewusst, dass Musik teilweise die Hautfarbe vergessen ließ, mir ist auch klar, dass Rassismus in New York wohl anders aussah, als im Süden der USA. Die Fitzgerald war damals bereits berühmt. Trotzdem wurden 1954 Bandmitglieder von ihr von Pan-Am aus dem Flieger geworfen, obwohl sie erster Klasse Tickets besaßen (später verklagten sie die Fluglinie erfolgreich). Rassismus war also wohl an der Tagesordnung.

Meine Szene wird nur ein oder zwei Seiten lang sein und Rassismus ist nicht das Thema des Buches. Ich will aber auch nicht, dass die Szene unrealistisch wird. Jetzt meine Frage: kennt sich jemand mit der Epoche bzw. dem Leben der Künstlerin aus? Ist es eine realistische Einschätzung, dass die Künstlerin trotz ihres Erfolges gegenüber der Clubeigentümerin nervös wäre. Dass die Sängerin fürchten müsste, dass die Weißen auf der anderen Seite des Tisches am längeren Hebel sitzen und ihr das Leben schwer machen könnten?

Wie kann ich das prekäre Thema streifen? Ich will niemanden marginalisieren und Rassismus auch nicht verharmlosen...

Nikki

Ich würde dir raten Biographien von Schwarzen Personen aus diesem Zeitraum und dieser Gegend zu lesen, so hast du Erfahrungsberichte aus erster Hand.

ZitatMeine Szene wird nur ein oder zwei Seiten lang sein und Rassismus ist nicht das Thema des Buches.

Du fragst zwar konkret wegen einer Szene, aber ich lege dir ans Herz, Rassismus nicht als ein Element zu betrachten, das man nach Belieben beachten oder ignorieren kann. Rassismus funktioniert strukturell, ist immer da, auch wenn er nicht für alle gleichzeitig in derselben Intensität spürbar ist. Rassismus muss nicht das Thema deiner Geschichte sein, um die Handlung und die Figuren maßgeblich zu beeinflussen.

Ich würde dir das Buch exit Racism von Tupoka Ogette empfehlen, um ein Gespür als weiße Person zu entwickeln, wie es ist, systematisch aufgrund der Hautfarbe diskriminiert zu werden.

Mondfräulein

Da kam Nikki mir zuvor, ich hätte auch empfohlen, konkret nach Biographien von Ella Fitzgerald zu suchen, um herauszufinden, wie sie in dieser Situation behandelt worden wäre. Vielleicht kannst du auch Biographien anderer schwarzer Künstler*innen lesen, die in diesem Zeitraum in den USA gelebt und gearbeitet haben. Die Frage ist zwar sehr spezifisch, aber ich glaube, dass man viel Hintergrundwissen braucht, um so eine Szene realistisch schreiben und im Kontext des Romans einordnen zu können. Aber gerade afroamerikanische Musiker*innen, die in diesem Zeitraum gewirkt haben, waren in letzter Zeit häufig das Thema diverser Filme und Serien. Im englischsprachigen Raum wirst du deshalb bestimmt einiges finden, was du lesen kannst. Im deutschsprachigen Raum könnte es schwieriger werden. Mir fällt noch Green Book ein. Da geht es zwar konkret um die Südstaaten und ein Spielfilm ist zur Recherche definitiv nicht geeignet, aber vielleicht gibt es Listen mit Büchern, die zu diesem Thema empfohlen werden. Immer, wenn ein Film rauskommt und viele über ein bestimmtes Thema reden, nutzen Verlage das um Bücher zum Thema herauszubringen oder zu bewerben.

Lorelei

Dankeschön. So eine Buchempfehlung ist ein guter Anfang.
Ich habe schon online recherchiert, aber das Wissen hilft nicht unbedingt bei der Umsetzung der Szene. Und tatsächlich sollte der Aufwand in vernünftigem Verhältnis zur Szene stehen - wenn das Buch noch in diesem Jahrtausend fertig werden soll...  :versteck:

Nikki

Das von mir empfohlene Buch ist recht dünn  ;)

Meine Meinung am Rande über die Darstellung von Rassismus: dich zu sensibilisieren, was Rassismus, Diskriminierung, Stigmatisierung usw. betrifft, ist Gold wert. Jetzt konkret ist dein Anliegen nur eine Szene, doch auf lange Sicht wird es dir viel nützen, dich in den Diskurs einzuarbeiten, weil es deine Empathie schult und dir hilft gesellschaftliche Zusammenhänge klarer zu sehen. Das jetzt mal als rein handwerklicher Input im Hinblick auf das Schreiben.

Kraehe

#5
Zitat von: Nikki am 07. Februar 2021, 20:28:36
Du fragst zwar konkret wegen einer Szene, aber ich lege dir ans Herz, Rassismus nicht als ein Element zu betrachten, das man nach Belieben beachten oder ignorieren kann. Rassismus funktioniert strukturell, ist immer da, auch wenn er nicht für alle gleichzeitig in derselben Intensität spürbar ist. Rassismus muss nicht das Thema deiner Geschichte sein, um die Handlung und die Figuren maßgeblich zu beeinflussen.
Da hat Nikki vollkommen recht. Genauso wie bei:

Zitat von: Nikki am 07. Februar 2021, 20:52:32
Meine Meinung am Rande über die Darstellung von Rassismus: dich zu sensibilisieren, was Rassismus, Diskriminierung, Stigmatisierung usw. betrifft, ist Gold wert. Jetzt konkret ist dein Anliegen nur eine Szene, doch auf lange Sicht wird es dir viel nützen, dich in den Diskurs einzuarbeiten, weil es deine Empathie schult und dir hilft gesellschaftliche Zusammenhänge klarer zu sehen. Das jetzt mal als rein handwerklicher Input im Hinblick auf das Schreiben.

Dich damit auseinanderzusetzen wird dich generell weiterbringen. Nicht nur beim Schreiben, auch in deinem Alltag und als Mensch.

(Du solltest dir womöglich auch im Nebeneffekt bewusst darüber werden, welchen -ismen und speziell auch rassistischen Denkmuster deine Vampirprotaginist*innen verinnerlicht haben, und wie sie das in ihrem Werdegang beeinflusst oder generell agieren lässt. Rassismus wird nicht nur in den 1950ern in den USA präsent sein, auch wenn wir hier gerne so tun, als wäre das ein Problem von "da drüben" oder "früher". Man muss sich dafür nur trauen, die Linse auch in anderen Settings draufzuhalten und diese Momente oder kurzen unagenehmen Einsichten zulassen.)

Zitat von: Lorelei am 07. Februar 2021, 20:36:44
Ich habe schon online recherchiert, aber das Wissen hilft nicht unbedingt bei der Umsetzung der Szene.
Dann musst du deine Suche vielleicht ein bisschen verlagern. Es gibt im Netz viele Blogs und Twitteraccounts von BI_PoC, die dir vielleicht nicht die historische Akkuratesse für deine exakte Szene liefern (okay, manche eben doch, weil sie sich das darüber Aufklären zur Aufgabe gemacht haben), aber in jedem Fall noch sehr ausführlich darüber schreiben, bloggen und aufklären, was sie heutzutage noch an Rassismus erleben, sowohl im amerikanischen als auch im deutschen Raum. Natürlich erfordert das ein bisschen Zeit und Einarbeitung, aber es lohnt sich, wie gesagt, auch über die Recherche für eine Szene hinaus.

Zitat von: Lorelei am 07. Februar 2021, 20:36:44
Und tatsächlich sollte der Aufwand in vernünftigem Verhältnis zur Szene stehen - wenn das Buch noch in diesem Jahrtausend fertig werden soll...  :versteck: 
Ich verstehe den Wunsch nach wenig Arbeitsaufwand zwar, aber wenn du die Szene authentisch schreiben, dabei auch wirklich was lernen und das gut umsetzen willst (und das wäre der einzig korrekte Ansatz), wirst du vermutlich einfach ein wenig Zeit investieren müssen.
Wenn ich mal so frei sein darf, zitiere ich dazu einen älteren Beitrag von dir, in dem du diesen Standpunkt zu anderen Recherchethemen ja auch vertreten hast:

Zitat von: Lorelei am 10. August 2019, 09:48:44
Bei solchen Gelegenheiten recherchiere ich ewig [...]. Ich brauche also etwas, das ich in die Hand nehmen kann und mich nicht in die Pampa führt...

Gibt es für die europäische Nachkriegszeit so ein Buch wie "What Jane Austen ate and Charles Dickens knew"? (Brilliantes Buch übrigens, das unglaublich viel Material über das 19. Jahrhundert liefert.)
[...]
Und kann mir jemand ein gutes Buch empfehlen, das sich mit der gesellschaftlichen Rolle der Frau in den letzten 100 Jahren befasst, aber vor allem konkrete Beispiele enthält, und nicht irgendwelche politischen Lanzen brechen will?

Um dir auch für diese Recherche was zum in die Hand nehmen zu geben, kommen hier meine Topp drei Lesetipps für diese Fragestellung:


  • Josephine Baker: The Hungry Heart: Biographie von Josephine Baker (1906-1975), die als Musikerin und WoC zu einer ähnlichen Zeit wie von dir recherchiert mit Sicherheit ähnliches erlebt haben dürfte, wie du es schildern möchtest. Ich habe das Buch leider noch nicht selbst gelesen, aber schon mehrfach sehr ans Herz gelegt bekommen, und werde es demnächst noch in Angriff nehmen.
  • Alice Hasters: Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen aber wissen sollten: Der Titel ist Programm, und m.E. ist das Buch aktuell ein Must-read. Aus diesem Buch kann viel über Alltagsrassismus und auch die dahinterstehenden Mechanismen und Historien gelernt werden.
  • Mohamed Amjahid: Unter Weißen: Das wird ein wenig Transferleistung für deine Szene erfordern, aber es beleuchtet sehr gut, was es heißt, als PoC unter Weißen zu leben, Token zu sein, wo die Grenzen der Integration in den Köpfen liegen ... man kann daraus sicher extrapolieren.

Der Film Green Book ist auch schon genannt worden, und den würde ich dir auch als Recherche ans Herz legen. Leider fokusiert er sehr stark auf den weiß gelesenen italienisstämmigen Protagonisten, und der schwarze Don Shirley wird damit ergo zur Nebenfigur, um Tony Platz für Charakterentwicklung (auf seine Kosten) zu geben. Nichtsdestotrotz sind die Probleme und der offene Rassismus, denen Don Shirley als bekannter und geachteter (nur eben auch schwarzer) Musiker begegnet, sehr eindrücklich und schmerzlich dargestellt, und können dir ein plastisches Gefühl vermitteln.

Nikki

ZitatMohamed Amjahid: Unter Weißen: Das wird ein wenig Transferleistung für deine Szene erfordern, aber es beleuchtet sehr gut, was es heißt, als PoC unter Weißen zu leben, Token zu sein, wo die Grenzen der Integration in den Köpfen liegen ... man kann daraus sicher extrapolieren.

Danke für den Tipp, das Buch kannte ich noch nicht! :vibes: Alice Hasters' Buch gibt es übrigens auch als Hörbuch auf Spotify und kann ich nur empfehlen. Die Autorin ist bemüht darum, gleichsam eigene Erfahrungen sowie Einblicke in den rassistischen Diskurs zu geben. Wirklich empfehlenswert.

Lorelei



Das Buch lese ich bereits. Danke. :) Aber der Tip mit der Biographie von Josephine Baker ist wirklich gut, danke.
Mein Hauptproblem ist die wirklich sehr genaue Lokalisierung der Szene: New York, 1950, Musik-Business. Allgemein setze ich mich mit dem Thema schon länger auseinander, auch beruflich.

Danke an alle für eure ausführlichen Antworten.

Magineer

#8
Ist vielleicht etwas zu spät für eine Antwort, aber weil ich die Frage gerade gesehen habe und letzte Woche (ja, ich war spät dran) erst die erste Staffel von "Lovecraft Country" gesehen habe: Das wäre ein guter Tipp, um etwas Gespür für die Zeit und die Szene zu bekommen. "Lovecraft Country" mischt das schwarze Leben in den amerikanischen 1950ern mit Horror/Fantasy, also wenn dir das nicht zu fantastisch ist, schau auf jeden Fall mal rein. Die Serie weicht ein wenig von Matt Ruffs Romanvorlage ab, aber die Schöpferin, Misha Green, hat vorher bereits mit "Underground" einen bedeutenden Serienbeitrag zur schwarzen Geschichte geleistet, und "Lovecraft Country" ist hochpräzise in seinen Recherchen. Spielt 1955, also fünf Jahre später als du eigentlich wolltest, aber die Jim-Crow-Gesetze zur Rassensegregation galten in den USA ja bis 1965, also hat sich an dem Verhältnis im Zusammenleben noch nichts geändert. Die Serie spielt vorrangig in Chicago (mit Ausflügen u.a. nach Boston und New England), aber die Situation dort war nur wenig entspannter als im Süden und der alltägliche Rassismus und insbesondere die Rechtlosigkeit von Menschen mit anderer Hautfarbe ist in der Serie dauerpräsent. Eine der Hauptfiguren singt nebenberuflich in Bars (die teilweise auch als "Attraktion" von Weißen besucht wurden), und die Anspannung wird schon recht deutlich dargestellt. Im Großen und Ganzen bekommst du in den zehn Folgen einen tiefen Einblick in die Zeit und die Atmosphäre, die dort vorherrschte - vielleicht hilft dir das ja bei deiner Recherche oder einem glaubhaften Worldbuilding auch weiter.
"In the midst of winter, I found there was, within me, an invincible summer." (Albert Camus)

Magineer

#9
Edit: Doppelpost.
"In the midst of winter, I found there was, within me, an invincible summer." (Albert Camus)

Valkyrie Tina

Ich habe vor ein paar Monaten eine Doku über Sammy Davis Junior gesehen, wo es auch um Rassismus ging. Vor allem um diesen Doppelstatus du bist Weltstar/ aber gleichzeitig wirst du rassistisch abgewertet. Was ganz klar rausgestellt wurde: das war in seinem Leben immer und in jedem Augenblick präsent.

Finde den Link nicht mehr (das wäre sowieso schwedisches Programm gewesen). aber vllt findest du da was auf youtube?

Lorelei

Zitat von: Valkyrie Tina am 06. März 2021, 15:42:43
Ich habe vor ein paar Monaten eine Doku über Sammy Davis Junior gesehen, wo es auch um Rassismus ging. Vor allem um diesen Doppelstatus du bist Weltstar/ aber gleichzeitig wirst du rassistisch abgewertet. Was ganz klar rausgestellt wurde: das war in seinem Leben immer und in jedem Augenblick präsent.

Finde den Link nicht mehr (das wäre sowieso schwedisches Programm gewesen). aber vllt findest du da was auf youtube?

Das passt natürlich sehr gut! Danke!
Ich habe diesen Link
https://programm.ard.de/TV/arte/die-vielen-leben-des-sammy-davis-jr-/eid_28724730354850
gefunden. Vielleicht ist das die Sendung, an die du dich erinnerst?

Lorelei

Zitat von: Magineer am 06. März 2021, 15:26:36
Ist vielleicht etwas zu spät für eine Antwort, aber weil ich die Frage gerade gesehen habe und letzte Woche (ja, ich war spät dran) erst die erste Staffel von "Lovecraft Country" gesehen habe: Das wäre ein guter Tipp, um etwas Gespür für die Zeit und die Szene zu bekommen. "Lovecraft Country" mischt das schwarze Leben in den amerikanischen 1950ern mit Horror/Fantasy, also wenn dir das nicht zu fantastisch ist, schau auf jeden Fall mal rein. Die Serie weicht ein wenig von Matt Ruffs Romanvorlage ab, aber die Schöpferin, Misha Green, hat vorher bereits mit "Underground" einen bedeutenden Serienbeitrag zur schwarzen Geschichte geleistet, und "Lovecraft Country" ist hochpräzise in seinen Recherchen. Spielt 1955, also fünf Jahre später als du eigentlich wolltest, aber die Jim-Crow-Gesetze zur Rassensegregation galten in den USA ja bis 1965, also hat sich an dem Verhältnis im Zusammenleben noch nichts geändert. Die Serie spielt vorrangig in Chicago (mit Ausflügen u.a. nach Boston und New England), aber die Situation dort war nur wenig entspannter als im Süden und der alltägliche Rassismus und insbesondere die Rechtlosigkeit von Menschen mit anderer Hautfarbe ist in der Serie dauerpräsent. Eine der Hauptfiguren singt nebenberuflich in Bars (die teilweise auch als "Attraktion" von Weißen besucht wurden), und die Anspannung wird schon recht deutlich dargestellt. Im Großen und Ganzen bekommst du in den zehn Folgen einen tiefen Einblick in die Zeit und die Atmosphäre, die dort vorherrschte - vielleicht hilft dir das ja bei deiner Recherche oder einem glaubhaften Worldbuilding auch weiter.

Das klingt sehr interessant. Vielen Dank!!!

Fenrir

also wenn du das Thema nur mal streifen willst... dann macht die Szene so ja eigentlich schon Sinn, vielleicht würde Ella dann ob des plötzlichen Champagnerregens mit einer sarkastischen Bemerkung reagieren, die je nach Laune auch entsprechend heftig ausfallen könnte. Auf 1, 2 Seiten wirst du das Thema kaum behandeln können.

Sparks

Zitat von: Lorelei am 07. Februar 2021, 20:19:44
Mir ist bewusst, dass Musik teilweise die Hautfarbe vergessen ließ, mir ist auch klar, dass Rassismus in New York wohl anders aussah, als im Süden der USA. Die Fitzgerald war damals bereits berühmt. Trotzdem wurden 1954 Bandmitglieder von ihr von Pan-Am aus dem Flieger geworfen, obwohl sie erster Klasse Tickets besaßen (später verklagten sie die Fluglinie erfolgreich). Rassismus war also wohl an der Tagesordnung.

Ich bin auch etwas spät dran. Trotzdem eine Bemerkung:

Die Sklaverei hatte neben dem Rassismus bis in das erste Viertel des 20. Jahrhunderts eine direkte Fortsetzung in Form von "Convict Leasing".
Wikipedia Artikel dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/Convict_Leasing 

Auf das Thema bin ich über Umwege gekommen, als sich ein amerikanischer Geschäftspartner einer Firma in der ich arbeitete, darüber wunderte, das die Firma in der ich damals arbeitete hier in Deutschland nichts in Gefängnissen fertigen ließ. Das ist in den USA weit verbreitet, und eins der Geschäftsmodelle seiner Firma bestand darin, bestimmte Messgeräte zusammen mit qualifiziertem Personal an Gefängnisse bzw. an Firmen, die in Gefängnissen fertigen lassen zu vermieten, um dort Qualitätskontrollen der gefertigten Waren durchzuführen.  Nach seiner Aussage würde ein erheblicher Anteil der amerikanischen Fertigung in Gefängnissen durchgeführt.

Das könnte letztlich auch ein Grund sein, dass man dort zusieht, so viele Leute wie möglich möglichst lange ins Gefängnis zu bekommen. Auch wenn Convict Leasing nicht mehr existiert, hat Gefangenenarbeit dort immer noch einen sehr hohen Stellenwert und ist ein Wirtschaftsfaktor.

Aus Gründen des strukturellen Rassismus sind Farbige davon stärker betroffen als Weiße, und aktuell sind es eben auch zunehmend südamerikanische Immigranten, die neben einer quasi rechtlosen Lage außerhalb der Gefängnisse auch dort hinein geraten.

Die vielen Lebenslänglichen dort kommen auch zu einem erheblichen Anteil aus dem Three-Strikes-Law. Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Three-strikes_law
Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Depression